• Hallo Horizont,
    Du schreibst:

    Zitat

    Was mir noch nicht so richtig klar ist: Logischerweise kann anwesender Alk mich triggern. Aber sind wir nicht eh pausenlos von Alkohol umgeben? Gestern hat im Büro jeder ein Fläschchen Sekt geschenkt bekommen. Wenn ich zur Haltestelle gehe, egal zu welcher, komme ich an Kneipen vorbei. Aus dem Küchenfenster sehe ich jeden Tag in den Gastgarten vom Lokal gegenüber, jeden Tag sitzen dort Menschen mit Alkohol. Man kommt dem Zeug nicht aus, es sei denn, man schließt sich Tag und Nacht in der Bude ein, konsumiert keine Medien mehr und lässt sich alle Dinge des täglichen Bedarfs nach Hause liefern. Insofern muss man dem wohl einfach ins Auge schauen und mit der Omnipräsenz leben lernen. Mir fällt das bislang - bis auf die beschriebenen zwei Tage - ziemlich leicht. Aber wachsam bleibe ich natürlich trotzdem.

    Ja, irgendwie müssen wir wohl auch mit der Omnipräsenz leben, alles andere wäre ja auch ne Art Augenwischerei.
    Es stimmt schon alles grundsätzlich so, wie Du es schreibst...
    Ich möchte dazu einfach mal mit den Worten unseres leider vor kurzem verstorbenden Moderators "Martin" antworten, die er wohl benutzt hätte:
    "Man wird überall mit Alkohol konfrontiert werden, aber man muss dem Alkohol nicht auch noch entgegen gehen"
    Wenn man sich das in bestimmten Situationen mal klar macht, kann man so auch gefährliche Situationen umschiffen.
    Also sollte man sich mal fragen, ob man gerade dem Alk "entgegengeht" oder es eben aus Selbstschutzgründen lieber nicht tut.

    Mal als Beispiel:
    Da sitzen Leute im Biergarten, und Du siehst es, weil Du dran vorbei gehst.
    (wobei allein diese kurze Situation schon das Suchtgedächtnis aufwecken kann: das Gläserklirren, das Gelächter der Menschen, das schöne Wetter etc., unser Suchtgedächtnis sieht das alles SOFORT und registriert es auch so).
    Du kannst gegen diese Situation kaum was machen, kann ja sein, das Du nicht mal weißt, wo sich der nächste Biergarten in einer fremden Stadt oder so befindet.
    Dem Alkohol entgegen gehen, wäre nun (für mich zumindest), sich da auch noch dazuzusetzen.
    Das dieser Biergarten da ist und Du da lang kommst, ist noch ne andere Nummer, als sich da auch noch reinzusetzen, verstehste?

    Oder nehmen wir mal Reklame... wenn ich sowas am Anfang meiner Trockenheit im Radio gehört oder im TV gesehen habe, dann hat mich das schon irgendwie berührt. Ich bekam nicht gleich den Mega-Saufdruck, aber es ließ mich auch nicht unberührt.
    Dann habe ich einfach den Sender gewechselt, so kann ich mich ja auch selbst schützen.
    Ich muss das nicht alles ungefiltert auf mich einwirken lassen, ich habe auch selbst Möglichkeiten, mich dem zu entziehen.
    Da muss man halt mal nach seinen Möglichkeiten schauen und auch mal nen Hintern inner Hose haben, zu bestimmten auch einfach mal ein klares "NEIN" zu sagen.
    Und zwar, um sich selbst zu schützen, dann darf es einem auch mal egal sein, was andere zu diesem oder jenen sagen oder meinen könnten.

    Ach ich sehe gerade, Dante hat auch schon folgendes geschrieben:

    Zitat

    Es ist ein Unterschied, ob die Omnipräsenz des Alkohols uns wie eine ewige Filmkulisse umgibt oder ob man Subjekt in einer alkoholgeprägten Situation ist.
    An einer Kneipe vorbei gehen, ist nicht so schwer.
    Hinein gehen, sich in eine Ecke setzen & keinen Alkohol bestellen ist schon wesentlich schwieriger.
    Sich an den Tresen setzen & immer noch nichts alkoholisches zu bestellen, obwohl da der fröhlichste Umtrunk stattfindet, ist nahezu unmöglich.


