• Ich möchte hier mal etwas zur Diskussion stellen, um Eure Meinung dazu zu erfahren. generell gilt ja, dass man einem nassen Alkoholiker möglichst nicht helfen sollte. Man unterstützt damit nur seine Sucht. Dem stimme ich völlig zu.
    Unter dem Gesichtspunkt, dass der Betroffene ja aber krank ist und sich somit in vielen Situationen selber garnicht helfen kann , stelle ich nun die Frage, ob es manchmal nicht doch besser ist unter die Arme zu greifen. Doch wo sind die Grenzen?
    Ich denke dabei an Dinge, die zur Konsequenz haben, dass der Süchtige - wenn keiner hilft - sein ganzes Hab und Gut verliert oder in hohe Schulden gerät. Diese Folgen wären ja dann auch noch da, wenn er einmal trocken ist. Und diese Dinge würden ja nicht nur ihn, sondern auch mitunter eine ganze Familie betreffen.
    Beispiel wäre wie in meinem Fall, wo das ganze Haus verpfändet wurde, was meine Eltern sich im Laufe der Jahre mühselig erarbeitet haben.
    Für meinen Vater war selbst dies noch nicht der Tiefpunkt. Erst als es ihm ernsthaft an die Gesundheit oder besser gesagt ums Überleben ging war der Punkt erreicht.
    Sicher hätte aber vom Materiellen her einiges anders aussehen können, wenn hier Hilfe dagewesen wäre. Andererseits ist es natürlich so, dass wenn der Süchtige Geld in der Hand hat es eben auch versäuft.
    Dennoch ist es wohl die einzige Kankheit, wo sich der Kranke auch noch neben dem körperlichen Leid materiell ruiniert.
    Oft enstgehen, so glaube ich zumindest, solche Schulden dadurch, dass Rechnungen nicht mehr bezahlt werden wie Strom, Miete, bestellte Sachen usw. und häufen sich dann ja ganz schnell an mit Mahnungsgebühren usw
    Findet ihr, dass es vernünftig einer süchtigen Person bei solchen Dingen zu helfen - jetzt mal ganz abgesehen von dem Thema Coabhängigkeit und Helfersyndrom - es muß ja auch nicht unbedingt der Partner sein, der da hilft.

  • Hallo Frozen

    Zitat

    Doch wo sind die Grenzen?

    wenn es der Alkoholiker nicht möchte oder nicht bereit dazu ist. Er ist für sich und sein Handeln verantwortlich . Wenn de Familie davon materiell betroffen ist muss sie die Konsequenzen ziehen.

    Das dieses nicht einfach ist und jahrelang nach Lösungen gesucht wird lesen wir täglich hier.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • glück auf

    Zitat von Frozen Tears

    Doch wo sind die Grenzen?

    bei leib und leben - wenn wer, im winter besoffen auf der straße liegt ... helf ich - aber nur soweit, dass ich n krankenwagen ruf.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo !

    Zitat von silberkralle

    wenn wer, im winter besoffen auf der straße liegt ... helf ich - aber nur soweit, dass ich n krankenwagen ruf.

    Na, das Thema gerade heute kann ja kein Zufall sein, also erzähl ich es Euch:

    Mein Weg zur Arbeit führt mich auf einer stark befahrenen Straße per PKW in meine Arbeitsstadt. Heute morgen saß an dieser Straße jemand in sich zusammengesunken auf einem Holzstapel. Ich weiß nicht, wieviele Menschen schon an ihm vorbeigefahren sind, es müssen hunderte gewesen sein, doch bei ihm war niemand. Ich habe angehalten, nachgesehen und einen Notruf abgesetzt. Er saß dort mit ner Pulle Hochprozentiges im Arm und drei weitere, teils leere Flaschen hatte er auf seinem Fahrrad, das ordentlich neben ihm abgestellt war. Ansprechbar war er nur bedingt.

