Geoutet und gemieden oder verstanden und respektiert ?

  • Servus ottonv,

    Zitat

    ...Aber man kann durch Änderung des bisherigen Umganges mit der Droge und ihrer Auswirkungen mit Sicherheit mehr Akzeptanz in der Gesellschaft erreichen. Denn weil dieser Umgang bisher komplett falsch war, haben wir uns so lange in unserem Kreis gedreht, uns geschämt und versteckt...

    dann war also wieder mal die böse, böse Gesellschaft Schuld, dass wir nicht rechtzeitig mit dem Saufen aufgehört haben???
    Sorry, das ist nassestes Wunschdenken und billigste Ausflucht zugleich.

    Sag mal, wo ist Dein Anteil an Deinem Saufen? Ich meine die 99,9...%, die Dich Saufen liessen?

    Deine statistische Abhandlung lasse ich einfach mal so stehen. Sie interessiert mich nicht, weil mir eine Statistik nicht in meiner Trockenheit weiterhilft. Ich habe auch noch nie einen Alkoholiker getroffen, der durch eine Statistik oder die Kenntnis der Zahlen einer Statistik trocken wurde.

    Zitat

    Ist das nicht auch eine Form des Sendungsbewusstseins, dass Du hier im Forum bist, dabei versuchst anderen, mehr oder weniger energisch, Deine Erfahrungen zu vermitteln, sie zu läutern, indem Du ihnen Deinen Weg als den einzig Beschreitbaren aufzeigst, von dem es, zumindest für Dich, nicht die geringste Abweichung zuzulassen gilt ?

    Ottonv, ich läutere niemand. Von mir aus säuft, wer saufen will. So viel, wie jeder will, und jede Marke, die der Betreffende will. Ich werde auch nie jemandem das Glas wegnehmen oder gar die Sauferei "madig machen".
    Zweitens: mein Weg ist ein Weg. Ein Weg, von dem ich sagen kann, er hat bisher funktioniert, und das sind nun gut viereinhalb Jahre. Nicht mehr und auch nicht weniger. Und richtig, ich will für mich von meinem Weg nicht die geringste Abweichung in Richtung Saufen zulassen.

    Im Vergleich dazu Dein Weg,der hat bis jetzt noch nicht mal ein halbes Jahr funktioniert. Was willst Du mir also bitte sagen? Dass mein Weg für mich falsch ist? Und Deiner wäre für mich richtig gewesen? Ah ja. Nein, ich krieg's nicht in den falschen Hals - ich bleibe lieber bei mir und meinem Weg.

    Dir wünsche ich viel Erfolg auf Deinem Weg, Du wirst ihn schon so gehen, wie Du das für richtig befindest.

    LG
    Spedi

  • Hallo,

    es beschleicht mich ein ungutes Gefühl beim lesen der letzten Posts hier!
    Was soll das; in meinen Augen; Machogehabe? "Ich bin länger trocken als Du,ätsch! Du kannst mir gar nichts sagen!"

    Finde ich einfach nicht gut und lenkt vom Eigentlichen ab!

    Hartmud hat es ja gut gesagt

    Zitat

    Ich bleibe bei mir und kümmere mich ausschließlich erstmal, um meine Trockenheitsarbeit und verbringe nicht auf" Nebenschauplätzen "die Hauptzeit !


    und weiter:

    Zitat

    Das würde mich von meiner eigenlichen Trockeheitsarbeit oder mein befindlicher Zustand ablenken!

    Richtig.

    Auch sehe ich heute viele Dinge anders als meinetwegen vor einem Jahr.
    Wenn ich hier lese sollte ich beim Antworten immer daran denken das ich auch mal am Anfang meines Weges stand.
    Meine heutigen Kenntnisse und Erkenntnisse hatte ich nicht von Anfang an! Also sollte ich es gegenüber Anderen berücksichtigen.
    Auch steigt der Erkenntinsstand nicht automatisch mit der Anzahl der trockenen Monate oder Jahre.

    Natürlich soll und darf jeder Stolz auf seine trockene Zeit sein, aber es jemanden Vorhalten? Damit rücke ich mich unbewußt in eine überhebliche Position gegenüber den noch nicht so lange trockenen Forumsmitgliedern.

