.... alles nicht so schlimm?

  • Hi Mädels und Jungs,

    diese Woche ist das Chaotischste was mir je passiert ist. Der Termin bei der Suchtberatung rückt immer näher (4h) und danach steht dann das Gespräch zu Hause an. Wann tut sich nur endlich die Erde auf? Noch ein paar Sachen einpacken - ich weiß ja nicht wie er reagieren wird (Tipp von einer guten Freundin, denn die Wut richtet sich wohl auf Dinge, die mir wichtig sind) - ich war so naiv und bin völlig entsetzt von mir, von den Sachen die ich tue, die passiert sind - meine Brille hat einer mit Bäumen bemalt und ich soll aus dem Wald finden. Das geht doch gar nicht.

    Solche Gefühle hatte ich noch nie - mal Angst vor 'ner Prüfung, Gespräch mit Chef, Mama schwer erkrankt - aber im Moment wächst der "Bauchknoten" anstatt zu verschwinden. Wär der Tag nur erst vorbei.

    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • glück auf lütte

    Zitat von lütte69

    Wär der Tag nur erst vorbei.

    ich schick dir mal n kraftpäckl und drück n daumen.
    du tust was für dich - du bist ne heldin.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Jetzt sind es nur noch 3h und die "Heldin" könnt schon wieder Rotz und Wasser heulen- na, da hat meine Suchtberaterin sich heute was vorgenommen und die weiß noch nicht mal was von ihrem Glück, weil ich das erste Mal hingehe.

    Hi Matthias - danke für die Kraft und die Heldin, ich nehm beides mit und kanns dringend gebrauchen. "Ich" und "mich" und "mir" und "meins" fühlt sich komisch und ungewohnt an. Es war doch bisher immer "uns" und "wir" und "du" - oh man - da ist so viel zu lernen auf einem Gebiet mit dem ich mich bewußt wirklich noch nicht auseinander gesetzt habe.

    Wie Lenin sagte: LERNEN, LERNEN und nochmals LERNEN
    Mir raucht der Kopf und grummelt der Bauch.

    Danke, dass IHR ALLE da seid
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo lütte,
    drück dir alles was ich nur drücken kann. Und ja, alles geht vorbei - auch dieser Tag.
    - edit, bitte keine Zitate einfügen, danke, Linde -
    Denk, dran. Hast nur das eine Leben.
    Viel, viel Glück!
    Zoolander

    Um sein Gefühl zu verlagern auf Knopfdruck
    muss man sich fragen, was man sich in den Kopf tut,
    bis man dann irgendwann jede Abfahrt wählt,
    wenn's von Anfang an immer nur abwärts geht.

  • Danke für Eure Unterstützung - tja, es ist nicht so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte - bin wieder in meine Rolle verfallen, aber ich weiß es jetzt - wir haben diskutiert, aber auf verschiedenen Ebenen. Das habe ich ganz deutlich gemerkt. Für mich war wichtig, dass ich dieses Gespräch trotz seiner vielen Anschuldigungen ohne Tränen überstanden habe. Für mich ein kleiner Erfolg. Vielleicht wollte ich zu viel auf einmal. Muss gründlich drüber nachdenken. Seh mich nicht als Gewinner, bin aber auch nicht der grundsätzliche Verlierer dieses Gespräches/Streites? Schreib bald ausführlicher - muss erst verarbeiten.

    Allen einen schönen Tag
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lütte,

    toll! Das ist doch ein guter Anfang! Auch wenn es nicht gleich perfekt gelaufen ist, das ist doch nicht zu erwarten. Die kleinen Schritte sind die, die dich vorwärts bringen. Und die hast du gerade gemacht, ein paar kleine Schritte.

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Servus Lütte,
    Hoff´dir gehts halbwegs - den Anfang hast´gemacht, ist doch gut. Frag´ mich nur welche Anschuldigungen... Dir geht´s doch schlecht. Und schätz mal in der Situation gibts leider weder Gewinner noch Verlierer.
    Kopf hoch! Bist stark!
    Zoolander

    Um sein Gefühl zu verlagern auf Knopfdruck
    muss man sich fragen, was man sich in den Kopf tut,
    bis man dann irgendwann jede Abfahrt wählt,
    wenn's von Anfang an immer nur abwärts geht.

