Der Rausch - ein Übel

  • Hallo!

    Da das in dem anderen Thread Themenverfehlung wäre, mache ich ein neues Thema auf.

    Ich habe nämlich nicht die Spur einer Ahnung was man mit Sehnsucht nach dem Rausch meint.
    Oder mit dem Wunsch breit zu sein.
    Jedesmal wenn ich an Rausch denke, sehe ich mich die Klotür anvisieren, als wäre sie hoch oben auf einem Berg und nicht gleich am Ende des Raumes. Dann bin ich stur darauf zugesteuert und wenn ich wieder zurück war, ohne zu stolpern, habe ich mich gefreut, als hätte ich was Tolles getan.
    Oder ich höre mich meine Geheimnisse ausplaudern. Oder ich sehe mich mit Leuten reden, die ich nüchtern nicht gegrüßt hätte.
    Ich sehe jede Menge blaue Flecken von denen ich weder wusste wo genau ich sie her hatte und gespürt habe ich sie ja auch nicht.
    Der Rausch war jedesmal das unrühmliche Ende der Geschichte.
    Ich habe auch nur Leute getroffen, die sich so wie ich sehr angestrengt haben, dass man ihnen nicht anmerkt, dass sie einen haben, einen Rausch.

    Trinken selbst mochte ich schon. No na. Aber mir vorzustellen, wie ich dann besoffen bin, wie er dann einsetzt, der Rausch, das fällt für mich schon sehr unter Rückfallvorbeugung.
    Nie wieder möchte ich einen Rausch, nie wieder Verlust über Kontrolle von Sprache und motorischen Fähigkeiten.
    Jedesmal habe ich pro Rausch 15.000 bis 30.000 Gehirnzellen versoffen.
    Kein einziger wäre auch nur einen Bruchteil der grauen Zellen wert gewesen.
    Keiner hat mir irgendwas gebracht. Keine Gedanken, die das Tageslicht überlebten, keine Freunde die wirkliche Freunde waren - es bleibt nichts unter dem Strich.
    Nichts außer gar nicht so guten bis miesen Erinnerungen.
    Daher verwirrt mich das mit dieser Sehnsucht nicht gerade wenig.
    Es liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft, dass manche hier das anders erlebt haben.
    Dass man das wieder haben will. Sich schön daran erinnert.
    Keinen einzigen Rausch möchte ich nochmal erleben!

    Vielleicht mag sich jemand darüber austauschen. Oder mir das mit der Sehnsucht erklären.


    Liebe Grüße

  • Hallo Schnuffig,

    so, wie Du es treffend beschrieben hast, sieht es wohl niemand, der Sehnsucht nach einem Rausch hat.

    Was ich mir vorstellen kann, dass jemand Sehnsucht nach Hirn-Abschalten hat, wobei er meint, dass er das nur mit einem Rausch erreichen kann - natürlich ohne die von Dir beschriebenen Nebenwirkungen, die in solchen Sehnsuchtsmomenten gar nicht mehr präsent zu sein scheinen und einfach ausgeblendet werden. Wie vor jedem neuerlichen Absturz halt.

    Mir sind sie immer präsent - die Hauptwirkungen. Es sind für mich keine Nebenwirkungen. Auch mag ich nie mehr die Kontrolle über mich und meinen Körper verlieren.


    Gruß

    BC

  • Danke BC!

    Dann gehe ich mal davon aus, dass sich diese Sehnsucht bei manchen absolut nicht mit der Wirklichkeit kreuzt und wohl im Grunde die Sehnsucht nach was anderem ist, was sich nur unter dem Deckmantel Sehnsucht nach Rausch präsentiert.
    Warum auch immer man das dann so formuliert. Kann mir ja auch egal sein, zum Glück.

