Was verstehst Du/ was versprichst Du Dir ....?

  • Hallo in Anlehnung an Martin´s Frage möchte ich nun geanuer fragen:

    Was verstehst Du unter Selbsthife?
    Was versprichst Du Dir davon?

    Was verstehst Du unter einer Therapie?
    Was versprichst Du Dir davon?

    die kawi

  • Hallo liebe Kawi,

    unter Selbsthilfe verstehe ich das Weitergeben von selbst Erlebten mit Hinweisen auf mögliche Gefahrenquellen. Schließlich muss ich nicht jede Situation selber neu durchstehen, wenn andere schon entsprechende Erfahrungen gemacht haben. Außerdem wird im besten Falle die gleiche Sprache gesprochen, da viele einen ähnlichen Ausgangspunkt und gleiche Interessen (= Trockenbleiben) haben. Ich muss also nicht erst groß erklären, sondern werde schnell verstanden (also das hoffe ich jedenfalls immer :wink:).

    Therapieerfahrung habe ich nicht, aber ich stelle mir darunter vor, dass ein Fachmann aufgrund wissenschaftlicher Erkenntnisse und Forschungen (im Gegensatz halt zu dem selbst Erlebten bei der Selbsthilfe) mir objektiv dabei zu helfen würde, mein inneres Durcheinander zu sortieren. Optimalerweise würde er mir keine Lösungen präsentieren, sondern mich selber "darauf kommen lassen".

    Grüße
    Tina

  • liebe kawi

    danke für den tread!!!

    selbsthilfe: hier sprechen menschen mit menschen die ähnliche situationen erlebt haben miteinander und tauschen ihre erfahrungen aus. dabei kann es sein das einer schon länger und erfahrener ist wie ich selbst und mir dadurch erzählen kann wie er es geschafft hat ein zufriedenes leben zu führen. meisst bleibt es nicht bei einer meinung sondern es gibt verschiedene meinungen erkenntnisse erfahrungen und ich kann mir da aussuchen welchen weg ich dann gehen möchte.hier zeigen erfahrenere ihren umgang mit ihrer situation und ich kann diese werkzeuge dann in mein leben mit einfliessen lassen.

    therapie: habe ich so erlebt das mir die therapeutin zwar keine erfahrungen erzählen konnte aber viel verständnis für die situation hatte.irgendwie brachte sie dennoch ihre eigenen erfahrungen mit rein. da sie durch die arbeit mit anderen betroffenen mir auch deren erkenntnisse mitgeben konnte war sie ein sprachrohr. zudem bassierte es auf ihr wissen das sie gelernt hatte also konnte sie tiefer gehen.mit tiefer gehen meine ich an die wurzeln des ganzen.es war auch ein austausch und ein mich selbst entscheiden lassen, erkenntnisse haben. sie hatte keine guten ratschläge wie ich was tun soll sondern brachte mich dazu mir meine eigenen gedanken zu dem anstehenden thema zu machen.den weg wohin ich gehen möchte liess sie mir offen.sie gab mir diese werkzeuge in die hand und liess mich selbst erfahrungen machen.

