Noch lange nicht trocken.

  • Gönn dir jeden Tag ein kleines Highlight.
    Mit dem nüchternen Aufstehen sind es dann schon zwei. ;)

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Carmen, mir geht es wirklich immer noch ständig so. Dass ich mich freue, Nüchtern und ohne Kater aufzuwachen. Ja! Das ist für mich schon ein kleines Bisschen Euphorie.

    Ich kann gehöre übrigens auch zu denen, die sich im Suff unendlich peinliche Dinge geleistet haben. Wenn ich daran denke... widerlich und furchtbar. Das hilft dann bei der Methode „zu Ende denken“ perfekt!

  • Ja liebe Cadda!

    Ich habe auch in deinem Thread viel gelesen und konnte so viele deiner Gedankengänge nachvollziehen.

    Es ist furchtbar, wie man sich betrunken selbst demütigt und zutiefst erniedrigt.

    Wir alle sind doch soviel mehr wert.

  • Hallo Carmen,
    ich wollte Dich auch noch Herzlich hier im Forum begrüßen !
    Schön, das Du hergefunden hast.
    Ein bisschen mitgelesen habe ich hier auch schon.

    In einem anderen Thread schriebst Du:

    Zitat

    Da ich mich in den letzten Jahren sehr isoliert und kaum soziale Kontakte mehr habe, ändert sich für mich nicht allzu viel.
    Ich bin ja erst seit 24 Tagen suchtmittelfrei und versuche mich so gut wie es geht zu beschäftigen.
    ...........
    Sunshine hat mich auf etwas gebracht. Ich könnte auch mal wieder meine Kamera rausholen und fotografieren; das hat mir früher riesigen Spaß gemacht.

    Das war bei mir auch so. Ich habe mich in den letzten Jahren meiner Sauferei auch sehr isoliert, es sollte ja keiner wissen, was
    wirklich mit mir los ist. Selbst mein Partner kannte nicht das gesamte Ausmaß meiner Sauferei.
    Darum kann ich oft nicht verstehen, das sich manche eingeschränkt durch die Abstinenz fühlen, bei mir war die Sauferei einschränkend, aber sicher nicht das jetzige, trockene Leben.
    Aber nun gut, ich bin nun auch schon sehr lange trocken... da ändern sich auch Sichtweisen. Es ist halt vieles auch einfach ein Weg...
    Ich erinnere allerdings auch noch gut die ersten Zeit meiner Abstinenz: Nachdem ich nach meiner schwierigen Entgiftung wieder einigermaßen auf den Beinen war, fühlte ich eine großes Freiheitsgefühl.

    Ich habe auch schon früher fotografiert, im Grunde fotografiere ich schon seit bald 50 Jahren :lol: , habe schon sehr früh damit begonnen.
    Aber auch dieses Hobby lag in meiner Saufzeit immer mehr brach... wie viele andere Interessen auch.
    Vor ca. 10 Jahren habe ich dann nochmal die volle Grätsche in die Fotografie gemacht, indem ich in die digitale Fotografie einstieg.
    Da musste ich erstmal viel neues lernen, was mir allerdings immer großen Spaß machte, weil ich eigentlich grundsätzlich gern dazu lerne,
    wenn mich was wirklich interessiert.
    Heute habe ich eine sehr gutes Equipment, womit ich mich hauptsächlich der Naturfotografie widme. Sprich, Wildlife-und Makro-Fotografie.
    Habe aber auch schon Hochzeitsfotografie gemacht, und Kinder vor der Kamera sind auch mein Ding, da hab ich scheinbar ein Händchen für.
    Und Landschaft finde ich auch immer wieder faszinierend. :)

    Vielleicht magst Du ja auch Dein altes Hobby neu beleben? Und findest erneut Freude dran?
    Das Frühjahr steht vor der Tür, und viele Motive deshalb auch ebenso.
    Auch auf Fahradtouren findet man immer wieder tolle Motive, die einem dann einfach so zufallen.
    Also auf gehts?

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine,

    vielen Dank für den herzlichen Willkommensgruß und deinen netten Beitrag.

    Du schreibst:

    "Ich habe mich in den letzten Jahren meiner Sauferei auch sehr isoliert
    Darum kann ich oft nicht verstehen, das sich manche eingeschränkt durch die Abstinenz fühlen, bei mir war die Sauferei einschränkend, aber sicher nicht das jetzige, trockene Leben."