    Wir sind nun mal alle verschiedene Menschen und Charaktäre. Das sollten wir nie außer Acht lassen.

    Andy.
    Die "Gesellschaft" hat mich weder gezwungen, genötigt noch animiert zum saufen. (Erkenntnis jetzt!) Das war meine eigene, persönliche Entscheidung. Über die Ursachen nachzuforschen warum sich mein Trinkverhalten zur Sucht entwickelte und in die Abhängigkeit führte ist für mich ein sogenannter "Nebenschauplatz".
    Wobei und das gestehe ich mir zu, auch ich am Anfang begierig darauf war Ursachenforschung zu betreiben.
    Wenn ich den Therapeuten darauf angesprochen habe, hat er immer gemeint dass das ein Thema,wenn überhaupt für sehr viel später wäre. Wenn es mich dann noch interessiere....
    Verstanden habe ich es damals nicht, aber akzeptiert zumal ich ähnliches von länger Trockenen hörte. Irgendwas muß da drann sein, habe ich mir gedacht.

    Was das outen oder die Akzeptanz der Gesellschaft angeht. Entweder mein Umfeld akzeptiert es oder lässt es bleiben.
    Ich muß mich weder rechtfertigen, noch muß ich irgendetwas begründen.
    Es ist mir egal was Akademiker zum Thema Alkolismus sinnieren; am besten noch mit einem Glas Alk in der Hand....., noch Handwerker und Arbeiter.
    Wenn ich vielleicht mit meinem Handeln für sie ein denkanstoß bin über sich nachzudenken, dann habe ich schon viel erreicht. Aber das ist nicht Hauptzweck meines Handelns und tun. Der Hauptzweck bin ich.
    Nicht mehr und nicht weniger!

    Lieben Gruß
    Mannberlin

  • Hallo zusammen,

    ich verstehe leider nicht, warum das Thema so sehr als "Schuldzuweisung für meine Krankheit" interpretiert wird.
    Aus meinem Verständnis heraus geht es hier um die Frage der Aufklärung und wie man das vielleicht, über das eigene Potenzial in seinem eigenen Umfeld hinaus, erweitern kann.

    Dass zu Beginn der Trockenheitsarbeit „ich“ im Vordergrund stehe und mich nicht auf Nebenkriegsplätzen aufhalten sollte, ist ein sehr hilfreicher Tipp.
    Nichtsdestotrotz: Ich beschäftige mich nicht 24h am Tag mit dem Trockenwerden. Ich gehe in der restlichen Zeit Hobby’s nach, hüte Kinder, gehe arbeiten etc. Es geht doch darum, seine Zeit sinnvoll zu füllen? Warum denn nicht damit?
    Demzufolge kann ich nicht nachvollziehen, was gegen Engagement spricht, wenn sich dem jemand zuwenden möchte.
    Ginge es um das Thema „Umwelt“, würde dem wohl nichts entgegenzusetzen sein.
    Taucht jedoch irgendwo das Wort „Alkohol“ auf, ist das Geschrei enorm. Vielleicht ein wenig „zu“ sensibilisiert?

    Das Bedürfnis, etwas zu bewegen und das Bedürfnis, jemandem die Schuld für meine Krankheit geben zu können, sind für mich zwei paar Schuh.

    Ich finde es schade, dass Fragestellungen solcher Natur hier eher nicht machbar sind.

    Viele Grüße
    Clare

  • Servus zusammen!

    Es ist irgendwie schade, dass der an sich recht interessante Titel dieses Threads allmählich in eine Endlosdiskussion ausartet.
    Da wird gegenseitig nasses Denken vorgeworfen und Ursachenforschung bis ins letzte Detail betrieben. Es ist gut wenn wir uns Gedanken um das Zustandekommen der Alkoholsucht machen aber ergründen und aufklären werden wir dies niemals können.
    Besser wäre es ungenützte Energien in das Aufrechterhalten der Nüchternheit zu investieren und nicht alles hinterfragen zu wollen.

    Und egal wie lange eine stabile Trockenheit schon besteht:
    Wir sind alle und das zu jedem Zeitpunkt unseres trockenen Lebens nur eine Armlänge vom ersten Glas und damit vom Rückfall entfernt.

