Ich bin neu und suche dringend Austausch

  • Hallo ich bin Sandy und neu hier. Ich hätte nie gedacht in einem Forum für Alkoholabhaengigkeit zu landen, um Hilfe zu suchen. Ich bin verheiratet und ich denke mein Mann ist alkoholabhaengig und ein sogenannter Quartalstrinker. Der Zustand ist unerträglich für mich. Auch wenn ich mir selbst sage "Es ist nicht Deine Schuld", fühle ich mich schuldig. Schuldig, das meine Liebe nicht für ihn genug ist, um ihn vom Trinken abzuhalten. Er trinkt regelmäßig, in der Woche 2-3 Mal Rum, Cola. Bier manchmal fast täglich 1-2 Flaschen. All das ist noch erträglich. Das Schlimmste sind seine wiederkehrenden Saufexesse, er wie letzte Woche zur Weihnachtsfeier geht und dann morgens nach 15 Stunden voll wiederkommt und mich beschimpft, wenn ich Fragen stelle. Ich habe schon gelernt ihn in Ruhe zu lassen, wenn so etwas passiert. Der nächste Tag ist hin, weil er nicht ansprechbar ist und nur im Bett liegt und seinen Rausch ausschlaeft. Jedes Mal fühle ich mich so klein und hilflos. Als hätte ich versagt. Dabei hat er versagt. Er verspricht immer und immer wieder, das es nicht mehr vorkommt und er pünktlich zurück ist. Jedes Mal passiert es wieder und jedes Mal stirbt mehr in mir. Alle 3 Monate passiert meistens so ein Absturz. Er kann dann einfach nicht aufhören und säuft ohne Ende. Er sagt immer es hätte nie was mit mir zu tun und er liebt mich. Er ist ein unglaublich guter Mann zu mir, wenn nicht Alkohol im Vordergrund steht. Ich weiss nicht wie ich mich verhalten soll, was hier passiert. Früher zeigte er noch etwas Reue...heute nicht mehr. Es ist halt passiert. Ich fuehl mich alleine und sooo klein und schwach. Schwach, das ich nicht härter bin. Ich würde mich sehr über einen Austausch freuen. Liebe Grüße Sandy

  • Hallo Sandy,

    herzlich Willkommen im offenen Bereich.

    Zitat

    Auch wenn ich mir selbst sage "Es ist nicht Deine Schuld", fühle ich mich schuldig. Schuldig, das meine Liebe nicht für ihn genug ist, um ihn vom Trinken abzuhalten.

    Wenn dein Mann Alkoholiker ist kann deine Liebe noch so groß sein, die Liebe zum Alkohol ist größer.

    Das hat aber nichts mit dir zu tun, die Sucht ist so stark dass er nicht anders kann.

    Wenn er nicht bereit ist sich Hilfe zu holen und sein Leben zu ändern solltest du überlegen

    ob du so weiter leben willst oder ohne ihn besser dran bist.

    LG Martin

  • Hallo Martin
    Mein Verstand sagt es mir auch...aber mein Herz kann nicht loslassen. Ich weiß, wenn er nicht trinkt wie gut er zu mir ist. Aber der Alkohol zerstört alles. Und dann haben wir noch ein gemeinsames Kind. Der Kleine ist noch so klein und braucht seinen Papa. Er ist kein schlechter Mensch...nur wenn er getrunken hat, dann ist er ein anderer Mensch. Er sagt mir es hätte nichts mit mir zu tun und das er mich liebt. Aber warum lässt er es zu das dieser verdammte Alkohol alles kaputt macht und uns alles nimmt. Ich weiss ja das die Sucht stärker ist. Ja mein Kopf sagt mir das alles. Aber mein Herz schreit nur und ich zerbreche daran. Wir haben seit dem letzten Exess nicht mehr miteinander gesprochen. Er hat sich nur angehört was ich zu sagen hatte. Er konnte noch nie über Probleme reden und das macht es jetzt noch schlimmer und unerträglicher. Diese Stille ist unerträglich.

  • Hallo Sandy & Willkommen im Forum! :D

    Deine Liebe in Verbindung mit seiner Krankheit zu bringen ist eine böse emotionale Falle. Liebe, egal in welcher "Menge", schützt nicht vor Beinbruch, Schnupfen & Krebs, auch nicht gegen Suchtkrankheiten wie eben Alkoholismus.

