NudelTante Angehörige möchten lieber alles geheim halten!

  • Liebe Nudeltante,

    ich drück Dich virtuell ganz fest und schicke Dir viele Trösterchen.......

    Dein ganzes Leid kann ich sehr gut nachfühlen, ging es mir doch genauso, als ich die erneuerten Rückfälle meines Mannes nach längerer Abstinenz wahrnahm.

    Seine Therapeutin....."ja, sie gehören zur lebenslangen Suchtbewältigung dazu und sind kein Beinbruch!"

    Ich wusste es anders.....das Resultat kennst Du ja.

    Was soll ich Dir jetzt raten.....schwierig....ich würde Dir so gerne ganz viel Hoffnung, Mut und Glauben schicken.....aber das zarte Pflänzchen des Vertrauens ist schon wieder zerstört, bevor es sich überhaupt zu einer starken, wurzelnden Pflanze entwickeln konnte.

    Die Frage ist, was möchtest Du, was kannst Du weiter mittragen, ohne Dich nicht wieder selbst zu verlieren?

    Jetzt wird bestimmt erst einmal Dein Gedankenkarussell rattern.......nimm Dir Zeit für Dich, die neue Situation zu verarbeiten..........schau auf Dich!

    Lass die weitere Suchtbewältigung ganz allein in den Händen Deines Mannes und achte auf Deine Selbstfürsorge!


    Wünsche Dir von Herzen alles erdenklich Gute!

    Liebe Grüße,

    Christrose

    Einmal editiert, zuletzt von Christrose (5. April 2022 um 23:45)

  • Liebe Nudeltante, es tut mir so leid, dass deine Hoffnungen enttäuscht wurden und das dein Sohn gemeinsam mit euch in dieser Spirale fest hängt. Für dich ist es hart, für ihn wird eine Welt zusammen gebrochen sein. Was das mit einem Kind macht, was für Weichen da für seine Zukunft gestellt werden, wer kann das schon ermessen.

    Viel Kraft wünsche ich dir und ganz viel Mut! Lea

  • Guten Morgen liebe Nudeltante,

    erstmal tut es mir leid, dass Du so eine Enttäuschung in Dir haben musst. Hast Du das Gefühl, dass es das erste Mal war, dass er etwas getrunken hat nach der Klinik? Ich frage es deshalb, weil Du beschreibst, dass Du ihn beobachten musstest um Dir Deiner Wahrnehmung sicher zu sein und dass, obwohl er ja offensichtlich so viel getrunken hatte, dass ihr sogar eine Kotz-Tüte mitgenommen habt. Das deutet ja daraufhin, dass er deutlich mehr getrunken haben muss, als ein Energie mit Alkohol. Deshalb frage ich mich natürlich, wenn er seinen Zustand so gut verbergen konnte, dass es zunächst nicht ganz so offensichtlich für Dich war, obwohl er dann später doch schwankend und mit Kotz-Tüte bewaffnet war, ob Dir vielleicht die ein- oder andere Situation, in der er vielleicht "nur" wenig getrunken hat, Dir durch die Lappen gegangen sein könnte sozusagen.

    Du denkt jetzt vielleicht, das spielt doch gar keine Rolle, wieso reitet sie da jetzt drauf rum. Aber ich finde schon, dass es einen Unterschied macht,

    ob man - kaum zu Hause angekommen - wieder in sein altes Muster fällt oder ob es sich um eine einmalige Sache handelt.

    Wobei ich - so leid es mir tut - auch sagen muss, dass ich es auch ziemlich entscheidend finde, dass er nicht von sich aus gesagt hat, dass er einen Rückfall hatte und handeln möchte, um wieder sofort auf den richtigen Weg zu gelangen. Du hast ihn quasi ja erst in die Richtung getrieben, indem Du ihn erwischt hast.

    Du merkst, ich bin da echt hin- und hergerissen. Ich finde nämlich keineswegs, dass ein Rückfall bei der Erkrankung dazugehört, wie Therapeuten es oftmals sagen. Natürlich kann das passieren, sollte es aber nicht und muss es auch nicht.

    Ich erinnere mich noch an eine Dame aus meiner Gruppe, die in der Zeit, wo ich dort war, insgesamt 3 Rückfälle hatte und jedes Mal hinterher freudestrahlend erzählte, dass sie ja glücklicherweise den Weg jetzt wieder hergefunden hat und "Rückfälle ja nun mal dazugehören". Na super. Mit der Einstellung bin ich nicht trocken, das ist meine Meinung.

    Dann kann ich nicht sagen "Ich lebe abstinent und bin trocken/nüchtern".

    Da kann ich höchstens sagen "Ich saufe nur noch 4 Mal im Jahr".

    Wie es bei Deinem Mann nun weitergeht, können wir alle natürlich nicht wissen. Wie es IN IHM aussieht, weiß nur ER. Wie es in der Klinik war. Was bei ihm wirklich nicht nur angekommen ist, sondern was er auch von Herzen möchte. Ob er letztendlich nur trocken sein möchte, damit er seine Familie nicht verliert oder ob er es wirklich, ganz wirklich von selbst möchte. Du kannst nicht in ihn hineinsehen.

    Als ersten Gedanke hatte ich vorhin, als ich das gelesen habe "Das ist der typische Nachteil dieser Therapie in der Klinik. Kaum aus der Käseglocke wieder raus, im normalen Alltag angekommen, ist die Versuchung groß".

