Erwartungs-Spannung

  • Hallo Ihr,
    meinen letzten Thread habe ich beendet, weil unsere nasse Zeit vorbei ist.
    Ich hänge so zwischen den Leben rum und habe das Gefühl, dieser Schwebezustand macht mich immer nervöser.

    Ich kenne das aus meiner Zeit als Schauspielerin am Theater:
    So eine Art Lampenfieber.
    Pppppppppppppfffffffffffffffffffff.

    Einerseits genieße ich die Ruhe nach dem Sturm, andererseits kann ich es kaum erwarten, dass mein Mann zurückkommt.(Für alle, die mich noch nicht kennen: mein Mann macht gerade eine LZT, 700km weit weg).
    Ich will endlich wissen, wie ich diesem "neuen" Mann begegnen kann.
    Ob ich überhaupt fähig bin, das neue Leben zu leben.

    Ich muss gestehen, dass ich schon erwarte, dass er nach langer Abwesenheit (körperlich wie geistig) endlich mal ein richtiger Vater ist.
    Ist das auch schon wieder zu viel an Erwartung?
    Darf ich überhaupt noch irgendwas erwarten?

    Wer erwartet, kann enttäuscht werden.

    Meine drei Jungs sind 11, 13 und 16.
    Die brauchen endlich mal einen Vater hier, der ihren ganzen Bubenkram versteht und sich damit beschäftigt.

    Ich kann und will nicht den Vater ersetzen.

    Ich mache ja echt jeden Schmarrn mit, aber alles hat seine Grenzen. Ich bin halt "nur" eine Frau.
    Wer Söhne hat, weiß, welche Themen angesagt sind.
    :roll:

    Naja, so baumle ich halt an meiner Liane zwischen den Mammutbäumen(Leben) rum, hab noch keinen Boden unter den Füßen, und keine rechte Ahnung, wo ich landen werde, wenn ich loslasse.
    Hoffentlich nicht im Maul eines fiesen Krokos. 8)

    Irgendwie fehlt mir auch der Austausch mit allen, die mich so lieb begleitet haben hier in der Offenen.

    :oops:

    Meine Erkenntnisse sind da, wie wird wohl die Praxis aussehen?
    Werde ich uns mit meinem neu erworbenen Egoismus im Weg stehen?
    Werde ich zur intoleranten Zimtzicke? Nein, das will ich doch nicht.
    Da lauern schon so ein paar Erwartungsteufelchen in meinem Hinterkopf.

    Puhhhhh.
    Fragen über Fragen, die mir natürlich keiner beantworten kann.
    Aber vielleicht hat ja der/die ein oder andere eine Idee für mich.
    Oder nur einen Gruß an eine hibbelige Thelma?

    LG
    Thelma

  • Hallo Thelma,
    ich hab einen ganz liiiiiiiiiiieben Gruß für Dich :oops:
    Leider kann ich Dir bei Deinen Fragen nicht weiter helfen, denn bei mir sieht die Situation ja momentan anders aus.

    Aber hier gibts doch sicher jemanden, der sich mit trockenen Zeiten auskennt und weiß wie zu handeln ist.
    Ich wünsche Dir auf alle Fälle, daß Ihr das schafft, für Euch und für Eure Jungs :lol:

    Ganz liebe Grüße
    Elke

  • Hallo Thelma,
    das ist schön das Dein Mann sich auf den "Weg gemacht" hat und Du so voller "froher" Erwartungen bist. Selber fragst DU Dich selber ob Du nicht zu viele Erwartungen an ihn (euch) stellst...Mag sein, ich habe bei meinem Partner seiner ersten Terapie geglaubt es ist alles gut und es erwartet mich ein "neuer" Mannn..heute seh ich das anders, er hat schon die zweite hinter sich...aber ich denk auch Du durch Dein vieles Lesen und Schreiben hier im Forum weist Du schon wie "hoch" die Erwartungen sein können, denn es geht ja nicht um ihn sondern auch um Dich und wie ihr mit der neuen Situation umgehen könnt, dafür haben uns die Jahre so gezehrt...Für mich ist es bis heute nicht immer einfach und ich muß sehr an mir arbeiten und beachten das ich nicht allzu in alte Verhaltensmuster verfallle. Nun bist Du so hibbelig und ich freu mich für Dich...das wird schon alles irgendwie werden und ich freu mich von Dir zu lesen und sende Dir liebe Grüße Nele

