Tiefpunkt unbedeutend.

  • Hallo

    ich lese immer wieder einmal heraus das auch ohne Tiefpunkt jemand trocken werden kann.

    Aus meinen Erfahrungen heraus, bin ich der Meinung das nicht jeder " Point of Return " ausreicht, um die Ernsthaftigkeit der Krankheit zu erkennen und dadurch individuelle , auf sich abgestimmte und angenehme Wege gegangen werden, weil einfach die Bedrohlichkeit der Krankheit, nicht für den einzelne da war. ich geh ja dann leichtfertiger damit um und vergesse dabei, das ich da ganz schnell leicht fertig bin mit den Bemühungen .

    Nun möchte ich mal an Euren Erfahrungen teilhaben . :)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo,

    ich für mich denke, dass der Tiefpunkt da gewesen ist, wo ich begann umzudenken für mich.
    Der Alkoholismus ist Teil von mir und er gehört zu mir als Ganzes.
    Und jeder Tiefpunkt, der mir eine "Wende" in meinem Verhalten und meinem Umgang mit mir bringt, ist auch dazu geeignet.
    Das hat nichts mit Leichtfertigkeit zu tun.
    Wie mein Umgang jetzt mit mir und auch mit meinen Süchten ist, ergibt sich bei mir aus der Wahrnehmung meines persönlichen Tiefpunktes. Ob der jetzt direkt in zeitlicher Nähe zum Entschluss trocken zu leben sein muss, weiß ich nicht.
    Warum erleben Menschen sonst ihren Tiefpunkt und haben dann noch Rückfälle? Entscheidend für mich war die Erkenntnis, dass der Suff mich kaputt macht.
    Ob ich jetzt auf einem Weg in die Trockenheit bin, weiß ich auch nicht. Bis jetzt war ich es und heute bin ich es auch noch. Stabilität ergibt sich für mich jetzt aus dem Lernen und Erkennen.

    Gruß penta

  • Zitat von Hartmut

    ich lese immer wieder einmal heraus das auch ohne Tiefpunkt jemand trocken werden kann.


    Hallo,

    das glaube ich nicht. Für jeden, der aufhören will, gibt es einen "Stein des Anstoßes". Ob es wirklich immer so ein "tiefer Tiefpunkt" wie bei Karsten sein muss, bezweifle ich. Jedenfalls kenne ich einen Haufen Leute, die die Biege vorher geschafft haben, aber auch von so einem Punkt berichten.
    Bei mir ging gar nichts mehr. Ich konnte körperlich nicht mehr und geistig ging gar nichts. Aber ich habe mich relativ schnell erholt, aber mir vorgenommen, diesen Zustand nicht zu vergessen und präsent zu halten. Dadurch dass ich den "Verdrängungseffekt" versucht habe zu behindern, habe ich auch eine ganz andere Sicht von außen auf mich und mein Handeln bekommen. Das ist zwar keine Garantie für Trockenheit, hilft mir aber ungemein.

    Schönen Tag noch

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • Hallo Karsten,

    Zitat von Karsten


    Oft liest man aber von Bedinungen zu Nüchternheit, Ansprüche an die Helfenden oder Hilfseinrichtung ( Therapieeinrichtungen werden nach Kriterien ausgesucht, die mir gefallen ) und anderen Dingen, wo man sich gerne noch aussuchen möchte, welche Hilfe die Richtige ist.

    das sehe ich auch als den wichtigsten Punkt an, der mich vom Arbeiten an und mit mir abhalten kann.
    Das betrifft die Sauferei ganz genau so wie meine Depression.
    Hier geistert ja noch ein Spruch herum, der dort passt.
    Ich kann auch ruhig mal dahin schauen, wo es weh tut. Nein, ich muss es an der Stelle! Denn für mich ist die Bedingung dafür, dass ich etwas ändern kann, dass ich überhaupt sehe, was geändert werden muss.
    Alles darf sonst im Umgang mit mir.
    Aber bestimmte Dinge sind Voraussetzung für etwas und die müssen dann.
    Ich sag es mal so. Um Kartoffeln überhaupt ernten zu können, müssen sie erstmal in den Boden.
    Nur hat jedes Gemüse seine eigene Zeit zum Wachsen.
    Deshalb ist es bei mir wohl so gewesen, dass zwischen meinem Tiefpunkt und dem Entschluss zum alkfreien Leben etwas mehr Zeit lag, als vielleicht bei dem einen oder anderen hier. Da hatte ich wohl eine sehr lange Leitung. Lange habe ich den Alk nicht als das gesehen, was er für mich war, nämlich ein weiteres Mittel, um mich umzubringen.