    LG
    Andreas

    carpe diem

  • Guten Morgen,

    Zitat

    Und egal wie lange eine stabile Trockenheit schon besteht:
    Wir sind alle und das zu jedem Zeitpunkt unseres trockenen Lebens nur eine Armlänge vom ersten Glas und damit vom Rückfall entfernt.

    Unterstreiche ich zu 100 %.......

    bischen irritiert mich was das nun mit dem eigentlichen Thema dieses Thread`s zu tun hat ?

    " Geoutet und gemieden oder verstanden und respektiert ? "

    L.Gr. Rose

  • Hallo Andy

    Da hast du recht Rose das es etwas von dem "eigentliche Thema "abgewichen ist, nur Otonov war es selbst, der den Veränderungsverlauf vom Thema ,in seinem eigenen Thread mit gesteuert hatte nun möchte ich auch mal was zum Thema schreiben :wink:

    " Geoutet und gemieden oder verstanden und respektiert ? "

    Diejenigen die mich jezt meiden, hatten auch in der nassen Zeit ,einen gewissen Abstand zu mir, nun sind sie ganz weg! Denn sie befinden sich immer noch an den Orten wo vordergründig Alkohol getrunken wird!

    Ich werde eher verstanden und respektiert ,da mein Auftreten offen und ehrlich mit dem Trockneleben konform geht ,dieses deutlich ,verständnissvoll und auch klar zum Ausdruck bringe, wenn es notwendig ist!

    Ich gehe da auch nicht auf ein warum oder wieseo ein , denn es ist so das ich Alkoholkrank bin und fertig!

    In meinerm nähere Umfeld ist es bekannt und wird durch Mundpropaganda auch weitergetragen und somit meine eigeneTrockeheitsarbeit unterstüzt! Diese ist durch meine Außendienst Tätigkeit schon von Nutzen! :wink:

    Menschen die es grundsätzlich nicht verstehen wollen wird es immer geben und diese werde ich es auch nicht klar machen können! Diese wenige bitte ich einfach sich über dieses Thema ,mit einem andern zu unterhalten!

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Miteinander,

    Zitat von andreas57

    Es ist irgendwie schade, dass der an sich recht interessante Titel dieses Threads allmählich in eine Endlosdiskussion ausartet. Da wird gegenseitig nasses Denken vorgeworfen und Ursachenforschung bis ins letzte Detail betrieben.

    Mir geht es doch nicht in der Hauptsache darum Ursachenforschung ect., zu betreiben. Gott sei Dank kommt das nicht bei allen so rüber, sonst müsste ich wohl meinen Schreibstil überdenken.
    Ich versuche lediglich aufzuzeigen und verständlich zu machen, warum wir Alkoholiker (meiner Meinung nach) in dieser Gesellschaft eher geoutet und gemieden, als verstanden und respektiert werden. Das ich dabei etwas weiter ausholen musste, um meine Meinung dazu zu verdeutlichen und am Rande auch auf andere Meinungen bzw. Un/- und Missverständnisse eingegangen bin, sollte man mir nachsehen.
    Für mich steht jedenfalls fest, dass, solange sich am Stereotyp des Alkoholikers und am gesellschaftlichen Umgang mit der Droge Alkohol nichts ändert, solange wird denen:
    - die aus dem Teufelskreis Alkohol heraus möchten der Ausbruch unnötig erschwert (Scham und Isolation, ect.);
    - denen die am Anfang stehen der Einstieg unnötig erleichtert bzw. sogar suggeriert (Werbung, ect.);
    - und die, welche ausgestiegen sind, werden den Rest ihres Lebens mit erstaunten und kritisch ablehnenden Gesichtern und Reaktionen leben müssen (na ja, Erfahrungen macht ihr ja selbst).

    Alle zusammen vereint aber ein spezifisches Merkmal: das Leben mit einer "öffentlich" anerkannten Krankheit, aber in völliger Anormalität zu anderen Krankheiten und die Deklarierung/Deklassierung zu einer gesellschaftlich möglichst zu meidenden "Randgruppe".

    LG, Andy

  • Hallo Andy,

    Zitat

    Alle zusammen vereint aber ein spezifisches Merkmal: das Leben mit einer "öffentlich" anerkannten Krankheit, aber in völliger Anormalität zu anderen Krankheiten und die Deklarierung/Deklassierung zu einer gesellschaftlich möglichst zu meidenden "Randgruppe".