    Aber eine Suchterkrankung ist in ihrer Entwicklung in hohem Maße vom Kranken selbst beeinflussbar. Man kann diese Krankheit nicht heilen, aber man sie stoppen.

    Dein Kind bekommt übrigens von der Situation weitaus mehr mit als du glaubst.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo Dante
    auch Dir ein Danke für Deine Antwort. Das schlimme ist, mein Kopf sagt mir all das auch. Aber mein Herz kann NOCH nicht loslassen. Man hofft irgendwie, dass es in seinem Kopf Klick macht und er wach gerüttelt wird. Als Mutter weiß ich das ich mein Kind schützen muss und auch wenn es erst ein Jahr alt
    ist, ist mir bewusst das so ein kleiner Wurm alles mitbekommt. Ich sag mir immer ein Kind ist immer glücklich,wenn es die Mama ist. Nein, ich bin jetzt nicht glücklich, aber wie ist mein Zustand wenn ich mich trenne. Mein Mann war, ist alles für mich. Familie hab ich nicht mehr.Noch kann ich für mein Kind die Fassade aufrecht erhalten. Und wenn ich mich trenne, dann muss ich regelmäßig das Kind dem Vater aushändigen und kann nicht mehr aufpassen. Ich weiß leider das Alkohol als Krankheit angesehen wird und solange nichts schlimmes passiert hat er auch Umgangsrecht. Er würde trocken kommen und was dann passiert kann ich nicht kontrollieren. All das geht durch meinen Kopf.

  • Ich weiß durch meine Arbeit als Sterbe- und Trauerbegleiterin das Loslassen ein langer Prozess sein kann. Ich befinde mich noch in der vergleichbaren Phase des
    Nicht Wahr Habenswollen und all das zu begreifen was gerade passiert und einstürzt :(

  • Hallo Sandy, Herlich Willkommen!!!
    Schön, dass du dich getraut hast, deine Geschichte hier abzugeben, und dir Zuspruch suchst! Das ist schon ein wichtiger Schritt für dich und deinen Sohn!
    Bei mir hat es leider sehr lange gedauert, bis ich den Mut fand.
    Es ist nicht leicht, das Herz zu stoppen, wenn es doch immer wieder nach dem Mann schreit, den man liebt. Wenn es immer wieder Hoffnung bekommt, dass dieser Mann doch ein lieber, guter Mann ist. Dass er doch ein fürsorglicher Papa ist, wenn er nüchtern ist.....
    Und dann immer wieder die Abstürze: das Gegenteil. Die Demütigungen, das Runtermachen, die damit anfallenden Gefühle der Minderwertigkeit. Die Angst vor einer unsicheren Zukunft - vor Allem für das Kind!!!! Und, und, und....
    Hast du jemanden, dem du dich anvertrauen kannst, vor Ort? Vielleicht auch eine Ärztin, Nachbarin, Freundin? Schau dich mal um. Die Menschen in deiner Umgebung wissen sicher von eurer Not. Ich habe auch lange Zeit gedacht, alles verheimlichen zu können. Falsch gedacht.
    Vielleicht findest du Hilfe, wo du sie nie erwarten würdest.
    Es finden sich immer Wege. Ich musste das lange Zeit erst lernen. :roll::roll::roll: Aber jetzt weiß ich es, dass ich einfach mal "fragen" muss.
    Ich bin auch inzwischen lange Jahre in einer guten Selbsthilfegruppe, die mir in jeder Lebenslage Mut zum Weitermachen gibt, wo ich aber auch ganz viel wieder zurückgebe.
    Und wenn du zeitlich nicht in die Gruppe gehen kannst - vielleicht gibt es da jemand, der dich zuhause besuchen kommt, oder du ihn?
    Ich wünsche dir ganz viel Hoffnung auf ein besseres Leben für dich und dein Kind! Und natürlich die Hilfen, die dazu nötig sind.
    Deinen Mann lasse ich aussen vor, denn er ist für sich selbst zuständig. Du brauchst ihm nicht zu helfen. - Musste ich auch erst lernen. Aber zum Selbstüberleben lebenswichtig!!!
    Liebe Grüße, Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Gotti
    Herzlichen Dank. Du schreibst mir aus der Seele. Ja so fühlt es sich an.
    Ich habe zwei gute Freundinnen, leider nicht in der Nähe. Telefonisch reden wir viel und das brauche ich auch, um nicht daran zu "ersticken". Diese Abstürze zerstören jedes Mal soviel. Man könnte denken, ok passieren
    ja nur alle paar Monate und zwischendurch ist es schön. Aber die ständige Angst vor dem nächsten Absturz ist gegenwärtig. Die Angst gemeinsam wegzugehen und er weiß nicht wann Schluss ist und zieht alleine weiter.Ich hasse ihn dafür, das er uns das antut, das der Mann der sich nach außen so stark und unnahbar gibt so schwach ist und sich nicht gegen die Sucht durchsetzen kann.Das ihm in diesem Moment der Alkohol wichtiger ist und er uns vergisst. Er hatte zuvor selbst eine Partnerin, die alkoholkrank ist. Er hat sie dann verlassen, weil er es nicht mehr aushielt. Er müsste
    wissen wie es sich anfühlt, wenn man so machtlos ist und wie es einen selbst erniedrigt aber dennoch ändert er es nicht. Dennoch tut er uns genau das an was er selbst erleben musste.

