Steht die Familie im Vordergrund?

  • Warum mir diese Frage duch den Sinn geht?
    Mein Vater ist Alkoholiker, seit mehr als 30 Jahren trocken, meine Mutter coabhängig. Irgendwann nach vielen schlimmen Jahren hat mein Vater sich zu eienr Therapie entschlossen. Meine Mutter wurde mit einbezogen. Meiner Mutter war der Zusammenhalt der Familie immer wichitger, sie wollte sich nie trennen, lieber ausharren in der Situation.
    Viele , die hier ihren Thread eröffnen gehen ja auch mit diesem Grundgedanken an die Sache heran. Daher meine Frage: Obwohl ja schon sehr viel Leid in der Ehe/ Familie/ Beziehung ist steht der Erhalt bei den meisten dennoch im Vordergrund. Welchen Preis seid ihr bereit dafür zu zahlen?
    Ich als erwachsenes Kind mußte damit leben und wenn ich es mir hätte ausscuhen können wäre ich sofort gegangen. Mein Vater wäre dann immer noch mein Vater und meine Mutter noch meine Mutter.
    Auch bei Ehepartnern ist der Partner nicht von der Welt, wenn man sich beispielsweise eine eigene Wohnung sucht anstatt sich herumzuquälen. Besonders dann, wenn Kinder da sind. Alleine die Tatsache, dass man ein Kind hat, dass dieser Situation hilflos ausgeliefert ist sollte jdn doch schon veranlassen sich zumindest räumlich zu trennen. Liebe hin, Liebe her- die Sucht hat mit Liebe nix zu tun. Man kann ja auch einen Süchtigen lieben.
    Man kann aber mit einem Süchtigen nur seeeehr schlecht leben.
    Vielleicht kann ich ja mal jemanden dazu anregen auch mal über diesen gesichtspunkt nachzudenken. Ich höre in vielen Threads sehr iel Angst vor dem Alleinsein heraus. die viel größer erscheint, als der Wunsch nach einem trockenen Partner.

  • Hallo Frozen Tears,

    Deine Frage bewegt auch mich. Ich hoffe, ich zerschieße Deinen Thread nicht, wenn ich jetzt einfach mal die Ereignisse der letzten Wochen beschreibe.

    Ich habe mir ja absolute Kontaktsperre auferlegt. In dieser Zeit habe ich ein persönliches Wachstum erfahren. Da ist niemand, dem ich von meinen Erlebnissen erzähle. Alles, was ich tue, tue ich in Eigenregie. Und es funktioniert. Unglaublich, aber es funktioniert. Gut sogar. Ich brauche niemanden, der sich meine Tageserlebnisse anhört. Ich kann viele Dinge auch allei. Ohne Unterstützung, ohne Rückendeckung.

    Manchmal tut es noch weh, manchmal kommen Erinnerungen hoch, Wünsche, Träume. Ich lasse sie vorbeiziehen wie Wolken, würdige sie, erkenne sie an, aber sie sind nicht die Realität. In der Realität ist niemand, nur ich. NUR ICH. Ich dachte, an diesem Gefühl würde ich sterben. Ich sterbe nicht.

    Jeder Tag ist ein neuer Tag, der eine Chance verdient hat.

    Angst vor dem Alleinsein, ja, eine große Rolle spielt sie. Ich bin mitten drin, in dem, was ich für meinen schlimmsten Alptraum hielt. Nicht mehr halte.

    Ein trockener Partner? Ja, auch ein Partner wird irgendwann mal wieder Bedeutung in meinem Leben gewinnen. Ein Partner, nicht ein Suchtobjekt. Mein Ex ist übrigens auf Entgiftung, was mich erstaunlich wenig bewegt. Ein Partner auf Augenhöhe, heißt es immer. Ich finde meine Augenhöhe, und erst dann kann jemand dazustoßen.

    Nachdenkliche Grüße in die Nacht

  • Hallo Frozen Tears,

    ich kenne den Gedankengut "Wenn sie sich doch endlich trennen würden" als EKA nur zu gut. Meine Eltern sind immer noch zusammen. Mein Vater säuft nach wie vor. Obwohl er meiner Mama während und nach ihrer Krebserkrankung mehr als deutlich ihren Stellenwert (keiner) demonstriert hat, kann sie sich nicht von ihm lösen.

    Für mich ist das nicht nachvollziehbar. Vermutlich aufgrund der Erfahrungen gehöre ich aber auch eher zu denen, die schnell aus einer Beziehung flüchten.

    Ich hoffe, hier lesen viele Mütter, die meinen, ihren Kindern den Vater nicht wegnehmen zu dürfen. Ihr habt keine Ahnung, was ihr euren Kindern durchs Bleiben antut.

