kamarasow - Man stolpert nicht über Berge, sondern über Maulwurfshügel

  • Zitat von kamarasow


    nein, keine SHG. Bisher habe ich mich ausschließlich hier, mit der Familie und mit ein paar engeren Bekannten ausgetauscht.
    Der Gedanke, sich mit Fremden über den eigenen Alkoholismus und über eigene private Angelegenheiten auszutauschen stößt mich derzeit ab. Sicherlich wird die Fremdelei in der Gruppe mit der Zeit abnehmen, aber irgendwie fehlt noch ein initialer Schubs. Auch gedanklich.

    Ein aktuelles Gedankenkarussel, das mich beschäftigt, ist folgendes: Manchmal fühle ich Scham. Scham darüber ein Alkoholiker zu sein.

    Hallo Karamasow!

    Ich finde, Du bist hinsichtlich des Themas Trockenarbeit etwas dünn aufgestellt:

    Keine Therapie (oder?), keine SHG, kein regelmäßiger Austausch hier im Forum, das sieht mir von der Papierform her nicht nach solider Absicherung der mühsam erarbeiteten Trockenheit aus.

    Ja Alkoholismus ist für den Betroffenen "schambehaftet". In dieser Gesellschaft wird fast jede Krankheit akzeptiert, eine Suchterkrankung ist dagegen nicht so gut beleumundet.

    Die Bewältigung dieses subjektiven Gefühls hat bei mir gedauert. Wir haben dieses Thema in meiner ambulanten Therapie erörtert. Das hat mir geholfen, dieses Gefühl zu verstehen und letztlich in den Griff zu bekommen. Auch hierbei hilft der Faktor Zeit. Wie heißt es so schön im Volksmund: "Zeit heilt alle Wunden."

    Denk noch mal über deine Trockenarbeit nach. Da ist noch Luft nach oben.

    Gruß Carl Friedrich

  • Guten Morgen,
    gleich schwerer Tobak am frühen Morgen. Nun denn.

    Zitat

    Was hast du denn in der Zeit über Alkoholiker gedacht, als du noch nicht süchtig warst?

    Wenn ich ehrlich bin, komme ich dabei nicht gut weg. Ich war erst spät ein Trinker mit ca. 30 vielleicht. Demnach hatte ich als Erwachsener viel Zeit nüchtern über Alkoholiker ein Urteil zu fällen. Und das Urteil war null vorurteilsfrei. Früher war für mich ein nasser Alkoholiker ein Mensch, der es nicht geschafft sich im Griff zu halten. Ein Mensch, der Probleme hatte oder überfordert war und die Probleme oder Überforderung wegsoff. Ein Mensch, der die Realität nicht sehen wollte wie sie ist, weil es zu weh tat oder nicht dem entsprach was er sich früher vorgestellt hatte. Ja und in Summe deshalb irgendwie auch ein schwacher Mensch.
    Ich glaube genau diesen Grundtenor in der Gesellschaft auszumachen. Und dementsprechend wird dann auch der trockene Alkoholiker mit Skepsis beäugt. Er ist jetzt zwar trocken, aber wer weiß, wann er wieder rückfällig wird.
    Jetzt, da ich selbst Alkoholiker bin, sehe ich das aus einem anderen Blickwinkel. Aber so hart es klingt, ein Teil der Vorurteile treffen für mich zu. Das was mir die Krankheit u.a. gelehrt hat ist, die Arroganz in der Beurteilung über andere Menschen zu verlieren. Wenn ich jetzt einen nassen Alkoholiker sehe, empfinde ich Mitleid, weil ich weiß wie es ist ein Sklave der Droge zu sein.

    Carl Friedrich : Ja, auch keine Therapie. Ich werde darüber nachdenken müssen, was für mich konkret Trockenarbeit sein soll.

    Zeit erscheint erstmal ein guter Ratgeber zur Bewältigung des subjektiven Gefühls.