    Aber das finde ich bei Euch eigentlich gerade nicht. Denn ihr stellt Euch ja auf ihn ein. Da ist es ja nicht so, dass er nach Hause gekommen ist und Du erstmal schön mit einem Glas Wein vor dem TV gehockt hast oder ihr als erstes mal zu einer Party gegangen seid oder zu einem Konzert. Im Grunde genommen hatte er ja nach seinem Klinikaufenthalt die besten Voraussetzungen zu Hause. Du hast ihm sogar angeboten, sich direkt zu melden, wenn er das Verlangen nach Alkohol hat. Das hat er nicht getan, was bedeutet, dass er trinken wollte. Da gibt es nichts dran zu rütteln leider.

    Wie es jetzt weiter geht? Ob Du nun alle paar Wochen so ein Rückfall hinnehmen willst, weil er "dazugehört" oder ob Du für Dich Deine Konsequenzen ziehst, damit Euer Kind eben nicht jedes Mal die Enttäuschung erleben muss? Ich weiß es nicht. Das ist vielleicht jetzt auch zu früh, das zu wissen, Du wirst es vermutlich selbst nicht wissen.

    Wenn Du in ihn reinschauen könntest, dann würdest Du mit Sicherheit eine Entscheidung treffen können. Aber das kannst Du ja leider nicht.

    Gut, dass Du Dich hier gemeldet hast! Für Dich!

    LG Cadda

  • Hallo Nudeltante

    Nach vollen Verständnis meinerseits, wie es dir nun geht, bin ich etwas kritischer.

    Denn ich weiß nicht, ob er einen Rückfall hatte, denn das würde voraussetzen das er es auch von sich aus war der trocken werden wollte, er es war, der für sich erkannt hatte Alkoholiker zu sein und sich nicht vom Druck von außen dahintreiben lassen hat.

    Was jedoch Fakt ist, das er wieder säuft. Kann er ja, ist ja seins. Ist seine Krankheit auch wenn immer mal wieder von Familien Krankheit gesprochen wird.

    Aber dazu kannst du alle vorherigen Antworten in deinem Thread nochmal durchlesen. Am besten die von trockene Alkoholiker.

    Nun zu dir. Hast du selbst ein „Rückfall“ weil du wieder die Sache in die Hand nimmst? Eventuell kannst du dich auch mal fragen, was habe ich für mich getan damit du selbst aus dem Kreislauf, sich rundum um den „Alkoholiker kümmern“, rauskommst.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Liebe NudelTante,

    ich weine mit dir. Dieses Gefühl, der Schock. Mich hatte der "Rückfall" damals, als ich im Krankenhaus war und er alleine zuhause mit der Großen, so kalt erwischt. Ich dachte in dem Moment, dass ich mich sofort trennen muss - dann wiederum, dass Rückfälle eben dazugehören. Naja ich sehe es mittlerweile wie Cadda, es läuft eher auf "alle Viertel Jahr" hinaus.

    Mein Vertrauen war davor schon nicht mehr vorhanden. Aber das hat mir den Rest gegeben. Ich stufe das für mich mittlerweile als traumatisches Erlebnis ein und daher konnte ich gar nicht anders, als mich zu trennen. Selbst wenn er nicht mehr trinken sollte, ich kann ihm nichts mehr glauben.

    Ich kann mir vorstellen, dass es nun noch schwerer wird den Fokus auf dich selbst zu richten. Wären getrennte Wohnungen eine Möglichkeit?

    NudelTante, ich drücke dich und schicke dir Kraft für dich und deinen Sohn.

    Alles was man über das Leben lernen kann, ist in 3 Worte zu fassen: es geht weiter.

  • Hallo Nudeltante,

    das ist ja echt zum Brechen. Ich kann Deine Trauer und Wut nachvollziehen. Ich finde es sehr stark von Dir, dass Du konsequent geblieben bist und Deinen Plan durchgezogen hast. Obwohl ich Hartmut Recht geben muss, es wäre seine Sache gewesen sich zu kümmern. Ich finde auch nicht, dass ein Rückfall von vornherein eingeplant werden sollte. Das hört sich so nach Hintertürchen an.

    sonnige Grüße

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo ihr Lieben!

    Meine Nacht war recht kurz, wie ihr euch sicher vorstellen könnt... könnte eine Mütze schlaf vertragen, muss aber gleich zur Physio und nutze die Zeit noch um hier ein bisschen zu tippen!

    Ich bin auch hin und her gerissen, denn seinen Fehler gestanden hat er ja nicht von alleine, ich habe ihn ja erwischt. Ob er es davor schon mal gemacht hat, weiss ich nicht und wenn habe ich es nicht gemerkt, aber ich denke und hoffe natürlich nicht.. denn ich habe es ja gestern auch gemerkt, denn es hat ja plötzlich in seinem Kopf gescheppert... auch wenn ich mir erst unsicher war, mein Unterbewusstsein wusste es wahrscheinlich schon schneller... ganz verrückt.

    Cadda ich gebe Dir recht.. es spielt eine große Rolle, das er es nicht selber gesagt hat... mein "ich-steh-an-deiner-seite-und-helfe-dir-kontingent" ich nenne es mal so, biete ich nicht in einer unlimited Flat an, irgendwann ist das Kontingent erschöpft, wann genau das sein wird, weiss ich aktuell noch nicht.

    Was ich aber weiss, es ist begrenzt. Ich schmeisse jetzt auch nicht gleich alles hin - noch habe ich etwas Energie.


