• So allgemein möchte ich die bislang geäußerte Kritik an Therapien nicht stehen lassen. Diese steht und fällt mit der Qualität und Authenzität der Therapeuten. Ist halt wie in der Schule. Ist der Lehrer nicht in der Lage, sein sicherlich vorhandenes Wissen in fesselnder Weise an die Schüler zu bringen, ist der Unterricht "für die Katz".

    Ich bin seit Mai in ambulanter Therapie und mit meinen bislang insgesamt 3 Therapeuten grundsätzlich zufrieden, obwohl ich gewisse Dinge sicherlich anders machen würde. Aber allein auf das Pferd Therapie zu setzen, um die Sucht in den Griff zu bekommen, wäre aus meiner Sicht verfehlt und für mich nicht zielführend.

    Bislang bin ich 3-gleisig gefahren: 1.: Fachliteratur 2. Ambulante Therapie mit Einzel- und Gruppengesprächen 3. Eine SHG, sei es hier, sei es "Aug in Aug" mit anderen.

    Ich sehe allmählich, wie diese Ansätze mittlerweile wie Räder einer Maschine ineinander greifen.

    Jetzt zur Halbzeit meiner Therapie habe ich mich entschieden, noch einen Nachschlag zu beantragen. Wird er bewilligt, mache ich weiter, sonst läuft die Therapie im Februar/März aus. Warum ich mich für eine Verlängerung entschieden habe? Weil ich langsam merke, dass ich sie mir trotz Vorbehalten gegenüber einigen Gruppenmitgliedern -ist halt wie überall im Leben- brauche und sie mir in dem geschilderten 3-Klang weiter hilft, auch wenn ich für diese Erkenntnis Monate gebraucht habe.

    Gruß Carl Friedrich

  • Da ich ja momentan auch "therapiert" werde, schreibe ich meinen Senf einfach mal dazu. ;) Gewiss benötigt nicht jeder Alkoholabhängige einen Therapeuten, das kommt wohl - wie immer im Leben - auf die Umstände an. Auch sollte man hier zwischen den einzelnen Therapieformen unterscheiden. Eine tiefenpsychologische Therapie, die in der Vergangenheit rumwühlt, macht ja nur Sinn, wenn man in der Vergangenheit / Kindheit etwas traumatisches erlebt hat, das nun aufgearbeitet werden sollte. Auch ich habe Bekannte, die jahrelang tiefenpsychologische behandelt wurden und kaum eine Verbesserung feststellen, weil eben nicht jeder diese Konfrontation so leicht verarbeiten kann. Das sehe ich auch eher kritisch, weil man bei Therapiebeginn nicht sagen kann, dass es einem nach x Jahren besser gehen wird - im Gegenteil, manchmal sogar schlechter als vorher, weil diese vorher verdrängten Erlebnisse nun wieder präsent sind.

    Eine Verhaltenstherapie hingegen finde ich schon in vielen Fällen sinnvoll, das Vorgehen ähnelt eigentlich einer Suchtberatung: Auslöser erkennen, festgefahrene Verhaltensmuster langsam lockern und ändern, Rückfallpreväntion betreiben und sich wieder einen "normalen" Alltag aufbauen. Viele mögen das auch ohne therapeutische Hilfe gewuppt bekommen, ich konnte es nicht. Gelähmt von Depressionen, Panikattacken und Angstzuständen war ich froh um jede Hilfe. Nachdem ich mir Suchtberatung, reale SHG und meinen jetzigen Sucht-Therapeuten angeschaut hatte, fühlte ich mich eben dort am wohlsten.

    Natürlich ist eine Therapie kein Wundermittel und auch keine Hexerei, viele Dinge, die ich in der Therapie erarbeite, kann ich mir theoretisch auch selber anlesen oder durch Austausch mit anderen Betroffenen in Erfahrung bringen, aber dazu war ich vor einem Jahr einfach nicht in der Lage. Ich brauchte jemanden, der mich zumindest anfangs an die Hand nimmt und sich 1:1 mit mir unterhält und auf mich eingeht. In der SHG hatte ich sehr große Hemmungen vor "vielen" anderen über persönliche Dinge zu sprechen. Aber so ist eben jeder Mensch unterschiedlich.

