Fragen an einen Alkoholiker

  • Zitat

    @sunshine 33
    Ich verstehe langsam.
    Der Ex-Alkoholiker hat keine andere Wahl, als sich sein Leben neu einzurichten und möglichst dem Alkohol fern zu bleiben.
    Nicht, weil er die anderen nicht mehr mag, sondern seine Sucht akzeptiert hat und sich schützen muss.
    Das ist aus meiner Sicht ganz schön harte Arbeit, da Alkohol in unserer Gesellschaft eine sehr hohe Akzeptanz hat und viel konsumiert wird...
    ich könnte mir vorstellen, dass es so betrachtet für einen ehemaligen Heroinabhängigen leichter ist, sich dem Umfeld zu entziehen.

    Ja, so ist es gemeint, Maskottchen.
    Und Ja, wenn jemand trocken leben will, hat er wohl wirklich keine andere Wahl, sich sein Leben anders bzw. neu einzurichten.
    Bleibt man in alten Trott, wird man wohl auch bald wieder saufen.
    Aber man MÖCHTE ja auch sein Leben ändern, wenn abhängig zu saufen ist ja alles andere als witzig.
    Es ist ein ganz elendes Leiden, kein Leben mehr, sondern viel eher nur noch ein völlig unfreies Rumvegetieren.
    Was wiederum nicht bedeutet, das alle Alkies verkommen inner Ecke rumliegen, ich bin beispielsweise bis zuletzt meinem Beruf nachgegangen.
    Aber es gibt ja auch ne Art innere Verwahrlosung... sozusagen.

    Ich halte so gar nix von der Suche nach Schuld und Schuldigern.
    Das bringt einen doch im Endeffekt keinen Millimeter weiter.
    Eltern sind auch nicht perfekt und haben ihre eigenen Vorgeschichte.
    Sie konnten oft gar nicht das Gefühl von Geborgenheit weitergeben, weil sie es selbst oft nicht erlebt haben.
    (Und wenn dann auch noch Alkohol im Spiel ist.... :cry: )
    Wenn ich an meine Großeltern denke, haben die immer nur gearbeitet.
    Da kamen die Kinder dann auch wirklich aufmerksamkeitstechnisch zu kurz.
    Und irgendwelche Förderungen für die Kinder gab es schonmal gleich gar nicht, auch nicht genug Angebote.
    Und es gab eine ganz andere Erziehung, die war ja viel strenger und auch "kälter" irgendwie.
    Wie sollen da Menschen etwas weitergeben können, was sie selbst nie erlebt haben?
    Heutzutage sieht ja die Erziehung ganz anders aus, viel positiver, finde ich.
    Und so hoffe ich, das wir unseren Kindern besseres mit auf den Weg geben können.

    Und Ja, irgendwann ist man erwachsen und sollte echt sein Leben selbst in die Hand nehmen.
    Und nicht nur über die Vergangenheit jammern, denn das ist einfacher, als selbstverantwortlich zu handeln.
    Selbstverantwortlich handeln kann übrigens auch sein, eine Therapie zu machen, wenn ein Kindheitstrauma vorliegt.
    Alles ist besser, als sich in Selbstmitleid zu ergeben und gar nichts weiter zu machen.

    So, bin etwas auf dem Sprung... alles Gute Dir, Maskottchen !
    LG Sunshine

  • Hartmut
    Ich denke noch...

    Und
    lütte69

    Ich weiß genau, was ihr mir sagen möchtet und ich merke, dass ich mich total steif mache. Es fällt mir so schwer zu verzeihen.
    Ich schau zurück und sehe wie mein Leben unter anderen Umständen hätte aussehen können. Wer bin ich heute? Ich weiß es einfach nicht.

    @sunshine33
    JA.
    Irgendwann ist man tatsächlich für sein eigenes Leben alt genug um es selber in die Hand zu nehmen und Geschichte zu schreiben. Warum nur habe ich diesen Zeitpunkt so lange verpasst? Bin ich ein Weichei? Sieht so aus.
    Ich räume Regenwürmer von der Straße damit sie nicht überfahren werden. Das sagt doch alles. Ich bin so emotional. Wahrscheinlich zu emotional.
    Aber vielleicht gibt es zu mir auch eine ganz einfache Antwort:
    Ich habe mich dem Leben immer noch nicht gestellt und verstecke mich hinter meiner Vergangenheit....?