  • Hallo Sandy,

    Herzlich willkommen hier im Forum.
    Du wirst vermutlich von außen nicht erkennen können, in welcher emotiomalen Zwickmühle sich dein Partner befindet.
    Scham, selbst Alkoholiker zu sein, nachdem er eine solche verlassen hat.
    Unfähig, sich selber einzugestehen, mehr als ein Problem zu haben.
    Immer wieder in der falschen Hoffnung, er könne seine sucht in den Griff kriegen und wieder 'normal' trinken.

    Aber darum sollte es für dich auch nicht gehen.
    Es geht ja hier um dich.
    Du wirst einem nassen Alkoholiker nicht trocken reden.
    Du kannst ihm nur die Alternative aufzeigen: entweder der Alkohol oder du.
    Und dazu musst du den Mut haben, auch die Konsequenz ziehen zu können.

    Wahrhaben und emotional begreifen beginnt vermutlich damit, zu akzeptieren, dass du seine Situation nicht ändern kannst.
    Nicht dafür verantwortlich bist.

    Liebe Grüße
    Hans

  • Hallo Hans
    Danke für Deine Antwort.
    Ich kann erkennen wie er sich schämt, wenn wir wie gestern offen darüber reden. Er sagt zwar von sich das er kein Alkoholproblem hätte aber ich sehe es in seinen Augen wie er sich schämt. Einmal hat er nur kleinlaut gesagt das er vielleicht doch nicht so stark ist wie ich denke. Und auch wenn es rational vielleicht falsch ist, daher fällt es mir auch so schwer loszulassen. Er ist kein schlechter Mensch. Der Alkohol macht ihn dann zu diesen. Ein verdammter Teufelskreislauf.

  • Hallo Sandy,

    ja, es ist wirklich ein Teufelskreislauf...

    Es fällt unendlich schwer, los zu lassen. Denn ein Alkoholiker bzw. Süchtiger ist krank! Und da will man doch helfen... zumal man ja diesen Menschen auch anders kennen gelernt hat, oft. Es gibt auch Beziehungen, da ist der Partner schon abhängig, wenn man zusammen kommt. Aber es ist auch oft so, dass sich die Abhängigkeit erst im Laufe der Zeit manifestiert.

    Und da hast du dann schon auch gute Erinnerungen und Gefühle für den Partner. Dann zu sehen, gut, er ist schwer krank und ich kann da nichts machen, das ist einfach fatal. Dieses Nicht-Helfen-Können. Diese Machtlosigkeit...

    Der Suchtstoff verändert auch in gewisser Weise die Persönlichkeit des Menschen. Da werden im Gehirn neue Programme gesetzt und an erster Stelle angebracht. König Sucht regiert dann den Menschen und tut alles dafür, dass immer pünktlich und in ausreichendem Maße Stoff da ist. Alles andere wird unwichtig.

    Der Körper, die Organe leiden unter den Giftstoffen, der Mensch wird auch anfälliger und schwächer mit der Zeit, dass Gehirn vernebelt.

