hallo ihr lieben,
erstmal vielen dank dass es euch gibt. ich wäre ohne die anderen EKAs niemals aus dem ganzen mist rausgekommen. und auch wenn wahrscheinlich das schicksal eines jeden hier anders - besser - verlaufen hätte können, schweißt es uns doch zusammen und lässt uns uns gegenseitig helfen und füreinander da zu sein, dort wo andere es nicht sind oder an ihre grenzen stoßen.
um mich vorzustellen, kopiere ich einfach mal den text aus meinem "vorstellungs"-thread:
"ich bin w, 23 jahre, und bin tochter einer alkoholikerin.
meine mutter trinkt seit mittlerweile über 4 jahren. auslöser war der plötzliche und unerwartete tod meines vaters. geschwister hab ich keine mehr.
ich für meinen teil habe damals eine therapie gemacht, sie hat sich in den alkohol geflüchtet. sie trinkt jeden abend 2-3 flaschen wein.
ich bin einen monat nach dem tod meines vaters ausgezogen weil ich esn icht mehr hier ausgehalten habe.
nun bin ich über silvester eine woche hier und merke, wie sehr mir ihr verhalten noch immer weh tut. ich war vor 1-2 jahren einige monate regelmäßig in EKA-Meetings, die mir auch unglaublich weitergeholfen haben - an dieser stelle nochmal danke, dass es euch gibt!
auch wenn ich viele freunde habe mit denen ich über meine mutter reden kann, hab ich in den letzten tagen doch gemerkt, dass ich noch ein ventil brauche, am besten bei "gleichgesinnten".. und bin nun endlich über eure seite gestolpert.
ich bin auch ein mensch dem schreiben sehr viel hilft und ich hab außerdem das bedürfnis mich auszutauschen - viele haben ja schon geschrieben, dass es hier auf eine andere art möglich ist, als in den meetings. und ich glaube das ist gerade das richtige für mich. "
ja, wie gesagt sind nun akut die ganzen gefühle wieder hochgekommen, teilweise sogar in einer schlimmeren, auf der anderen seite in einer unwichtigeren form als früher. die gegensätze sind einfach so krass: früher hatte ich hier die perfekte kindheit, uns gings gut, wir haben ein großes haus mit großen garten, alles friedefreude eierkuchen.. und nun komme ich "nach hause" (nein, das ist es nicht mehr...), das ganze haus stinkt bestialisch nach rauch, die tapeten und vorhänge sind vergilbt, die meisten lebensmittel abgelaufen, der schmutz türmt sich in seinen verstecken, es ist kalt und inmitten dieser beginnenden verwahrlosung, was früher einmal mein zuhause war, in dem ich mich geborgen fühlte, sitzt meine rauchende, depressive, unfreundliche mutter und starrt abwechselnd gegen die wand oder in ihren fernseher. zu keiner längeren konversation mehr fähig.
was mir dieses mal extrem aufgefallen ist: sie bringt auch in nüchternem zustand nur noch selten einen zusammenhängenden deutschen satz raus ohne zu stottern oder wörter zu verwechseln. sie vergisst extrem viel, vor allem was sachen betrifft die ich ihr abends, wenn sie betrunken war, erzählt habe. ihr wesen hat sich so sehr zum negativen verändert. sie hustet und kotzt und raucht und säuft, sie ist faul und zickig und ich kann grad nicht anders als meine traurigkeit und wut in beschimpfungen auszulassen. das mache ihc nachtürlich nicht ihr persönlich gegenüber. ich sage nicht mehr als das notwendigste, weil ich es einfach aufgegbeen hab. ich hab keine lust mehr, mich wegen nichtigkeiten anschnauzen zu lassen. liebe erfahre ich sowieso keine mehr, warum soll ich es dann darauf anlegen, den hass spüren zu müssen. auch wenn ich es wohl selber tue, wie ich gestern beim gedichtschreiben gemerkt habe:
Es ist dunkel draußen und es schneit
auf youtube läuft ein lied über einsamkeit
ich sitze hier und denke an dich
was du auch tust, ich weiß es nicht
ich hab dich aufgegeben
viel später als du dich
wen es mehr schmerzt? ich denke, mich.
aus einem grund: du fühlst nichts mehr.
deine emotionen sind ein heer
aggressiver mitternachtsfalken,
sie schweben lautlos durch die nacht
sie sehen die schönheit des schnees nicht mehr,
der fällt, um dein erhitztes gemüt abzukühlen -
sie können nichts mehr fühlen...
ich dachte mal, die zeit hilft dir
dein leben zu verbessern
schaust irgendwan mal auf morgen
und nicht immer nur noch auf gestern
doch du willst nicht mehr
nicht mehr leben, lieben, mich noch dich
was daraus wird - ich weiß es nicht...
mit jedem tag, da ich dich sehe
dich und dein problem
hätt ich so gern ne lösung
statt immer nur zu gehen
vielleicht muss ich das tun!
mich von dir distanzieren
und gehe weiterhin
allein im schnee spazieren.
würd so gern mit den flocken tanzen
doch dann seh ich dich
faule kuh mit deinem fetten ranzen.
und ich merke:
mittlerweile hass ich dich.
das schreiben tut so gut... ich bin so ultra froh wenn ich morgen von hier weg bin und wieder zurück "nach hause" (egal wo, überall herrscht mehr geborgenheit als hier) fahren kann.
ich fühle mich als ob am todestag meines vaters beide liebenden eltern von mir gestorben wären und ich nun vollkommen allein auf der welt wäre, hätte ich nicht meine lieben freunde, die mittlerweile meine eigentliche familie darstellen und bei denen ich halt, verständnis und geborgenheit finde..
und trotz allem hass, habe ich natürlich ein schlechtes gewissen...
das wars erstmal von mir, wünsche euch allen eine gute nacht...
colibri