• Liebe alle!

    Dann möchte ich mich auch mal vorstellen. Ich bin männlich, Mitte 40 und alkoholabhängig.

    Mit Alkohol in Kontakt gekommen bin ich vor rund 15 Jahren. Damals trat ich in unsere Feuerwehr ein, wo nach der Übung immer Bier vorhanden war. Dann der Hausbau, bei dem ich viele meiner Kameraden zur Unterstützung hatte. Eine trockene Baustelle war undenkbar. Beim Getränkehändler hatte ich deshalb ein Kundenkonto, mit dem ich die Bierkisten etwas billiger bekam. Auf der Baustelle standen immer mindestens 10 Kisten. Ohne Bier hätten die Jungs gar nicht angepackt…

    So lief das viele Jahre. Dorf, Feuerwehr, Feste - überall war Alkohol. Ich hab mich nie abgeschossen (naja, ganz selten), aber es reichte wohl, um sich daran zu gewöhnen.

    Zuletzt lebte ich in einer Partnerschaft, die Ende 2017 auseinander ging (sie hat sich anderweitig orientiert). Auch hier war Alk immer vorhanden. Meine damalige Partnerin spuckte auch nicht ins Glas. Die machte sich jeden Abend eine Flasche Sekt auf oder trank bei den Nachbarn. Ich trank damals abends nach der Arbeit mit. 3 bis 4 Flaschen Bier täglich. Am Wochenende auch mal mehr. Dennoch stand ich immer meinen Mann und war sehr erfolgreich im Berufsleben.

    Die Trennung war (und ist) sehr schmerzhaft. Ich zog anschließend in meine eigene Wohnung, richtete mich ein - und war fortan alleine. Als dann auch noch mein Arbeitgeber den Betrieb einstellte und ich meinen Job verlor, war es ganz vorbei. Krankgeschrieben wegen Depressionen und ganz viel Zeit alleine. Ich fürchte, das ist eine ganz blöde Konstellation für Menschen mit einem Suchtproblem. Aus den 3 bis 4 Bier nach Feierabend sind in den letzten Wochen 8 bis 10 über den Tag verteilt geworden.

    Vorgestern war ich in der Suchtambulanz unserer Uniklinik. Dort werde ich in ca. 2 bis 3 Wochen eine insgesamt 3-wöchige Therapie machen. Inklusive Entgiftung natürlich. Danach ist eine Reha angestrebt. Beantragt habe ich sie schon.

    Nun gehe ich also Schritt für Schritt und habe eine Scheißangst vor der Entgiftung.

    So viel mal für den Moment. Was mich interessieren würde, ist, wie Schritt für Schritt so eine Entgiftung abläuft. Ich hab ja schon viel gelesen, aber ich wüsste gerne, wie Ihr das erlebt habt. Wie habt Ihr Euch gefühlt? Wie kamt Ihr mit diesem typischen Klientel auf so einer Station klar? Waren die Ärzte und Krankenschwestern nett, oder hattet Ihr das Gefühl, dass sie Euch „belächeln“? Wie viel habt Ihr getrunken und wie lange? Und gab es bei der Entgiftung Komplikationen? Ihr hattet sicher jemanden, der sich während der Zeit in der Klinik um Eure Wohnung, die Post und die Wäsche kümmern konnte - ich hab niemanden. Vielleicht ist ja jemand hier, dem es damals ähnlich ging. Wie habt Ihr das gemeistert?

    VG
    Quadrat2

  • Hallo Quadrat,

    ich würde mir da jetzt gar keine Gedanken machen.

    Es kann doch trotzdem alles ganz anders kommen als dir hier geschrieben wird und was dann ?

    Hier findest du Mitglieder die ambulant zu Hause oder aber auch auf der Intensivstation entgiftet haben.

    Jeder Mensch und jede Entgiftungsklinig ist anders, Erfahrungen von dritten werden dir nicht viel helfen.

    Zum Schluß noch eine Frage, zu schreibst:

    Zitat

    Wie kamt Ihr mit diesem typischen Klientel auf so einer Station klar?