    Das beschreibt ja auch schon ganz gut, was ich meine, er kann das nur in wesentlich kürzer als ich :oops::lol::lol:

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine_33


    Wo sagt man das denn so? Ich für meinen Teil höre diesen Spruch zum allerersten Mal...

    Wenn ich mich nicht irre z.b. im Buch Sich das Leben nehmen: Alkoholismus aus der Sicht eines Alkoholikers.


    Das sehe ich komplett anders.
    Dieses angeblich so individuelle Säufertum.
    Suchtkarrieren verlaufen nicht so unterschiedlich, wie sich das manche vielleicht einreden möchten.

    Ob jemand mit oder ohne Selbsthilfegruppe oder mit oder ohne Langzeittherapie seit langer Zeit trocken ist, ist für mich schon ein Unterschied.

    Aber das kann ja jeder für sich einschätzen wie er will. Wer dies nicht als Unterschied ausmachen will, soll dies dann halt eben tun. Und wenn es sogar der eigenen Trockenheit hilft, umso besser.

    Oder anders ausgedrückt:


    dann darf es einem auch mal egal sein, was andere zu diesem oder jenen sagen oder meinen könnten.

    Gruss,

    Mario B.

  • Guten Morgen zusammen!

    Ich hatte die letzten Tage relativ viel zu tun und hab mich deshalb weniger aktiv mit (meiner) Abhängigkeit auseinandergesetzt. Einmal abgesehen vom Durchlesen des Borowiak-Buches, das ich für absolut genial halte. Total lehrreich, aber ohne erhobenen Zeigefinger - das trifft bei mir genau den Punkt. Als nächstes werde ich mir die Suchtfibel zur Brust nehmen, und dort wohl mit dem Rückfall-Teil beginnen. Habs bislang nur durchgeblättert und bin fast erschlagen von der Informationstiefe. Genau das habe ich gebraucht, glaube ich. Das stärkt die geistige Rüstung.

    Mir hat auch sehr gut gefallen, was Pellebär geschrieben hat. Die "alkoholfreie Zone" im Kopf. Genauso fühlt sich das für mich auch an. Wie weiter oben beschrieben bin ich hier umgeben von trinkenden Menschen (wie wir alle). Damit meine ich nicht mein direktes Umfeld, sondern - gerade jetzt im Sommer - die ganzen Cafés, Bars, Kneipen, Biergärten etc. Jeder Weg ist gesäumt von straßenseitigen Trinkern. Aber das löst kaum etwas aus in mir, außer das Gefühl, froh zu sein, nicht teilnehmen zu müssen. Ich gehe ihm also nicht entgegen, sondern dran vorbei, liebe Sunshine ;) (da fällt mir ein passender Buchtitel von Max Goldt ein: "Zauber des seitlich dran Vorbeigehens", das wird fortan mein Motto sein.)

    Facebook habe ich zum Glück nie verwendet, ein Grund unter vielen dagegen war die Sorge um die ganz eigene Suchtgefahr, die davon ausgeht. Dazu muss ich mir nur die ganzen Handyzombies in der U-Bahn ansehen (also rund 90 Prozent aller Mitfahrenden). Ich frage mich, ob mich das triggern würde. Derzeit ist es so, dass die Sauferlebnisse, die gefühlt positiv waren, schon sehr lange zurückliegen. Meine Erinnerung ist deshalb eher bevölkert von Trinksituationen, die entweder gruselig waren, oder wo das Trinken eigentlich kaum einen Effekt hatte. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass mir die Nüchternheit bis dato ziemlich leicht fällt. Vielleicht hatte ich mich schon sukzessive vom Alkohol entfernt, ohne es zu merken. Vielleicht war ich in der Filmkulisse, die Dante beschreibt, schon nur mehr ein Nebendarsteller. Das Bild mit der Filmkulisse gefällt mir auch, das schafft automatisch Abstand.