  • Hey Lütte, finde ich toll was du gemacht hast. Stepp für Stepp.

    Aber ich denke auch, dass du zu viel von Dir selber in kurzer Zeit verlangst. Ich war genauso. Gleich alles klären und dann läuft es wieder richtig. Das klappt so nicht. Alkohol ist ein Nervengift, d. h. du spricht nicht mehr mit einem gesunden Menschen mit einsichtigen Gedanken.
    Diese Persönlichkeitsveränderung merke ich beim meinem XY, besonders wenn er nüchtern ist.
    Den Besuch bei einer Co-Abhängigengruppe vor Ort würde ich dir besonders empfehlen. Mir bringt es sehr viel und dieser innere Druck hat sich etwas gelegt. Ich weiß, ich muss erst gestärkt sein und dann kann ich Veränderungen gut ertragen. Meine Ansichten haben sich mehr und mehr verändert. Ich denke viel mehr an mich,ohne schlechtes Gewissen. Hätte ich auch nie gedacht, das ich das mal kann.
    Ich betrachte mich sozusagen von "Außen". in dieser Gruppe.
    Mach langsam, du stärkst dich mit jeder Aktion und dein Stolz wächst mit dir mit. LG

    Befreien von Co-Abhängigkeit

  • Einen guten Morgen an alle,

    ihr habt so recht. Ich hab geglaubt, dass ich gut auf diese Diskussion vorbereitet war - habe vorher ganz viel aufgeschrieben.... und gehofft, wenn ich ihm meine Gefühlswelt erkläre dann muss er einsehen, dass was nicht stimmt (hat er ja auch - ich hab einen an der Klatsche - naja so drastisch hat er es nicht gesagt, aber ich habe ein psychisches Problem). Aber wie gesagt ich war in diesem Streit fester und sicherer. Er hat viel mit allgemeinen Phrasen und Bildern gearbeitet, wie ich schaufel den Graben zwischen uns tiefer, ich zerreiße das Eheband, zerstör alles, was 20 Jahre gut war, bin egoistisch und bestimm sein Leben. Ich hab dann nachgefragt, was er genau mit dieser oder jener Äußerung meint und er wurde unsicher und wieder Phrasen wie Respektlosigkeit ihm gegenüber usw. Das Gute war, ich war vorbereitet auf diese Reaktion und hab sie nicht so stark an mich herangelassen. Es tat und tut natürlich noch alles sehr weh, aber wie gesagt, ich bin nicht in Tränen zerflossen wie sonst, sondern habe versucht sachlich zu bleiben. Auch beim letzten Telefonat mit meiner Tochter war zwar eine Träne im Knopfloch, aber sie sagte, sie sei überrascht, wie fest ich mich anhöre. Gutes Ergebnis der Diskussion - er trinkt keinen Alk mehr (weil er nicht darf, er würde schon gern) und mit einem Arztbesuch hat er sich einverstanden erklärt. Zur Suchtberatung begleitet er mich nicht - er ist nicht süchtig. Mir hat das Gespräch dort sehr gut getan und ich werde auch weiterhin dort zur Therapie gehen, denn ich hab ja ein psychisches Problem. Für mich habe ich beschlossen, ergebnisoffen daran zu gehen - keine großen Hoffnungen, aber auch keine Kontrollen meinerseits - ich konnte ihm immer vertrauen und will das auch hier tun.

    Ich muss lernen geduldiger zu sein, aber ich hab ja in Euch gute Mitstreiter und bei keinem ging es von heut auf morgen, warum also bei mir.

    Voltaire sagte: "Da es sehr förderlich für die Gesundheit ist, habe ich beschlossen, glücklich zu sein." Ich denke, dass ist ein guter Leitspruch für mich.