    Viele Grüße
    Karamasow

  • Nun, ich wollte das auch erst ohne Therapie und ohne IRL-SHG durchziehen. Da ich dies jedoch während meinen selbstauferlegten Trinkpausen gemacht habe, und es stets zu einem verfrühten Abbruch der Pause geführt hat, sehe ich darin wenig Wert oder Sicherheit. Klar, besser als zu trinken und so weiter zu machen wie vorher ist es auf jeden Fall.
    Aber gerade als labiler Mensch - und das bin ich - sollte ich mir möglichst viele "Anker" zulegen.
    Für mich ist es völlig ausser Frage dass ich...

    .... in eine SHG vor Ort gehen muss. Habe eine gefunden, sie scheint nett zu sein. Und ehrlich.

    .... bei einer Fachstelle für Suchtproblematik regelmässig ein Einzelgespräch führe. Habe ich vorgestern gemacht, und es war gut/aufschlussreich.

    .... eine Psychotherapie aufnehme. Es gibt nämlich gute Gründe, warum man ein "Suchtmensch" ist. Und diese sind nicht nur durch "Veranlagung" zu erklären. Ich denke dass es wichtig ist, seine eigenen Abgründe nebst demjenigen der Suchtproblematik zu kennen, und zu verarbeiten.

    ..... das Leben zu verändern. Da bin ich noch nicht so gut unterwegs/aufgestellt, aber das wird schon noch. Bin ja erst bei Tag 5. "Es reicht nicht, nicht zu trinken" eben... (der beste Satz den ich seit langem gelesen habe)

    Insofern.. ich kann Therapien / Gesprächsrunden nur wärmstens empfehlen. Sie geben ein bisschen mehr Stütze, Sicherheit... (wobei man ja eigentlich NIE wirklich in Sicherheit zu sein scheint)

  • Okay, Trockenarbeit.

    Vor ein paar Tagen war ich mit einem nahestehenden Menschen im Fußballstadion. Durst hat man da auch. Wir standen in der Schlange und ich schaute auf die Angebote. Da fragte er mich tatsächlich, ob ich einen Glühwein haben wöllte. Dafür hatte ich nur einen bösen Blick und ein genervt-fragendes "neeein?!" übrig. Mehr Worte wurden darüber nicht gesprochen. Ich trank eine Cola und er auch.
    Im Nachhinein habe ich mich darüber sehr geärgert. Eigentlich schon währenddessen. War es Naivität? Dachte er, er tut mir etwas gutes? Wollte er selbst Alkohol trinken? Findet er es doof, dass ich nichts mehr trinke? Ist er eigentlich selbst Alkoholiker? Beim Schreiben bemerke ich, dass es sich sortiert und ich mit ihm über die Situation nochmal sprechen muss. Das hätte ich vermutlich gleich machen sollen, aber da konnte ich noch nicht.

    Karamasow

  • Hallo Karamasow,

    wusste er das du Alkoholiker bist oder dachte er das du nur zur Zeit nichts trinkst?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo kamarasow,

    das würde mich auch ärgern. Ich würde das Gespräch suchen ob es ein makaberer Scherz war oder er dich wieder zurück ins Boot ziehen möchte.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo!

    Es ist unsere eigene Aufgabe, selbst auf uns zu achten. Das hast Du Karamasow, getan.

    Wir können von Dritten nicht erwarten, dass sie sich mit unserer Krankheit auskennen. Viele, auch beginnende Abstinenzler, sind oft der Meinung, nach einer Weile Karenz sei man wieder gesund und könne "normal" trinken.

    Ich würde mich mit dem Bekannten noch mal unterhalten und ihn bitten, demnächst derartige Angebote zu unterlassen.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo kamarasow,

    Zitat

    Ich maße mir nicht an alles zu wissen. So wie ich den Begriff Quartalssäufer verstehe, sind bei ihm längere Trinkpausen ohne Probleme möglich.

    Da bin ich bei dir. Ich weiß auch nicht alles und am Anfang war mir meine Situation wichtiger, als die der anderen Alkoholiker.

    Nur ich konnte meinen Weg gehen und das mit Selbsthilfe. Wer noch nicht bereit ist auf sich zu schauen ist eben noch krankheitsbedingt im nassen Denken.