  • hallo du hippelige,

    ja,einerseits kann ich nachempfinden wie du denkst.ich lese so stark eine erwartungshaltung bei dir raus die du erfüllt haben möchtest.ICH,ich denke damit machst du dich selber kaputt.du bist in erwartungshaltung von ihm in bestimmten situationen,und damit bist du schon wieder nicht mehr bei dir.er wird der gleiche mensch sein der zurück kommt.er hat dort ein hilfsangebot erfahren welches er erst "draussen" lernen und umsetzen kann.er lernt es erst thelma,das ist erst der anfang.
    ich kenne dein gefühl,auch ich dachte nun wird alles anders.pustekuchen,mein augenmerk war nur auf ihn gerichtet,eben in erwartungsstellung.
    wenn du versuchst nur bei dir zu bleiben,ihn selbst seinen weg finden lässt,ihm damit auch weiter die verantwortung für sich überlässt,eben dieses loslassen,kommst du vielleicht weiter.
    du sollst keinen vater ersetzen,aber er soll für sich entscheiden wie er vater sein möchte,seine verantwortung selber erkennen dürfen,ohne vorschrift,so hat ein vater zu sein.
    bleib bei dir und arbeite an dir,nur das kann dich vorwärts bringen.
    einfach den reelen blick behalten,ohne wunschträume.
    ich schreib dir das weil ich es selber so erlebt habe und dann auf die gusche geflogen bin.heute weiss ich ich war nicht bei mir sonder in seinem denken,was allerdings anders war als meines.
    viel glück,thelma.

    glg kathrin

  • Hallo Thelma,

    ich habe ja nun so meine Trockenheits-Erfahrung, obwohl mein Mann damals keine Therapie gemacht hat, was sicher ein Fehler war.

    Bei uns wars so:
    Er hatte bei einem Krankenhausaufenthalt die Kurve bekommen, weils wohl so traumatisch war, wies um seine Gesundheit stand.
    Und er war wirklich ein anderer Mensch, das war total faszinierend.
    Nun hatte ich mich ja von ihm getrennt und wollte ihn eigentlich auch nicht zurück, aber er wollte es so gerne und hat monatelang um mich geworben, bis ich das Wagnis eingegangen bin.

    Und einige Jahre war er ja trocken, so genau weiß ich nicht, wann er heimlich wieder begonnen hat, aber ich denke, es waren gute 4 Jahre wirklich trockene Zeit.

    Einiges blieb gleich zwischen uns (nämlich seine Tendenz, mich zu manipulieren und meine Bedürfnisse systematisch zu übergehen), aber in vielem war er wirklich nicht wiederzuerkennen:
    - total verlässlich
    - voller Energie
    - vernünftig
    - fit
    Es war wirklich eine Freude für mich.
    Und ich habe eigentlich auch ziemlich bald kein Misstrauen mehr gehabt, er war einfach so offenkundig anders ...
    Ich war sogar zu gutgläubig, sonst hätte ich versucht durchzusetzen, dass er sich weiter begleiten lässt.
    Aber ich wollte ihm seinen Weg lassen und er meinte, er kann das alleine besser. Er wollte so normal wie möglich leben, meinte, wenn er sich ständig als Alkoholiker definiert, dann würde ihn das auf diese Rolle festlegen. Ich habe darauf vertraut, dass der Schock, dem Tod nochmal von der Klinge gesprungen zu sein, ausreicht, um ihn für immer zu kurieren. Aber selbst dieser Schock hat eben nicht ewig gereicht, jetzt ist er wieder da, wo er mal war.

    Und die Beziehung, die wir dann geführt haben, war eben auch problematisch: ich habe mich total von ihm in Beschlag nehmen lassen und habe ihm wirklich bis zur totalen Selbstaufopferung zur Verfügung gestanden, um sein ganzes verkorkstes Leben wieder neu zu ordnen. Und das war natürlich rückblickend gesehen total falsch, aber aus der Situation heraus nur logisch.

    Ich kann verstehen, dass man dann auf solch einen Moment hinfiebert, nun den neuen Menschen zu treffen, aber es ist wahrscheinlich wirklich nicht gut. Aber dazu kann ich nichts sagen.