    Schönes WE
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Lütte,
    vielleicht hat ER ja ein psychisches Problem und der Alk ist ne Art Ventil bzw. die einzig legale Droge die eine Flucht ermöglicht? Will nix verharmlosen aber ne´Art Midlife Crisis oder Depression oder beides. Frag´ihn mal was ihn so unglücklich und unzufrieden in seinem Leben macht - diese frage trifft (meist) den Punkt denn ein "nix" als Antwort fordert geradezu ein "warum trinkst du dann". Die meisten Männer geben solche Dinge nicht gern zu aus Stolz oder falsch verstandenen Geschlechterverständnis. Kind erwachsen, materiell abgesichert, verheiratet und für ihn nur auf Arbeit - das Einzige was er noch hat, was er glaubt für ihn zu sein ist am Abend was trinken. Vielleicht sieht er´s so, ist nur ne ´Vermutung, soll nix verharmlosen.
    Hoffe hab mich mit meiner Meinung nicht zu weit rausgelehnt - Sucht bleibt trotzdem Sucht und dein Unglück bleibt auch.
    Trotzdem schönes Wochenende und LieGrü Zoolander!

    Um sein Gefühl zu verlagern auf Knopfdruck
    muss man sich fragen, was man sich in den Kopf tut,
    bis man dann irgendwann jede Abfahrt wählt,
    wenn's von Anfang an immer nur abwärts geht.

  • Ich schließe mich Zoolander an!
    Aber ich vermute, dass du auch keine ehrliche Antwort auf die Frage erhälst- der Alkoholiker verdängt ja. Meine Mutter würde antworten "Ich trinke nicht, mir geht es gut!", oder lass mich in Ruhe, kümmer dich um deinen eigenen Kram. Das waren bisher jedenfalls die Antworten.
    Ansonsten hab ich auch schon von Antworten wie "ist nur ein Genussmittel" oder "du gönnst mir meine Entspannung nicht" gehört.

    Ein Arztbesuch ist schonmal ein gutes Ergebnis. Ich drücke dir die Daumen, dass der Arzt schon Dinge findet, auch wenn er jetzt einige Tage abstinent ist.
    Ansonsten kann ich dir nur aus eigener Erfahrung empfehlen, dass du ihn zum Arzt begleitest und auch das Gespräch mit diesem Arzt suchst. Wenn er möchte, wird er dir das Blaue vom Himmel lügen und du wägst dich in falscher Sicherheit. Hat er sich schon einen Termin geholt?
    Mein Opa hat den Ärzten damals bis kurz seinem Tod eine Auskunftssperre verhängt- wir haben nix erfahren. Nun ist es bei meiner Mutter das gleiche in grün; die Ärzte sagen nix und Mutter behauptet, sie sei in bester Gesundheit.
    Er behauptet, nicht süchtig zu sein, schiebt dir die ganze Schuld in die Schuhe und greift dich in den Gesprächen immer an. Warum bist du dir sicher, dass er aufrichtig ist, wenn er Arztergebnisse bekommt? Dann würde er ja sein Gesicht verlieren.

    Hast du dir schon einen Plan überlegt, wie es weiter geht, wenn:
    - er sich weiterhin quer stellt und alles auf dich abwälzt?
    - er gesundheitlich richtig abbaut? Wirst du ihn dann pflegen?
    - er doch die Kurve kriegt und einen Entzug macht? Kannst du dann sein Verhalten verzeihen? Damit meine ich jetzt nicht, dass er getrunken hat. Sondern seine respektlosen Reaktionen, wenn du ihn darauf ansprichst.

    Hast du dir eine Grenze gesetzt, wie weit du gehen möchtest? Das fände ich sehr wichtig; sonst merkst du nicht, wie er dich Schritt für Schritt mit runterzieht und du dir alles gefallen lässt.