    Aber eines weiß ich mittlerweile das Quartalstrinker auch Phasentrinker genannt werden, diese verkürzen mit der Zeit ihre Trinkpausen und ich selbst kenne welche , die auch eine Entgiftung gemacht hatten.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo Hartmut,
    ich glaube von der Sorte kennt jeder einen im Bekanntenkreis. Der Typus, der sich regelmäßig vornimmt einen Monat oder länger nichts zu trinken, um es sich selbst zu beweisen und diesen "Kampf"/"Krieg" auch heldenhaft schafft. Um danach wieder gewohnt regelmäßig zu trinken und sich eigentlich nur selbst belügt.

    Da mich die Fußballspiele im TV gerade langweilen, hatte ich soeben meinen Eingangspost des Threads und ein paar darauffolgende Beiträge gelesen. Das Gefühl beim Lesen war ein großer Mischmasch-Gefühlscoktail. Von Bedrücktheit, Traurigkeit, Freude, Freiheit, Wärme, Gleichgültigkeit und Geborgenheit war alles dabei. Am meisten jedoch hat mich der einfache Satz von Iowa umgehauen:

    Zitat

    Wenn ich ein liebes Wort oder eine Geste oder eine Umarmung nicht nur hören und sehen sondern auch wieder im Bauch spüren kann.


    Diesen Satz hatte ich damals gar nicht registriert bzw. verstanden. Und jetzt haut er mich um. Das Gefühl, wenn die kleinste Tochter freudestrahlend sich um dein Bein wirft, wenn du nach Hause kommst oder wenn du mit ihr irgendwelche Puppen, Fillipferdchen oder Pippi-Lampf(!)strumpf spielen sollst, kann dir keine Droge der Welt geben. Nüchtern ist es manchmal derart warm ums Herz, dass man erst wieder lernen muss die geballte Ladung auszuhalten.

    Ich bin froh, es bis hierhin geschafft zu haben.

    Viele Grüße
    Karamasow

  • Hallo Forum,

    nichts Neues bei mir. Das vor kurzem Geschriebene zum Thema "Turbo-Trocken" von penta gefiel mir:

    Zitat

    Heute weiß ich, dass die Erkenntnis, nicht allwissend zu sein und vor allem: nicht allwissend sein zu müssen und mich nicht mehr so wichtig zu nehmen für mich mindestens so wichtig war, wie die Trocknung. Ich würde sagen, sie gehört bei mir dazu.
    Ich muss weder Recht haben noch muss ich Erste sein oder jemandem etwas beweisen (außer mir selbst).
    Und genauso muss niemand mir irgendwas beweisen.


    Ich ziehe daraus Gelassenheit und Selbstreflektion. Wenn die Krankheit auch Nachteile mit sich bringt, so liegen darin auch Vorteile. Ich lerne viel über mich selbst und verliere die Arroganz und den Hochmut gegenüber anderen. Da ich außerdem selbst ein wenig ein Perfektionist bin, so habe ich durch die Krankheit gelernt, dass nicht alles perfekt sein muss, um gut zu sein.

    Viele Grüße
    Karamasow

  • Hallo kamarasow,

    Zitat

    Wenn die Krankheit auch Nachteile mit sich bringt, so liegen darin auch Vorteile

    Welche Nachteile bringt denn die Krankheit?

    Ich habe dadurch keine. Ich habe nur zwei Möglichkeiten . Entweder ich flüchte in die Opferrolle und heule mir den Pelz voll oder ich mache was draus. Ich lebe mit meiner Krankheit und lasse mich nicht von ihr Leben.


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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  • Guten Morgen,
    Nachteil für mich: Kein normaler Umgang mit Alkohol mehr möglich. Der Alkohol wurde ja nicht getrunken, weil er so schön riecht, sondern weil man sich (sofern man es im Griff hätte) kontrolliert und mit Absicht in einen Rausch versetzen kann. Das geht nun nicht mehr. Ob ich es vermisse? Hm, ich denke manchmal darüber nach, wie es wäre Gras zu rauchen. Und ob es dann nur eine Suchtverlagerung gibt und ich mit der Zeit wieder nichts im Griff hätte.