    Ich möchte hier noch einmal auf edit - bitte hier keine Werbung - edit , auch wenn man nur mitliest. Es schreiben Zigtausende und man erkennt sich in sehr vielem wieder. Ich les oft zwischendurch am Handy drinnen, nur zur Stärkung der Moral. Wenn ich mir überlege, wie viele Mitglieder das hat (mehr als 100.000), scheint es fast so, als ob Nüchternheit fast zum Massenphänomen werden könnte. Dazu passt auch, dass mir in letzter Zeit mehrere Leute erzählt haben, dass Jugendliche in ihrem Umfeld kaum mehr etwas trinken. Der eine davon ist Lehrer und hat daher mit sehr vielen Jugendlichen zu tun. Saufen scheint uncool zu werden. Ich kann das noch nicht so recht glauben...

    Schönen Tag
    Horizont


  • Dazu passt auch, dass mir in letzter Zeit mehrere Leute erzählt haben, dass Jugendliche in ihrem Umfeld kaum mehr etwas trinken. Der eine davon ist Lehrer und hat daher mit sehr vielen Jugendlichen zu tun. Saufen scheint uncool zu werden. Ich kann das noch nicht so recht glauben...

    Hallo!

    Ich auch nicht.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    ist aber tatsächlich so. Knapp ein Drittel der Jugendlichen in D hat anscheinend bis 17 noch überhaupt keinen Alkohol getrunken, auch trinken nur mehr zehn Prozent (statt 20 im Jahr 2004) regelmäßig Alk. So jedenfalls eine Studie unter 7000 Jugendlichen von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Wenn ich da an meine Jugend denke... Ich finde das erfreulich, auch wenn die Gründe dahinter (Dauerüberwachung und Selbstpräsentation via Social Media, Leistungsdruck in der Gesellschaft) äußerst fragwürdig sind. Vielleicht ist Alkohol irgendwann so verpönt wie Zigaretten, dann müssten zumindest weniger Menschen durch die Abhängigkeitshölle gehen.

    Nüchterne Grüße
    Horizont

  • Hallo,
    in Island wurde vor Jahren sehr erfolgreich ein Präventionsprogamm auf die Beine gestellt zum Thema Jugendliche und Alkohol.
    Hat Spaß gemacht, mich da mal einzulesen.
    Es bestätigt, wie ein erfülltes junges Leben nachhaltig die Entwicklung beeinflusst.

    Wenn etwas anderes wichtiger und spannender ist, braucht keine Lücke betäubt oder beeinflusst werden. Dann kümmert man sich gerne um das Tolle.
    Etwas das wir auf unserem nüchternen Weg erstmal neu lernen oder wieder aktivieren dürfen.

    Deshalb heißt es zu Beginn der Abstinenz auch oft, sich zu erinnern, was ich früher gerne gemacht habe. Muss gar nicht immer was Neues sein.
    Gruß taxi

  • Hi Taxi,

    danke für den Tipp! Ich denke da seither in ruhigen Momenten immer wieder drüber nach. Denselben Ratschlag kannte ich schon bezogen aufs Berufsleben. Wenn man beruflich nicht mehr weiterkommt und sich neu orientieren will, wird das auch gern empfohlen. Ich finde das schwierig zu beantworten, da Rausch schon seit Beginn meiner Jugend eine große Rolle gespielt hat. Insofern ist es tatsächlich ein Neulernen, oft auch ein Ganzneulernen. In den letzten Wochen ist immer wieder der Gedanke hochgekommen, einen Teil meines eigenen Lebens verpasst zu haben. Da muss ich wohl mit umgehen lernen. Ich denk dann mal wieder...

