Hallo ihr!
Erstmal möchte ich mich ganz herzlich für die Freischaltung bedanken. Es bedeutet mir unheimlich viel, dass ich hier sein kann und sei es nur, um zu merken, dass man nicht ganz alleine mit seinen Problemen ist. Ich habe mir seit gestern unheimlich viele Beiträge durchgelesen und verspüre nun fast so etwas wie „Scham“, weil ihr alle so viel schlimmere Schicksalsschläge erfahren musstet. Bei mir ist es vielleicht noch „harmloser“, aber nichtsdestotrotz bin ich hier und das nicht ohne Grund.
Ich habe die Regeln gelesen und möchte mich auch daran halten, wobei es natürlich schwer ist eine Situation zu schildern, wenn man nicht alles los werden kann.
Eines habe ich hier schon gelernt und zwar, dass es hier NICHT um die Person X geht, sondern um mich, nur um mich und meine Probleme. Das war mir bis gestern ehrlich gesagt noch nicht klar, weil die ganze Situation für mich ein einziger Knäuel von Verstrickungen ist.
Gut, aber nun zu meiner Situation. Ich kenne meinen Partner eigentlich schon sehr sehr lange, er war meine große Jugendliebe und ich meine wirkliche Liebe, eine Liebe, die ich mein ganzes Leben nie vergessen konnte. Wir hatten uns sehr viele Jahre aus den Augen verloren und haben seit letztem Jahr wieder Kontakt. Der Kontakt war von Anfang an so, als wären all diese Jahre dazwischen nicht gewesen und wir haben uns wieder neu ineinander verliebt und führen seitdem eine Fernbeziehung.
Am Anfang war alles gut, wobei ich rückblickend schon sagen muss, dass ich ahnte oder vermutete das irgendwas nicht stimmt. Vielleicht wollte ich es nicht sehen, weil ich so große Hoffnungen in die Beziehung hatte, endlich meinen Platz im Leben gefunden zu haben... Es vergingen einige Monate und es wurde zusehends schlimmer. Das „Schlimmer“ will ich nicht weiter ausführen, nur soviel: das volle Programm.... Er sprach immer von Burn-out und es passte auch alles und ich glaubte ihm (natürlich). Ich versuchte wo es nur ging zu helfen und zu unterstützen, was schwierig genug war bei der räumlichen Distanz.
Dann sahen wir uns nach einer längeren Zeit endlich wieder, er besuchte mich. Und ich weiß nicht was genau es war, seine Art sich zu bewegen, sich zu geben, auf jeden Fall stand ich auf und suchte nach „ich weiß nicht genau was“ und fand es. Ich stellte ihn zur Rede, bohrte nach und es kam das wirkliche Problem zum Vorschein. Er hat dieses Problem nicht erst seit Wochen oder Monaten, sondern seit Jahren. Plötzlich war mir einiges klar, seine rebellische Art seit Monaten, seine „Ausfälle“ und und und. Ich konnte die ganze Nacht darauf nicht schlafen. Die Gedanken drehten sich in meinem Kopf. Der nächste Morgen war nicht besser, aber wahrscheinlich habe ich richtig reagiert. Ich habe ihm klar gemacht, dass ich keine „Dreierbeziehung“ führen werde, entweder der Alkohol oder ich. Eine stationäre Therapie lehnte er von vornherein ab (da er die schon vor Jahren gemacht hat). Wir kamen einfach zu keiner Einigung und er fuhr am Tag darauf wieder ab. Es war ein richtiger Abschied und ich dachte es wäre das Ende der Beziehung. Doch dann lenkte er ein, er würde mich auf keinen Fall verlieren wollen und wir einigten uns darauf, dass er nicht mehr heimlich trinken würde, auf totale Offenheit was das Thema angeht und das er eine ambulante Therapie macht oder etwas vergleichbares. Auf mehr Detail möchte ich gar nicht eingehen. Seitdem läuft es irgendwie. Wenn er bei mir ist, reißt er sich zusammen, aber sobald er wieder zu Hause ist hat ihn der Teufelskreis wieder voll im Griff.
