Hallo, ich bin St.Georg und möchte mich nun auch hier vorstellen.
Zunächst beginne mit meinen, etwas zusammengefassten, Posts aus dem Vorstellungsbereich.
Ich hoffe den Absprung schaffen, bevor es wirklich schlimm wird.
Ich habe 2013 begonnen täglich zu trinken. Warum? Kann ich nicht sagen, mir schmeckte es halt.
Nach kurzem habe ich täglich 2,5 - 3 Liter Bier oder 'ne Flasche Rotwein getrunken. Ich weiß schon lange, dass das nicht mehr harmlos ist und ich schnellsten zusehen sollte davon weg zu kommen.
Ich kann seit dieser Zeit an meinen beiden Händen abzählen, wie viele Tage ich nüchtern war. Nun habe ich seit dem 09.07. nichts mehr getrunken und bin stolz, da es bisher die längste Zeit ist. Anders als bisher möchte ich auch nicht mehr.
Ich habe vor ein paar Tagen den Bericht von MieLa gelesen und festgestellt, dass ist bei mir sehr ähnlich, allerdings "nur" 5 Jahre und das sollte mehr als genug sein.
Sehe ich mich als Alkoholiker?
Ich wünsche mir, dass es nicht so ist, aber je mehr ich mich mit dieser Thematik beschäftige, umso mehr erkenne ich, dass ich abhängig bin.
Bisher habe ich es immer geschafft erst am Nachmittag, also Feierabend zu trinken. Das erste was ich dann gemacht habe, entweder in die Kneipe oder in den nächsten Supermarkt und dann in den Park um zwei drei 1/2 zu trinken. Dann war der Abend eingeläutet und ich habe zu Hause weiter getrunken.
Da ich überwiegend Bier getrunken habe, gab es jeden Tag einen Plan, wann und wo ich mir genügend Vorrat besorgte, besonders für die Wochenenden. Da ich immer versucht habe, mein Trinken einigermaßen zu verheimlichen, gestaltete sich die Versorgung oft ziemlich aufwändig. Öffentlich, d.h. vor meiner Familie habe ich meist nur getrunken, wenn wir aus waren oder Besuch gekommen ist. Wobei dann, wenn wir auf Besuch oder auf Treffen mit Freunden waren, habe ich meist schon etwas "vorgeglüht", damit keiner merkt, wie viel ich wirklich trinke.
Wenn ich mir dieses Verhalten vor Augen führe, muss ich sagen, ja ich bin Alkoholiker.
Nun bin ich seit dem 14.07. dabei, mich bei jeder Gelegenheit hier durch das Forum zu wühlen.
Dabei stelle ich fest, dass sich die Verhaltensmuster immer wieder mit meinen gleichen.
Was ich auch feststelle, dass die meisten über eine wesentlich längere Zeit gesoffen haben, bis es klick macht. Und genau das hat mich bewogen im Vorstellungsbereich im Betreff "Noch harmlos?" zu schreiben.
Leider ist das wohl widersprüchlich aufgefasst worden, das würde mir allerdings genauso gehen, wenn ich meine Gedanken nicht kenne.
Ich meinte damit eher noch harmlos, weil meine Zeit im Vergleich zu anderen verhältnismäßig kurz ist und der körperliche Entzug hoffentlich einfacher ist.
Nichtsdestotrotz, kann und will ich nichts schön reden. Ich weiß immer mehr, dass ich abhängig bin, da gibt es kein Wenn und Aber. Dafür war ich zu lange darauf bedacht, meinen Pegel zu erreichen.
Und es ist mir immer schwerer gefallen, die letzte Dose Bier stehen zu lassen, auch wenn ich schon genug hatte. Z.Zt. fällt es mir relativ leicht, nichts zu trinken, allerdings stellt sich immer häufiger ein Heißhunger auf Süßes ein. Allein das ist für mich schon eine Bestätigung, dass meinem Körper etwas fehlt.
Auch bin ich mir immer sicherer, dass es "ein" Bier bei mir nicht geben kann. Ich bin überzeugt davon, dass dann ganz schnell das zweite, dritte usw. kommen wird.
Ich bin mir tatsächlich nicht ganz sicher, wie stark die körperliche Abhängigkeit tatsächlich ist, aber das spielt eigentlich auch keine wirkliche Rolle, denn letztendlich sagt der Kopf wo es langgeht. Soll heißen, ich würde schnell in das alte Muster zurückfallen.