    Barthell
    So ist das und du hast vollkommen Recht.
    Ich weiß....Himmelhochjauzend- zu Tode betrübt...
    1 Schritt vor 3 zurück...
    Wenigstens diese Lektion habe ich mittlerweile verinnerlicht und bin gewappnet. So halbwegs😉

    Emma2010
    Interessanterweise fange ich gerade an, obgleich ich nicht mehr die Jüngste bin, beruflich noch etwas auf die Beine zu stellen. Ich glaube, dass würde mir viel geben. Neue Wege gehen, Unbekanntes erforschen- ein sehr guter Einwurf. Einfach mal machen und nicht immer darüber nachdenken.

    Wahrscheinlich denkt ihr jetzt ich bin ein Flusspferd, dass sich gerne im Matsch suhlt...Wer weiß, vielleicht stimmt das sogar. Aber ich bin offen für Kritik und Veränderungen.

    By the way:
    Ich war schon mal in einem Beauty-Forum🤣😳und da ging es so unsympathisch zu.
    Hier herrscht ein tolles Niveau und ich fühle mich gut aufgehoben.Merci🤗

  • Hallo Maskottchen,

    vielleicht musst Du nicht beim Verzeihen Deiner Eltern anfangen, sondern einfach sagen: Heute beginnt der Rest meines Lebens. Hier stehe ich, was gewesen ist, kann ich nicht ändern, ich lass es erstmal so stehen, jetzt bin ich der Mittelpunkt. Ich gestalte mein Leben so, dass ich mich wohl fühle. Alles "hätte, wenn und aber" macht Dein Leben nicht zufriedener. Du bist Deinen Weg bis hier gegangen und er hat Dich zu dem Menschen gemacht, der Du bist und ich mag emotionale Menschen. Das schöne ist, wir haben jeden Tag die Möglichkeit uns neu zu entscheiden unser Versteck ein wenig zu verlassen. Mach Dich nicht selber runter, Du bist kein Weichei und Emotionalität ist auch eine Stärke. Jeder muss seinen Weg gehen und du bist dabei, Deinem eine neue Richtung zu geben, das fühlt sich ungewohnt an und das Neue braucht eben seine Zeit. Jedenfalls habe ich diese Erfahrung gemacht.

    Ich wünsche Dir einen schönen Tag
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Danke Lütte69,
    Für deinen warmen Worte.
    Ja, dieses selber runter machen muss ich definitiv mal einstellen.
    Was würde ich darum geben insbesondere meiner Mutter zu verzeihen. Ich denke so viel darüber nach, weshalb ich immer wieder vor einer Wand stehen bleibe und sie nicht einreißen kann...
    Meine Mama, wesensverändert durch den Alkohol, hat mir so viel Schmerz bereitet...und ich kann das wohl nicht abhaken.
    Ganz liebe Grüße von
    Maskottchen

  • Hallo Maskottchen!
    Ich sehe die Vergangenheit inzwischen auch wie Lütte: Was vorbei ist,
    ist vorbei, und jetzt mach ich das Beste aus meinem Leben.
    Mein Weg neben meinem kranken Mann hat über 30 Jahre gedauert.
    Er hat mir und den Kindern sehr viel Trauriges gebracht. Wir hatten gute
    Stunden, Tage, aber auch sehr viel schlechte. Eine Zeit lang dachte ich
    genau wie du, dass er einfach nur "böse" ist, uns/ mir so viel angetan
    hat, und ich nicht verzeihen kann.
    Aber - es ärgert ihn überhaupt nicht, wenn ich mich ärgere!
    Er macht sich nichts draus, wenn ich/ wir weinen!
    ER gibt seine Krankheit nicht so einfach auf!
    Also! Wer hat den meisten Schmerz? Und wer hält sich daran fest?
    Ich nicht mehr, denn ich habe es gelernt, die "heiße Kartoffel" wegzuwerfen!
    Ich halt sie nicht mehr fest, damit sie mich verletzt.
    Okay, ich höre mir Geschichten über meinen - ach so schlecht- aussehenden
    Gatten an, aber ich lege sie gleich wieder weg. Ich denke nicht mehr drüber nach!
    Mein neues Leben ist so vielseitig! Es gibt so viel, was ich noch nicht
    getan, ausprobiert habe. Wohin ich gerne mal reisen möchte - sei es nur
    eine Städtetour, Besuch bei Verwandten - es ist alles so schön frei,
    ohne Sorgen: Wie ist mein Mann drauf? .... So viel, auf das ich verzichtet habe, weil.....
    Wie du siehst bin ich schon etwas älter, aber ich habe noch jede Menge
    Spaß am Leben! Denn es ist meines! Ich versuche es so oft und so viel zu genießen wie möglich. Und! es finden sich auch immer Menschen, die mit mir - mit dir sicher auch - Spaß am Leben haben wollen! Und sei es nur mal Essen gehen egal wohin, spazierengehen...
    Ich wünsche dir ganz viel Hoffnung und Freude am / im Leben!
    Jetzt erst mal ein schönes WE!
    LG Gotti.