    Lieben Gruß
    Horizont

  • Hallo zusammen,

    nur zwei kurze Beobachtung, wie tief Alkohol in unserer Kultur verankert ist. Konnte unlängst die Speisekarte eines Hotels begutachten: Ungefähr 50 alkoholische Getränke und genau EIN nichtalkoholisches Getränk, eine Limo für 6 Euro. Völlig bizarr. Und ganz ähnlich sieht es bei den Emojis aus, die ja auch sehr stark von Kindern genutzt werden. 8 Alk-Emojis stehen eine Tasse Kaffee und ein Glas Milch gegenüber.

    Wünsche euch einen nüchternen Tag!
    Horizont

  • Hallo alle,

    schlafe gerade total schlecht und laufe daher mehr oder weniger im Notmodus. Saufgefahr gibt es trotzdem keine. Heute hab ich zwei Monate nicht getrunken, das war noch vor zwei Monaten und drei Tagen unvorstellbar für mich :)

    Liebe Grüße
    Horizont

  • Hallo Karsten,

    danke dir! Hab das schon seit Jahren, Ärzte sind hilflos bei Schlafstörungen. Aber die Abstinenz hat zumindest teilweise schon für besseren Schlaf gesorgt.

    Lieben Gruß
    Horizont

  • Jessas, der Sommer fliegt vorbei. Derzeit ist viel draußen angesagt, da könnte ich zwar ins Handy reinschreiben, um mehr "hier" zu sein, aber ich genieße es gerade auch sehr, nicht auch noch in meiner Freizeit auf Bildschirme zu glotzen. Mir kommt auch vor, dass sich meine Nüchternheit ganz gut eingespielt hat. Ich beschäftige mich nach wie vor damit, etwa durch Beobachtung und drüber Nachdenken, auch durchs Reden mit anderen. Aber es ist trotzdem etwas Ruhe eingekehrt. Von Suchtattacken bleibe ich weitgehend verschont, es kommen zwar immer mal kurze Gedanken dazu auf, die verschwinden aber zum Glück auch nach wenigen Momenten wieder. Vor einer Woche, als ich ganz harte Schlafstörungen hatte, gabs die Gedanken stärker. Es war einfach der Drang da, mich abzuschalten, endlich Ruhe zu finden. Aber zum Glück konnte ich mir sofort vergegenwärtigen, wie wenig sich meine Situation durch Saufen verbessern würde. Nämlich - abgesehen von einer Nacht Komaschlaf - überhaupt nicht. So gesehen funktionieren die Abwehrmechanismen also gerade gut, zum Glück.

    Weiter oben gab es die "Suchtfibel" als Buchtipp. Das gefällt mir ausnehmend gut. Ixh glaube, daran werde ich eine ganze Weile zu knabbern haben. Aber mir gefällt, wie sehr das in die Tiefe geht und wie locker das gleichzeitig geschrieben ist. Ganz tolles Einsteigerbuch - wenn man sich gern intensiv mit etwas beschäftigt. Danke noch mal für den Tipp!

    Lieben Gruß
    Horizont

  • Hallo Horziont,

    auch ich kämpfe zeitweise noch immer mit Schlafstörungen, und das nach 5,5 Jahren Trockenheit.

    Doch ich bin schon viel ruhiger geworden, und ich schlafe mittlerweile die meiste Zeit wirklich gut.

    Ich habe viele freiverkäufliche Schlafmittelchen aus den Apotheken getest. Hat alles nichts gebracht!

    Mir hat 5 HTP und TRYPTOPHAN gut geholfen, frei verkäuflich in den grossen Online Warenhäusern.
    (Ja, ich glaube an Nahrungsmittelergänzungen :wink: )

    Es ist einen Versuch wert...

    LG Elly

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Horizont,
    mit gut zwei Monaten hast du schon über sechzig Tage und Nächte was anderes getrunken als Alkohol. Literweise :)
    Schön, zumal du dich wohlfühlst, wenn ich das richtig verstehe.