    Liebe Grüße

  • hallo zusammen

    ich denke es gibt feine kleine und grosse unterschiede beim rausch.. und was du beschreibst "schnuffig" würde ich als voll-rausch bezeichnen.

    der grosse unterschied bei einem alkoholiker und einem nicht alkoholiker ist, dass der alkoholiker den konsum nicht unter kontrolle hat.

    ich würde den rausch an und für sich nicht verurteilen. es gibt viele die nach zwei drei gläser aufhören können und sich unter kontrolle halten können und nicht mehr trinken als sie sich vorgenommen haben und da ist auch nichts verwerfliches dran.

    ich für meinen teil, weiss dass ich es nicht bei ein paar gläser bleiben lassen kann und aus zwei drei gläser folgt bei mir der kontrollverlust und dann folgt die ganze flasche und manchmal noch mehr.

    ich glaube, allgemein das ganze zu verteufeln bringt einem nicht sehr weit. sondern viel mehr eine nüchterne betrachtungsweise.

    ich zum beispiel würde auch gerne manchmal lustig im freundeskreis trinken.. einen kleinen rausch haben. aber ich weiss das es für mich nicht geht und lass es bleiben.

    und apropoz es gibt viele parallelen zu anderen krankheiten bei welchen man auf gewisse dinge verzichten muss (z.Bsp. Diabetiker). oder wenn jemand aus gesundheitlichen gründen einen sport nicht mehr betreiben kann.

    beim "verteufeln" kommt bei mir immer so ein verbitterter nachgeschmack auf.

    gruss jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Vielleicht ist dein Vergleich mit einem Diabetiker gut. Der merkt ja auch nicht gleich, dass er sich auf der sicheren Todesspirale befindet, wenn er unkontrolliert ißt.

    Jamor, du schreibst auch:"... und nicht mehr trinken als sie sich vorgenommen haben."
    Ich habe kein Alk-problem - bei mir ist es so, dass ich mir gar nichts vornehmen muß, ich habe ab einem gewissen Punkt, bei relativ geringen Mengen, einfach genug. Ähnlich wie bei einem Essen oder einer sußen Nachspeis - einfach satt.

    Vielleicht ist hier bereits ein frühes Anzeichen: Der Gefährdete nimmt sich vor, nur eine best. Menge zu trinken aber nach einer gewissen Zeit genügt eben der Vorsatz nicht mehr und es wird weitergetrunken.
    Bei einem Nichtgefährdeten gibt der Körper das Zeichen, es sei genug, und das Hirn kann das richtig interpretieren und verarbeiten.
    (Ist das bei der Eßsucht nicht ganz ähnlich?)

  • Hi Jamor!

    Hattest du schon mal einen "kleinen Rausch" oder sehnst du dich da nach etwas was du gar nicht kennst?

    Hi Oldie!
    Bei mir gab der Körper folgendes Zeichen: Sobald ich den ersten Schluck getrunken hatte, begann mein Mund auszutrocknen und je mehr ich trank, desto durstiger wurde ich.

    Ich glaube, außer vielleicht für Spiegeltrinker und Leute, die eben keine AlkoholikerInnen sind, gibt es keine feinen kleinen Unterschiede beim Saufen. Rausch = Vollrausch.

    LG

  • Hallo Schnuffig,

    Zitat

    Ich glaube, außer vielleicht für Spiegeltrinker und Leute, die eben keine AlkoholikerInnen sind, gibt es keine feinen kleinen Unterschiede beim Saufen. Rausch = Vollrausch.

    Sorry, aber das kann ich so auch nicht unterschreiben. Mein abendlicher Rausch diente eigentlich immer dazu, mich ruhig zu stellen. Ich empfand es eher wie eine angenehme Betäubung, und führte meist dazu, dass ich mich für ein paar Stunden wohler fühlen konnte als sonst.

    Und das ist für mich Alkoholismus pur, auch wenn ich die meisten Beschreibungen aus deinem Eingangspost so nicht erlebt habe.

    Gruß, Bruce

  • Hallo Bruce!


    Ist ja interessant!

    Mich hat das Zeug wach gemacht und nicht betäubt. Erst zum Schluss. Ich habe mich bis zum Ende immer ziemlich nüchtern gefühlt. Und dann "plötzlich" besoffen.

    Alkoholismus pur ist wohl deines genauso wie meines.