    Wünsch dir innere Ruhe
    Doro

  • Hallo Thelma!
    Schön, wieder von dir zu lesen.
    Was ich dir nur schreiben kann ist: GEDULD! Geduld und Geduld!
    Such dir Ablenkungen so viel du finden kannst. Geh baden, mach dir die Haare, feil dir die Nägel, lese ein Buch, mach mit und ohne Jungs Musik,.....
    Und! vergiss erst mal deine Erwartungen.
    Ich hatte das Glück, alles zusammen zu erleben, aber Geduld musste ich auch als erstes lernen. Und die Erwartungen - sind auch nicht so gleich erfüllt worden. Es gab auch reichlich Reibereien, Unverständnis und gegenseitiges Traurigsein, weil beide nicht so reagiert haben, wie ERWARTET.
    Aber ich kann dich verstehen, dass du langsam hibbelig wirst, denn du hast ja eine lange "Erwartungszeit".
    Für heute wünsche ich dir eine ruhige, erholsame Nacht und schicke dir ein großes Pfund Gelassenheit.
    Ganz liebe Grüße und immer schön 8) , Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Thelma,

    dem, was Gotti zur Geduld schreibt, kann ich mich nur anschließen. Obwohl ich natürlich deine Vorfreude und Erwartungshaltung gut nachvollziehen kann. Wenn dein Mann aus der Therapie kommt, hat er jedoch noch jede Menge mit sich selbst zu tun. Das hatte ich damals übersehen. Und ich hatte auch übersehen, dass ich mich selbst auch verändern, d. h. meine abhängigen Strukturen ablegen muss. Ich habe nach wie vor gesorgt und gemacht.... obwohl es für ihn von elementarer Wichtigkeit war, für sich selbst verantwortlich zu sein. Vielleicht kannst du aus meinen Fehlern lernen.

    Inzwischen weiß ich, dass ich meine Entwicklung genauso ernsthaft betreiben hätte müssen, wie er sein trocken und stabil werden. Aber ich war der fälschlichen Annahme, es reicht, wenn er nicht mehr trinkt.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Thelma

    auch von mir einen schönen Gruß!

    Als mein Mann zwei Monate seinen Rückfall gebaut hat, war ich so verzweifelt. Ich hatte mich damals leider noch nicht mit meiner Co-Abhängigkeit beschäftigt, wusste also noch nicht viel und dachte, nach der Therapie wird alles gut. Ich hab dann damals mit jemanden von einer Selbsthilfegruppe telefoniert und die Frau sagte mir:" Ja was haben sie denn erwartet?????"
    Ich will dir deine Freude nicht nehmen, aber behalt vielleicht ein bisschen im Hinterkopf, daß es auch schief gehen kann.

    Ich wünsch euch alles Gute!

    julchen

  • Hallo Thelma,

    ich kann Deine Erwartungen soooo gut verstehen..erging es mir doch vor einem Jahr nicht anders.

    Genau wie Ette es schrieb, hatte ich aber dabei übersehen, daß meine Belange *wieder* in den Hintergrund rückten, ich mich wieder zu sehr zurücknahm, als er dann wieder da war.
    Ich konnte nicht erkennen, daß er mit seiner Trockenheitsarbeit eigentlich erst dann begann, als er nachhause kam, er die Zeit wirklich für sich brauchte. Und ich für mich...Meine Übervorsichtigkeit brachte mich und auch ihn ineine Drucksituation, denn für die euphorischen Erwartungen, die ich hatte, waren wir beide nicht bereit.

    Du schreibst:

    Zitat

    Ich muss gestehen, dass ich schon erwarte, dass er nach langer Abwesenheit (körperlich wie geistig) endlich mal ein richtiger Vater ist.

    Wie kannst Du dies erwarten, wenn er doch erstmal lernen darf, wer er eigentlich ist? Er war doch jahrelang nicht er selbst. Wie kann er dann eine Rolle einnehmen, die er erst übernehmen kann, wenn er weiß, wie er sich selbst einschätzen kann?

    Ich war auch dem Irrglauben verfallen, daß eine Therapie dann *wahre Wunder* vollbracht hätte. Nein, die Zeit nach der Therapie wird erst zeigen, was er für ein mnesch wirklich ist, welchem Beweggrund seine angestrebte Trockenheit hat.

