Guten morgen,
du erweist dir einen riesen Dienst damit, dass du dich offen und ehrlich mit den Rückmeldungen auseinandersetzt.
Es ist nicht immer üblich und selbstverständlich schon gar nicht.
Ey, ich melde mich in einem Alkoholiker-Forum an, beichte, dass ich Alkoholiker bin und lebenslange Abstinenz anstrebe. Ich frage euch nach eurer Meinung bzw. eurer Sicht. Genau aus diesem Grund habe ich mich hier angemeldet: damit ich von denen lernen kann, die schon länger erfolgreich abstinent sind.
Ich habe von vielen Dingen Ahnung und bin in vielen Bereichen auch ein Klugscheißer. Zum Thema Alkohol und Sucht habe ich mir ebenfalls schon viel Wissen angeeignet, aber Theorie und Praxis sind zwei Paar Schuhe. Vielleicht gefallen mir eure Antworten nicht, aber wer bin ich schon?
Insofern bedanke ich mich bei jedem, der sich Zeit nimmt, seine Lebenszeit opfert, um mir, dem naiven „ein paar Tage ohne Alkohol“-Alki, ein paar Worte dazulassen. Das ist nicht selbstverständlich und es ist auch eine Sache des Respekts sich darüber auch gedanken zu machen.
Du wirst es überleben und nächstes Mal wird um so besser. Ich weiß wie schwer es ist in deinem Alter diese Entscheidung (Abstinenz) zu treffen.
Ich weiß nicht, was das gestern Abend bei mir war. Ich kam von einem neutralen Gemütszustand in eine kurze Depression mit Gedanken wie: „Wenn ich jetzt auch noch auf XY verzichten muss, dann war das Leben mit Alkohol doch viel schöner.“
Das ist natürlich nicht meine Einstellung, und das ist auch nicht mein Gedanke. Das war die Suchtstimme.
Zum Alter: Spielt das wirklich eine Rolle? Natürlich ist es schöner, früher mit dem Alkohol aufzuhören. Die Geschichten hier sind für mich auch ein Mahnmal, aber warum sollte es in meinem Alter eine schwierigere Entscheidung sein? Im Gegenteil: Respekt an diejenigen, die 20–30+ Jahre dabei waren. Das stelle ich mir deutlich schwieriger vor.
Wobei das hier auch kein Anaconda-Vergleich sein soll
. Sucht ist Sucht.
Eine Frage: Ist dein Leben nach einem Jahr vorbei?
Wenn ich Alkohol trinke, vielleicht.
Gehst du mit Grippe, Infekt oder gebrochenem Knochen ins Stadion oder auf ein Konzert? Oder wartest du da nicht auch, bis du wieder fit bist?
Mit einer Grippe nicht, aber mit einem Infekt oder einem gebrochenen Knochen war ich schon im Stadion
. Ich weiß aber was Du meinst und:
Mir ist der Ausstieg aus dem aktiven Teil der Sucht erst gelungen, als ich bereit war, meine Gesundheit und somit meine Abstinenz an erste Stelle zu setzen und ihr alles andere unterzuordnen.
Vielleicht ist genau das das, was ich lernen muss: mir vorübergehend einzugestehen, dass ich darauf temporär "verzichten" muss, weil ich die Abstinenz an erste Stelle setze. Langfristig möchte ich natürlich wieder auf Konzerte und ins Stadion gehen können. Aber dafür ist es einfach noch zu frisch. So denke ich heute darüber, nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe.
Ich weiß nur noch nicht, wie ich das meinen Kumpels verklickern soll, dass ich morgen nicht dabei sein kann. Und ich weiß auch noch nicht, ob ich ihnen tatsächlich von meiner Alkoholerkrankung erzählen soll. Ich glaube, sie denken es sich ohnehin schon insgeheim. Andererseits habe ich auch einen Sohn, und wenn ich damit öffentlich hausieren gehe, weiß ich nicht, ob das nicht irgendwo ein Nachteil für ihn sein könnte.
Es kommt mir gerade so vor, als wäre ich gestern betrunken gewesen, nur mit dem Unterschied, dass ich die Dinge gedacht, aber nicht ausgeführt habe. Heute fühlt es sich wie ein Kater an, so nach dem Motto: "Wie konnte ich gestern so denken?" usw.
So und jetzt fang deinen Tag positiv an.
Weißt du was? Ich habe heute meinen Sohn in den Kindergarten gebracht. Auf dem Rückweg habe ich angefangen zu pfeifen
. Ich merke so eine viel bessere Grundstimmung - als hätte ich gerade einen richtigen Dopaminausstoß bekommen. Früher war jeder Tag irgendwie gleich bzw. gleichgültig.
Liebe Grüße