    gruß
    melanie

  • Hallo Kawi
    Hier wird das Thema anscheinend ohne die Hektik behandelt, die es an anderer Stelle des Forums zu verbreiten droht. Das kommt mir sehr gelegen.
    Als ich damals nach dem Entzug meine Möglichkeiten erfragte, hatte ich keine Ahnung von dem, was mich erwarten könnte. Selbsthilfe oder Therapie? – Beides verband ich mit Krabbelgruppen, Bauklötzchen und eventuell noch mit Dschakka-Rufen im Wald.
    Aus Mangel an Alternativen habe ich beide Angebote gleichzeitig beansprucht. Wenn ich die „Fassade“ außer Acht lasse und nur die eigentlichen Methoden betrachte, die Veränderungen bewirken, musste ich für mich feststellen: die Unterschiede sind gering. Wo auf der einen Seite die „Experten aus eigener Betroffenheit“ mit ihren Erfahrungen einen Prozess erreichten, haben auf der anderen Seite die „Experten durch Studium“ mit ihren Erfahrungen meinen Weg geebnet.
    Beides sind für mich Plattformen einer neuen Lebensbewältigung. In der einen Maßnahme wurden mir in komprimierter Form, Handwerkzeuge in die Hand gelegt, die ich heute regelmäßig abrufen kann –aus der anderen, wurde eine wöchentliche (oder hier auch bei Bedarf tägliche) Institution, zum reflektieren des eigenen Weges.
    Das Verlassen „eingeübter“ Denkstrukturen, das Einlassen auf vermeintliche Denkverbote, ist bei beiden Arten notwendig.
    Ich weiß nicht mehr genau, was ich mir von Therapie oder Selbsthilfe versprochen habe. Ich weiß aber, dass mir nichts versprochen wurde. Das Ergebnis beider Wirkfaktoren liegt in meiner Hand – und eben meines Handeln – jenseits jeder Erwartung.
    Danke für den Thread und die klare Fragestellung – Uwe.

  • Hallo kawi!

    Selbsthilfe ist für mich mich mit Personen die Ähnliches erlebt haben auszutauschen. Selbsthilfe ist für mich aber auch mir Gedanken zu machen eigene Lösungen für mein Problem zu finden.

    Ich bin co-abhängig war aber noch nie in einer Selbsthilfegruppe für Angehörige. Der einzige Austausch über meine Co-Abhängigkeit erfolgt hier im Forum.

    Ich habe noch nie eine Therapie gemacht um mich aus der Co-Abhängigkeit zu befreien, ich habe mir aber viele Gedanken darüber gemacht warum ich so handele.

    Ich habe letztendlich gehandelt weil ich meinen Tiefpunkt erreicht habe, konnte dann aber meine Gedanken sehr schnell in die Tat umsetzen.

    Dazu gehörte auch unbedingte Ehrlichkeit gegenüber mir selbst.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Hallo Kawi,


    Zitat

    Was verstehst Du unter Selbsthife?

    Darunter verstehe ich, dass sich Menschen, mit der selben Erkrankung aber auch teilweise unterschiedlichen Erfahrungen in der Bewältigung der Krankheit treffen und diese Erfahrungen austauschen. (Hätten alle die selben Erfahrungen, gäbe es ja nichts, worüber man sich austauschen könnte). Dabei geht es meist nicht so intensiv in die Tiefe, wie in einer Therapie und es ist eine gewisse Regelmäßigkeit angebracht, schon alleine, um etwas zu tun, damit die Erkrankung nicht in Vergessenheit gerät. Dabei ist es für mich wichtig, dass ich mich in einem geschützten Umfeld bewegen kann und dass jedwede negative Bewertung von Betroffenen vor der Türe bleibt (deshalb ja gerade die Anonymität). Die schicksalhafte Lebensgeschichte spielt bei der Selbsthilfe nur eine untergeordnete Rolle, da die Schicksale oft schwierig für andere Betroffene zu verarbeiten sind (Triggergefahr), gerade weil keine Fachkräfte zur Verfügung stehen, die die Betroffenen auffangen könnten.


    Zitat

    Was versprichst Du Dir davon?

    Durch die unterschiedlichen Erfahrungen verspreche ich mir weitere Erkenntnisse über mich und Tipps von Menschen, die in ihrem Weg schon etwas weiter sind als ich bzw. die vielleicht auch schon einmal an denselben Kreuzungen standen und nicht so recht wußten, welchen Weg sie einschlagen sollten.

    Zitat


    Was verstehst Du unter einer Therapie?

