• Hallo Tuiri,

    frohe Weihnachten dir!
    Eine von drei Weihnachtsfeiern hast du ja nun schon abstinent überstanden - sehr gut und weiter so!


    Zitat

    Trockenheit - das würde endlich "Ruhe" vor dem ewigen hin und her bedeuten. Auf der anderen Seite habe ich Angst davor gesellschaftlich etwas zu verpassen.


    Alles, was du gesellschaftlich erleben oder erreichen willst, kannst du auch ohne Alkohol tun. Es kann sogar passieren, dass du feststellst, dass das viel leichter geht als gedacht, und vor allem viel leichter ohne Alkohol als mit.
    Als ich aufhörte zu trinken, das war vor sechs Jahren, habe ich ganz ähnlich gedacht, und ich hatte auch Bedenken, ob das überhaupt geht - in einer alkoholisierten Gesellschaft ohne Alkohol zu leben. Aber es geht - die Schere ist bloß in deinem Kopf.


    Zitat

    Es ist zwar keine körperliche Abhängigkeit, aber doch ein definitives Problem mit Alkohol, welches ich habe.

    Zitat

    Ich meine, es ist doch sicher ein Unterschied ob die körperliche Abhängigkeit noch dazu kommt oder nicht.


    Wie wir es nennen, ist doch egal. Es gibt keine bessere oder richtigere Abhängigkeit. Und die Unterscheidung zwischen "bisher nur psychisch" und "ab jetzt definitiv körperlich" ist auch so eine zweifelhafte Sache... mittlerweile halte ich davon nict mehr so viel.
    Was es gibt, sind Abstufungen auf der Spirale nach unten, die mit dem Suchtstoff unweigerlich in Gang kommt. Für mich war damals die Erkenntnis wichtig, dass es eine unmerkliche Grenze gibt, ab der es halt Abhängigkeit ist. Die merkst du nicht, und sie macht sich auch nicht an deinen Leberwerten fest. Trotzdem ist sie auch eine körperliche Grenze, denn mit jedem Konsum eines Suchstoffs wie Alkohol veränderst du deine Rezeptoren in Gehirn. Dopaminausschüttung ohne Alk geht dann zwar noch, aber mit der Zeit immer mühsamer und immer schwerfälliger. Die Rezeptoren wollen ihren Alkohol, und die Bahnen in Hirn werden langsam aber sicher zu Autobahnen - aus bloßer Gewöhnung wird Sucht, und die Übergänge sind fließend.
    Mir war es egal, wo genau auf dieser Zeitachse ich mich damals befand. Ich wollte nicht noch tiefer sinken, und wie tief dieses tief nun ist, das ist immer auch relativ und hängt von vielen weiteren Faktoren ab.
    Es bringt doch nichts, sich zu vergleichen. Du bist du, und deine eigene Geschichte kannst nur du selber schreiben.

    Noch nicht körperlich abhängig zu sein bzw. sich so zu fühlen, das kann auch ein fieses Hintertürchen der Sucht sein.
    Immer, wenn ich von einer ärztlichen Untersuchung kam und gezittert hatte, ob hoffentlich meine Leberwerte okay sind, damit niemand sieht, dass ich trinke, war ich wieder unendlich erleichtert und nahm das als Anlass, nur um so hemmungsloser zu trinken, denn ich konnte mir ja einreden, dass ich keinesfalls abhängig war, jedenfalls nicht körperlich. Nur genutzt hat es mir nix.
    Man kann sich auch durch konstanten schöngeredeten Konsum seine eigene Sucht herbeisaufen, im wahrsten Sinne des Wortes.


    Zitat

    bemühe ich mich ohne Alkohol durch den Tag (und natürlich auch durch die Nacht) zu kommen


    Das Bemühen merkt man dir auch an.
    Es ist einerseits ja gut, sich Mühe zu geben - es quasi richtig machen zu wollen.
    Andererseits ist da aber noch die zeitliche Nähe zum Alkohol rauszulesen - du kämpfst gegen die Gewohnheit und/oder die Sucht an (such´s dir aus), du musst dich dafür anstrengen, eben "bemühen".
    Trockenheit ist aber etwas anderes. Trockenheit geht leicht, sie hat mit Zufriedenheit zu tun, und du brauchst dafür nicht zu kämpfen, weil du nämlich auf nichts verzichtest.
    Dafür gilt es aber, deine Haltung zum Alkohol zu verändern.