    Während ich auf den RTW wartete, hielt doch der ein oder andere Fahrer an. Auch welche, die nur schauen wollten, ob sich nun jemand kümmert, weil ihnen der Mann schon lange vorher aufgefallen war .... Nun ja, was soll ich dazu noch sagen ? Ich habe gewartet, bis die Einsatzkräfte vor Ort waren und habe danach meinen Weg zur Arbeit fortgesetzt.

    Ob sie ihn wirklich mitgenommen haben, weiß ich nicht, ich hoffe es aber. Aber als ich auf meinem Heimweg eben wieder an der Stelle vorbeikam, war sein Fahrrad weg, was ich eher als schlechtes Zeichen deute, denn einen Fahrradtransport bieten die Sanitäter üblicherweise nicht mit an. Ich werde es aber nie erfahren.

    So oder so: Für mich stellte sich hier nicht die Frage, ob helfen oder nicht. Es ging, wie Matthias auch schon schrieb, um Leib und Leben und da sollte meines Erachtens jeder sofort und ohne Zögern eingreifen. Doch wenn die richtigen Stellen ins Boot geholt werden, ist das oft schon Hilfe genug.

    Wenn "einfach nur" Hab und Gut versoffen werden, ist es nur auf den ersten Blick eine andere Sache. Auch da besteht eine gute Handlungsmöglichkeit, ohne sich selber zu stark in die Aktivität und damit womöglich die Co-Abhängigkeit zu begeben: Amtsgerichte nehmen Hinweise zu einer möglichen rechtlichen Betreuungsnotwendigkeit entgegen und kümmern sich darum. Wenn jemand dann tatsächlich eine rechtliche Betreuung erhält, ist sein Eigentum weitestgehend gesichert, da er nicht länger alleine darüber verfügen kann. Aufhören zu Saufen wird er deshalb aber nicht.

    Grüße
    Tina

  • Hallo,

    ist es wirklich so einfach, eine rechtliche Betreuung zu bekommen, wenn der Betroffene es ablehnt?

    Ich hätte es mir damals für meinen Mann (bzw. eher für mich, weil ich die finanziellen Konsequenzen zu tragen hatte) dringend gewünscht, dass ihm jemand diese Dinge abnimmt. Denn er war eigentlich verhandlungsunfähig, was für mich schwierig war, weil ich eigentlich mit ihm über diese finanziellen DInge (gemeinsames Haus, evtl. Unterhaltszahlungen oder auch nicht) hätte verhandeln müssen. Es war für mich sehr bedrückend, dass ich nichts regeln konnte und alles auf einer irrationalen Psychoterrorschiene ablief.

    Aber ich wusste nicht, wie das mit der rechtlichen Betreuung geschehen sollte und mir wurde vom Anwalt gesagt, es sei sehr schwer, so etwas zu erreichen. Vielleicht hatte die Anwältin einfach keine Ahnung.

    Ich hätte mich allerdings damit schwer getan, die Verantwortung für eine quasi-Entmündigung gegen seinen Willen zu übernehmen.
    Aber wenn mir gesagt worden wäre, dass es geht, hätte ich es wohl angestrengt, um unnötigen materiellen Schaden (in erster Linie für mich, in zweiter für ihn) zu verhindern.

    Doro

  • Hallo Doro,
    ich denke nicht, dass Du Verantwortung trägst für die Einrichtung einer Betreuung, denn nicht Du entscheidest ja darüber, sondern ein Gericht, dass sich sicher dazu entsprechende Gutachten, Stellungnahmen und was weiß ich noch einholen wird. Auch der Betroffene selber wird bestimmt gehört.

    Ich weiß auch nicht, wie einfach das ist, hoffe sogar, dass es eher schwer ist und nur in äußerst begründeten Fällen vorkommt. Ich wünsche mir sogar sehr, dass Gerichte nicht leichtfertig damit umgehen, denn es ist ein gravierender Einschnitt in das Selbstbestimmungsrecht des Menschen. Dennoch: Es ist eine zielführende Möglichkeit auch finanziellen Schaden abzuwenden und damit sicher einen Versuch wert. Oder ?

