Türen öffnen, andere schließen

  • Tag X

    Gestern war Tag X da.

    Ich war gestern kurz bei der Arbeit und gerade wieder daheim - da klopfte es bei mir wie wild an der Wohnungstür.

    Es war die junge Nachbarin aus dem Dachgeschoß. Sie war ganz aufgeregt und sagte, ich solle sofort die Wohnung verlassen, es brennt im Haus. Ich traute mich gar nicht zu fragen - ich wußte die Antwort - natürlich bei der verfolgungswahnigen Nachbarin. Ich schnappte mir sofort die Hunde, brachte sie ins Auto, dann holte ich die Katze und tat sie ebensfalls auf den Vordersitz, schmiß das Auto an und fuhr es rasch bis ans Ende der Sackgasse. Rauschschwaden kamen mir entgegen, als ich wieder zurück lief - in dem Moment ertönte auch schon die Dorfsirene. Ich ging noch einmal in die Wohnung und holte meine Geldbörse und meinen Ordner mit den wichtigsten Unterlagen. Ist ja nicht der erste Brand, den ich live miterlebe - so langsam bekomme ich Routine.

    Es ging aber alles sehr schnell, da die Feuerwache nur einen Steinwurf entfernt ist. Das Feuer war rasch gelöscht und die umliegenden Wohnung nicht betroffen.

    Das Schlimme ist: die verfolgungswahnige Nachbarin hat den Brand nicht gemeldet und sich überhaupt nicht gerührt - die junge Nachbarin, die direkt über ihr wohnt hat die Feuerwehr gerufen und sie aus der brennnenden Wohnung geholt. Einer anderen Nachbarin ist vormittags schon aufgefallen, dass sie sich seltsam verhält und sie meinte, sie wäre froh, denn nun sei endlich mal was passiert und wir konnten von Glück sagen, dass es so glimpflich abgelaufen wäre - wir hatten es ja schon alle voraus gesagt. Der Notarzt nahm die Nachbarin dann mit in die psychatrische.

    Als der ganze Spuk vorüber war, wurde ich wütend und jetzt, nachdem der erste Schreck verdaut ist, bin ich noch wütender. Ich kann meine Gefühle gar nicht beschreiben. Muß denn erst was passieren? Ich stelle mir vor, es wäre in der Nacht passiert oder ich wäre beim Arbeiten gewesen und die Hunde wären hier in der Wohnung jämmerlich erstickt oder verbrannt.

    Den ersten Anruf, den ich gleich tätigen werde, ist der beim Landratsamt, wo ich meiner Wut Luft machen werde. Die wissen ja auch Bescheid - bis jetzt ist ja immer noch nichts wegen einer Betreuung in die Wege geleitet worden.

    Ich danke aber dem Universum, dass nichts passiert ist und dass ich keinen Appetit auf Alkohol verspürte - vor 3 Jahren wäre dies sicher anders gelaufen, da hätte ich auf den Schock gleich mal eine Flasche Wein geköpft - jetzt bin ich einfach nur wütend und traurig.


    Grüßle

    BC

  • Hallo BlueCloud,

    das ist ja schrecklich, so kann man doch nicht wohnen, immer in Angst, dass wieder etwas passieren kann.

    Gott sei Dank ist euch nichts passiert !

    Ich hoffe, dass du etwas erreichen wirst beim Amt.

    Oder an einer anderen Stelle ?

    Liebe Grüsse

    MaryLou

  • Hallo Mary,

    die ganze Sache hat ja eine Vorgeschichte und ich war es, die vor zwei Monaten den sozialpsychatrischen Dienst eingeschaltet hat - weil es nicht mehr zum Aushalten war. Wir haben sie dann mit einiger Überredungskunst in die Klinik verbringen können, wo sie Medikamente erhalten hat. Nur meinten die Ärzte dort, es wäre keine Betreuung von Nöten. Die Dame von SpD sah dies aber anders (wie wir alle hier im Haus) - konnte aber nichts erreichen und wir haben letztens noch telefoniert, wo sie die selben Worte benutze:"Es muß wohl erst was passieren..." Der Notarzt meinte dann auch noch zu uns, dass die Nachbarin zugedröhnt wäre und das wohl zusätzlich zu den Medikamenten noch Alkohol im Spiel ist. Aber alles das wußten die zuständigen Stellen.

    Es wird jetzt seiner offiziellen Wege gehen - die Polizei wird die Sache ja auch verfolgen.

    Beim Amt will ich gar nichts erreichen - ich will einfach nur meiner Wut Luft machen. Ich habe die Erfhrung gemacht, dass es mir danach besser geht und aufstauen erzeugt nur Saufdruck.....