    Ich finde es wirklich gut, dass du dich nicht auf seine Anschuldigungen eingelassen hast und ihm Paroli bietest. Er hat das gemerkt und lenkt etwas ein. Der nächste konsequente Schritt ist meiner Meinung nach, Konsequenzen zu zeigen, wenn er seine Versprechen bricht. Dazu gehört meiner Meinung nach, wenn er weiter trinkt, nicht zum Arzt geht bzw alleine hingeht, dir offensichtliche Lügen auftischt ("Der Arzt sagt, dass ich kein Alkoholproblem habe.") bzw. die Ergebnisse dir vorenthält. Dass er dich nicht zur Suchtberatung begleitet, da er meint, nicht süchtig zu sein, betrachte ich als grenzwertig. Warum sollte er die Zugeständnisse ernst meinen, wenn er kein Problem hat?
    Lass dich nicht hinhalten!
    Meine Erfahrung ist, dass der Alkoholiker immer kleine "Beruhigungshäppchen-Zugeständnisse" verteilt, sobald er meint, dass es ihm ans Leder geht. Der Angehörige futtert sie dann dankbar auf, ist gesättigt und zufrieden/beruhigt und lässt locker.

    Wie stellst du dir dein weiteres Leben vor? Was möchtest du noch erleben?
    Wie wirst du in dieser Sache weiter vorgehen?

  • Hallo Lütte,

    ich frage mich noch heute ob mein Mann ein Alkoholiker ist. Mein Mann war auch nie gewalttätig, er hat nie in Ecken gepinkelt, war immer arbeiten, hat nie unter der Woche getrunken. Alles nicht so schlimm?
    Aber die Wochenenden und die Ferien - die waren schlimm!
    Wenn mein Mann im Garten viel gearbeitet hat, mit der Tochter einen Ausflug machte usw. konnte ich mich nicht freuen. Ich wusste er würde sich am Abend reichlich dafür belohnen.
    Mit der Zeit fühlte ich eine undefinierbare Unzufriedenheit. Am Anfang dachte ich noch an die Wechseljahre bis ich auf dieses Forum aufmerksam wurde. Da wurde mir bewusst warum ich so unzufrieden/unglücklich war. Der Alkoholkonsum meines Mannes beeinflusste mein Leben mehr als ich mir selbst eingestehen wollte. Meine Wahrnehmung war schon voll im Eimer.

    Die Leberwerte meines Mannes waren übrigens völlig OK.

    Du hast noch einen weiten Weg vor dir - geh es langsam an und überstürze nicht´s. Jetzt wo du auf dem Weg bist wirst du nicht eher ruhen bis du am Ziel bist.

    Viel Kraft von Klarheit

  • Hallo an alle,

    vielleicht ist alles gar nicht mehr so schlimm. Ich meine das in einem anderen Sinn, als von mir vor ein paar Tagen geschrieben. Die Situation ist schlimm und kein Deut besser. Bis jetzt hat er zwar keinen Alkohol zu sich genommen, aber dafür kommen die Psychospielchen und darauf bin ich vorbereitet. Auf diese kleinen sarkastischen Seitenhiebe. Von wegen jetzt bricht der Kontakt zu den (trinkenden) Nachbarn (Dorfgemeinschaft) auch ab, weil er ja nicht mehr trinkt, oder ich setz mich nicht zu einem Trinker, weil ich mich nicht gleich neben ihn gesetzt habe ... halt so Sequenzen aus unserer letzten Auseinandersetzung ein bisschen sarkastisch aufgemixt, die mir ein schlechtes Gewissen machen sollen. Ich geh einfach davon aus, dass er so handeln muss und versuche sachlich zu antworten oder gar nicht, je nach Situation. Und dieses Vorbereitet sein macht es für mich nicht mehr so schlimm :) .

