Hanseat - Moin aus Hamburg

  • So, es ist wieder mal Sonntag. Heute bin ich 133 Tage oder 19 Wochen trocken. An der Front ist alles stabil, meine Nüchternheit steht wie ein Fels. Vor ein paar Tagen war ich am Kiosk, Zigaretten kaufen, und habe wie ein Roboter gleich die Kühlschränke mit Bier und Mixgetränken angesteuert. So stand ich da also und fragte mich: Was zum Teufel hast du hier verloren?! Da habe ich mir den Spaß gemacht, mir mal so eine Dose Wodka-Lemon anzugucken, um zu sehen, was das mit mir macht: zum Glück gar nichts, was mich zum Kauf animiert hätte. Ich habe eher Ekel verspürt. Hab dann meine Zigaretten gekauft und bin wieder raus aus der Drogenhölle. Mein Tagesablauf ohne Alkohol steht.

    Die Zigaretten nerven mich mehr und mehr. Ich will diesen Gestank nicht mehr in meiner Wohnung haben. Leider steige ich von elektrischer Zigarette immer wieder auf die echten Lungentorpedos um, ich bleibe da nicht konsequent. Wenn der Corona-Gott es zuläßt, sitze ich in zwei Wochen im Zug auf dem Weg zu meiner Tante. Da wird nicht geraucht und bei den Freunden, die ich hinterher besuchen will, auch nicht. Ich habe mir vorgenommen, im Urlaub ganz mit dem Rauchen aufzuhören, dann soll es auch keine E-Zigarette mehr geben. Ich befürchte, meine Chancen stehen schlecht, aber ich werde es mal ernsthaft versuchen. Vielleicht kaufe ich mir nochmal ein Buch zum Thema.

    Am allermeisten nervt mich aber, daß ich immer noch so spät aufstehe. Mein Arzt meinte, es könne der Cholesterin-Senker sein, bei dem wir vor ein paar Wochen die Dosis erhöht haben, aber jetzt nehme ich das Zeug seit einer Woche nicht mehr und bemerke keinen Unterschied. Gestern bin ich um 7 abends ins Bett, etwa um 11 eingeschlafen und heute morgen um 10 aufgestanden. Ich habe keine Ahnung, was mit mir los ist. Auch sonst fühle ich mich etwas antriebslos. Der Elan der ersten nüchternen Wochen ist leider verflogen. Muß ich wohl nochmal zum Arzt hin. Vitamin D nehme ich ja schon, vielleicht habe ich noch irgendeinen anderen Mangel.

    So, das war's für heute. Ich bin absolut urlaubsreif und sehne den 18. Dezember herbei, ab da habe ich nämlich frei.

    Grüße,

    Hanseat

  • Wenn ich mal direkt antworten darf, Hanseat?

    Zitat: "Meine Chancen stehen schlecht, aber ich werde es mal ernsthaft versuchen." ist ganz schlecht - so wird das nix :) Du baust ja schon dem Versagen vor!

    Nun aber:

    1. Gute und wunderbare Idee! :)

    2. Bereite es mental vor - du bist ja schon dabei!

    3. Stell sich drauf ein ohne Angst.

    4. Freu dich auf ein neues Abenteuer!

    5. Sei mutig!

    Ich drück die Daumen! Und: Bücher zum Thema gibt es unendlich viele. Sie helfen bei der Einstimmung.

    Lieben Gruß, Peter

  • Hallo Hanseat,

    was den Rauchstopp betrifft, so gibt’s da meiner Erfahrung nach nicht DEN einen Weg. Bei dem einen klappt dieses gut, bei dem anderen das.

    Anders als mit dem Alkohol hab ich mit der dauerhaften Abstinenz von den Zigaretten ziemlich schwer getan, weshalb ich nun gerade wieder mit der Raucherei aufhöre.

    Oft wird der Rat gegeben, sich einen festen Termin zu setzen und sich auf den Rauchstopp vorzubereiten.