    Und du als Außenstehende bist machtlos dagegen!

    Es gibt keine OPs, keine Strahlentherapie oder Medikamente, die das aufhalten oder heilen. Es gibt nur das "Stopp" und dieses "Stopp" muss aus dem abhängigen Menschen selbst kommen.

    Dieser Mechanismen musst du dir bewusst sein.
    Die Sucht regiert den Menschen.
    Dadurch wird er immer unzuverlässiger, liebloser.
    Er wird lügen und vertuschen.
    Er wird andere für seinen Zustand verantwortlich machen.
    Er schämt sich.
    Er kann es nicht sein lassen, einfach so.
    Er wird Versprechungen machen und kurz darauf brechen.
    Er kann keine Verantwortung mehr tragen.
    Er versucht sein Umfeld so zu gestalten, dass er seiner Sucht in Ruhe nachgehen kann.
    Irgendwann ist er kaputt.
    usw...

    Er sitzt im Mittelpunkt des Teufelskreislaufes und um ihn herum agieren die Menschen, die ihm nahe stehen.

    Und die werden von ihrer Sucht "Coabhängigkeit" regiert...

    Sie lügen und vertuschen.
    Sie schämen sich.
    Sie fühlen sich schuldig und verantwortlich.
    Sie wollen doch nur helfen.
    Sie richten ihr Leben nach dem Abhängigen aus.
    Sie vernachlässigen ihr soziales Umfeld.
    Sie fühlen sich wichtig und gebraucht.
    Sie kontrollieren, reden, schreien und weinen.
    Sie erpressen und geben Chancen.
    Sie haben Angst, sie fühlen sich als Opfer.
    Und irgendwann sind sie kaputt von all dem.
    usw.

    Der Abhängige hat die Wahl: entweder weiter machen und kaputt gehen. Oder sich vom Suchtmittel auf Lebenszeit zu trennen, "ja" zum Leben zu sagen. Diese Entscheidung darf und kann nur er selbst fällen.

    Und der oder die Angehörigen haben die Wahl: entweder weiter machen und mit kaputt gehen. Oder sich vom Abhängigen trennen, "ja" zum Leben sagen. Auch diese Entscheidung kann nur der Co alleine fällen.

    Nur die Kinder, die hängen da mit dran und sind ausgeliefert...

    Liebe Grüße
    Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hallo Sandy,

    was ich jetzt schreibe, hilft Dir sicher nicht viel weiter, es ist nur ein Nachdenken, auch aus meiner eigenen Lage heraus, aber vielleicht ist es interessant, dass man die Schwere der Probleme auch ganz anders empfinden kann:

    Zitat von sandy2017

    Er trinkt regelmäßig, in der Woche 2-3 Mal Rum, Cola. Bier manchmal fast täglich 1-2 Flaschen. All das ist noch erträglich. Das Schlimmste sind seine wiederkehrenden Saufexesse

    Zitat von sandy2017

    Man könnte denken, ok passieren ja nur alle paar Monate und zwischendurch ist es schön. Aber die ständige Angst vor dem nächsten Absturz ist gegenwärtig.

    Ich würde im Gegensatz zu Dir mit den Exzessen an sich, wenn sie nur alle paar Monate stattfinden, sicher noch relativ gut leben können und mir sagen: Na ja, wenn es ihm partout Spaß macht, sich ab und zu richtig heftig zu betrinken, dann soll er doch meinetwegen alle paar Monate mal.

    Für mich wären die folgenden Dinge viel bedrückender:

    Zitat von sandy2017

    … und mich beschimpft, wenn ich Fragen stelle.

    Zitat von sandy2017

    Er ist kein schlechter Mensch...nur wenn er getrunken hat, dann ist er ein anderer Mensch.

    - Wenn er betrunken sein Wesen so radikal ändert und Dich beschimpft. (Ich habe 1-2 alte Schulkameraden, die gern mal ab und an heftig saufen, aber die bleiben dabei absolut sie selbst, gute Kerle wie immer, sie sind nur eben betrunken.)

    - Wenn erkennbar ist, dass die Exzesse häufiger werden. Eine absolute Grenze wäre sicher bei mir bei einem Monat erreicht, und danach würde es mir einfach reichen, egal ob das ganze abhängiges Trinken oder einfach starkes Trinken ist.