    Wieso stellt Alkohol für dich offenbar noch eine Option da?
    Was macht das Leben mit Alkohol attraktiver als das Leben ganz (!) ohne?
    Hast du eine positive Vision von dir, wie du mittel- und langfristig trocken klarkommen willst? Wie sieht die aus, und was müsste sich dafür alles verändern, damit sie Realität wird?


    Zitat

    Nimmt diese Versuchung Alkohol zu trinken eigentlich ab, je länger man abstinent lebt?


    Bei den meisten ist das so. Bei mir war es auch so. Jetzt nach 6 Jahren ist Alkohol kaum noch ein Thema, außer hier im Forum beim Gedankenaustausch, der mir wichtig ist, oder wenn ich neue Leute kennenlerne - auch da fällt das sogenannte Outing immer leichter.
    Das setzt aber eine intensive Beschäftigung mit dem eigenen trockenen Leben voraus, es passiert nämlich nicht automatisch und nicht von selber.
    Die gute Nachricht: du kannst ganz viel selber dafür tun. Das bringt dir die Kontrolle über dein Leben wieder zurück - überlass sie nicht einem abhängig machenden Suchtmittel.


    Zitat

    Gibt es einen Weg zurück zur Normalität aus einer, sagen wir mal, "leichten Abhängigkeit"?


    Die Vergangenheit kannst du nicht ändern, die gehört zu dir. Aber wie du deine Zukunft gestaltest, dafür kannst du ganz viel tun. Und du brauchst damit noch nicht mal bis zum neuen Jahr zu warten, sondern kannst heute bereits loslegen.

    Und falls du über die Feiertage Suchtdruck haben solltest: hier ist ab 14 Uhr der Chat geöffnet, da findest du jederzeit einen Ansprechpartner. Natürlich auch ohne Suchtdruck. :wink:

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • So, Weihnachtsfeier Nr. 2 auch abstinent "durchgezogen". Auch hier - wenn auch nicht so stark wie gestern - bleiben meine Blicke an den Flaschen hängen. Ich nehme Sie bewusst wahr.


    Viola, danke für Deine Zeit die ausführliche Antwort zu schreiben!

    Zitat

    Was es gibt, sind Abstufungen auf der Spirale nach unten, die mit dem Suchtstoff unweigerlich in Gang kommt


    Heißt das, wenn man sich einmal auf der Spirale befindet, gibt es keinen Weg mehr zurück? Und die Abstufungen zeigen nur wo man sich auf der Spirale befindet?

    Zitat

    Das setzt aber eine intensive Beschäftigung mit dem eigenen trockenen Leben voraus


    Was meinst Du damit konkret? Eine Art "Zielvorstellung" wie es in z.B. 1 Jahr sein sollte, wie Hans mir weiter oben die Frage gestellt hat? Oder wie Du es hier geschrieben hast?

    Zitat

    Hast du eine positive Vision von dir, wie du mittel- und langfristig trocken klarkommen willst

    Bei dem Punkt habe ich quasi schon ein Vorbild im Kopf: Einen abstinenten Menschen, ich weiß nicht ob er Alkoholiker ist, aber ich bewundere die Souveränität und Zufriedenheit mit der er durchs Leben schreitet.

  • Guten Morgen Tiuri

    Zitat

    Heißt das, wenn man sich einmal auf der Spirale befindet, gibt es keinen Weg mehr zurück? Und die Abstufungen zeigen nur wo man sich auf der Spirale befindet?


    Ich bin da kein Sucht-Experte, aber aus meiner eigenen "Trink-Karriere" und aus unzähligen Geschichten hier habe ich diesen Eindruck gewonnen.
    Nimm nur mal die Toleranz-Entwicklung. Hast du bei dir doch sicher auch festgestellt. Über die Jahre braucht es schon ein Glas oder eine Trinkeinheit oder eine Flasche oder was auch immer mehr, um zu derselben Wirkung zu kommen.
    Niemand wird als obdachloser Säufer geboren. Es ist immer ein Weg dahin. Und die Geschichten gehen oft so (wenn wir ihnen denn zuhören würden), dass am Anfang die Entwicklung der Abhängigkeit stand, dass zu dem Zeitpunkt aber noch das Dach über dem Kopf, der Führerschein, die Frau, die Beziehungen, das Geld usw. vorhanden war. All das kann aber wegbrechen, wenn die Sucht fortschreitet.
    Das ist eine chronische Erkrankung, die immer schlimmer wird, wenn man sie nicht behandelt.