    Auch mich hat die Sauferei in den letzten Jahren nur noch eingeschränkt. Das hatte nichts mehr mit Spaß oder schönen Rauschzuständen wie in den ersten Jahren zu tun ( obwohl selbst die ersten Jahre nicht wirklich schön waren, wenn ich so zurückdenke, denn ich habe immer bis zum Filmriss gesoffen).
    Die letzten Jahre waren nur noch eine Qual, ein unerträglicher Zwang. Eine Betäubung bis zur Besinnungslosigkeit nur um einfach nicht mehr denken und fühlen zu müssen.
    Ich hoffe, dass ich diese Einstellung und Erkenntnis beibehalten kann.

    Gratulation zu deiner langen Trockenheit. Ich wünsche mir sehr, dass ich es dieses Mal nicht zulasse, von meinem Weg in die Trockenheit abzukommen. Davor habe ich große Angst.

    Schön, dass du soviel Freude an der Fotografie hast.Es ist wunderbar, wenn xman etwas mit Leidenschaft betreibt.
    Du hast ja schon wahnsinnig viel Erfahrung; da sind bestimmt schon einige tolle Fotografien zusammengekommen. :D

    Ich werde die Tage meine Kamera rausholen und meinen Hund in den strahlend gelben Rapsfeldern fotografieren.

    Einen schönen Abend wünsche ich.

    LG
    Carmen

  • Guten Morgen,

    ich bin wieder mit schönen, klaren Gedanken aufgewacht.Nüchtern ist alles so viel heller.

    Seitdem ich hier vor zwei Tagen meinen Thread eröffnet habe, hat mein starker Suchtdruck deutlich nachgelassen.
    Das ist sehr erleichternd und gibt mir wieder sehr viel Hoffnung auf ein trockenes Leben.
    Ich traue diesem " Frieden" natürlich nicht, denn stabil bin ich noch lange nicht.

    Das Schreiben und eure Antworten, geben mir viel Kraft und begleiten mich durch den Tag.

    Ich hatte in den letzten zwei Tagen nur dreimal leichten Suchtdruck, der nach einigen Minuten ganz schnell wieder verschwand.
    Nicht zu vergleichen mit dem Suchtdruck der letzten dreieinhalb Wochen. Das war unerträglich, da er teilweise mehrere Stunden anhielt und sich trotz Ablenkungsversuchen von Minute zu Minute steigerte. Ich war also quasi fast den ganzen Tag damit beschäftigt, nicht zu trinken.

    Ich beobachte meine Gedanken und kann schon besser erkennen, wenn ich in " nasses" Denken rutsche und gegensteuern.
    Das gibt mir ein wenig Sicherheit. Aber wie gesagt: Ich traue alldem noch lange nicht. Zu oft habe ich versagt.

    Ich wünsche allen einen schönen Tag!


  • Zu oft habe ich versagt.

    Hallo!

    Mich stört das Wort "versagt". Es beinhaltet einen schweren persönlichen Schuldvorwurf. Und der ist fehl am Platze.

    Du bist "schwach" geworden, weil Du alkoholkrank bist. Diese Schwäche ist doch gerade kennzeichnend für unsere Krankheit, deshalb hat sie so viele Opfer.

    Das Geheimnis dieser Schwäche liegt im Suchtgedächtnis begründet. Und das sitzt nun mal in dem Teil unseres Hirns, in dem die automatischen Abläufe wie Gehen, Laufen, Schwimmen, Radfahren .... abgespeichert sind.

    Man kann das Suchtgedächtnis mit einer Software auf einem Computer vergleichen, die nicht deinstalliert, sondern nur überschrieben werden kann. Dennoch zuckt das alte Program ab- und an und zeigt, das es noch da ist.

    Du bist jetzt eine Weile standhaft geblieben, warum sollte es dir nicht in Zukunft auch gelingen?

    Mir schrieb hier der gute Dante vor 4 3/4 Jahren, als ich von heftigem Suchtdruck durchgeschüttelt wurde, dass mich jede Triggerabwehr für die Zukunft stärker macht. Recht hatte und hat er.

    Mein Tipp: Beschaffe dir Lektüre:

    Empfehlen kann ich für den Neueinsteiger

    a) Alk von Borowiak

    b) Lindemeyer "Lieber schlau als blau".

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hall Carl Friedrich,

    vielen Dank für dein hilfreiches Feedback!

    Du schreibst:


    Mich stört das Wort "versagt". Es beinhaltet einen schweren persönlichen Schuldvorwurf. Und der ist fehl am Platze.