    Grüße
    Tina

  • Dass man hilft, wenn jemand auf lebensbedrohlich auf der Straße sitzt ist mir schon klar. Obwohl einer der noch steht und torkelt eventuell noch gefährdeter ist.
    ich dachte jetzt aber eher an Situationen wie Doro es erlebt hat, wo ein Mann sich und eben auch seine Familie finanziell ruiniert, weil er den Überblick verloren hat. Wenn die Abträge für ein Haus nicht mehr bezahlt werden hängt ja die Ehefrau mit drin. Und der süchtige Partner ist nicht mehr diskussionsfähig.
    Oder aber zum beispiel jemand bezahlt seine Miete und Strom nicht mehr, versäuft alles. Der wird dann doch früher oder später auf der Straße sitzen. Nicht umsonst sieht man doch wohl viele Alkoholiker draussen rumsitzen.
    Ich denke auch, dass dann ohne Entgiftung derjenige nicht mehr in der Lage sein wird sich eine neue Bleibe zu suchen, wird wohl auch kaum eine bekommen in dem Zustand.
    Ich vermute aber doch schon, dass ein Alkoholiker auch irgendwo an seiner Wohnung, seinem Hab und Gut hängt, dass er aber nicht mehr im Stande ist Entscheidungen zu treffen, sich zu kümmern.
    Natürlich ist er selber verantwortlich. Aber das Paradoxe ist es doch, dass jemand, der süchtig ist, doch gar keine Verantwortung übernehmen 'kann'.

  • glück auf

    Zitat von Hartmut

    Wenn de Familie davon materiell betroffen ist muss sie die Konsequenzen ziehen.

    ja - und je stärker/ schmerzhafter diese konsequenzen für die/den alkoholiker/in sind desto höher is ihre/seine chance.

    Zitat von Hartmut

    Das dieses nicht einfach ist und jahrelang nach Lösungen gesucht wird lesen wir täglich hier.

    stimmt - hier sind wir wieder bei dem "spalt" zwischen "richtig wissen" < und > "richtig tun" - der "spalt" scheint unüberbrückbar zu sein, besonders wenn s sich um jemand dreht, den man(ich) lieb hat - n partner, n elternteil oder n kind (das weiß ich aus eigener bitterer erfahrung).

    @ Frozen Tears - bei dir gehts (vermutlich noch immer) um s "richtig wissen" ...
    natürlich kann sich jemand anders um ihre/seine "ratenzahlungen" oder um ihre/seine "miete" usw. kümmern - aber was nützt ihr/ihm die schöne wohnung wenn sie/er sich totgesoffen hat?
    besser is m.e.: "ganz unten - auch auf der straße" (wie z.b. karsten), mit der chance auf n "neustart" ???

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo zusammen

    das mit der Hilfe habt ihr ja schon ausführlich dargestellt. In meinem Beruf habe ich oft mit alkoholkranken Menschen zu tun, deren Gesundheit und Privatleben mich eigentlich nichts angehen. Ich bin dann mit etwas Überwindung aber immer direkt und spreche sie darauf an, daß sie offensichtlich ein Alkoholproblem haben und daß nichts besser wird, wenn sie sich nicht schnellstmöglich darum kümmern. Oft sind diese Menschen geschockt, daß man ihnen ihr Problem so eindeutig anmerkt.

    Ich würde mir eine Gesellschaft wünschen in der mehr Leute in aller Freundlichkeit die Betroffenen ansprechen, bevor alles zu spät ist. Das ist zwar keine Hilfe - aber es wurde mir bisher von allen hoch angerechnet und selbst wenn dadurch noch keiner trocken geworden ist, so habe ich mich doch nicht des Vertuschens und Wegsehens und wegprojezierens schuldig gemacht.

    LG Nys

  • Hi!

    Ich hab hin und wieder Rechnungen beglichen.
    Von Inkassobüros, Strafmandate und so Sachen die richtig brenzlich waren.
    Das Problem ist nur, dass das nie aufhört, wenn man nicht selbst damit aufhört.
    Oder viel besser, gar nicht damit anfängt.

