Es lief so gut ... Brauche dringend Zuspruch

  • Du kannst ja mal anfangen, an deinem neuen Leben zu basteln. Zum Beispiel morgen, was läuft morgen? Flohmarkt, Kirchgang, Waldspaziergang, Kaffee-Kuchen bei deiner Mutter, Joggen, Pilze suchen, Fingernägel machen....... ? :wink:

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Guten Morgen!

    Liebe Linde, ich habe mir gestern eine Liste erstellt mit Dingen, die ich noch zu erledigen habe. Sachen, die ich zwar nicht gerne machen und die deshalb liegengeblieben sind, aber von denen ich weiß, wenn ich sie heute endlich erledige, fühle ich mich besser.
    Und dann ist da ja auch noch das Frühstücken mit der Familie, auf das ich mich sehr freue.

    Aber um ehrlich zu sein: Heute morgen wurde ich wach, und mein erster Gedanke galt XY.
    Und ich spüre jetzt wieder diese Unruhe. Das Bedürfnis, mich bei ihm zu melden.
    Es ist schon sehr schwer, dagegen anzukämpfen.

    Die Unruhe hat auch körperliche Auswirkungen. Mir ist übel, ich habe Magenkrämpfe...
    Zwischendurch denke ich immer: Vielleicht gibt es doch ein Zurück.

    Aber ich versuche mir immer wieder klarzumachen, dass ich weder ihm, noch mir damit helfen würde, jetzt doch wieder rückfällig zu werden.
    Ich muss an mich denken, an meine Zukunft.
    Aber das ist, wie gesagt, schwer.

    Meine Gedanken kreisen um seinen Zustand gestern. Der hat mich an den Tag erinnert, an dem er mich betrogen hatte. Und jetzt frage ich mich, ob das am Freitag wieder der Fall war.
    Und wenn ja: Will ich es dann überhaupt noch wissen?

    Ich werde jetzt erstmal Brötchen kaufen gehen.
    In 2 Stunden geht's los.

  • Das Frühstück war schön. Leider hat sich gegen Ende wieder die Unruhe breitgemacht. Und gerade, als ich diesen Punkt wieder überwunden hatte, kam eine sms von ihm.
    Er will, dass ich zu ihm fahre. Er braucht mich.

    Ist das nicht entsetzlich?
    Früher habe ich ihm (in meiner höchst akuten Co-Phase) ständig gesagt: Wenn Du mich brauchst, bin ich für Dich da.
    Und siehe da, jetzt braucht er mich!

    Die Frage ist nur, wozu?
    Die Bierflaschen bekommt er doch auch alleine auf,oder? Und um mehr kreisen seine Gedanken doch offenbar nicht.
    Er hat mir dann geschrieben, dass es ihm im Moment sooo schlecht geht, dass er deshalb trinkt, es aber jetzt wieder einschränken will....

    Als ob er das noch könnte! Ich würde ihn gerne schütteln und ihn anschreien, damit er endlich aufwacht... aber ich weiß ja, das bringt alles nichts. Sein Tiefpunkt ist noch lange nicht erreicht. und seine sogenannten "Freunde" sind ja immer für ihn da. Wenn es Alkohol gibt...

    Ich will stark sein, für mich.
    Verdammt!

  • Mir fällt bei dem Satz "ich brauche dich" ein, daß es Suchtmittelmißbrauch und Mißbrauch gibt. Also ein Mensch benutzt, gebraucht, mißbraucht einen anderen für seine Zwecke.

    Ich liebe dich um deiner selbst willen hört sich anders an, als "ich brauche dich". Ich möchte mit niemandem zusammensein, der mich braucht. Weder einer der so schwach ist, daß er mich benötigt, noch einer der mich für was auch immer mißbraucht, benutzt, gebraucht.

    Es reicht, daß du aufgewacht bist. Deine Baustelle bist DU! :wink:

    LG, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo desperatesS,
    hab Dich gerade gelesen...ich hoffe Du hast es geschafft nicht! hinzufahren :oops::shock: Ich kenne das auch und ich war auch immer da :oops:
    Linde hat es sehr treffend geschrieben und es ist erschreckend wie vieles sich ähnelt und es macht mich auch sehr traurig das man tatsächlich so benutzt wurde.... :oops:
    lg Nele

  • Hallo zusammen!