    GuMo Klarheit,

    ich erkenn mich in dem was Du schreibst voll wieder. Mir ist die ganze Misere auch erst durch meine Tochter, die Recherche im Internet und vor allem durch dieses Forum bewusst geworden. Das war der Hammer, ich hab 3 Tage fast nur geheult, mich bemitleidet und hatte Angst. Meine Zweifel bezüglich meiner Wahrnehmung sind immer noch massiv und ich weiß, dass ich allein aus diesem Dschungel nicht raus komme. Daher habe ich beschlossen, hier auch den geschlossenen Teil zu nutzen und weiter zur Suchtberatung zu gehen. Das hat mir sehr gut getan, weil ich von vornherein gesagt habe, dass es um mich geht. Daher hat die Therapeutin auch nur einmal drauf hingewiesen, dass er mitkommen sollte, aber sich dann um mich gekümmert. Das war wichtig und meine kleine Familie (meine Tochter und mein Papa) sind eine große Hilfe.

    Danke für die Kraftwünsche - ich brauch das wirklich dringend, aber ich wünsch natürlich auch allen, die sich auf dem Weg befinden ganz, ganz viel Mut und Kraft.

    GuMo Zimttee,

    danke für Deine Worte. Er hat mir den Arztbesuch versprochen - ich warte was er tut - gebe ihm 3 Wochen Zeit. Da wir hier auf dem Dorf wohnen, habe ich der Schwester gesagt, sie mögen bitte, wenn er sich meldet einen Komplettcheck machen. Ich werde ihn nicht drängen, da er sein "Leben ja eh schon nicht frei gestalten kann", sondern abwarten was kommt. Einen Plan B hab ich auf alle Fälle. Ich habe einen tollen Job, der mich absichert und kann im Notfall immer zu meinem Vater (in eine eigene Wohnung) ziehen.

    Wobei ich ganz stolz auf meinen Vater bin, weil mein Mann nicht so richtig mit ihm klar kam, habe auch ich (Blödfrau) den Kontakt stark zurückgeschraubt. Er hat mich aber mit offenen Ohren und Armen empfangen, mir zugehört, seine Meinung gesagt, aber mich nicht bedrängt dieses oder jenes zu tun, sondern meine Entscheidungen akzeptiert. Ich bin ihm unendlich dankbar.

    Zu meinem XY: Ich habe ihm das erste Mal gesagt, dass ich der Meinung bin, er hat ein Alkoholproblem (hab nicht von Alki oder Trinker gesprochen, dass hat nur er). Jetzt will ich ihm natürlich die Zeit gebe, seine Versprechen einzulösen. Ich warte einfach mal kritisch ab.

    Schönen Sonntag Euch Allen
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Zoolander,

    ... die Frage nach dem Glück. Ich habe zu ihm gesagt, dass ich den Eindruck habe, dass er unglücklich ist. Er sagte er sei es nicht - es ist doch alles so wie immer und er war 20 Jahre glücklich, warum sollte er es jetzt nicht sein. Ich gab zu bedenken, dass wir uns vielleicht nach 20 Jahren verändert haben, aber das ist Quatsch. Ich denke auch, dass er vor allem im Winter depressive Züge hat - bin kein Arzt, aber er lebt mit der Natur und wenn die Trist ist, ist es sein Gemüt auch.

    Wir hatten gestern abend ein ruhiges Gespräch, dass mir natürlich nicht hilft, meine Zweifel zu beseitigen. Wie gesagt, er hat das ganze WE kein Alk getrunken, aber gestern abend meinte er, was dabei wäre, die ganze Welt trinkt doch mal ein Bier, bzw er zählte Männer in unserer Nachbarschaft auf. Naja - mit denen bin ich nicht verheiratet gab ich daraufhin zu bedenken. Er warf mir vor, dass ich ja auch Alkohol trinke. Tu ich auf Feiern, wenn Besuch da ist, aber immer ohne Filmriss und ich hab auch schon Monate ohne Alk gelebt.

    Jetzt überlege ich, ob ich dieses Jahr nix mehr trinke. Hilft ihm das? Aber da er das Gespräch selbst wieder darauf gebracht hat, bin ich hellhörig geworden oder interpretier ich zuviel da hinein?

    Man, das ist echt zum Mäuse melken - ehlich? ein gebrochenes Bein ist mir lieber als mein wirrer Kopf.