    Ich sehe meine Krankheit nicht als Anormalität an,und fühle mich auch in keinster Weise deklassiert.

    Hier kommt einmal mehr wieder der Gesamteindruck zum tragen,nur was interessieren mich die Deklarierenden Meinungen"anderer"?

    A,lebe ich mein Leben,undBbin nur Ich für mich selbst verantwortlich!

    Fakt ist nun einmalIch bin trockener Alkoholiker,ein Mensch wie jeder andere auch!

    Ich oute mich vor jedem,wo mir mein Gefühl sagt es ist ok so,dadurch entstehen mir in keinster Weise Nachteile,solange ich es für mich als Vorteil betrachte!

    Ich fühle mich nicht als Zweiklassenmensch,für mich sind alle Menschen gleich,egal welcher Hautfarbe,ob krank oder gesund,denn auch ein gesunder Mensch kann erkranken,und ein erkrankter gesunden, habe ich dann ein anderes Anschauungsprofil von diesem??Nein!!

    Er bleibt für mich das was er/sie ist,ein Mensch!

    Gruß Andi

  • Hallo Andy,

    da haste ja eine wilde Diskussion zum Laufen gebracht :wink: .

    Im Ernst: Ich denke, dass sicher viele Deiner Thesen prinzipiell eine Menge Wahrheit enthalten und sich daraus auch eine wünschenswerte Veränderung im allgemeinen Umgang mit dem Thema Alkoholismus ableiten lässt. Ausgehend vom volkswirtschaftlichen Schaden könnten ein wesentlich differenzierteres Bild unserer Krankheit, eine dadurch besser funktionierende Prävention und natürlich auch eine vorurteilsfreiere Wiedereingliederung von Kranken von allgemeinem gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Nutzen sein. Aaaaaaber: Das juckt keinen!

    Warum? Einfache Antwort: Ein leistungsorientierte Gesellschaft braucht negative Bilder und Entwicklungsperspektiven. Und das Klischee vom am frühen Morgen zum Schnaps greifenden und den ganzen Tag im Suff verbringenden Alkoholiker ist eben ein solches Negativ. Ein anderes Beispiel wäre der berühmte ‚Müllmann’. Wie vielen Kindern wird Strebsamkeit während der Schulzeit nahe gelegt, damit sie eben nicht eines Tages bei Wind und Wetter den Dreck fremder Leute einsammeln müssen (und dieses Klischee ist eigentlich längst überholt, weil Millionen Menschen in diesem Land eine weitaus beschi###ere Arbeit für beschi###eres Geld machen) ? In Konkurrenzsituationen oder im Rahmen der persönlichen Profilierung wird eben auch gerne auf solche ‚Makel’ der anderen verwiesen und damit die eigene Position gestärkt. Jetzt stellt sich aber nicht die Frage, ob ich das gut finde, oder nicht. Ändern kann ich das sowieso nicht. Viel interessanter ist eben doch, wie ich mich persönlich verhalte, wenn die Reaktionen meiner Umwelt auf mein offenbartes Alkoholproblem negativ ausfällt. So verstehe ich jedenfalls Aussagen, wie ‚Ich bleibe lieber bei mir!’ oder ‚Ich lebe einem gesunden Egoismus!’. Vielleicht ist das auch der wirklich beste Weg, gesellschaftlich etwas zu bewegen: Stabil werden und anderen die eigenen Erfahrungen vermitteln, wenn sie denn gewünscht werden.

    Nur so meine Gedanken

    Liebe Grüße

    J.

    Was ist, ist - was nicht ist, ist möglich! ///// 17.07.07

  • Hallo Karsten,

    Zitat

    Hier geht es meiner Meinung auch darum, dass wir, die schon länger trocken sind und eben nicht vergessen haben, wo wir herkommen, die Gefahren kennen, sich um Dinge zu kümmern, die einfach noch nicht dran sind.

    Das versteh ich, macht Sinn, dass ihr dann daherkommt und sagt: Hey, sei mal vorsichtig, meinst du nicht, ist noch etwas zu früh für dich. Hab ich auch schon durch, ist bei mir komplett in die Hose gegangen.

    Anderenfalls wäre ich wohl auch nicht mehr hier.