Bevor ich von allem dem erfuhr, hatten wir den Entschluss gefasst zusammen zu ziehen. Und das steht auch jetzt immer noch im Raum. Aus Gründen, auf die ich nicht näher eingehen möchte, ist er nun gezwungen sich beruflich neu zu orientieren. Und es wird sich nun die nächsten Tage entscheiden wie es weiter geht. Ich hoffe jedenfalls, dass es zu einer Entscheidung kommt, denn es geht schon seit Monaten, dass die Situation sich ändert. Mal ist es so, dann wieder so. Ich fühle mich seit Monaten wie Treibholz auf einem reißenden Fluss und ich möchte so sehr, dass das endlich ein Ende hat.
Ich liebe ihn so sehr, dass ich all das nicht einfach aufgeben möchte. Natürlich möchte ich ihn nicht fallen lassen. Ich versuche richtig mit der Situation umzugehen. Ich versuche ihn nicht zu bevormunden oder immer wieder darauf anzusprechen, aber auch nicht zu verheimlichen und manchmal spreche ich mit ihm über sein Problem. Es tut weh das hier schreiben zu müssen, aber er lügt mich an. Er lügt am Telefon, behauptet nichts getrunken zu haben, obwohl ich es ganz genau höre und er ist weiterhin nicht ehrlich zu mir. Er sucht oft Ausflüchte, säuselt Liebeleien und hofft wohl, mich damit einzulullen. Teilweise gelingt ihm das auch und ich schöpfe wieder mehr Hoffnung. Aber dann sehe ich auch wieder, dass er rein gar nichts tut, er ist apathisch wie ein Käfer auf dem Rücken. Und ich würde am liebsten schreien, wüten und etwas kaputt machen. Ich möchte ihn an den Schultern packen, schütteln, in der Hoffnung das er endlich aufwacht.
Ich zeige ganz klare Tendenzen zur Co-Abhänigkeit, das weiß ich, deshalb bin ich hier. Ich spüre den unheimlichen Drang in mir die Situation kontrollieren zu wollen, ihn zu kontrollieren, aber bisher habe ich mich recht gut im Griff. Ich würde ihm am liebsten alles abnehmen, einfach nur, damit alles „gut“ wird. Und an Tagen, wo es wieder richtig weh tun, würde ich mich am liebsten selbst betrinken...
Wie bereits erwähnt, wird sich diese Woche entscheiden, ob er zu mir zieht oder nicht. Gestern Abend, nachdem ich all diese Beiträge im Forum gelesen habe, fühlte ich den starken Drang ihm noch einmal klar zu machen, dass ich von meinem Standpunkt nicht abweiche, wenn er zu mir kommt, möchte ich das er eine Therapie macht. Ich glaube er hat das die letzten Wochen etwas verdrängt und/ oder gehofft ich würde weich werden.
Seine Antwort (wenn man das so nennen kann) war sehr kurz und gefühllos: Ich melde mich. Bis dann! …....... Bis jetzt hat er sich noch nicht gemeldet. Eigentlich wollte er morgen kommen. Und wieder drehen sich meine ganzen Gedanken nur um ihn, wie schon seit Wochen/ Monaten. Es geht immer nur um ihn. Er schafft es immer wieder, dass sich all meine Energien auf ihn konzentrieren. So sehr ich mir auch vornehme, nicht an ihn zu denken, kommt es jedes Mal anders!
Und da sitze ich wieder und warte auf einen Anruf....
Es ist viel Text! Sorry! Ich hoffe sehr, dass er nicht gegen die Regeln verstößt. Aber es hat unheimlich gut getan mir all das von der Seele zu schreiben. Es gäbe noch so viel zu sagen/ zu schreiben, aber ich werde das hier jetzt mal abschicken. Und ja... es geht in dem Text viel zu sehr um ihn, ich merke das... Ich hoffe wirklich sehr, dass ich mit euch bewusster damit umgehen kann. Das ich für mich einen Weg finde endlich loszulassen...
Liebe Grüße
Syrinx