    Vermisst du den skype Freund und klappt es gut mit dem Abstand?
    Schlaf ist ein häufiges Thema nach Alkoholstopp. Und Übermüdung, oder auch Schmerzen bei Erkrankung gehen ganz schnell ans Nervenkostüm.
    Da sagt dann das Suchtgedächtnis, dass ihm die paar Liter Brause garnichts ausgemacht haben.
    Gut gemanaged.
    Ein Variante ist es, sich körperlich müde zu machen. Da fordert aber ja gerne ein kleiner Schweinehund Mitspracherecht ein.

    Gruß taxi


  • Derzeit ist viel draußen angesagt, da könnte ich zwar ins Handy reinschreiben, um mehr "hier" zu sein, aber ich genieße es gerade auch sehr, nicht auch noch in meiner Freizeit auf Bildschirme zu glotzen.

    Hallo Horizont,

    weniger vor dem PC oder auf dem Handy rumhängen ist per se keine schlechte Idee, nicht nur für Alkoholiker wie wir.

    Ich habe "Social Networking", welcher Art auch immer, auch deutlich heruntergefahren. Sinnloses scrollen und liken oder zielloses herumlesen und rumklicken entpuppt sich, zumindest für mich ,immer mehr als unnützer Zeitvertreib, grosser Zeitfresser und zudem als Förderer von negativen Gedanken. Aktuell handhabe ich es da ähnlich wie z.B. bei sturzbetrunkenen Leuten oder schlechten Arbeitskollegen: Leuten, oder besser gesagt deren Geschreibsel, das mich nervt, innerlich aufregt oder mir nicht gut tut gehe ich einfach, in diesem Falle, dann virtuell, aus dem Weg.

    Stattdessen versuche ich dann, wenn ich schon vor nem Display hänge, gezielt einen interessanten Artikel zu lesen oder Podcast zu hören der mich weiterbringt oder mir Wissen zu einem bestimmten Thema bringt.

    Geniesse deine Sommerzeit draussen in der Natur. :)

    Gruss,

    Mario B.

  • Hallo Leute, schön, dass ihr schreibt! Gestern Abend habe ich eine Tanzveranstaltung sausen lassen, hat sich einfach nicht richtig angefühlt. Hab ich zwar nie besonders häufig praktiziert, das letzte Mal irgendwann im Winter. Aber wenn, dann immer völlig fokussiert auf Rausch. Irgendwie hätte es mich einmal gereizt, mir das Ganze nüchtern anzuschauen, um zu erkennen, ob ich überhaupt irgendetwas daran finde oder ich das wirklich immer nur gemacht habe, um mich wegzuschießen. Aber dazu bin ich innerlich (noch) nicht bereit, also lasse ich es ganz.

    Elly, danke für den Hinweis auf 5HTP und Tryptophan. Hab ich lang hinter mir... ;) Ich glaube, ich habe so ziemlich jedes Mittel ausprobiert, um meine Schlaflosigkeit zu überwinden (inklusive auch eher abwegiger Dinge wie die Untersuchung meiner Bleibe auf Elektrosmog etc.). Ich hatte jahrelang einen sehr stressigen Job, der mich auch in meiner Freizeit nicht mehr losgelassen hat. Dazu die ganze Sauferei, also totales Chaos in der Hirnchemie. Seit ein paar Jahren nehme ich ein angeblich nicht abhängig machendes Schlafmittel, das mir ziemlich geholfen hat, das aber natürlich doch abhängig macht, weswegen ich es seit ein paar Monaten langsam ausschleiche. Geht bisher ganz gut und ich merke, dass ich durch die Alkoholabstinenz insgesamt deutlich ruhiger werde. Insofern bin ich guten Mutes, dass die Schlafstörungen nach und nach verschwinden werden. Niemals hätte ich in meiner Saufzeit angenommen, dass Alkohol einen so starken Effekt auf meinen Schlaf haben könnten. Obwohl ich wusste, wie schlecht ich schlafe, wenn ich mir zwei Abende nacheinander die Kante gegeben hatte.