    Zitat

    Der Vergleich mit dem Umweltschutz kann ich auch nicht gelten lassen, weil, wenn ich mich da vergesse und nicht für mich sorge, dann riskiere ich nicht mein Leben.

    Ich denke schon, wenn ich mich nämlich darum, und nicht um meine Trockenarbeit kümmere.

    Kam glaub ich etwas falsch rüber. Ich selbst bspw. neige dazu, mich in Arbeit und Lernerei zu vergessen.
    Was ich damit sagen wollte, ist: Ich kann mich in allem vergessen, da ist das Thema letzten Endes egal.

    Ich vergess mich übrigens auch gerne in nicht enden wollenden Diskussionen.;)

    Aber ich geh mal jetzt ein wenig bei mir, versprochen.:)

    Adios und liebe Grüße
    Clare

  • hallo andy

    muß gestehen aus zeitmangel nicht alles gelesen zu haben, aber das ist auch nicht so schlimm.

    also ich kann deinem lehrer nur recht geben, seit ich das für mich so begriffen habe und auch leben kann bin ich auch im kopf trocken.

    ich habe kein problem damit mich zu outen, nur ab und an die, denen gegenüber ich das tue, na und!! wie gesagt deren problem. ich mache mir da absolut keinen kopf mehr darüber wie andere über mich denken, es ist mein leben und ich muß morgens in den spiegel schauen können. ich kann es sowieso nie allen recht machen wieso sollte ich es also versuchen. ich sage mir immer, jesus hat auch keinem was getan und ist am kreuz gelandet. wer an mir einen fehler finden will der wird ihn finden, egal was ich tue, und ich habe keine löcher in den händen, habe also ganz sicher etliche fehler. so ist es einfach.

    ob das nun am bildungsniveau der leute liegt wie sie mit der krankheit umgehen vermag ich so nicht zu bestätigen, ich habe da eher so die erfahrung gemacht das die leute komisch reagieren die selbst ganz gern einen trinken, denen ich also den spiegel vorhalte. und wenn das spiegelbild nicht schön ist macht man die augen zu, nicht schön aber menschlich.

    schau dir die, die dir so komisch gegenüber treten mal genau an, wirst sicher schnell sehen woher die ablehnung rührt. ich hab sowas in der weitläufigen verwandschaft erlebt, hochgebildet und gut situiert, und bei der nächsten familienfeier im großen rahmen wußte ich woher der wind weht.

    aber all das ist mir letztendlich wurscht, ich will leben, und dazu gehört für mich auch mich zu outen weil es mich ganz einfach schüzt. mir bietet keiner alk an, ich werde vor alk im kuchen gewarnt, und ich brauche mir nicht ständig irgend welche ausreden einfallen lassen. gelogen hab ich lange genug. ich bin ich und wer mich nicht mag der kann mir ja aus dem weg gehen, ich verbiege mich für niemanden mehr.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo Miteinander,

    ich möchte mich einmal bedanken, bei allen die bisher hier geschrieben haben. Trotz der verschiedensten Meinungen, konnte ich sehr viel Lehrreiches und Informatives für mich herausziehen. Ich hoffe, dass es für alle anderen, die einfach nur mitgelesen haben, ebenso ist und dass sie, dadurch ermuntert, irgendwann ihre Meinung zum Thema hier äußern.

    Ganz besonders möchte ich dazu auch Teilnehmer des Forums auffordern, die noch nicht allzu lange hier sind und jene, denen es schwer fällt sich ihrem Umfeld zu erklären.

    Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht, welche Gedanken/Fragen kommen Euch beim Thema:

    geoutet und gemieden oder verstanden und respektiert ?

    Ich betrachte diesen Thread nicht zuletzt als Hilfestellung, bei der Aufklärung des Umfeldes des sich bekennenden Alkoholikers.

    LG, Andy

  • Na, dann möchte ich jetzt auch mal meinen Senf dazu geben. :D

    Ich persönlich bin mit meinem Outing auf keine allzu extremen Reaktionen bisher gestoßen. Meine Eltern wussten seit Jahren, dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann und sind höchstens überrascht (positiv) darüber, dass ich es dieses mal ernst meine mit dem Aufhören und freuen sich für mich über meinen guten Start in ein trockenes Leben.