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Maskottchen,

    ich kann Deinen Schmerz, Deine Trauer, Deine Wut spüren.
    Hierzu

    Zitat

    Was würde ich darum geben insbesondere meiner Mutter zu verzeihen. Ich denke so viel darüber nach, weshalb ich immer wieder vor einer Wand stehen bleibe und sie nicht einreißen kann...

    habe ich Fragen, die Du nicht beantworten musst. Bist Du deswegen wütend auf Dich, weil Du es nicht kannst? Wie sind Deine Gefühle Dir gegenüber? Gefühle entstehen im Kopf, dass bedeutet, dass ich sie beeinflussen kann. Vielleicht nimmst Du mal eines dieser "doofen" Gefühle, wenn sie wieder auftreten und redest mit ihm. Sag ihm, dass es jetzt genug Platz eingenommen hat und mal zurück treten muss, dass Du den Platz jetzt für andere - positive - Gefühle brauchst. Du merkst selbst, dass Dich Dein bisheriger Weg bis an die Wand gebracht hat. Einreißen kannst Du sie nicht, vielleicht kannst Du daran entlang gehen und sie umgehen oder ein Schlupfloch finden, statt immer wieder dagegen zu rennen. Der neue Weg erfordert Veränderung und Geduld, da er bestimmt länger ist, aber er ist auch eine Chance auf Erfolg. Nimm das kleine Maskottchen in den Arm, tröste es und gib ihm die Liebe, die es braucht. Dann hat das große Maskottchen auch wieder Kraft für seinen Weg.

    Ich wünsche Dir viel Kraft und Geduld
    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo,

    ich habe Eure bisherigen Beiträge mit großem Interesse gelesen.
    Vorallem die Aussage von Hartmut, dass die Welt, die er im Moment erlebt, über-psychologisiert ist, stimmt mich sehr nachdenklich. Er hat da nicht ganz unrecht. Ich versuche auch immer alles zu deuten, irgendwo etwas herauszulesen...

    Viel nachdenken musste ich zum Thema Schuld und Verzeihen.
    Auch bei mir überwiegt der Zorn auf meine Mutter, komischerweise habe ich mit meinem Stiefvater meinen Frieden gemacht, obwohl er an vielen Dingen nicht unSCHULDIG war. Eigentlich ist das paradox.

    Ich weiß nicht, ob ich meiner Mutter verzeihen werde können, bis dahin ist es noch ganz weit.

    Aber es setzt ein Umdenken bei mir ein, was der Alkohol mit einem Menschen anrichtet, dass es die Sucht ist, die steuert.

    Viele Grüsse an Euch Alle!

  • Hallo

    Ist die Krankheit schuld was sie aus einem Menschen macht oder der Mensch, der es zulässt das er krank wurde ?

    Das war auch eine Frage die mich auch beschäftigt hatte, als ich nüchtern werden durfte.

    Schuldgefühle für Sachen die Leid verursachten , kamen in der nassen Zeit auch auf, wurden jedoch mit dem nächsten Rausch übertüncht . Das Leid wurde sogar noch verstärkt, weil im Suff Rechtfertigungs Mechanismus eingesetzt hatten und dadurch noch mehr Leid verursachte. Das erschwerende für einen Alkoholiker ist dann noch das Krankheit-bedingte, jämmerliche Selbstmitleid.


