• Da fällt es mir auch wieder wie Schuppen von den Augen.
    Bei meinem Vater bin ich auch noch nicht schlau geworden. Am ehesten erinnert er mich an eine Borderline-Persönlichkeit. Hab mir ein Buch dazu gekauft und es passt wie die Faust aufs Auge (Mit zerbrochenen Flügeln) . Diese Extreme, in die er fallen kann. Er kann der liebste und netteste Mensch sein, den man sich vorstellen kann. Bringt mir Essen mit, schleppt Dinge an, von denen er denkt, dass ich sie gebrauchen kann. Vom Briefbeschwerer bis zum Plastiktannenbaum mit Weihnachtskugeln, will immer, dass ich genug Geld habe.. Aber auf der anderen Seite kann er von 0 auf 100 in wenigen Minuten aggressiv werden. Wenn der schreit, fühlst du dich wie ein Keks, der in der Luft zerbröselt. Sein Geschrei nutzt er auch, um die Leute mürbe zu machen, vornehmlich die Familie. Er kann nicht mit Geld umgehen, gibt viel zu viel aus.
    Auf der anderen Seite ist er auch übelst ungerecht.
    Er meint, er habe soo viel für mich getan. Hat er auch, dann hat er sich besonders viel Mühe gegeben und alles sollte 100% sein. Aber er hat eben nicht so die Ahnung, was alles sein muss oder wie teuer das Leben alleine sein kann.
    Für diese Mühe erwartet er dafinitiv Gegenleistungen.
    Was den Alkoholkonsum betrifft, ist dies echt bedenklich. Er tendiert defitiv dazu, Probleme mit Alk zu lösen. Als ich ausgezogen war, war er sehr oft gut betrunken, viel häufiger als sonst.
    Früher auch öfters. Er ging dann immer in die Kneipe. Wenn er wiederkam, fand er manchmal nach seinem Kontrollspaziergang, ob alles okay ist bei uns, nicht mehr aus unseren Kinderzimmern raus oder urinierte zwei Mal in das Kinderzimmer meines Geschwisters, weil er es mit dem Bad verwechselte.
    Wie es aktuell ist, weiß ich nicht. Aber ich hab eben auch meine Befürchtung, dass er dann auch in den Alkoholismus abrutscht. Was ja wiederum nicht "mein Bier" ist.
    Weißt du, ich wünsche mir einfach nur eine normale Familie. Zu einer, zu der man mit Problemen hingehen kann, die ein normales Zusammenleben hat, wo man "ankommt" und Halt erfährt. Aber nicht Probleme an allen Ecken und ein völlig verdrehtes Eltern-Kind-Verhältnis.
    Mit Problemen brauche ich da erst gar nicht aufzuschlagen.
    Als ich meine Prüfungen hatte, war ich an den Tagen zuvor bei den Eltern meines Freundes, die mich einigermaßen beruhigen konnten. Dass es der größte Fehler ist, vor Prüfungen zu meinen Eltern zu fahren, habe ich Ende letzten Monats gemerkt. Die Familie meines Freundes war in Urlaub. Meine Eltern haben mir zum Dank die Hölle auf Erden beschert, obwohl sie hoch und heilig versprachen, dass sie sich zusammen reißen. Da merkt man doch, wie krankhaft das Ganze schon ist.
    Als ich mich jetzt zum Ref beworben habe, habe ich sämtliche Orte vorgeschlagen, bis auf den Ort, bei dem meine Eltern leben. Auch die Regierung, zu der die Familie meines Freundes gehört, habe ich ausgewählt- aber die Bezirksregierung meiner Eltern habe ich bewusst nicht angegeben.
    Und das, obwohl es die "Schwiegerfamilie" ist.

    Und es hat genau so angefangen, wie bei sovielen Schreibern hier, deren Partner grad erst ein paar Jahre trinken. Ich hab früher auch immer gedacht, dass es so weit schon nicht kommen wird- Pustekuchen.

    Ja, ich hatte auch das Gefühl, dass mein Vater sie auch in ihrer Situation hält. Er glaubt auch nicht, dass sie ernsthaft krank ist, sondern sieht ihr Verhalten als Provokation und Absicht, um ihm was auszuwischen.
    Da reagiert er dann immer mit Gewalt, um sie unter Druck zu setzen.
    Er ist ein Meister der Manipulation und hat ihr die Psychiatrie und den Entzug von Anfang an schlecht geredet. Wenn sie weitertrinke, dann würde er sie einfach ins "Trockendock" schicken, dann würde sie ja sehen, was ihr Arbeitgeber und die Nachbarn von ihr denken. Die Leute werden dann über sie reden. Wenn sie dann da war, könne sie direkt bei ihrer Mutter einziehen, dann will er sie nicht mehr. Und sollte sie ausziehen, dann sollte sie schon sofort wissen, dass sie sich bei ihm nicht mehr melden braucht.
    Sie kann schon alleine deswegen nicht weg, weil sie zu Hause den Haushalt schmeißen muss- er kriegts ja nicht hin. Und sie hat sich kleinreden lassen und alles mit Alk runtergeschüttet.
    Also, wenn man mich fragt, hat mein Vater auch alles getan, um sie weiter abhängig zu halten. Er will am liebsten die ganze Familie um sich herum unter seine Kontrolle packen. Mein Geschwister und ich lassen uns das nicht bieten- wenn er merkt, dass wir ihm überlegen sind, werden wir verbal angegangen und niedergemacht. Mein Geschwister hat mal erwähnt, dass er in seinem Studiengang gerne promovieren würde- Antwort meines Vaters: Er würde überschnappen.
    Die Beraterin meint, dass die beiden ihr System haben und sich gegenseitig bedingen. Mutter hat Angst, alleine zu sein. Sie will nicht mal alleine vorm TV sitzen.. Wir haben zwei Geräte- sie guckt lieber mit ihm Filme wie DSDS oder das Supertalent, obwohl sie den Bohlen nicht ausstehen kann, als dass sie ihre Krimis in Ruhe und alleine vor dem anderen Gerät schaut. Und Vater braucht Mutter als Haushälterin und auch, um nicht alleine zu sein. Sie erkannte ihn auch als sehr unselbständig Da haben sie wohl ihr System gefunden, mit dem man sich doch arrangieren kann.

    Tja. Auf der anderen Seite bin ich meinem Vater doch dankbar, dass er mich aus Mamas Familie rausgehalten hat und den Kontakt stark gemindert hat. Die sind von Alkoholismus bis in die Haarspitzen geprägt und - das schlimmste - merken dies nicht.
    Außerdem hat er uns immer etwas Normalität beschafft, uns dann doch häufig positive Rückmeldungen gegeben und uns gestärkt. Wenn er auch manchmal ganz anders reagierte. Aber ich glaube, meist überwog der freundliche, nette Teil, als wir kleiner waren.