    Thelma, ich will Dir nicht Deine Hoffnungen zerstören, aber alles, was jetzt in Deinem Kopf stattfindet,kann auch so wenig der Realität entsprechen.

    Ich kann dir nur aus eigener Erfahrung sagen, daß ich den Menschen, der wiederkam, nicht mehr erkannte im Alltag, diesen auch nicht mehr wollte. Die Veränderung, die bei uns beiden zwangsläufig sein mußte, um auszusteigen aus der Spirale, zeigten, daß es keine gemeinsame Basis gab...weder zu der Zeit vor der Therapie noch danach...

    Der Rückfall kam nach 8 Monaten (was ich immer spürte, weil die Schritte fehlten, auch geistig trocken zu werden) und in meinen Augen auch bis heute nicht viel davon zu sehen ist.

    Ich wünsche Dir ganz viel Unterscheidungsvermögen, die Kraft, Deine Erwartungen zu betrachten und nicht die große Ent-täuschung zu erfahren. Ich wünsch es Dir aufrichtig.

    Lieben Gruß

    S.Käferchen

  • Hallo Thelma

    ich bins nochmal. Mir ging den ganzen Morgen dein Problem nicht aus dem Kopf. Was dabei herausgekommen ist, ist folgendes:

    Du hast vor einiger Zeit bei elke geschrieben: Ich hab ihn in den letzten Jahren ja nur stundenweise nüchtern erlebt.

    Von daher denk ich, du kriegst einen trockenen Mann, den du so noch nicht kennst. Du musst ihn also erst kennenlernen und schauen, wie er so ist, nüchtern.

    julchen

  • Hallo Thelma,

    als ich einmal laut aufschrie, warum das alles so schwer sein soll und warum sich meine Frau nicht einfach ändern könne, fragte mich eine Kollegin, wie ich denn darauf käme, daß wenn ich mich ändere und wenn von heute auf morgen alles anders ist, sie es wahrnehmen, verstehen und genauso wie ich es mir vorstellte reagieren könne?

    In dem Maße, wie Du von Deiner Sehnsucht abläßt, kann etwas Neues wachsen. Was hast Du denn bisher zum Loslassen getan?

    Nur zu oft ziehen sich beide Partner durch die Mechanismen der Gewohnheit, Blindheit und eigenen Lebensunfähigkeit zurück in alte Klischees. Ich drücke Dir die Daumen, daß Du Dich gut loslassen kannst.

    LG Kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Ihr,
    tausend Dank für eure wertvollen Gedanken.

    Ich werde nicht, entgegen meines anfänglichen Bedürfnisses, im Einzelnen darauf eingehen, sonst verheddere ich mich nur wieder in Erklärungen.

    Ich hab mir Eure Beiträge im Laufe des Tages nun schon dreimal durchgelesen und immer wieder einzelne Fragmente auf mich wirken lassen, in mich reingespürt, wo ich in dieser Beziehung stehe, was ich wirklich erwarte, was ich hoffe, und wo ich schon ein Stück weiter bin.

    Ich will ganz ehrlich mir zu selbst sein.

    Wenn ich mich sortiert habe, teile ich meine Gedanke sehr gerne mit Euch und bin für jeden weiteren Schubser unendlich dankbar.

    Ich will jetzt echt mal innehalten und in RUHE!!! hinsehen zu meinen Anteilen der Vergangenheit, meinem jetzigen Stand, meiner Vision.
    Wenn ich weiterhin so rumhampel, verpufft auch nur kostbare Energie. Mei o mei, Thelma.

    Mich LOSLASSEN.

    Ja, da ist was dran.

    Es gibt einen schönen Spruch:

    Wer loslässt, hat beide Hände frei.

    Lieben Dank nochmal und Gute Nacht,

    Thelma

  • Zitat von Thelma

    Hallo Ihr,
    meinen letzten Thread habe ich beendet, weil unsere nasse Zeit vorbei ist.
    Ich hänge so zwischen den Leben rum und habe das Gefühl, dieser Schwebezustand macht mich immer nervöser.

