Helfersyndrom oder Erfahrungen

  • Hallo,

    mich würde mal interessieren woran der CO Kranke erkennt, das sein Helfen wollen (Sucht zu Hilfe / Helfersyndrom) nichts mehr mit Erfahrungen zu tun hat , sondern wieder ins Krankhafte geht? Kann er das oder kann das nur jemand von "außen" erkennen?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,

    Daran, dass es mir (dem Co-Kranken) gut geht damit (oder nicht), würde ich mal sagen. Wie beim Alkohol: Genießt du noch oder brauchst du schon :? Daran, wie sehr eventueller Gegenwind verletzt oder aber nicht. Daran, ob der eigene Standpunkt beibehalten wird, wenn er der eigenen Meinung nach korrekt ist oder ob versucht wird, Kompromisse zu finden.

    Liebe Grüße
    Feeli

    Liebe Grüße von

    Feeli

  • Hallo Hartmut!

    Ich merke es schon selber wenn es mir zuviel wird ich bekomme ein ungutes Gefühl und werde immer gereizter wenn ich etwas absolut nicht will oder jemand versucht meine Grenzen zu überschreiten.

    Ich übe aber noch immer wieder auf das zu hören was ich möchte. Das ist für mich ein sehr wichtiger Schritt denn früher liess ich es meistens zu dass meine Grenzen überschritten wurden.

    Ich versuche immer auf das zu hören was ich möchte oder spiele Situationen in Gedanken durch.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Hartmut,

    letztendlich läuft ein Helfersyndrom ja darauf hinaus, dass man sich ausnutzen lässt. Das würde mir schon auffallen. Sogar recht schnell.

    Es hat lange gedauert, aber ich habe gelernt wie ich "Nein" sagen kann, also Grenzen ziehen. Ich mache nichts mehr, worauf ich keine Lust habe, nur um Anderen einen Gefallen zu tun.

    Alles alleine managen? Während der Andere sich einen Lenz macht oder jammert? - Mit mir nicht mehr!

    Inzwischen bin ich recht großzügig geworden: Ich gebe dem Anderen eine tolle Chance, etwas aus eigener Kraft zu bewegen. 8)

    Darauf zu warten, dass jemand von "außen" das erkennt, kann lange dauern. Dass derjenige dann auch noch etwas dazu sagen wird, sicher noch wesentlich länger...

    Wenn ich schon unbedingt jemand helfen will, dann am besten mir selber.

    (Das liest sich jetzt sicher ziemlich radikal, aber ich musste mir das anfangs immer wieder selber sagen - so lange, bis ich es kapiert hatte.)

    "Beleidigungen sind die Argumente jener, die über keine Argumente verfügen." (Jean-Jacques Rousseau)

  • Hallo Hartmut
    Von „außen“ wird ein „zu sehr lieben“ (wobei da Aufopferung mit Liebe verwechselt wird) und ein übermäßiges „kümmern“ meist nicht nur toleriert, sondern regelrecht mit Hochachtung reflektiert. Daher sind, meine ich, nur wirklich sehr intime Freunde (wenn überhaupt) in der Lage, hier „steuernd“ einzugreifen. Ich denke genauso wenig, dass in jeden Familiensystem, was einen Alkoholiker (oder sonst wie neurotischen Part) ausweist, zwingend von einen Mitglied ein Helfersyndrom entwickelt wird. Dazu ist es viel zu diffizil.
    Aus den Erfahrungen, welche ich in den letzten Jahren in Gruppen gesammelt habe, kann ich für die Co-Abhängigkeit (ich mag das Wort keinesfalls), lediglich feststellen: es hat meist etwas mit einer Idealisierung der eigenen Wertvorstellungen von Familie im Allgemeinen und Paarbeziehungen im Besonderen zu tun; einer Vernachlässigung der eigenen Bedürftigkeit und den Zwang zur Anerkennung von anderen.
    Wenn die Angehörigen (für mich gleichfalls die Betroffenen), sich nicht den Prozess der Entwicklung ihres Partners gestellt und somit ihre persönlichen Fortschritte gemacht haben, wurden diese Beziehungen beendet, um sich Schnurrstraks (natürlich völlig Ahnungslos) in eine neue „Abhängigkeit“ zu begeben. Sind sie jedoch durch frische Einsichten und neue „Wahrheiten“ sich selbst etwas näher gekommen, konnten sie recht gut einschätzen, wenn sich ein neuerliches Dilemma anbahnte. Ich glaube, dass auch hier der Verweis auf die Eigenverantwortung im Handeln den Ausschlag gibt. Somit kann auch nur der Einzelne für sich das Maß des „Rückfalls“ einschätzen und gegensteuern.
    Ich selbst bin mittlerweile sehr vorsichtig mit den Deutungen von dem, was „Normal“ ist und was „Krankhaft“ sein soll. Es geht meiner Meinung nach um ein Verhalten, eine Handlungsweise, die mich in meinem Leben behindert (auch lebensbedrohlich werden kann) - oder eben nicht.
    LG – Uwe.