    LG

  • Hallo Frozen

    Zitat

    Natürlich ist er selber verantwortlich. Aber das Paradoxe ist es doch, dass jemand, der süchtig ist, doch gar keine Verantwortung übernehmen 'kann'.

    Das stimmt so nicht . Süchtige können wohl Verantwortung übernehmen . Den Grad wie weit der Süchtige Verantwortung übernimmt bestimmt, der Süchtige selbst. Das es etwas anderes aussehe kann wie es sich der "CO" wünscht ist verständlich. Jeder der trocken geworden ist hat schließlich Verantwortung übernommen Die Voraussetzung dazu ist das der Süchtige es einsieht und nicht der CO für Ihn.

    ich lese auch seit Jahren im CO Bereich und sehe das sehr oft das materielle im Vordergrund steht manchmal sogar mehr als der Süchtige selbst. Solange der Alkoholiker aber funktioniert wird es toleriert.

    Hallo Nys,

    Wünsche sind in der Sucht fehl am Platze :wink: Ich gehe auch soweit das Wünsche nur an der CO Abhängigkeit festhalten . Da kein Handeln erfolgt.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut

    ich verstehe was Du meinst. Solange sich der Co Hilfe von der Gesellschaft wünscht, sieht er die Verantwortung nicht beim Süchtigen selbst. Das kann ich nur unterschreiben.

    Aber meinst Du nicht, daß es für einen Alkoholiker Hilfe zur Selbsthilfe wäre, wenn die Gesellschaft nicht immer weggucken würde - so lange bis er auffällig ist. Wäre nicht manchem geholfen, wenn er (zB als Auszubildender) klipp und klar gesagt bekäme, daß er in der Firma nicht übernommen wird, weil er zu oft mit Restalkohol daher kommt? Oder wenn man einem alleinerziehenden Vater sagt, daß er seine Kinder niemals gut versorgen kann, wenn er den Trennungsschmerz weiterhin im Alkohol ertränkt?

    Ich meinte mit meinem Wunsch, daß die Konfrontation von außen bereits dort beginnen könnte, wo der Süchtige noch glaubt unerkannt trinken zu können. Eben genau damit er sich bereits früher Gedanken über seine Abhängigkeit macht. Damit bleibt die Verantwortung, was er letztenendes draus macht trotzdem bei ihm.

    LG Nys

  • Hallo Nys,

    alle herangezogen Beispiele sind hypothetisch und einem Wunschdenken unterworfen die sich zwar nett anhören aber einfach nicht der Realität entsprechen.. Hilfe zur Selbsthilfe gibt es überall aber ein Trockenlegung oder ein Verändern der Gesellschaft funktioniert nun mal nicht.

    Mir ist auch noch kein Alkoholiker begegnet der sich seiner Sinne oder Verantwortung nicht bewusst war oder sich keine Gedanken macht. Spütestens als ich versucht hatte kontrollert zu trinken spätestens da war mir bewusst das was nicht stimmt.

    Zitat

    Ich meinte mit meinem Wunsch, daß die Konfrontation von außen bereits dort beginnen könnte, wo der Süchtige noch glaubt unerkannt trinken zu können

    . Es ist immer nett geschrieben das von außen eingewirkt werden kann . Aber wer bestimmt denn ab wann ein Trinkverhalten nicht mehr normal ist ? Wenn ein Alkoholiker seine Flaschen versteckt, dann doch nur aus dem Grund, das keiner meckert und er in Ruhe Saufen kann. Er ist doch seines Verhaltens bewusst .

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Ok

    gebe mich geschlagen.

    Trotzdem geht es mir besser, wenn ich jahrelang mit diesen Menschen zu tun habe und bereits zu Beginn dieser unschönen Karriere Tacheles geredet hab.

    Danach sprech ich das Thema auch nicht wieder an.
    Aber die Leute wissen dann auch, daß die Leier:"Keiner hilft mir..." bei mir nicht zieht.