    Trotzdem Euch eine schöne Woche
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Zitat von lütte69

    Jetzt überlege ich, ob ich dieses Jahr nix mehr trinke. Hilft ihm das? Aber da er das Gespräch selbst wieder darauf gebracht hat, bin ich hellhörig geworden oder interpretier ich zuviel da hinein?

    Nein, es hilft ihm nicht. Es ging ihm ja nicht um die Sache an sich, sondern um von sich abzulenken. Das ist, nehme ich an, der Hintergrund hinter allen seinen respektlosen Aussagen. Er zieht sich den Schuh aus und wirft ihn dir zu. Du ziehst ihn dir dann an und hast an seiner Stelle dann das schlechte Gewissen. Mit einem schlechten Gewissen wird in meiner Familie auch "gearbeitet". Als Co schluckt man das natürlich- das weiß er! In Wirklichkeit zerstört er "das Band eurer Ehe" oder ist der Grund, warum plötzlich alles schlecht ist, was vorher gut war. War es wirklich vorher alles gut?
    Aber es ist eben einfacher, die Schuld von sich zu weisen- und sei es noch so abstrus. Du glaubst nicht, was meine Familie mir schon alles vorgeworfen hat. Aber ich denke, dass man diese Situationen eher verkennt, wenn man selbst betroffen ist. Aus einer objektiveren Perspektive, mit Abstand, sieht man die Dinge besser.

    Ich gehe auch davon aus, dass seine Aussagen zeigen, dass er eigentlich gar nichts verstanden hat. Hat er nun einen Arzttermin?

    Mit dem Winter ist bei meiner Mutter auch der Fall. Beginnt schon im Herbst und nennt sich klassischerweise "Herbstdepression". Wobei sie latent eigentlich immer vorhanden ist. Liegt dann aber im Speziellen am Lichtmangel, der in der dunkleren Zeit einsetzt, wodurch weniger Glückshormone produziert werden. Meine Mutter würde sich auch nicht eingestehen, dass sie krank ist- ist doch alles tutti. Trotzdem sagten die Ärzte damals, dass sie eine sehr starke Depression habe- sie hats schriftlich, aber sieht immer noch keinen Handlungsbedarf.

    Ich würde mich an deiner Stelle nicht mehr auf seine "Jeder trinkt Alkohol, auch du, also ist es ok, dass ich welchen trinke"-Diskussionen einlassen. Die finden fernab der Logik statt und er verdreht alles so, dass er "gewinnt". Mit normalen Argumenten kommst du da nicht weiter. Letztendlich sitzt du dann doch wieder da, und grübelst, ob du ihm helfen kannst oder nicht doch Schuld bist. Dann hat er sein Ziel wieder erreicht.

    Mach mal ein Video von ihm, wenn er getrunken hat. Vielleicht ist das ratsam.
    Ansonsten lass nicht mit dir diskutieren und zeig ihm, dass du einen Plan B hast und der einsetzt, sobald er sich nicht ändert. Den Plan B finde ich übrigens gut! Du solltest ihn auch wahrnehmen.

    Viele Grüße!

  • GuMo Zimttee,

    danke für's zurechtrücken. Das ist echt krass. Nach dem gestrigen Gespräch bin ich wieder total am Grübeln. Stell meine Wahrnehmungen und Gefühle völlig in Zweifel. Er hat ja dieses WE nicht getrunken und ich mach immer noch Terz - wann ich denn wieder "normal" werden will. Ich kann mich aber nicht einfach umdrehen und die Welt ist wieder in Ordnung. Auch wenn das für ihn jetzt ganz neu war, aber meine Welt war / ist kaputt und braucht sicher noch eine ganze Zeit zum Neuaufbau. Wie soll ich ihm das erklären, wenn ich jedesmal Angst habe, dass es nicht bzw. falsch ankommt, aber auch Angst vor dem Gespräch an sich, weil ich selber zu unsicher bin :( .