    Lieben Gruss,
    Heidi

  • Hallo zusammen,

    ich gehöre zu diesen Müttern, die das ihren Kindern angetan haben.
    Ich wollte ihnen das zu Hause nicht nehmen, habe gehofft, es ändert sich was, oder ich kriege ihn dazu, dass er geht.
    Ich dachte, ich bringe sie nur noch mehr durcheinander, wenn ich sie nehme und weglaufe. Damals haben sich die Wogen immer wieder noch geglättet.
    Jetzt ist er trocken, jetzt wo meine Kinder groß sind. Eins lebt schon nicht mehr bei uns und steht gerade frisch im Berufsleben.
    Sie lieben ihren Vater, aber es hat große Wunden hinterlassen und die Folgen sind erkennbar.
    Ich frage mich oft, ob es gewisse Schwierigkeiten auch gegeben hätte, wenn ich sie allein groß gezogen hätte oder alles "normal" bei uns gewesen wäre.
    Ich werde es nie erfahren, kann die Zeit nicht zurück drehen,
    mache mir oft riesen Vorwürfe.

    Das mal so als Warnung für andere Mütter und Väter.
    Sowas geht an Kindern nicht spurlos vorüber. Sie sind da völlig machtlos und nehmen dauerhaft Schaden daran.

    LG Eklisee

  • Hallo,

    ich bin auch ein ehemaliges EKA und schließe mich der Meinung an: wenn ein Kind da ist: weg aus einer dysfunktionalen Umgebung, rein in eine gesunde Umgebung, wo ein Wille, da ein Weg.

    Da ich mich nicht dazu entschließen konnte, mich zu trennen habe ich mich vorübergehend von meinem Kinderwunsch verabschiedet (meine Art und Weise, mit diesem Thema umzugehen). Mein Versprechen "in guten wie in schlechten Tagen" wiegt für mich schwer. Ich hab gerade erst wieder meinen Glauben entdeckt und lass mir da auch nicht drein reden. Meine ganz persönliche Entscheidung. Hätte ich ein Kind würde ich meine persönlichen Interessen aber zurückstellen und das tun, was für das Kind am besten ist.

    LG
    Elfi

  • Hallo

    Interessantes Thema.
    Als erstes dachte ich - klar machte ich es für die Familie.
    Aber es stimmt nicht. Ehrlich - ich hatte Angst, Angst vor Neuen, Unbekannten.
    Ich wollte auch nicht "Scheitern". Ich wollte dieses "Tolle Familie" Bild nicht zerstören.
    Andere Komponente war meine Erziehung - von wegen: Meine Güte, hab dich nicht so...Andere haben es schlimmer.
    Und nicht zuletzt: mein Wert tendierte gen Null.

    Und natürlich das krankhafte...Co-Sucht. Das Gefühl, ich KANN ohne ihn nicht leben.

    Das wären meine Überlegungen...
    Heute tut mir das unendlich Leid, für mich, für meine Kinder und auch für meinen Ex.
    Aber ich kann es nicht ändern. Die Vergangenheit nicht, aber das Jetzt und die Zukunft liegt in meiner Hand.
    Frage ist, habe ich was gelernt aus dem was geschehen ist?? JA.

    LG Grazia

    Da, wo du nur eine Spur im Sand siehst, da habe ich dich getragen...

  • hallo,

    für mich ist es inzwischen so schön zu sehen und zu erleben wie meine kinder sich entwickeln können. seit 10 jahren bin ich getrennt und meine kinder entwickeln sich prächtig. sie sind stabli, können sich durchsetzen, sagen ihre meinung, können das was ich ale EK kind niemals habe lernen können und dürfen, weils im systhem stören würde. ich lerne heute teilweise durch meine kinder.

    ich dachte damals als kind, warum trennen sie sich nicht endlich, meine eltern? warum tun sie so aneinander festhalten. Heute weiss ich, sie ist alkoholikerin, er co abhängig und beide zusammen ein funktionales systhem aus dem keiner von beinen aussteigen will.

    was meine eltern mir da vorgelebt haben ist für mich heute so krank. der lieben familie zuliebe zusammen zu bleiben? nicht um diesen preis der selbstaufgabe. dann lieber allein.

    ich bin froh heute einer genneration anzugehören, wo trennungen nicht zur folge haben, das ich von der gesellschaft ausgeschlossen werde. heute ist es nichts schlimmes mehr, wenn man sich trennt. viele ehen gehen ausseinnder. so haben wir heute eher die tatsache, die tendenz dahin gehend, das familie nicht nur mutter vater kind bedeuten. meine familie besteht aus mir und den drei kindern. ich brauche nicht etwas nacheifern was mir die gesellschaft aufbrummt und sagt so muss das sein.dafon habe ich mich gelöst und bin zufrieden.ich bin es und meine kinder auch, die mir das immer wieder bestätigen das es ihnen so heute besser geht als wenn wir dieses systhem aufrecht gehalten hätten.

    lieben gruß
    melanie

  • Servus Frozen Tears,

    Zitat

    Steht die Familie im Vordergrund?

