Vor etwas mehr als zwei Wochen habe ich, auch dank vielen Tipps der Mitglieder dieses Forums die Entscheidung getroffen, eine Entgiftung zu beginnen. Am 14.8. ging es dann auch endlich los. Die Entscheidung ist mir erst sehr schwer gefallen, da ich Bedenken hatte, wie mein Umfeld auf diese Entscheidung reagieren würde. Doch ich hatte ein riesiges Glück. Ich traf auf Verständnis und mir wurde der Rücken freigehalten. Aufmunterung und rege Unterstützung waren das, was mir entgegen kam. Mit einem solchen Rückhalt habe ich nicht gerechnet, dazu aber später mehr...
Doch ich hatte immer noch Angst und war extrem unruhig, schließlich wusste ich nicht, was mich erwartet. Total platt und kraftlos kam ich am Tag vor der Entgiftung zu meinem Arzt um mir die Einweisung abzuholen. Immer im Hinterkopf die Bedenken, er könne mir diese nicht ausstellen. Total verrückt wie ich mir heute eingestehen muss, denn nach fünf Minuten hatte ich das Schreiben. Eine schlaflose Nacht später ging es dann auch schon los.
Herzlich und unvoreingenommen wurde ich auf der Station empfangen. Auch viele der Patienten haben mich von der ersten Minute an unterstützt. Es folgte der Entzug. Eine echte Erleichterung, dass endlich dieser wichtige Schritt erfolgt. In vielen Gesprächen erfuhr ich die unterschiedlichsten Geschichten, die auch parallelen zu meiner aufwiesen. In einer Vielzahl von Gesprächen war ich kurz vor dem Heulen, oder habe dies auch getan. Es wird einem auf einmal so vieles klar, was man selbst vernachlässigt hat und was durch diese Sucht alles hätte passieren können - der Satz Mann was habe ich eigentlich gemacht? Ging mir regelmäßig durch den Kopf. Es waren für mich zwei sehr nachdenkliche Wochen, die mir aber ermöglicht haben abzuschalten - etwas was seit Wochen nicht mehr möglich war (seitdem ich mir selber eingestand, ich habe ein Problem).
Das Kopfkarussel war die ersten Tage so präsent, dass ich froh war mit Menschen mich auszutauschen, die das gleiche Problem haben.
Mein erster Besuch zu Hause war dann sehr aufregend. Ich wusste, ich habe noch Bier bei mir stehen. Doch mein vorher festgelegte Plan glückte. Bierflaschen nehmen, und ab in die ToilettenSchüssel. Die Erleichterung war da und ich konnte mich anderen Sachen widmen. Am das Trinken habe ich gar nicht mehr gedacht. Ich war einfach nur froh daheim zu sein. Nach einer Nacht sollte ich dann wieder zurück in die Klinik. Schade dachte ich zuerst, aber ich hatte mir geschworen, ich zieh das durch, ohne wenn und aber. Dass ich so schnell wieder nach Hause kommen sollte, ahnte ich noch nicht. Am nächsten Tag erfuhr ich aber, dass ich an nächsten Tag entlassen werde. Nun bin ich zuhause und der Alltag hat mich wieder. Na ja noch nicht ganz, bis Ende der Woche habe ich erst mal viele Termine abgesagt. Die Zeit brauche ich jetzt um verschiedenes in die Wege zu leiten. Eine Selbsthilfegruppe habe ich seit gestern gefunden. Die sind echt klasse! Am Freitag werde ich nun auch alles für eine ambulante Entwöhnung in die Wege leiten.
Nun, eines weiß ich aber schon jetzt. Ich habe echt klasse Freunde. Aus Solidarität und um mir die Abszinenz zu erleichtern wirnd in meinen Sportgruppen, bei verschiedenen Treffen und auch in meiner Familie auf Alkohol verzichtet. Eine Entscheidung, die nicht von mir verlangt wurde, sondern ihre Entscheidung war - das nenn ich wahre Freundschaft.
Eines hat mir die Entgiftung aber gezeigt - der Alkohol verändert einen Menschen und zwar zum negativen. Fassaden aufbauen und aufrecht erhalten, das ist eine Qual. Aber noch viel schlimmer ist, was ich während diesen zwei Wochen sehen konnte. Der soziale, körperliche und psychische Absturz ist fatal. Zum Glück ist mir das erspart geblieben. Es zeigt mir aber, neben meiner eigenen Unzufriedenheit, die ich schon vor der Entgiftung hatte, dass ich froh bin die Notbremse gefunden zu haben.
"Heute bleibe ich nüchtern" das versprech ich mir jeden morgen und ich hoffe, das auch zu schaffen!