    LG penta

  • Ich konnte aufhören, als ich selbst gemerkt habe, dass der Alkohol meinen Tagesablauf bestimmt und ich aufgrund dessen nicht mehr in der Lage war, meinen Ansprüchen, insbesondere im Berufsleben gerecht zu werden.
    Ich habe über mein halbes Leben immer viel getrunken und war andererseits beruflich zumeist erfolgreich. (Ich lag wieder stockbesoffen auf der Parkbank und kassierte ein paar Tage später wieder die Prämie... und das gefiel mir auch noch). So lief das bei mir jahrelang. Ich war mir nicht bewusst, dass ich abhängig war. Verlor zwar meinen Lappen vor 13 Jahren mit 2,6, hatte aber nur Führerscheinprobleme.

    Das süchtige Leben nahm seinen Lauf. Ich konnte seit 2009 dem Anspruch, den ich an mich selbst hatte, nicht mehr gerecht werden, weil Depressionen, Schamgefühle, Entzug und erneuter Suff den Tagesablauf bestimmten. Das konnte alles doch nicht mehr wahr sein. Ich hab doch sonst auch immer noch um Haaresbreite wieder die Kurve gekriegt.

    Nun war Schicht im Schacht. Ich konnte meine Eltern nicht mehr besuchen. Einmal saß ich da, wollte nicht trinken, hatte so heftigen Entzug, dass ich ihnen von meiner Sucht erzählte. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken, leitete aber mit dem Mut der Verzweiflung kurz darauf hin meine Kehrtwende ein.

    »Entscheide Dich, ob Du leben oder sterben willst ... nur darum geht es« (aus "Die Verurteilten")

  • glück auf

    Zitat von Karsten

    Bei manch einen reicht schon der erhobene Zeigefinger des Partners, weil er oder sie Angast vor den Konsequenzen hat und dadurch zum nachdenken gekommen ist.

    oder eben "ganz unten

    Zitat von HansHa

    diesen Zustand nicht zu vergessen und präsent zu halten.

    das scheint der springende punkt - seinen persönlichen tiefpunkt immer in erinnerung zu behalten

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Ich sage auch gerne, dass ich an dem Tag aufgehört habe, als ich nicht mehr selbst in der Lage war, mir den verdammten Sprit zu kaufen.

    Ich wollte ja immer weniger trinken und den Konsum reduzieren. Ich fing an zu trinken und dann war wieder alles vorbei. Ich saß da mit meinen Angstzuständen, die zum Teil von heftigen Panikattacken begleitet wurden und konnte nicht mehr rausgehen zur Tanke. Ich kam noch bis in unseren Hof und konnte nicht mehr weiterlaufen. In der selben Nacht ließ ich mich ins Krankenhaus fahren.

    »Entscheide Dich, ob Du leben oder sterben willst ... nur darum geht es« (aus "Die Verurteilten")

  • Herbst 2005:

    Ich wache in einem Raum auf, liege in einem Bett, über mir (Infusions-?) Flaschen, die in meinen Körper geleitet werden, ein Arzt, der sich mit groß geöffneten Augen über mich gebeugt hat, um mir die Frage zu stellen:

    "Herr ...., wollten Sie sich umbringen?"

    Ich, unfähig mich zu rühren, geschweige denn eine vernünftige Antwort zu geben, war in eine Situation gekommen, die ich mir nie hätte träumen lassen.

    Ich, der "nie" Probleme mit dem Umgang mit Alk hatte, ich, der ja ohne weiteres zwischendurch wieder ein paar Tage auf dieses Zeug verzichten konnte, ich, der eigentlich "alles" im Griff hatte, ich, der (glücklicherweise) noch keinen Führerscheinentzug hatte, dessen Ehe noch "hielt", ich, der seine Welt noch rundherum in Ordnung sah.

    Ich, ich liege jetzt hier in der Intensivstation eines Spitals, bei der Einlieferung noch gemessene 3,71 Promille in der Birne.
    Meine Gedanken ließen sich in dieser Situation und in den darauffolgenden Tagen wie folgt beschreiben: "Wenn es jetzt noch einen Funken "Stolz" in mir gibt, kratze ich jetzt die Kurve".