    Scheinbar tut sie das.

    Zumindest so lange, wie wir an der "Familie" festhalten und uns von dem kranken System nicht lösen wollen.

    Das gilt für uns alle: Erwachsene Kinder (die jetzt die Möglichkeit haben, ihr Leben selbst zu gestalten), Coabhängige (die jederzeit ihr Leben neu ausrichten können), und Alkoholiker (die jederzeit trocken werden können).

    Die Frage, die sich mir stellt: will ich denn wirklich aus diesem kranken System aussteigen und endlich ein eigenes Leben führen, oder suche ich bewusst den permanenten Kontakt mit der dysfunktionalen (Herkunfts-)Familie?

    Wenn ich heute Menschen lese oder spreche, die mit 40, 50 oder noch mehr Lebensjahren sagen, sie haben dieses Thema ihrer Kindheit noch nicht aufgearbeitet, aber in gleichen Atemzug erzählen, dass sie erst vor X Tagen wieder Kontakt mit dem "verhassten System" hatten, dann spreche ich ihnen ehrlich gesagt den Willen zur Veränderung ab.

    Wie auch dem Alkoholiker, der den Traum vom kontrollierten Trinken träumt: da fehlt mir der Wille, endlich für sich selbst Veränderung herbei zu führen.

    LG
    Spedi

  • Hallo Spedi,

    ja alles richtig. Hier ist aber auch die Rede von den kleinen Kindern, welchen dieses Leben übergeholfen wird. Die können sich das nicht aussuchen u. können nicht einfach abhauen und ihr eigenes Leben führen.

    LG Eklisee

  • Servus eklisee,

    nun, deswegen spreche ich explizit die hier versammelten Erwachsenen an, und nicht die minderjährigen Kinder.

    Und jemand, der sich selbst nicht wichtig genug nimmt, um sein eigenes Leben lebenswert zu gestalten, kann dies meiner Erfahrung nach auch nicht für seine Kinder machen.

    Traurig, aber so ist es nunmal.

    LG
    Spedi

  • Ja Spedi, traurig,

    aber es ist ein Lernprozess. Wenn wir alle von Anfang an in der Lage gewesen wären, unser Leben so zu gestalten, wie es richtig ist, für uns und unsere Kinder, dann würden wir uns nicht in diesem Forum befinden, auch du nicht. Wir können nur alle voneinander lernen.

    LG Eklisee

  • Servus eklisee,

    "wenn", "wäre", "hätte" - das alles bringt uns nicht weiter. Wir sind nun mal hier, und das heisst, wir sind uns schon mal bewusst, wo der Hase im Pfeffer liegt - ganz grob gesagt.

    Aber ab hier trennt sich die Spreu vom Weizen.

    Die einen wollen ihren staus quo pflegen und sich als Opfer sehen, die anderen gehen neue Wege um sich zu befreien.

    Das macht für mich den Unterschied. Was gewesen ist, kann ich nicht mehr ändern. Aber jetzt kann ich eine Änderung herbeiführen. Jetzt kann ich Dinge zum Guten wenden. Jetzt kann ich mir Hilfe suchen, jetzt kann ich Hilfe annehmen.

    Oder weiter meine Kreise ziehen, eine Runde nach der anderen drehen, immer in dem alten Schmerz verharren, mich weiter als Opfer sehen.

    Wie gesagt: die Vergangenheit kreide ich niemand an - aber an der Gegenwart messe ich jeden.

    LG
    Spedi

  • Hallo Forum,

    was ist, wenn keine Kinder da sind? Welchen Stellenwert hat dann die Ehe?

    Wenn einen etwas kaputt macht, kann das nicht richtig sein, das einfach immer weiter so zu machen. Niemand kann das wollen, auch kein höheres Wesen (vorausgesetzt, dieses höhere Wesen meint es gut mit uns.)

    Sich aus lähmenden Situationen zu befreien ist ein Grundthema des Neuen Testaments.

    Menschlichkeit und Lebendigkeit stehen über festen Vorstellungen darüber, wie eine Ehe zu sein hat.