    Den Arzttermin hat er noch nicht - ist heute früh wieder auf Montage gefahren. Hab ihm in Gedanken 3 Wo gegeben - wegen der Montage, aber dann, wenn nicht. Sprech ich ihn an - misch ich mich wieder in sein Leben, dass er durch mich nicht selbst bestimmen kann. Zieh ich mich raus und mach was für mich, bin ich egoistisch. :?:

    ????????????
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo liebe Lütte,

    deine Unsicherheit und Angst kommt davon, weil Du Dir nun zum ersten Mal wirklich Gedanken um Dich, deine Wünsche, dein Leben machen sollst/darfst.
    War bei mir ähnlich. Ich hatte zwar keine Angst, war aber meiner Wahrnehmung auch nie sicher.
    Man will sich ja da nicht vorne wegnehmen, man ist da zu sehr im "wir"Denken drin, dass einem die Vorstellung an eigene Wahrnehmung und Wünsche so verunsichern.
    Ich wollte ja nicht egoistisch sein. Den anderen überrennen...dann sich doch lieber wieder selber überrollen lassen.

    Aber das wird besser, glaub mir. Jemehr Du dich mit Dir auseinander setzt,
    desto mehr kannst Du für dich wahrnehmen : neee - das ist nicht i.O !
    neee - das will ICH nicht so!
    Und immer mehr fühlt es sich richtig an. Und immer weniger wankelt man dann wenn Gegenwind kommt.
    Du hast es doch schon ein kleines Stückchen gespürt.
    Man nimmt Eindrücke und Wahrnehmungen der anderen nun auch wahr, und versuchst sie nicht ständig zu manipulieren,
    um die heile Welt aufrecht zu halten.
    Sprichst mit deiner Tochter und deinem Vater, gut so, öffne dich.

    Wenn Du nun dich mehr auf dich konzentrierst und weniger auf ihn,
    beginnst Du allmählich zu laufen.
    Anfänglich auf scheinbar steinigem Untergrund, aber jemehr man spürt, dass die Richtung stimmt, desto besser wird der Bodenbelag!
    Bist schon mit der Nase in der richtigen Richtung, geh nur weiter.

    Ganz liebe Grüße,
    nici :wink:

  • Hallo liebe n i c i,

    danke für Deine aufmunternden Worte. Ich hoffe es geht Dir gut. Lese seit 4 Tagen in Deinem Thread, bin aber erst auf S 50. Aber schon da hast Du 'ne Menge geschafft. Toll.

    Tja, so weit ist es bei mir noch nicht. Die Erkenntnis, das erste Agieren und die Reaktionen darauf muss ich erst wirklich verarbeiten. Die Sache vom Kopf in den Bauch ist noch lange nicht ausgestanden.

    Du schreibst, ich soll mich um mich kümmern. Ich versuch's - hab ich auch vorher schon unbewusst getan, aber dann fühl ich mich egoistisch (weil's mir auch so widergespiegelt wird) und die tollen Stunden sind dahin. Wenn ich ihm dann sage, er kann ja auch los ziehen oder es sich zu Haus gemütlich machen, dann schiebt er eine Sache vor, die hier erledigt werden musste oder er musste sich um mich sorgen, weil ich ja unterwegs war und an diesem Punkt fehlen mir die Argumente.

    Da ist noch so eine verzwickte Situation für mich. Einfach zu unterscheiden, was gehört in die Arbeitsteilung einer funktionierenden Familie (muss einfach sein) und was nehme ich ihm ab, obwohl ich es nicht müsste. Wie gebe ich ihm die Verantwortung zurück?

    Naja, mein Weg hat derzeit noch sehr spitze Steine, bis ich zum tollen Sandstrand komme, brauch ich noch ein bisschen Hornhaut unter meinen Füßen.