    Meine Freunde hatten damit nun überhaupt gar kein Problem, einer war nur ein bisschen verwundert, weil er dachte, das man - wenn man ein paar Tage nichts getrunken hat - kein Alkoholiker mehr sein könne. :wink: Ansonsten sind meine Freunde sowieso keine besonderen Alkohol-trinker. Uns verbindet vor allem der Sport und eine auch ansonsten sehr bewusste Lebensweise.

    Eine Kollegin, die ich letztens über meine Krankheit unterrichtet habe, reagierte sehr interessiert. Bei meinem Bruder habe ich den Verdacht, dass er gerne selber diesen Schritt gehen würde, aber eben noch lange nicht so weit ist, es zu tun.

    Um es kurz zu machen: Ich kann nicht bestätigen, irgendwo gemieden worden zu sein, nachdem ich ehrlich über mein Problem rede, bzw. ansonsten jeden Alkohol rigoros ablehne (z.B. bei Betriebsgeburtstagen ect.). Wenn dann ist es eher Anerkennung und Bewunderung. Apropos Betrieb: Ich muss jetzt aufhören zu schreiben und mich für die Arbeit fertigmachen.

    Herzlichst,

    Blizzard

    Erst unter den Hammerschlägen des Schicksals, in der Weißglut des Leidens an ihm, gewinnt das Leben Form und Gestalt. (V.E. Frankl)

  • Hallo Miteinander,

    Danke Blizzard auch für Deine Schilderung.

    Outing trifft Respekt und Unverständnis (aber bei dem Alkoholkonsum wahrscheinlich nicht anders zu erwarten)!
    Ich habe am Sonntag eine Radtour gemacht. Dabei habe ich einen früheren Bekannten mit seiner neuesten Freundin getroffen (er wechselt wohl öfters mal). Da wir uns schon ewig nicht gesehen hatten, beschlossen wir in die naheliegende Eisdiele einzukehren und ein wenig Smalltalk zu halten. Beim Bestellen des Eises wählte ich einen Früchtetraum und fragte die Bedienung dazu, ob dieser denn ohne Alkohol sei. Sie antwortete mit ja und fragte im selben Atemzug, ob ich denn welchen hinein haben wollte, es wäre kein Problem. Ich sagte, vielleicht etwas hektisch, nein nein, es ist schon ok so, wendete mich den beiden anderen zu und sah in recht erstaunte Gesichter. Ich sagte ihnen daraufhin, dass ich mir endlich eingestanden habe Alkoholiker zu sein, schon fast vier Monate keinen Alkohol mehr anrühre und vorhabe dies auch nicht wieder zu tun. Er darauf, dass kannst Du mir doch nicht erzählen. Ich sagte doch und erzählte ihnen von meiner Abhängigkeit, meinem Entzug und der guten Zeit, jetzt danach. Er war völlig ungläubig und konnte es sich überhaupt nicht vorstellen, ein ganzes (restliches) Leben ohne Alk ? Sie (Krankenschwester) war verständnisvoller und sagte, ist doch ok, wenn er das so handhabt. Sie hatte es nur noch nie erlebt, dass ein Alkoholsüchtiger, so von einem auf den anderen Tag, nein sagt und das dann durchzieht, wie sie sich ausdrückte. Die Achtung davor konnte ich jedenfalls in ihrem Blick erkennen. Wir kamen dann bei dem Gespräch auch auf den Alkoholkonsum von ihm zu sprechen. Er wurde ganz rot dabei, versuchte immer Ausreden und Tage im Gedächtnis zu finden, an denen er nichts trank. Viel kam aber bei den Ausreden nicht heraus, da sie (sind erst seit 4 Wochen zusammen) fast jede widerlegen konnte. Im Resultat musste er eingestehen fast jeden Tag etwas zu trinken (2-3 Bier, manchmal auch deutlich mehr, machmal auch Schnaps und wenigstens einmal im Monat Filmriss). Ich verwies ihn auf seinen Leichtsinn und auf mein Beispiel, um ihm deutlich zu machen wie es langsam und unmerklich immer mehr wird und wo es enden kann, wenn kein Maß mehr da ist. Sie pflichtete mir bei, aber ob es etwas geholfen hat, da waren wir uns nicht im Geringsten sicher. Äh, ich doch nicht, waren ständig seine Worte, die meinen von früher auf Haar glichen.
    Ich glaube er wird, mit seinen 30-Jahren, noch nicht mal ernsthaft darüber nachdenken, denn zum Abschied lud er mich zum Donnerstag zu seiner großen Himmelfahrtsparty ein und da wird bestimmt reichlich Alkohol fließen. Ich hab dankend abgelehnt, sie tippte ihm mit dem Finger auf die Stirn und sagte: Hast Du denn ebend überhaupt nicht zugehört?