    Die Sache mit dem benutzt werden beruht ja auf Gegenseitigkeit.
    Ich habe mich benutzen lassen als die Reinemachfrau, die die Spuren verwischt und trotz aller Hiebe auf sie selbst immer noch tröstende Worte für ihn finden konnte.

    Aber ich habe auch ihn benutzt.
    Um mein Selbstwertgefühl aufzupolieren (was, wie wir alle wissen, ja nach hinten losgeht: Man versucht, gegen Windmühlen anzukämpfen, völlig aussichtslos und im Gegenteil: Völlig kontrproduktiv!), um mir selber zu beweisen, dass "Liebe" ja alles schafft.
    Ich wollte geliebt werden, konnte aber nie glauben, dass man mich um meiner selbst Willen lieben kann. Ich dachte immer, es ist normal, dass man sich "beweisen" muss, sich die Liebe verdienen muss.

    Ich bin NICHT zu ihm gefahren.
    Aber- und irgendwo ärgert mich das auch- ich habe mit ihm telefoniert.
    Im Prinzip ein gutes Gespräch.
    Er wollte mir "anbieten", das Trinken "einzuschränken", weil er ja selbst weiß, es ist zu viel im Moment.
    Als ich dann meinte, dass das ja gar nicht geht, weil er es nicht mehr kontrollieren kann, hat er mir erzählen wollen, dass er sehr wohl alles unter Kontrolle hat.
    Ich hab ihm dann gesagt, dass ich ja dann davon ausgehen muss, dass all die Dinge, die passiert sind, wie zb. der gestrigen Tag, aus bösem Willen seinerseits so passiert sind.
    Denn wenn er es kontrollieren kann und trotzdem besoffen auf der Matte steht, obwohl er weiß, dass mir das wehtut, dann kann es ja nur boshafte Absicht sein.
    Irgendwann hat er kleinbeigegeben. Er meinte, er will mich nicht verlieren, könne aber verstehen, wenn ich endgültig gehe.
    Und ich habe meinen Standpunkt deutlich gemacht, mit allem, was ich hier in den letzten Tagen Neues "gelernt" habe. Wie zb. die Tatsache, dass der, den ich liebe, schon lange nicht mehr da ist.
    Ihn hat das wohl zum Nachdenken gebracht.
    Er hat gesagt, er will in keine Klinik. Und ich habe ihm gesagt, dass wenn sich nichts ändert, ich nur 2 Wahlmöglichkeiten habe:

    Entweder, ich bleibe und sehe zu, wie er sich umbringt, was dann ja im Grunde sowas wie unterlassene Hilfeleistung wäre, oder ich gehe und lebe das Leben, dass wir eigentlich zu zweit leben wollten, allein. Und mitansehen, wie ein Mensch sich kaputt macht, kann ich nicht mehr. Dabei gehe ich selbst mit drauf.
    Er wäre auch gerne wieder so, wie er früher mal war, und er möchte gerne, dass wir wieder zusammenziehen (weshalb wohl???!!!). Habe ihm klargemacht, dass das nicht mehr passieren wird, solange er trinkt.

    Ich habe das Gespräch dann abgebrochen. ICH! Sowas wäre früher nie denkbar gewesen. Da wollte ich auf Teufelkommraus eine Lösung, und zwar sofort.
    Er will sich nun mal seine Gedanken machen.
    Morgen will er noch mal drüber reden.

    Ich weiß schon, was er sagen wird.
    Er will es nochmal alleine versuchen. Das kennen wir ja nun schon.

    Und ich werde sagen: Entweder Therapie und stationäre Entgiftung, oder ich breche den Kontakt komplett ab.
    Das alles hatten wir ja schon soooo oft!
    Aber diesmal fühle ich mich endlich stark genug, es tatsächlich zu tun. Nicht zuletzt auch deshalb, weil ich gerade in den letzten Tagen wieder viel Rückhalt von meiner Familie und meinen Freunden erhalten habe.
    Ich weiß, ich bin nicht ganz allein. Und das tut gut.