    Bin dankbar für Euer Feedback.
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Zitat von lütte69

    GuMo Zimttee,

    danke für's zurechtrücken. Das ist echt krass. Nach dem gestrigen Gespräch bin ich wieder total am Grübeln. Stell meine Wahrnehmungen und Gefühle völlig in Zweifel. Er hat ja dieses WE nicht getrunken und ich mach immer noch Terz - wann ich denn wieder "normal" werden will. Ich kann mich aber nicht einfach umdrehen und die Welt ist wieder in Ordnung. Auch wenn das für ihn jetzt ganz neu war, aber meine Welt war / ist kaputt und braucht sicher noch eine ganze Zeit zum Neuaufbau. Wie soll ich ihm das erklären, wenn ich jedesmal Angst habe, dass es nicht bzw. falsch ankommt, aber auch Angst vor dem Gespräch an sich, weil ich selber zu unsicher bin :( .

    Den Arzttermin hat er noch nicht - ist heute früh wieder auf Montage gefahren. Hab ihm in Gedanken 3 Wo gegeben - wegen der Montage, aber dann, wenn nicht. Sprech ich ihn an - misch ich mich wieder in sein Leben, dass er durch mich nicht selbst bestimmen kann. Zieh ich mich raus und mach was für mich, bin ich egoistisch. :?:

    ????????????
    Lütte

    Nein, du bist nicht egoistisch!!! Du hast das jahrelang ausgehalten, nun ists gut und das Maß voll. Er hatte Chancen, mehr als genug und sie nicht genutzt. Dabei hätte er um diese Möglichkeiten froh sein können, so mancher wäre auf Knien mit Tränen zurückgekommen. Und er? Er behandelt dich respektlos, manipuliert dich und bringt dich zu den schlechten Gefühlen (Wahrnehmung, zweifel an den Gefühlen), die du ohne ihn nicht hättest. Nun bist du dran, das ist nicht egoistisch, sondern Selbsterhaltung. Ich glaube, das würde keine gesunde Frau (ohne Co-Abhängigkeit) so mit sich machen lassen.

    Du hast nur dieses eine Leben, vergeude es nicht, sondern nutze es. Willst du dich wirklich so lange damit rumquälen? Irgendwann kommt der große Knall. Wenn du unbeschadet bisher dadurchgekommen bist, sei froh. Aber riskiere das nicht! Es gibt Dinge, da helfen keine Pflaster mehr.

    Deine Wahrnehmungen und Zweifel sind absolut okay und berechtigt- es bedeutet gar nichts, dass er nicht getrunken hat. Manche reißen sich wochenlang zusammen und trinken nicht- sein Verhalten, was du schilderst, ist da eindeutiger. Die Art, wie er mit dir umgeht in der Situation, spricht für sich. Da wäre bei mir auch ohne Alkohol Schicht im Schacht.

    Bei meiner Mutter ist es auch immer so, dass es Tage oder Wochen gut geht- aber dann gibts die große Belohnung für das Durchhalten, die dann in mehrwöchigen Eskapaden gefeiert wird. Ist hier in manchen Bereichen des Forum detailliert nachzulesen. Vllt stellst du den Thread mal in den anderen Teil, damit dir Betroffene ihre Gedanken dazu schreiben? Zu deinem Mann? Das wirkt sicher authentischer.
    Aber die Tatsache, dass er gar nichts einsieht, zeigt mir schon, dass er nicht wesentlich lange trocken/pausierend bleiben wird. Wieso denn auch? Er hat ja kein Problem, andere trinken auch. 2 Wochen reichen dann auch und er darf weitertrinken.

    Ich denke, du bist auf dem Weg zum Sandstrand, du darfst nur nich wieder zurück an den Ausgangspunkt.
    Es dauert, bis einem ein Licht aufgeht bzw es Klick macht und man die Situation erfasst, die einem immer so verquer aufgetischt wird.
    Echt, ich habe momentan eine Erkenntnis nach der nächsten, auch wenn ich dachte, da gibts nicht mehr viel neues. Man nimmt es nur mit Distanz und Wille zur Wahrnehmung wahr. Und natürlich im Austausch mit anderen, die dir aufzeigen, wie "es wirklich ist".

    Naja :)

    Ich wünsche dir eine gute Nacht! Wenn du willst, wird das schon.

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!