    Das stimmt! Ich mache mir unglaublich viele Vorwürfe und mich plagen große Schuldgefühle, die mich sehr belasten. Ich habe geliebten Menschen durch meine Krankheit so viel angetan, sie zutiefst verletzt und verstört.

    Ich muss diese schlimmen Gefühle momentan so gut wie es geht verdrängen, denn sie haben in der Vergangenheit oft zu einem Rückfall geführt. Ich darf das dieses Mal nicht zulassen. Ich weiß, dass man bei einer Krankheit nicht von Schuld reden sollte, aber soweit bin ich noch nicht. Es tut mir alles so unendlich leid.

    Ich hoffe, dass dieser teilweise unerträgliche Schmerz mit der Zeit vergeht. Eins ist dabei sicher: Das wird mir nur trocken gelingen.
    Sonst wird dieser unendliche Teufelskreis kein Ende nehmen:
    Schuldgefühle = Trinken ..... Trinken = Schuldgefühle .......Eine Endlosschleife.


    Du bist jetzt eine Weile standhaft geblieben, warum sollte es dir nicht in Zukunft auch gelingen?

    Du hast Recht! Ein sehr guter Gedanke, der mir etwas mehr Sicherheit gibt.

    Mir schrieb hier der gute Dante vor 4 3/4 Jahren, als ich von heftigem Suchtdruck durchgeschüttelt wurde, dass mich jede Triggerabwehr für die Zukunft stärker macht. Recht hatte und hat er.



    Das motiviert mich standhaft zu bleiben.

    Danke für die Buchempfehlungen; werde mir die Bücher bestellen.

    Lg
    Carmen

  • Hallo!

    Ersetze dden Begriff der Schuld doch einfach durch den der "Verantwortung". Du bist für dich, dein Tun und deine Krankheit verantwortlich. Und dieser Verantwortung stellst Du dich, indem Du aktiv etwas gegen die Sucht unternimmst. Später kannst Du dich dann immer noch bei denen entschuldigen, denen Du weh getan hast. Das klappt m.E. besser, wenn Du schon eine Weile clean bist, damit diese Personen sehen, dass Du es wirklich ernst meinst.

    Mein Rat zu den Büchern: Fang mit dem Borowiak an, der ist total locker geschrieben.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • "Der gute Dante" liest sich nett, danke schön. :)

    & ja, es stimmt. Jeder erfolgreich überwundene Suchtdruck oder Trigger stärkt die Abstinenz, wie jeder Rückfall,
    der ja nicht zwangsläufig in komplett altes Trinkverhalten enden muss sondern in sog. Ausrutscher, das Abstinenzvorhaben schwächt.

    & du tust gut daran, dem Frieden nicht zu trauen. Aus Erfahrung weiß ich, dass innerhalb kürzester Zeit die Stimmung von euphorisch auf extrem missmutig kippen kann, erst recht, wenn man mit seiner Trockenheit ganz am Anfang steht. Der Hormonhaushalt ist eben krumm gesoffen.
    Im von Carl Friedrich angeführten Buck "Alk" von Simon Borowiak ist das sehr gut & recht humorvoll erklärt.

    Eine Schlechte Gefühlslage ist der größte Gefahrenpunkt & der häufigste Rückfallgrund.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Guten Morgen Carl Friedrich, guten Morgen Dante,

    eure Beiträge geben mir viele neue Denkanstöße. Danke dafür!


    Ersetze dden Begriff der Schuld doch einfach durch den der "Verantwortung"

    Das möchte ich jetzt zum ersten Mal richtig angehen. Denn ich habe in der Vergangenheit noch nie wirklich Verantwortung für meine Krankheit übernommen, wenn dann immer nur halbherzig und kurzfristig. Bin dann ganz schnell wieder in die alten Verhaltensmuster ( oder hatte sie garnicht erst abgelegt) gefallen und habe wieder getrunken.
    Ich habe hier oft den Satz gelesen " Nur nicht trinken, reicht nicht" . Wie wahr.


    Später kannst Du dich dann immer noch bei denen entschuldigen, denen Du weh getan hast. Das klappt m.E. besser, wenn Du schon eine Weile clean bist, damit diese Personen sehen, dass Du es wirklich ernst meinst.