    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Salü Hartmut. Das Selbstmitleid..ja... das kenn ich aus meiner Saufzeit, jedoch hat mich dies in meinen letzten beinahe zwei Wochen, in welchen ich jetzt abstinent bin, dann und wann auch eingeholt. Hat mich nicht weiter gebracht. Und aus meinem Saufdruck kam ich nur raus indem ich genau dieses Selbstmitleid beiseite legte, mich bei der Hand nahm und etwas getan habe.. also irgendwas... da reichte schon "Kochen" oder "Aufräumen"...

    Ich hoffe dass dieses "Kerlchen Selbstmitleid" bald mal verschwindet...

    (ja, ich weiss, ich bin jämmerlich...manchmal zumindest..)

  • Hallo Hartmut,

    eine schwierige Frage, wer ist Schuld, die Krankheit oder Mensch, der es zu lässt, dass er krank wurde.
    In meinem Fall hätte ich bis vor kurzem noch klar gesagt, der Mensch, der es zu lässt. Aber wenn man sich mit der Alkoholsucht beschäftigt, dann spielen ganz viele Faktoren ineinander. Im Zusammenhang mit einer Erkrankung meiner Tochter hat mir eine Ärztin gesagt, der Mensch ist so komplex und kompliziert aufgebaut. Man kann nicht alles immer 100% ig erklären.
    Warum wird einer Suchtkrank, der andere nicht?
    Jeder ist individuell, biologisch anders aufgebaut, und, und, und..
    Sei es wie es sei, als Kind hat das für mich keine Rolle gespielt, da war die Mutter, die trinkt und noch immer trinkt.
    Es wird noch Zeit brauchen, bis ich akzeptieren kann, es ist so, ich kann es nicht ändern. Vorn ist das Ziel, das Lebensmotto meiner fast 90 jährigen Oma mütterlicherseits.

    Grüße!

  • ... weisst Du, "Grünes Kistchen"... dieser Thread hier macht mich betroffen und nachdenklich...

    Denn ich habe auch eine Tochter. Die hat mich oft beschwipst angetroffen...

    vor Jahren im Restaurant:
    ich: "Ich hätte gerne eine Cola"
    Tochter (9 Jahre alt): "Was..Papi..warum trinkst Du kein Bier? Du trinkst sonst immer Bier"
    ... und in mir drin leide ich ob dieser Feststellung, möchte es nicht wahrhaben dass meine eigene Tochter dieses Bild von mir hat, ohne zu wissen was das genau bedeutet...

    Irgendwann später, vor ein paar Jahren:

    Wir sind auf dem Perron, der Zug kommt. Ich verabschiede meine Tochter...

    Ich: "Tschüss, L****, hab Dich lieb!"
    Tochter, (13 Jahre alt): "Ich Dich auch, Papi.. Pass auf Dich auf!"

    ... in mir drin leide ich, weil ich mich frage: Warum sagt sie das? Warum sagt mir mein Kind dass ich aufpassen soll? Macht sie sich insgeheim Sorgen?

    Unlängst, bei uns zu Hause:
    Wir feiern. Mutter von L**** mit Freund, meine zwei Mädchen, und meine jetzige Familie zusammen, wir haben es gut. Ich befinde mich mit L**** (17 Jahre alt) in der Küche, die Weinflasche ist nicht weit, und wir saufen uns beide einen an... (ja, tatsächlich)

    ... am nächsten Tag leide ich, weil ich weiss, dass dies falsch gewesen ist. Was für ein Ar***loch von Vater besäuft sich mit seiner eigenen Tochter????... dazu kommt dass sie - ähnlich wie ich - eine Affinität zu Suchtmitteln hat.

    Das war dann auch der Auslöser für meinen Entschluss, ENDLICH damit aufzuhören.. Ich habe viele Grenzen überschritten in meinem Leben, aber DIESE schlägt alles...

    Es kostet mich viel, dies hier zu beichten, ehrlich und offen zu sein. Ich schäme mich sehr für diese wirklich gewissenlose Aktion vor zwei Wochen. (Heute Abend sind es dann zwei Wochen als das passierte)

    Was der Alkohol aus mir gemacht - WEIL ICH ES ZULIESS - ist zum k***en, und sehr erbärmlich.