    Frag dich doch mal, warum es dir so wichtig ist, hierzu Antworten zu haben.
    Würde es dir besser gehen, wenn es hieße, du kannst diese Spirale jederzeit aus eigener Kraft anhalten, egal auf welcher Stufe du dich gerade befindest?
    Ich persönlich glaube nicht, dass es so einfach ist. Sonst täten es sicher viel mehr Trinker, die ja irgendwann auch nicht mehr gerne trinken, die es nicht genießen, sondern mehr und mehr unter dem Zwang zu Trinken leiden. Und unter den ganzen Nebenwirkungen, die das Trinken verursacht, bis hin zur Zerstörung von Beziehungen und Existenzen.

    Ob es den "Weg zurück" gibt, bezweifle ich auch. Denn die Krankheit ist ja da.
    Sie kann gestoppt werden, und eine trockene Zukunft kann die Lebensqualität wieder herstellen. Der Mensch dahinter bleibt aber ein abhängiger Mensch. Er kann seine Vergangenheit nicht ungeschehen machen. Aber er kann für seine Zukunft selber die Verantwortung übernehmen.

    Zitat


    Was meinst Du damit konkret? Eine Art "Zielvorstellung" wie es in z.B. 1 Jahr sein sollte, wie Hans mir weiter oben die Frage gestellt hat? Oder wie Du es hier geschrieben hast?


    Was ich meine ist, dass es nicht von selbst geht, nur weil man nicht mehr trinkt.
    Hier heißt es ja auch oft "nur nicht mehr trinken reicht nicht". Das hat mich am Anfang hier ziemlich provoziert, weil ich es nicht verstanden hatte.
    Was denn nun noch, dachte ich. Es ist ja ein immenser Schritt, nicht mehr zum Glas zu greifen, wenn das jahrzehntelang zum Alltag gehörte. Der ganze Rest meines Lebens war für mich aber quasi sakrosankt und unantastbar, ích wollte nicht, dass mir da jemand reinquatscht.

    Ob jemand nun eine sehr konkrete Zielvorstellung braucht, das mag individuell unterschiedlich sein.
    Ich denke aber, dass es wichtig ist, ein positives Bild von sich selber als nicht-trinkenden, abstinenten und trockenen Menschen zu entwickeln, und zumindest eine grobe Vorstellung davon zu haben, was dieses Bild alles beinhaltet, denn dann wird der Weg klarer, um dahin zu kommen.
    Wenn du kein Ziel hast, dann eierst du rum und der Weg bläst immer aus der "falschen" Richtung. Wenn du aber weißt, wo du hinwillst, dann kannst du deine Segel entsprechend setzen und kommst mit den Hindernissen auf diesem Weg auch besser klar.

    Das kann also eine gute Technik sein, um dich selber besser voranzubringen. Und alles, was dir hilft, ist ja in deinem Sinne und nützt dir.

    Nicht zu trinken, ist die Basis. Und dann zu sehen, wie sieht mein Leben im Moment aus und was kann ich alles ändern, um mit mir selber ins Reine zu kommen, ist weiter nötig, um zufrieden trocken zu bleiben.

    Zitat

    Einen abstinenten Menschen, ich weiß nicht ob er Alkoholiker ist, aber ich bewundere die Souveränität und Zufriedenheit mit der er durchs Leben schreitet.


    Siehste! Das meine ich. Nun entwickelst du eine Zielvorstellung von dir selber. Klasse, nur weiter so.

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Guten Morgen,

    ja, das wirkt bei mir: ein Bild, eine Zielvorstellung. Das möchte ich als Ziel haben.

    Danke nochmals, Viola. Ich finde deine letzten Beiträge hilfreich :)

    Tiuri

  • So, 3. und letzte Weihnachtsfeier alkoholfrei geschafft, oléolé :) Auch hier habe ich früher stets Alkohol getrunken. Ich konnte der Flasche, die mich angelächelt hat, leichter widerstehen, als bei Feier Nr. 1.

    Mal sehen, was in den nächsten Tagen auf mich zukommt.

  • Hallo Tiuri,

    auch von mir noch ein verspätetes "Willkommen" hier im Forum.