    Hallo Taxi, du hast recht, ich fühle mich wirklich wohl. Viel mehr "ich" als vorher. Und ich wundere mich immer wieder, wie gut mir nichtalkoholische Getränke schmecken. Seit ein paar Jahren gibts ja einen Trend zu selbstgemachten Limonaden in Lokalen, da hat man wirklich die volle Auswahl, wenn man mal in einem sitzt. Und was für mich auch erstaunlich ist: Man muss gar nicht literweise Zeug in sich hineinschütten, wenn man alkoholfrei trinkt ;) Was meinen Skype-Freund angeht hat sich nichts geändert. Manchmal kommt der Gedanke auf, eine Skype-Session könnte jetzt nett sein, aber der verschwindet dann auch wieder. Außerdem haben wir eine gemeinsame Freundin (seit zig Jahren trocken), insofern kann ich mich zumindest bei ihr erkundigen, wie es ihm geht. Zuletzt hatte er anscheinend doch einen Monat lang nichts getrunken, vielleicht geht er es also doch richtig an. Bald werde ich durch die Freundin mehr wissen. Bin schon gespannt. Wäre schön, wenn es ihm besser ginge!

    Hallo Mario B., ich weiß genau, was du meinst. Aus dem Grund habe ich von Anfang an die Finger von Facebook gelassen. Mein Vorhaben war ja, als einziger Mensch weltweit keinen FB-Zugang zu haben. Vielleicht klappt das wirklich noch :) Aber abgesehen von Social Media gibt es ja eine ganze Menge anderer Ablenkungsspielereien am Handy. Und auf Reddit z.B. würde ich nicht verzichten wollen, das hilft mir auch bei meiner Nüchternheit. Insofern bin ich froh, dass es das gibt. Aber wie du sagst: Auf die Auswahl kommt es an. Und das geht virtuell meist leichter als bei nervigen Arbeitskollegen ;) Nein sagen lernen ist oft gar nicht so leicht.

    Schönen Sonntag!
    Horizont

  • Das klappt nicht weil ich nämlich auch keinen Facebook-Account habe und nie haben werde :)

    Schlaflosigkeit: großes Problem, ich kenne es gut.

    Schlafforscher haben ermittelt, daß sich das Schlafverhalten von trockenen Alkoholikern erst circa nach einem halben Jahr Trockenheit dem von Nichtalkoholikern wieder annähert. Klar: wenn man das Gehirn mit einem Narkotikum überschwemmt, über Jahre, dann stellt sich das Hirn darauf ein und geht auf Gegenangriff, indem es auf Power schaltet. Es überdreht (darum kann auch kalter Entzug so gefährlich sein). Wenn das Narkotikum nun fehlt braucht es lang um aus dem Power modus wieder zum normalen Funktionieren zu kommen.

    Was hilft? Geduld hilft... Es wird wieder besser, glaub mir. Und Schlafhygiene. Versuch immergleiche Schlafzeiten einzuhalten, auch an freien Tagen. Keine Bildquellen (Handy, TV, Computer) nach 20 Uhr oder im Bett. Lieber lesen. Und Gelassenheit:schlaflose Zeit ist auch geschenkte Zeit...

    LG

  • Hallo Garcia, die Info mit dem halben Jahr ist interessant! Hast du dafür eine Quelle? Nicht dass ich dir nicht glauben würde, aber ich hab noch nie davon gehört (und hab mich schon sehr intensiv mit Schlaflosigkeit auseinandergesetzt). Ergibt jedenfalls Sinn, der Power Modus des Hirns. Das passt auch gut zu der Zeit, wo die ganze Misere angefangen hat. Da hab ich mich sicher dreimal die Woche ordentlich weggeschossen.

    Gelassenheit versuche ich eh zu kultivieren, ist aber nicht so einfach, wenn nach ein paar schlaflosen Nächten die Depressionen anfangen. Diesbezüglich fällt mir aber auf, dass es aktuell viel weniger belastend ist, wenn ich nicht schlafen kann. Das liegt ganz sicher an der Abstinenz. "Schlaflose Zeit ist auch geschenkte Zeit" hab ich mir in den letzten Jahren auch immer wieder gesagt. Allerdings gilt für Schlaflosigkeit auch das geniale Zitat aus Fight Club: "Wenn du nicht schlafen kannst, bist du immer wach - allerdings nie richtig."