    Ich kann das nur noch in Zukunft besser machen, passiert ist passiert... und ich WERDE es besser machen. Meine Tochter soll nie mehr "pass auf dich auf" sagen müssen, sie soll nie mehr durch mich die Gelegenheit bekommen, ihr noch junges, jedoch vorhandenes Suchtgedächtnis mit Inhalten auffüllen zu können.

    Ich schäme mich.

    Lieber Gruss

    Flo

  • Nur ganz kurz, ich mag das Wort Schuld nicht so. Für mich geht es um Aufarbeitung. Wie kam es zu dieser Situation und was kann ich heute tun, dass sie nicht mehr eintritt und ich mich in meinem Leben wohl fühle.
    Sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Hallo Flo,

    ich musste Dein Geschriebenes erstmal sacken lassen, den Tag über hat es mich begleitet.
    Kinder halten Eltern einen Spiegel vor...

    Weihnachten Anfang der 1980er Jahre. Ich habe den Weihnachtsmann gespielt. In meiner kindlichen Naivität habe ich in einem selbstgereimten Vierzeiler das Biertrinken in meiner Weihnachtsansprache erwähnt. Irgendwann hat sie mich darauf angesprochen. Sie möchte so etwas nicht nochmal erleben, es geht keinen was an. Aber alle im Haus wußten es, dass meine Mutter trinkt.

    Heute denke ich, sie konnte damals gar nicht anders reagieren. Die Sucht war da schon ein ständiger Begleiter, glaube ich.
    Was ist da in ihr vorgegangen? Sie verbietet ihrem Kind den Mund...

    Flo, ich wünsche Dir Stehvermögen und drücke Dir ganz fest die Daumen.

    Liebe Grüße!

  • Also ich kanns nachvollziehen. Im Restaurant hat ja meine Tochter auch vor der Kellnerin - welche ich privat kannte - das mit dem Bier erwähnt. Ich bin fast im Boden versunken vor Scham.... "klingt ja als wäre ich ein Voll-Alkoholiker".... JA, DOCH, FLO, GENAU DANACH KLINGT ES, UND GENAU DAS IST ES SOGAR!! hätte ich denken müssen...aber ich war mit "dem schönen Schein meinerselbst", mit meinem sogenannten "Ruf" beschäftigt....

  • Aber ich kann Dir eines sagen: Wenn Deine Mutter sowas wie ein Gewissen hat (und davon gehe ich aus), dann weiss sie was sie falsch macht. Nur... darüber sprechen, thematisieren, die Krankheit zugeben, das geht beinahe nicht. (ging bei mir auch lange nicht)
    Denn DANN müsste man was ändern. Und jeder wüsste, dass man einfach nur saufen WILL! Das kann man sich selber ja kaum eingestehen... ICH WILL MICH KAPUTT MACHEN... also muss da ein Lügenkonstrukt her, welches ziemlich durchdacht sein muss, damit man es sich selber überhaupt glaubt...

    Das alles führt dazu, dass es schwierig wird, einem uneinsichtigen, trinkenden Alkoholiker da Vorwürfe zu machen... eigentlich wäre Mitgefühl das einzige... denn die sind auf ihrer Einbahnstrasse zum Friedhof.

    Ich finde das traurig. Macht mich traurig dass ich so weite Strecken auf dieser Einbahn gegangen bin... im Glauben dass ich dann schon rechtzeitig ne Seitenstrasse erwische... oder im Glauben dass ich mich gar nicht auf dieser Einbahnstrasse befinde...

    Und da gibts die lieben Lieben, welche das mitansehen müssen... auch die tun mir leid. Weil sie nicht wegschauen können...

    Ich glaub ich werde grad rührselig...

    Sorry.

  • Hallo zusammen

    um mal wieder direkt auf das Thema zu kommen .

    Zitat

    Nur ganz kurz, ich mag das Wort Schuld nicht so. Für mich geht es um Aufarbeitung. Wie kam es zu dieser Situation und was kann ich heute tun, dass sie nicht mehr eintritt und ich mich in meinem Leben wohl fühle.

    Das ist ja schon mal wieder ein Anstatz weitere Frage zu stellen.


    Die Schuldfrage. Wer sich dieser Frage nicht stellt bleibt immer nass in seinem Denken.