    Ich habe mir anfangs auch oft die Frage gestellt, ob ich wirklich abhängig bin. Ich habe Alkohol nicht regelmäßig konsumiert und auch nicht in Unmengen, aber ich habe sehr wohl gemerkt, dass ich ein "Problem" habe. Alleine der Gedanke daran, dass du evtl. ein Suchtproblem haben könntest, zeigt ja schon, dass du keinen normalen Umgang mit Alkohol hast. Und dieser normale Umgang wird auch nie wieder zurück kommen, schließlich kannst du deine jetzigen Gedanken in der Zukunft nicht einfach auslöschen. Vielleicht gelingt es dir, kontrolliert zu trinken, aber mal ehrlich, das ist doch ein Leben in Gefangenschaft. Sich jedes Mal darüber Gedanken zu machen ob und wieviel du trinken kannst, damit es noch "ok" ist. Da habe ich für mich den leichteren Weg gewählt - die Abstinenz. Wenn man sich klar für eine Richtung entscheidet, fällt eine große Last ab.

    Mich haben Ärzte und Suchtberater Anfang des Jahres als "missbräuchlichen Trinker" eingestuft, also nicht abhängig. Dennoch hätte ich nicht guten Gewissens weiter trinken können, weil ich einfach für mich gemerkt habe, dass der Alkohol zunehmend mein Leben bestimmt und ich so nicht länger sein wollte. Ich wollte mein freies, unbeschwertes Leben zurück, ohne mir jeden Tag den Kopf über den Alkohol zu zerbrechen. Mittlerweile kreisen meine Gedanken um andere Dinge, aber so gut wie nicht mehr um Alkohol.

    Ich sehe das wie Viola: wenn du für dich selber die Vorteile eines trockenen Lebens erkennst, fällt dir die Absinenz leichter. Dann ist es kein "Verzicht" mehr, sondern die Chance, in ein neues und freies Leben zu starten. Und den Alkohol wirst du nicht vermissen. Warum auch? Gibt es auf dieser Welt irgendetwas, was du nur und ausschließlich mit Alkohol tun kannst?

    Ich wünsche dir ein entspanntes, alkoholfreies restliches 2015 und ganz viele motivierende Gedanken, damit du glücklich und zufrieden in 2016 starten kannst.

    LG, Ina

  • likeafeather, gerade überlege ich welche Teile deines Beitrags ich zitieren wollte, um darunter zu schreiben, wie haargenau ich mich darin wiederfinde. Das fällt mir schwer, denn es ist quasi der ganze Beitrag! Danke!

    Dass es leichter ist, gar keinen Alkohol zu trinken, als sich "kontrolliert" immer wieder auf die Zunge beißen zu müssen und dass Alkohol einen immer größere Bedeutung in meinem Leben verlangt hat sind die Hauptgründe dafür, dass ich in den letzten 5 Wochen nichts mehr getrunken habe.

    Nur in einem Punkt habe ich Bedenken:

    Zitat

    Gibt es auf dieser Welt irgendetwas, was du nur und ausschließlich mit Alkohol tun kannst?


    Hier denke ich schon, dass ich manche "Veranstaltungen" mit Freunden/Kollegen/evtl. auch Familie meiden bzw. frühzeitig verlassen muss.
    Aber klar, das ist ein Opfer, das verschmerzbar ist, verglichen mit der Gefahr weiter abwärts zu rutschen in der Spirale.
    Genau das sind die kritischen Momente, in denen ich die meiste Gefahr der "Versuchung" erwarte.
    Meinst du das mit "Übermut", Rattenschwanz?

    Danke übrigens für die lieben Wünsche. Euch auch ein gutes, "trockenes" 2016!


    Tiuri

  • Zitat von Tiuri

    Genau das sind die kritischen Momente, in denen ich die meiste Gefahr der "Versuchung" erwarte.
    Meinst du das mit "Übermut", Rattenschwanz?

    Nee, ich meine diese Momente:" oléolé :D "

    In diesen Momenten wirst du nämlich denken (?), dass du über den Dingen stehst, weil du mal paar Situationen ohne Alk überstanden hast. Wow ich bin ein Held, wer kann mir was. Und schwuppdiwupp säufst du wieder, wenn du vor Übermut vergisst auf dich aufzupassen.

  • Hallo Tiuri,

    Zitat

    Hier denke ich schon, dass ich manche "Veranstaltungen" mit Freunden/Kollegen/evtl. auch Familie meiden bzw. frühzeitig verlassen muss.

    ich hab am Anfang solche Veranstaltungen gemieden weil es mir zu riskant war.

    Heute, nach all den Jahren, kann ich auch mal eine Feier besuchen,

    ich mag es aber nicht wenn gesoffen wird.

    Das ist nicht mehr meine Welt, da fühle ich mich nicht wohl.

    Gib dir doch die Zeit die du auch brauchst, es lohnt sich.