    Mich würde euer Wissen diesbezüglich interessieren. Versetzt ihr euch als Langzeittrockene in einen Rausch (per Droge jeglicher Coleur) oder ist das ein NoGo? Ist für uns als Alkoholiker jede Rauschform tabu?

    Grüße
    Karamasow

  • Hallo karamasow,

    interessante Fragen . Danke dir.

    Zitat

    Nachteil für mich: Kein normaler Umgang mit Alkohol mehr möglich. Der Alkohol wurde ja nicht getrunken, weil er so schön riecht, sondern weil man sich (sofern man es im Griff hätte) kontrolliert und mit Absicht in einen Rausch versetzen kann.

    Halte ich für sehr gefährlich, wenn dich solche Gedanken noch umtreiben. Ziel ist ja ein loslösen vom Alkohol. Anfänglich physisch dann psychisch. Diese Verzichts Gedanken kenne ich nur von Alkoholiker nicht von Menschen die mit Alkohol überhaupt kein Problem haben.

    Für mich ist es ein Vorteil, keinen Alkohol mehr trinken zu müssen, um mich in einen kurzfristigen Zustand fern der Realität zu versetzen. Mit der Auswirkung mehr zu zerstören als ein Nutzen zu erreichen. Sich weg zu beamen verändert ja nur kurzzeitig eine Situation die mir nicht passt aber ändert sie nicht.

    Zitat

    Versetzt ihr euch als Langzeittrockene in einen Rausch (per Droge jeglicher Coleur) oder ist das ein NoGo?

    Ich sehe keinen Sinn darin mich in einen Rausch zu versetzen. Glücklich sein , kurzzeitige Hochstimmungen und Zufriedenheit kann ich auch durch aktivieren gehirneigener Opioide wie Endorphine erreichen. Sei es durch Sport, durch Feste, Zusammengehörigkeit, Liebe , Urlaube, Partnerschaft , Sex, gutes Essen , Sonnenunter oder aufgänge, Musik, andere helfen. Diese Liste sollte mal jeder für sich erstellen, da gibt es sehr viel zu entdecken.

    Nun kommt es sicherlich auch auf die Grundeinstellung an.
    Siehst du dich mehr als Pessimist oder Optimist ?

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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  • Zitat

    Kein normaler Umgang mit Alkohol mehr möglich

    Wer aber sagt, dass überhaupt jemand Alkohol trinken soll/darf/muß/kann?

    Und was daran normal ist? und wieviel?

    Auch ich will keinen Rausch mehr, ich will mit mir zufrieden sein, mit mir einig sein (für jeden gibt es so eine Liste, wie Hartmut schreibt).

    Der Rausch durch Alkohol war für mich immer Flucht, Vergessen, Verdrängen. Das will ich nicht mehr.

    Hans

  • Hmm?!
    Ich denke, dass ja nach jeder Suchtbefriedigung das Aufwachen kommt.
    Und dann eben auch die Sucht nach Wiederholung, also geht dann die Spirale auch immer wieder weiter.
    "Im Griff" hat man jede Droge nicht lange. Das erlebe ich auch bei Menschen, die z.B. jeden Tag Joggen MÜSSEN, oder Einkaufssucht haben, oder sich dem Nahrungskontrollwahn hingeben....
    Ich war schon sehr weit mit meinem Mann in der Co - abhängigkeitsspirale drin, und muss auch jetzt noch sehr aufpassen, dass ich nicht in solche anderen "Süchte" falle. Da ist eine positive Lebenseinstellung von großem Vorteil, und die Lust , neue Ziele zu haben und anzugehen. Nicht im alten Trott stehenbleiben. Das würde ich mit jeder neuen "Suchtvariante".
    Davor habe ich eine - ich denke schon - gesunde Angst - Respekt ! - entwickelt, die mich wach hält, und mir in den letzten zwei Jahren gute Dienste erwiesen hat.
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Guten Morgen,

    Zitat

    Halte ich für sehr gefährlich, wenn dich solche Gedanken noch umtreiben.

