Hallo allerseits.
Ich bin Dirk und habe erst vor kurzem eingesehen, dass ich Alkoholiker bin.
Seit 25 Jahren - es begann zur Bundeswehr-Zeit - trinke ich täglich.
Seit 25 Jahren belüge ich die Menschen, die mir am nächsten sind.
Seit 25 Jahren kokettiere ich damit, wie viel ich doch vertragen kann.
Seit 25 Jahren laufe ich vor denjenigen davon, die mir helfen wollen.
Das will und werde ich jetzt ändern. Aber ich weiß, dass ich es nicht alleine kann. Ich weiß, dass ich ein wahrer Meister der Tarnung, der Lüge und des Selbstbetruges geworden bin.
Man merkt mir meinen Alkoholismus nicht unbedingt an - oder geht darüber hinweg, weil ja ansonsten alles so "super" ist. Ich habe Bücher geschrieben, halte Vorträge und kann ein sehr charmanter und witziger Zeitgenosse sein. Ich verdiene gut, lebe in einem tollen Haus und bin ein gern gesehener Kollege. Tagsüber denke ich normalerweise nicht einmal an Alkohol, aber sobald es 17, 18 Uhr ist, kommt der Alkdurst. Und so führt mein erster Weg nach der Arbeit in den Bahnhofs-Kiosk, erst einmal auf die schnelle zwei halbe Weizen oder zwei Dosen Jackie-Cola. Am Umsteigebahnhof dann noch einmal das gleiche. Und daheim? Mal zwei bis acht Bier, mal eine halbe Flasche Gin. Und wenn nichts mehr da ist? Fahre ich nachts um 1 noch einmal zur nächsten 24-Stunden-Tanke, um Nachschub zu besorgen.
Ich habe nie einsehen wollen, dass es nicht "die anderen" sind, weshalb meine Beziehungen (3 Kinder aus 2 gescheiterten Ehen plus ein Säugling aus der jüngst gescheiterten Beziehung) in die Brüche gehen, sondern meine Selbstsucht. Mein Saufen.
Jetzt sehe ich es plötzlich. Sehe, wie viele Seelenleben ich über die Jahre ge- und zerstört habe, sehe all die Verletzten auf meinem Weg liegen, sehe die Scherben. Nichts davon kann ich ungeschehen machen, keinen jähzornigen Tobsuchtsanfall, keinen Seitensprung, keine geplatzten Termine und vertanen Chancen.
Meine Selbstachtung ist schon lange ertrunken. Alles, was mir noch bleibt, ist mein Leben und die Unterstützung einiger weniger, aber sehr guter Freunde. Und der Wille, es jetzt ein für allemal zu schaffen. Vielleicht habe ich ja dann doch noch die Chance, irgendwann wieder vorwurfsfrei in den Spiegel schauen zu können. Vielleicht kann ich ein geregeltes Leben leben. Vielleicht finde ich eine Partnerin, die ich nicht verängstigt davon jage.
Es mag komisch klingen, aber vor der anstehenden Entgiftung habe ich eine Scheiß-Angst, weiß aber gleichzeitig, wie wichtig sie für alles weitere sein wird.
Drückt mir die Daumen. Verdient habe ich es zwar nicht, aber schön wär's dennoch.
Es grüßt, der Dirk
(PS: Sorry für den langen Sermon, aber das lag mir auf der Seele und ich musste es einmal irgendwo loswerden)