Hallo ihr Lieben,
ich bin neu hier und das ist mein erster "richtiger" Beitrag (abgesehen vom Vorstellungsthread ). Ich bin w, 41 Jahre alt und frisch getrennt von einem nassen Alkoholiker. Der letzte Monat war eine einzige on-and-off-Achterbahn, die geprägt war von falschen Versprechungen und Lügen seinerseits und Wanken zwischen Hoffen und Hoffnungslosigkeit meinerseits.
Nun kann ich einfach nicht mehr.
Aber erst mal von vorn. Ich habe meinen Ex letztes Jahr im September kennengelernt. Erst haben wir uns platonisch angefreundet, ab April diesen Jahres wurden die Treffen dann immer häufiger und emotionaler. Ich verliebte mich in ihn, aber mein Kopf sagte von Anfang an NEIN zu ihm, da mir seine Alkoholproblematik von Anfang an bewusst war. Im Juni dachte ich mir dann "scheiß auf den Verstand, die Liebe kann viel bewegen" und bin in die Beziehung mit ihm quasi reingesprungen. Wir waren von Anfang an fast ständig zusammen und er ist dann auch recht schnell bei mir eingezogen. Ich hab ihm anfangs alles abgenommen, da er sich um nichts gekümmert hat. Er hatte einen Rechtsstreit bei einem Anwalt laufen und musste erforderliche Unterlagen vorbeibringen, hat Fristen verstreichen lassen usw... ich war früher mal Rechtsanwaltsfachangestellte und hab zu 99% den Kontakt mit dem Anwalt geführt. Dachte mir, dass mein Ex nur einen stabilen Rückhalt, Verlässlichkeit und viel Liebe brauchen würde und dass das Thema Alk dann von selber in den Hintergrund gerät. Weit gefehlt...
Als ich feststellte, dass er die Menge seines Konsums nicht herunterschraubte, schlug ich ihm vor, dass er doch den Inhalt der Flaschen ändern könnte, wenn er die Menge schon nicht reduzieren kann. Mein Plan war, dass er von Wein auf Bier umsteigt und dann von Bier auf Radler, später von Radler auf Cidre und irgendwann dann zum Cola. Mann, war ich naiv schon beim Bier war er nicht mehr bereit, auf ein "softeres" Getränk umzusteigen und ist dann mit der Flaschenmenge nach oben gegangen. Das war der Punkt, an dem mein 17 jähriger Sohn anfing, zu streiken. Er sagte, er findet es total assi, wenn in der ganzen Wohnung Bierflaschen herumstehen und dass er so nicht leben möchte. Ich hab meinem damals-noch-Freund dann ein Ultimatum gestellt, entweder der Alk oder ich. Er versprach hoch und heilig, nicht mehr zu trinken. Ging dann in die Entgiftung. Danach hat er es gerade mal eine knappe Woche geschafft, "trocken" zu bleiben. Auslöser für seinen Rückfall war ein Ausflug von mir auf den Cannstatter Wasen mit meinen Arbeitskolleginnen. An dem Abend hat er sich so besoffen, dass ihn die Polizei bei mir abgeliefert hat. Dazu muss ich sagen, dass ich wochenlang davor mein soziales Leben ihm zuliebe quasi auf null runtergefahren habe. Ich bin nicht mehr ausgegangen, weil ich ihn nicht allein lassen wollte. Mitnehmen konnte ich ihn nicht, weil ich ihn nicht der Versuchung zum Trinken aussetzen wollte. Die Karte zum Cannstatter wasen war allerdings schon ein halbes Jahr im Voraus gebucht und ich wollte sie nicht verfallen lassen, da ich richtig Lust hatte, mal wieder mit meinen Kolleginnen was zu unternehmen.
Mein Sohn ist total ausgeflippt, als die Polizei mitten in der Nacht bei uns geklingelt hat. Kaum sind die Polizisten abgerückt, hat mein Sohn meinen Ex aus der Wohnung geworfen und sagte mir, dass er nicht will, dass diese Person jemals wieder einen Fuß in unsere Wohnung setzt. Nun war ich richtig zerrissen zwischen meinem Freund und meinem Sohn... hab dann versucht, die Beziehung dennoch aufrecht zu erhalten. Habe meinen Ex heimlich getroffen, aber ihm wieder ein Ultimatum gestellt. Diesmal hat er mich dann belogen und hintergangen, heimlich getrunken. Es kam jedoch immer wieder raus. Einer meiner Bekannten hat ihn zufällig im Supermarkt getroffen beim Kauf von 3 Flaschen Wein und 10 Flaschen Bier... als ich ihn konfrontierte, wurde er patzig und meinte "IHR SEID DOCH ALLE GEGEN MICH!!!" da wurde ich zum ersten Mal richtig sauer.
Leider bin ich noch ein paarmal eingeknickt und hab seinen falschen Versprechungen geglaubt. Der Plan war, dass er für drei Wochen in eine stationäre Therapie geht und sich währenddessen nach einem betreuten Wohnen für Süchtige erkundigt, um überhaupt eine Zukunftsaussicht zu haben. Er hat in den vergangenen Jahren schon x-mal stationär entgiftet und ist jedesmal danach sofort wieder rückfällig geworden. Einfach nur zum entgiften gehen wäre mir deshalb zu wenig gewesen.
Tja, letzten Samstag (nachdem er gerade den ersten Tag beim Entgiften war!) schrieb er mir, dass er noch nicht weiß, ob er 14 Tage durchhält (wobei ja eigentlich sogar 3 Wochen vereinbart gewesen waren!). Ich war so sauer, hab ihm dann geschrieben, dass ich echt nicht mehr kann und er nicht weiß, was er mir mit seinem hin und her antut. Dass er doch dann endlich dazu stehen soll, dass er sein Leben gar nicht ändern will und sich dann besser ne Alkibraut suchen soll. Dass ich ihn jetzt vergessen werde. Danach hab ich ihn blockiert auf sämtlichen Kanälen. Über eine gemeinsame Freundin von mir versucht er nun, den Kontakt herzustellen. Er versucht es im Wechsel mit der Mitleidsmasche und Vorwürfen. Bisher bin ich stark geblieben, aber ich frag mich ständig, ob das richtig ist??
Ist das jetzt schon Co-Verhalten von mir oder nicht? Ich hab hier schon einige Beiträge gelesen und denke eigentlich nicht, dass ich eine Co bin, da ich nun doch nach sehr kurzer Zeit die Reißleine ziehen konnte. Ich bewundere euch anderen, die ihr jahrelang ausgeharrt seid. Das könnte ich niemals.. jedoch hab ich so ein schlechtes Gewissen und bin total traurig. Außerdem vermisse ich seine "weiße" Seite. Er ist, wenn er nicht trinkt, ein liebevoller Mensch und sehr hilfsbereit. Er hat nicht nur mir geholfen, sondern auch meinen Nachbarn. Er sieht sofort, wenn jemand Hilfe braucht. Ich hatte mich in sein goldenes Herz verliebt. Allerdings passt das nicht mit seinen Lügen zusammen.. ach Menno...
Sorry, das ist jetzt doch länger geworden, als ich dachte
Traurige Grüße
Anonymia