    Neulich hat er mir erzählt, wie stolz er auf mich sei, dass ich das geschafft habe, was er wohl selbst nie geschafft hätte und sich für seine Reaktion damals entschuldigt.
    Tja.. Zu Beginn hab ich seine Extreme schonmal angesprochen. Die sind es, die es mir so schwierig machen. Er ist ziemlich unberechenbar.

    Ich denke, ich sollte nun schlafen gehen.
    Miriel, dir antworte ich morgen!

    Gute Nacht!

    Natalie

  • Hallo Miriel,

    danke für deine Rückmeldung.
    Ich habe mir erstmal ein paar Tage Abstand genommen, weil es im Moment für mich schwierig ist, mich mit meiner Mutter auseinander zu setzen.
    Es wühlt mich sehr auf. Meine letzte Prüfung ist nun 4 Wocher her und ich brauchte Zeit, um Kraft zu schöpfen.
    Zwischendurch war wieder so ein Tag, an dem ich mit Mutter sprach. Der Vater von einer Kommilitonen war schwer chronisch krank und ist vor einiger Zeit daran gestorben. Sie guckte mich ganz bedröppelt dabei an, als ich von dem Vater sprach. Ich merkte, dass sie mit mir über sich reden wollte.. Es muss sie ganz schön belasten, dass sie weiß, dass es für sie kein zurück mehr gibt und sie mit niemandem darüber reden kann. Die Grenze setzt sie sich ja selbst.
    Beim Gedanken daran, dass sie früh sterben wird, könnte ich durchdrehen- obwohl ich nie eine Tochter-Mutter-Beziehung zu ihr hatte. Ich bin früh auf Distanz gegangen, weil ich mit ihren Stimmungsschwankungen nicht klar kam. Wir haben auch nie was gemeinsames unternommen, keine wirklichen Gespräche über uns geführt- sie weiß nicht, was ich denke, was ich fühle und umgekehrt.
    Aber wenn ich dran denke, dass sie bald sterben wird, fühle ich schon diese Leere in mir.. Leere und Kälte.

    Aber ich kann daran nix ändern, es wird nicht besser werden. Und wenn ich mich da zu sehr emotional drauf einlasse, dann zieht mich das wieder runter. Ich sehe es ja bei meiner Verwandtschaft, wo es endet, wenn man sich aus diesem Dunstkreis nicht entfernt.
    Meine Mutter hat ein Geschwister, welches natürlich auch EKA ist. Diese Person ist selbst nicht alkoholkrank; hat ein eigenständiges Leben, verheiratet, ein paar Kinder. Diese Kinder sind durch das Elternteil so in Watte gepackt und behütet worden, dass sie ein schlechtes Selbstwertgefühl haben, alles kontrollieren müssen, nichts genießen können.. Immer "ich muss aber noch..." denken und sich so nie Entspannung gönnen. Sie sehen sich immer als unzulänglich, hängen total an diesem Elternteil und schaffen es nicht, sich zu lösen. Bisher verkorkste Leben. Auf dem Perso längst erwachsen, aber führen immer noch das Leben eines Kindes. Beide führen die gleichen Leben wie vor 10 Jahren. Keine Beziehungen bisher gehabt, beides Eigenbrödler.

    So will ich niemals leben!! Nie nie nie. Auf kurz oder lang wird es auch knallen. Ich habe etwas die Befürchtung, dass zumindest eine dieser Personen in der selben Schiene landet wie Mutter.

    Ja, ein Nein wird hier auch nicht akzeptiert. Daher habe ich mich entfernt.
    Mir graut es ein wenig vor Weihnachten in 4 Wochen. Da sehe ich alle erstmals seit langer Zeit wieder. Ich werde mir wahrscheinlich anhören können, warum ich denn immer noch studiere, dann wird das Kinderthema aufkommen.. Wann ich denn noch Mutter werden möchte? Dann werde ich bestimmt wieder auf Mutter angehauen. Dieses Mal werde ich dann ungehalten; ich habe das Thema schon mind. 1 Mal deutlich abgewiesen.
    Ich habe mal überlegt, ob ich als Antwort auf die Frage nach Nachwuchs sagen werde, dass ich keine eigenen Kinder bekomme, so lange, wie ich noch mit meinen Eltern auf Weihnachtstour zur Verwandtschaft fahre. Mal gucken ^^

    Redest du mit deiner Familie deutlich, oder sagst du nicht direkt, was dich stört?

    Was studierst du eigentlich, wenn ich fragen darf?

    Alles Liebe,
    Natalie

  • Hallo Zimttee,
    interessant was du über die Kinder Deiner Tante schreibst. Kannst Du erklären, wie die Verhaltensweisen deiner Cousiinen und Cousins damit zusammenhängen, daß sie seinerzeit in Watte gepackt wurden?

    und auch: siehst Du einen Zusammenhang zwischen EKA Deiner Tante und das in Watte ´packen ihrer Kinder?

    Danke, Rhein

  • Mein Opa hat ja auch getrunken und ist vor vielen, vielen Jahren, als ich noch klein war, gestorben.

    Ich merke dem Geschwister meiner Mutter an, dass diese Person sehr große Minderwertigkeitskomplexe und auch Angstprobleme hat, sich als unzulänglich empfindet. Die Person hat nie eine Therapie gemacht und ist auch nicht wirklich gut in Selbstreflexion. Ich würd die Person als klassisches EKA beschreiben, was das Geschehene stark verdrängt und beschönigt.