    Grüßle

    BC

  • Re-Inkarnation

    So langsam kehrt wieder Ruhe und Normalität ein. Das "Was-wäre-wenn-gewesen-Denken" und die Wut geht wieder zurück. Es war ja nicht so. Es sollte einfach so sein. Das Universum findet seinen Weg. So fühle ich es jetzt. Die eigene Arroganz wurde mir plötzlich bewußt - die Vergänglichkeit der Dinge, aber auch, dass ich an meinem Leben hänge und wie schnell es mir genommen werden kann. Was ist wirklich wichtig im Leben. Es hat ein neues Aussortieren in mir angefangen und ich kann immer weniger mit Einstellungen anfangen, die auf Äußerlichkeiten abzielen.


    Grüßle

    BC

  • Zitat

    Ich habe auch die leise Ahnung, dass es ein immerwährender Prozeß sein wird - denn die Welt draußen steht ja nicht still und Trigger in Form von Abwertung lauern überall.


    Hallo BC,

    gut das der Spuk vorbei ist. Triggern ist ja auch irgend sowas spukiges.Ich kann auf triggern abfahren oder triggern triggern sein lassen. Ohne dieses Neuwort fehlt mir nichts, ich bin bei mir und was die um mich rum mit sich anstellen geht mich nichts an, damit löst sich das Wort einfach auf. Sinnvolle Sprachschatzvernichtung. Das passt dem Umfeld selten, denn dort ist jeder mit seiner Sprachschatzerweiterung beschäftigt, dabei bedarf es so wenig, um auszudrücken was ich will.

    Das weiter zu lernen und in mich einzubauen ist es mir wert und war einmal unvorstellbar.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo Karl
    Das ist eine Philosophie, die mir gefällt.
    Ich habe eine Zeitlang damit experimentiert (und tue es noch), gerade im Bereich der Gefühlswelt, mir wieder Worte anzueignen. Da hatte die Sprachlosigkeit, das Unvermögen der Benennung von Emotionen, auch zu einer Abstumpfung des Erlebens geführt.
    Dies auch umgekehrt zu denken – Worthülsen als das zu entlarven, was sie sind, um sie im persönlichen Sprachmülleimer zu entsorgen - einfach genial.
    Das Worte meine Gedanken lenken – und umgekehrt, und somit mein Handeln und Fühlen direkt beeinflussen, wird viel zu oft missachtet.
    Danke dafür, mal schauen, was das sonst noch so auslöst.

  • hallo karl, hallo BC,

    egal wie das ding genannt wird, es ist immer und überall. bei jedem menschen. egal ob alkoholiker oder traumatisierter mensch. egal ob glücklicher und zufriedener mensch, es ist so, das in bestimmten situationen ind welchem der mensch schlimme erfahrungen gemacht hatte danach in selbiger oder ähnlicher situation wieder erinnert wird an altes. dafor kann sich keiner schützen, es kommt wies kommt und geht auch wieder. das einzige was mir dabei einfällt is generell mir zu sagen, eh melanie, das sind die alten erfahrungen, du kannst nun neue machen und das alte dadurch entschärfen oder ganz weg machen und mit positiven dingen auffüllen.machen nicht nur drum reden ist da die devise für mich inzwischen und ich mache sie.sie kommen und gehen. ganz normal. brauch mir darum inzwischen (zum glück) keinen kopf mehr machen.meine erfahrung ist das ich dadurch das ich mache auch positives auffülle und dadurch das unangenehme dabei inzwischen nach und nach verliere.leben bedeutet immer neue erfahrungen machen und nicht alten erfahrungen nach zu hängen. da gehts für mich lang....nach vorne!

    gruß
    melanie

  • Hallo kaltblut, hallo Melanie,

    manchmal fällt es mir schwer, meine Gefühle zu beschreiben - ein Trigger ist für mich eine Mischung aus Wut, Traurigkeit und Verletztheit - der Grund also, warum ich früher zu Flasche gegriffen habe und diese Gefühle versuchte, zu betäuben. Mittlerweile habe ich einige Strategien zur Hand, wie ich damit umgehe.

    Ich kann mich auch vor vielem schützen - aber eben nicht vor allem - wie die jüngsten Ereignisse gezeigt haben. Worauf ich wirklich stolz bin, dass ich schon frühzeitig den Mund aufgemacht habe und das die Sache mit der Nachbarin ja schon am Laufen war und dokumentiert wurde. Dies sagten auch die Damen vom SpD und Landratsamt.