    Natürlich weiß ich, dass allein die Tatsache, dass ich mit ihm telefoniert habe, schon sehr Co ist. Und auch, dass ich ihm überhaupt die Chance lasse, über eine Therapie nachzudenken. Vielleicht ist das alles ja schon Grund genug für ihn, es selber zu wollen. (Aber das glaube ich erst, wenn ich es sehe. Wenn er trocken ist und es auch bleibt.)

    Trotz allem: Ich fühle mich gerade sehr gut, weil ich weiß, es geht jetzt in die richtige Richtung. Mit oder OHNE ihn.

    Ich werde wieder glücklich werden!

  • Habe mit ihm gesprochen.
    Er wollte sich ja nochmal Gedanken machen zum trocken werden...

    Eine sich selbst erfüllende Prophezeihung!!!!!

    Wie schon erwartet:
    Wenn der Stress nicht wäre, würde alles wieder gut werden, dann würde er nur noch abends ein paar Flaschen Bier trinken...
    Und da will er ja auch wieder hin, nur ein paar Flaschen. Ich hätte ja selbst gesagt, damit hätte ich mich doch abgefunden...
    Und weggehen mit anderen oder alleine, in Kneipen und Discos, das sieht er ja ein, dass ihm das nicht guttut.

    Was soll ich sagen?
    Ich habe ihm klipp und klar gesagt:
    Ich werde nicht mit Dir zusammenbleiben, wenn Du weiter trinkst.
    Und genaugenommen hätte das Gespräch dann auch beendet werden können.
    Denn er hat mir ins Gesicht gesagt, dass der Alkohol ihm ZUR ZEIT wichtiger wäre als ich, dass er niemals trocken werden möchte.
    Er hätte auch gern, dass ich wieder seine Nr. 1 werde, aber nicht bei dem vielen Stress. Er weiß, er kann das alles kontrollieren, würde auch mir zuliebe mal 2 Wochen nichts trinken...
    Naja, Ihr wisst ja selber, wie solche Unterhaltungen ablaufen.
    Ich habe ihm nur gesagt, dass ich nicht verstehen kann, was am Trinken so wichtig ist, dass man dafür alles aufgibt.
    Darauf gab es keine Antwort.
    Nur eine sms, in der er meinte, so schlimm, dass man die Beziehung beenden müsse, wäre es ja gar nicht, und wenn weniger Stress wäre, würde er weniger trinken, aber ich müsste ja immer alles SOFORT haben...

    Ehrlich gesagt: Mir fehlen die Worte. Ich weiß nicht, was ich noch schreiben soll.
    Ich hab es ja vorher schon gewusst, aber wenn man es dann nochmal ins Gesicht gesagt bekommt, tut es schon noch sehr weh.

    Ich weiß, ich habe das Richtige getan. Und trotzdem habe ich jetzt das Gefühl, er wird mir fehlen. Zwischendurch habe ich sogar daran gedacht, mich auf diese Lippenbekenntnisse einzulassen.
    Aber ich bin hart geblieben, und das war gut so.

    Ich hoffe, ich bleibe auch morgen noch hart. Und übermorgen, und in 2 Wochen, und in 12 Monaten.

    Ich fühle mich vermutlich genau wie er selbst, nur dass es bei ihm um Bier geht, und bei mir um einen Menschen.

    Alkohol, Du bist ein Teufel. Aber ich lasse mich von Dir nicht mehr reiten!

  • Es fällt mir gerade alles sehr schwer, und ich bin so furchtbar traurig.

    Ich kann einfach nicht fassen, dass das Trinken für ihn einen so hohen Stellenwert hat...

    Ich pendle zwischen Wut und Trauer hin und her.

    So viel verschwendete Zeit!

  • Ja, so ist das.

    Man ist im Hier und Jetzt gefangen und dreht sich im Kreis. Schwankt zwischen sich verkriechen und abhauen wollen. Fühlt sich, als wäre die Seele gestorben und der Körper wäre zurückgelassen worden, um zu leiden.

    Das ist normal. Das ist auch gesund. Und es geht vorbei. Halte durch, Du wirst das verkraften. Und er auch, falls Du Dich darum sorgst.

    Liebe Grüße
    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Liebe desperate,

    nicht zurück schaun und traurig sein.
    Sie nach vorne. Das was war hört auf, und macht was Neuem Platz.
    Egal wie, in dem zukünftigen Leben hast Du eine Hauptrolle.
    Mach was draus. Genieß es.
    Und Du wirst sehen, Dir geht es wie mir....wenn Du es erstmal gekostet hast, willst Du noch mehr.