    - Das tägliche Trinken. Zum einen schon mal allein wegen der Menge: Wenn sich jemand viermal im Jahr stark betrinkt, dann kommt er dabei sicher nicht auf mehr als einen guten Liter Reinalkohol im Jahr. Wenn aber jemand praktisch täglich zwei Bier trinkt, dann sind das im Jahr fast 20 Liter Reinalkohol!

    - Und nochmal das tägliche Trinken: Ich könnte es absolut nicht ertragen, praktisch jeden Abend mit jemandem verbringen zu müssen, bei dem ich nicht weiß, inwieweit er Herr seiner Sinne ist. Wie aufnahmefähig ist er? Rede ich nur mit einer Nebelwand, wenn ich kommunizieren möchte, egal worüber?

    - Und wenn das tägliche Trinken dann auch noch eine Aufwärtstendenz zeigt, dann würde ich völlig die Panik kriegen und kapitulieren.

    - Das Trinken vor Eurem Kind (und das noch dazu fast täglich). Was kann das in der Seele des Kleinen anrichten? "Tägliches Alkoholtrinken ist normal", das dürfte das Mindeste sein.

    Ich habe aus Sorge wegen meiner Freundin in den letzten Monaten unglaublich viel gelesen, im Forum und auch Literatur. Und eine der Sachen, die mir dabei klargeworden ist, ist die, dass man sich eigentlich zwei Grenzen setzen muss:

    1. Ist der Partner abhängig? Wenn ja, dann bleibt einem im Endeffekt nichts anderes übrig, als die entscheidende Konsequenz zu fordern (Therapie, Abstinenz) und sich andernfalls zu trennen. Das kann man gleich tun oder alternativ warten, bis man als Co-Abhängiger schon mit in den unvermeidlichen Strudel hineingerissen wurde ...

    2. Wenn der Partner nicht abhängig ist, muss man sich einfach überlegen, ob man mit seinem Trinken klarkommt oder nicht. Was kann ich ertragen und was nicht? Und auch hier hilft letztenendes nur, die Grenzen klar aufzuzeigen, Konsequenzen für den Fall anzudrohen, dass sie überschritten werden, und diese KOnsequenzen dann auch durchzuziehen. Denn auch wenn der Partner (noch) nicht abhängig ist und der Strudel nach unten sich (noch) nicht dreht: Was soll das Leben mit einem Partner, dessen Verhalten einen auf die Dauer nur unglücklich macht und dem Kind schadet?

    Man ist natürlich kein Mediziner kann daher nicht die Diagnose "abhängig oder nicht stellen", aber ich glaube, der Laie hat ja doch einige Anhaltspunkte (heimliches Trinken, Ausrichtung des Lebens auf das Trinken, Trinken und dann Autofahren usw.), und vor allem: die Tendenz. Wird es noch schlimmer? Wenn ja, dann muss man sich wohl klarwerden, dass die Abhängigkeit da ist.

    Alles sehr betrüblich, aber irgendwie müssen wir damit klarkommen...

