Hallo Miteinander,
der einfachheithalber kopiere ich hier meinen Erstbeitrag aus dem Vorstellungsbereich. Achtung, ist etwas lang, aber ich mag ihn nicht kürzen!
Als Jugendliche und junge Erwachsene habe ich selten etwas getrunken, es hat mir nicht geschmeckt und in meinem Freundeskreis (der heute fast 30 Jahre später übrigens immer noch der Selbe ist) wurde/wird eh wenig getrunken.
Irgendwann in den 90er Jahren hat sich mein Trinkverhalten geändert und ich bemerkte erstmalig, dass etwas nicht mit mir stimmte. Ich trank heimlich und das mehr als mir gut tat. Natürlich glaubte ich alles mit etwas mehr Willenskraft in den Griff zu bekommen.
Ich trank weiter, immer mehr, immer heimlich und immer so unauffällig, dass mein Umfeld es nicht bemerkte.
2003 zog ich meine Reißleine, ich wollte nicht wie meine Mutter leben, die selber Alkoholikerin war. (Sie starb 2004 qualvoll, und leugnete bis zum Schluss ihre Sucht.)
Ich hörte auf zu trinken, verließ meinen Ex-Mann, der mein Problem nicht ernst nahm, erzählte allen unseren Freunden von meinem Alkoholproblem, fand einen neuen wunderbaren Partner, der mich bis heute unterstützt und blieb 9 Jahre trocken.
Dieses „Aufhören“ habe ich leichtsinnigerweise durchgezogen ohne mir auch nur eine Information zum Thema Alkoholismus zu Gemüte zu führen. Kein Buch gelesen, nicht im Internet recherchiert, geschweige denn eine Suchtberatung, SHG o.ä, aufgesucht. Ich habe dummerweise einfach aufgehört, ….
… und wieder angefangen.
Nach 9 Jahren Abstinenz meldete sich mein Einflüsterer wieder, der - wenn ich ehrlich bin - nie richtig still bzw. abwesend war, und meinte. „Hey, bist du sicher, dass du wirklich ein Alkoholproblem hast? Jetzt hast du so lange nichts getrunken, da hast du das doch sicher im Griff. Komm, bei gesellschaftlichen Anlässen wie Geburtstage, Silvester o.ä. kannst du doch mittrinken, du musst ja nicht wieder heimlich trinken. Das hast du doch im Griff.“
Es kam wie es kommen musste. Jetzt, fast 2,5 Jahre später, war ich wieder bei zwei Flaschen Sekt/Wein täglich, am WE auch gern mal mehr. Natürlich wollte ich wieder weg vom Alkohol, habe gefühlte 1000 vergebliche Versuche hinter mir. Trinkpausen dauerten zwischen 4 Tagen und 3 Monaten.
Vor einem halben Jahr begann ich als einen Weg der Selbsthilfe ein Excel-Trinktagebuch zu führen. Erbarmungslos habe ich jeden Tropfen und meine Befindlichkeiten notiert, sowie die Tage mit Alkohol denen ohne gegenübergestellt. Die Bilanz ist beschämend.
Vor fast drei Wochen habe ich mir dann eines Tages erstmalig eingestanden Alkoholikerin zu sein und seitdem nichts mehr getrunken. Diesen Gedanken habe ich in den ganzen 20 Jahren zuvor nie an mein Hirn bzw. Herz gelassen, jetzt weiß ich es einfach. War das der berühmte KLICK? Ich hoffe es!
Seitdem habe ich nun Intensivrecherche zum Thema Alkoholkrankheit, Suchtbehandlung und Hilfsmöglichkeiten betrieben. Dabei bin ich auch auf dieses Forum gestoßen.
Hier fühle ich mich aktuell gut aufgehoben und lese täglich mit. Das hilft mir ungemein. Eure Grundbausteine sind gut nachvollziehbar. Mein Ziel ist es sie auch umsetzen zu können. Erste Schritte bin ich schon gegangen.
Die neue Un-Abhängigkeit fühlt sich jedenfalls gut an und ich hoffe inständig, dass dies der Anfang eines alkoholfreien Lebens ist, es richtig Klick gemacht hat, ich traue mir selber aber nicht.
Ich hoffe auf Eure Unterstützung und freue mich auf den Austausch mit Euch.
Das Formulieren dieser Vorstellung war echt schwierig. Anschließend Schwarz auf Weiß sein eigenes verkorkstes Leben zu lesen allerdings noch mehr.
Guten Rest-Abend wünscht
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