    Ich glaube, dass das Geschwister seine eigene Situation auf die eigenen Kinder projiziert und ihnen auch diese Selbstwahrnehmung mitgegeben hat. Die Kinder haben die gleichen Komplexe bezüglich ihres Aussehens, empfinden sich nie als gut genug und müssen sämtliche Dinge kontrollieren. Ist das Fenster noch auf, der Herd noch an, Tür ins Schloss gezogen?
    Ich kann nichts zu deren Kindheit sagen, bis auf, dass Mutter beschrieb, dass sie durchaus mit dem Gürtel oder Stöcken verprügelt wurden. Also keine rosige Kindheit.
    Ich glaube, Mutters Geschwister wollte die Kinder vor allem möglichen Schaden beschützen- sei es vor schädlichen TV-Inhalten, blutigen Knien oder sonstigen Fehlern. Die Kinder sollten perfekt werden- freundlich, zuvorkommend, bescheiden, talentiert, sehr gute Noten, wohl erzogen, tierlieb. Was es so tolles alles gibt.
    Sie durften nicht experimentieren, nichts ausprobieren, keine Fehler machen, nichts riskieren. Ich bin der Meinung, dass Kinder solche Erfahrungen brauchen. Nur wer mal was riskiert- in einem gewissen Rahmen, ich meine keine lebensgefährliche Dinge- der kann merken, dass er auch schwieriges schafft und daran wachsen. Wer mal einen Fehler macht, der wird merken, dass das nicht gleich den Weltuntergang bedeutet und dass man auch mal Fehler machen darf. Insgesamt ist sowas in meinen Augen hilfreich, wenn das Selbstwertgefühl ausgebaut wird. Wenn du immer nur hörst "du darfst dies nicht, du kannst das nicht" traust du dir später, wenn du selbst entscheiden darfst, nichts zu. Weil du als Kind daran nicht wachsen konntest und im Prinzip klein gehalten wurdest.
    Diese Kinder sind nun so darauf bedacht, diese Perfektionsansprüche zu erfüllen, als nicht minderwertig gesehen zu werden, dass sie alles um sich herum vergessen. Sie haben auch keine Sozialkontakt oder Partner. Als es Zeugnisse gab, hat das Geschwister meiner Mutter den Kinder vorgerechnet, um wieviel sie hätten besser sein können, als sie für die wirklich guten Leistungen mal zu loben. Sowas hat wohl sehr geprägt.
    Mich hat diese Person immer nieder gemacht- ich war kein guter Umgang, war schlecht- nicht dass sich die Kinder an mir ein Bsp. nehmen.

    Die Person hat es sicher "nur gut gemeint". Erschreckend finde ich eben, dass sich die Kinder wie EKAs verhalten, die typischen Merkmale haben.. Nur mit dem Unterschied, dass das Elternteil EKA ist und sie eben nicht.
    Daher eben der Bruch mit der Familie. Sie erwarten von mir, dass ich mich fein einreihe- und ich werd den Teufel tun und mich dort anpassen und wieder ins Boot setzen. Daher ist das eben die einzige Möglichkeit, wirklich rauszukommen.

    Natalie

  • Zitat von Rhein

    interessant was du über die Kinder Deiner Tante schreibst.

    Ob jetzt Tante oder Onkel- darauf will ich mich nicht festlegen. Ist aber auch egal.
    Ich denke schon, dass es da Zusammenhänge gibt.

    Ich werde mich studientechnisch in nächster Zeit mit Eltern und Familie aus psychologischer Perspektive befassen; das geht in etwa in die selbe Richtung.

  • Hey Buschblume!

    Ja, Angst, Mutter dort alleine zu lassen, hatte ich auch immer. Ich hatte auch immer Angst davor, dass er sie "aus Versehen" oder in der Wut umbringt.
    Auf der anderen Seite habe ich gemerkt, dass die beiden so sehr aneinander kleben, dass man nicht dazwischen kommt. Wenn Mutter irgendwas an meinem Verhalten missfällt, steht Vater sofort hinter ihr und unterstützt sie. Umgekehrt genauso. Als er sie mal misshandelte und wir ihn aus dem Zimmer zogen, habe ich ihm gesagt, dass wir die Polizei rufen, sollte das nochmal passieren. Mutter hat mir den Anruf verboten- ab dem Moment war es auch mir egal. Was soll ich noch ausrichten, wenn sie zu ihm hält?

    Ich war vor ein paar Wochen bei der Caritas und habe mich beraten lassen. Wie du sicher gelesen hast, erklärte mir die Beraterin, dass sich Partner arrangieren können. Sprich, unsere Väter akzeptieren, dass die Frauen trinken. Sie sind wiederum sehr abhängig von ihnen, weil sie sich alleine nicht versorgen können, dass sie die Sucht akzeptieren, so lange sie noch "anständig" versorgt werden.
    Ich vermute, dass das auch der Grund ist, wieso Mutter so lange durchhält und weiterhin funktioniert.
    Die Beraterin bei der Caritas hat auch 5 Mal nachgefragt, ob Mutter tatsächlich noch arbeite. Sie sagte, dass es ungewöhnlich sei, dass jemand nach über 20 Jahren Sucht überhaupt den Haushalt noch alleine schmeißen könne, geschweige denn arbeiten gehen könne.

    Ich weiß nicht, ob dir der Sozialpsychiatrische Dienst weiterhelfen kann. Aber die Beratung bei der Caritas fand ich ganz gut. Die gibt es in allen größeren Städten. Wichtig ist erstmal, dass du an deiner Zukunft arbeitest. Die deiner Mutter kannst du nicht beeinflussen.

    Ich habe in den letzten Jahren die Meinung gefunden, dass man so ziemlich alles erreichen kann, was man will. Außer vielleicht einen nassen Alkoholiker gegen seinen Willen trocken zu legen ;)
    Wenn ich zum Beispiel einen Partner haben möchte, der nett zu mir ist und nicht so ein Idiot wie all die anderen, dann muss ich mehr Zeit in die Suche nach meinen Gründen, so jemanden toll zu finden, investieren, das Ganze überwinden und dann irgendwo "Mr Right" finden. Wenn ich allerdings so sehnsüchtig nach jemandem - irgendjemand- suche, der mich auch möchte und den erstbesten Hallodri nehme, die Zeit für Mr. Right nicht investieren will; dann stehe ich mir selbst im Weg, mein Ziel zu erreichen.
    So ists auch mit den Eltern. Wenn ich den einfachsten Weg gehe, ihnen nie widerspreche, meine Bedürfnisse immer unterordne und bei ihnen bleibe- dann habe ich zwar keine größeren Schwierigkeiten, aber komme nie von ihnen los. Wenn ich allerdings auf meine Wünsche achte, widerspreche, mich distanziere, zwischendurch Nein sage.. Dann ist es anstrengender und kostet erstmal mehr Kraft. Aber irgendwann stellt man fest, dass es gar nicht sooo schlimm ist, wie erwartet- dass die Erde rund ist und man nicht so einfach vom Tellerrand runterfallen kann, wie es die Eltern immer vorausgesagt/gedroht haben, wenn man sich zu weit von ihnen entfernen will. Und dass man in ruhigen Momenten die Akkus auch mal aufladen kann, was zu Hause nie möglich war.
    Am Anfang haben meine Eltern viel geklammert und mir ein schlechtes Gewissen gemacht. Das ist mit der Zeit weniger geworden, etwas Akzeptanz ist da. Wobei sie immer noch versuchen, mir mit ihrem Gejammer in den Ohren zu liegen. Das zieht aber nicht soo sehr.

    Hat dein Vater Sozialkontakte oder Hobbies? Also, hätte er ein eigenes Leben, falls deine Mutter sterben sollte?

