Hallo ihr zwei.
Danke für eure Antworten. Ich bin an manchen Tagen internetlos, also bitte entschuldigt, wenn ich manchmal etwas brauche.
erstmal an JJE:
Ja, meine Probleme mit dem Alleine-Sein habe ich in der Therapie schon oft zum Thema gemacht, und ich komme damit auch schon ein wenig besser klar, als bis vor ein paar Monaten.
Genau wie du schreibst, genau so ist es bei mir auch. Ich bin nicht nur von ihm enttäuscht, Nein... auch ich bin ärgerlich und enttäuscht über mich selbst. Ärgere mich über mein Fehlverhalten und darüber so etwas zugelassen zu haben. Aber ich ärgere mich auch über ihn. Obwohl ärgern nicht wirklich der richtige Ausdruck dafür ist. Ja, immerhin habe ich einiges dazugelernt, nicht nur über den Alkoholismus, auch über mich habe ich viel gelernt und damit kann ich jetzt neu anfangen. Hoffe ich. Ich muss mir wohl halt auch selbst ein wenig verzeihen und nicht so hart zu mir sein.
Zu meinen sozialen Kontakten... Ich habe die letzten Tagen eigentlich nur unter Menschen verbracht. Freunde, Familie. Das hat mir gut getan. Zu meinem erstaunen konnte ich wirklich die Momente genießen. Ich bin ziemlich ausgepowert und werde heute nur mehr richtung Bett steuern. Im Moment bin ich guter Dinge, aber wie ich mich kenne, wird das noch nicht vorbei sein mit meinen Schwankenden Gefühlen. Vorallem, wenn ich alleine bin. Ich denke aber, dass er und die Tatsache, dass er aus meinem Leben verschwunden ist weniger das Problem ist. Ich habe viele Probleme. Die ich vor der Beziehung mit ihm schon wahrgenommen habe. Natürlich, ich war mal sehr stark verliebt in ihn und wir hatten eine wunderschöne Zeit. Anfangs. Auch wenn ich mir die Trennung so oft herbeigesehnt habe - schmerzen tut es trotzdem. Es ist halt eine Trennung, sowas ist doch selten lustig. Noch dazu, wenn da soviele Emotionen im Spiel waren.
Ich merke aber immer mehr, dass ich scheinbar keine richtige, ehrliche Liebe mehr für ihn empfunden habe. Vielleicht eine kranke Liebe. Ich hab ja schon Trennungen hinter mir. So wie jetzt, erging es mir noch nie. Ich weine viel viel weniger, kann mich ablenken und es gibt Momente wo ich nicht einmal an ihn denken muss. Das war mir bei vergangenen Trennungen nicht möglich. Da ging es mir noch viel Schlimmer teilweise. Ich habe ihn in meinem Herzen, das spüre ich. Aber ich denke, die Liebe wurde durch viele Faktoren zerstört zwischen ihm und mir. Die vergangene Woche ging es mir Phasenweise zwar auch ziemlich schlecht, aber ja, ist ja alles noch ziemlich frisch. Ich wäre nicht ich selbst, wenn das einfach an mir vorbeigehen würde.
Vielleicht bleibe ich ja auch so klar und vernünftig im Kopf. Ich würde es mir wünschen. Ich hoffe, das ist keine Verdrängung.
so, und nun an Speranza:
Ja, hast du auch solche Selbstwertprobleme? Hm, woran liegt es das man keine eigenständige, stabile Persönlichkeit entwickeln kann? (Wenn du da jetzt nicht näher darauf eingehen möchtest, verstehe ich das. Dann kann ich ja auch mal meinen Therapeuten danach fragen.)
Ich finde es erstaunlich was du schreibst. Mir geht es da sehr ähnlich, wenn nicht sogar genau gleich wie dir. Ich glaube nicht nur in Partnerschaften, besonders viel leisten zu müssen um Liebe zu "verdienen", es spiegelt sich in vielen Lebensbereichen wieder. Ich gebe mich für andere Menschen manchmal regelrecht auf, kann sehr schwer Nein sagen und neige dazu manchmal sogar übertrieben Hilfsbereit zu sein. Teilweise denke ich mir sogar bewusst, ich muss so handeln, damit ich Liebe bekomme. Damit man mich wahrnimmt. Damit man mir auch was gutes tut. Als hätte ich es nicht auch verdient, mal ohne Gegenleistung etwas Gutes zu bekommen. Ich blieb meistens auf der Strecke. Es ist verzwickt, denn wenn ich gebe, erwarte ich zumindest in Partnerschaften auch das etwas zurück kommt. Wenn dies nicht geschieht, könnte ich ja auch einfach meine Konsequenz daraus ziehen. Aber ich bettle dann regelrecht nach Liebe. Ich erwarte dann auch immer gleich viel zu viel. Aber, ja das ist ein anderes Thema. Ich habe halt bei meinem Alkoholkranken noch-Partner oft nach Liebe gedürstet, die er mir warum auch immer in vielen Situationen nicht so geben konnte oder wollte, wie ich es gebraucht oder gewünscht hätte.
In manchen Momenten fühle ich mich auch stark. Vorallem, wenn ihr hier so lieb zu mir seid, und wenn ich mit anderen Menschen im realen Leben zusammen bin. Ich hoffe, ich schaffe es sie richtig einzusetzen und umzusetzen. Ich glaube, in mir geschieht schon einiges an umdenken. Meine Wohnung ist jetzt wieder sauber und ich habe auch da einige Dinge verändert. Ich habe mich in der Wohnung aufgehalten und hatte kein schlechtes Gefühl dabei. Was aber vielleicht auch daran lag, dass ich nicht alleine war. Aber es ist jetzt alles ganz anders dort. Ich habe Möbel umgestellt und neue Bilder aufgehängt. Habe mit Räucherharz ausgeräuchert und jetzt duftet es sogar wieder! Ich glaube, dass hat gut getan, es erinnert eigentlich nichts mehr an ihn. Ausser zwei, drei Kleinigkeiten die ich aber im Laufe der Zeit auch loswerden möchte.
War das stark von mir, ihn aus der Wohnung zu entfernen? Ich hab mich oft wie ein schlechter Mensch gefühlt, beim Gedanken daran, als er noch da war.
Das mit den Komplexen... Er hat ja auch manchmal kritisch über sich selbst gesprochen. In wie weit er das ernst gemeint hat, weiß ich jetzt zu diesem Zeitpunkt nicht mehr. Vielleicht hat er Kritik meinerseits auch oft desswegen angenommen, damit er mich wiederrum kritistieren kann. Vielleicht ist das ja auch ein Verhaltensmuster. Ach, ich weiß nicht, es lief von beiden Seiten einfach viel zu viel schief. Das Alkoholproblem war dann letztendlich eben einfach das, was alles nur noch mehr Richtung Ende getrieben hat. Ein Mensch mit vielen Problemen, sollte sich vielleicht nicht auch noch einen Menschen aussuchen der noch mehr Probleme hat.
liebe Grüße an euch,
schwindelfrei