    Was meinst du damit, hälst du dich für was besseres :?:

    LG Martin

  • Hallo Quadrat. Mach dir da mal keine Gedanken.. Ich habe bei meiner 3 wöchigen Therapie im Januar zu 90% nur nette Menschen kennengelernt. Und bei denen hätte ich vom äußerlichen her nicht gedacht das sie ein Alkoholproblem haben. Nach 2 Tagen hatte ich mich schon eingelebt und mir ging es richtig gut. Letztendlich waren es 3 schöne Wochen in denen ich was für mich gelernt habe.... Geh einfach positiv an die Sache ran.... Du hast ein Ziel... und damit machst du für dich den Anfang.....

  • Hallo!

    Wie Martin und malo schon schrieben, kann keiner hier den exakten Ablauf deiner Entgiftung vorhersagen. Wir wissen auch nicht wie Ärzte, Pfleger und die Mitpatienten so "drauf" sind.

    Sieh es als Chance an, dein Problem anzugehen und zu lösen. Nur das ist wichtig. Du machst es für Dich allein und nicht für die anderen.

    Was verstehst Du unter "Klientel"? Mach dir keine Sorgen, auch die "Klientel"ist so wie Du vom Fach und somit hochqualifiziert für das Thema "Saufen". Die wird dich schon verstehen und Du sie. Ihr habt schließlich was Verbindendes, den Alkoholismus.

    Nur die Schicht der besonders Wohlhabenden wirst Du dort eher nicht antreffen. Die machen so was ganz privat und diskret in reinen Privatkliniken für'n Tagessatz zwischen 500-1000€, auf eigene Kosten versteht sich.

    Mach Dir nicht zu viele Gedanken, sondern fang einfach an: "Schritt für Schritt".

    Viel Erfolg wünscht
    Carl Friedrich

  • Hallo, und danke für Eure Antworten!

    Zitat

    hälst du dich für was besseres

    Nein, für etwas Besseres halte ich mich nicht :roll: Ist ja auch egal.

    Tja, Schritt für Schritt ist wohl das Beste. Aber hattet Ihr nicht auch Schiss davor?

    VG
    Quadrat2

  • Ich kann keine qualifizeirte Entgiftung empfehlen, wenn man nicht schon massive Entugssyndrome hat. Dort geht es nur um Medikamente. Wenn du nicht entzügig bist (so wie ich), passiert dort gar nichts. Du hängst nur rum und wirst mehr und mehr depri. Und wenn du noch halbwegs im Leben stehst, macht dich das Klientel fertig.
    Ich habe mich nach 1,5 Tagen aus der qualifizierten Entgiftung selbst entlassen, weil ich nervlich am Ende war.
    Aber ich weiß auch nicht, wie es weiter gehen soll...

  • Hallo Quadrat,

    Zitat

    Aber hattet Ihr nicht auch Schiss davor?

    nein nicht mehr als ich mich mal entschieden hatte.

    Mein Leben konnte ja nur noch besser werden :!:

    LG Martin

  • Zitat von pauline37

    Ich kann keine qualifizeirte Entgiftung empfehlen, wenn man nicht schon massive Entugssyndrome hat. Dort geht es nur um Medikamente. Wenn du nicht entzügig bist (so wie ich), passiert dort gar nichts. Du hängst nur rum und wirst mehr und mehr depri. Und wenn du noch halbwegs im Leben stehst, macht dich das Klientel fertig.
    Ich habe mich nach 1,5 Tagen aus der qualifizierten Entgiftung selbst entlassen, weil ich nervlich am Ende war.
    Aber ich weiß auch nicht, wie es weiter gehen soll...

    Hallo Pauline,

    ich habe die Medikamentennamen in deinem Beitrag rausgenommen.

    Ob man diese Erfahrungen verallgemeinern kann?

    Vielleicht gehts ja darum, sich einfach mal auf was Neues einzulassen?

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Zitat

    Ich kann keine qualifizeirte Entgiftung empfehlen, wenn man nicht schon massive Entugssyndrome hat. Dort geht es nur um Medikamente. Wenn du nicht entzügig bist (so wie ich), passiert dort gar nichts. Du hängst nur rum und wirst mehr und mehr depri. Und wenn du noch halbwegs im Leben stehst, macht dich das Klientel fertig.

    Oh, das verunsichert mich aber jetzt. Sicher, ich habe noch keine Symptome, aber wie solls denn dann laufen? Zuhause alleine ist ja wohl zu gefährlich.