    Liebe Grüße, Ina

  • Auch glaube ich, dass hier manch einer ein etwas verzerrtes Bild von einer Therapie hat. Also ich liege nicht auf der Couch und schütte einem gelangweilten Therapeuten mein Herz aus, sondern ackere Suchtliteratur durch und führe wirklich interessante Gespräche. ;)

  • @Karsten
    Woraus schließt du denn, daß Betroffene, die - vermutlich einfach weil es ihnen schlechtgeht - mit einer Therapie liebäugeln, "nicht wissen was eine solche Maßnahme bedeutet"? Find ich eine recht gewagte Unterstellung in dieser Pauschalität.

    LG

  • likeafeather schrieb:

    Zitat

    Gelähmt von Depressionen, Panikattacken und Angstzuständen war ich froh um jede Hilfe.

    Und genau deshalb lehne ich ja auch nicht grundsätzlich Therapien ab :wink:
    Denn es gibt ja Situationen, wo man sich allein nicht mehr behelfen kann.
    Und dann macht es für mich auch Sinn.

    Zitat

    Eine tiefenpsychologische Therapie, die in der Vergangenheit rumwühlt, macht ja nur Sinn, wenn man in der Vergangenheit / Kindheit etwas traumatisches erlebt hat, das nun aufgearbeitet werden sollte. Auch ich habe Bekannte, die jahrelang tiefenpsychologische behandelt wurden und kaum eine Verbesserung feststellen, weil eben nicht jeder diese Konfrontation so leicht verarbeiten kann

    Von tiefenpsychologischen Therapien wird doch von vielen Therapeuten mittlerweile schon längst abgeraten, wenn ich recht informiert bin.
    Der Trend geht doch in ganz andere Richtung... eher in Richtung Verhaltenstherapie, oder?

    Und wenn man will, findet man in JEDER Vergangenheit was :wink:
    Wie sagt man?
    Wenn man lange genug im Mist wühlt trifft man irgendwann auf "Sc*eisse* :wink:
    Also... da wird doch jeder Therapeut was finden, muss er sich halt etwas mehr Mühe geben. :wink:

    Zitat

    Eine Verhaltenstherapie hingegen finde ich schon in vielen Fällen sinnvoll, das Vorgehen ähnelt eigentlich einer Suchtberatung: Auslöser erkennen, festgefahrene Verhaltensmuster langsam lockern und ändern, Rückfallpreväntion betreiben und sich wieder einen "normalen" Alltag aufbauen.

    Wenns denn funtioniert :wink:
    Ich lese ja allein hier im Forum schon von immer wiederkehrenden Verhaltensrückfällen... selbst nach Jahren Therapie.
    Sorry, das ich dann misstrauisch werde... aber wie soll man denn da als sachlich (und in meinem Fall auch ergebnisorientierter) denkender Mensch
    NICHT musstrauisch werden?

    Aber wie schon erwähnt, dieses Thema ist hier im Forum nicht besonders beliebt... :wink:

    LG Sunshine

  • Gestern Abend wurden in der realen SHG der Termin und der Ort für unsere Weihnachtsfeier bekannt gegeben. Die Weihnachtsfeier findet - mit den Partnern - in einer Gaststätte statt. Mutig - finde ich - aber alle wollten das so. Nun nehmen wir (meine Frau und ich) ja das erste Mal an einer Weihnachtsfeier in der SHG teil und so sind wir gespannt darauf, wie das so abläuft. Natürlich bin auch neugierig auf die Partner der Mitglieder und meine Frau freut sich darauf, mal die Leute kennenzulernen, mit denen ich meine Mittwochabende verbringe. Ich finde, dass das mit den Partnern eine gute Idee ist. Die Idee mit der Gaststätte ist mir persönlich egal - stört mich nicht.

  • Das ständige Wiederholen von Formeln wie z. B. "Ich brauche in meinem Leben keinen Alk mehr" oder "Glücklich sein kann ich nur noch ohne Alk" oder ähnlichem und das bei jeder Gelegenheit, kommt mir - auch wenn sie ihre Berechtigung haben mögen - vor, wie "pfeifen im Wald".

  • Wenns hilft :wink:
    Solange man damit zufrieden und trocken leben kann, ist es doch egal.
    Oder gibt es für Dich besser Trockene und schlechtere Trockene, Rattenschwanz?

    Es ändert sich auch noch vieles mit den Jahren der Trockenheit.
    Und dann braucht man dieses "pfeifen im Wald" vielleicht gar nicht mehr... :wink:

    Auf mich treffen übrigens beide Sätze zu.
    Aber das musste ich erstmal lernen und auch vor allem erfahren/erleben.