    So möchte ich es machen. Es fühlt sich jetzt noch nicht richtig an, sich zu entschuldigen. Zu oft habe ich viel zu früh voller Euphorie und Überzeugung große Versprechungen gemacht. Im Grunde war ich nicht ehrlich zu mir selbst, habe es aber garnicht bemerkt. Erschreckend, wie gut man sich selbst belügen kann.


    & du tust gut daran, dem Frieden nicht zu trauen. Aus Erfahrung weiß ich, dass innerhalb kürzester Zeit die Stimmung von euphorisch auf extrem missmutig kippen kann, erst recht, wenn man mit seiner Trockenheit ganz am Anfang steht. Der Hormonhaushalt ist eben krumm gesoffen.

    Es ist so erleichternd für mich, dass diese ganzen extremen Schwankungen nicht einfach nur an meiner Person oder einer Charakterschwäche, sondern an meiner Krankheit liegen. Das muss ich verinnerlichen. Diese ganzen Selbstvorwürfe bringen mich nicht weiter.

    Die Bücher sind bestellt; ich beginne dann mit Borowiak.

    Wünsche allen einen schönen Sonntag!

    LG
    Carmen

  • Guten Morgen Carmen,

    ja, demütigend war so Einiges, was man zu Saufzeiten erlebt hat. Dabei hat man sich die Demütigung selbst zugefügt durch eigenes Verhalten. Und wenn ich von meinem Ex-Partner gedemütigt wurde, dann war das auch meine Schuld (oder es lag in meiner Verantwortung), weil ich es zugelassen habe. Bzw habe ich mich selbst so „klein gesoffen“, dass ich es zugelassen habe, weil ich mir nichts mehr wert war.

    Dieses Forum hilft. Man hilft sich sogar, wenn man einfach nur helfen will, indem man schreibt. Gerade jetzt schreibe ich zum Beispiel Dir, um aufzubauen und zu helfen und hab mir unbewusst selbst geholfen, weil ich mir durch das eben Geschriebene wieder einmal selbst vor Augen geführt habe, wie schrecklich es war.

    Schön finde ich, dass Dein Partner selbst nicht trinkt. Das hilft so sehr!! Ich treffe mich seit einigen Monaten mit jemandem, inzwischen sind wir zusammen könnte man sagen. Und es ist das erste Mal in meinem Leben, dass ich einen Mann an meiner Seite habe, dem Alkohol nicht wichtig ist.

    Ok, meinem Ex-Ehemann, dem Papa meiner Kinder, mit dem ich noch sehr befreundet bin, ist Alkohol auch nicht wichtig. Als ich mit ihm zusammen war, waren wir noch jünger, hatten zunächst keine Kinder und waren viel feiern. Da war es noch im „normalen“ Bereich, zumindest aus seiner Sicht. Ich selbst habe im Grunde genommen schon von Anfang an Probleme mit dem Trinken gehabt. Aber die Abhängigkeit war mir da noch nicht so sehr bewusst bzw. hab ich es schön geredet vor mir selbst und es nahm auch nicht solche Ausmaße an, wie später.

    Nach meinem Ex-Mann war ich ein paar Jahre mit jemandem zusammen, der gern getrunken hat. Aber auch ihm wurde es bei mir zu viel. Danach kam mein Ex, wegen dem ich so gelitten habe. Er säuft, ist Alkoholiker. Auch heute noch. Da kam meine eh schon vorhandene Abhängigkeit so richtig in die letzten Züge. Widerlich.

    Und nun ist da Jemand, der äußerst selten mal was trinkt in Gesellschaft. Einer der nach einem oder zwei Gläsern wieder aufhört, wenn andere erst anfangen. Jemand, der in einem Restaurant ne Cola bestellt, unabhängig von meiner Krankheit, sondern weil er es eh schon immer so gemacht hat. Jemand, der zu Hause gar keinen Alkohol trinkt und der es nicht mag, wenn einer zu betrunken ist. Wenn ich da den Kühlschrank öffne, ist da nichts. Wenn wir abends stundenlang reden, geht das auch ohne vorher ne lockere Zunge durch Alkohol zu bekommen. Aufwachen ohne Kater... herrlich!
    Jetzt bin ich aber abgewichen :D

    Ich würde auch erst versuchen, Dich zu entschuldigen, wenn Du länger abstinent lebst. Sind die Entschuldigungen nötig? Wissen die Leute, dass Du alkoholkrank bist und Dich nur deshalb so benommen hast? Möchtest Du auch nüchtern und trocken weiterhin Kontakt zu ihnen?