Ich habe mir vor knapp 12 Jahren das Rauchen abgewöhnt, und das nach 33 Jahren Qualmerei. Die ersten Wochen des körperlichen Entzugs waren für mich alles andere als einfach, und danach fing die Kopfsache an. Immer das Teufelchen auf der Schulter. Während der ersten, na bestimmt zwei Jahre, habe ich regelmäßig in einem entsprechenden Forum gelesen und mich ausgetauscht. Das hat mir damals sehr geholfen.
Nun möchte ich die Alkoholsucht auf keinen Fall mit der Nikotinsucht gleichsetzen, mir ist bewusst, dass die Gefährlichkeit eine ganz andere ist. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass ich mir während der Zeit Verhaltensmuster angewöhnt habe, die mir jetzt beim Alk gut helfen können. Dazu gehört u.a. der regelmäßige Austausch mit anderen Alkoholkranken. Ich merke jetzt schon wie sehr es mir hilft, Erfahrungen andere zu lesen.
Einerseits werde ich es manchmal schade finden, nichts mehr zu trinken, denn zu Zeiten in denen es wirklich maßvoll funktioniert hat, fand ich es nett, gelegentlich (wirklich selten und nie zu Hause) mal ein oder zwei Bier zu trinken.
Aber das ist vorbei, denn das wird nicht funktionieren, genauso wenig wie die eine Zigarette, da kenne ich mich gut genug. Aber das habe ich mir selbst zuzuschreiben. Andererseits werde ich immer wieder viele schöne Sachen in meinem Leben entdecken, die nüchtern garantiert viel schöner sind.
19.07.2018: Ja, ich habe kalt entzogen - anfangs wusste ich es nicht besser und habe erst hier im Forum von den Gefahren gelesen.
Inzwischen (heute ) war ich beim Arzt. Er war sehr überrascht, dass mir bis jetzt so leicht fällt (dazu werde ich später an anderer Stelle mehr schreiben) und hat mir dann erzählt, das er früher im Krankenhaus viel mit Entgiftungen zu tun hatte. Ich denke er kennt sich also damit aus. Wir werden jetzt auf alle Fälle einen Gesundheits-Check machen.
Mit meiner Frau habe ich ebenfalls gesprochen, sie unterstützt mich da voll und ganz.
Über die weiteren Schritte habe ich mir nur zum Teil Gedanken gemacht, drei Punkte habe ich bereits für mich geklärt:
Nie wieder trinken, auch nicht kontrolliert bei "sogenannten" Gelegenheiten
Vermeiden von Umgebungen an denen viel getrunken wird, wie z.B. Kneipen, Feiern, Weihnachtsmärkten (eh nicht so meins) etc.
Mein Umfeld von Alkohol befreien, meinen liebe Frau unterstützt mich dabei
Das Forum durchforsten
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Weitere werden noch folgen.
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Und ab hier die Gegenwart.
Was mich sehr wundert, ich habe keine Entzugserscheinungen. Allerdings benötige ich z.Zt. eine Ersatzbefriedigung, ich könnte den ganzen Tag naschen und muss mich da schon sehr bremsen. Das bestätigt mir aber wiederum, dass meinem Körper etwas fehlt. Also doch so etwas wie Entzug, nur nicht spürbar!?!
Ansonsten erlebe ich viele Situationen an denen der Einflüsterer (ich habe den Namen bei MieLa gefunden und werde ihn auch für mich verwenden) sich rührt: "Jetzt ein Bier, das hätte schon was." Die Gedanken kreisen immer wieder um das eine Thema, wobei ich ihm ganz schnell erzähle, dass das keine Option ist und er trollt sich. Verhindern lässt sich das nicht, wichtig ist nur, dass ich damit umzugehen weiß. Ich gehe schon mit meiner Frau was essen oder zu Veranstaltungen. Allerdings ist Alkohol dort kein Thema, er ist zwar da aber eher Hintergründig.
Momentan bereitet mir das keine Schwierigkeiten, aber ich werde daran arbeiten, wie ich damit umgehen muss. Wobei ich z.B. Alkohol am Tisch verhindern würde, dass ist mir dann doch zu heiß.
Spannend ist auch, dass ich bereits mindestens zwei Alkoholträume hatte, Allerdings ging es immer nur um das erste Bier, welche ich erfolgreich verhindern konnte.
Na, mal sehen wie es weiter geht.
Gruß St.Georg