Grundbausteine Co - Nr. 3: Eigene Bedürfnisse u. Selbstliebe

  • Hier finden sich die Grundbausteine zur Co-Abhängigkeit.



    Hallo,

    wie kann man es schaffen, den Fokus wieder auf sich selber zu lenken?

    Was ist "gesunder Egoismus"?

    Wie kann das eigenen Befinden unabhängig werden vom Befinden des anderen?

    Was hat euch geholfen, bei euch zu bleiben, euch wichtig zu nehmen und das gelernte in die Tat umzusetzen?

    Wie gelang die Wendung vom Warten, Leiden und Ertragen hin zu einem selbstgestalteten Leben?

    Hier in diesem Thread kann jeder aufschreiben, was ihm/r zum Thema "Eigene Bedürfnisse und Selbstliebe" wichtig ist.

    Viele Grüße, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Liebe Linde,

    ich denke, dass (für mich) am Anfang des Prozesses, sich um sich selbst kümmern zu lernen, die Kontaktsperre zum Alkoholiker steht.

    Ich bin ja ein EKA und habe vor über einem Jahr den Kontakt zu meinem trinkenden Vater abgebrochen (er ruft alle 3 Monate an, das ist immer noch schwierig für mich).

    Schön (aber am Anfang war es für mich völlig unlogisch) ist aber, dass ich merke, wenn ich mich wirklich um mich kümmere, d.h. etwas Kreatives mache, aussprechen kann, wenn mir Dinge über den Kopf wachsen, um Hilfe bitten kann, dann geht es mir gut, dann geht es aber auch meiner Familie besser. Wenn ich wieder nur für andere da bin, mich nicht mehr wichtig nehme und nur noch "funktioniere", wenn ich mich also schlecht behandle, dann behandle ich auch meine Familie schlecht.

    Und ich denke, dass ich begriffen habe, dass meine Kinder leiden, wenn ich weiter alles ertrage, alles erledige, was mein Vater von mir fordert, dass ich ähnliche Fehler mache, wie meine Eltern, wenn ich die "Aufopferung" für andere als Entschuldigung für das Nichtübernehmen der Verantwortung für mein eigenes Leben mache (ich kann das gerade nicht anders formulieren),
    hat mich dazu gebracht, eine Therapie zu beginnen.

    Diese Therapie ist nur ein Anfang. Manchmal denke ich, es ist der Anfang eines langen und großen Kampfes um mein besseres Leben. Und ich muss noch lernen, dass ICH wichtig genug bin und sich der Kampf lohnt.

    Liebe Grüße Ringelblume

  • Für mich ist es sehr schwer mein eigenes Leben in den Mittelpunkt wieder zu stellen. Ich habe für meinen Ex alles gemacht. Ich war wie eine Mutter für ihn obwohl er 6 Jahre älter ist. Ich möchte aus diesem schrecklichen Tief raus kommen. Ich möchte mein Leben wieder leben. Er hat mich zu einem anderen Menschen gemacht. Ich war vor 3 Jahren ganz anders, Ich war immer glücklich ich habe sehr viel gelacht und habe auch viele zum lachen gebracht. Das ist nicht mehr so. Er hat mich nur unterdrückt wie ein kleines Mädchen. Ich habe zum Schluss auch wenn er mich noch so angeschrien hat nur noch ja und amen gesagt. Bis ich irgendwann ausgerastet bin und ihm eine geknallt habe. Er ist wesentlich größer wie ich und ich hätte nie gedacht das ich so was mache. Ich konnte nicht mehr. Das Maß war voll. Ich verstehe nicht warum ich es nicht von mir aus viel eher beendet habe. Ich konnte nicht

  • zu uschi:
    So geht es vielen. Der Alkoholiker und auch nadere Süchtige entwickelt um seine Sucht aufrecht zu erhalten gewisse Mechanismen ( Zb Manipulation, emotionale Erpressungen...) , die seine Umwelt gefügig macht. Diese Dinge sind aber auch aus der not heraus geboren. Es ist ein system, dass zueinander paßt. Gut dass du weißt, dass das nicht du bist und dass du vorher anders warst. Geh dahin zurück, bzw knüpf an an dein altes gesundes ICH.

  • Eigen- bzw. Selbstliebe drückt sich für mich darin aus, daß ich ein Ja zu mir habe, das andere nicht durch ein Nein zu mir auslöschen können. Wie mir Grazia schrieb: Sich selbst immer mit Respekt begegnen.
    Zu meiner Person stehen und auch zu allem was meine Person ausmacht. Incl. Fehlern die mir unterlaufen, die ich aber nicht zwangsläufig wiederholen muß. Aus Selbstliebe eben.