    LG

  • hallo schnuffig

    tönt vielleicht unglaublich..aber ich habe nicht gleich als alkoholiker meine laufbahn begonnen. mein erster alkoholkonsum endete nicht gleich mit einem vollrausch.

    aber mit der zeit habe ich so langsam die kontrolle darüber verloren. ob ich durch meine exzesse zum alkoholiker geworden bin oder wie manche behaupten die gene daran schuld sind kann ich nicht mit sicherheit sagen und möchte mich darüber auch nicht streiten. aber was ich sagen kann, dass ich irgendwann den point of no return erreicht habe, welche ein "vernünftiges" trinken verunmöglicht hat.

    oldie
    ich glaub wir beide meinen das gleiche, ich habe es einfach anders formuliert. eben du hörst auf wenn für dich genug ist und ich wusste zwar dass genug war, aber konnte trotzdem nicht aufhören..kontrollverlust.

    das problem ist nicht der alkohol sondern der alkoholiker = nicht jeder welcher trinkt hat ein alkoholproblem..und die einen könnens wie "oldie" handhaben und die andern zu denen ich mich zählen eben nicht.

    sowie die farben nicht schuld sind, wenn man farbenblind ist ;)

    gruss jamor

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

  • Hi Leute!

    Also ich kann da jede Beschreibung eines Rausches nachvollziehen, bei mir war's mal ne Energiespritze, mal's Hirn ausschalten, mal wohler fühlen, mal Brechmittel, mal Spaß Generierung, von ällem ebbis sagen wir Schwaben.....

    Einfach Schizophren Wundermittel für alles in jeder Situation, deswegen ist es für mich auch wichtig, alle Seiten zu beleuchten, nicht nur verteufeln, sondern auch was hat mir den am Konsum mal gefallen....

    Denn ich denke diese Schiene ist viel gefährlicher wie die negative, sprich geht's mir gut, alles wieder toll, alles verbogte wieder repariert, also kann ich mir doch ein I- Tüpfelchen gönnen....

    Zitat von Jamor

    ich glaube, allgemein das ganze zu verteufeln bringt einem nicht sehr weit. sondern viel mehr eine nüchterne betrachtungsweise.

    Meine Rede 8)

    Sehnsucht zu saufen hatte ich nie, denn ich hab immer gesoffen wenn mir danach war, Sehnsucht trocken zu werden, oh ja....

    Grüße Sven......

  • Ich bin EKA und habe hin und wieder auch schon einen Rausch gehabt. Hin und wieder auch mal die Sehnsucht nach einem Rausch verspürt.
    Zunächst muß ich mal sagen, dass die wirkungen unterschiedlichstem alkohol auch einen anderen Rasuchzustand bewirkt haben. Bei dem einen kam der langsame sich hinziehende Rauschzustand. Bei härteren Sachen der schnelle Absturz.
    Nie kam es bei mir zum Kontrollverlust, obwohl ich sicher dafür prädestiniert bin. Heutzutage trinke ich serh sehr selten und wenn sehr sehr wenig.

    Sehnsucht nach einem Rausch kenne ich nur, wenn in meinem Kopf Gedanken kreisen und mich belasten. Wenn ich die nicht mehr stoppen konnte habe ich mir diesen Rausch gewünscht. Sehnsucht braucht man ja in der Tat nicht haben, denn man kann dies ja sehr schnell umsetzen.

    Heute kenne ich andere Wege mich in einen Zustand zu versetzen, wo ich feiern kann, lustig sein kann, Probleme bewältigen kann, Gedanken stoppen kann. Alkohol als Hilfsmittel brauche ich nicht.

    Einen Rauschartigen Zustand kann ich mir durch alle möglichen Gefühlswallungen verschaffen, das reicht mir.
    Da ich mich aber auch als abhängigkeitsgefährdet sehe habe ich auch ein Auge drauf, dass ich nicht zu viel, zu oft trinke. Dass ich nciht trinke, wenn ich schlecht drauf bin. Da sehe ich die größte Gefahr für mich. Das ist wie gesagt die einzige Situation, wo ich mich nach einem Rausch 'sehne'. Zum Glück passiert das äusserst selten und ich gebe dann dieser 'Sehnsucht' , wenn man es so nennen kann- heutzutage bewußt eher nicht nach, um garnicht erst in eine Abhängigkeit zu geraten.

