Hallo allerseits,
jemand aus unserer SHG ist zur Zeit in der LZT. Ein Anderer aus unserer SHG war ihn neulich besuchen und erzählte von einigen Neuerungen in dieser Klinik.
So werden - wohlgemerkt - ausgewählte Patienten in einen Laden geschickt um sich völlig legal, also abgesegnet von der Klinik, eine Flasche ihres Lieblingsfusels zu kaufen. Anschliessend dürfen sie völlig allein den Abend und die Nacht auf dem Zimmer verbringen. Gemütlich, allein, mit Fernseher und eben jener Flasche Fusel. Es ist ihnen auch gestattet den Schnaps zu tinken. Wenn sie wollen auch vollständig, je nach Lust und Laune ohne aus der LZT zu fliegen. Anschliessend soll das was dann geschieht natürlich therapeutisch aufgearbeitet werden.
Jetzt lässt mich das nicht mehr los und ich frage mich tatsächlich - welchen Nutzen soll das haben und was soll das tatsächlich bringen? Konfrontation mag ja bei einer Flugangst oder Spinnenphobie Sinn machen, aber das hier?
Ich hab mich da mal ernsthaft reinversetzt. Was würde ich tun, wie würde es mir gehen? Zuerst mal würde es mir allein schon beim Kauf des Fusels echt mies gehen. Ich hab einen innerern Widerstand aufgebaut Alkohol zu kaufen über den ich eigentlich glücklich bin da er für mich hilfreich ist. Diesen Widerstand müsste ich schon beim Kauf brechen. Allein das halte ich schon für schädlich.
Dann der Abend mit der Flasche Fusel im Zimmer. Ich würde ihn aller Wahrscheinlichkeit nach nicht trinken. Aber der Abend wär ziemlich unangenehm für mich. Einer der Gründe warum ich den Alkohol nicht trinken würde, wäre unter anderem, dass ich keine Lust auf das anschliessende Gelaber der Ärzte bzw. Therpauten bei der anschliessenden Aufarbeitung der Geschehenisse hätte. Ich würde also den Abend vermutlich zwar trocken aber auch mit einem enormen inneren Zwiespalt und Druck verbringen. Ob dieser Druck sich in Saufdruck verwandeln und ich letzten Endes doch trinken würde vermag ich nicht zu 100% vorherzusagen.
Das was mich tatsächlich beschäftigt, was soll das bringen? In meinen Augen bringt das dem Alkoholiker überhaupt nichts sondern lediglich dem Therapeuten. Das Ganze ist sowas von gestellt, dass das Ergebnis nichts aussagen würde, was im Leben und Alltag des Alkoholikers überhaupt eine Rolle spielt. Welcher Alkoholiker der wirklich trocken bleiben will, setzt sich denn bewusst und mit voller Absicht einem solchen Risiko aus? Egal ob der Alkoholiker in diesem Versuch nun trinkt oder nicht, bedeutet das noch lange nicht, dass er sich später in seinem Leben genauso verhalten würde. In diesem speziellen Fall kommt ausserdem noch dazu, dass dem Alkoholiker ja bewusst ist, dass er zwar darf, aber unter Beobachtung steht und es anschliessend rechtfertigen muss.
In meinen Augen ist das wie ein völlig nutzloser und zudem gefährlicher Laborrattenversuch in dem der Alkoholiker die Ratte ist und der Therapeut der Laborant.
Was meint ihr dazu?
Liebe Grüße
Kaleu