    Apropos: Nachdem ich meinen Post beendete, rief ich beim SpD an und teilte die jüngsten Ereignisse mit. Die Dame war natürlich geschockt - aber sagte genau den Satz, den ich in den letzten Tagen so oft gehört habe: "Es mußte erst etwas passieren..." Als ich von der Arbeit kam, rief dann auch noch das Landratsamt an und informierte mich. Der Stand der Dinge: Die Nachbarin wird wohl nicht mehr wieder kommen, eine Betreuung ist per Eilverfahren genehmigt worden. Der Verfolgungswahn ist wohl noch schlimmer geworden und sie stellt jetzt offiziell eine Fremd- und Eigenbedrohung dar. Erschütterliche Dinge habe ich noch erfahren, wie weit sowas gehen kann und ich bin wirklich froh, dass es jetzt so geregelt wurde und das Kratzen an meiner Tür zukünftig aufhört. Die Staatsanwaltschaft kann die vielen Anzeigen, die die Nachbarin wegen diverser eingebildeter "Mordversuche" gemacht hat, nun einstellen.


    Grüßle

    BC

  • 2. Bluse

    Vorgestern habe ich mal wieder eine Anprobe gemacht und siehe da: die zweite Bluse passt wieder :) So arbeite ich mich von Bluse zu Bluse :)

    Ab Samstag ist wieder Kampfeinsatz bei der Arbeit.... Wobei Samstag richtig richtig anstrengend wird. Ich schaue jetzt schon, dass ich einiges vorbereite.


    Grüßle

    BC

  • BlueCloud got the Blues......äääh Bluse.

    :D:D:D

    Würde auch mal gerne wieder in meine Hose von vor 2 Jahren passen, aber
    da war ich viel zu dünn und bei einer Ess Störung ist Diät/ weniger Essen leider gar nix.

    Somit lebe ich einfach mit meinem elefantösen ;) Normalgewicht.

    Gratuliere dir !

    MaryLou

  • Guten Morgen BC,

    wollte mal einen lieben Gruß hier lassen. Dein Threadtitel gefällt mir ausgesprochen gut und spricht mich immer wieder an :wink:

    Ich wünsche Dir einen Samstag, der reibungslos verläuft und dank der Vorbereitungen gar nicht soooo anstrengend wird.

    LG
    Dia

    Mögen alle meine Fehler sich auf ihre Plätze begeben und möglichst wenig Lärm dabei machen.

    Überwältigend was geschehen kann,
    wenn sich die Fingerspitzen zweier Menschen
    ganz leicht berühren,
    am richtigen Ort
    und zur rechten Zeit!

  • Hallo Dia,

    vielen Dank für Deinen Gruß - hat mich sehr gefreut, wieder einmal was von Dir zu hören. :)

    Ich hoffe, Dir geht es gut?


    LG

    BC

  • Puh....

    .... der Tag gestern war schon Streß pur. Erst Büro, dann kurze Pause in Form von Gassi-Gehen, dann wieder los zum Einkaufen für 18 Personen - alles wieder ausräumen und zu Hause habe ich dann schon vorgekocht. Um 19.00 bin ich dann zu einem Vortrag meiner Heilpraktikerin von nebenan - nicht, dass mich das Thema sonderlich interessiert hat - aber sie bat mich extra darum zu kommen und das alleine ist schon ein Grund für mich dort zu erscheinen.

    Als der Vortrag zuende war, unterhielt ich mich noch mit der Kollegin von meiner Heilpraktikerin. Ist ja alles Nachbarschaft. Wir haben hier ja im Haus noch einen zweiten Besitzer (ein Ehepaar um es genau zu sagen), der alle paar Wochen mal kommt und das Verhältnis ist sehr kühl (was mich auch nicht sonderlich tangiert) - warum kann ich noch nichtmals sagen - ich weiß nur, dass beide sehr viel Angst vor Hunden haben. Die Kollegin hat wohl letztens einen Anruf von der Ehefrau bekommen und regte sich darüber auf, dass es bisher noch niemand der Hausleitung fertig gebracht hätte, mir mal ein einziges Wörtchen des Dankes auszusprechen. Alle hätten die ganze Zeit weg geschaut und nur ich hätte die Zivilcourage besessen, etwas zu unternehmen. Dies sagte die Kollegin auch noch prompt zu dem Ehepaar und ich kann mir sehr gut vorstellen, wie sich das anhörte, da die Kollegin kein Blatt vor den Mund nimmt. Ich meinte nur, dass ich keinen Dank erwarte - eigentlich erwarte ich gar nichts - ich bin nur froh, dass die ganze Sache jetzt ein Ende hat. Es war schon nervenaufreibend und immer, wenn es geklingelt oder geklopft hat, bin ich innerlich zusammen gefahren.