    LG
    WildRover

  • Hallo Wild Rover
    Auch dir ein Dankeschön. Der Austausch tut gut und ich denke über all das auch nach. Vielleicht hab ich mich falsch ausgedrückt. Das tägliche Trinken ist nie in Massen. Er ist immer er selbst und oft reicht ein Bier. Meist kündigt sich dieser Saufexess durch tägliches Trinken an. Er schafft es auch mal Wochen ohne. In den letzten Wochen war dann wieder dieser Konsum wie oben genannt. Ich habe es aber irgendwann zugestanden, weil früher passierten diese Saufexesse regelmäßig, wenn bei uns zu Hause Alkohol total tabu war. Jetzt hat er seit dem letzten Exess auch wieder keinen Tropfen angerührt. Ich denke nach dem Gespräch in der Suchtberatung, das er ein sogenannter Quartalssaeufer ist. Das macht es aber nicht leichter. Vielleicht sogar schwieriger. Andersrum könnte ich es definitiv nicht ertragen und würde ihn vor der Wahl stellen und die Konsequenzen tragen. So erlebe ich aber auch gute Zeiten und die Hoffnung bleibt, das alles wieder anders wird
    Er säuft nie vor den Kindern. Und nach dem Saufexess liegt es an mir , sie abzuschirmen. Aber da verschläft er eh nur den ganzen Tag. Das aggressive Verhalten ist , wenn er morgens nach Hause kommt. Anfangs habe ich immer eine Erklärung gefordert. Jetzt lerne ich es ihn links liegen zu lassen, auch wenn es nicht immer gelingt. Ich weiß, dass Kinder mehr mitbekommen wie wir denken. Aber wie oben geschrieben jetzt kann ich alles noch "kontrollieren" und auf mein Kind aufpassen. Bei einer Trennung hat er ein Umgangsrecht und ich weiß nicht was passiert, wenn ich nicht dabei bin. Und wenn erst was passiert, ich würde es mir nie verzeihen.
    Momentan ist Ruhe. Er trinkt nicht, schweigt alles tot und versucht zum Alltag zurück zu kehren. Ich sehe ihm sogar an wie er sich schämt. Auch wenn er versucht nach aussen die harte Schale aufrecht zu erhalten. Bei mir hingegen ist wieder in mir viel kaputt gegangen. Vertrauen gleich null und diese riesige Enttäuschung. Ich weiß nicht was momentan richtig und was falsch ist. Ich denke ich bin einfach noch nicht soweit.

  • Hallo Sandy,

    Zitat von sandy2017

    Ich denke nach dem Gespräch in der Suchtberatung, das er ein sogenannter Quartalssaeufer ist. Das macht es aber nicht leichter. Vielleicht sogar schwieriger. Andersrum könnte ich es definitiv nicht ertragen und würde ihn vor der Wahl stellen und die Konsequenzen tragen. So erlebe ich aber auch gute Zeiten und die Hoffnung bleibt, das alles wieder anders wird

    Ja, so ähnlich geht mir das mit meiner Freundin auch. Aber die Frage ist eben: Besteht Hoffnung oder nicht? Wenn diese Besäufnisse darauf zurückzuführen sind, dass er (oder eben in meinem Fall sie) sie abhängig ist, dann werden sie das nie lassen können, sondern stattdessen wird es - langsam oder schnell - immer nur häufiger und schlimmer werden.

    Nur: Wie soll man das genau herausfinden?

    Ich glaube, man kann es entweder nur, indem man still die Tendenz beobachtet, und wenn es häufiger und schlimmer wird, dann ist es Abhängigkeit.

    Oder aber, indem man die Forderung stellt, dass es nicht mehr zu passieren hat, und wenn es doch wieder passiert, dann ist, Abhängigkeit hin oder her, offensichtlich der Drang zum Saufen so stark, dass man entweder keine Abhilfe schaffen kann oder aber höchstens durch härteste Konsequenzen.

    Und deshalb bin ich inzwischen von der Frage "Abhängig oder nicht?" doch etwas abgekommen und neige eher dazu, mir einfach nur noch die Frage zu stellen: Kann ich mit dem jeweils gerade aktuellen Trinken und seinen Konsequenzen leben oder nicht?

    Aber die Entscheidung ist doppelt schwer, wenn Kinder mit im Spiel sind, und das ist bei mir genauso, nur ist es ihres, und da habe ich ja noch viel weniger Einflussmöglichkeiten. Das ist sehr bedrückend.

  • Hallo Sandy,

    lebst Du mit einer ständigen Anspannung, der ständigen Erwartung, dass es wieder passiert? Ich hatte zum Schluss Angst davor nach Hause zu kommen. Es fühlte sich an wie ein Knoten im Bauch, wenn ich die Straße lang fuhr. Das wollte ich nicht mehr aushalten.

    Zitat

    Aber wie oben geschrieben jetzt kann ich alles noch "kontrollieren" und auf mein Kind aufpassen. Bei einer Trennung hat er ein Umgangsrecht und ich weiß nicht was passiert, wenn ich nicht dabei bin. Und wenn erst was passiert, ich würde es mir nie verzeihen


    Was ist das für ein Leben? War das Dein Traum von einer Beziehung? Was muss erst passieren? (rhetorische Fragen) Ganz ehrlich, ich würde mein Kind heute nicht mehr mit dem nassen Partner alleine lassen. Ich denke auch dieses Umgangsrecht lässt sich verändern.