    Ich drück Dich und schick Dir erstmal ein Kraftpaket,
    und die Einsicht, zu erkennen, wie weit Du schon bist.

    Liebe Grüße,
    nici :wink:

  • Ich habe gerade ein absolutes Tief.
    Ich würde ihn am liebsten anrufen und alles rückgängig machen.

    Was ist denn schon dabei, wenn er abends ein paar Flaschen Bier trinkt?
    Und überhaupt: Die Beziehung war doch gar nicht so übel...

    Aber dann denke ich wieder an meinen Geburtstag. Wie er da saß und allen ernstes noch behauptet hat, er wäre nicht besoffen.
    Das hilft mir dann kurzzeitig wieder, bis ich dann wieder an vergangene schöne Momente denke, oder die zukunft, die ich mir doch mit ihm ausgemalt habe...

    Am liebsten würde ich nur noch heulen.
    Und ich habe Angst vor heute Abend, weil ich dann allein Zuhause sitze. Und nachdenken kann. Und vielleicht dem Bedürfnis, ihn anzurufen, nicht widerstehen kann.

  • [quote='desperateS']

    Was ist denn schon dabei, wenn er abends ein paar Flaschen Bier trinkt?
    Und überhaupt: Die Beziehung war doch gar nicht so übel...
    Genau! Wozu hast du dich eigentlich überhaupt hier im Forum angemeldet?

    Und ich habe Angst vor heute Abend, weil ich dann allein Zuhause sitze. Und nachdenken kann. Und vielleicht dem Bedürfnis, ihn anzurufen, nicht widerstehen kann.[
    Toll! Du brauchst ihn also also als Alleinunterhalter, weil du es allein mit dir zu langweilig findest!
    Kleiner Aufrüttler von mir, würde Silberkralle jetzt schreiben!
    liebe Grüße
    Asketin
    /quote]

  • Zitat von Asketin


    Genau! Wozu hast du dich eigentlich überhaupt hier im Forum angemeldet?


    Der Punkt geht an Dich!


    Zitat

    Toll! Du brauchst ihn also also als Alleinunterhalter, weil du es allein mit dir zu langweilig findest!


    Nein. ich glaube, ER braucht mich.


    Ach, das ist doch alles Mist!
    Ich fühle mich wie auf Entzug!
    Und ja, ich weiß, dass das nachlässt.
    Aber gerade in diesem Moment ist es FURCHTBAR schwer!!![/quote]

  • Hallo DesperateS,

    Ruf ihn nicht an. Versuche, den Abend zu überstehen, ohne zum Telefon zu greifen. Lenk Dich ab.

    Ja, Du bist auf Entzug. Denn Du bist abhängig. Er trinkt nicht nur ein paar Flaschen Bier. Er ist Dein Gift, das Dich umbringt. Willst Du Dich umbringen?

    Du wünschst Dir, dass Dein XY nicht mehr zur Flasche greift. Dann musst Du Dich von ihm fernhalten. Das muss nicht funktionieren. Aber die Chancen steigen gewaltig, wenn Du den Kontakt abbrichst. Vollständig.

    Wenn Du die innere Unruhe fast nicht mehr aushältst, dann such Dir eine Ersatzhandlung. Nimm ein Bad, mach einen Spaziergang, erledige Deine Bügelwäsche oder sonstwas. Sage Dir 'Jetzt mache ich noch [...] und dann überlege ich erneut, ob ich ihn anrufen MUSS'. Halte durch! Du wirst sehen, es geht Dir schon bald besser.

    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Zitat von desperateS

    Ich habe gerade ein absolutes Tief.
    Ich würde ihn am liebsten anrufen und alles rückgängig machen.

    Was ist denn schon dabei, wenn er abends ein paar Flaschen Bier trinkt?
    Und überhaupt: Die Beziehung war doch gar nicht so übel...


    Aber dann denke ich wieder an meinen Geburtstag. Wie er da saß und allen ernstes noch behauptet hat, er wäre nicht besoffen.
    Das hilft mir dann kurzzeitig wieder, bis ich dann wieder an vergangene schöne Momente denke, oder die zukunft, die ich mir doch mit ihm ausgemalt habe...