    Auf Teufel komm raus, koste es, was es wolle.

    Diese geschilderte Situation ist das letzte Kapitel eines jahrelangen Alkoholmissbrauchs, verbunden mit jeder Menge Selbstbetrug, Selbstmitleid, Ausreden, oftmals vorgenommenen Neubeginn (So, und ab morgen....), usw.

    Die zwei Tage in dieser Intensivstation waren für mich die Hölle, erstens der Entzug, der zwar medikamentös begleitet wurde, für mich aber trotzdem die Hölle war, vor allem auch deswegen, weil jetzt meine "heile" Welt zusammengebrochen war, und ich nach aussen hin, so glaubte ich, Erklärungsbedarf hatte.

    Um es kürzer zu machen, dies war mein Tiefpunkt, und ich möchte nie, nie, nie mehr selbstverschuldet in der Intensivstation aufwachen, ich glaube auch nicht, dass ich das noch mal überleben würde.

    Ich war dann bereit, sämtliche mir gebotene, professionelle Hilfe anzunehmen, Psychotherapeut, stationäre Therapie, SHG, dieses Forum.

    Seit diesem Zeitpunkt verfolge ich einen geradlinigen Weg, dessen Ziel letztendlich immer heissen wird:

    "Ich trinke keinen Alkohol mehr"

    wohlwissend, dass, würde ich das erste Glas nicht stehen lassen, es meinen Tod bedeuten kann.

    Ich schätze mein wiedergewonnenes Leben mit allen Höhen und Tiefen sehr, und gehe aus diesem Grund auch von einem weiteren, suchtmittelfreien Leben aus (Rauchen hab ich 1991 aufgehört), ob es mein Leben lang so bleibt, weiß ich nicht, ich weiß aber, daß es sich lohnt, alles dafür zu geben.

    Mit "alles dafür zu geben" meine ich eben auch, daran zu arbeiten, daß es so bleibt, denn, die Zeit heilt alle Wunden, so lässt sie, glaube ich, einem auch sehr leicht die Einzelheiten des "Tiefpunktes" vergessen, mich an diese zu erinnern, ist Teil "meiner" Trockenheitsarbeit, noch ein sehr wichtiger Teil ist das Schätzen und Dankbarsein für das jetzige Leben, verbunden mit einer guten Portion Umsicht und Wachsein zu diesem Thema, für mich in jeder Situation des Lebens, wohlwissend, dass das aber nicht in einen Zwang ausarten sollte.


    Abschließend noch:

    Es mag verrückt klingen, ich bin im Nachhinein dieser Situation, bei der ich an der "Kippe" stand, dankbar, die letzten Jahre vorher hatte ich immer schon im Hinterkopf, daß ich mir mit dem Alk immer mehr Probleme aufhalste, wusste aber keinen Weg, dem ganzen zu entrinnen, besser, ich wußte nicht, wie ich da wieder raus komme.

    Ich war gänzlich unfähig dazu, und in dieser Situation, so meine Meinung, trifft es am genauesten zu, beim Alkoholismus von einer "Krankheit" zu sprechen.

    In diesem Sinne wünsche ich jedem, daß sein Vorhaben gelingt.

    lg

    klarerkopf

    Mein abstinentes Leben begann am 25. Okt. 2005

  • Hallo,

    mir ging es auch. Warum musste ich trinken ????

    30 Jahre lang-

    Ich habe Arbeit .

    Ich bin auf Arbeit angesehen.

    Ich habe keine Geldschwierigkeiten

    Ich habe eine Lebensgefährtin ( die zu mir hält )


    Also WARUM ???

    Dann 2009 30.12. der totale Absturz . Meine Lebensgefährtin beleidigt und wollte wiedermal Schluss machen.

    Eine lange Aussprache und _ es muss Schluss sein ich WILL mein Leben endlich ändern ohne Alk.

    Nun ist August und ich bin trocken . Mein Leben hat einen neuen Sinn und es ist schön . Und ich bin stolz aus mich.

    Mensch 30 Jahre , welch ein Wahnsinn.
    Ich hatte wenn man so will Ende 2009 meinen Tiefpunkt.

    Aber Karsten alle Achtung .