    Hallo Thelma,

    mir ist grad beim Lesen dieser Teil deines Postings ins Auge gestochen. Warum hängst du zwischen den Leben rum? Das würde ja bedeuten, dass du wieder oder immer noch dein Leben, dein Wohlfühlen, davon abhängig machst, wie er sich nach seiner Therapie verhält. Für mich war es ganz wichtig zu lernen, dass mein Leben für mich in Ordnung ist, egal, ob "er" trinkt oder nicht. Ich glaube, wenn ich das für mich schaffe, kann ich auch dem Anderen die Freiheit geben, seine Trockenheit zu stabilisieren, weil ich nicht wieder voller Erwartungshaltung und Rumerziehen mit ihm umgehen kann. Wenn ich dich lese, lese ich: erst mal hat er aufgehört zu trinken, dann hat er seine Therapie gemacht - wenn er jetzt nach hause kommt, soll er seinen Kindern ein guter Vater sein, dir ein guter Partner, ach ja, und trocken soll er natürlich auch noch bleiben, damit deine Welt in Ordnung ist. Thelma, ich kann es wirklich absolut nachvollziehen, wie es dir geht. Aber dein Mann ist, wie er ist. Und womöglich ist er, auch wenn er jetzt nicht mehr trinkt, nicht so, wie du ihn dir wünschen würdest.

    Ich hatte damals das Gefühl, schon wieder an die zweite Stelle treten zu müssen. Zuerst war "ihm" seine Sucht immer wichtiger als Beziehung und ich, dann war ihm seine Trockenheit wichtiger als Beziehung und ich. Es war überhaupt kein schönes Gefühl, das sich bei mir aber nur einstellte, weil ich meine Zufriedenheit von ihm abhängig machte.

    Das wollte ich dir noch da lassen. Gute Nacht!

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Thelma,
    ich kann auch gut verstehen wie Du Dich fühlst (glaube ich zumindest). Aber Du hattest ihm doch seine Verantwortung für SEIN Leben zurück gegeben.
    Jetzt habe ich ein bißchen den Eindruck Du machst ihn doch für Dein Glück verantwortlich, was er ja garnicht ist.
    Denn DEIN LEBEN und DEIN GLÜCK liegen in Dir selbst und nur Du bist ja dafür verantwortlich.
    Wenn Du für Dich die Entscheidung getroffen hast mit einem trockenen Alkoholiker zu leben, dann wirst Du das auch schaffen, solange Du in Deinem Leben bleibst und auf Deinem Weg.

    Was ich in den letzten Wochen erkannt habe, ist ja noch sehr früh für mich :oops: . Ich bin nicht perfekt, ich bin auch nicht immer nur die Gute, ich habe in meiner Position sehr viel Macht ausgeübt! Zwar nicht offensichtlich, aber hinter den Fassaden. Ich wollte alles unter Kontrolle haben, weil ich nicht in der Lage war meinen Ex sein zu lassen wie er ist und mich zu trennen, obwohl ich merkte das es mir nicht gut in der Beziehung ging. Das halte ich für sehr krank :? , meinerseits.
    Liebe Thelma, ich hoffe ich konnte Dir auch mal etwas Helfendes schreiben, denn Du hast mir schon sooo oft gut getan :) .

    Bleib bei Dir, finde Dich in Dir drin und such Dich nicht im außen. Du bist doch eine tolle Frau, oder etwa nicht :lol::lol:

    Ganz liebe Grüße
    Elke

  • Liebe Ette, liebe Elke,

    wenn ich schreibe, dass ich zwischen den Leben hänge, meine ich das so:

    Ich lese und schreibe seit November hier im Forum, sauge auf, reflektiere, denke nach, decke auf (Selbstlügen, Abhängigkeiten...), finde zu mir.

    Ich hab mich ja schon seit Anfang letzten Jahres von meinem Mann distanziert, hab ihm voll und ganz die Verantwortung für sich und sein Leben gegeben.
    Ich hab mich, obwohl ich eigentlich keine Kraft mehr hatte, rausgezogen aus einer beginnenden Depression, aus dem Sumpf.

    Ich lebe seit ca. einem Jahr MEIN Leben, habe Hobbies und Freunde, die mit ihm nichts zu tun haben.


    Davor hab ich mein ganzes Leben nach ihm ausgerichtet.
    Habe gehofft, dass er doch mal mit uns eine Bergtour oder sonstige Ausflüge macht.
    Habe versucht, durch gemeinsame Urlaube sowas wie Familiensinn bei ihm zu wecken...
    Ich habe auf Biegen und Brechen versucht, ihn zur Vernunft zu bringen.
    Alles sinn- und uferlos, da er ja nur seiner Sucht fröhnte und mit uns überfordert war. Wissen wir ja alles.