    Das mit dem Rückfall einplanen... es ist eben so eine Sache... natürlich will ich das auch nicht... ob man das als Hintertürchen sehen kann/will...

    ich denke, das kann man so und so auslegen.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich bin froh, das wir über diesen Notfallplan gesprochen haben und aufgeschrieben haben... ich glaube, das hat mir auch geholfen das wirklich durchzuziehen, ruhig zu bleiben und nicht in Panik oder Hysterie zu gelangen... natürlich habe ich dann auch geweint und war/bin enttäuscht.. ich habe mich aber "gut" gefühlt, es umgesetzt zu haben.


    Findet ihr, ich bin "Rückfällig" weil ich mich an die Vereinbarungen gehalten habe? Ich habe ihn nur in die Klinik begleitet und bin dann wieder gegangen. Alleine wäre er nicht angekommen, sicherlich hätte er ein Taxi nehmen können, aber die Finanzen müssen zusammengehalten werden... davon mal abgesehen, war es für mich ok, ihn dorthin zu begleiten, habe dem ja zugestimmt.. hätte es ja auch sein lassen können.

    Er hat sich in der 1. Hilfe ausgenüchtert... mit allen ekligen Sachen, die man sich so vorstellen kann  <X Er kam gegen 9 nach Hause, alleine! Habe ihn nicht abgeholt. Er hat sich frisch gemacht, kümmert sich gerade um eine Gruppe, ist spazieren, Gedanken sortieren. Nach meiner Physio treffen wir uns und laufen nach Hause.

    Vielleicht ist er bisdahin schlauer , was ihn da gestern so aus der Bahn geworfen hat.

    Ich danke Euch schon mal für eure ganzen Beiträge <3

  • Er kann alleine heim kommen aber nicht alleine in die Notaufnahme 🤔 Ihr redet, er sortiert sich, was ihn so aus der Bahn werfen konnte, bist du denn nicht aus der Bahn geworfen, ist euer Kind seit Monaten überhaupt in einer sicheren zuverlässigen Bahn…

    Er konnte also nicht alleine klar kommen, aber euer Kind konnte doch auch alleine ohne wenigstens einen Elternteil sein, als es mit der erneuten Entäuschung durch eben diese Eltern zurecht kommen musste. Du bist für deinem Mann ein Sicherheitsnetz, aber was bist du für deinen Sohn?

    Ich gucke aus einer anderen Perspektive, aus mir wird immer das vernachlässigte Kind sprechend. Mir ist auch klar, wir hart diese Worte vielleicht klingen, aber steckt deshalb weniger Wahrheit darin.

    Ich wünsche euch von Herzen ein Happy End, aber für das allein gelassene Kind wünsche ich mir vor allem einen veränderten Fokus von beiden Elternteilen!

    Liebe Grüße, Lea

  • Zitat

    Wie gesagt, die Chance mit der Klinik gebe ich ihm noch, sollte das nicht fruchten, dann müssen wir getrennte wegen gehen, dessen bin ich mir bewusst ;( obwohl dieser Gedanke sehr schmerzlich ist, sehr! Sollte es aber nicht klappen, werde ich das durchziehen!

    Für uns als Familie ist das jetzt die letzte Chance mit der Langzeittherapie ,

    Hallo Nudeltante,

    das schriebst Du am 17.01.2022.

    Und nun?

    Er hat wieder getrunken und Du tust und machst wieder, bringst ihn ins KH und fragst hier nach, was dort wohl weiter mit ihm passiert?

    Von letzter Chance keine Rede mehr, oder?

    Entweder war das nun seine letzte Chance oder nicht!

    Oder war es nur Dahergeschreibsel, und wenn es erst wird, wird doch wie bisher weiter gemacht?

    Nudeltante, ich hatte sehr für Euch gehofft, das er in der LZT gelernt hat und trocken bleiben kann. Glasglocke hin oder her, daran allein liegt es doch auch nicht, nach der LZT gleich wieder gezielt loszugehen und Alk zu kaufen. Und das hat er offensichtlich getan.

    Ich denke nun leider auch, das es so weiter gehen wird, er will nicht wirklich ein trockenes Leben.

    Hätte er wirklich gewollt, hätte es andere Möglichkeiten gegeben, sich bei Saufdruck schnell Hilfe zu holen.

    Ich weiß nicht mal wirklich, ob er Saufdruck hatte oder einfach so wieder saufen wollte?

    Er ist sofort ins alte Muster zurück gerutscht, ohne was dagegen zu unternehmen. Das ist wohl mal Fakt.

    Hier im CO-Bereich wird oft geschrieben, das es die Entscheidung des Alkoholkranken ist, ob er wieder trinkt oder nicht.

    Das halte ich so pauschal dargestellt für falsch.

    Ich bin trockene Alkoholikerin und ich weiß sehr genau, wie es ist, wenn man auf Entzug kommt. Schweißausbrüche, starke Angstgefühle, Panikanfälle, Todesangst...da is nicht mehr viel mit "Entscheidungen treffen", ob man trinken möchte oder nicht.

    Man will nur, das es aufhört, der Alk diktiert hier, was man tut. Mit Entscheiden hat das herzlich wenig zu tun.

    Anders aber, wenn jemand professionell entgiftet wurde. Und anschliessend gar noch monatelang in LZT war und dort hätte lernen können. Da ist ja dann nicht mehr der körperliche Druck da, trinken zu müssen.