    LG Sunshine

  • Zitat von Sunshine_33

    Oder gibt es für Dich besser Trockene und schlechtere Trockene, Rattenschwanz?

    Das hab ich - glaub ich jedenfalls - nirgends geschrieben und die gibt es für mich auch nicht.

    Es ist doch aber so, dass man statt sich einer Bedrohung oder einer Gefahr zu stellen, sich dadurch Mut macht, dass man - eben wie ein ängstliches Kind, das durch einen dunklen Wald muss - versucht, sich allein durch das Pfeifen einer Melodie zu erleichtern.

    Bedeutet für mich, dass wer pfeift - oder eben hier ständig siehe oben wiederholt - ständig in Angst vor Irgendwas - hier: vlt. Rückfall (ich weiß es nicht) - lebt.

    Und da frage ich mich, ob das die zufriedene Trockenheit ist, wenn ich ständig Angst vor einem Rückfall habe.

    (Ich hoffe, dass meine Gedankengänge irgendwie nachvollziehbar sind.)

  • Zitat

    Es ist doch aber so, dass man statt sich einer Bedrohung oder einer Gefahr zu stellen, sich dadurch Mut macht, dass man - eben wie ein ängstliches Kind, das durch einen dunklen Wald muss - versucht, sich allein durch das Pfeifen einer Melodie zu erleichtern.

    Ich weiß schon, wie Du es meinst. :wink:
    Aber manchmal ist man vielleicht einfach noch nicht so weit, sich einer Gefahr zu stellen?
    Und bei unserer Krankheit halte ich es nicht grad für ein Zeichen von Mut oder Stärke, sich Gefahren auszusetzen, sondern einfach nur für Dummheit.
    Wir sind nun mal suchterkrankt und KÖNNEN rückfällig werden.

    Zitat

    Das ständige Wiederholen von Formeln wie z. B. "Ich brauche in meinem Leben keinen Alk mehr" oder "Glücklich sein kann ich nur noch ohne Alk" oder ähnlichem und das bei jeder Gelegenheit

    Ja, ich weiß schon, das hört sich an wie ein Mantra oder so... als wolle man sich selbst was weis machen, was nicht so ist.
    Andererseits könnte man es auch als ne Art von Selbstsuggession bezeichnen.
    Wenn man sich lange genug was "vorsagt", beginnt man es zu glauben.
    Hm.

    Ich weiß also nicht... ich persönlich möchte mir da auch nix vormachen.
    Bei mir war das eine Entwicklung, zu erkennen, das ich ohne Alk sehr glücklich leben kann und ihn auch nicht brauche, ich vermisse auch nix.
    Das IST einfach so.
    Das muss ich auch nicht jedem erzählen, hauptsache, ICH empfinde das so und es ist ehrlich mir selbst gegenüber.
    Und das ist es.

    Ich hatte anfangs übrigens ganz starke Angst vor einem Rückfall.
    Denn den hätte ich wahrscheinlich nicht mehr überlebt.
    So war jedenfalls die Prognose der Ärzte.
    Mit der Zeit der Trockenheit hat sich das allerdings immer mehr gegeben.
    Heute habe ich keine Angst mehr vor einem Rückfall, treffen kann es mich trotzdem, das weiß ich.
    Aber ich lasse mich davon nicht einschränken oder mir Angst machen.
    Wenn ich dauernd in Angst vor einem Rückfall leben müßte, ich wüßte nicht, ob ich so ein angstbesetztes Leben dann überhaupt führen möchte?
    Aber es ist nicht so gekommen.

    Und das man sich hier im Forum öfters wiederholt, das liegt doch einfach auch daran, das hier auch eine gewisse Fluktiation ist und das Thema nun mal unsere Krankheit ist.
    Ich kann mich und meine Geschichte ja nicht jeden Tach neu erfinden :wink:
    Ich kann nur aus meinen Erfahrungen berichten, und die sind morgen ja nicht anders wie heute :wink:
    Und ich bin nun mal zufrieden und auch oftmals glücklich in meinem trockenen Leben.
    Und so geht es ja auch nicht nur mir, sondern auch sehr vielen anderen.
    Sooo viel hat sich positiv seitdem entwickelt, und das ist doch ein Grund, sich freuen zu können.