  • Hallo Hartmut,

    ich würde sagen es kommt darauf an..... Zum einen ist man als Co in der Lage zu reflektieren, dass setzt für mich voraus, dass man sich mit sich selbst und seinen Handlungen beschäftigt hat. Hat man das nicht, endet es oft mit „... aber ich habe es doch nur gut gemeint.“ Zum anderen ist das Ausleben der Co-Anteile für die Umwelt von Vor- oder von Nachteil bzw. wie nah steht mir der von außen Beobachtende und will er sehen.

    Was mich angeht, ich sehe und merke bei mir sehr wohl, wenn ich mich vernachlässige, wenn ich versuche mein Sicherheitsbestreben zu bedienen oder wenn ich versuche mich in Dinge einzumischen die mich nichts angehen. Mir ist auch der Drang bewusst Menschen und Situationen zu manipulieren in dem Sinn, den selbstverständlich ich für gut halte. Ich habe inzwischen sehr viel Übung mit mir selbst und viel Zeit damit verbracht mein Verhalten und die Ursachen dafür aufzudröseln. Deshalb steuere ich in den meisten Fällen schon dagegen bevor ich etwas tue, was mir unterm Strich nicht gut tun würde. Es bleibt meist bei dem Drang und es folgt keine Handlung. Ich tue nicht mehr einfach nur weil ich es ja nur „gut meine“ sondern ich hinterfrage mich im Zweifelsfall. Diesen Zweifelsfall erkenne ich aufgrund der Erfahrungen mit mir selbst. Diesen Zwiespalt wird von außen kaum jemand mitbekommen. In den Fällen in denen ich gegen mich „verloren“ habe, glaube ich nicht, dass meine Umwelt sieht warum oder sich der Ursachen bewusst ist. Solange ich mich wohlfühle, ist für mein Empfinden bei mir und meinem Verhalten alles in Ordnung. Wenn das nicht mehr der Fall ist, schaue ich halt nach warum.

    Solange man selbst nicht mit dem Thema vertraut ist oder es nicht um Hilfe gebeten wird, wird es für nach meiner Meinung mit dem von außen sehen schwierig.

    Gruß
    Skye

  • Hallo

    Feeli

    Zitat

    Daran, dass es mir (dem Co-Kranken) gut geht damit (oder nicht), würde ich mal sagen.


    Speranza

    Zitat

    Ich übe aber noch immer wieder auf das zu hören was ich möchte. Das ist für mich ein sehr wichtiger Schritt denn früher

    Mrs. Pickwick

    Zitat

    letztendlich läuft ein Helfersyndrom ja darauf hinaus, dass man sich ausnutzen lässt. Das würde mir schon auffallen. Sogar recht schnell.
    Es hat lange gedauert, aber ich habe gelernt wie ich "Nein" sagen kann, also Grenzen ziehen.


    Uwe

    Zitat

    Aus den Erfahrungen, welche ich in den letzten Jahren in Gruppen gesammelt habe,

    Skye

    Zitat

    Was mich angeht, ich sehe und merke bei mir sehr wohl, wenn ich mich vernachlässige, wenn ich versuche mein Sicherheitsbestreben zu bedienen oder wenn ich versuche mich in Dinge einzumischen die mich nichts angehen