    Trotzdem marschieren nicht wenige nach der LZT schnurstracks zur nächsten Tanke, zum Supermarkt whatever und besorgen sich Stoff.

    Ich persönlich kann das einfach nicht nachvollziehen, nun ja, ich hatte bisher auch keinen Rückfall.

    Bin übrigens auch der Meinung, das Rückfälle nicht zwangshalber " dazugehören"!

    Meine Gedanken bei Saufdruck wären wohl eher, was kann ich jetzt tun?

    Was habe ich in der LZT gelernt?

    Wo bekomme ich jetzt akut Hilfe her, um nicht wieder trinken zu müssen?

    Dein XY hat sich meiner Meinung nach tatsächlich wieder fürs Trinken entschieden. Das war kein Blackout.

    Er hat gezielt Alk gekauft, ihn ins Haus geschafft und dort heimlich getrunken.

    Er war körperlich entgiftet, es könnte also nur psychischer Saufdruck sein, und da hätte es andere Möglichkeiten gegeben, damit fertig zu werden.

    Wollte er aber nicht, er wollte trinken und hat sich auch bewusst dafür entschieden.

    Nudeltante, ich denke er will nicht aufhören, er hat leider nix kapiert, obwohl er genug Chancen und auch Hilfe hatte.

    Er wusste doch, das es seine letzte Chance war, oder? Und er hat sich sozusagen mit dem Hintern drauf gesetzt!

    Du kannst nun noch ein paar Jahre so weitermachen...oder eben die angesagten Konsequenzen mal durchziehen.

    LG Sunshine

    Einmal editiert, zuletzt von Sunshine_33 (6. April 2022 um 12:09)

  • Liebe Nudeltante,

    nun ist DAS passiert, wovor wohl die meisten Angehörigen Angst haben. Da sind alle voller Optimismus, der Alkoholkranke ist in der Klinik und macht Therapie und es entsteht wieder Hoffnung auf Normalität.

    Und dann: PENG.

    Er hat wieder getrunken, warum auch immer. Im Grunde ist das seine Sache. Er wird Gründe haben, welche auch immer.

    Wichtig bist jetzt aber auch DU! Du hast ihm nun geholfen, ihn in ein Krankenhaus gebracht. Was ich persönlich auch okay finde. Aber nun ist es wichtig, dass du bei dir schaust, wie es nun weitergehen kann.

    Nach meiner Physio treffen wir uns und laufen nach Hause.

    Na klar ist es wichtig, darüber zu reden. Es ist aber auch wichtig, dass du DICH und auch dein Kind dabei nicht vergisst. Es ist ja nicht klar, wie es weitergehen kann. Für ihn.

    Wieviel Vertrauen hast du noch? Wie wirst du mit deiner Enttäuschung und Wut fertig? Wie stellst du dir die nächste Zeit für DICH und dein Kind vor?

    Das sind bestimmt keine leichten Entscheidungen, das ist bestimmt ganz schwierig. Aber es ist wichtig für dich zu erkennen, wo eine Grenze ist.

    Vielleicht kann eine räumliche Trennung hilfreich sein. Du hättest ihn dann nicht dauernd vor der Nase, denn ich kann mir vorstellen, dass du in Daueralarm wärst. Riecht er nach Alk, wie sieht er aus, wie verhält er sich.

    Dann wärst du genau in der gleichen Position wie vorher, coabhängig, kontrollierend, immer unter Strom. Möchtest du das?

    Kann sein, dass er es jetzt kapiert hat und es einmalig war, aber es gibt keine Garantie. Dazu ist es noch zu frisch.

    Vielleicht wäre ein räumlicher Abstand das Beste, um zur Ruhe zu kommen. Zu sortieren. Gefühle zu spüren, egal, in welcher Richtung.

    Er war jetzt zur Langzeit und hat dort eine Menge lernen können, über sich und seine Krankheit. Leider gibt es für Cos keine LZT, manchmal wäre das garnicht so schlecht, glaub ich. Aber der räumliche Abstand, das Herausgehen aus der Beziehung um auch für sich eine Menge lernen und erkennen zu können, kann da auch helfen, zu sich zu finden. Ob mit Hilfe einer Therapie oder auch nur mit Hilfe der Selbsthilfegruppe hier oder auch vor Ort. Oder beides....

    Ich drück dich und schicke dir viel Mut und Kraft, einen gangbaren Weg für dich und dein Kind zu finden.

    Liebe Grüße

    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hmmm...ich frage mich, ob eine räumliche Trennung was bringt, währenddessen doch die CO-Abhängigkeit weiterhin besteht? Die ist ja nicht automatisch nach einer räumlichen Trennung auch vorbei.

    Ein aktiver CO wird höchstwahrscheinlich immer wieder den Kontakt suchen, trotz getrennter Wohnungen, um so weiterhin kontrollieren zu können, oder?

    Das lesen wir hier doch auch immer wieder, das es oft so läuft.

    Eine räumliche Trennung allein stoppt also noch nicht die CO-Abhängigkeit, richtig?

    Also wäre es folgerichtig, sich nicht nur räumlich zu trennen, sondern ebenso als CO die eigene Abhängigkeit anzugehen, oder?

    Ja, spezielle LZT bezüglich der CO-Abhängigkeit kenne ich jetzt so auch nicht, aber es gibt Wochenendseminare für CO-Abhängige, angeboten von SHG.