    Ich habe manchmal das Gefühl, nicht nur bei dir,

    dass viele glauben wenn sie in kurzer Zeit viele Feiern überstehen könnte nix mehr schief gehen.

    Es hat Jahre gedauert bis ich süchtig war, dann hab ich weitere ca. 20 Jahre gesoffen,

    wie so sollte ich jetzt von heute auf morgen so trocken und stabil sein als wenn ich nie gesoffen hätte :?:

    LG Martin

  • Solange ich mich in ruhigen Bahnen bewege, wie die letzten 2 Tage, läuft es. Heute Abend werden wir Freunde treffen. Es ist klar, dass ich keinen Alkohol trinken möchte. Um das Käsefondue (klassisch mit Alkohol) werde ich einen Bogen machen.

    Interessant ist, dass ich in den letzten Tagen 2 Mal geträumt habe Alkohol zu trinken. Mein Unterbewusstsein hat den Geschmack sehr gut gespeichert.

    Ich habe einen trockenen Alkoholiker in meiner Bekanntschaft. Mit ihm habe ich kurz gesprochen. Er isst auch Salate mit Essig seit Jahren ohne Probleme. Ist das wirklich so krass, wie viele hier schreiben, dass kein Essig, Senf, Marzipan, etc. gegessen werden sollten, da es zum Rückfall führen kann? Was ist mit vergorenen Produkten wie Brot, Käse, etc. Gibt es so etwas wie eine "Sammlung" hier im Forum, was als kritisch zu bewerten ist? Ich finde nur lebhafte Diskussionen mit wechselnden Angaben ob ein Lebensmittel Alk enthält oder nicht...

  • Hallo Tiuiri,

    Zitat

    Es ist klar, dass ich keinen Alkohol trinken möchte.


    Was würde sich verändern, wenn du statt dessen formulieren würdest:
    "Es ist klar, dass ich keinen Alkohol trinken werde." :?:

    Bzgl. des Restalkohols in Lebensmitteln:
    Im ersten Jahr würde ich mich an deiner Stelle strikt von jedem kleinsten Restrisiko fernhalten.

    Guten trockenen Rutsch,
    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Ja, das ist ein guter Hinweis. Mit "werden" klingt es "definitiver".
    Ich bin mir sicher, dass es besser ist keinen Alkohol mehr zu trinken. Ein kleiner Rest von mir leistet in manchen Situationen noch Widerstand. Dagegen kämpfe ich an. Deshalb habe ich den Threadtitel auch so gewählt :)
    Mit dem "werden" klingt es für mich so, als ob ich schon gewonnen hätte. Das traue ich mir noch nicht zu. Als Ziel taugt es aber.

  • Hallo Tiuri,

    Zitat von Tiuri

    Ist das wirklich so krass, wie viele hier schreiben, dass kein Essig, Senf, Marzipan, etc. gegessen werden sollten, da es zum Rückfall führen kann?

    Ich musste mich ja nun auch damit beschäftigen.
    Meine Meinung: Finger weg von allem, was nach Alkohol riecht, schmeckt, aussieht und natürlich, was Alkohol enthält.
    Senf z.B. erfüllt meiner Meinung nach keine dieser Kriterien, also esse ich Senf.

    Entscheidend ist, denke ich, was dein Suchtgedächtnis aktiviert.
    Und das ist beim alkfreien Bier wahrscheinlich gar nicht der enthaltene Alkohol, sondern Aussehen, Geschmack und Geruch.
    Eine Rotweinsauce enthält vielleicht gar keinen Alkohol mehr oder nur noch Spuren (der verdunstet beim Kochen), aber das Weinaroma ist da, man schmeckt den Rotwein, deshalb würde ich die nicht essen.

    Wachsam sein, aber nicht in Angst vor dem Essen leben, so würde ich es formulieren.
    Wenn du etwas nicht mehr isst, weil auf der Verpackung steht:
    "Kann Spuren von Senf enthalten", dann ist es wohl des Guten zuviel. ;)

    Gruß Robert

  • Hallo Tiuri,

    das meiste wurde ja schon geschrieben und ich habe den Eindruck dass du dir schon die richtigen Gedanken dazu machst.
    Dieser innere Kampf wie du es nennst war bei mir das was ich nasses Denken nenne. Ich suchte lange Zeit nach Gründen die mir dabei halfen nicht mit dem Trinken komplett aufzuhören und die mir bestätigten das ja bei mir alles noch nicht so schlimm ist.
    Die Einsicht lautete dann irgendwann diesen inneren Kampf aufzugeben und sich einzugestehen das der Alkohol immer stärker sein wird.
    Ich bin nun ein Jahr nüchtern und gerade in einer stationären Therapie wegen meinen Depressionen.
    Hier gab es gestern eine kleine Feier für die Patienten, mit Fruchtbowlw.
    Auch nach einem Jahr habe ich an der Feier nicht teigenommen, Auch Fruchtbowlw sieht aus wie Bowle und schon dieses Ritual, damit anzustoßen wollte ich meiden.