    Also wie ich das nun mal für mich raus lese ,ist es dem "trockenen CO" also derjenige der seine "Krankheit" erkannt und sich damit auseinandergesetzt hat der Unterschied bekannt.
    Danke .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • hallo hartmut,

    helfen ist ja nichts schlechtes. im grunde ist jemanden helfen für ein soziales miteinander auch wichtig find ich. wenn wir nicht helfer hätten die für andere etwas tun würden wär das leben wesendlich schwieriger und ein soziales miteinander nicht möglich.

    es gibt hilfen die kann ich sehr wohl geben. dann wie auch schon oben geschrieben wenn um hilfe gebenten wird. wenn ich der meinung bin der braucht hilfe und mich ihm aufdränge fängt es an dann schwieriger zu werden. ich denke das ist der springende punkt. wann dränge ich einem anderen mich auf.kann ich erkennen das der andere garnicht meine hilfe will. kann ich dann aufhören damit oder muss ich helfen aus nem inneren drang heraus.ich geh da noch enen schritt weiter. fühle ich mich schlecht damit das ich abgewiesen werde und mach mich als gesammte person dann selbser schlechte nur weil mir jemand meine hilfe ablehnt?das ist mir schon oft passiert und jedesmal wenn ich an den punkt komme lerne ich mich selber kennen und lerne damit um zu gehen.

    reflektion wurde angesprochen. selbstreflektion. wo geh ich zu weit und wo gebe ich mir einen stop. wo sind grenzen. all das spielt mit ein.

    einem menschen helfen wollen, von dem ich annehme das er hilfe braucht sollte ich dann erst mal fragen ob er hilfe braucht und von mir hilfe annehmen will.

    will er nicht dann kann ich mich rauziehen. muss ich nicht tun. das zu lernen ist find ich ein wichtiger schritt aus dem co raus zu gehen. den drang helfen zu müssen nicht mehr zu haben und damit dem anderen seine eigenverantwortung lassen.sich selbst dann nicht schlecht damit zu fühlen heisst die akzeptanz zu haben das es dem anderen überlassen ist ob ich helfen kann oder nicht und mich dann durch ablehnung meiner hilfsbereitschaft nicht als gesammtes dann in frage zu stellen. sondern mir zu sagen, da ist jemand, der will nicht das ich helfe, ok, akzeptiert, deswegen bin ich kein schlechter mensch.

    es gibt andere die können mit meiner art wohl anderst umgehen.also mich dafon nicht abhängig zu machen das einer mich ablehnt sondern das einfach so anzunehmen zu akzeptieren.bedeutet heut für mich es muss mich nicht jeder mögen. muss nicht jeder toll finden was ich tue. hauptsache ist das ich mich wohl fühle mit mir und dem was ich bin und was ich weitergebe.dann überfordere ich mich auch nicht und kann hilfe anbieten ohne dabei in eine abhängigkeit zu begeben.immer schön bei sich bleiben und sich wahrnehmen. dann klappt das auch.

    gruß
    melanie

  • Hallo Hartmut!

    Zitat

    Also wie ich das nun mal für mich raus lese ,ist es dem "trockenen CO" also derjenige der seine "Krankheit" erkannt und sich damit auseinandergesetzt hat der Unterschied bekannt.
    Danke .

    Der Unterschied ist bekannt und trotzdem denke ich muss ich den Rest meines Lebens daran arbeiten um nicht in alte Schemata zu verfallen.

    Als ich vor ca. 10 Jahren anfing "Nein" zu sagen fühlte ich mich sehr unwohl dabei und machte mir viele Gedanken was jetzt wohl Negatives passieren könnte. Ich kam mir total hartherzig und egoistisch vor.