    Ich habe Leute, da ist der Kontakt noch da bzw. wieder mehr da sogar. Einige sind aber nach und nach weggefallen, da man sich eh nur zum Saufen getroffen hat.

    Wie ist es bei Dir? Auch teils teils?

  • Hallo Cadda,

    schön von dir zu lesen und einen kleinen Einblick in deine Geschichte zu bekommen.

    Ich kenne diese toxischen und destruktiven Beziehungen. Bin von einer in die nächste geschliddert.
    Das lag vorallem an dem fehlenden Selbstwertgefühl, was man sich wie du es sehr gut beschreibst, " klein gesoffen" hat.

    Ja, es ist sehr gut, dass mein Partner nicht trinkt, allerdings führen wir keine gesunde und zufriedene Beziehung, denn er ist schwer Co-Abhängig und ich habe die gesamte Verantwortung für mich und mein Leben an ihn abgegeben. Da liegt sehr viel Arbeit vor uns und viele Wunden müssen heilen. Darüber möchte ich dann aber lieber im geschlossenen Bereich schreiben.

    Du schreibst:

    "Dieses Forum hilft. Man hilft sich sogar, wenn man einfach nur helfen will, indem man schreibt. Gerade jetzt schreibe ich zum Beispiel Dir, um aufzubauen und zu helfen und hab mir unbewusst selbst geholfen, weil ich mir durch das eben Geschriebene wieder einmal selbst vor Augen geführt habe, wie schrecklich es war."

    Das empfinde ich genauso. Das hast du perfekt beschrieben.

    Ich erkenne generell sehr viele Parallelen in deinen Texten. Auch ich habe viele Jahre " nur" in Gesellschaft gesoffen und garnicht eingesehen, dass ich ein Alkoholproblem habe. Obwohl es auch da schon immer peinlich ausartete und ich öfters auf meinen bedenklichen Konsum angesprochen wurde. Das Trinken zu hause und irgendwann dann auch heimlich, kam sehr viel später.

    Es freut mich, dass du jetzt einen nicht trinkenden Mann an deiner Seite hast. Ich könnte mir garnicht vorstellen mit jemandem zusammen zu sein, der regelmäßig Alkohol trinkt. Allein der Gedanke daran macht mir Angst, denn ich würde früher oder später wieder zur Flasche greifen. In meinem aktuellen Zustand, der noch sehr fragil ist, wahrscheinlich noch am selben Tag.
    Ich muss mich unbedingt von Alkohol trinkenden Menschen fernhalten. Ich wäre mit dieser Situation noch absolut überfordert und könnte höchstwahrscheinlich nicht standhalten.

    Du fragst, ob die Entschuldigungen nötig sind.
    Ich weiß es nicht. Es sind nur zwei Personen bei denen ich das irgendwann machen möchte und die wissen, dass ich alkoholkrank bin. Noch kann ich das nicht; bin noch viel zu instabil und zu stark gefährdet bei emotionalen Ausbrüchen wieder zur Flasche zu greifen.

    Bei mir gibt es sonst keine Kontakte, die ich aussortieren müsste, da ich mich in den letzten Jahren so isoliert habe, dass ich sogar die zwei letzten Freundinnen, die mir noch geblieben waren, weggestoßen habe. Saufkumpanen gibt es auch keine mehr, da ich in den letzten Jahren fast nur noch allein getrunken habe.

    Einen schönen Restsonntag wünsche ich Dir! :)

    LG
    Carmen

  • Ich kann es mir auch nicht mehr vorstellen, mit Jemandem zusammen zu sein, der trinkt. Als ich aufgehört habe zu trinken, war ich bereits bei meinem Ex ausgezogen und hatte eine eigene Wohnung. Ich hab es noch eine ganze Weile ausgehalten, dass er weitergetrunken hat, weil er bereits die Einsicht hatte und mich bewundert hat, dass ich es durchzieht. Er wollte mit auf meinen Weg, hat es aber nie getan. Einmal hat er es ein paar Tage versucht, nachdem er gescheitert ist, hat er es aufgegeben und behauptet, es wäre ja doch nicht so schlimm. Egal...

    Dann habe ich mich mal kurze Zeit mit Jemandem getroffen, der zwar nicht regelmäßig getrunken hat, aber im Nachhinein betrachtet gab es auch dort ziemlich oft nen Feierabendbier. Er ging mir nach kurzer Zeit aber auch durch andere Dinge gegen den Strich, so dass sich dann auch nichts entwickelte.
    Erst jetzt sehe ich, wie toll es ist, wenn in einer Partnerschaft wirklich der Alkohol überhaupt keine Rolle spielt.