  • Hallo Quadrat,

    laß dich nicht verunsichern.

    Wenn Pauline mittendrin aussteigt, ist das nicht unbedingt ein Vorbild. Klar kann jeder von seinen Erfahrungen schreiben, aber man muß nicht alles nachmachen.

    Und stimmt, ein Kalter Entzug alleine zuhause im stillen Kämmerlein kann schnell lebensgefährlich werden.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Pauline,

    vielleicht wäre es gut, wenn du auch ein eigenes Thema hier eröffnest, damit man auf deine Situation besser eingehen kann.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • hallo quadrat2

    Zitat von pauline37

    Ich kann keine qualifizeirte Entgiftung empfehlen, wenn man nicht schon massive Entugssyndrome hat. Dort geht es nur um Medikamente. Wenn du nicht entzügig bist (so wie ich), passiert dort gar nichts. Du hängst nur rum und wirst mehr und mehr depri. Und wenn du noch halbwegs im Leben stehst, macht dich das Klientel fertig.

    da muss ich aber sowas von widersprechen. ich habe eine qualifizierte entgiftung gemacht und es war die beste entscheidung meines lebens.
    sicherlich bekommt man dort medikamente gegen den entzug, aber das ist doch nicht alles. wir hatten dort einen geregelten tagesablauf mit verschiedenen therapieprogrammen wie gruppensitzungen, sport, entspannungsübungen und vieles mehr.

    außerdem kann man dort schon erste kontakte mit verschiedenen selbsthilfegruppen aufbauen und dort auch alles weitere für eine anschließende langzeittherapie in die wege leiten bei der dir auch kliniken empfohlen werden. außerdem bekommst du hilfe beim ausfüllen der anträge.

    der vorteil einer qualifizierten entgiftung ist nicht nur das sie länger dauert, sondern man kann viel intensiver auf dich eingehen da ja mehr zeit zur verfügung steht als es bei einer normalen entgiftung der fall ist da diese ja nur 1 woche dauert.

    Zitat von Quadrat2

    Aber hattet Ihr nicht auch Schiss davor?


    ja ich hatte schiss davor, das ist auch was ganz normales denke ich. aber es war total unbegründet. ich bin heute immer noch unendlich dankbar das ich diesen schritt gewagt habe, denk dran so schlimm wird es nicht.

    lass dich nicht entmutigen, du tust meiner meinung nach genau das richtige.
    grüße
    NNGNeo

  • Guten Morgen Quadrat2. Mach blos keinen kalten Entzug alleine zu Hause. Ich habe diesen Fehler gemacht weil ich auch gedacht habe das ist kein Problem für mich. Das kann sehr gefährlich werden. Hier meine Erfahrungen damit: Ich habe am Sonntag den 7.1. 2018 einfach gesagt jetzt ist Schluss mit Alkohol. ( das sind heute genau 3 Monate... :) ) Den ganzen Tag nur alkoholfrei getrunken. Die Nacht auf Montag war total schlimm. Ich habe kein Auge zugemacht, gezittert, Musik gehört die nicht da war. Montag morgen war ich total fertig. Habe dann früh vor der Arbeit Kaffee getrunken. Den hab ich gleich wieder rausgeko....! Auf dem Weg ins Bad hat es mir ein paar mal die Beine weggezogen. Deshalb bin ich dann auch an diesem Tag daheim geblieben. Die Nacht auf Dienstag verlief ähnlich. Ich konnte aber früh Kaffee trinken und wieder laufen. Also quälte ich mich im Büro durch den Arbeitstag. Am Dienstagnachmittag war ich dann mit meiner Frau unterwegs um mein Auto aus der Werkstatt zu holen. Wir legten einen Stopp am Geldautomaten bei unserem Rewemarkt ein. Als wir wieder rauskamen bin ich einfach zusammengeklappt und hatte einen Krampfanfall. Von alledem weiss ich nix mehr. Das 1. Mal bin ich in der Uniklinik wieder zu mir gekommen. Es muss aber ziemlich schlimm gewesen sein. Vor allem für meine Frau die überhaupt nicht wusste was mit mir passiert. Während des Krampfanfalls habe ich mir mit meinen Fäusten die Augen eingedrückt so dass sie völlig blutunterloffen waren. Das alles war natürlich ein riesen Spektakel in unserer Marktgemeinde. Rettungswagen, Notarzt + Hubschrauber, Feuerwehr usw... Zum Glück kam der Anfall zu diesem Zeitpunkt. Ne Viertelstunde später wäre ich im Auto gesessen.... Nicht auszudenken was da hätte noch schlimmeres passieren könnte. Also höre bitte auf mich... Entzug nur unter ärztlicher Aufsicht.. Hab keine Angst. Du schaffst das....