    Da ich von Natur aus ein hilfsbereiter Mensch bin rutsche ich manchmal immer noch (eher selten) in alte Verhaltensweisen zum Glück merke ich es aber rechtzeitig und kann dagegen steuern.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • >>Inzwischen bin ich recht großzügig geworden: Ich gebe dem anderen eine tolle Chance, etwas aus eigener Kraft zu bewegen<<
    Dieser Satz gefällt mir sehr.
    Das ist auch mein guter Vorsatz für die Zukunft. Nicht den anderen die Dinge abnehmen , sondern Hilfe zur Selbsthilfe leisten. Und das auch nur soweit, wie es sich für mich gut anfühlt. Und genau das ist es, woran ich selebr arbeiten muß- Ich habe bemerkt, dass ich für mich die Grenzen garnicht mehr genau wahrnehme und dann auch manchmal nicht mehr stop sagen kann. Das ist doch ähnlich wie bei einem Alkoholiker.
    Das zeigt doch auch , dass es wirklich einen suchtcharakter hat.
    Was ich auch mit Erschrecken festgestellt habe: Die Coabhängigkeit existiert weiter, unabhänig vom alkoholabhängigen Partner. Auchnach der Trennung geht die Arbeit an sich selbst weiter oder erst so richtig los.
    Mit erschrecken habe ich festgestellt, dass ich mein Helfersyndrom weiter gelebt hatte, offenbar ganz unbewußt.
    Habe mich wieder mehr und mehr mit Freunden, Nachbarn usw getroffen. Und plötzlich stellete ich fest, dass ich mehr und mehr mit 'Aufgaben' zugemüllt wurde. In meinen Ohren erklingt es nur noch: Kannst Du nicht mal, wenn Du Zeit hast...offensichtlich haben andere wahrgenommen, dass da neue Resourcen frei geworden sind. Wie in einem dschungel voller Lianen sehe ich lauter Hände um mich herum, die daruf warten, dass ich ihnen den kleinen Finger reiche und sie meine ganze Hand verschlingen. Ich fühle mich gerade erneut furchtbar. Ich habe mich getrennt, habe jetzt gelernt nein zu sagen, aber mir fehlt noch dieses Gefühl mich mit alledem auch gut zu fühlen. Kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich die Nachbarin mal nicht zu **** fahre. Weil ich keine Zeit und Lust habe mal eben auf ihr Kind aufzupassen. Ich fühle mich schlecht , weil ich auch in anderen, eben freundschaftlichen 'Beziehungen' bemerke , dass viel verlangt wird und kaum etwas zurück kommt. Ich werde vollgemüllt mit anderer Leute Problemen und lasse das zu. Coabhängigkeit als Versuch, dass man sich die Gunst der anderen verdienen möchte ist etwas , wo ich jetzt hart dran arbeiten muß, denke ich. Denn es fällt mir mittlerweile nicht mehr so schwer 'nein' zu sagen. Aber das anschließende Gefühl, was die anderen jetzt über mich wohl denken, ob sie es verstehen, das sie zu viel fordern, ob sie mich weiterhin nett finden usw quält mich irgendwie innerlich. Früher war mir das alles nicht so bewußt, hab ja immer alles gemacht. jetzt wird mir klar, dass meien Coabhängigkeit wietere kreise hatte als vorher angenommen. eine Freundin hat sich sogar gänzlich von mir abgewandt, weil ich auch hier nicht mehr funktioniert hatte. Auch sie hat stets viel von mir gefordert, was ich dann nicht mehr erfüllt habe. Es gab nie Streit, nur kein 'Uasnutzen' mehr. Es tut auch sehr weh, denn so habe ich eine weitere trennung zu verarbeiten. Aber mir wird immer bewußter, dass in einer gesunden Beziehung ein Nehmen und Geben existieren muß. Das darf man nicht verwechseln mit der Liebe. Liebe sollte man verschenken ohne etwas dafür zu erwarten. Deine Zeit, deine Gedanken, Deine Kraft solltest Du Dir gut einteilen. Die Liebe ist ein Gefühl und das darf man dem anderen zeigen, sich ausdrücken, schenken. Aber Liebe braucht keine Beweise. Liebe braucht keine Beweise, indem ich mich für den anderen aufopfern muß. Das zu lernen ist wichtig. Es steckt noch so tief in mir drin.

  • Hi Paddy
    Ich habe auch einmal geglaubt, dass es damit getan wäre, die alte, lästige Rolle zu kennen und dann einfach abzulegen. Ein Irrglaube, wie ich meine. Ich habe mein Lebensmodell zu lange einstudiert, um es einfach zu vergessen oder abzustreifen. Ich weiß für mich nunmehr, dass ich mich in kleinen Schritten der Veränderung annähern kann – „wegentwickeln, statt abzuwickeln“ hat jemand mal zu mir gesagt. Der Satz: „das mich ein schlechtes Gewissen, nicht zu einen besseren Menschen macht“, hilft dabei bedingt ein Stück weiter. Kommt es, weiß ich zumindest, dass es aus meinen idealisierten Vorstellungen kommt, und mit der momentanen Situation nicht im direkten Zusammenhang steht. Das macht es nicht schöner, doch meist lässt es sich so weit besser aushalten.
    Dir ein unerschrockenes weiterentwickeln – Uwe.