    Grüße Rumpelkurt

  • Ich bin auch der Meinung, dass es viele Tiefpünktchen und dann den Tiefpunkt gibt.
    Tiefpünktchen begannen bei mir im Winter 08/09 mit dem ersten Entzug. Ja, ich hab ein Alkoholproblem, werd erstmal nix trinken. Der Körper ist ja noch gesund.
    6 Wochen später der erste Rückfall. Meine Eltern brachten mich für eine Nacht in die "Klapse". Die entliessen mich nächsten Tag. Is ja alles nicht so schlimm. Nein, Mama und Papa und Familie und Freunde, ich trink nicht mehr.
    Danach dann heimlich getrunken. Zweiten Entzug stationär im Mai 09. Danach regelmäßig alle 2 Wochen mehrere Trinkexzess-Tage am Stück. Umgebung/Familie/Freunde waren völlig am Ende und ratlos.
    Dann der 17.8.09: Morgens in der Kneipe merkte ich schon, dass oben kaum noch Alk reinging, aber ich mußte doch! Ich wurde entzügig, hab versucht, Hochprozentiges reinzukippen. Immer wieder zwischen durch unbemerkt auf´s Klo zum Brechen.
    Die Oberbauchschmerzen wurden immer schlimmer. Ich wußte es, dass ich eine akute Bauchspeicheldrüsenentzündung vom Saufen, eine sog. äthyltoxische Pankreatitis hatte. Aber oben mußte doch was rein, in die Birne.
    Zu Hause bin ich dann vom Bett alle halbe Stunde zum Klo gekrochen und habe gekotzt. Ich hatte Todesangst. Ich wußte nicht, ob ich das überlebe, da mir klar war, dass so eine Pankreatitis unbehandelt tödlich verlaufen kann.
    Teilweise habe ich es nicht mehr bis zum Klo geschafft.
    Irgendwann bin ich dann eingeschlafen in der Hoffnung, am nächsten Morgen aufzuwachen. Das war dann der 18.8.09 und mein Tiefpunkt.
    Michi

    never give up

  • Hallo Hartmut,

    eine sehr interessante Frage, wie ich finde.

    Ich versuche mal, sie aus unserer beider Sichtweise aufzudröseln. :wink:

    Mein Tiefpunkt (so dachte ich) war erreicht, als ich mich hier anmeldete. Ich wollte nicht jeden Tag neben einem betrunkenen Mann auf dem Sofa sitzen... allerdings war ich noch weit davon entfernt, etwas dagegen zu unternehmen.

    Für mich war ja klar, wenn er aufhört ist alles gut.

    Ich wusste nicht, dass er gar nicht so einfach aufhören kann und noch viel weniger wusste ich, dass ich ihm mit meinem Verhalten ja den Weg zum saufen täglich freigeschaufelt habe.

    Er hat sich sein Grab geschaufelt indem er soff und ich habe kräftig mitgeschaufelt.

    Das wollte ich aber nicht hören...

    ... es hat gedauert bis ich begriff, was mein Anteil war.

    Ich habe ihn verlassen, um ihm, mir und unserer Ehe noch eine Chance zu geben.

    Das war der Tiefpunkt für meinem Mann. Er hat sich Hilfe gesucht (zugegebener Weise mir zur Liebe), aber er hat es durchgezogen... bis heute.

    Mein Tiefpunkt war damals aber lange noch nicht erreicht. Das habe ich aber selber nicht gemerkt.

    Gemerkt habe ich, dass es mir trotzdem mein Mann nüchtern war, immer schlechter ging und das hatte nichts mehr mit meinem Mann zu tun.

    Ich hatte mich von einer Abhängigkeit in die nächste gestürzt und konnte nicht loslassen. Das war richtig schlimm.

    Ich habe mir Hilfe gesucht und habe eine Therapie gemacht. Das war nicht immer leicht und hat sehr viele Tränen gekostet, aber es hat sich gelohnt.

    Heute geht es mir gut...ich muss es nicht mehr allen recht machen... ich kann auch mal nein sagen und ich muss nicht mehr immer "Gewehr bei Fuss" stehen, wenn irgendwer Hilfe braucht.

    Ich lasse mich von nichts und niemanden mehr unter Druck setzen... auch von mir nicht!

    Bin ich am Thema vorbei? Egal... das sind meine Gedanken dazu und ich schicke das jetzt ab!