    Bei uns vor Ort gibt es jedenfalls dieses Angebot, das weiß ich.

    Und es gibt psychosomatische REHAs, wo man sich auch diesbezüglich Hilfe suchen kann.

    Bei uns gibt es zusätzlich eine Tagesklinik.

    In der war ein enges Familienmitglied von mir und es wurde auch explizit das Thema CO-Abhängigkeit angesprochen.

    Leider war die betreffende Person damals noch nicht so weit, um zu erkennen , das sie selbst auch betroffen ist und konnte so auch noch keine spezielle Unterstützung annehmen.

    Das Gesprächsangebot war aber da, und so unbekannt ist in Fachkreisen die CO-Abhängigkeit auch wieder nicht.

    Es gibt also Angebote, aber man wird gezielt suchen müssen.

    Da haben es Alkoholkranke tatsächlich "einfacher", die Hilfsangebote sind bekannter.

    Ich kenne übrigens kein Paar, was wieder wirklich zusammen fand, wenn nicht BEIDE an sich arbeiteten!

    Und selbst dann stehen die Chancen nicht zum Allerbesten, das man nicht doch auseinander driftet, weil es doch nicht mehr passt.

    Und es wird auch nie mehr wie vorher, denn beide Partner entwickeln sich ja weiter...

    Man muss dann schon ne neue Basis finden, und wahrscheinlich auch lernen, anders miteinander umzugehen.

    Mein Mann und ich trennten uns übrigens nach 4 Jahren Trockenheit, und ich zog aus.

    Wir fanden nach 2 Jahren Trennung wieder zusammen, es war aber dann nicht mehr wie vorher.

    Wir hatten aber das Glück, auf einer neuen Basis wieder zueinander zu finden.

    Und sind auch heute noch glücklich miteinander.

    Unser Umgang miteinander ist aber heute ein anderer wie früher.

    Das mal nur so am Rande...

    Liebe Nudeltante, wie sieht es bei Dir aus? Würdest Du denn psychologische Hilfe annehmen wollen? Oder vielleicht ne psychosomatische REHA, Wochenendseminar, Mutter-Kind-Kur..

    oder was gäbe es bei Euch, was DIR helfen könnte?

    Und zwar nicht in Hinsicht darauf, sich dem Alkoholkranken irgendwie "passig" zu machen, es sollte dann schon nur um Dich gehen!

    Das fiel mir grade noch so ein...

    Ich habe wirklich lange über Deine/Eure Geschichte nachgedacht ...hatte Dich auch gestern Abend noch gelesen...

    Ich finde es so traurig, das er so schnell rückfällig wurde...und kapiere es auch irgendwie nicht.

    Er hat doch alle Hilfe der Welt bekommen, da waren Fachleute, die sich kümmerten, man bekommt Tipps in der LZT, wie man mit Saufdruck umgehen kann und und und...

    Und zusätzlich hatte er Euch als Familie ebenfalls zur Unterstützung, das hat auch nicht jeder!!

    Mit tut dann ehrlich gesagt auch das Geld leid, was da reingesteckt wird, während andere wirklich trocken werden wollen und händeringend um einen Platz betteln.

    Melde Dich doch bitte mal, wie es jetzt bei Euch weitergeht.

    Ich hätte Dir von Herzen gewünscht, das alles wieder gut wird und ihr wieder zufrieden und glücklich als Familie zusammenleben könnt!

    Ich kenne auch solche Fälle, wo tatsächlich alles wieder gut wurde...aber ich weiß auch, das die Beteiligten einiges dafür taten , in dem Fall BEIDE Elternteile.

    LG Sunshine

    4 Mal editiert, zuletzt von Sunshine_33 (6. April 2022 um 17:13)

  • Also mir persönlich hat es damals geholfen, als ich ausgezogen war. Wir waren noch zusammen und es tat mir gut, „nur“ aus der Ferne etwas mitzubekommen. Es war ja gar nicht mehr so die Möglichkeit da, alles mitzubekommen und so konnte ich mich besser auf mich konzentrieren.

    Der Ernst der Lage kommt dadurch auch an. Es zeigt sich dann, wie und ob es weitergeht. Der Alkoholiker ist dadurch mehr auf sich gestellt und als Co. Abhängige bekommt man einen Rückzugsort. Es wird sich abgegrenzt.

    Dazu kommt noch ehrlich gesagt, dass der Schritt erstmal besser machbar ist, weil es nicht ganz so alles auf einmal ist. Manchmal lässt sich mit einer eigenen Wohnung besser und wenigstens etwas leichter eine Entscheidung treffen.

    Aber das empfindet wohl jeder auch anders.

    LG Cadda

  • Manchmal lässt sich mit einer eigenen Wohnung besser und wenigstens etwas leichter eine Entscheidung treffen

    Ja, das kann ich mir auch gut vorstellen!

    Und es hilft sicher auch, erstmal so eine Art Abstand herzustellen.

    Aber ich denke halt auch, das damit nicht jedes Problem gelöst ist.

    Wie oft lesen wir hier von CO-Abhängigen, die sich von ihrem nassen Alkie trennten, auszogen...und dann erneute in eine Beziehung mit einem nassen Alkie gerieten.

    Ich befürchte, das allein eine räumliche Trennung nicht ausreichen wird, wenn nicht zugleich an der vorhandenen CO-Abhängigkeit gearbeitet wird.