    LG, Andy

    P.S. Wie gern hätte ich Mäuschen gespielt, in den Minuten als die beiden davon wackelten und etwas aufgeregt miteinander diskutierten :lol:
    Von ihm werde ich bestimmt nicht wieder eingeladen, wenn sie nicht drauf besteht :lol:

  • :lol: Wer weiss, wie lange sie noch bei ihm bleibt, nach eurem Treffen???
    Sie scheint ja ein helles Köpfchen zu sein. 8)
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Miteinander,

    wie ihr wisst, bin ich ja selbständig. Trotzdem habe ich mich manchmal gefragt, ob ich es riskieren würde meinem Chef mitzuteilen, dass ich Alkoholiker bin.
    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich es meinem Chef in jedem Fall, egal was für ein Mensch der Chef ist oder wie ich zu ihm stehe, mitteilen würde. Lediglich den Zeitpunkt für dieses "Outing", würde ich versuchen günstig für mich zu wählen, wobei ich es aber nicht auf die lange Bank schieben würde.
    Auf Arbeit kann man den Chef ausschliesslich nur durch Arbeit überzeugen und solange ich diese gut ausführe, denke ich passiert nichts Negatives. Vielleicht werde ich einige Zeit intensiver bei der Arbeit beobachtet, aber das gibt sich sicher wieder.

    Jedenfalls würde ich als Chef auch so mit meinen Angestellten verfahren.

    Welche Erfahrungen habt ihr mit dieser Thematik gemacht ?

    LG, Andy

  • Zitat

    Am Meisten bin ich erstaunt darüber, dass viele Leute mit höherem Niveau, von denen ich eher erwartet hätte gemieden zu werden, mir volles Verständnis entgegen bringen, Interesse an mir bekunden und sich bei jedem Kontakt wohlwollend nach meinem Befinden erkundigen und mir weiterhin alles Gute wünschen. Wobei anders herum, Leute mit normalem Niveau, von denen ich dachte, dass sie mich eher verstehen würden, eher entsetzt reagierten und von da ab spürbar Kontakte zu mir vermeiden.

    Hallo Andy,
    als es darum ging einen Saufkumpanen zu haben, war mir die soziale
    Stellung der Mitstreiter meist egal. Nicht das ich mit den vielzitierten
    "Parkbank-Penner" getrunken hätte, aber am Osterfeuer, im Sportverein,
    oder beim Stadtfest habe ich oft mit Zeitgenossen zusammengestanden
    mit denen ich "nüchtern" kein Kontak pflegen würde.
    Natürlich soff ich auch mit anderen.
    Im Golfclub standen die Säufer auch zusammen,
    Niveau war aber das gleiche, nur verlogener gings zu.

    Ich denke das ist ein ganz typisches Verhalten nasser Alkoholiker.
    Einen "Verbündeten" zu suchen um von der eigenen Sucht abzulenken.
    Meist wurde ich als "Kumpel" akzeptiert mit dem man
    "reden" kann. Obwohl mit einem 110.000 Euro Auto vorgefahren und
    schickes "Frauchen" an der Hand. Der Suff vereint (oberflächlich).

    Wenn heute einer von denen hier plötzlich auf der Matte stehen
    würde wüßte ich nicht worüber ich mich mit ihm unterhalten sollte.

    Ich weiß auch bei denen wäre die Akzeptanz meiner Trockenheit
    sicherlich nicht groß, aber ich denke das liegt an deren nassem
    Zustand. Ein gewisses Maß an Intelligenz -die ich mir selber
    nicht unterstellen möchte- ist einer "Trockenwerdung" sicherlich nicht
    abträglich, aber auch kein Muß. Auch mit einem schlichten Gemüt
    ist ein Abstinentes Leben möglich. Es kommt auf den Tiefpunkt an.