    Du hast Recht. Daran sieht man, dass ich noch mehr Zeit brauche. Komischerweise bewerte ich den Gedankengang heute - ausgeschlafen - anders, als zum Zeitpunkt des Verfassens. Was wohl auf das Suchtgedächtnis zurückzuführen ist. Ich glaube mein Gehirn wurde jahrelang so antrainiert, dass es in Stresssituationen nach einem Rausch zum Stressabbau sucht. So sind vermutlich auch die Fragen zu den anderen Drogen zu erklären.

    Zitat

    Ich sehe keinen Sinn darin mich in einen Rausch zu versetzen.

    Ich bin bei dem Thema zwiegespalten. Ich treibe selbst recht viel Sport. Dabei verschafft man sich den "Runners High" durch körpereigene Opioide. Also einen Rauschzustand. Nicht sythetisch erzeugt, sondern körpereigen. Ich glaube sogar, es gibt genügend "Sportjunkies". Vermutlich bin ich selbst einer, weil man nach dem Glückszustand einer anstrengenden Einheit oder eines Punktspiels trachtet. Der Alkohol nach dem Sport war dann sozusagen der doppelte Kick. Ein anderer, der Lehrer ist, Trank keinen Alkohol, sondern bevorzugte nach einem Punktspiel einen Joint. Das gab ihm den höchsten Entspannungsmodus. Also keine Flucht vor etwas, sondern zur Steigerung des gefühlten Moments.
    Warum schreibe ich das? Weil es mich beschäftigt. Sind wir nicht alle nur suchtgesteuert? Die Auflistung, Hartmut, sind alles Punkte, aus denen ich derzeit viel Energie ziehe. Es sind aber auch Punkte, die vor allem auf körpereigenen Glückshormonen basieren. Kann ich deinen Gedankenansatz so zusammenfassen:

    Körpereigene Glückshormone / Opioide sind okay. Körperfremde Externe nicht?

    Pessimist oder Optimist? Hm. Ich habe beides in mir. Vielleicht passt: zum Pessimismus tendierender Optimist.

    Es ist vermutlich so, dass sich zur Sucht neigende Menschen, wie ich, sich nicht mit weiteren potentiellen Drogen zumüllen müssen. Aber da bin ich noch nicht klar im Kopf.

    Mir kreiselt nach wie vor die Frage:

    Zitat

    Versetzt ihr euch als Langzeittrockene in einen Rausch (per Droge jeglicher Coleur) oder ist das ein NoGo? Ist für uns als Alkoholiker jede Rauschform tabu?

  • Hallo kamarasow, du pessimistischer Optimist :lol:

    Zitat

    Körpereigene Glückshormone / Opioide sind okay. Körperfremde Externe nicht?

    die Jahr Millionen lange Evolution hat den Menschen mit allem ausgestattet was er zum Glücklich /Traurig sein braucht.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo kamarasow,

    Zitat

    Komischerweise bewerte ich den Gedankengang heute - ausgeschlafen - anders, als zum Zeitpunkt des Verfassens.
    Was wohl auf das Suchtgedächtnis zurückzuführen ist. Ich glaube mein Gehirn wurde jahrelang so antrainiert, dass es in Stresssituationen nach einem Rausch zum Stressabbau sucht.

    Das würde ich auch so einordnen (Suchtgedächtnis)
    Ich gebe Dir mal an dieser Stelle einen ganz simplen Tipp weiter:
    Schau mal in solchen Situationen nach, ob Du für Deine grundlegendsten Bedürfnisse gut gesorgt hast.
    Bist Du hungrig, oder durstig oder müde?
    Oft beruhigt sich ein aufgewachtes Suchtgedächtnis auch wieder, wenn man diese Bedürfnisse erfüllt.
    Du schreibst, das Du ausgeschlafen die Dinge anders siehst.
    Das ist normal, weil sich auch im Schlaf viel ordnet.
    Und am nächsten Morgen kann man mitunter die eigenen Gedanken vom Vorabend nicht mehr ganz nachvollziehen.
    Also, ausreichend essen und trinken und ne Nacht gut durchschlafen kann kleine Wunder bewirken :wink:

    Zitat

    Ich bin bei dem Thema zwiegespalten. Ich treibe selbst recht viel Sport. Dabei verschafft man sich den "Runners High" durch körpereigene Opioide.
    Also einen Rauschzustand.
    Nicht sythetisch erzeugt, sondern körpereigen. Ich glaube sogar, es gibt genügend "Sportjunkies"

    Weißt Du, was ich festgestellt habe?
    Das ich es wie einen kleinen Schwips erlebe, wenn ich längere Zeit in einer lustigen, geselligen, gemütlichen Runde mit guten Freunden sitze.
    Durch das Lachen, dem Zusammensein und dem Wohlgefühl dabei werden bei mir dann wohl auch Endorphine (oder sowas ähnliches) ausgeschüttet.
    Und das fühlt sich dann wie ein Mini-Rausch an.
    Als ich das das erste Mal nüchtern so erlebte, verunsicherte mich das erstmal ganz schön und machte mir auch Angst.
    Mittlerweile kann ich gut damit umgehen, kann es auch richtig einordnen und letzendlich auch genießen.

    Zitat

    Warum schreibe ich das? Weil es mich beschäftigt.
    Sind wir nicht alle nur suchtgesteuert?
    Die Auflistung, Hartmut, sind alles Punkte, aus denen ich derzeit viel Energie ziehe.
    Es sind aber auch Punkte, die vor allem auf körpereigenen Glückshormonen basieren.

    Ich stelle mir auch öfters mal solche Fragen :wink: Einfach auch aus Interesse heraus.
    Ich kenne viele Menschen, die entweder suchtgesteuert sind (muss kein Alk sein - Nikotin, Schokolade, Kaffee, Etc. eignen sich ganz genau so dafür)
    oder sich anderweitig zwanghaft verhalten (oder ist zwanghaftes Verhalten und Sucht das gleiche?)
    Da kann ich leicht vorhersagen, was sie als nächstes tun werden, denn ich kenne ihre Verhaltensweisen, die eben auch oft auf Sucht und Zwangverhalten basieren.

    Zitat

    Körpereigene Glückshormone / Opioide sind okay. Körperfremde Externe nicht?


    Wo ziehst Du hier eine Grenze?
    Nikotin ist auch eine Droge, ebenso Kaffee. Gras ebenfalls.
    Schokolade enthält ebenso Glücksgefühle auslösende Substanzen.
    Viele trockene Alkoholiker rauchen trotzdem und trinken Kaffee, sind auch alles "körperfremde Externe", wie Du es nennst.

    Ich persönlich habe mich für ein "suchtfreies Leben" entschieden, esse aber trotzdem gern mal Schokolade. Hm.

    Wie gesagt, ich stelle mir auch manchmal solche Fragen, habe aber auch keine Antworten auf alles. Oder will sie auch gar nicht so genau wissen? :wink:

    Zitat


    Pessimist oder Optimist? Hm. Ich habe beides in mir. Vielleicht passt: zum Pessimismus tendierender Optimist.


    Vielleicht bist Du ganz schlicht und ergreifend ein "Realist"? :wink:

    Zitat

    Es ist vermutlich so, dass sich zur Sucht neigende Menschen, wie ich, sich nicht mit weiteren potentiellen Drogen zumüllen müssen.
    Aber da bin ich noch nicht klar im Kopf.


    Hmmmm... süchtige Menschen tendieren aber häufig zu Suchtverlagerungen.
    Kann alles mögliche sein.
    Auch Sport kann zur Sucht werden, ich war auch mal in eine Sportsucht gerutscht. Und ebenso auch jahrelang nikotinsüchtig, als ich bereits trocken war.
    Also ich persönlich würde die Hand nicht dafür ins Feuer legen wollen, das wir nüchtern völlig suchtfrei leben werden.
    Von Drogen wie Alkohol, Nikotin, Gras oder Kaffee möchte ich persönlich weiterhin Abstand halten.
    Aber es gäbe auch noch ne Menge anderes, nach dem ich süchtig werden könnte... denke ich.
    Ich neige zu süchtigem Verhalten. Konnte das aber bisher immer selbst wieder stoppen.
    Nur beim Alk hatte ich allein, ohne Hilfe, Null Chance.

    LG Sunshine

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