    Ich habe brgriffen, dass es sein gutes Recht ist, zu Saufen, aber auch mein Gutes Recht, nicht mehr damit leben zu wollen.

    Seit letztem Jahr hab ich, da mein persönlicher Tiefpunkt erreicht war, nur noch OHNE ihn geplant, bin OHNE ihn in Urlaub gefahren, habe OHNE ihn Bergtouren u.a. gemacht.

    Dadruch stürzte er erstmal total ab, suhlte sich im Selbstmitleid, war der einsamste und ärmste Mann auf diesem Planeten. Und er hasste sich selbst.
    Gleichzeitig wurde das Klingeln seiner persönlichen Alarmglocke immer lauter.
    Jetzt ist er auf seinem Weg aus der Sucht und guter Dinge.
    Er schmiedet Pläne, will so vieles nachholen...

    Ich bin diejenige, die das Ganze langsam angehen will, mit so wenig Erwartungen wie möglich.
    Ich werde auch dieses Jahr keinen gemeinsamen Urlaub planen, ich bin einfach noch zu vorsichtig.

    Ich werde mein Leben weiterleben, gleichzeitig hoffe ich schon, dass er als Vater präsenter ist, das ist für die Jungs so wichtig.

    Was unsere Beziehung anbelangt, bin ich recht entspannt.
    Wir sprechen ja darüber, wir wollen uns ganz behutsam annähern.
    Wir wollen uns die Zeit geben, die wir brauchen.
    Ich stelle fest, dass ich mein Glück nicht mehr abhängig von ihm mache.

    Ich entdecke mich zur Zeit selbst und stelle schon fest, dass ich reichlich aus mir zu schöpfen habe (nicht nur Tränenflüssigkeit, wie die letzten Jahre...)
    Ich mag mich.
    Klingt blöd, fühlt sich aber ganz schön gut an.

    Diese Unruhe entspringt dem Wunsch, endlich zu testen, ob ich das, was ich "gelernt" habe, auch umsetzen kann, oder nicht.
    Ich bin so ungeduldig.
    Ich fühle mich sehr autark, ich weiß, dass ich alleine zurechtkomme, das hab ich ja nun zwangsläufig geübt. Aber wie fühle ich mich, wenn er wieder da ist?
    Ich will mich endlich "testen". Ich weiß...
    Ich ziehe mich hundertmal am Tag ins "Heute" zurück.

    Zitat

    Wenn ich dich lese, lese ich: erst mal hat er aufgehört zu trinken, dann hat er seine Therapie gemacht - wenn er jetzt nach hause kommt, soll er seinen Kindern ein guter Vater sein, dir ein guter Partner, ach ja, und trocken soll er natürlich auch noch bleiben, damit deine Welt in Ordnung ist.

    Jein.
    Natürlich soll er trocken bleiben, sonst trennen sich unsere Wege.
    Meine Welt ist in Ordnung, wenn ich keinen trinkenden Mann an meiner Seite habe. Ganz einfach.

    Ich will keine heile Kuschi-Schmusi-Familie ala Waltons , nein, die Zeiten sind vorbei.
    Das wollte ich früher, aber ich wurde gottseidank auf den Boden der Tatsachen gesetzt.

    Die einzige Erwartung, die ich momentan habe, ist die Vater-Geschichte.
    Kein Überdaddy, nein, ein normaler Vater.
    Als ich letzten Samstag einkaufen war, sah ich ausgeglichene Väter, die mit ihren Kindern durch den Supermarkt schlenderten, lachten, NORMAL kommunizierten...Da schossen mir schlagartig die Tränen in die Augen, weil ich mich nach genau dieser Normalität sehne.
    Garnichts besonderes, einfach nur Normalität.

    Noch nie war bei uns irgendwas normal.
    Immer verrückt, dramatisch, chaotisch.

    Glaubt mir, ich bin durch den ganzen Suff bescheiden geworden, was meine Glücks-Ansprüche anbelangt. Ich habe keinen Anspruch auf Glück.

    Mein überzogenes Harmoniebedürfnis hat meinen Mann verständlicherweise manchmal wahnsinnig gemacht :oops:

    Ich hab jetzt kapiert, dass die Harmonie nur in mir sein kann, dann brauche ich sie nicht mehr im Aussen suchen.