    Ich habe gelernt, dass es am Ende nicht darum geht wieviel er trinkt und wann und was andere dazu sagen. Es geht darum, dass Du Dich nicht mehr wohl fühlst in dieser Beziehung und Deinem Kind mit dem Verharren in dieser Beziehung eventuell Schaden zufügst. Wenn Du Dich nicht für Dich trennen kannst, dann trenne Dich für Dein Kind. Dein Partner kann sich für ein trockenes Leben entscheiden, dass liegt in seiner Hand. Du kannst dich für ein Leben ohne nassen Partner und Vater entscheiden. Das liegt in Deiner Hand.

    sonnige Grüße
    lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Luette,
    Ja die Anspannung ist bei mir da wann es wieder passiert. Aber eher wann ihm die nächste Gelegenheit geboten wird wie jetzt die Weihnachtsfeier. Ansonsten brauche ich keine Angst haben, das er loszieht. Das ist noch nie vorgekommen. Ich bin ja noch ganz am Anfang...mit nassen Partner meinst du sicherlich einen der täglich trinkt. Er ist mehr ein Quartalstrinker. Es gibt auch Zeiten wo er keinen Tropfen anrührt. Und in den Zeiten ist er ein guter Mensch. Deswegen halte ich auch sicher noch an meinen Partner fest. Wäre er ein nasser Trinker, dann könnte ich wie bereits geschrieben es nicht ertragen und würde die Konsequenzen ziehen. Weil der Alkohol verändert ihn und das ist dann nicht mehr mein Mann.Die verbalen Demütigungen die ich dann ertragen muss, würde er mir nüchtern nie antun.
    Noch passieren diese Exesse nachts, wenn der Kleine schläft. Würde er sein Trinkverhalten ändern müsste ich auch sicher meine Einstellung zum Wohl des Kindes überdenken
    Aber wie WildRover schreibt, sind Kinder im Spiel fällt die Entscheidung doppelt so schwer. Alleine wäre es leichter zu wissen wann die eigene Schmerzgrenze erreicht ist.

  • Hallo Sandy,

    dann ist doch alles okay. Du möchtest bei ihm bleiben, auch wenn er trinkt. Dann frage ich mich über was Du dich austauschen möchtest. Nass ist nass, ob quartalsweise oder täglich excessiv oder Spiegel - ein normaler Umgang mit Alk ist nicht möglich.

    Zitat

    wann ihm die nächste Gelegenheit geboten wird wie jetzt die Weihnachtsfeier

    Dein Mann ist nicht passiv und die anderen nicht Schuld daran. Er kann (wenn er denn kann) "NEIN" sagen zum Alk oder zu der Weihnachtsfeier, wenn es nicht anders geht.

    So wie es bei den Alkoholikern keine Tipps zum "kontrollierten Trinken" geben kann, kann ich Dir keine Tipps geben, wie Du die alkoholisierten Zeiten mit Deinem Partner ertragen kannst. Was ich hier und durch meinen Weg gelernt habe ist, dass jeder für sein Leben verantwortlich ist, seine Entscheidungen treffen muss. Dadurch ist vieles leichter für mich geworden.

    Ich hab auch zu lange im System verharrt und mein Kind hat seine Blessuren davon getragen und das Verhältnis zum Vater ist nicht immer einfach. Wir arbeiten daran und es wird besser, aber es hätte nicht so sein müssen, wenn ich eher gehandelt hätte. Das sind meine Erfahrungen. Du musst Deinen Weg gehen und Deine Erfahrungen sammeln.

    sonnige Grüße
    lütte

    P.S. hier im Forum gibt es zwei Sätze, die mir wahnsinnig geholfen haben.
    "tun muss man tun" und "wer will findet Wege, wer nicht will findet Gründe"

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Luette
    Wenn ich fragen darf wie lange war Dein Weg bis Du Dich getrennt hast?
    Worüber ich mich austauschen möchte? Ich dachte dieses Forum dient zum Austausch für Menschen die ähnliches erfahren. Und manchmal hilft dieser Austausch auch um zu begreifen oder das man sich nicht ganz so alleine fühlt. Loslassen ist ein Prozess. Das funktioniert nicht, wenn einer das sagt. Und ich denke auch Du hattest anfangs noch die Hoffnung auf bessere Zeiten.
    Ich würde NIE meinem Kind eine Gefahr aussetzen. Noch sehe ich, das er ein ganz normaler glueckliches Kind ist. Noch leide ich still, wenn es wieder passiert ist. Daher habe ich mich hier angemeldet, um nicht ganz alleine damit zu sein. Ich denke jeder muss seinen eigenen Weg finden und auch gehen. Man kann Ratschläge geben aber niemand verurteilen, wenn er sie noch nicht umsetzen kann.