    Unter einer Therapie verstehe ich mit kompetenter Hilfe meine Probleme beleuchtet werden, warum ich diese habe, woher sie kommen und diese dann zusammen mit dem Therapeuten bearbeitet werden. Er kann mir anhand meiner individuellen Lebensgeschichte/Werdeganges und Erfahrungen erklären, warum ich in gewissen Situationen zum Alkohol gegriffen habe und warum ich in bestimmten Situationen schlechte Gefühle habe, woher diese resultieren und er kann mir Wege aufzeigen, wie ich aus diesem Teufelskreis wieder heraus komme, wie ich meine Strategie ändere und nicht mehr trinken muß. Da ein Therapeut i. d. R. gelernt hat, sich von seinem Patienten abzugrenzen besteht auch keine Gefahr, dass eine Subjektivität in das Verhältnis gerät und der Therapeut einen kühlen Kopf in Notsituationen bzw. bei Tiefpunkten behält und aufgrund seiner Fähigkeit seinen Patienten auffangen kann. Dazu braucht es aber seitens des Patienten ein gewisses Vertrauen und Ehrlichkeit - wenn das nicht da ist, dann bringt die ganze Therapie nichts.


    Zitat

    Was versprichst Du Dir davon?

    Ich verspreche mir von meiner Therapie, dass ich mein Leben wieder in den Griff bekomme, meine bisherigen - für mich negativen - Verhaltensweisen überschrieben werden und ich Werkzeuge an die Hand bekomme, die mich nicht mehr nach Alkohol greifen lassen, sondern nach der neu erlernten Verhaltensweise.


    Persönlich bin ich der Meinung, dass Therapie und SHG Hand in Hand gehen sollten.


    Gruß

    BC

  • Hallo Kawi

    Zitat

    Was verstehst Du unter Selbsthife?
    Was versprichst Du Dir davon?

    Selbsthilfe ist für mich eine Alternative der Therapie und zwar ausschließlich auf meine Alkohol-Krankheit und nur auf diese bezogen. Dieses in eine gleichgesinnten Alkoholiker-Gruppe. Erlebtes darstellen , mit Erfahrungen anderer ergänzen zu lassen , um daraus Erkenntnisse umzusetzen, damit ich trocken bleiben darf.


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • hallo zusammen

    Zitat

    Persönlich bin ich der Meinung, dass Therapie und SHG Hand in Hand gehen sollten


    in die selbsthilfe, so kommt noch ein gedanke von mir, fliessen ja erfahrungen der unterschiedlichsten menschen mit ein. erfahrungen von menschen die therapeutische hilfen in anspruch genommen haben. so sind diejenigen die diese werkzeuge in die hand bekommen haben in der lage das, was therapeutischen hintergrund hat, in die selbsthilfe mit einfliessen zu lassen.so lebt die selbsthilfe auch dafon.

    das wäre mir zumindest wichtig das das jedem bewusst ist, das viele methoden die hier empfohlen werden häufig diesen hintergrund haben.

    gruß
    melanie

  • Liebe Melanie,

    Das, was du zuletzt ausgeführt hast, stimmt zu 100%....ich merke das und profitiere sehr stark davon - anfangs etwas verwirrend, aber du hast in vielen Dingen so recht und bringst andere mit deinem Wissen weiter.

    Das war es auch, was mir in der so kleinen Angehörigengruppe der AA so gefehlt hat.

    LG oldie

  • Zitat von Hartmut

    Hallo Kawi


    Selbsthilfe ist für mich eine Alternative der Therapie und zwar ausschließlich auf meine Alkohol-Krankheit und nur auf diese bezogen. Dieses in eine gleichgesinnten Alkoholiker-Gruppe. Erlebtes darstellen , mit Erfahrungen anderer ergänzen zu lassen , um daraus Erkenntnisse umzusetzen, damit ich trocken bleiben darf.


    Gruß Hartmut

    Ich empfinde das so das SH eine Alternative sein kann, bzgl. der Alk. Erkrankung Voraussetzung der lässt sich auf die Erfahrungen der schon Erfahrenen ein, tut er das nicht dreht er sich im Kreis und genau an dem Punkt ist dann eine Therapie empfehlenswert, um diesen Kreislauf evtl. mal von anderer Seite zu beleuchten und einen Ausweg zu finden....

