Guten Morgen,
es tut mir nur gut, alles aufzuschreiben. Ich kann es so besser verarbeiten.
Gestern war ein seltsamer Tag. Erst ruhig, aber befremdlich, am Nachmittag mit schlimmen Erfahrungen, aber auch einer weiteren Bestätigung dafür, dass meine Entscheidung richtig ist.
Nach dem Mittag begann das Drama mit WhatsApp Nachrichten und ständigen Anrufen von seiner Seite. Er war erwartungsgemäß total betrunken und hat mich mit Anrufen bombadiert. Meistens habe ich es weggeklickt, manchmal bin ich rangegangen. Dann hatte er aber gar nichts zu sagen und wurde verbal ausfallend, anschließend wieder weinerlich. Dann ein Gespräch mit ihm, in dem er mir gedroht hat, mich mit seiner Ex verglichen hat. Sie hatte immer mit ihm mitgetrunken und nach einer Eskalation einmal die Polizei gerufen. Bei dieser Aktion wurde er dann in Handschellen aus seiner Wohnung abgeführt und durfte sich für einige Zeit seiner Wohnung und ihr nicht mehr nähern. Auch sie ist damals zu ihm gezogen. Ich kannte die Geschichte grob und weiß, dass die Erfahrung für ihn ein Trauma ausgelöst hat. Und nun hatte er gestern wohl ein Dé·jà-vu und hat sich eingeredet, dass ich genauso handeln würde. Er drohte mir, dass er die Polizei angerufen hätte und die Bescheid wüssten und ich mich seiner Wohnung nicht mehr nähern sollte. Und dass ich meine Sachen nur in vorheriger Absprache und Terminabstimmung bei ihm abholen darf (eigentlich wollte ich gestern hin und mir erst einmal nur ein paar Klamotten zum wechseln holen).
Das Gespräch hat mich so durcheinander gebracht, dass ich anschließend bei der Polizei anrief und mich erkundigt habe, ob das denn stimmt. Ich wollte nur wissen, ob er mich dort tatsächlich auf irgendeine Art angeschwärzt hat, bzw. es versucht hat. Und habe gefragt, was ich denn machen kann, wenn ich denn meine Sachen nicht bekomme und wie ich mich verhalten soll. Anscheinend war es aber nur ein Bluff, sie wussten von keinem Anruf.
Danach habe ich ihn blockiert, da er immer weiter versucht hat, bei mir anzurufen. Erst nach Feierabend habe ich ihn wieder entsperrt.
Er rief natürlich wieder an und wurde dann erst einmal richtig ausfallend. Er hatte danach in seinem Suff dann tatsächlich bei der Polizei angerufen und die haben ihm brühwarm erzählt, dass ich mich auch schon gemeldet habe (warum machen die das?) Auf jeden Fall weiß ich nicht, wie das Gespräch verlief, aber er hat in seinem Kopf noch vieles hinzugedichtet und für ihn war dann klar, dass sie ihn mit Handschellen abführen wollen und ich schuld bin. Und dass er nun noch einen Anwalt eingeschaltet hätte und ich nun nur noch über den Anwalt an meine Sachen herankomme. Und immer wieder hat mich mit schlimmsten Ausdrücken beschimpft.
Irgendwann war ich so fertig, dass ich nur noch weinen konnte.
Dann kam wieder der aprupte Stimmungswechsel, indem er mir sagte, dass er mich so sehr vermisst und dass er mich nicht traurig erleben will und ich doch nach Hause kommen soll, usw. Ich solle nur bei der Polizei anrufen und das klarstellen.
Außerdem würde ich ja auch Miete zahlen, und könne dann doch auch zuhause schlafen. Er würde mir das Gästezimmer einrichten und ich solle doch keine Angst haben, dass er mir etwas antut. Er hätte noch nie jemandem etwas getan und er würde mich auch nicht belästigen, usw.
Ich habe ihm gesagt, dass ich auch die nächste Nacht im Büro verbringen werde.
Später kamen von ihm noch weitere Nachrichten: Wann bist du hier? Gehen wir noch spazieren? Später kuscheln wir schön!
Dann ist er wohl irgendwann eingeschlafen. Bis jetzt keine weiteren Nachrichten mehr.
Gestern Abend habe ich noch erfahren, dass er das mit dem Beratungsgespräch für die Therapie wohl trotz der Trennung durchführen will. Ich zweifle im Moment nur daran, dass er das für sich macht. Vermutlich versucht er damit nur, mich jetzt schnell zurückzugewinnen.
Natürlich weiß ich, dass ich nicht mit ihm hätte telefonieren dürfen. Aber auch, wenn es für mich schlimm war, ist es wichtig für mich. Ich brauche das im Moment, um mir immer wieder vor Augen zu führen, warum ich gehe und warum ich das jetzt alles tun muss.
Ich kann es schlecht erklären, aber aus solchen negativen Erlebnissen ziehe ich meine Kraft. Und ich rufe heute die Nummer an, die ich von der Telefonseelsorge erhalten habe und vereinbare einen Termin mit einem Therapeuten.
Für die nächsten Tage habe ich eine Unterkunft gefunden. Zuhause werde ich definitiv nicht mehr schlafen. Ich muss heute spontan entscheiden, ob ich mir meine Klamotten holen kann oder ob ich mir die notwendigsten Sachen erst einmal zusammenkaufe. Auch muss ich klären, ob ich evtl. schon früher in meine Wohnung kann.
Mir geht es bescheiden, aber es wird auch wieder besser irgendwann.