    Wenn wir telefonieren, gehen wir sehr entspannt miteinander um, keiner klammert.
    Aber es liegen halt auch 700 km zwischen uns.

    Ich bin sooooo gespannt, wie wir miteinander klarkommen.

    Das macht mich so hibbelig. :evil:

    Ich gehe jetzt laufen, jawoll.

    Einen dankbaren Gruß an Euch beide, liebe Ette und Elke, Ihr bringt mich schon wieder zum Nachdenken.

    Ich hoffe, mein Post ist nicht zu konfus.
    Ich pendle echt hin und her zwischen Weisheit und Chaos, Einsicht und Aber, Erkenntnis und Fragezeichen, Ruhe und Aufruhr.

    Bis dann,
    Thelma

  • hallo thelma,

    du weisst was ich denke, wir schrieben uns schon so lange.
    ich komm da eher skeptisch rüber.doch ich denke du weisst wie ich es meine.

    was ich dir noch an gedanken mitgeben will ist folgendes:

    deine kinder sind eigenständige persönlichkeiten. inzwischen in einem alter wo sie sehr gut ihre eigene meinung haben. zudem sind sie fähig ihre beziehunges mit den menschen selbst zu gestalten.auch die zu ihrem vater.

    nun hast du so grosse wünsche, der vater soll vater sein, so wie du es siehst in den läden. das wirst du niemals haben. du kannst nicht ungeschehen machen was gewesen ist. ausserdem ist das nicht deine aufgabe,als mutter hier eine familienzusammenführung zu machen.

    der vater hat diese aufgabe, will er das, ist das sehr schön. will er das nicht oder kann er das nicht, setzen ihn deine erwartungen wieder unter druck.

    zudem erwartest du von den kindern genau das gleiche. auch die werden unter den druck gesetzt, alles vergangene vielleicht sogar zu vergessen.

    hast du mit den kindern denn auch schon geredet, haben die jungs schon hilfestellung bekommen? haben die kinder ihre eigenen probleme schon aufgearbeitet?was haben die denn an vorbereitung erfahren?du konntest dich hier austauschen.

    du mutest dir mit dieser extrem hohen erwartungshaltung wieder etwas zuviel zu meine ich.erwarte nicht,vielmehr lass da los!

    denn faktum ist, nicht nur du hast den mann erlebt, deine kinder, jedes für sich haben diesen mann erlebt.die kinder haben ihre eigene beziehung zu ihm aufgebaut. auch die haben ihre ureigenen probleme und lernen damit umzugehen.du kannst das nicht für sie lösen. bleib da bei dir. den rest machen die dann mit sich aus.

    das ist nur ein part von so vielen die auf dich und deine familie zukommt. auf dei kinder wie auf dich und dazu noch auf den mann.ich finde es ist unglaublich viel.

    ich drück dich melanie

  • Hallo Thelma,
    ich merke für mich in letzter Zeit immer mehr verstärkt wie schwierig es ist mit einem trocken werdenden Partner zusammen zu leben...nach mehrmaligen Trennungen(richtiges Loslassen war es nicht, so weit war ich nie, aber räumlich und das über Wochen und Monate...), 2LZ und mehreren Rückfällen sind wir vor einigen Monaten zusammengezogen, und jetzt merk ich eben wie schwer es ist nicht wieder in alte Gewohnheiten reinzuverfallen,...sie sind teilweise schon wieder da, und wie schon mal jemand schrieb, es ist auch bei dem "trockenem" Partner die Manipulation noch teilweise allgegenwertig, und damit habe ich auch in meiner Phase der Genesung tüchtig dran zu knaubeln. Momentan wissen wir auch nicht ob wir noch zusammenbleiben, das Vertrauen in ihn ist weg, da liegt aber nicht bloß am Alkohol, ist ein anderes Thema, aber dies hat mich mehr verletzt als alles andere und ich brauche meine Zeit um es wieder zu "finden", leider wurde ich immer wieder eines Besseren belehrt. Es gibt Tage da geht es mir richtig gut und da kann ich auch ganz gut "loslassen", andere Tage wieder ziehen mich Kleinigkeiten, die mich an die nassen Jahre erinnern wieder so runter das ich Schwierigkeiten habe mich da wieder rauszuholen,... heute ist so ein Tag...Ich habe aber das Gefühl das jeder von uns versucht sein Bestes für die Beziehung zu tun, aber für uns Angehörige ist eben auch viel in den Jahren passiert wo wir Mühe haben es irgendwie so aufzuarbeiten das man harmonisch zusammen leben kann. Auch der trockene Partner erwartet wohl zu viel, ich habe jedenfalls die Erfahrung gemacht, es sind nicht bloß wir, und das macht die Sache nicht immer einfach. Man sieht es mir an wenn es mir nicht gutgeht, ich kann es nur teilweise überspielen und versuche mich abzulenken,...klappt aber nicht immer so und dann geht es in Vorwürfe und Streit über, leider! Ich wünsche Dir "gutes Gelingen" ...
    liebe Grüße Nele