  • Hallo Jamor

    Bei mir war das eben anders. Der erste Rausch war ein Geschenk zum Geburtstag, eine Flasche Whiskey und die war am Ende des Abends leer und ich lag im Schnee.

    Ob das die Gene oder die Umwelt waren, oder das 50:50 auf das man sich wohl geeinigt hat, spielt für mein Jetzt keine Rolle.
    Genauso wenig wie die Frage nach Schuld für mich eine spielt.

    So unterschiedlich sind die Menschen! :)

    Hallo s.z.!
    Ich für meinen Teil habe aufgehört, weil mir an meinem Konsum gar nichts mehr gefallen hat.
    Da kann ich auch nachdenken, solange ich möchte, was das sein könnte, denn die Antwort ist: nichts.

    Verteufeln....ist das das Gegenteil von in den Himmel heben?
    Ich habe nicht vor, eines von beiden zu tun. Ich nehme einfach Abstand vom Alkohol.

    Hallo Frozen Tears!

    Ich finde es sehr gut von dir, dass du auf deinen Alkoholkonsum ein Auge hast.
    Ich habe zwischenzeitig auch Jahre nicht getrunken, weil ich nicht ausging.
    Zuhause hatte das keinen Reiz für mich.
    Aber als ich dann ausging, war es einfach zu viel für mich und schwer an der Zeit ganz die Finger davon zu lassen.
    Ich vermisse nichts, denn wie du sagst, die anderen Möglichkeiten, die sich anbieten, reichen völlig.

    Liebe Grüße

  • Habe nochmal nachgedacht über meine eigenen Rauscherfahrungen und die meines Vaters, die ich ja nur beobachten konnte.
    ich denke, wenn man abhängig ist, dass der Zustand dann ein anderer wird. Man kennt es ja das trinken bis zum Umkippen, um Partyspaß zu haben.
    Da sit zwar auch oft der Gruppenzwang hinter da zu trinken mehr als man verträgt. aber in der Phase verträgt der Körper den Alkohol ja auch noch anders. Als Abhängiger verändert es sich ja. Und ob Du willst oder nicht- Du mußt bis zu einem bestimmten Level trinken, eben ja weil der Körper danach ruft. Daran ist dann wohl nichts mehr so schön, wie es am Anfang war. Die Anfangsphase von Trinkerien auf feierlichkeiten, das Hirn ausblenden usw habe ich bei meinem Vater auch noch in Erinnerung. Da erlebte ich ihn noch als lustigen menschen , schon aber mit einigen Ausfällen, die man eben bei übermäßigem Alkoholkonsum hat. Wenn ich die Skala der Abhängigkeit betrachte dann war er sicher zu diesem eitpunkt noch als 'abhängigkeitsgefährdet' einzustufen. Am Ende seiner Karriere, das war dann ja auch schon über 10 Jahre später habe ich ihn ganz anders erlebt. Er hing rum, runtergekommen, Flasche stets am Mund kleben. Dauerrausch von morgens bis abends, aber die einst fröhlich machenden Eigenschaften waren ihm nicht anzusehen. Mittlerweile war der Stoff auch ein anderer. Er fing an mit Bier und endete bei 'hauptsache hochprozentig und billig'. Ich vermute, dass es nicht einmal mehr geschmeckt hat. Natürlich war in diesem Zustand das Hirn ausgeblendet, sogar dauernd.