    Ich bin davon überzeugt, dass es für dich einen Ausweg gibt. Hier im Forum gibt es einen Spruch, in dem viel Wahres steckt: Wer nicht will, findet Gründe. Wer will, findet Wege.
    Soll heißen: Wenn du wirklich willst, kommst du da auch raus.

    Wobei ich häufig merke, dass man nie ganz davon los kommt. Traurig bin ich immer, wenn ich über die Zukunft oder auch große Teile meiner Vergangenheit nachdenke. Andere Kinder/Jugendliche schienen es immer soo leicht zu haben. Denen fiel vieles zu- gute Noten, Hobbies, viele Unternehmungen mit den Eltern. Ich war froh, mich irgendwie über Wasser zu halten, war nicht so unbeschwert wie andere und wurde daher von ihnen gemieden bzw. herablässig angeguckt, weil ich es in manchen Jahren nur so geradeeben über die (Schul-)Runden schaffte.. Während andere eine Glanznote nach der anderen schafften, wusste ich nicht, wie ich den Stress zu Hause aushalten sollte.
    Mir hat es geholfen, meine Situation zu akzeptieren. An den Karten, die ich habe, kann ich eh nix mehr ändern.. Nur das Spiel, was ich mit diesen Karten bestreite.
    Es ist in der Vergangenheit vieles falsch gelaufen, aber das ist nun Geschichte, ich lebe nun befreiter und kann vieles anders machen. Ich führe mir vor Augen, was ich geschafft habe. Dass es ein riesiger Kraftakt war, das Abi durchzuhalten und dass ich nun ein gutes Studium hingelegt habe. Dass ich eben das werten sollte, was ich aus meiner Situation gemacht habe und nicht was andere mit einem perfekten Familienhintergrund geschafft haben.
    Manchmal muss man ein wenig gnädig zu sich sein.

    Beginnst du ein Studium, oder zieht es dich einfach so von zu Hause weg?
    Ich fands auch immer wichtig, mich mit meinem Geschwister gut zu verstehen. Einfach, weil man im selben Boot sitzt.

  • Hallo Buschblume,

    hm, ich habe irgendwann gemerkt, dass das die Verantwortung meiner Eltern ist. Meine Hilfe ist da nicht erwünscht und wurde mir auch verboten. Was soll ich da machen? Ich kann nix machen.

    Mein Vater hat auch keine Sozialkontakte, oder kaum. Eigentlich nur ein Hobby. Von der Familie ist er auch sehr isoliert.

    Ich bin grad bei meinen Eltern. Heute war Mutter klar, als ich ankam. Wir haben sogar gemeinsam Kaffee getrunken und dabei Kekse gegessen. Alleine am Küchentisch; ich glaube, das haben wir noch nie. Verrückt eigentlich. Das sollte doch das normalste sein, dass Mutter und Tochter mal Kekse essen und Kaffee trinken. Wobei die Kekse auch noch selbst gebacken waren, es gab vier oder fünf Sorten zur Auswahl. Letztes Jahr hat sie das nicht geschafft.

    Der nächste Knaller kam dann auch; sie war beim Arzt wegen einer orthopädischen Sache und der hat dann wiederum eine chronische Krankheit festgestellt, die sehr schmerzhaft werden kann und nicht nett ist. Boom. Was sollte ich dazu sagen? Irgendwie hab ich glaub ich recht kalt reagiert.. Aber ich fühlte mich selbst so gefühllos in dem Moment.

    Ich glaube, emotional kommt man nicht von den eigenen Eltern los.. Aber ich denke, dass man das auch nicht muss. Es reicht, wenn man sich selbst nicht aus dem Fokus als wichtigste Person verliert und das Wohl anderer nicht über dem eigenen Wohl anordnet.. Und das ist auch schon schwer genug in der Situation.

    Alles Liebe,
    Natalie

  • Guten Morgen zimttee

    Dein letzter Satz gefällt mir besonders gut ,werde ihn als Leitsatz /Überschrift für meine nächsten Schritte nutzen.
    Meine Eltern leben auch beide noch,die Problematik war ja nicht Alkohol sondern zwischen meinen Vater und uns Kindern eher dieses fast nie dasein(wenn er mal da war schlug er uns auch!) und von Mutter zu mir diese Ablehnung.
    Ich habe vorgestern erfahren das sie inzwischen auch ziemlich krank ist, die ,,Buschtrommel,,innerhalb der Familie funktioniert immer noch....
    Dazu kann ich sagen das ich keinerlei Gefühle dazu hatte,weder Mitleid noch Schadenfreude,es war als ob das eine Nachricht über einen Fremden oder flüchtig Bekannten wäre.
    Darüber bin ich froh.
    Mein Vater ist deutlich älter und obwohl er sich nie um uns kümmerte ,begann er vor ca. 20 Jahren damit uns in Abständen zu kontaktieren für ein letzte ,,klärendes Gespräch,, man weiß ja nie.........!!!!!
    Bis vor einigen Jahren bin ich auch immer wieder hingelaufen (die Hoffnung stirbt zuletzt) letztes Jahr allerdings als meine Schwester mich anrief und meinte nun will er sein Hab und Gut verteilen(ist sehr vermögend) ,ich glaube es ist diesmal wirklich ernst,bin ich nicht gerannt sondern hab erstmal Zeit geschunden und 2 nächte drüber geschlafen .
    Dann entschied ich NEIN diesmal nicht(allerdings war ich da auch schon ne Weile in der Therapie)
    Ich teilte meiner Schwester mit sie könne wegen mir alles nehmen,hab kein Interesse,möchte nur meinen Seelenfrieden!

    Ich glaube er lebt immernoch ,hab jedenfalls nicht gegeteiliges gehört und für mich war das die richtige Entscheidung.
    Es ist doch unglaublich unfair von Eltern die sich nie gekümmert oder nur negaiv uns gegenüber verhalten haben ,im Alter und bei Krankheit einfordern ,man sei zuständig.(schliesslich sein man ja das Kind!)
    Ich finde das ist eine unzumutbare Last.

    LG R...

  • Zitat von Peinzessin?


    Hallo, Zimttee/Natalie!

    Es ist sicherlich gut und lebenswichtig, dass du schaust, dass du einen für dich guten Weg findest, damit du dein Leben leben kannst - hast ja ein gutes Recht darauf. Es ist traurig, aber offensichtlich im Moment nicht zu ändern. Vielleicht auch nie. Du wirst mal vielleicht selber eine Familie haben, da brauchst du deine Kraft!!! Auch deine Mutter wünscht sich das sicherlich. Sie ist krank und schafft es nicht anders. Ist sie alleine? Hast du Geschwister?