  • Hallo Melanie und Nele,
    ich danke euch für eure Zeilen,
    Ihr habt mir wieder Stoff zum Nachdenken geliefert.
    Ein paar Statements will ich doch rauspflücken.

    Melanie:

    Zitat

    nun hast du so grosse wünsche, der vater soll vater sein, so wie du es siehst in den läden. das wirst du niemals haben.

    Wenn ich davon ausgehe, dass wir niemals Chance auf solch banale Normalität haben, könnte ich es doch gleich vergessen.

    Zitat

    du kannst nicht ungeschehen machen was gewesen ist.

    Das ist richtig.

    Zitat

    ausserdem ist das nicht deine aufgabe,als mutter hier eine familienzusammenführung zu machen.

    Genau das ist meine Lernaufgabe, deshalb bin ich hier im Forum, bei der Therapeutin und bald in einer SHG.

    Zitat

    der vater hat diese aufgabe, will er das, ist das sehr schön. will er das nicht oder kann er das nicht, setzen ihn deine erwartungen wieder unter druck

    .

    Da hast Du recht.

    Zitat

    zudem erwartest du von den kindern genau das gleiche.

    Wo, bitte hab ich das geschrieben?

    Zitat

    auch die werden unter den druck gesetzt, alles vergangene vielleicht sogar zu vergessen.

    Und wo bitte, hab ich das geschrieben?

    Nele:

    Das wird auch mir passieren, das weiß ich jetzt schon. Mein Gesicht ist nicht gerade das , was man als Buch mit sieben Siegeln bezeichnen könnte.
    Ja mei, das ist menschlich.
    Aber aus jeder "Fehlreaktion" kann ich lernen.
    Ich hab neulich in meinem Tagebuch geschrieben, dass ich das Ganze zwischendrin druchaus spielerischer anpacken könnte.
    Wie ein Alchimist für Arme:
    Sch... zu Gold machen.
    Erstmal die Prima Materia auseinanderpflücken (hier seine Anteile, da meine) und dann durch Umsetzung der Erkenntnisse zu Gold verwandeln.

    Wenns mal nicht so klappt, (Rückfall in alte Muster), dann probiere ich es halt aufs Neue.

    Ich will damit sagen, dass das Leben zum Lernen und Üben da ist.
    Jeder hat die Chance, zu reifen und zu innerem Reichtum (Gold) zu kommen.
    Miteinander wirds schwieriger, aber nicht unmöglich. Stück für Stück die Sch... zu Gold machen.
    Und daran glaube ich, sonst könnte ich alles hinschmeissen.

    LG
    Thelma

  • liebe thelma,

    du frägst wo hab ich das geschrieben?

    die antwort ist:
    das hast du nicht geschrieben, doch das liegt in der logik der sache.da arbeitet das unterbewuste. das eine bedingt das andere.

    mehr will ich hier nicht sagen,den rest kannst du dir selber denken.
    gruß melanie

  • Ich erwarte nie und nimmer von meinen Kindern, die Vergangenheit zu verdrängen, zu vergessen oder ihre Gefühle zu verleugen.
    Ich setze hier keinen meiner Söhne unter Druck.
    Entschuldige, Melanie, aber wie kommst du darauf?

    Wir sprechen offen und ehrlich über alles, jeder darf jederzeit sagen, wie es ihm geht.

    Mein Mann hat jedem Kind in einem sehr offenen und liebevollen Brief angeboten, sich jederzeit an ihn zu wenden, wenn er mit irgendwas nicht klarkommt.

    Thelma

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