    Ich werde dann halt um Rat gefragt, wenn es darum geht den Kindern zu sagen, daß man nicht mehr lange zu leben hat. :(

    LG Nys

  • Hallo Frozen Tears,

    wie Hartmut so trefflich schreibt: „Solange der Alkoholiker aber funktioniert wird es toleriert.“

    Erste Hilfe ist eine Sache, die andere ist die ganze Breite der Abhängigkeit und Unfähigkeit sein Leben zu leben.

    Da frage ich doch einfach mal in die Runde: würde mir irgendwer einfach so mal 200€ überweisen, damit ich was Gutes damit anfange? Bestimmt nicht.

    Aber wenn es um die unangenehmen Gefühle geht, um die redenden Nachbarn, um Freunde, Verwandte, Arbeitskollegen geht, wenn es um Geld, Wohlstand, soziale Stellung, Anerkennung, Grundstücke und Fahrzeuge geht, um den Job, Bequemlichkeit, die Kinder, um die ungewisse Zukunft, die Angst etwas zu ändern geht, da sieht es plötzlich ganz anders aus und es fallen Gründe ein, von denen sich einer besser als der andere anhört und auch noch verständlich sind.

    Ich mache da heute keinen Unterschied ob jemand als Coabhängiger seine Unfähigkeit zu leben auslebt oder als kranker Mensch seinen Neigungen nachgeht und nicht in der Lage ist etwas zu ändern: ohne Schnitt geht alles ungebremst den Bach runter, Gesundheit, Beziehung, Werte, es dauert bei einigen nur etwas länger, es ist etwas härter, etwas kranker, etwas leidvoller, am Ende ist es hin, verbraucht, weg.

    Unabhängig vom dem, was in jedem Einzelnen passiert bleibt es Dummheit sich an seiner Fehlleitung und Unwissenheit festzuhalten. Jeder hat zum Glück die Freiheit selbst darüber zu entscheiden, wie lange er am Ball bleibt und seine Erfüllung im Kranksein sucht.

    Hilfe schafft es zu akzeptieren, dass ich mit dem Ausbrechen aus der Situation alleine in meinem alten Umfeld da stehe und viele neue Türen aufgehen, die ich heute noch nicht begreifen kann.

    LG Karl

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • Hallo zusammen,
    das mit dem „Aufhören“, dem Tiefpunkt, der Kapitulation, etc. ist m.E. die zentrale Frage bei jedem Alkoholiker.

    Bei mir war es so, dass vom Zeitpunkt der ersten Zweifel ob ich Alkohol kontrolliert trinken kann bis zum Tiefpunkt 10 Jahre vergingen.
    Letztlich war es eine existenzielle „Entscheidung“.
    Ich setze „Entscheidung“ in Anführungszeichen, weil es keine reine Entscheidung des Verstandes war.
    Es war mehr ein „ganzheitliches Verstehen“, dass ich so nicht weitermachen bzw. weiterleben kann.

    Während ich noch trank, habe ich über Begriffe wie „Verantwortung“ nicht nachgedacht.
    Solange Alkohol trinken für mich mehr Ent-lastung statt Be-lastung war, solange habe ich weitergetrunken.

    Nach meiner Einschätzung ist es bei allen Süchten ähnlich:
    Solange der Betroffene beim Verharren in seiner Sucht mehr Ent-lastung (wovon auch immer) empfindet solange wird er sie nicht aufgeben.
    Mit Wissen, Verstand oder Dummheit hat das, meiner Ansicht nach, nicht viel zu tun.

    Wenn ich noch trinkende Alkoholiker als dumme, verantwortungslose Säufer beschreibe, dann festige ich damit das vorherrschende Bild in der Gesellschaft.
    Und ich unterstütze damit ein Klima, in dem es Menschen schwer fällt sich ihre Alkoholabhängigkeit einzugestehen.

    Eine moralisierende Haltung gegenüber süchtigen Menschen halte ich daher für wenig hilfreich.