  • Sicht eines erwachsenen Kindes eines Alkoholikers und einer Co- Abhängigen:


    Als ich noch ein ganz kleines Kind war, da hatte ich gar keinen Platz in meinem Bett, weil ich alle Stofftiere zu mir geholt habe.
    Eigentlich wollte ich ja nur mit einem im Bett schlafen, aber dann wäre ja den anderen kalt geworden und das wäre meine Schuld gewesen.
    Meine alleine, da war es besser kaum Platz im Bett zu haben.
    Natürlich musste ich im Winter auch versuchen alle Insekten vor dem Erfrieren zu retten und im Sommer vor dem Ertrinken.
    Viele andere Kinder waren zeitgleich Schlitten fahren bzw schwimmen.
    Das was ich tat war natürlich ungleich wichtiger in meinen Augen.
    Immerhin hatte ich eine Co-Abhängige Mutter der es nachzueifern galt.
    Die war nämlich dabei meinen Papa zu retten, was sie vorzugsweise versuchte, in dem sie ihn entweder anbrüllte, bestrafte oder lobte für das was er schon wieder getan hatte.
    Nebenbei erledigte sie noch seinen anderen Kram versteht sich. Socken bügeln, Lieblingsessen kochen - alles hatte sich in bester Ordnung zu befinden.
    Was die beste Ordnung war, das bestimmte natürlich sie - sie und sonst niemand, denn sie war ja die Gesunde.
    Die nicht Säuferin. Die Erwachsene.
    Das hieß sich warm anziehen, wenn der Mutter kalt war hatte mir auch kalt zu sein.
    Der Alkoholiker, der von ihr entmündigte musste natürlich auch dann eine Haube aufsetzen wenn sie es sagte. Schließlich hatte sie es ohnehin schon so schwer mit ihm.
    Also wurde gegessen wann und was sie für richtig hielt, schlafen gegangen wann sie müde war.
    Das Geld so ausgegeben wie sie es portioniert hatte.
    Kurz - sie war groß und gesund und man hatte ihr zu folgen.
    Ich hatte zu verstehen. Zu verstehen wie sehr sie unter ihrem Mann litt.
    Punkt.
    Und hey - ich habe es auch verstanden! Ich litt ja auch unter ihm. Aber mein Leid war natürlich proportinal zu meiner Körpergröße kleiner als das meiner großen Mutter.
    Also ließ ich mit der Zeit auch das Tiere retten in den Hintergrund treten und kümmerte mich hauptsächlich um die Friedenssicherung in dem Haus.
    Was kümmerte es mich schon, was andere Kinder taten?
    Radfahren, spielen, lachen? ich musste dafür sorgen, dass meine Eltern sich gegenseitig nicht erschlagen, ich musste dafür sorgen, dass sie aufhören sich anzubrüllen und dafür musste ich zuerst meinen Vater decken, wenn er wieder was angestellt hatte, und dann musste ich meine Mutter trösten, weil sie so einen schlechten Mann hatte und dann musste ich mich um meinen echten Bruder kümmern, weil er so aggressiv war.
    Dann musste ich meine Schulsachen erledigen, und dann erst konnte ich mich um Tiere in Not kümmern.
    Jahrelang.
    Irgendwann habe Nachrichten geschaut und da sprach der damalige Uno Generalsekretär.
    Er war sehr traurig, weil es ihm nicht gelungen war einen Konflikt zwischen zwei Ländern friedlich zur Lösung zu führen.
    Ich war, tauschte man das Wort Länder gegen Eltern aus, aus dem gleichen Grund traurig.
    Aber ich war nicht die Uno Generalsekräterin sondern immer noch ein Kind.
    Das war mir ab da bewusst.
    Ich war nur ich und was der andere nicht kann, konnte ich schon lange nicht.
    Musste ich auch nicht können.
    Und hey - wenn ich nicht muss, dann muss meine Mutter auch nicht!
    Meine Mutter war aber nur gar nicht entzückt darüber, dass ich die Lösung jetzt gefunden hatte - wir müssen beide nicht, also hören wir auf damit.
    In ihren Worten war das totaler Schwachsinn. Und überhaupt hatte sie schon lange das Gefühl, dass mit mir ohnehin irgendwas nicht stimmt.
    Mich hat sie nie wieder verlassen diese Erkentniss.
    Ich bin dann auf den dunklen Dachboden gezogen.
    Sie hat sein Leben lang bei ihm im Bett geschlafen.