    Meine drei Kids waren sich sicherlich gegenseitig immer eine große Unterstützung.

    Ich kann nicht aufhören, nach Lösungen (für Augen öffnen) zu suchen.
    Vielleicht kannst du deiner Mom ja dieses Forum zeigen?
    Ich jedenfalls habe in den letzten Tagen hier so viel gelesen, das mich wachgerüttelt, erschüttert, zutiefst getroffen hat!! Ich hasse den Alkohol!! !Und, was er aus mir die letzten Jahre machen hat können! Ich kann nix mehr rückgängig machen, aber ich kann die Zeit, die bleibt ändern. Und ich werde jeden Tag hier lesen und lesen, damit ichs nie wieder vergesse!!
    Ich wünsche dir von Herzen alles, alles Liebe, damit es für dich einen Weg gibt, der gangbar ist!!!

    Prinzessin?

    Sie ist nicht alleine, mein Vater ist hier und sie hat auch noch vier Geschwister, zu den meisten besteht guter Kontakt. Ihre Mutter lebt noch und sie hat auch ein paar Freundinnen.
    Aber sie trinkt halt seit über 20 Jahren, häufig bis zur Besinnungslosigkeit. Von den Stimmungsschwankungen brauche ich nicht zu schreiben.
    Als kleines Kind war ich total verzweifelt, hab sie angefleht, sie solle doch aufhören, damit alles wieder gut werde. Damals hab ich auch eine Alkoholvergiftung mitbekommen; war alleine mit ihr.. Es dauerte eine Ewigkeit, bis Vater kam und den Notarzt rief. Mit vier konnte ich die wichtigsten Nummern auswendig (Feuerwehr, Oma&Opa, Onkel), aber sie verbot mir, dort Hilfe zu holen.
    All das wurde gekonnt ignoriert. Ich habe mich aufgerieben. Zuletzt habe ich eine Vertrauensperson hergebeten und wir haben nochmal gesprochen. Ihre Schwestern und Schwägerinnen haben auch schon mit ihr gesprochen, Hilfe angeboten. Ärzte haben auch auf sie eingeredet, Therapien angeboten. Nix, sie will davon nix hören. Rechts rein, links raus. Beim letzten Gespräch lief sie einfach weg.

    Und das ist jetzt der Punkt, an dem ich nicht mehr will. Ich bin nicht die Therapeutin meiner Mutter; mir geht es schlecht und ich bin chronisch krank geworden. Nun steht deswegen meine Zukunft auf dem Spiel- ich will später Kinder, will mich selbst versorgen. Eine Berufsunfähigkeitsversicherung würd mich jetzt schon nicht mehr nehmen und Kinder zu bekommen kann ich knicken, wenn die Erkrankung stark fortschreitet. Wie kann ich es verantworten, welche zu bekommen, wenn ich sie möglicherweise irgendwann nicht mehr gescheit versorgen kann?
    Daher muss ich nun an mich denken. Das habe ich zu lange nicht.

    Ich bin es einfach leid, noch Auswege für sie zu suchen; das ist ihre Aufgabe. Kinder sind nicht die Therapeuten der Eltern. Und für sie entgiften kann ich nicht. Ich war längere zeit co-abhängig, habe mich aber nun aus dem "aktive Hilfe leisten wollen" zurückgezogen, weil es zwecklos ist und vergebene Mühe.
    Hast du dich schonmal über Co-Abhängigkeit informiert?

    Alles Liebe,
    Natalie

  • Guten Abend Zimttee,

    gestern bin ich im Thread von „Brummbär“ gelandet und war sehr beeindruckt von der Eindringlichkeit deiner Beiträge an ihn. Habe mir deinen Thread durchgelesen und war ganz erstaunt, wie jung du noch bist. Ich finde es schade, dass du anscheinend sehr sehr früh hast erwachsen werden müssen. Du schreibst in einem Beitrag, dass du anziehend wirkst auf Menschen, die Hilfe brauchen. Ich finde das sehr typisch für Menschen, die früh lernen mussten, Verantwortung zu übernehmen. Verantwortung zu übernehmen scheinen manchem gleichzusetzen mit verantwortlich sein.

    Ich habe selber Co-Anteile, bin aber auf Grund meiner Alkoholkrankheit hier im Forum (im geschlossenen Bereich angemeldet). Ich musste mir sagen lassen, dass ich mich selber ändern muss, wenn sich andere ändern sollen, ich finde das richtig so, finde es völlig legitim, Lust haben zu dürfen auf Unbeschwertheit, Fröhlichkeit, Lebendigkeit, ich hänge da manchmal auch noch zu sehr fest, wirke auch immer noch anziehend auf sog. „Opfer“, das kippt aber inzwischen, bin froh über jeden Funken Lebendigkeit spüren dürfen.

    Ich wünsche dir viel viel Kraft, deinen eingeschlagenen Weg fortzusetzen, ich finde, du machst das sehr gut.

    Liebe Grüße und einen schönen 1. Adventsabend

    Ulrike

  • Liebe Nathalie!!

    Deine Geschichte hat mich tief erschüttert. Habe sie vorher gelesen.
    Das wusste ich ja natürlich alles nicht.
    Ich bin vollkommen deiner Meinung, dass du nicht für deine Mutter verantwortlich bist. Eigentlich ist das genau die verkehrte Rolle - eigentlich sollte es genau umgekehrt sein.
    Du hast in deiner Kindheit viele Dinge übernehmen müssen, von denen Kinder keine Ahnung haben sollten. Und dennoch war alle Mühe umsonst.

    Wieso hat dein Vater das zugelassen?

    Es ist mehr als legitim, dass nun Schluss sein muss - vielmehr es ist für dich (über)lebenswichtig!
    Verzeih mir meine Naivität im vorigen Beitrag - ich wusste ja nicht...!

    Es sollen sich jetzt andere um deine Mutter kümmern - z.B. ihr Mann.
    Wahrscheinlich wird sich da nix mehr ändern - aber du hast keinen Einfluß darauf - vielmehr du hast bereits viel zu viel tun müssen - bist um eine unbeschwerte Kindheit umgefallen. Nun sogar chronisch krank.

    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass du einerseits professionelle Hilfe hast und andererseits, dass du es durchhältst zu erkennen, dass DU da nichts mehr ausrichten kannst, außer dich selbst kaputt zu machen.

    Ich schicke dir ganz viele gute Wünsche!!!!!!!!!!

    Prinzessin?