  • Hallo Sandy,

    ich bin weit davon entfernt, dich zu verurteilen. Nachdem ich erkannt hatte, warum ich so unglücklich bin, hat es ungefähr 2 Monate gedauert bis ich ausgezogen bin (nach 21 Jahren Ehe). Den Mut dafür haben mir Menschen hier im Forum gegeben, denn ich bin ein sehr harmoniesüchtiger, konfliktscheuer Mensch. Dieser Schritt war für mich so ungeheuerlich und die erste Zeit alleine eine Qual. Aber ich hatte nun was geändert und siehe da, langsam änderte sich auch meine Welt. Mein Mann hörte auf zu trinken. Zwar nur für mich, aber er trank nicht mehr. Nach 4 Monaten ereilte mich ein Schicksalsschlag und mein Mann war nüchtern an meiner Seite. Das tat mir gut und ich ging zurück. Es war eine schwere Zeit, denn er war ja für mich trocken und ich war schuld, dass er keine (Sauf)Freunde und keinen Spaß am Leben hatte. Ich war drauf und mich endgültig zu trennen (ca. 1 Jahr später). Als ich das ankündigte, ging irgendwie ein Ruck durch ihn. Er hatte einen neuen Sport für sich entdeckt, bei dem er viel nachdenken konnte und irgendwie kamen wir ins reden. Reden auf Augenhöhe - das war eine neue Qualität. Und es kam nach ca. 1,5 Jahren der Moment, an dem ich ihn loslassen konnte, ohne Gram und Schuldzuweisungen. Ich spürte, dass es egal ist was ich mache, er lebt sein Leben und ich bin nicht für ihn verantwortlich. Das war in groben Zügen meine Geschichte. Heute leben wir gemeinsam das Leben, was wir uns immer gewünscht haben. Inzwischen hatten wir sogar schon Silberhochzeit. Der Weg dahin war voller Tränen, Selbstzweifel, Wut und viel Lernen, aber er hat sich gelohnt.
    Ich für mich kann sagen, dass ich ohne diese räumliche Trennung keine Änderung geschafft hätte. Dazu war ich viel zu sehr Co. Wichtig in diesem gesamten Prozess war auch, dass ich den Fokus von ihm auf mich lenkte und langsam wieder zu spüren begann, was ich wollte, was mir gut tut und begann, mich um mich zu kümmern.

    Zitat

    Noch leide ich still, wenn es wieder passiert ist


    Ich kenne das und das bringt mich innerlich auf die Palme ( das sind meine Gefühle, an denen Du nicht schuld bist) Warum sollst Du leiden? Er zieht ohne Rücksicht sein Ding durch und Du leidest. Du versuchst, es vor Deinem Kind zu vertuschen, Du verbiegst Dich für ihn. Da ich das alles hinter mir habe, weiß ich, dass ich so nicht mehr leben möchte. Wie soll ich in einer kranken Beziehung gesund werden?

    Zitat

    Ich denke jeder muss seinen eigenen Weg finden und auch gehen

    Da hast Du Recht und jeder braucht seine Zeit dafür. Und ohne Wertung oder Urteil, es geht mich auch nichts an, es ist nicht mein Leben und wir kennen uns nur virtuell. Wenn ich den Rechner nachher aus mache, hab ich mein zufriedenes reales Leben. Ich bin hier, weil ich hier viel Hilfe erfahren habe von Menschen, die diesen Weg vor mir gegangen sind. Ich möchte etwas von dieser Hilfe zurück geben, indem ich von meinem Leben, meinen Erfahrungen berichte. Was andere daraus machen, liegt nicht in meiner Hand und ich weiß auch, dass mein Weg nur einer von vielen ist.

    Ich wünsche Dir einen entspannten 3. Advent
    lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

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