    Aber ich weiß schon, wie Du es meinst.
    Wenn jemand immer nur wiederholt, wie glücklich und zufrieden er trocken ist und das auch jedem erzählen muss...dann werde ich auch misstrausich und frage mich, ja ist denn WIRKLICH so?
    Oder muss sich das jemand immer wieder selbst erzählen, um dran glauben zu können?
    Ich würde dann denken, das so eine Trockenheit auf recht wackeligen Beinen steht.
    Aber... aus einer erstmal noch nicht so stabilen Trockenheit kann man doch eine stabile aufbauen...
    Wir standen doch alle mal ganz am Anfang... auch noch wackelig, etwas unbeholfen etc., weil noch alles fremd ist.
    Eine wirklich stabile Trockenheit baut man meiner Meinung nach auch nicht in wenigen Monaten oder1-2 Jahren auf, das dauert schon noch etwas länger.
    Meine Meinung :wink:
    Ich persönlich habe mich ca. erst nach 2 Jahren oder so als "trocken" bezeichnet, davor als abstinent lebend.
    Ich hätte es geradezu als anmaßend empfunden, das eher zu tun.
    Erst nach dieser Zeit wurde mir so langsam klar, das ich es wirklich schaffen kann, trocken zu bleiben.
    Vorher habe ich mir selbst nicht zu 100% übern Weg getraut.
    Da waren noch viel zu viele Gedanken, warum sollte ich es denn ausgerechnet schaffen, wo es doch so viele andere nicht schaffen?

    LG Sunshine

  • Danke für deine Antwort "Sunshine-33".
    Das muss ich noch loswerden: Am Anfang konnte ich mit dir nicht so richtig umgehen oder direkter geschrieben, dich nicht leiden. Warum weiß der Fuchs, vielleicht weil du immer so auf das geschlossene Forum "gepocht" hast. Inzwischen schätze ich deine Beiträge und auch wenn ich dich nicht persönlich kenne, hast du als Mensch meinen Respekt und meine Achtung.

  • glück auf rs

    Zitat von Rattenschwanz

    kommt mir - auch wenn sie ihre Berechtigung haben mögen - vor, wie "pfeifen im Wald".

    mir kommts vor wie "im dunklen wald nehm ich ne taschenlampe" :wink:

    und wie der karsten schreibt, viele neue hören das "pfeifen" zum ersten mal.

    schöne zeit

    :D
    matthias

    trocken seit 25.4.1987 - glücklich liiert - 7 Kinder - 17 Enkel

  • Hallo Rattenschwanz,
    Du schriebst:

    Zitat

    Das muss ich noch loswerden: Am Anfang konnte ich mit dir nicht so richtig umgehen oder direkter geschrieben, dich nicht leiden.
    Warum weiß der Fuchs, vielleicht weil du immer so auf das geschlossene Forum "gepocht" hast.

    Das "Kompliment" darf ich gerne zurück geben :lol::lol:
    Jetzt haben wir uns schon aber schon aneinander gewöhnt, gelle? :lol: :wink:
    Ich bin aber auch nicht hier, um mit jedem gut zu können.
    Und Kaffeekränzchen-Runden sind auch nix für mich.
    Ich bin hier, um mich über meine/unsere Krankheit auszutauschen.
    Und wenn ich jemanden anderen mit meinen Erfahrungen helfen kann, dann ist es umso schöner.

    Das mit dem Geschlossenen Bereich ist so ne Sache.
    Nicht jeder braucht ihn :wink: und ich weiß nicht mal, ob ich dort bleibe, denn ich finde dort nicht den erhofften Austausch.
    Hat vielleicht auch was mit mir selbst zu tun, ich kann evtl. zu wenig Problematiken vorweisen, auf die man sich stürzen könnte :wink:
    Oder ich passe da einfach nicht mehr rein, ich weiß es nicht.
    Ich vermisse auch Leute von "früher", die ne klare Linie (auch mit klaren Worten) fuhren, von denen habe ich am meissten gelernt.
    Einige sind ja glücklicherweise noch da... und so ist eben auch der Lauf der Dinge, nichts währt ewig :wink:

    Es gibt aber auch Gründe, die FÜR den Erweiterten Bereich sprechen :wink:
    Wenn ich hier im Offenen Bereich beispielsweise lese, das jemand sehr ausführlich über sein Privatleben schreibt, dann weise ich lieber mal auf den Erweiterten Bereich hin.
    Das passiert besonders oft bei CO`s, und da geht es dann auch nicht nur um den CO selbst, sondern auch um den saufenden Partner und die Kinder. Das liegt halt in der Natur der Sache, denke ich.
    Und dann ist auch schnell mal was dahingeschrieben, ohne das derjenige daran denkt, das hier wirklich jeder mitlesen kann.
    Auch der saufende Partner oder sonstwer aus dem Bekanntenkreis kann hier fündig werden.
    Und es ist kein Geheimnis, das Gewalttaten gegenüber Partnern sehr oft unter Alkoholeinfluss stattfinden.
    Also halte ich es dann einfach für sinnvoller und evtl. auch für "gesünder", sowas im Erweiterten Bereich zu schreiben.
    Denn die Betroffenen wollen sich ja auch oft erstmal nur auskotzen über die ganze schlimme Situation, ehe sie überhaupt erstmal beginnen, sich endlich um sich selbst zu kümmern.

    Ob ein Alkoholiker unbedingt den Erweiterten Bereich braucht, weiß ich nicht.
    Der Austausch ist da jedenfalls intensiver und gerade Frischlinge könnten davon gut profitieren.
    Schaden kann es jedenfalls auch nix, da mal reinzuschnuppern und zu schauen, ob es was für einen ist,denke ich :wink:

    Zitat

    Inzwischen schätze ich deine Beiträge und auch wenn ich dich nicht persönlich kenne, hast du als Mensch meinen Respekt und meine Achtung.


    Achtung und Respekt wünsche ich mir gar nicht.
    Ich wünsche mir nur, so akzeptiert zu werden, wie ich nun mal bin.
    Das reicht schon :lol:
    Mein Weg war sicher kein einfacher, das mag schon sein.
    Ich bin aber heutzutage manchmal regelrecht dankbar dafür, das ich so weit unten war.
    Das hat mir manche Rumeierei erspart und in meinem Bekanntenkreis oder in meiner Familie verharmlost niemand mehr Saufereien.
    Weil sie mit eigenen Augen gesehen haben, was es anrichten kann.

    So, das mal dazu.
    Ich hoffe nun (trotz Anfangsschwierigkeiten :wink: )auf einen weiterhin guten Austausch mit Dir :)
    Denn soweit auseinander liegen wir ja nich :lol:

    LG Sunshine

  • Moin RS,

    witzig, daß ich in Deinem Thread jetzt bzgl. Sunshine genau diesselbe Thematik wiederfinde, die ich grade selbst ansprechen wollte.

    Es geht mir nämlich in der Tat auch so, daß ich anfangs mit Deinen Posts überhaupt nix anfangen konnte. Inzwischen schätze ich Deine teils trockenen, teils direkten, aber sehr oft zutreffenden Kommentare durchaus.

    Ich weiß nicht, ob Deine Posts inzwischen einfach nur zutreffender sind als vorher oder ob ich inzwischen einfach nur in der Lage bin, sie richtig zu lesen...aber macht Spaß, sie zu lesen.

    Mach weiter so...:-)

    Schönen Gruß und schöne Zeit

    Andreas

  • Nur mal so.

    Immer wieder und in regelmäßigen Abständen, lese oder höre ich zum Beispiel: Mein Therapeut hat gesagt, dass ich Rotweinsoße essen kann wenn ich will, weil ich mich immer mit Bier und nicht mit Rotwein „abgeschossen“ habe. Oder eben: Rotwein gesoffen, deshalb „geht“ jetzt Weinbrandsoße. Oder: Sekt gesoffen, deshalb „geht“ jetzt Mundwasser … usw. usf.

    Warum wird vielfach so ein – meiner Meinung nach – Unsinn verbreitet? Ich hab mich immer mit Wodka oder Weinbrand „zu gelötet“ darf ich da jetzt Whiskey saufen?

  • Da wird ja immer wieder die angebliche Lebensqualität ins Feld geführt, zu der so eine Soße - welche Alk-Soße auch immer - bei einem "guten" essen gehören würde. Seit nun fast drei Jahren gibt's bei mir keine Alk-Soßen mehr - auch nicht in der Gaststätte - und deswegen leide ich bestimmt nicht an mangelnder Lebensqualität.

    Aber das kannste ja hier auch oft lesen, dass es an der nötigen Konsequenz mangelt, endgültig mit der Aufnahme von Alk in jeder Form abzuschließen.