    Von den Menschen, denen ich mich gegenüber geoutet habe,
    erhielt ich auch nur positives Feedback, wenn ich auch meine
    das es oft nur "Lippenbekenntnisse" waren. Manche von denen
    haben sogar kapiert wie es funktioniert trocken zu werden/bleiben,
    andere meinten es sei reine Willenssache.

    Richtiges Interesse an meiner Krankheit zeigen aber nur die,
    die mich mögen und schätzen. Den anderen wäre es egal
    ob ich morgen einen Rückfall erlitte. Dabei spielt es bestimmt
    keine Rolle ob die am Fließband stehen oder Aktien verscherbeln.

    LG
    Paolo

    Als ich auf einer Kaufhaus-Kundentoilette in meiner eigenen Kotze aufwachte, hätte ich aufhören müssen zu saufen.
    Da war ich gerade mal 20 Jahre alt.
    Es sollten aber noch 30 Jahre vergehen!

  • Zitat von Paolo

    Ich denke das ist ein ganz typisches Verhalten nasser Alkoholiker. Einen "Verbündeten" zu suchen um von der eigenen Sucht abzulenken. Meist wurde ich als "Kumpel" akzeptiert mit dem man
    "reden" kann. Der Suff vereint (oberflächlich).
    Wenn heute einer von denen hier plötzlich auf der Matte stehen
    würde wüßte ich nicht worüber ich mich mit ihm unterhalten sollte.

    Hallo Paolo,

    ich glaube da hast Du wohl mehr als recht, vor allem mit dem letzten Satz. Ist mir auch ein paar Mal passiert. Da steht man sich unverhofft gegenüber, sagt guten Tag und weiss plötzlich überhaupt nicht über was man mit dem Gegenüber sprechen soll. Vereint hat einen wirklich bloß der Alk.

    LG, Andy

  • Hallo onkel 1987,

    Du weißt garnicht wie sehr Du mich jetzt berührt hast.
    Denn Erstens ist mein kleiner Sohn auch Koch und 21 und ist, nach 3 Jahren Drogentherapie, jetzt auf dem richtigen Dampfer und Zweitens: als ich 21 war, wurde ich, nachdem ich groben Mist im Suff gebaut habe, vom Gericht zu einer Alkoholikertherapie verdonnert. Ich bin zweimal hingegangen und dann nicht wieder, weil es mir damals zu blöd erschien. Es hat noch ganze 26 Jahre gedauert, bis bei mir der Groschen fiel.

    Ich konnte mich jetzt, beim Lesen Deines Kommentars, nicht eines leichten Druckes auf meine Tränendrüsen erwehren.

    Ich bin stolz auf Dich, dass Du hier bist und wie Du Deine Situation meisterst.

    LG, Andy

  • Hallo Miteinander,

    @onkel_1987 und Kanadier: Vielen Dank für Eure Meinung zu dem Thema. Ich hatte leider diese Woche viel zu tun, deshalb kann ich jetzt erst antworten.

    @Kanadier: Es tut mir sehr leid, dass Du so wenig Verständnis auf Deiner Arbeit erfahren hast und dass es Dich im Endeffekt sogar den Job gekostet hat. Was muss Dein ehemaliger Chef für ein bedauernswerter und unglücklicher Mensch sein, wenn ihn Dein ehrliches Eingeständnis und die Konfrontation mit der Tatsache, dass es Menschen gibt die ohne Alkohol leben wollen, so erschreckt und zu dieser Reaktion veranlasst haben :?:
    Auf jeden Fall ist es aber gut, dass Du Dich nicht entmutigen lässt und zu Deiner Abstinenz stehst. Du solltest es allerdings nicht als Standhaftigkeit, sondern als Normalität Deines Lebens betrachten.

    Was Dein ausserarbeitszeitliches Outing betrifft, da frage ich mich dennoch in was für Kreisen Du verkehrst, dass Du so sehr resigniert hast. So extrem habe ich das noch nirgends erfahren. Kannst Du dazu noch etwas schreiben ? Ich frage deshalb, weil es anderen und mir vielleicht in ähnlich extremen Situationen helfen könnte, diese zu meistern.

    LG, Andy

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