    Mein Weg ist das nicht, da die letzten Zigaretten dann irgendwie einen Stellenwert bei mir bekommen, den ich bei mir für kontraproduktiv halte.

    Bei mir hat’s sich Donnerstag so ergeben, dass ich nach der Sitzung bei meinem Therapeuten keine Zigarette mehr angerührt habe. Ich wusste zwar, dass ich irgendwann aufhören wollte, wartete aber noch auf die geeignete Gelegenheit. Die kam dann Donnerstag mehr oder minder überraschend.

    Entscheidend ist, dass du wirklich aufhören willst.

    Und entscheidend halte ich, dass du gerade stabil bist, sonst könntest du z.B. eine deiner Abstinenzen gefährden.

    Viel Erfolg beim Ausstieg!

    AufderSuche

  • Herzlichen Glückwunsch zu 133 trockenen Tagen👍19 Wochen klingt natürlich noch besser 😀

    Da habe ich mir den Spaß gemacht, mir mal so eine Dose Wodka-Lemon anzugucken, um zu sehen, was das mit mir macht: zum Glück gar nichts, was mich zum Kauf animiert hätte.

    Oh oh, wenn das mal nicht der Anfang einer nächste Diskussionsrunde ist ….. 🤔

    Zitat: "Meine Chancen stehen schlecht, aber ich werde es mal ernsthaft versuchen." ist ganz schlecht - so wird das nix :) Du baust ja schon dem Versagen vor!

    Ich würde hier gar nicht mal das Wörtchen ‚mal‘ fett schreiben.

    Ich finde das Wort ‚versuchen‘ ja viel „bedenklicher“.

    Als ich vor vielen Jahren mit dem Rauchen aufgehört habe, habe ich das mit der selben Entschlossenheit gemacht, wie ich jetzt das Saufen aufgehört habe: Ich versuche nicht. Ich mache.

    Ein Versuch lässt immer ein Hintertürchen offen, finde ich :roll:.

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

  • Ja, ich habe vor vielen, vielen Jahren mal das Buch von Allen Carr gelesen, ganz offensichtlich ohne Erfolg. Der meinte auch, einfach JETZT aufhören, ohne großen Vorlauf und viele Rituale. Eigentlich habe ich das mit dem Alkohol auch so gemacht, ohne größeren Plan, ich dachte mir nur: jetzt reicht's.

    Einmal editiert, zuletzt von Hanseat (5. Dezember 2021 um 12:56)

  • Hallo Hanseat,

    ja, die Raucherei nervt mich auch immer mehr. Obwohl ich ja nur vor dem Haus rauche, bin ich doch die einzige in der Familie, die noch raucht. Also bei familientreffen immer mal vor der Tür :( Trotzdem bin ich stolz auf meine Abstinenz und das mit dem Rauchen bekommen wir auch noch hin :thumbup:

    Schönen 2. Adventsonntag

    Hoffnung

  • Ich hab das Buch von Alan Carr auch mal gelesen. Hat damals auch beim Aufhören geholfen, mich nur nicht durch die Phasen gebracht, in denen ich unter solchem inneren Druck stand, dass mir in meiner Not nur noch eine Zigarette in den Sinn kam.

    Wie unvernünftig das ist, wusste ich zu solchen Zeitpunkten auch, aber die momentane Not war in solchen Momenten größer und unerträglich.

    Ich selbst brauchte diesmal, um dem Mut zum Abspringen aufbringen zu können, eine Hoffnung, dass ich jene gewissen Zeiten anders, vielleicht sogar besser überstehen kann. Fühlte und fühlt sich bei mir diesmal so an, als wenn ich das, was mir gefehlt hat, nun bekommen habe....

  • Nur weil das Buch von Carr damals nicht geholfen hat, muss das heute nicht genauso sein, oder?

    Alles hat seine Zeit. Lies es nochmal, auch vor dem Hintergrund deiner Trockenheit. Du bist weiter, als damals. Du wirst es jetzt anders lesen und verstehen. Der Begriff Freiheit wird dir vermutlich nicht mehr aus dem Kopf gehen, und das ist auch gut so.

