Guten Tag alle hier zusammen
Durch erfreulichen Zufall bin ich auf das Forum gestoßen und möchte mich nun gerne Vorstellen:
mein Name ist Marie und ich bin Anfang 30.
Ich habe ein Alkoholproblem.
Das erste Mal trank ich mit 15 Jahren Alkohol und es endete gleich in einem Vollrausch. Zwar habe ich nicht mehr soviel wie an diesem Abend getrunken, aber ich war oft genug ziemlich hinüber.
Mein Hirn wurde durch einen sehr schweren unverschuldeten Unfall vor Jahren sehr verletzt (Schädel Hirn Trauma mit 15 tägigem Koma) und Neurologen rieten mir bereits "damals" in der Reha, auf Alkohol zu verzichten, da ich es nicht verkrafte.
Dennoch konnte ich nach meiner Reha nicht darauf verzichten.
Bereits 3 Mal war ich in stationärem Aufenthalt, um von Alkohol entwöhnt zu werden. Ich versuchte leider auch 3 Mal, (unerfolgreich, ich wurde immer gefunden, oder hab doch in Todesangst den Rettungswagen gerufen) mir das Leben zu nehmen. Jedes Mal -natürlich- betrunken.
Im Juli kam ich das letzte Mal nach drei Monaten aus der Psychiatrie und habe meine Suchterkrankung nicht mehr achtsam im Auge gehabt. Ich fing recht schnell wieder an zu trinken, am Liebsten alleine, so 2-3 Flaschen Wein durften es schon sein. Natürlich ging danach nichts mehr, aber das habe ich bewusst evoziert. Ich wollte diesen Absturz.
Vor vier Wochen habe ich mich einer Suchtberatungsgruppe angeschlossen und bin bereits seit einem halben Jahr in Einzeltherapie.
Seit neun Tagen lebe ich abstinent. Es ist noch nicht viel, aber für mich war und ist es das. Die ersten Tage waren (psychisch) schlimm. Zum Glück habe ich (noch) keinen körperlichen Entzug gehabt.
Weil ich nicht täglich und nicht tagsüber getrunken habe, war ich recht unauffällig
Den eigentlichen Auslöser für mein Umdenken, es nun wirklich ernst zu nehmen, ehrlich zu mir und meinem Umfeld zu sein, hat ein Weihnachtsmarktbesuch gegeben. Ich habe alte Freunde wiedergetroffen (durch Zufall), die nichts von meiner Sucht wissen und hab mir soviel reingeschüttet, dass ich nur-dank eines Freundes- unbeschadet mit dem Taxi wieder heimgekommen bin.
Von dem Abend weiß ich nichts mehr.
Ich habe mich nun meinen Freunden offenbart und mein Alkoholproblem zugegeben. Das war ein wichtiger Schritt für mich. Wahrscheinlich haben sie es sowieso gewusst und nur darauf gewartet, dass ich es endlich selbst ausspreche.
Der Kontrollverlust, die Erinnerungslücken, das schlechte Gewissen, der Kater, die Planlosigkeit...diese Autoaggressivität..
all das möchte ich nicht mehr. Ich habe ein ganz schlechtes Bild von mir abgegeben und bin ansich ein kompetenter, offener, kognitiv wacher Mensch und keine Schnapsdrossel, die mit ihrem Leben nicht klarkommt.
Die Selbsthilfegruppe ist ein Segen und ich fühle mich nicht mehr so dämlich mit meiner Sucht.
Auch bin ich froh, wenigstens die ersten neun Tage geschafft zu haben und dass es Foren wie dieses gibt.
Soviel zu mir
ich freue mich auf den Austausch!
Ah, was ich noch erwähnen möchte: das AA-Ding "für die nächsten 24 h" und "das erste Glas stehenlassen" hat mir weitergeholfen. So simpel es erscheinen mag, aber es hat mich rausgerissen.
Euch allen viel Kraft und vorweihnachtliche Grüße
Marie