  • Zitat

    Mach blos keinen kalten Entzug alleine zu Hause.


    Nein, nein, keine Angst. Das mach ich nicht. Davon war ja auch nie die Rede.

    Ich hoffe nur, dass das jetzt auch schnell geht und ich nicht noch wochenlang zuhause rumhängen muss. Das Schlimmste im Moment sind die langen Tage.

  • Hallo quadrat2

    Ich habe meine Entgiftung im Krankenhaus als positiv erlebt.
    So ähnlich wie NNGNeo es geschrieben hat, erlebte ich diese Zeit von 3 Wochen.
    Mir wurde dabei die Wahl gelassen mit oder ohne Medikamente. Ich wollte vom Alkohol los kommen und habe mich von daher gegen Medikamente entschieden.
    Natürlich hatte ich vor dem Antritt erheblichen Schiss. Die ersten zwei Tage waren auch ein wenig komisch. Die meisten Mitstreiter kannten sich ja schon.
    Ich habe mich dann vorsichtig an meinem Gruppenfrühstückstisch vorgestellt und schon lief irgendwie alles von alleine.
    Es werden bestimmt keine Experimente mit dir veranstaltet. Und bei mir waren fast alle Schwestern und Krankenhelfer in Ordnung.
    Natürlich gibt es auch da hin und wieder Ausnahmen.
    Alles eben wie im richtigen Leben, außerhalb der Entzugs Station. Und mir stand frei zu jedem Zeitpunkt gehen zu können.

    Mach dir nicht so einen großen Kopf. Du wirst es erleben, alles halb so schlimm wie man/du es sich vorstellt.

    Lieben Gruß
    Nobby :wink:

  • Da muss ich widersprechen. Ein qualifizierter Entzug hat nichts mit Therapie zu tun. Hier geht es nur um die Gabe von edit Martin, keine Medikamente nennen, um die Symptome zu mildern. Ich habe schon eine Woche vorher nix mehr getrunken und war ok. Daher nur Blutdruck messen , sonst nix. Und das Setting und die Klientel haben mich fertig gemacht.

  • Guten Morgen,

    wovor hast du denn Angst? Wenn in dir ein unabänderlicher Entschluss reift, endgültig und für den Rest deines Lebens nüchtern zu bleiben, wird aus der Angst schnell Gewissheit und Sicherheit. Wenn du dir insgeheim ausmalst, eines Tages doch wieder Alkohol zu trinken, ist die Angst natürlich begründet.

    Was genau zutrifft, sollte jeder ehrlich für sich selbst beantworten. Ich habe mich nie für einen Arzt oder eine Therapie interessiert, da ich alle Logik grundsätzlich selbst erkennen muss. Ob das aber auch für die Mehrheit sinnvoll ist, darf bezweifelt werden.

    Grüße

  • Zitat

    wovor hast du denn Angst?


    Also, zunächst einmal war ich noch nie in meinem ganzen Leben im Krankenhaus (als Patient). Und erst Recht keine 3 Wochen. Allein das reicht schon, dass ich mir natürlich Gedanken mache.
    Zum Anderen hab ich keine Ahnung, was da auf mich zukommt.

    Ach, naja - so ist es eben jetzt und ich werd das schon hinkriegen. Die oben genannten Medikamente will ich jedenfalls nicht, wenn das nicht unbedingt notwendig ist.

  • @pauline
    Der eigentliche Entzug geht ja auch nur 4-7 Tage. Daran schließen sich in meinem Fall aber noch 2 Wochen Therapie auf dieser Station an. Und danach soll es dann in Reha gehen, wenn sie bewilligt wird. Also insofern ist das schon ein qualifizierter Entzug. Oder verstehe ich da was falsch?

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