    Lieben Gruss
    Speedy

    lieben Gruß

    Speedy

    Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt

  • Men Tiefpunkt war kein spektakulärer..
    Nicht der Tag,an dem ich mit gebrochener Wirbelsäule 2 Stunden gebraucht habe,um aufstehen zu können.
    Auch nicht die Tage danach,in denen ich meinen Mann um Hilfe per sms gebeten habe und er nicht reagiert hat.
    Mein Tiefpunkt kam ca 6 Wochen später,nach einer für unsere Verhältnisse friedlichen Zeit.
    Das übliche,100x schon dagewesen...ich rede,übers Trinken,über Vertrauen,blabla und er steht auf und sagt:ich muss jetzt mal arbeiten.
    weiß ich bis heute nicht,warum es diesmal anders war.ich hab wohl auf meinen tiefpunkt hingearbeitet.
    für mich zählt nur,dass ich ihn hatte.
    Susanni

  • Hallo zusammen,

    ich danke für Eure Meldungen. Wenn ich mir die "Hardliner " betrachte sehe ich meist einen geradlinigen ohne Kompromissen geführten Weg. Gerade da war auch der Tiefpunkt wohl mit der Auslöser.


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Zitat von Hartmut

    Gerade da war auch der Tiefpunkt wohl mit der Auslöser.


    Hallo Hartmut,

    und das Erhalten der Erinnerung an diesen Moment (diese Zeit) finde ich sehr wichtig. Wenn ich das dahin verdränge, wo ich meine anderen Gefühle vergraben habe, nutzt mir der Tiefpunkt auch nichts mehr und ich muss auf den nächsten tieferen warten (Oder es gelingt mir nie, trocken zu werden oder zu bleiben.).

    Schönen Tag

    H.

    Ich bin jetzt erwachsen - Trocken seit 18 Jahren (Mai 2005).

  • glück auf

    Zitat von HansHa

    und das Erhalten der Erinnerung an diesen Moment (diese Zeit) finde ich sehr wichtig.

    das will ich einfach nochmal wiederholen

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo

    Zitat

    Aus meinen Erfahrungen heraus, bin ich der Meinung das nicht jeder " Point of Return " ausreicht, um die Ernsthaftigkeit der Krankheit zu erkennen und dadurch individuelle , auf sich abgestimmte und angenehme Wege gegangen werden, weil einfach die Bedrohlichkeit der Krankheit, nicht für den einzelne da war. ich geh ja dann leichtfertiger damit um und vergesse dabei, das ich da ganz schnell leicht fertig bin mit den Bemühungen .

    Ich würde den Punkt des Eingestehens, daß ich Alkoholikerin bin niemals als Tiefpunkt bezeichnen. Denn Tiefpunkt hat für mich was absolut negatives. Das will ich nicht und das muß ich nicht haben. Ich bezeichne das Mir bewußtwerden ich bin Alkoholikerin als Wendepunkt.

    Was mir nicht an Deinen Beiträge gefällt, ist, daß vieles, wo Du so erlebt hast als Nonplusultra ansiehst und andere Meinungen werden ihrer Richtigkeit angezweifelt, oder Du zweifelst die Motivation derer an, die das anders als Du sehen und erleben.

  • Hallo Xenica,

    gehe einafch mal davon aus das es meine Erfahrungen sind und nicht deine Sichtweisen.

    Zitat

    Was mir nicht an Deinen Beiträge gefällt, ist, daß vieles, wo Du so erlebt hast als Nonplusultra ansiehst und andere Meinungen werden ihrer Richtigkeit angezweifelt, oder Du zweifelst die Motivation derer an, die das anders als Du sehen und erleben.

    Deine Interpretation muss ja nicht im Sinne meines Denkens sein. Es ist deine. Ob es dir gefällt oder nicht ist auch nicht mein Sinn des Austausches oder gar nach dem Mund anderer zu reden.

    Vielmehr schaue ich im Austausch auf das inhaltliche und nicht ob es mir gefällt oder nicht. So auch bei dir.

    Zitat

    Ich würde den Punkt des Eingestehens, daß ich Alkoholikerin bin niemals als Tiefpunkt bezeichnen. Denn Tiefpunkt hat für mich was absolut negatives. Das will ich nicht und das muß ich nicht haben. Ich bezeichne das Mir bewußtwerden ich bin Alkoholikerin als Wendepunkt.