    LG Manfred

  • Hallo ihr lieben,
    ist ja wirklich eine schwierige Frage. Wie so eine Hilfe überhaupt aussehen kann, ohne dass sie letzlich die Sucht noch fördert ist wirklich nicht einfach zu beantworten. An direkte finanzielle Hilfe habe ich nicht gedacht. Das ist mir schon klar, dass die gleich anderswo umgesetzt würde.
    @ MAthias: Wenn man einem Alkoholiker hilft, dass er in seiner Wohnung bleiben kann dann ist es doch schon ein Unterschied, als ob er in den nächsten 10 Jahren auf der Staße verweilt oder ein Dach über dem Kopf hat. Selbst dann wenn er sich dann früher oder später tot säuft.
    Ist jemand erstmal aus seiner Wohnung raus wird es wohl immer schwerer ihn wieder irgendwo zu integrieren.
    In einigen Fällen habe ich schon gehört, dass es soziale Dienste gibt an die man sich wenden kann, die dann diese Aufagabe übernehmen. Das finde ich ganz gut, denn so gerät man nicht in die Coproblematik als Angehöriger. Diese Sozialarbeiter organisieen Zb dass die Miete direkt von den Leistungen an den Vermieter überwiesen wird. Das geht aber wohl nur wenn derjenige öffentliche Gelder erhält. Arbeitet der Betroffene noch hat ja niemand das Recht seine Miete zu zahlen, wenn er nciht will. Anscheinend auch nicht mal die Ehefrau.
    Das nur mal als Beispiel.
    Wenn sich Schulden über eine langen Zeitraum anhäufen, wegen langanhaltender Sucht dann gibts ja noch die Möglichkeit der Privatinsolvenz.
    Möglicherweise könnte man eine Art Stundung von Schulden einrichten, wenn man angibt, dass der Betroffenen krank ist. Dazu müßte aber derjenige auch erstmal einsehen dass er süchtig ist. Das klingt vielleicht erstmal wie ein Freifahrtschein für Süchtige. Aber wenn man es mal so vergleicht was innerhalb von 10 Jahren sonst aus einem Betrag von ein paar Hundert Euro werden könnten...
    Was ich habe doch sehe und hier lese ist, dass es in der Regel doch eine recht lange Zeit dauert, bis ein Alkoholiker seinen Tiefpunkt erreicht. Ganz anders wie es sich Angehörige erhoffen.

  • Hallo Nys

    Zitat

    Ok
    gebe mich geschlagen. Trotzdem geht es mir besser, wenn ich jahrelang mit diesen Menschen zu tun habe und bereits zu Beginn dieser unschönen Karriere Tacheles geredet hab.

    Ist das deine Erkenntnis aus diesem Thread ?

    Irgendwie passt das ., (Nicht übel nehmen ) Auch Antworten von Frozen sind in diese Richtung .

    Es wird diskutiert, es werden Erfahrungen mitgeteilt . Trotzdem bleibt alles beim Alten . Das lese ich auch viel bei den CO die am Anfang stehen . Es werden weiter Möglichkeiten gesucht um sein Denken zu untermauern anstatt mal darüber nach zu denken warum das eigene Denken mich so lange im Kreis drehen lässt.

    Schöne Pfingsten wünsche ich :)

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Zusammen,

    helfen oder nicht....ich denke, dass diese Frage hier schon sehr oft beantwortet wurde und es ist wohl so, dass die einzige Möglichkeit "Hilfe durch Nichthilfe" ist. In vielen Firmen gibt es jedoch so Etwas wie Vereinbarungen, wie mit alkoholauffälligen Mitarbeitern umzugehen ist. Meist werden dort mehrere Stufen festgelegt. Am Ende steht meist, dass der Betroffene eine Therapieeinrichtung aufsuchen muss, sofern er nicht gekündigt werden "möchte". Dies ist sicher , wenn man über die Anerkennung der Alkoholerkrankung nachdenkt ein Schritt, welcher anders nicht sein kann. Aber wird der Süchtige dadurch ein Einsehen erhalten?.....ich meine doch NEIN. Er wird es tun, weil er es in dem Moment tun muss....aber zum Erfolg wird dies ja nicht führen. Was wäre denn der richtige Weg?

    LG Varescu

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