    Wie gesagt, der Vater meiner Kinder hatte auch nie ein Alkoholproblem. Aber wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, hatte ich es damals schon, nur nicht ganz so ausgeprägt.

    Carmen, dass Du durch Deine Krankheit keine Kontakte mehr hast, ist zwar traurig, aber ganz ehrlich: Dass Du dadurch auch keine saufenden Menschen um Dich herum hast, ist ein Vorteil.

    Wenn Du stabiler bist, könntest Du Dir vorstellen, Leute kennenzulernen? Also durch eine reale Gruppe, durch Sport oder sonst was? Oder bist Du eher ein Mensch, der auch gut allein sein kann? Naja, Du hast ja Deinen Partner. Eure Beziehung wird sich vielleicht auch zum Positiven verändern durch die neue Situation.

    Bist Du eigentlich noch nicht für den geschlossenen Bereich freigeschaltet??

    Ich geh mal schlafen... wir lesen uns :)

  • Hallo Cadda,

    gut, dass du es geschafft hast, dich von deinem Expartner zu trennen und nicht mit ihm rückfällig geworden bist.
    Das war mit Sicherheit hart. Auch ich hatte schon Beziehungen mit Suchtkranken und es war die reinste Hölle.

    Ich versuche es auch positiv zu sehen, dass ich keine Kontakte mehr habe, auch wenn es nicht einfach ist.
    Ich habe mich in den letzten Jahren so verschlossen, dass es mir schwerfällt auf Menschen zuzugehen.
    Mein Selbstbewusstsein ist halt auch kaum noch vorhanden und nüchtern fühle ich mich oft sehr unsicher unter Leuten.

    Ich kann mich zwar gut alleine beschäftigen, aber die sozialen Kontakte fehlen mir sehr. Im Fitnessstudio bin ich angemeldet und möchte da auch wieder regelmäßig hingehen sobald die Coronakrise vorbei ist.
    Auch möchte ich noch zusätzlich in eine reale SHG gehen und erhoffe mir da neue Kontakte.

    Seit einigen Jahren arbeite ich nicht mehr; auch das möchte ich wieder ändern. Aber das geht nur Schritt für Schritt. Ich darf diese Mal nicht wieder den Fehler machen, alles sofort auf einmal gelöst haben zu wollen. Das funktioniert nicht. Meine Ungeduld ist eine meiner größten Schwächen und hat mich oft wieder in den Konsum getrieben.

    Vor genau vier Wochen bin ich morgens noch halb betrunken mit Erdresten und Schrammen an Händen und Füßen aufgewacht.
    Konnte mir nicht erklären, was passiert war. Als ich dann einige Zeit später auf die Terasse ging, sah ich im Garten in einem der Blumenbeete meine Hausschuhe liegen. Da kamen die Erinnerungsfetzen langsam hoch. Ich war in der Nacht sturzbetrunken rückwärts ins Beet gefallen und wahrscheinlich nur haarscharf mit dem Kopf an den Steinmauern vorbei. Nicht auszumalen, wie schlimm es hätte ausgehen können. An diesem Tag habe ich das letzte Mal getrunken. Es war schrecklich.

    So viele solcher Dinge sind passiert. Ich darf das niemals vergessen. Wie ambivalent ist diese Krankheit. Warum kann man etwas nicht lassen, was früher oder später in den Tod führt? Das ist mit Verstand nicht zu erklären.

    Das ich noch nicht freigeschaltet bin, war mein Fehler. Ich habe zu spät überwiesen.

    Heute scheint wieder die Sonne. Da habe ich direkt bessere Laune.

    Lg
    Carmen


  • Wie ambivalent ist diese Krankheit. Warum kann man etwas nicht lassen, was früher oder später in den Tod führt? Das ist mit Verstand nicht zu erklären.

    Ja, das ist das Wesen der Sucht, die einen immer wieder und trotz besseren Wissens dazu bringt, zur Flasche zu greifen.

    Gruß
    Carl Friedrich

  • Hallo Carl Friedrich,

    es ist wirklich unglaublich und beim jedem Versuch die Sucht zu verstehen, komme ich an meine Grenzen und drehe mich im Kreis. Darum ist es völlig verständlich, dass nicht süchtige Menschen unser Verhalten nicht wirklich nachvollziehen können.

    Lg
    Carmen

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