Hall Ihr,
Zitat von girasoleApplaus, Applaus für deine Worte, Ahoi!
Deine Beiträge flashen mich richtig, was du schreibst ist so treffend, ist rund und hat Hand und Fuß, Wahnsinn.
Ich schließe mich an! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll, Ahoi hat eine Art sich auszudrücken, die mich direkt mitten ins Herz trifft. So bildhaft und trotzdem so klar und verständlich.
Zitat von AhoiEs gab da kein erkenntnispsychologisches Fazit
So ein Mist aber auch!
Zitat von AhoiWas tut er, um trocken zu werden konkret?
Okay. Ich versuche mal ein bisschen konkreter zu werden, auch wenn ich es sehr ernstnehme, im www nicht über jemanden anderen zu schreiben. Das, was er tut, sind viele kleine, manchmal auch nur ganz winzige Schritte. Zum Beispiel das, was ich einige Posts weiter oben beschrieben habe: Er sagt eine Party ab, die für ihn früher ein sehr willkommener Anlass gewesen wäre. Heute geht er den alten Kumpanen, die er dort getroffen hätte, lieber aus dem Weg. Und: Er hat, dadurch dass er sich mit dem Geburtstagskind nun irgendwann einfach mal so treffen will, aus dem Verzicht auf etwas (die Party und den Alkohol) auch noch einen Mehrwert gemacht (ein entspanntes Treffen mit einer lieben Bekannten). Sowas sind zwar nur Mini-Schritte, aber im Vergleich zu dem Verhalten, was er früher an den Tag gelegt hat, ein himmelweiter Unterschied. In den ersten Monaten, als wir zusammengekommen sind, hat er fast täglich getrunken. Und gerade als ich angefangen hatte zu denken, das will ich nicht, so geht das nicht, das muss aufhören, er muss aufhören, kam ziemlich schnell sowas wie der Tiefpunkt. Er verlor seinen Job. Wegen des Alkohols. Da war mir schlagartig klar: Das sind nicht einfach nur seltsame Trinkgewohnheiten. Niemand geht "freiwillig" besoffen zur Arbeit, da steckt ein Zwang dahinter. Eine Sucht. Danach hat er sich mir komplett anvertraut, erzählt, dass er Jahre zuvor schon einmal eine Therapie gemeistert hat und ein Jahr trockengeblieben war. Er weiß also ganz genau, was los ist. Und wie es geht.
An diesem Punkt also hat er sich vorgenommen, einen neuen Versuch in ein trockenes Leben zu wagen. Seitdem bemüht er sich, große und kleine Probleme nicht mehr runterzuschlucken (oder vielmehr zu spülen), sondern er redet endlich darüber, er geht die Dinge an und setzt sich damit auseinander. Er versucht immer mehr wahrzunehmen, was ihm gut tut und was ihm nicht gut tut. Ich glaube ihm auch, dass er sich nüchtern wohler fühlt, dass er sich inzwischen etwas erarbeitet hat, auch in seinem neuen Job, das er eigentlich nicht wieder gefährden will. Eigentlich. Denn: Es fehlt, so empfinde ich es zumindest, die letzte Konsequenz. Also das bedingungslose Azeptieren, dass es nie wieder ein kontrolliertes Trinken geben kann. Das weiß er zwar ganz genau, aber ich glaube, tief in seinem Inneren steckt da noch ein Fünkchen Hoffnung, dass das vielleicht doch irgendwann wieder möglich wäre. Und so gibt er der Sucht in unregelmäßigen Abständen von mehreren Wochen und Monaten doch wieder mal einen Abend lang nach.
Weshalb Du, Ahoi, hiermit wohl nicht ganz unrecht hast:
Zitat von Ahoi
Zwischenzeitlich hoffst du, freust dich, es werden ein paar gute, nüchterne Wochen kommen. Und dann gibts vielleicht wieder einen Rückfall. Aber den meistert ihr doch - oder? Mit all eurer Liebe und überhaupt, die letzten zwei Monate liefen doch BOMBIG!
Und dann fangt ihr euch. Neue Therapie. neue Gruppe, neues Hobby. Bissi Sport vielleicht ... du kümmerst dich wieder verstärkt um deine Interessen, ein Zweifel bleibt, aber hey - ihr seid ein Paar! Ihr könnte Krisen gemeinsam überstehen. Gerade dadurch ist die Nähe doch gewachsen. Oder nicht?
Ja, darin erkenn ich uns schon wieder.
Zitat von Ahoi
Falle: Bekommst du wirklich mit, wenn es aufhört dir gutzugehen?
Ich merke definitiv, wenn es mir nicht gut geht. Aber: Ob ich den Übergang dazu mitbekomme, also wann es aufhört mir gutzugehen, das weiß ich tatsächlich nicht. Puh...
Zitat von Ahoi
Dein letzter Absatz ist interessant: Was genau bereitet dir dein leises Unbehagen? An welchen Stellen spürst du es? Wann keimt es auf? Was tust du bereits, was dir nicht wirklich behagt?
Schwierig zu beantworten. Darüber muss ich länger nachdenken. Was ich aber, glaube ich, schon sagen kann: Unbehagen bereiten mir die Zweifel, ob ich in dieser Partnerschaft - wenn es bei der momentanen Situation bleibt-, wirklich gesund bleiben kann. Ich glaube, mein Sicherheitsbedürfnis ist sehr stark ausgeprägt. Und das wird durch diese Zweifel und die Ungewissheit schon ziemlich beeinträchtigt.
Zitat von girasoleund wieviele Fäden hier enden abrupt, wo dann wahrscheinlich das ganze Leben draufging...
Damit stachelst Du mich jetzt ganz schön an, hier noch weiterzumachen. Auch wenn ich gerade so überhaupt gar nicht weiß, wo mich das alles hinführt.
So, jetzt muss ich für heute aber auch noch was arbeiten.
LG Kalliopi