    Ich wünsche dir Kraft und Einsicht auf deinem Weg.

    LG

  • Hallo Forum,

    die letzten Tage war es sehr unterschiedlich schwer/leicht trocken zu bleiben. Silvester - leicht, es wurde in der Gruppe wenig Alkohol getrunken.
    Vorgestern, unter Freunden, die eine Flasche Sekt mitgebracht hatten, kein Problem. Heute aber waren wir bei anderen Freunden und später bei einem weiteren bekannten Paar. Da hat mich die Bierflasche und später die Weinflasche aber versucht in den Bann zu ziehen.
    Ich muss echt immer wieder aufpassen. Ich glaube es sind eher die "kleinen", spontanen Situationen, die für mich gefährlich sind. Auf z.B. Silvester bereite ich mich vor. Ich stelle mir die Situation vor und wie ich nein sage und evtl. auf Nachfragen reagiere. Bei spontanen Situationen bin ich unvorbereitet.

    Es fällt auch einfacher als vor einiger Zeit bei Rückfragen warum ich keinen Alkohol trinke (wo ich doch bisher ein z.B. Weinliebhaber war) zu erklären, dass ich meinen Alkoholkonsum nicht kontrollieren konnte und deshalb nichts trinke.

    Gruß
    Tiuri

  • Hallo Karsten,
    korrekt, das war eine Häufung von Begegnungen mit Alkohol. Es wurde zwar wenig getrunken, aber eben immer wieder (Sekt zu 0 Uhr Neujahr, Begrüßungssekt, etc). Oft sind es eigener Familienkreis, befreundete Familien, Sportkameraden.
    Von einer Sportart, die ich gerne gespielt habe, habe ich mich vor 15 Jahren unter Anderem schon mal getrennt, weil so viel und oft Alkohol getrunken wurde. Ich habe damals schon bemerkt, dass mir das nicht gut tut, und dass mir die Leute dort nicht gut tun.
    Bei den jetzigen Bekannten und Sportkameraden bewegt sich der Alkoholkonsum fast immer im Normalbereich: immer wieder, aber geringe Mengen.

    Meinst Du das, oder habe ich Dich nicht richtig verstanden?

    Gruß
    Tiuri

  • Hallo Tiuri,

    dir ein gutes Neues Jahr!

    Zitat

    Bei den jetzigen Bekannten und Sportkameraden bewegt sich der Alkoholkonsum fast immer im Normalbereich: immer wieder, aber geringe Mengen.


    Nicht ohne Grund wird hier empfohlen, sich von Alkohol und von trinkenden Zeitgenossen fern zu halten, wenn man lernen möchte, trocken zu leben.

    Da ist es völlig unerheblich, wie "normal" oder wie "gering" die Mengen sind - es kommt auf die Nähe zum Alkohol an sich an.
    Du hast ja gemerkt, dass es dir bei diesen spontanen Begegnungen nicht so leicht fiel, abstinent zu sein, wie bei geplanten Dingen wie Silvester, wo du dich mental vorbereiten konntest.
    Daher möchte ich dir raten, Situatuionen wie solche geschilderten in der näheren Zukunft zu meiden, in deinem eigenen Interesse.

    Geht nicht, sagst du?
    Weil du sonst dein Leben ändern müsstest?

    Darum geht es aber doch - genau solche Veränderungen im eigenen Alltag anzugehen, die eine Gefahr für die Trockenheit bedeuten könnten.
    Du hast diese bereits identifiziert, nun musst du nur noch handeln - indem du Prioritäten setzt. Viel Erfolg dabei!

    LG viola

    Da, wo es piekt, da geht es lang!

  • Hallo Tiuri,

    für mich war/ist es gerade schwierig, wenn andere genüsslich, "normal" Alkohol
    trinken. Denn das würde ich ja auch gerne. Aber ich kann das nicht!
    Menschen mit einer starken Fahne oder sehr betrunkene Menschen stoßen mich
    eher ab...

    Weiterhin viel Erfolg! Es lohnt sich!

    Seidenraupe

    Seidenraupe

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