    Natürlich bin ich als Alkoholiker schuld was ich im Suff angestellt habe. Auch wenn die Verantwortung die Krankheit trägt, ändert er es nicht das Leid was verursacht worden ist. Alles was danach passiert gehört zur Aufarbeitung. Dieses ganze rummachen, sich abzuwenden oder es auf die Krankheit schieben, ändert nur die eigene Einstellung aber nicht die Situation. Ich konnte ab einem Zeitpunkt mein Konsum nicht mehr steuern . Aber es gab eben Zeitpunkte davor die es mir ermöglichten.

    Genauso sehe ich es auch bei der CO Abhängigkeit. Wenn der Zeitpunkt weiteres Leid abzuwenden überschritten wird greift auch eine Schuld.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hm. Nur ein klitzekleines Einsehen von seiner Seite hätte mir die Vergebung seiner "Schuld" leichter gemacht. Aber, wie du schreibst, er ist und bleibt wohl immer nass .
    Meine "Schuld" - ist gelöscht.
    Und das ist gut so. :!:

    Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich.

  • Hallo Gotti

    wir kennen uns zwar virtuell schon ewig, fast 10 Jahre (solange hält so manche Beziehung nicht :) ) Aber weiß nicht, auf der Stelle , was dir wider fahren war. Bist CO und dein Mann ist trocken oder bist schon getrennt?

    Also erstes gehe ich mal nur von mir hier aus und zwar so , wie ich das ungeschönt sehe. Da sich nun nicht gerade ein aufbäumen aus der Alkoholiker Seite entfacht wurde , interpretiere ich das es so auch stimmig ist.

    Zitat

    Meine "Schuld" - ist gelöscht.
    Und das ist gut so.:!:

    Wer hat diese gelöscht ? Wie kann eine Schuld gelöscht werden ?

    Ich lasse meine Schuld nicht löschen. Geht das überhaupt ? Ist Schuld nicht unheilbar? Ich bin doch froh diese erkannt zu haben.

    Gruß Hartmut

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Jetzt ein bisschen ausführlicher.
    Hartmut schrieb:

    Zitat

    Natürlich bin ich als Alkoholiker schuld was ich im Suff angestellt habe

    . In wie fern bringt Dich diese Feststellung weiter? Was ist Schuld? Wer definiert Schuld?

    Für mich ging es damals nicht um Schuld und heute auch nicht. Das hab ich damals auch zu meinem Mann gesagt und sehe das heute noch genau so. Wir waren an diesem besonderen Punkt vor fast 6 Jahren, weil wir so sind wie wir sind. Der Weg, den wir gegangen sind, hat uns in dieses Dilemma geführt. So sollte es für mich nicht weiter gehen, also habe ich für mich drastische Veränderungen herbei geführt. Es waren für unsere Beziehung die richtigen Veränderungen. Durch mein Handeln (bin ich jetzt schuld?) konnten wir beide neue Wege einschlagen. Das war nicht leicht und hatte viel mit Reflektion und innerer Neuorientierung zu tun - auf beiden Seiten, aber wir haben es geschafft. Ich finde es wichtig zu reflektieren, welche Entscheidung, welcher Wesenszug an mir hatte besonderen Einfluss. Wenn es eine gute Situation ist, will ich das natürlich intensivieren und wenn meine Entscheidung zu einem für mich unangenehmen Ergebnis führte, will ich das ändern und versuchen, beim nächsten Mal zu vermeiden.

    Ich bin für mein Leben verantwortlich, ich kann über mein Leben bestimmen, es verändern. Dabei rede ich von mir als Erwachsene. Die Situation von Kindern mit süchtig trinkendem Elternteil ist eine andere. In meiner Kindheit ist auch nicht alles so gelaufen, wie es der Norm entspricht, aber für mich ist das Vergangenheit, es liegt in einer Schublade, die auch manchmal noch auf geht und der Inhalt nagt dann an mir, aber er bestimmt mein Leben nicht mehr. Vielleicht hat ja auch gerade diese Kindheit Wesenszüge an mir gefördert, die heute sehr positiv wahr genommen werden, die mir aber manchmal auch im Weg stehen. Ich mag nicht über die Schuld anderer nachdenken, weil ich daran nichts ändern kann, ich will mein Leben zufrieden leben.

    sonnige Grüße
    Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

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