  • gesunder egoismus.

    das heißt für mich, "ihr könnt mich alle mal" zu sagen wenn ich merke das mir was zu viel wird. begreifen das ich nicht alle wünsche erfüllen muß die an mich ran getragen werden. zu sehen das andere mich aus bequemlichkeit benutzen um ihren hintern nicht selbst bewegen zu müssen. eine grenze ziehen zwischen den dingen die ich wirklich muss und den dingen, von denen andere meinen das ich sie müssen muss. zu lernen das es im leben nicht all zu viel gibt was man wirklich muß, das meiste will man oder eben nicht. diesen unterschied erkennen und umsetzen ist die halbe miete.

    doro

    Alkohol ist ein prima lösungsmittel es löst familien arbeitsverhältnisse freundeskreise und hirnzellen auf.
    trocken seit 18.10.2001

  • Hallo!

    Am Anfang waren es eher negative Gefühle die mir geholfen haben da rauszukommen, es war eine unheimliche Wut auf meinen Partner der mich so mit seiner Sucht tyrannisierte dass es mir total schlecht ging.

    Ich dachte nur "es reicht" :!: ich lasse mir mein restliches Leben nicht so versauen. Der Gedanke dass auch ich Schuld daran trage da ich es ja geschehen lasse kam mir lange nicht.

    Schon lange bevor ich die Trennung aussprach hatte ich gedanklich schon mein neues Leben geplant. Ich merkte wie absurd es eigentlich war zu denken ich sei nicht in der Lage mein Leben alleine zu gestalten.

    Da ich mich im Leben ausserhalb der Beziehung relativ gut abgrenzen kann ist es für mich gar nicht so schwierig NEIN zu sagen wenn ich etwas nicht möchte.

    Ich wollte auch noch nie die ganze Welt retten und habe auch kein schlechtes Gewissen deswegen.

    Ich helfe zwar gerne aber nur dann wenn ich mich nicht überfordert fühle, Bequemlichkeit von anderen Menschen unterstütze ich aber nicht. Ich höre mir auch keine Leidensgeschichten an die sich ständig im Kreis drehen.

    Jetzt möchte ich erstmals ganz alleine die Schönheiten dieser Welt wieder neu entdecken ohne auf irgendjemanden Rücksicht zu nehmen. Ich habe vielfältige Interessen und keine Angst vor dem Alleinsein.

    Liebe Grüsse
    Speranza

    Wer nichts ändern will für den ist die Opferrolle die beste Strategie!

  • Ich habe irgendwann angefangen mich in das Thema Alkoholismus reinzulesen, um meinen Verdacht zu bestätigen/entkräften. So habe ich mich im Thema "Co-Abhängigkeit" sofort wiedererkannt und begonnen dagegen anzuarbeiten: Ich habe mich an ausgewählte Vertrauenspersonen gewandt (oft auch nach dem Quid-pro-quo-Prinzip) und mich ausgesprochen. Zudem habe ich mir ein Stück weit Gleichgültigkeit angeeignet, und wenn ich keinen "Bock" hatte, dann hab ich eben nix gesagt und mich nich gemeldet. Wiederum habe ich in stabilen Zeiten immer die Gelegenheit zur Erwähnung der Problematik genutzt.

    Mittlerweile glaube/hoffe ich, damit recht angemessen gehandelt zu haben...

    Lieben Gruß
    Hope123

    Man muss nur den Kopf heben, um zu sehen, dass der Himmel voller Sterne ist.

  • Guten Abend,

    Wie habe ich es geschafft den Fokus wieder auf mich zu lenken? Ich habe mich in der Beziehung mit meinem xy fast "aufgelöst", die Person die mal da war gab es in der Form nicht mehr. Ich denke das irgendwann bei vielen Menschen der Überlebenstrieb anspringt. Entweder man gibt sich selber als Person auf oder man kann diese Form der Beziehung nicht mehr leben. Und diese Grenzen sind bei jedem anders gelagert, je nach traumatischer Erfahrungen, der Kindheit, Umgang in der Familie usw. Letzendlich bestimmt meiner Meinung nach die Kernfamilie wieviel und was ich mir Wert bin. (auch wenn man über diese Aussage jetzt streiten kann, ich weiss)


    Über die Frage was "gesunder Egosimus" ist denke ich schon länger nach. Ich habe zur Zeit öfter das Gefühl das ich egoistisch bin und wo ist da die Grenze zu ziehen? Wenn es dem anderen schadet? Ich bin noch am rätseln, vielleicht "darf" man auch einige Zeit nach dem co-abhängigen Dasein zu egoistisch sein? Ich spüre das ich ein großes Defizit aufgebaut habe, der Raubbau mit dem eigenen Körper und der Seele will ausgeglichen werden. Ob das nur mir so geht sei dahingestellt :)
    Dieser Egoismus hat allerdings seine gesunden Grenzen wenn es um mir wichtige Menschen wie mein eigenes Kind geht.

    Liebe Grüße,
    Teresa

    "Früher war ich unentschlossen - heute bin ich mir da nicht mehr so sicher" :P

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