  • Hallo Schnuffig,
    genau wie Du es beschreibst habe ich es auch bei meinem Mann beobachtet. Er sah nicht mehr so aus als ob er irgendwas genießt, wenn er sich betrank. Er wurde müde, streitsüchtig, aggressiv, eben schlecht drauf. Am nächsten Tag das Erwachen mit körperlichen und psychischen beschwerden. Übelkeit. Streitsucht. Die Nerven lagen blank. Daher habe ich auch mal einen ähnlichen Thread eröffnet. ich wollte einfach verstehen, obs da noch was gibt, was von außen nicht sichtbar ist oder warum sonst ein Mensch so viel geld ausgibt, um schlecht drauf zu kommen.
    Sagen wir mal, dass der Körper sich auf Grund der Sucht immer meldet, als Saufdruck. Dem gibt man als Süchtiger nach. Aber möchte man in dem Moment auch den Rasuch, das Gehirn ausschalten, wie man so schön sagt? Ich hatte mal jemanden andes aus meinem Bekanntenkreis befragt. Er hat auch noch dazu andere Sachen konsumiert. Seine Antwort war, dass es für ihn 'Medizin' sei. Er fühlt sich nur so entspannt und schaltet damit seinen Stress aus. Bei meinem Mann sah es eher so aus, als ob er seinen stress damit 'einschalte'. Mag sein, dass man von aussen als Betrachter aber einen ganz anderen Eindruck hat. Daher würde es mich auch mal interessieren, wie andere das erleben. Natürlich habe ich dann argumentiert, dass ich dann doch versuchen würde an meinem Stress zu arbeiten, statt mich ständig voll laufen zu lassen. Der Stress wurde aber als Istzustand so hingenommen. Für mich stellte sich dann die Frage, ob die Probleme oder stresss auch oder gerade deswegen nicht angegangen werden , um genau diesen Grund/ rechtfertig zu haben um zu trinken. Denn wenn es sonst keinen Anlass gibt, stellt sich doch die Frage anch dem Warum. besonders dann, wenn man sieht, dass es einem nicht einmal gut tut, man am nächsten Tag schlecht drauf kommt. Für mich war diese Erkenntnis sehr bedeutend. bisher war ich immer davon ausgegangen, dass meinem Mann irgendwas fehlt, er seine Probleme nicht bewältigen kann, irgendwas in seinem Leben schief gegangen war, traumatisiert oder so. Jahrelang hatte ich mich damit beschäftigt, wollte ihm helfen, habe nach Gründen für das Trinken gesucht. Eine schöne Aufgabe für eine Coabhängige, eine 'Selbstaufgabe' nämlich. Als mir klar wurde , dass er eben trank, weil er süchtig war, weil er dem saufdruck nicht widerstehen konnte, dass er mich da mit reinzog, indem er mich als Streit- und Saufgrund angab bemerkte ich erst wie machtlos ich war, wie sehr ich Opfer wurde. genau dieser Punkt, zu erkennen, dass es wohl die (sehn)sucht nach dem Rausch gab, der Rausch an sich aber nicht von bedeutung war, also nciht der eigentliche Anlass mehr, zeigt mir, dass mein Mann es so nicht schafft dem zu entkommen. Meine ewige auseinandersetzung nach dem wieso, mein Mitleid, mein Dasein an sich unterstützte sogar seine Sucht. Das ist für eine Coabhängige sehr schwer zu erkennen. Man kann in einen Süchtigennicht hineinschauen. Aber Darstellungen von nassen und ehemals nassen Alkoholikern helfen einem zu begreifen. Einige sind der Meinung, dass man nie verstehen kann, wie ein Alkoholiker tickt. Sie sagen, dass man sich nur um sich selbst kümmern soll. Aber mir hat diese Aussage nichts geholfen. Ich habe es nur über diesen Weg geschafft loszulassen. Ich habe dadurch auch keinen Zweifel, dass es falsch war mich zu trennen oder Schuldgefühle, fragen ob es nicht doch eine andere Möglichkeit gäbe. Mir ist klar geworden, dass diese Sehnsucht nach dem Rausch immer weiter existiert und nur allein der Süchtige diese überwinden kann. Da hilft ihm keine Liebe., keine Rederei usw. Scheinbar ist es da wohl auch egal, wie schön der Rausch ist, ob es überhaupt einen gibt und was danach ist. Wie es sich hier zeigt kann der Rausch völlig verschiedene Gesichter haben. allem gemeinsam ist jedoch die Sucht. Immer mehr versuche ich meine eigene Sucht wahrzunehmen. Was ist schön daran sich immer wieder um einen anderen zu kümmern, sich für ihn aufzuopfern, mit Liebe zu überschütten und am Ende wird man getreten? Immer auf der suche nach einem bißchen Aufmerksamkeit, Dankbarkeit. Ein Ringen nach Liebe, die man aber auf diesem Wege nicht bekommt. Auch das ist ein vergleichbarer nichtstofflicher Zustand der Sucht. Manches Mal mußte ich schon mit Erschrecken feststellen, dass die Coabhängigkeit noch viel schwieriger ist. In dem sinne, dass, wenn man sich getrennt hat, weiterhin in diese Verhaltensmuster des übermäßigen Helfens und sich einmischens verfallen kann. Man muß ständig aufpassen. Genau wie der trockene Alkoholiker.