    Fini

  • Hallo Ulrike!
    Danke für deine Rückmeldung. Es tut auf jeden Fall gut, positives Feedback zu bekommen.
    Ich glaube, dass Cos feine Antennen für das Befinden anderer haben. Und möglicherweise auch das Bedürfnis, es allen recht zu machen und zu gefallen und dann eben zu helfen, wenn nötig. Sogenannte "Opfer" spüren dies und sie wiederum passen ja in das Schema, was ich von zu Hause kenne. "Perfect Match".

    Ich wollte auch immer allen gefallen, bloß nirgendwo anecken. Davor hatte ich Angst. In letzter Zeit hab ich das gelassen, war nicht immer überall freundlich und hab mich nicht mehr verstellt. Das Ergebnis ist, dass ich mich auf der einen Seite gut fühle, aber auf der anderen Seite fühl ich mich nicht wohl, weil mein Ruf auf der Arbeit sehr gelitten hat. Vorher hatte ich da keine Probleme, nun gerate ich ins Mobbing-Visir.
    So schnell wendet sich das Blatt.

    Nunja. Es ist zu ertragen, ich werde wohl bald kündigen, sobald ich mir etwas suchen kann, was meinem Studium entspricht.

    Danke für deinen Zuspruch!
    Das mit dem geschützten Forenbereich werde ich mir auch noch überlegen.. Momentan wäre es "finanziell unklug".

    Alles Liebe,
    Natalie

  • Hallo Prinzessin?,

    danke für deine Rückmeldung!
    Ich möchte dir auf diesem Weg auch noch sagen, dass du unbeschreibliches Glück hattest, dass du so nach 10 Jahren einen Weg aus der Sucht gefunden hast. Es ist ja nicht nur der Anteil deiner Kinder, dass sie dir die Pistole auf die Brust gesetzt haben, sondern auch dein Verdienst. Dass du bereit warst, dir dein Problem einzugestehen und zu erkennen, dass es so nicht weitergehen darf. Würde letzteres fehlen, hätten deine Kinder noch so viel schreiben können und du würdest noch trinken.
    Ich hoffe, dass du diese Chance auf Dauer nutzt!

    Zu meinem Vater: Er erkennt die Alkoholsucht nicht als Krankheit, sondern als Provokation. Er versucht sie, unter Druck zu setzen, dass sie aufhört; lehnt aber eine stationäre Therapie ab.
    Das klappt natürlich nicht. Er verlässt sie dennoch nicht, weil er alleine nicht klarkommen würde. Für ihn ists schlimmer, alleine als mit einer alkoholkranken Frau zu leben. Er ist hoffnungslos überfordert und lehnt aber alle "richtige" Hilfe ab, da sie seine Tätigkeit voraussetzt. Er muss ja selbst an sich arbeiten- das will er nicht. Am besten läuft alles so weiter- pünktlich Frühstück, Butterbrote für die Arbeit, Mittagessen und Abendbrot um 19h. Wenn er dann immer noch Wäsche im Kleiderschrank hat und sich auf "seinen" Platz auf der Couch setzen kann, ist seine Welt in Ordnung. Würde ich allerdings eine rosa Fee rufen können, die einen Zauberstab schwingt und Mutter gesund macht, wäre das auch okay.

    Er hat ja sein Soll erfüllt- ihr sagt er seit 20 Jahren regelmäßig, dass sie aufhören soll zu trinken und dass er sie sonst verlässt. Dann hat er noch den Hausarzt gerufen, der sich alles mal von den beiden angehört hat und dann unverrichteter Dinge wieder gegangen ist. Also alles getan- was soll man denn sonst noch machen?

    Mir tut es auch unglaublich leid. Sie hat nun die nächste Quittung bekommen in Form einer weiteren Erkrankung. Als sie mir das sagte, schien sie sehr verzweifelt- aber auf der anderen Seite will sie auch nichts ändern. Einmal wurde sie schon operiert.
    Jetzt ist es so, dass wir einkaufen wollten. Es gibt in meiner Stadt einen Laden, indem sie vor 2 Jahren schonmal einen Pulli gefunden hat. Sie braucht etwas mehr um die Schultern und viele Pullis sitzen daher nicht richtig. Dieser eine Pulli saß damals gut und am Bauch etwas lockerer. Nun spannt er am Bauch, da dieser so groß geworden ist. Ansonsten hat sie nicht zugenommen. Auch ihre letzte Winterjacke spannt sehr.
    Sie war nun guter Dinge in meiner Stadt, wir wollten für sie einen Pulli finden.
    Resultat des Tages: ihr Bauch ist so dick, dass sie keinen Pulli gefunden hat, obwohl die aktuellen Pullis zwei Nummern größer ausgewählt wurden als noch vor zwei Jahren.
    Sie war richtig enttäuscht und traurig.
    Es zerreißt mir das Herz.
    Sie gab sich sehr Mühe, hatte was für mich eingekauft, Plätzchen gebacken und mitgenommen. Machte sich Sorgen, was sie mir noch zu Weihnachten schenken könne. Und auf der anderen Seite das.
    Wenn ich wenigstens sauer sein könnte... Dann hätte ich einen Grund, mich abzuwenden. Aber so halte ich mehr Distanz, weil ich merke, dass mir der Kontakt nicht guttut.

    Auf der anderen Seite hat sie momentan eine gute Phase. Die will ich auch mal genießen, mal eine Mutter haben.. Aber auf der anderen Seite tut mir das nicht gut. Spätestens, wenn sie wieder abrutscht, stecke ich emotional zu tief mir drin und rutsche mit.

    Ich denke, Distanz halten ist das beste.
    Momentan ist Weihnachtszeit, das beduselt mich etwas. Zudem mache ich mir noch Gedanken, ob wir das nächste Weihnachten noch zusammen haben werden. Das macht mir Angst.

    Ansonsten kann ich berichten, dass ich den Kontakt zu zumindest einer Freundin, die mich als Co für ihre Depressionen und sonstigen Probleme nutzte, nun sehr reduziert habe. Sie meldet sich momentan auch nicht mehr. Von daher okay, es ist in meinem Sinne.

    Alles Liebe,
    Natalie

  • Hallo!

    Bei Tocco hab ich in seiner kurzen Zwischenbilanz einen Beitrag zum Thema Zufriedenheit gefunden. Seitdem denke ich darüber nach.

    Ich fand diese Menschen, die aus sich heraus zufrieden sind, immer sehr interessant und bewundernswert.
    Wie sie in sich ruhen, Entspannung ausstrahlen.
    Ich überlege seitdem, was diese Menschen ausmacht und wie sie zu dieser Haltung gelangen.
    Mein Fazit bisher: diese Menschen ruhen in sich selbst, weil sie sich nicht aus dem Fokus verlieren, mit sich selbst zufrieden sind, weil sie ihre Anforderungen an sich selbst nach ihrer Leistungsfähigkeit feststecken und weil sie sich nicht ständig mit anderen vergleichen, sondern sich unabhängig von anderen definieren.
    Das ist also vermehrt auch mein Ziel. Vorallem nun Weihnachten, wo mir wieder meine Prachtcousinen und -cousins vor die Nase gehalten werden.