    Liebe Nudeltante, Dir wünsche ich viel Kraft zum Sortieren. Und den Mut notwendige Veränderungen auch anzugehen. Denn Chancen hatte er ja wirklich genug, oder?

    Sunshine

  • Hallo ihr Lieben!

    Ich habe eure Beiträge gelesen und einige waren wie ein PENG in mein Gesicht :-O

    Besonders von Sunshine_33 die haben immer wums, was aber völlig ok ist.

    Die Frage, wieso er alleine nach Hause kann und nicht alleine in die Klinik kann ich ganz einfach beantworten, auf dem Weg nach Hause war er wieder nüchtern, gestern hat der Alkohol ja quasi in seinem Kopf geknallt... da war leider nicht mehr allzu viel los.

    Lea Deine Worte haben auch wums, ohne Frage. Ganz auf der Spur bin ich natürlich noch nicht. Ich arbeite aber an mir. Ich gehe ja selber zur Verhaltenstherapie, da hatte ich ja einige Probestunden, jetzt ist wieder Papierkram gefragt, daher wurde mein Termin gestern leider von der Psychologin verschoben, weil die KK noch nicht das GO rausgegeben hat, Unterlagen waren wohl noch nicht da, da hake ich morgen aber noch mal nach, denn es ist mir wichtig... für mich und natürlich auf für meinen Sohn.

    Er war natürlich gestern auch traurig und ich musste ihm das wieder erklären - schön ist anders.

    Ewig "dulden" werde ich das auch nicht... wo ich gleich mal zu Sunshine_33 noch mal Schreiben möchte...

    Du hattest mich ja zitiert, vom 17.1 das war genau mein Geburtstag und da war mein Mann genau 4 Wochen weg und ich war da im Chaos und Krise meines Lebens.. auch ich bin am lernen und verarbeiten... auch wenn sich die Meinungen hier spalten, was die Rückfälle angeht.. kann ich besser damit umgehen, einen Rückfall nicht gleich als Ende der Welt zu erklären.

    Natürlich ist die Enttäuschung da, aber ich bin selber so stolz auf mich, wie ich reagiert habe und ich bin nicht so aufgewühlt, wie ich es z.b. Anfang des Jahres noch war. Ich rede es auch absolut nicht schön. Und meine Kontrolle, wie es früher war.. ist so nicht mehr.. ich habe ihn gestern hingebracht und bin gegangen, ohne ihn weiter zu kontaktieren. Spät am Abend rief er an, ich bin rangegangen, habe ruhig mit ihm gesprochen und gesagt, er soll sich ausnüchtern, ich gehe ins Bett, wir reden morgen... und ich weiss nicht, ob wir das nachvollziehen könnt, aber es ist für mich ein kleiner Meilenstein.

    Er hat vorhin auch mit einem Freund telefoniert und es ihm erzählt, da war ich auch "positiv" überrascht.. ich fand es aber gut, das er drüber gesprochen hat.

    Unser Sohn war sehr happy, das sein Papa zu Hause war, als er aus der Schule kam. Er hat ihm aber auch seine Gefühle mitgeteilt... ganz große Klasse.

    Ich denke , wenn wir uns jetzt räumlich trennen, ist das für den kleinen nicht positiv.

    Es steht ja für mich inkl. Kind eine Reha an, für 5 Wochen, hatte ich glaube ich schon geschrieben... vorgemerkt sind wir für den 1.6 bestätigt ist es aber noch nicht zu 100% ob es bei dem Datum bleibt. Anfang des Jahres habe ich noch Panik bekommen, wenn ich mir bewusst gemacht habe, das ich bald 5 Wochen weg bin... Horror.. das habe ich aber inzwischen auch gar nicht mehr.

    Gestern habe ich auch nicht gezielt was gesucht, aber ich wollte was ausm Schrank uns habs dann gesehen.. aber Schnüffelkomando wie früher, das habe ich nicht gemacht.

    Ich sehe auch, Eure Meinungen gehen auseinander... manches finde ich sehr hart... aber so hat natürlich jeder seine Ansichten.

    Jahre werde ich das definitiv nicht machen.. klar kann man jetzt sagen, im Januar habe ich gesagt, Therapie ist seine letzte Chance.. im Grunde befindet er sich aber noch mittendrin und schwapp er wieder über.. ich nenne es mal DarkSide, dann gehe ich.

    Morgen spreche ich auch noch mal mit meiner Suchtberaterin, die hat mir aber via Mail schon geschrieben, das ich absolut super reagiert habe und das bestärkt mich und gibt mir Energie. Selbst meine Schwiegermutter hat zu mir gesagt, Wahnsinn das ich so reagieren konnte.. ich habe nur zu ihr gesagt, ich habe aber auch professionelle Hilfe und arbeite an mir und lerne dazu. Sie hat dann tatsächlich gesagt, sie wird sich auch Hilfe suchen.. ich fand es sehr positiv.

    Ich danke Euch für Eure Zeilen, auch wenn die ein oder andere richtig geknallt hat.

    Ich werde weiter berichten und DANKE EUCH ALLEN!

    Die Nudeltante :)

  • Liebe Nudeltante,

    Jetzt haben dir schon so viele geantwortet und eigentlich mag ich bei anderen gar nicht schreiben… ABER eines lässt mich bei dir jetzt doch in die Tasten hauen.

    Dein Sohn.