    Am liebsten würde ich nur noch heulen.
    Und ich habe Angst vor heute Abend, weil ich dann allein Zuhause sitze. Und nachdenken kann. Und vielleicht dem Bedürfnis, ihn anzurufen, nicht widerstehen kann.


    Sorry, liebe desperate dass ich so hart bin.
    Aber schreib mal auf, was Du von einem Leben mit einem Partner erwünschst, und daneben welche deiner Wünsche wohl von ihm erfüllt werden können.
    Ist Er dann wirklich so unwiderstehlich ?
    Du hast soviel schon durch gehalten, halte die Kontaktsperre bitte für Dich durch.
    Geb Dir doch eine Chance. Weil ganz in deinem Inneren weißt Du doch schon längst...Er war es nicht, er hätte es vielleicht sein können, aber Er war es nicht.
    Ich hoffe, Du erinnerst Dich nicht nur an die schöne Momente, die haben wir auch alle gehabt, sondern Du hast auch die vielen tausend andere Dinge im Kopf.

    Gruß,
    nici

  • Hallo Desperates,
    was soll ich dir schreiben um dir zu helfen,du bist schon so weit,viel weiter wie ich,ich drehe mich im Kreis,und das schlimme ist ich merke es kann aber nicht anhalten,
    aber du kannst es.......oder willst du das alles nocheinmal durchmachen,wieder dieses wieviel trinkt er,wie mache ich alles richtig damit er keinen Wutanfall bekommt...............sei stark du schaffst es,das was er eben ist,das brauchst du nicht,denn er hat sich nicht geändert,will so weitermachen wie bisher,willst du das auch?
    wünsche dir viel Kraft und schreibe,das hilft
    vg Joanne

  • Auf der Fahrt nach Hause habe ich mir eine Menge Gedanken gemacht.
    Es ist irre, was einem da so durch den Kopf schießt.
    Von "Sowas hab ich nicht verdient" bis hin zu "Ich schreib ihm ne sms, dass ich es nochmal versuchen möchte, wenn er wirklich nur abends 2 Flaschen trinkt" war alles dabei.

    Es ist tatsächlich Entzug!

    Der Gedanke daran, wieder mit ihm zusammen zu sein, wenn er weniger trinkt, hat was sehr beruhigendes. Aber nur auf den ersten Blick.
    Denn ich weiß ja, dass er darüber keinerlei Kontrolle mehr hat.
    Und mal ehrlich: Ein Mensch, der mir sagt, es lohnt sich, für den Alkohol diese ach-so-tolle Beziehung aufzugeben, der hat nicht mal verdient, dass ich an ihn denke.

    Und genau das ist es, was mich so wütend auf ihn macht!!!
    Dass ich traurig bin, OBWOHL er mich eiskalt wegen des Alkohols abserviert hat.
    Und dass ich tatsächlich immer noch drüber nachdenke, zurück zu gehen!!!

    "Alkohol ist mir wichtiger als Du. Ich werde niemals aufhören zu trinken."
    WAS WILL ICH DENN NOCH HÖREN????

    Schlimmer geht es doch eigentlich nicht, oder???
    Er fing dann gestern wieder damit an, dass ich mich jawohl dann aber auch und auf jeden Fall ändern müsste.
    Auf die Frage, was ich denn ändern müsste, kam:
    Zieh wieder hier ein.

    ??????????

    Ich hasse das Wort eigentlich, aber heute trifft es zu:
    Ich erlebe hier gerade eine "Gefühlsachterbahn".
    Mal bin ich traurig und vermisse ihn (oder irgendwas, das mit ihm zu tun hat), dann schlägt alles um in Hass auf ihn und Wut auf mich, und dann spüre ich irgendwo wieder Erleichterung.
    Und ganz manchmal sogar Vorfreude.

    Während der Fahrt sind meine Gedanken Karussell gefahren, und jedes Mal, wenn ich den Gedanken hatte, alles rückgängig zu machen, musste ich wieder daran denken, dass es gar nicht mehr er ist, den ich liebe, sondern die Vorstellung von dem, was mal war, und was ich gern wieder hätte.