    Und an dem Punkt wo es dann um Resozialisierung geht (primär nicht um die Erkrankung, sondern um das ganze drum herum) ist es denke ich ratsam professionelle Hilfe zu holen, welche dann auch in Therapie gegeben ist, während es fraglich ist ob ich diese in SH finden werde (z.Bsp. Bewegungen schreiben, Insolvenz beantragen, etc....)

    Für mich ist SH die Ergänzung zur Thera, die Steigerung meines wohlbefindens, gleichzeitig die Kontrolle meines Weges, also ein win in win System....

    Grüße und schöns We....

    Sven.....

  • Hallo Melanie,

    genau dein Gedanke kam mir heute morgen auch.
    Ich halte mich ansonsten bewusst aus dieser Diskussion raus, aber hier stimme ich Dir gerne voll zu.:-)
    Ich fänd es schön, wenn SHG und Therapie nicht als Entweder - Oder, sondern als zwei Dinge, die sich gegenseitig ergänzen, betrachtet würden. Aber die Betrachtung bleibt natürlich jedem selbst überlassen.

    Gruss Gela

  • Hallo Sven

    Zitat

    Und an dem Punkt wo es dann um Resozialisierung geht (primär nicht um die Erkrankung, sondern um das ganze drum herum) ist es denke ich ratsam professionelle Hilfe zu holen, welche dann auch in Therapie gegeben ist, während es fraglich ist ob ich diese in SH finden werde (z.Bsp. Bewegungen schreiben, Insolvenz beantragen, etc....)

    mag sein und kann für den einzelnen sinnvoll sein . Ich hole sie außerhalb einer Therapie .

    Es ist sicherlich auch ratsam , nach dem Ausmaßes seiner Erkrankung zu schauen um das dann in die Form seiner Selbsthilfe einzubauen.

    Selbsthilfe ist ein gesunder Egoismus und geht nur mich was an.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hi Hartmut!

    Sehe ich genauso....

    Ich war halt nach meinem Zusammenbruch, als ich "aufwachte" gar nicht in der Lage irgend einen klaren Gedanken zu fassen, stand vor nem Mega Scherbenhaufen und hab null Plan gehabt, wie wo was, einzig mein Entschluss mit dem saufen aufzuhören stand....

    Kurzer Hand bei der Stationsleitung in der geschlossenen nachgefragt und schon fand ich mich in der Suchtstation wieder......

    Ich glaube wenn ich diese Chance nicht genutzt hätte und wieder meinen ganz normalen Gang, arbeiten halt, wäre ich heute nicht trocken, höchstens Staub trocken 1,80 tief....

    Was ich sagen will ist, die schwere der Erkrankung ist manch einem gar nicht bewusst, also mir war's zumindest so....

    Außerdem war ich damals voll der Meinung SHG ich doch nicht, wurde erst in Thera sensibilisiert und freu mich heute Mitglied zu sein 8) .....

    Grüße Sven....

  • Hallo Zusammen

    Die Therapiekonzepte die ich kenne spielt der Selbsthilfegedanke einen grossen Faktor. In der Kurz-, Mittel- und Langzeittherapie werden mehrmals begleitete sowie unbegleitete Gruppengespräche geführt. Bei den begleiteten Gruppengespräche leitet der Therapeut die Gespräche als Moderator. Die Themenauswahl und der Erfahrungsaustausch folgt durch die Patienten.

    Ein bis zwei Mal in der Woche hat man ein 1std Gespräch mit dem Therapeut, die dienen vorallem zur Zielterminierung und da werden auch Paar und Verwandtengespräche angeboten.

    Der Grund wieso ich dieses Online-Forum gegenüber einer konventionellen Selbsthilfegruppe vorziehe, ist, dass hier der Teilnehmerkreis grösser ist und die vorhandene Themenpalette viel grösser ist. Zudem ist sie nicht an gewisse festgelegten Zeiten gebunden..ich kann mich jederzeit hier einlinken und die Posts nachlesen.

    wahre stärke ist seine schwächen zu erkennen

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