  • Irgendwann ist Schluss mit lustig. Das haben wohl alle Räusche gemeinsam.
    Irgendwann wird dieser abstrakte Zeitpunkt namens irgendwann zur Realität, zum Jetzt. Entweder man springt kurz davor ab oder danach oder man stirbt daran.
    Soweit, so einfach.
    Hallo Paddy, hallo Frozen Tears, ich werde wohl nie wirklich verstehen, wie eine Co tickt.
    Das klingt so masochistisch, was ich noch nicht mal schlimm fände bis auf die fehlende Befriedigung, da du, Paddy, ja am Schluss getreten wurdest. Also hattest du ja gar nichts davon. ??
    Es heißt ja: Warten auf Liebe ist keine Liebe.
    Und da habe ich festgestellt, dass es Leute gibt, die denken, man liebt sie nicht, wenn man sie warten lässt.
    Die diesen Satz so interpretieren.
    Das sind die, die ich nie befriedigen werde, weil ich das nicht kann - dann zur Stelle zu sein, wenn ein anderer das möchte.
    Für mich bedeutet dieser Spruch, dass man nicht warten soll, sondern einfach was anderes tut, nämlich das eigene Leben leben und nicht da sitzen und auf mich warten und dabei zu versuchen mich emotinal an sich zu binden.
    Mich dafür verantwortlich zu machen, wie es jemandem ging als ich nicht da war, das ist für mich keine Liebe.
    Denn ich bin dann ja wirklich da, wenn ich da bin.
    Mir kommt es aber oft so vor, als würden viele EKA´s und Co´s auf Liebe warten, auf eine die nie kommen wird, weil es sie nicht gibt.
    Ich bin durch meine Trockenheit auch nicht gefügiger geworden.
    "Selbstaufgabe" wenn nicht zumindest ausgemacht ist, dass ich am Ende bekomme was ich möchte, das ist mir fremd.
    Als der Rausch mir nicht mehr bieten konnte, was ich von ihm wollte, habe ich ihn auch fallen gelassen und damit auch die Sehnsucht danach.
    Irgendwie macht das Ganze, von welcher Seite auch immer, das Leben nur unnötig anstrengend.

    Liebe Grüße

  • Mhmh, die Sehnsucht nach dem Rausch... ich würde das bei mir als die "Knopfdruck-Lösung" beschreiben. Ich leide seit meiner Kindheit an Sozialer Phobie (Angst vor anderen Menschen), habe dazu noch immer das Gefühl, mich unter den Menschen fremd zu fühlen - so als sei ich ein unbeteiligter Beobachter, der zusieht, wie sich alle immerzu im Kreise drehen.

    Der Rausch hat für mich auf Knopfdruck all diese Probleme gelöst. Die Angst war weg. Diese Distanz zu anderen Menschen war weg. Ich konnte das Zusammensein mit meinen Eltern genießen, mit Bekannten, ich war kein Beobachter mehr, sondern mittendrin. Und das alles, ohne mich mit langwierigen Therapien, Selbstreflektionen und anderen anstrengenden Dingen auseinander setzen zu müssen - nein, ich musste einfach nur dieses Zeugs trinken. Wirklich wunderbar!

    Wie bei allen Alkoholikern verselbstständigte sich jedoch irgendwann die Sucht. Das hat Sven gut beschrieben. Irgendwann kippte die Chemie im Hirn, und dann war trinken um des Trinken willens angesagt. Und mitsamt der Hirnchemie kippte auch meine Einstellung zum Rausch. Das Gefühl, nicht mehr kontrollieren zu können wieviel ich trank, sondern gleich nach dem ersten Glas nur noch Durst Durst Durst ohne Ausweg, ohne Sättigung zu verspüren, ließ mich verzweifeln.