    Genau so hatte ich es jahrelang auch gesehen. Aber erst nach meinem Tiefpunkt realisierte ich das ich unheilbar krank bin und jegliche Kontrolle verloren hatte. Das es kein Weg zurück gibt zu einen normalen Trinkverhalten und die ein zigste Möglichkeit die Kapitulation ist. Das habe ich hier durch einen inhaltlichen Austausch , für meinen Weg, erlernen und ergänzen dürfen.


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • glück auf xenica

    Zitat von Xenica

    Ich würde den Punkt des Eingestehens, daß ich Alkoholikerin bin niemals als Tiefpunkt bezeichnen. Denn Tiefpunkt hat für mich was absolut negatives.

    was hat dich den zu dem eingeständnis bewogen? war das vieleicht dein tiefpunkt? - dem dann die durchaus positive wende folgte

    wünsch dir weiter viel erfolg

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • hi all,

    bei mir war es eher ein "point of no return". ich hatte schon mehrfach erfolglos mit eigenen mitteln versucht, ohne alkohol auszukommen. beim letzten versuch des kalten entzuges, dessen gefahren ich damals noch nicht kannte, fiel ich in ein delir.
    nach aussagen meiner familie muss dieses delir fast drei wochen angdauert haben. ich selbst habe nur sehr schreckliche erinnerungen daran und keinerlei zeitliche orientierung.
    in einem lichten moment begab ich mich dann jedoch selbst in die klinik, von wo aus ich umgehend in eine entgiftungsklinik weiterverlegt wurde.
    mein gesundheitszustand zu diesem zeitpunkt war derart desolat, dass für wochen mit meinem ableben gerechnet werden musste. neben fortgeschrittener entzündung der bauchspeicheldrüse und einer massiv angegriffenen leber waren auch beide nieren bereits faktisch funktionslos. dazu kamen massive herzrhytmusstörungen. kurz: ich hätte die nächsten tage nicht ohne ärztliche hilfe überlebt.

    das ist mir heute noch so plastisch vor augen, dass ich schweissaubrüche und fingerzittern bei der erinnerung daran bekomme.

    dahin möchte ich nie wieder zurück, egal, was ich dafür tun muss. ich habe mich für den "geraden weg" entschlossen, und gehe diesen sehr konsequent und für mich sehr zufrieden stellend. ich möchte auch keine anderen wege ausprobieren. ich bin zufrieden mit dem, was ich heute habe und möchte lieber diesen zustand erhalten, als irgendwelche experimente mit ungewissem ausgang zu wagen. zu viele, die ich kannte, sind an den folgen ihrer experimente (mit entsprechenden rückfällen) elendiglich verreckt.

    das will ich nicht. da war ich schon zu kurz davor, und ich habe nur ein leben - das mir heute einfach zu kostbar ist.

    cu
    MrHardcore

  • Ich habe mich lange nur als eine Frau gesehen, die zuviel trinkt. Aus beruflichen Gründen bin ich immer wieder mit austherapierten Alkoholikern konfrontiert worden, die an Alkoholbedinger Demenz litten. Schrecklich, abschreckend, das muß ich nicht haben- so will ich nicht enden. So dachte ich damals- ahnte aber, wenn ich diese Mengen an Alkohol weitertrinke, wird mein Körper über kurz oder lang schwere Schäden abbekommen. Dies war mir klar, und ich wußte, an Leberzirrhose zu sterben ist nicht schön, egal ich den Alkohol "nur" missbrauche oder süchtig bin

    So entschloss ich mich mit dem Trinken aufzuhören. Ich hatte angst, daß ich süchig werde und mich dann zu Tode trinke. Ich hatte dann schon einige Zeit nichts mehr getrunken, als mir irgendwann klar wurde. Ich bin schon süchtig. Ich hatte schon Kontrollverluste. Aber die Erkenntnis, daß ich "schon" Alkoholiker bin/war- die hatte ich erst nach Monaten Abstinenz.

    Ich habe die Notbremse gezogen, bevor der Alkohol mein Leben zerstörte. Ich habe noch Arbeit, Führerschein, Haus und Familie. Und rein gar nichts verloren. Ich habe vorher aufgehört, bevor es brenzlig wurde. Und dafür bin ich Gott dankbar

    Aber als einen Tiefpunkt würde ich das nie bezeichnen. Eher ein Aufwachen, ein bewußtes Sehen und der Wahrheit: ich bin (doch) Alkoholiker..

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