    Ich gebe offen zu, dass ich oft berechnende Gedanken hatte. "Wenn ich jetzt erstmal überhaupt keinen Kontakt zulasse, merkt er vielleicht, dass es mir ernst ist und kommt zur "Vernunft"."
    Aber wie stehen die Chancen? 50:50?
    Nein, ich glaube eher 98:2 für den Alkohol.

    Und genau deswegen sollte ich die Finger von solchen Manipulationsspielchen lassen, (Wer weiß, vielleicht denkt er genau das selbe??) und mich stattdessen damit abfinden, dass der, den ich mal geliebt habe, schon lange fort ist, dass es nun nur noch um mich geht, und das ich endlich lernen werde, mir selbst genug zu sein.
    Aber der Gedanke an eine Zukunft ganz allein macht mir dennoch Angst, auch wenn ich weiß, dass das albern ist und von einem geringen Selbstwertgefühl zeugt.
    Natürlich kann ich ohne ihn leben!!! Aber es fällt mir trotzdem schwer, das zu akzeptieren!!!!!!

    Ich habe mir heute eine Grenze gesetzt.
    Frühestens in 2 Wochen darf ich mich wieder bei ihm melden.
    Ich muss ja irgendwann Kontakt aufnehmen. Meine Sachen sind ja noch dort.
    Aber eben erst in 2 Wochen.

    Und nun frage ich mich: Was tun, wenn ER sich meldet?
    Drauf eingehen? Nicht drangehen?
    Ihn abwimmeln, distanziert sein?

    Ich weiß es nicht. Alles schien so klar, und jetzt tut es weh und alles dreht sich.


    Liebe Joanne,

    Ich habe Deinen Thread glaube ich noch nicht ganz gelesen, aber das werde ich heut Abend nachholen. Und glaub mir: wenn ich diesen Schritt bis hierher gehen konnte, dann kannst Du es auch.
    Es ist nur die Frage, ob man lange genug durchhält, um die positive Veränderung zu spüren.

    Ich werde heute sicher noch öfter hier schreiben, nur um diese innere Unruhe und den "Co-Druck" loszuwerden.
    Und ich möchte mich ganz herzlich bei allen bedanken, die mir hier Mut zusprechen und mir den Spiegel vorhalten.
    das ist wirklich Gold wert. Fast wie eine richtige SHG.

  • Hallo Desperate,

    Am besten verhinderst Du, dass Du überhaupt mitkriegst, wenn er anruft: Handy aus, Telefonstecker ziehen. Aber ehrlich: Ich konnte das nicht. Also hatte ich das Handy auf lautlos stehen. Dachte mir, sollte etwas wirklich Wichtiges sein, kann er mir ja eine SMS schicken. Auf seine Kontaktaufnahmen habe ich überhaupt nicht reagiert (ihm gegenüber). Und habe ganz langsam angefangen, mich selbst wiederzuentdecken. Die Panik davor zu verlieren, was ist, wenn ich konsequent bleibe. Die schönen Dinge am alleine leben zu sehen. Ich habe noch nie alleine gelebt. Bin damals mit 18 aus meinem Elternhaus direkt mit ihm zusammen gezogen. Jetzt freue ich mich darauf. Ich war ja eigentlich sowieso schon immer alleine.

    Liebe Grüße
    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Zitat von Feeli

    Ich war ja eigentlich sowieso schon immer alleine.

    Liebe Feeli,

    dieser Satz trifft es. Und trifft mich. So sehr, dass ich heulen muss.
    Ich war auch allein, obwohl ich ihn "hatte".
    In den schlimmsten Nöten habe ich ihn um Hilfe gebeten. Aber bekommen habe ich nichts. Niemals.
    Im Gegenteil.
    Gab es ein Problem, hat er zuerst sich selbst geholfen, in dem er 2 Liter Bier in 1 Stunde getrunken hat.
    Erst dann war er in der Lage, sich um mich "zu kümmern". Und wie diese Hilfe aussah, kann man sich ja denken.
    "Mach Dir doch nicht immer so viele Gedanken! genieß das Leben!" war sehr oft seine Aussage. Wahlweise auch: "Was soll ich denn jetzt machen? ich kann dir doch nicht helfen!!!"