    Carl Friedrich, find ich gut! Ich habe zum Glück noch ein paar Leute in meinem Umfeld, die auch keinen haben. Irgendwann werden wir die Letzten sein... ;)

    Sonst tut sich nicht soooo viel bei mir. Ich registriere, dass ich derzeit vergleichsweise viele Klamotten kaufe. Habe ich jahrelang überhaupt nicht gemacht (und generell nie besonders viel). Kurz hab ich mich gefragt, ob das jetzt Suchtverlagerung ist. Glaube ich aber nicht. Ich habe eher das Bedürfnis, besser auszusehen, damit das Außen wieder mehr zum Innen passt. Insgesamt ein gutes Gefühl.

    Gestern habe ich auf spon ein paar Artikel zum Thema Alkoholkonsum und dann die Postings dazu gelesen. Schon interessant: Bei den Postings gibts zwei große Gruppen und eine kleine. Die beiden großen sind "ich lass mir nix verbieten und sterben muss ich sowieso" und "Alkohol ist der Teufel und muss unbedingt verboten/höher besteuert etc werden". Die kleine Gruppe ist "ich hab aufgehört und fühl mich pudelwohl". Noch vor zwei Monaten hätte ich mich der ersten Gruppe angeschlossen und niemals gedacht, dass man sich überhaupt wohl fühlen kann, wenn man ununterbrochen nüchtern ist. Und muss jetzt erstaunt feststellen, dass das sehr wohl geht :)

    Happy day!
    Horizont

  • Hallo Leute,

    heute gabs mal wieder Sekt im Büro. Die letzten Male habe ich mich absentiert, das war heute aber schlecht möglich, weil das während des wichtigsten Meetings der Woche ausgeschenkt wurde. Erfreulicherweise fiel es mir leicht, abzulehnen. War auch vollkommen unproblematisch, da ich nicht der Einzige war. Lustigerweise wurde der O-Saft sogar mehr nachgefragt als der Sekt.

    Am Wochenende habe ich einen Freund am Land besucht, was für uns noch jedes Mal eine Gelegenheit war, uns ordentlich abzuschießen. Diesmal logischerweise nicht. Er hat zwar in den zwei Tagen zwei Bier getrunken, seine Frau zwei Gläser Wein, aber das war es auch schon. Wir haben auch länger drüber gesprochen, beide haben gefragt, ob es okay sei, wenn sie etwas trinken. War es. Am Ende des Tages bin ich dann noch im Dunklen nackt in den Naturteich gesprungen, das habe ich beim letztren Mal im besoffenen Zustand gemacht. War nüchtern total anders, aber überhaupt nicht weniger schön :)

    Sommerlich-positive Grüße
    Horizont

  • Hallo ihr, ich sehe, es sind schon zwei Wochen vergangen seit meinem letzten Beitrag. Es läuft aber weiterhin gut bei mir, heute ist es schon drei Monate her, seit ich den nüchternen Weg eingeschlagen habe. Vor ein paar Tagen habe ich auch die letzten Weinflaschen hergegeben und somit such eine komplett alkfreie Wohnumgebung.

    Jetzt wo die Nüchternheit langsam zum Normalzustand wird fällt mir erst nach und nach auf, wie viel Zeit ich plötzlich habe. Und wie wenige Interessen ich entwickelt habe. Ziemlich seltsam ist das, ich habe das Gefühl, ich werde mich jetzt ganz neu kennenlernen müssen. Als ob dich plötzlich ein Tor zu einer ganz neuen Welt geöffnet hat und ich keine Ahnung habe, wo ich hingehen könnte. Da hilft wohl nichts als sehr vieles auszuprobieren. Vorgestern zb hab ich deshalb erstmals seit langem unter freiem Himmel geschlafen :)

    Das wars erst mal, lieben Gruß!
    Horizont

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