    In meinem letzten Beitrag schrieb ich noch von besagter "Freundin", die mich als Co braucht.
    Nun ist es wieder soweit. Sie hatte ein furchtbares Unglück, anscheinend nicht verschuldet, und ist verletzt mit finanziellen Einbußen. Direkt wieder das alte Muster- alles öffentlich posten und dann Honig verteilen, damit brav alle darauf eingehen und Trost spenden und bemitleiden. Ich habe lange überlegt, wie ich reagieren sollte. Meine Antwort war ein schlichtes "Gute Besserung" und das wars- ich hab momentan genug um die Ohren, sodass ich mir ihr Gejammer -schließlich ist sie wg unüberlegter Entscheidungen, von denen wir ihr bei Rückfrage abgeraten haben selbst Schuld- nicht noch zusätzlich anhören möchte.
    Ich bin also bei mir geblieben =) Und schon ein wenig stolz.

    Alles Liebe,
    Natalie

  • Puh, ich weiß momentan echt nicht, wo mir der Kopf steht.
    Nun bin ich seit gestern bei meinen Eltern. Im letzten Jahr hatte ich die Anwesenheit hier immer sehr reduziert gehalten, 2 Übernachtungen waren immer das höchste der Gefühle.
    Nun bin ich schon Samstag hergefahren- ich hab einen riesigen Berg Wäsche mitgebracht, 4 Maschinen, die ich im Laufe des Tages waschen wollte, damit sie bis Montag (ohne Trochner) trocken werden. Ich wollte die überfüllten Züge heute umgehen und mich gestern Abend noch mit einer Freundin treffen.

    Die Wäsche habe ich auch gestern komplett erledigt, die Züge waren einigermaßen leer und die Freundin hat wg Überraschungsbesuch doch abgesagt und des Treffen verschoben.

    Es hat sich doch noch Unistress aufgetan- vielleicht kann ich die letzten beiden Abschlussprüfungen doch nicht antreten. Eine Dozentin hat einen Fehler entdeckt und wird Mitte Januar entscheiden, ob sie ein Auge zudrückt und mir die Unterschrift dennoch gibt. Ansonsten muss ich den Kurs wiederholen und werde um ein halbes Jahr zurückgeschmissen.

    Was bedeutet das? Ich wollte endlich aus dem Job wg. Mobbing raus und mir eine Stelle suchen, die ich aufgrund des fertigen Studiums antreten kann. Das kann ich dann knicken. Ich wollte mit meinem Freund wegziehen, weil ich nicht mehr an den Studienort gebunden bin. Gebunden wäre ich aber dann doch noch, also wird mein Freund alleine wegziehen.
    Meine Eltern können mir die Wohnung nicht mehr bezahlen, alleine kann ich sie aber auch nicht stemmen. Muss ich dann wohl oder übel hier zu Hause wieder einziehen? Das könnte ich nicht verkraften.

    Ich bin schon jetzt fix und fertig mit den Nerven, nach einem Tag. Mein Vater versprüht eine wahnsinnige Unruhe, alles muss sich um ihn drehen, wir müssen uns ihm unterordnen. Alles ist hier so laut; der Fernseher, es wird laut gesprochen und geschrien. Bei Diskussionen schreit mein Vater einfach los, wenn ihm die Argumente ausgehen und er unsere "übertönen" will.
    Meine Mutter war gestern wieder den ganzen Tag betrunken, hat laut mit sich selbst geredet, sich ihr Leid geklagt und in Selbstmitleid gebadet.
    Erschreckend fand ich, als sie mir einen halb gefüllten Becher Kaffee hinterher bringen wollte. Er war zur Hälfte maximal gefüllt und sie hat es auf 2-3 Metern geschafft, ihn anteilig zu verschütten.

    Jetzt sitze ich hier, hab mein 5qm Zimmer umgeräumt, um überhaupt lernen zu können. Hier stehen nur ein Bett und ein Schreibtisch. Unten zu lernen geht nicht, weil mein Vater in Rentnerlautstärke TV guckt. Immerhin hab ichs jetzt einigermaßen geschafft, mein Zimmer umzuräumen, sodass ich notfalls die nächsten Tage hier sitzen kann, um mich zurückzuziehen.

    Ich hab echt das Gefühl, als ob ich gerade von Uni und Elternhaus zerquetscht werde.
    Auf der einen Seite muss ich noch so viel erledigen, Examensarbeit bis Mitte Februar, Aufsätze bis Mitte Januar, Klausurlernen für Ende Februar und dann doch der Punkt, dass vielleicht doch alles umsonst war, wenn die Dozentin sich zu meinen Ungunsten entscheidet. Dann die negativen Konsequenzen, wenn ich die Unterschrift nicht bekomme- dann bricht meine ganze Planung zusammen. Die Erholung, die ich mir für ab März gönnen wollte, wird aufgeschoben werden müssen und der Stress geht in die Verlängerung.

    Mein Arzt hat mir vor einem Vierteljahr homoöpathische Beruhigungstabletten für die Prüfungsangst gegeben, die ich grad nehme, um klar denken zu können.
    Ich schaffe es immerhin, eine Struktur zu erkennen: die Aufsätze bis Ende des Jahres vorarbeiten und bis Ende der KW1 schreiben. Gleichzeitig meine Examensarbeit weiter vorbereiten, sodass ich die Grundlagenkapitel vielleicht auch bis Ende des Jahres stehen habe und mich dem Hauptteil widmen kann. Den kann ich dann im Januar schreiben und nebenbei für die Klausur, wenn ich sie denn schreiben darf, lernen.
    Für die Weihnachtstage mache ich mir für jeden Tag eine kleine to-do-Liste, an denen ich die Aufsätze und die Examensarbeit vorbereite.
    Eigentlich machbar, oder? Wenn ich das so betrachte, ist es machbar.. Nur viel zu tun.