    Mir geht es wahrscheinlich wie Lea… für dich habe ich großes Mitgefühl, für deine zertrampelten Hoffnungen, die Entäuschung, der Vertragsbruch deines Mannes…

    Für dein Kind tut mir mein Herz weh.

    Was bei euch gerade geschieht ist genau das, woran Kinder so einen Schaden nehmen.

    Du kreirst eine tolle Überraschung für deinen Sohn, der Papa ist plötzlich wieder da, wow was für eine Freude!!!

    Und was für ein Fall. Dein Kind verliert gerade ein Stück seiner Kindheit weil es das Vertrauen in und den Glauben an seinen Vater verliert. Das vergisst er nie.

    Du magst es noch eine Weile aushalten ihm bei seinen Rückfällen zu begleiten. Für dein Kind ist jeder Rückfall einer zuviel.

    Ich will dich nicht zum heulen bringen, aber ich kann auch nicht meinen Mund halten. Wenn man anfängt die Menschen nach dem einzuschätzen was sie in der Vergangenheit getan haben und davon ausgeht, dass sie sich auch in Zukunft so verhalten werden, hat man in der Regel eine ziemlich gute Trefferquote. Bei mir ist das jedenfalls so.

    Was ich bei euch sehe ist: Dein Mann hat früher schon heimlich gesoffen und er hängt immer noch so an der Flasche, dass er quasi sofort aus der LZT in sein altes Verhalten wieder eingestiegen ist. Er will und wird auch weiter saufen, in seinem Kopf herrscht die Sucht und solange du und dein Sohn ihm den Rahmen dafür bieten (ein sicheres zu Hause) wird sich daran nichts ändern.

    Wie wäre es, wenn du spätestens nach deiner Mutter-Kind-Kur (5 Wochen Dauer ab Juni - richtig?) und ihn dann stinkbesoffen zu Hause vorfindest, Nägel mit Köpfen machst?

    Nicht für dich, nicht für deinen Mann sondern um dein Kind zu schützen.

    <3 Alba

  • Alles gut, bin nicht sauer, muss auch nicht weinen!

    Für den Kleinen ist auf jeden Fall jeder Rückfall zu viel.. um ehrlich zu sein, weiß ich auch gar nicht, wie man es genau regeln soll, wenn man nun vom schlimmsten ausgeht, er hängt so krass an seinen Papa.. ;(

    Also wenn er das wirklich bringen würde, wenn wir von der Reha kommen und er präsentiert sich als der Alte, muss er gehen - definitiv!

  • Für den Kleinen ist auf jeden Fall jeder Rückfall zu viel.. um ehrlich zu sein, weiß ich auch gar nicht, wie man es genau regeln soll, wenn man nun vom schlimmsten ausgeht, er hängt so krass an seinen Papa.. ;(

    Liebe Nudeltante,

    auch wenn der Gedanke einer Trennung vielleicht noch schwierig für Dich auszuhalten ist.........

    Es gibt Möglichkeiten, sich für den Fall aller Fälle Informationen einzuholen, wie Du eine Trennung im Sinne Deines Sohnes bewältigen kannst.

    Gute Erziehungberatungsstellen, meist vom zuständigen Jugendamt organisiert, können Dich in der schweren Zeit für Dein Kind begleiten und Dir wertvolle Tipps geben, Unterstützung anbieten.

    Fachkompetente Menschen, Sozialarbeiter, Psychologen oder Pädagogen stehen Dir dort zur Seite.

    Zarte Kinderseelen leiden meist mehr unter einer unerträglichen, dauerhaften häuslichen Situation und Problematik zwischen den Eltern, als unter einem klaren Cut.

    Das andere Elternteil geht bei einer Trennung ja nicht verloren, sondern diese dient erst einmal zum Schutz des Kindes vor weiteren psychischen Schäden.

    Ich wünsche Dir von Herzen die richtige Erkenntnis für ein glückliches Leben mit Deinem Sohn,

    Christrose

  • Liebe Nudeltante,

    Mensch, das tut mir jetzt wirklich richtig leid, deine bad news zu lesen. Die aufkeimende Hoffnung und das harte Ankommen in der Realität - ich kenne es nur zu gut.

    Erstmal finde ich, dass du gut reagiert hast, indem du dich an euren Teil der Absprache gehalten hast und KEINEN Schritt darüber hinaus gegangen bist. Sowas ist für einen Co ja auch ein großer Schritt. Wenn man sich dann noch dafür geiselt, überhaupt irgendwie gehandelt zu haben, ist das ja auch extrem entmutigend. Versteht mich jetzt nicht falsch: Das soll keine Einladung sein, in einer Co-Abhängigkeit zu bleiben, aber wenn man sich selbst auch für kleine Schritte runtermacht, ist das in meinen Augen wenig produktiv. Deswegen finde ich auch die Perspektive, dass ein Rückfall nicht zum Krankheitsbild gehören muss, etwas extrem. Sie baut extremen Druck auf. Manchen mag dieser Druck helfen trocken zu bleiben. Aber wenn ein Rückfall dann doch passiert, dann muss man sich doch auch dafür feiern dürfen, die Kurve zu kriegen. Wenn man denkt 'Jetzt ist eh alles verloren. Ich bin ein/e Versager/in', trinkt man doch eher weiter, als wenn man sich sagt 'Das war ein Rückschlag. Das sollte nicht wieder passieren. Aber ich bin stolz darauf, dass ich es wieder versuche'.

    Beim Durchlesen der ganzen Beiträge, dir hier schon geschrieben wurden, war ich, ehrlich gesagt, ziemlich hin- und hergerissen.