    Doro

  • hallo eklisee,

    versuch mal ganz ohne wertung oder bewertung die aussagen du du hier liesst auf dich wirken zu lassen. vielleicht kannst du das gelesesne dadurch besser verstehen. keiner klagt an.keiner mißt kräfte. alle sind hier um helfende beiträge zu schreiben. jeder hat seine ganz eigene art zu schreiben.

    die grundaussage von denjenigen, die eben ausserhalb des systhems inzwischen zufrieden leben heisst: konzentriet euch auf EUCH selbst.löst euch von alten strukturen und fangt an EUER EIGENES leben unabhängig von gesellschaftlichem, fammiliärem auferlegungen zu lösen.fangt an zu leben, nach dem wie es euch gut geht und macht euch frei von aussen.erst dann werdet ihr unabhänig sein. alles andere hilft nicht.

    denn alles von aussen lenkt ab, lässt einem verweilen und wer aus dieser abhängigkeit raus will, der hängt sich nicht an solchem auf. der schaut nach sich und nicht nach anderen. der richtet sich ein eigenständiges leben ein ohne wenn und aber. der frägt dann solche fragen nicht mehr, "wie wichtig ist mir die familie". der geht da raus und dem ist in dem fall sein leben wichtig und nicht mehr das der anderen (ausser die minderjährigen kinder von welchen wir hier nicht reden). wir reden hier nicht von normalen familien, wir reden hier von suchtkranken menschen, die wir sind, die unsere angehörigen sind, einem systhem aus dem , wer will, jeder aussteigen kann.

    lieben gruß melanie

  • Sorry,
    ich wollte keinen Kleinkrieg anfangen. Vielleicht habe ich Spedi falsch verstanden. Ich hatte den Eindruck, dass er alles wertet und kritisiert, was hier gesagt wird.

    LG Eklisee

  • hmhh,

    nun ja, es ist sicher normal, daß man die Aussagen anderer an den eigenen Maßstäben misst.

    Nur das sind und bleiben - die eigenen Maßstäbe.

    Insoweit sind Aussagen, die inhaltlich in die Richtung: "Du solltest folgendes tun" gehen, immer schwierig.

    Besser ist sicher: "Ich habe in einer selbst erlebten, vergleichbaren Situation folgendes getan."

    Jürgen

  • P.S:

    Ich empfinde Spedis Beiträge immer sehr sachlich und auf den Punkt.

    Sie kritisieren keine Inhalte, sondern den erkennbar wiederholten Widerspruch zwischen Worten und Handeln anderer Forenteilnehmer.

    Das ist meines Erachtens legitim - auch wenn es weh tun kann.


    Jürgen

  • hallo zusammen,

    manchmal ist es nicht anderst möglich den anderen zu erreichen wenn ich ihn nicht direkt anspreche. sicher kann keiner hier dem anderen auferlegen und mit "du sollst so oder so handeln". dennoch geben diese aussagen meiner ansicht nach dein hinweis darin wohin es gehen kann, wenn ich so handle.

    es schreiben hier coabhängige, die dieser situation nicht herraustreten, wenn sie nicht direkt auf den punkt hin darauf angesprochen werden und der andere diesem kreislauf in dem er sich befindet mitmacht.das es weh tut ist klar und immer dann, wenn mich ws bewegt hatte, war dort ein punkt IN MIR, den ich anschauen konnte und verändern. doch das zu erkennen das genau das was mich bewegt der punkt ist, an dem ich was verändern muss um mich neu zu orientieren ist für manche so schwer, sie wehren sich eher dagegen das zu tun, weil sie angst haben. in diesem moment fangen sie an, andere dafür zu kritisieren, den, der ihnen angeblich weh getan hat.so ging es mir anfangs hier im forum bei diesen beiträgen die so klar auf den punkt kommen, das ich erkennen konnte, da stimmt BEI MIR wirklich was nicht.das tat mir weh, machte mir angst. doch genau darin liegt die lösung, sich anzuschauen und das was mir gespiegelt wurde zu hinterfragen.erst dann wenn ich ohne bewertung die beiträge lese und mich ehrlich anschaue was mit mir los ist und den willen dazu haben das was mir weh tut zu verändern schaff ich es da raus zu kommen.erst im ICH modus und nicht im DU konnt ich für mich was ändern.

    lieben gruß melanie

  • Servus Jürgen un Melinak,

    ich finde hier weder eine Stelle für

    Zitat von juergenbausf

    Insoweit sind Aussagen, die inhaltlich in die Richtung: "Du solltest folgendes tun" gehen, immer schwierig.

    noch eine Stelle für

    Zitat von Melinak

    sicher kann keiner hier dem anderen auferlegen und mit "du sollst so oder so handeln".

    Kann das sein, dass hier etwas reininterpretiert wird, was da auf den letzten drei Seiten gar nicht steht?

    :wink:

    LG
    Spedi

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!