    Wenn es mir schlecht ging und ich wieder eine leichte depressive Phase hatte, (was wundersamer Weise aufhörte, als ich bei ihm auszog!) ist er grundsätzlich saufen gegangen.
    Und hat mir noch vorgeworfen, ich würde absichtlich so tun als ob, nur damit er seinen Abend nicht "genießen" kann.

    Nein, dass ich ihn nicht brauche, nie gebraucht habe, um mein Leben allein zu meistern, ist mir schon länger klar.
    Spätestens seit dem Tag, als ich auf dem Weg zu einer Fortbildung mit seinem Auto liegengeblieben war. 100 km von Zuhause weg.
    Ich habe ihn angerufen, er hat mir nur gesagt, ich solle den ADAC rufen. Kein einziges Aufbauendes Wort hatte er übrig.
    Ich hatte 1 Stunde auf den ADAC gewartet, erfuhr, dass das Auto hinüber ist und wusste nicht, wie ich heimkommen sollte.
    Also rief ich ihn wieder an.
    "Sieh zu, wie Du nach hause kommst." Das war alles. Und natürlich hatte er sich während ich frierend im Auto saß schon aus Frust die Kirsche so zugezogen, dass er mich nicht mal hätte abholen können, selbst wenn er gewollt hätte.

    Ich habe es trotzdem nach hause geschafft. Mit Hilfe von Freunden.
    Und als ich abends kurz bei ihm vorbeischaute, war er sternhagel voll und versank im Selbstmitleid.
    Das war ein Beispiel von vielen, aber für mich war es ein Schlüsselerlebnis. Und seither weiß ich, dass ich von ihm nichts mehr zu erwarten habe.

    Das aufzuschreiben tat übrigens sehr gut. Vielleicht sollte ich viel mehr auf ihn schimpfen. Mein Bedürfnis, ihn anzurufen, ist geschrumpft. Um genau zu sein: Es ist weg! :)

  • Kann ich Dich eigentlich nur 'S' nennen? Desperate ist so negativ?

    Meiner hat mich mit großer Vorliebe immer abends wütend gemacht. Er weiß z.B. genau, dass ich auf rassistische Sprüche SEHR empfindlich reagiere und hat dann genau die Schiene geritten. Dabei ist er in Wirklichkeit gar nicht rassistisch. Na egal - das Spiel hat er dann so weit getrieben, bis ich wutschnaubend das Zimmer verlassen habe. Und dann hat er mir vorgeworfen, ich hätte es ja die ganze Zeit darauf angelegt, weil ich eh nur schlafen gehen wollte :shock: .

    Naja, das Thema Schlaf war eh immer ein ganz besonderes. Erst konnte er nicht schlafen, weil seine Arbeit so stressig war. Also musste er sich Rotwein hinter die Binde gießen - zwei Flaschen am Abend. Dann war er ja so müde von der Woche, dass er sich freitags ganz spezielles weißes Zeug reinpfeifen musste, um die Nacht durchzumachen. Dazu dann eine Flasche Wodka und ein paar Schlaf- oder Beruhigungstabletten, damit er irgendwann wieder schlafen konnte. Dann hat er in schöner Regelmäßigkeit den kompletten Sonntag geschlafen. Und wunderte sich über seine ständigen Schlafstörungen :shock:

    Hat er mich zum Heulen gebracht, hieß es immer, ich soll aufhören zu heulen. Beliebt als Zusatz: "Ich habe Dir nichts getan!"

    Wollte er nett zu mir sein, hatte ich angeblich abgenommen. Wollte er gemein sein (wollte er oft), war ich fett. In jeder beleidigenden Formuliereung, die Du Dir vorstellen kannst.

    Ich habe ihn ja angeblich nie verstanden. Seine schwere Kindheit mit einer Alkoholikerin als Mutter und ständig der Streit zwischen den Eltern. Als er dann Jugendlicher war und sich seine Ex-Freundin (2 Wochen waren die zusammen, dann schon zwei Monate getrennt) umgebracht hat. Dann die Scheidung der Eltern. Und was dann eigentlich immer der Grund für seine ständige Griesgrämigkeit war, weiß ich nicht. Irgendwas war halt immer. Und ich hatte immer Verständnis und wollte für ihn da sein. Ihm bei der Aufarbeitung helfen. So ging meine Co-Abhängigkeit los, glaube ich.

    Liebe Grüße

    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

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