    Heute bin ich froh, nicht mehr trinken zu müssen. Und weiter gekommen, als ich es mit Alkohol jemals geschafft hätte.

  • Hallo Plejaden!

    So war auch mein Empfinden - sich mitdrehen auf diesem Karussell für das ich ohne Alkohol keinen Fahrschein gehabt hätte.

    Durst, Durst, Durst ohne Ausweg - oh ja, das kenne ich auch.
    Und ich will es nie wieder.

    Schön, dass du weiter gekommen bist!

  • glück auf schnuffig

    ich hab grade 1-2 tage n rausch gehabt - n "glückshormonrausch" sowas schönes - ich bin n ganzen tag rummgelaufen, wie n honigkuchenpferd, die mundwinkel bis zu n ohrn.
    ich kann schon verstehn warum sich jemand nach m rauch sehnt - aber brauchts dazu alk?

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • @ schnuffig
    verstehen wie ein Co tickt ist mir auch lange zeit fremd geblieben. Ich habe als Kind zwei Süchtige vor mir gehabt und irgendwie wird man davon geprägt. Aber im gegensatz zu meienr Mutter, die emotional ganz anders involviert war hätte ich mir diesen Zustand niemals freiwillig angetan. aber man ist dem eben hilflos ausgesetzt.
    Alkoholiker und Coabhängige sind von der Struktur garnicht mal so unterschiedlich. Ob es masochistisch ist wenn man coabhängig ist ist ne gute Frage. Würde vieellciht ganz neue erkenntnisse bringen. jedenfalls kan ich den Rausch des Coabhängien auch nicht so nachvollziehen. Aber da ich ja irgendwie auch Anteiel davon in mir trage würde ich sagen, dass es auch ganz viel mit der rolle der Frau zu tun hat. Es wird einem vorgelebt, extrem oder weniger extrem. Eine Frau hat sich aufzuopfern, dann ist sie eine gute Frau. dann wird man belohnt, geliebt etc. Dann bekommt man Anerkennung, glaubt man. Auch ein gewisser Beschützerinstinkt spielt da ne Rolle, würde ich sagen. Die Sachen spielen sich nicht so bewußt ab. Eben wie beim Alkoholiker. Würde man nur vernünftig denken würde es beides nciht geben. Ich glaube, man versucht erstmal zu helfen, weil man sich einfach dazu verpflichtet fühlt, den anderen liebt und sieht, dass das nicht gut ist was er da macht. Loslassen udn demjenigen die eigenen verantwortung dafür überlassen wäre jetzt das richtige.
    Aber nun kommt der Eifer ( Vorläufer der sucht?) dazu, dass man es unbedingt schaffen will und muß, man will nicht als Verlierer dastehen und man will ne Lösung gefunden haben.
    Alles erdenkliche ausprobieren und durchdenken, erforschen bis dass der Kopf uns platzt und ein Burnout droht. Das ist schon sone Art Besessenheit etwas wieder herstellen zu wollen wie es war oder wie es funktioniert. nicht nur um des anderen Willen sondern ja auch um seienr selsbt willen. Man möchte Liebe, Harmonie. Eine bestimmte vorstellung von heiler Welt, Familie usw wurde zerstört und dem Co fällt es schwer damit umzugehen, es zu akzeptieren, sich lieber nen anderen partner zu suchen mit dem es besser läuft, Angst vor dem Alleinsein. Sehr viele Ängste stecken da auch hinter. Und mangelndes vertrauen zu sich selbst. Das habe ich bei meiner Mutter sehr stark beobachtet und aus den diskussionen mit ihr kam das alles so raus. Sie war irgendwie in sich selbst, in ihren Mustern gefangen. Man hat ja ein bestimmtes Programm im Kopf, wie man halt erzogen wurde. Und da konnte sie nicht aussteigen. Lieber leiden.
    Ich wollte nie so werden wie meine Mutter. bin ich auch nciht. auch wenn ich mich nicht 100% davon frei machen kann. Etwas bleibt immer hängen. Aber so wie der Alkoholiker seine Rausch erlebt und seine probleme verdrängt, so schafft sich als Gegenpol die Coabhängige zusätzliche Probleme, die sie garnicht haben müßte.
    entsprechend ist es auch wohl eher ein 'Antirausch', ein Abturner, den sie erlebt. Eher so eine Art innere Helfer-Hysterie, ein nicht aufhören können. Ich glaube dieser Wahnsinn, der im Kopf stattfindet, einfach nicht aufhören zu wollen, zu denken, zu helfen kann man vielelicht beschreiben mit dem ehrgeiz eines sportlers, der unbedingt gewinnen will. Sich Kilometer abquälen in einer Rekordzeit würde für viele ja auch keinen Sinn machen. Der sportler hat ja auch noch diese Glückshormonausschüttung. Ich glaube die findet bei den Coabhängigen immer in den wenigen kostbar gewordenen trockenen Momenten statt. Wenn man das Gefühl kleiner Erfolgserlebnisse hat. Die Momente mit dem Partner werden ja immer seltener, also werden sie immer mehr geschätzt. Das liest man immer wieder an Äußerungen wie: Eigentlich ist mein Mann ein ganz liebevoller toller Familienvater...... aber wann, wie oft? Das erfährt man wennman weiter liest. Bei meinem Vater war es ebenso. War er mal nüchtern war er auch toll. Ee war druch seine Sensibilität sicher ein ungewöhnlicher herzlicher mensch, der gut zu Kindern war. Andererseits war eben diese Sensibilität auch sein Verhängnis, denke ich. Er schaffte es nicht Dinge des Alltags zu verkraften, wenn es stressig wurde usw. Ich lese hier immer sehr viele Parallelen, finde Spiegelbilder von Mutter als auch Vater weider. Die Geschichten sind alle anders , doch vieles ist gleich in der struktur. Mir hilft es viel zu sehen, dass ich nicht allein damit da stehe. Im gegensatz zu Co und Alkoholiker würde ich sagen, dass EKA nicht unbedingt süchtig sind , aber sicher wie schon gesagt suchtgefährdet. Daher müssen wir uns unseren Rausch woanders holen.