    (Wobei "Aufnahme von Alk in jeder Form" ... na gut, die visuelle Form der Aufnahme ist ja nun mal schlecht zu vermeiden, es sei denn --> blind. :roll: )

  • Das kann ja nun vorher kein Mensch wissen, welche Konsequenzen ein Rückfall für ihn hat. Ich weiß es auch nicht und wenn sich bei mir – ja das passiert – mal der Gedanke einschleicht, dass das ja jetzt gerade der passende Moment überhaupt für einen kleinen Schluck wäre, dann weiß ich zu mindestens, dass es 1. nicht bei einem kleinen Schluck bleiben würde und 2. wie es mir nach vielen kleinen Schlucken dann gehen würde/früher gegangen ist, wenn ich wieder munter werde und das hält mich eben von dem ersten kleinen Schluck ab. Vor dem 1. Schluck hängt die Trockenheit eben doch bissl sehr am eigenen Willen.

    Und da eben kein Mensch weiß welche Konsequenzen warten, gibt’s keine Kompromisse. Es denn, ich hab mich im Kopf schon damit abgefunden, eh irgendwann wieder mehr oder weniger zu saufen. Und wenn das der Fall ist, ist es doch jeden Tag ein sinnloser Kampf und das hat mit Lebensqualität wenig bis nichts zu tun.

    Ich für mich habe entschieden trocken zu bleiben (Ja ich weiß, sag niemals nie.) Das bedeutet für mich auch oft Kampf aber eben keinen sinnlosen, weil ich innerlich nicht kapituliere. Kampf in dem Sinn, dass mir – wie „Correns“ glaube ich – manchmal die „rosaroten Momente“ fehlen und ich deshalb eben für mich noch nicht von zufriedener Trockenheit sprechen will. Aber ich arbeite dran. Und mit, ‘nem Löffel voll Rotweinsoße kommen die auch nicht zurück, die Momente.

  • Ja gut oki, das mit dem Level kenn ich ja ich auch zur Genüge, da wurde immer noch einer drauf gesetzt ...

    Mit den Konsequenzen meinte ich eher, was passiert mit mir und in welcher Geschwindigkeit passiert es eventuell. Also so in der Art: Der Verfall beginnt, das könnte aber 2 Tage "gut" gehen oder 20 Jahre, das kann ich eben nicht voraus sagen und dem zu Folge auch nicht, welche Konsequenz ich daraus ziehen soll. Sterben ja, gut, das muss ich aber so auch.

    Und so sagt sich Derjenige, der den Kampf im Kopf schon verloren hat vielleicht, dass das ein Sch.eißleben ist, wenn er jeden Tag einen - seiner Meinung nach - sinnlosen Kampf führt und fängt wieder an zu saufen. Könnte ja noch paar Jahre "lustig" werden. Dass du und ich das nicht als lustig empfinden, das steht ja auf einem anderen Blatt. Wie komm ich jetzt auf so was? Hm.

    Vielleicht versuch ich zu verstehen, was früher vor so einem Rückfall in meinem Kopf passierte und wie ich mir den Tag X genau so zurecht gelegt und schön geredet habe, als die Einsicht "ich bin Alkoholiker" noch nicht da war.

  • Vorhin hab ich hier gelesen: „Ich habe es doch schon einmal geschafft und es hat mir an nichts gefehlt.“

    Warum wird dann doch wieder gesoffen, wenn nichts fehlt? Es kann doch – denk ich mal – nicht nur immer Leichtsinn oder Übermut oder Vergessen dafür verantwortlich sein, wenn jemand nach einigen oder vielen trockenen Jahren wieder anfängt zu saufen. Die, die ich kenne oder von denen ich gelesen habe, dass sie nach Jahren wieder mit dem Saufen angefangen haben, die waren in „guten“ Lebenssituationen – definiert auch jeder anders -, hatten Hobbys, Familie, Arbeit … und trotzdem muss ja doch irgendwas gefehlt haben, von dem sie glaubten, dass es ihnen der Alk geben kann.

    Mal ehrlich, ich schmeiße doch nicht zig „glückliche“ Jahre weg, weil ich mal kurz leichtsinnig bin. Da muss doch was fehlen, was mir so wichtig ist, dass ich bereit bin, mein Leben dafür aufzugeben. Was verspricht der Moment? Was könnte das sein?

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