    Was genau könnte ich also wohl aufgrund meiner Erfahrungen Co Abhängigen als einzigen Rat geben?


    Hm?

    Wieviel ist eins und eins? Zwei?

    Sollte ich mich nicht verrechnet habe, lautet die Antwort auf obige Frage aus ähnlichen Gesetzmäßigkeiten heraus:


    Geht weg von ihm.


    Liebe Grüße

  • Hallo Schnuffig,
    beim Lesen Deines Beitrages musste ich an EINER Stelle doch ein wenig schmunzeln....an den anderen natuerlich nicht!
    Das war auch bei mir der erste grosse seelische Konflikt, das mit den Stofftieren! Ich hatte einen Baeren, der fuer mich lebendig war. Ich war wirklich davon ueberzeugt. Nun war der halt schon etwas "abgeliebt", teilweise kahl, die Nase plattgekuesst...und ich bekam einen neuen Baeren geschenkt. Nur lebte der nicht, ich liebte ihn nicht, versuchte es, es ging nicht. Letzten Ende wanderte der "Neue" aufs Regal, im Herzen gab es halt nur Platz fuer Einen...
    Lindi

  • Hallo Lindi!

    :lol: Schon witzig!

    Vielleicht sollte man die anderen Frauen (Männer) auch fragen wie sie ihre erste Liebe mit der sie nicht verwandt waren, erlebt haben.
    Also die Beziehung zum Lieblingsstofftier.
    Ob sie sich auch nicht trennen wollten, von den plattgeküssten Bären und Bärenkollegen?
    Das würde ich durchaus interessant finden. Auch ob man sich bis heute in dieser Art zu lieben wiederfindet.
    Wer weiß?

    Also, wie war das denn so zwischen euch und den Plüschfreunden? ;)

    Fröhliche Grüße!

  • hallo zusammen

    ich find das ganz normal. kinder sind kinder. auch kinder die in normalen familien aufgewachsen sind haben plüschtiere gesamelt und die nasen platt gedrückt. auch hier gab es eltern die wenig einfühlsam die lieblingsbären aufgrund der abnutzung weggeschmissen haben.

    ich lieber keine bärenkuscheltiere und co. die mochte ich als kind schon nicht. hatte zwar einige dafon aber geliebt habe ich keinen dafon.

    aber eine brosche die funkelte und in einer herzform war. tottraurig war ich als ich die verloren hatte.die was so schön und ich suchte die noch jahre später im haus, fand sie aber nie wieder.

    meine tochter hat nen hasen. lolo nante sie ihn damals als dreijährige liebevoll und den hat sie heute noch. wir passen auf lolo auf, das der nicht verloren geht!

    gruß
    melanie

  • Hallo alle miteinander,

    Zitat

    mich würde mal interessieren woran der CO Kranke erkennt, das sein Helfen wollen (Sucht zu Hilfe / Helfersyndrom) nichts mehr mit Erfahrungen zu tun hat , sondern wieder ins Krankhafte geht? Kann er das oder kann das nur jemand von "außen" erkennen?

    Ich denke, eine Co.-Abhängigkeit kann keiner von außen erkennen. Erst wenn der Betroffene selber merkt, dass mit ihm was nicht stimmt und sich Hilfe sucht, dann hat er für sich den ersten Schritt getan. Wieviel Abhängige laufen herum und wissen gar nicht, dass sie abhängig sind - wieviele sind vielleicht gar nicht abhänigig und haben sich trotzdem entschlossen, ihr Leben zu ändern.

    Ich würde mir nicht anmaßen wollen, Dritten zu sagen, was für eine oder ob sie eine Krankheit haben. Ich kann mich immer nur auf das jeweilige Verhalten mir gegenüber beziehen - egal ob es krank oder normal oder ob es schräg oder gerade ist.


    Gruß

    BC

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