  • Ich finde die Ansichten, ja die Analysen, die ich hier lese, so richtig und helfen mir wiederum, mich selbst besser zu erkennen.


    "Mir kommt es aber oft so vor, als würden viele EKA´s und Co´s auf Liebe warten, auf eine die nie kommen wird, weil es sie nicht gibt."

    und

    "Die Momente mit dem Partner werden ja immer seltener, also werden sie immer mehr geschätzt."

    Und diese seltenen geschätzten Sternstunden in einer sonst unerträglichen Beziehung, führen dazu, dass ich sie in Beziehung zu meinem Verhalten stelle. Das ist der grundlegende Gedankenfehler bzw. des gefühlsmäßigen Chaos von mir (von allen COs?), die das Wesen der Sucht noch nicht erkannt und noch wichtiger anerkannt haben. In den Anfangsstadien aus absoluter Unkenntnis über den Alkoholismus.

    Wenn ich daran denke, dass bei meinem Mann auf dessen Arbeitsstelle sich versch. Zirkel, die in den Vormittagspausen es sich mit Alkoholika, Speck und Käse gutgehen ließen, im Zirkel meines Mannes (wurde von ihnen spaßhalber als "Feuchtbiotop" bezeichnet) mit etwa 8 Leuten waren wenigstens 3 Alkoholiker, dass der Arbeitgeber davon sicherlich wußte, und dass diese Leute allgemein anerkannt waren und einer davon sogar Personavertreter war, dann glaube ich, dass in unserer Gesellschaft das "Wegschauen", das "Verleugnen" , das "Kleinreden" weit verbreitet ist. Zumindest solange als die Sozialverträglichkeit gegeben ist und man glaubt, die Spaßmacher als Stimmungskanonen zu "benötigen".

    Ich möchte aber nicht verschweigen, dass es auch andere in der Firma gab, die darauf hinwiesen. Es braucht nicht zu erstaunen, dass diese sich nicht durchsetzen konnten. - im Gegenteil!

    Ich denke, viele Teile unserer Gesellschaft reagieren durchaus coabhängig.

    Liebe Grüße Oldie[/quote]

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