    Einerseits gehöre ich durchaus zu der Fraktion "Ein Rückfall gehört zum Krankheitsbild". Ich erinnere mich noch, dass meine Mutter nach der ersten stationären Therapie, die ich als Kind aktiv mitbekommen habe, innerhalb kürzester Zeit rückfällig wurde. Und dann wieder. Und dann wieder. Und dann wieder. Die Rückfälle waren i.d.R. kurz. Nach jedem Rückfall stieg sie wieder zurück aufs Pferd, holte sich wieder Hilfe und begann von vorne. Aber während eines Rückfalls log sie und verheimlichte. Ich persönlich hatte es damals schon so empfunden, dass sie wirklich trocken werden will und dass ihr klar ist, dass sie krank ist, trotz der Lügen und dem Verheimlichen in den Momenten des Rückfalls. Es ist eben schwer ein jahrelang antrainiertes Suchtverhalten - und da gehören Lügen und Verheimlichen und sich nicht an Abmachungen halten für mich dazu - von heute auf morgen anders zu machen. Meine Mutter antwortete erst nach vielen Jahren ehrlich auf die Frage "Hast du getrunken". Heute ist sie trocken. So wie ich eure Geschichte gelesen habe, glaube ich irgendwie auch deinem Partner, dass er trocken werden will.

    Jetzt kommt aber ein fettes Andererseits: Das ist jetzt nur meine Perspektive, die durchaus durch meine damalige Co-Abhängigkeit gefärbt sein kann. Denn letztenendlich bleibt die Frage offen, ob sie in der Zeit des Lügens und Verheimlichens wirklich schon bereit war den Alkohol loszulassen. Denn jetzt kommt der Knackpunkt: Meine Mutter selbst hatte unzählige Entzüge, ambulante, stationäre und Langzeittherapien hinter sich. Es hat 2 Jahre gedauert, bis die erste längere Trockenheitsphase begann - und auch die hielt 'nur' 6 Jahre an. Aktuell ist sie zwar wieder seit mehreren Jahren trocken, aber mein Vertrauen - das ist für immer ruiniert. Es waren einfach zu viele Enttäuschungen. Selbst nach Jahren bin ich in einer Hab-Acht-Stellung und warte nur auf den nächsten Rückfall. Ein Teil von mir ist überzeugt, dass dieser kommt. Das kann auch auf DICH zukommen. Da ist es gerade erstmal egal, ob dein Partner wirklich trocken werden will oder nicht. Die Frage ist, ob du das dir und deinem Kind wirklich antun willst und wenn ja, wie lange? Wie viele Rückfälle sind denn für dich tragbar? Ich glaube, die User:innen geben dir so heftiges Feedback, weil du dir darüber wirklich im Klaren sein musst. 'Irgendwann ist mein Kontingent auch voll' ist letztenendlich eine super schwammige Formulierung, die dir alle Hintertüren offen lässt. Dieses 'irgendwann' lädt einfach zu sehr zum Verharren im Status Quo ein. Wo ist dein Grenze und wann ist sie erreicht? Das muss klar ausformuliert sein.

    Dann ist da noch dein Kind. Mal ein ganz plumper Vergleich: Ein Kind liebt auch Süßigkeiten. Lässt man es deswegen den ganzen Tag welche essen? Manchmal sind Handlungen, die dem Kind im ersten Moment unverständlich erscheinen, trotzdem das beste für das Kind. Natürlich hängt das Kind am Papa. Aber ein Ende mit Schrecken ist 1000x besser als ein Schrecken ohne Ende. Diese ganzen Enttäuschungen - ich glaube als Erwachsener ist einem wirklich nicht klar, WIE SCHLIMM das für eine Kinderseele ist. Es ist ein Weltuntergang. Es ist, als würde man mit einem Hammer einen Spiegel in 1000x Teile zerschlagen. Nur dass der Spiegel die Seele ist. Es hinterlässt irreparable Schäden: Vertrauensprobleme, Bindungsprobleme, Selbstwertprobleme. Ehrlich gesagt ist mir ganz anders geworden bei der Vorstellung, das Kind dem frisch trocken gewordenen und offensichtlich noch nicht stabilen Vater zu überlassen, während du in der Kur bist. Was ist, wenn das schief geht? Dann ist dein Kind die gesamte Zeit der Situation ausgesetzt - sogar ganz ohne, dass du das gröbste abfängst. Ehrlich gesagt würde ich versuchen, das Kind für die Zeit woanders unterzubringen. Das ist zwar hart, aber eine absolut richtige Konsequenz aus dem Verhalten deines Partners.

    Liebe Grüße,

    kttnlos

  • Hallo zusammen,

    Als seit 60 Tagen trockener Alkoholiker schreibe ich eigentlich nicht bei den Co's, aber ich lese hier sehr viel, weil es auch mir hilft langfristig trocken zu bleiben.

    Ich möchte nur meine Bedenken bzgl. der anstehenden Reha äußern: wie bereits geschrieben, es wird der entscheidende Punkt sein, ob er in eurer Abwesenheit trocken bleiben kann.

    Ich muss ganz ehrlich sagen, ich habe da so meine Zweifel ob er dieses Ziel alleine erreicht, wenn er es euch zuliebe schon nicht schafft trocken zu bleiben.

    Mehr kann ich aus meiner frisch trockenen Sicht nicht sagen.

    LG

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