    Ich muss auch sagen, dass ich das Gefühl habe, dass auch meine Mutter nicht so das Problem für mich ist, sondern eher mein Vater. Es war bis 14 Uhr so wunderbar ruhig. Aber seit er wieder kam, hört man hier nur die Glotze, ihn schreien und sprechen. Er ist total hektisch und unter Dauerstrom und er lässt mich nicht in Ruhe, steht dauernd hinter mir und will ständig Reaktionen und Aufmerksamkeit. Das macht mich total kirre.
    Zudem ist ihm anscheinend erst (vor-)gestern eingefallen, dass ja bald Weihnachten ist und er seiner Frau was schenken will. Er hat aber keine Ahnung, was. Schließlich hat sie sich geweigert, sich Klamotten auszusuchen, die er ihr dann schenken könnte. Jetzt will er, dass ich mir Gedanken darum mache. Ts. Hab mich geweigert und werd auch nicht mit ihm fahren, weil ich genug zu erledigen habe. Aus diesem Grund sind die Geschenke für alle auch schon seit Wochen klar.
    Dann wollte er sich mit Geld an unserem Geschenk beteiligen- das ist aber für beide zusammen.

    Mal wieder ein guter Zeitpunkt, um das selbst umzusetzen, was ich seit Wochen sage- Probleme anderer nicht zu den eigenen machen.
    Das Textschreiben hat schon geholfen- ich werde nun etwas leckeres kochen (das Essen hab ich Gott sei Dank im Griff und auch wieder etwas abgenommen) und dann die Traumhochzeit von Freitag angucken. Die hab ich aufgenommen. Ich bin Susan Sideropoulos-Fan. Meine Nägel hab ich schon gestern gemacht, hab mir eine neue Nagellackfarbe zum neuen Kleid für Montag gegönnt und mich gestern daran erfreut. So, also setze ich heute noch auf Entspannung und lerne dann weiter. So teile ich mir die Tage auf. Wenn ich mich zurückziehen will, hab ich in dem kleinen Zimmer nun die Möglichkeit.

    Ich fühle mich schon etwas sortierter.

    Natalie

  • Hallo Zimttee
    Das hörst sich ja sehr anstrengend an.-
    Also für den Vater hab ich nen Tipp
    ,,Funkkopfhörer,, mein xy hat Tinitus und zudem ab dem spätestens 2ten Bier hörte der garnichtsmehr,bis er herausfand auf einer bestimmten Frequenz am neuen Fernseher gehts besser,für normalhörende eine Qual,so schenkte ich ihm letzten Ostern Funkkopfhörer und konnte so im Nebenzimmer wieder etwas in meinem Fernseher hören.
    Ansonsten drück ich dir die Daumen für deine Prüfungen ,vielleicht drückt die zuständige Dame im Zuge von Weihnachten ja ein Auge zu.

    LG R...

  • Hallo Natalie,

    könntest du nicht in eine WG ziehen bzw. selber einfach eine gründen? Dann verringern sich die Mietkosten erheblich.

    Und was ist mit Bafög?

    Lieber Gruß,

    Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Hallo ihr beiden,

    danke für eure Worte.

    @ Renate: Ich fürchte, das wird der Herr nicht benutzen. Er hat ja kein Problem mit der Lautstärke, sondern wir. Sein Gehör wird halt schlechter wg der Arbeit und seines Alters- so ist das nunmal.
    Er weigert sich auch, seine Brille zu tragen und war zu Tode beleidigt, als ich ihm mal nahegelegt habe, zum HNO-Arzt zu gehen, da er so schnarcht. Ich hatte ähnliche Probleme, die nach einer OP korrigiert werden konnten. Daher ists schon naheliegend, wo seine Probleme herkommen; aber nein.. Er lässt sich nicht operieren und fand meinen Tipp sehr bevormundend und frech. Eine Tochter hat ihrem Vater keine Ratschläge zu geben.

    @ Linde:
    Meine Miete ist vergleichsweise gering, da ich nicht in der Kernstadt wohne. Aber dennoch kann ich keine 200 Euro von meinem Gehalt dafür bezahlen. Eventuell wäre Wohngeld eine Idee, aber ich weiß nicht, ob mein Lohn dafür ausreicht. Ich hab in den letzten Monaten wg der Prüfungen weniger verdient. Das könnte ich mal klären. Wobei wir dann zu dem Problem kommen, dass ich erstmal Bafög beantragen muss, da Wohngeld nur der bekommt, der keinen Anspruch mehr auf Bafög hat. Anspruch habe ich nicht mehr, aber dennoch müssten meine Eltern dafür Lohnsteuerbescheinigungen einreichen- und das haben sie mir zu Beginn meines Studiums schon verweigert. Denn "Keine Schulden machen und kein Geld vom Amt" ist die Devise.
    Ich befürchte, dass es schon sein kann, dass er mir den Geldhahn abdreht, damit ich wieder bei ihnen einziehe. Es gibt noch andere Geschwister, von denen das letzte jetzt bald zum Studium auszieht. Damit wäre mein Anspruch "erloschen"; 2 Wohnungen bezahlen geht nicht.

    Dann wären sie alleine; Vater heult bei dem Gedanken daran jetzt schon. Ihm käme es gelegen, wenn ich wieder da wäre. Damals kamen schon so Sprüche wie "Wenn du jetzt keine Kurse mehr hast, kannst du ja auch wieder nach Hause kommen."

    Ich sehe, ich muss alles daran setzen, diese Unterschrift noch zu bekommen. Irgendwie. Sonst wird das echt die Hölle auf Erden.

    Euch einen schönen 4. Advent und morgen einen schönen Heilig Abend.

    Natalie

  • Hallo Zimttee,

    wollte mal bei Dir reinschaun und frohe Weihnachten wünschen.
    Kann nur wiederholen, was ich Dir in meinem Thread zuletzt geschrieben habe: Du mußt für Dich klären was Dich mehr belastet: Die Trennung von der Familie (auch gegen deren Erwartungen) oder Dein Aufenthalt dort.
    Wie ist das mit Deinem Freund? Hat der auch kein Einkommen? Vllt. kannst Du auch so was wie eine mietfreie Wohnung finden bei jemand der Hilfe im Haushalt oder in der Landwirtschaft braucht. Das habe ich mal gemacht, als ich kein Geld hatte. War anstrengend aber eine unvergessliche Zeit.

    Sei ganz lieb gegrüßt und laß Dich nicht unterkriegen. Das mit dem neuen Kleid und dem Nagellack find ich spitze. Sei stolz auf Dich - egal wie Weihnachten wird! (In der Weihnachtsgeschichte war ja auch nur Chaos, Geburt im Stall --- da denk ich immer dran, wenn mein Weihnachten alles andere als feierlich ist.)

    LG Grüße
    Nys

  • Hallo NYS
    ,,(In der Weihnachtsgeschichte war ja auch nur Chaos, Geburt im Stall --- da denk ich immer dran, wenn mein Weihnachten alles andere als feierlich ist.)

    Köstlich und eine schöne ,,Brücke,,
    Liebe Grüße R...

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