    Auch habe ich wieder viel gelernt. Es bringt nichts, sich in Dinge hereinzusteigern, die man kurzfristig sowieso nicht lösen kann. Ich habe versucht darauf zu vertrauen, dass sich die Situation irgendwann einmal von alleine löst - auf die eine oder andere Art. Und: sie hat sich gelöst - für alle recht glimpflich, wie ich meine. Genau dasselbe beobachte ich auch gerade bei einer anderen Sache, die mir vor ein paar Monaten noch Kopfschmerzen bereitete. Sie hat sich auch in Wohlgefallen aufgelöst...

    So, nun werde ich mal starten - wenn der Tag heute vorbei ist, mache ich drei Kreuze ...


    Grüßle

    BC

  • Hallo BC,


    danke für Deine Ausführungen hier im Forum.
    Ich habe für mich einiges daraus gezogen und erfolgreich umgesetzt.
    Resultat: es geht mir deutlich besser.

    Aus diesem Grunde einfach nur mal ein DANKESCHÖN

    lg
    gipfel

  • Hallo gipfel,

    es freut mich aufrichtig, dass es Dir besser geht und wenn ich durch die Beschreibung meines Weges, das Öffen neuer Türen - das Schließen der alten Türen, ein bißchen dazu beigetragen habe, dann freut es mich noch mehr.

    Genau das ist für mich Selbsthilfe. Mitnehmen, was paßt - geben, was man kann und dabei bei sich bleiben zu lernen.


    Grüßle

    BC

  • Oh Mann...

    ...war das ein Wochenende.....Der Samstag war wirklich richtig grausam - mein Bauchgefühl hat wieder mal hinsichtlich Dritter hingehauen. Wenigstens war ich innerlich vorbereitet und kann so weiterhin Gelassenheit üben.

    Aber - da bin ich jetzt auch durch. Ich nehme es als zusätzliche Trainingseinheit, so geschwitzt habe ich.

    Gestern Vormittag hat sich dann spontan eine Freundin zum Kaffee und Ratschen angemeldet - wir haben uns jetzt 4 Wochen nicht gesehen und ihr fiel sofort auf, dass ich abgenommen habe. Habe ich mich drüber gefreut.

    Seit dem Brand hier im Haus habe ich zusätzlich das Gefühl, dass die Nachbarschaft etwas enger zusammen gerückt ist - wir schauen irgendwie alle besser und bewußter aufeinander, was ich so annehmen kann.


    Grüßle

    BC

  • Schlaflosigkeit


    Seit einiger Zeit habe ich Kontakt - ihr werdet es nicht glauben - mit einem Mann.... Nach 3 Jahren selbst verordneter Enthaltsamkeit: unvorbereitet, unvorhergesehen stand er vor mir. Tja...und nun?

    Sofort beim ersten Kontakt habe ich ihm von meiner Krankheit berichtet - was ihn nicht schockiert oder vertrieben hat. Ich bin sehr offen mit meinem Thema umgegangen, habe auch sein Trinkverhalten abgecheckt. Er meinte, er könne sich zwar nicht in die Krankheit einfühlen, aber er trinkt nicht, braucht es auch nicht. Das reichte mir als Antwort.

    Ich habe das Gefühl, dass wir uns schon ewig kennen, er hat etwas, was mir bekannt und selbstverständlich vor kommt.

    Wie es weiter geht - ich weiß es nicht - ich lasse es erst einmal alles auf mich wirken... achtsam mit eingeschaltetem Kopf - wie ich es gelernt habe.

    Trotzdem es ein wirklich schönes Gefühl ist, habe ich etwas Angst... wovor kann ich noch nichtmals sagen.


    Grüßle

    BC

  • Hallo BlueCloud,

    Ah, wunderbar! Schmetterlinge im Bauch! Das ist die beste Zeit im Leben... und mit den gelegentlichen Angstgefühlen zu Anfang wirst Du schon fertig, da bin ich mir sicher.

    Gruß, Bruce

  • Zitat

    habe ich etwas Angst... wovor kann ich noch nichtmals sagen.


    das ist vielleicht dein "inneres""Argument!
    So schützen wir uns für alle Fälle: äußere und innere Angriffe.

    Und so geschützt, wünsch ich Dir eine tolle Zeit,
    unvorbereitet - viell. der beste Weg.

    Lg nici

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