  • Du weißt im Prinzip, was die Zigarette dir gibt und was sie dir nimmt. Wenn’s nur ne Kopfsache wäre, wär‘s ja einfach. Ist es aber nicht, auch wenn‘s Menschen gibt, die das einfach so mit dem Verstand dauerhaft hinkriegen....

    Ich bin gerne immer wieder nach draußen gegangen, um dort eine zu rauchen. Hab’s in Zeiten, in denen ich nicht geraucht habe, sogar vermisst.... Von außen betrachtet und abstinent lebend, nicht nachzuvollziehen, was denn daran so toll ist, da draußen zu frieren oder nass zu werden und anschließend stinkend und hustend wieder reinzukommen.

    Nikotin ist ein Suchtstoff, der binnen sieben Sekunden nach dem Inhalieren in deinem Gehirn ankommt. Klar ist da irgendwas dran, das dich Sachen machen lässt, die du nüchtern nicht tun oder denken würdest. Es gibt Wege da raus und du wirst deinen schon finden....

    Viele Grüße

    AufderSuche

  • 2. Bereite es mental vor - du bist ja schon dabei!

    Ja, das ist jetzt der Plan. Wenn ich rausgehe zur Bahn, gehe ich ohne Feuerzeug los. Dann werde ich den ersten Entzug in der Bahn haben, wo ich sowieso nicht rauchen kann. Meine letzten beiden Versuche alleine zuhause waren erfolglos, also wer weiß, vielleicht hilft ja ein Tapetenwechsel.

  • Ich frage deshalb, weil es sich mit dem Rauchstopp im Prinzip ähnlich verhält wie beim Ausstieg aus der Trinkerei.

    Bei der Trinkerei ist es wenig erfolgversprechend, nur das Glas stehen zu lassen. Um erfolgreich abstinent bleiben zu können, muss im Leben etwas verändert werden. In Bezug auf deine Alkoholkrankheit bist du ja gerade gut dabei.


    Im Prinzip verhält sich das beim Rauchen ähnlich. Wenn du dir mehr oder minder dabei zusiehst, wie du auf die geliebten Kippen verzichtest und sonst nichts weiter änderst, ist die Wahrscheinlichkeit, dass der Entzug heftig wird, ziemlich hoch.

    Ich hab beim Rauchen leider ein paar mehr Entzüge hinter mich gebracht. Jeder, aber auch wirklich jeder verlief anders. Von echt heftig bis easy war alles dabei. Der Nikotinentzug, den ich jetzt gerade durchziehe, ist verhältnismäßig leicht.

    Stolz bin ich gewiss nicht darauf, dass ich wieder rückfällig geworden war, aber ich hab‘s nicht besser hingekriegt.

    Grüße

    AufderSuche

  • Oh oh, wenn das mal nicht der Anfang einer nächste Diskussionsrunde ist ….. 🤔

    Vielleicht habe ich mich auch blumiger ausgedrückt als unbedingt nötig. Ich stand halt schon da, die Dose sprang mir ins Gesicht, was hätte ich machen sollen ... Ich stand da nur ein paar Sekunden, und es bestand zu keinem Zeitpunkt irgendeine Gefahr.

  • Dose sprang mir ins Gesicht

    Was die Alkoholindustrie für Tricks drauf hat....jetzt springen die Dosen schon :)

    Spass bei Seite, die Hürde sollte gemeistert werden nach 4 (?) Monaten.

    Mich triggert da nichts außer Wut, kombiniert mit dem Gedanken wie viele Schicksale sich hinter den Giftpullen verbergen.

    Vor allem natürlich mein eigenes

    Schönen Nikolaus

    Thomas

  • Ich merke jedenfalls, wie ich mich in Kiosks nicht wohlfühle. Denn da habe ich mir ja mein Zeug immer besorgt. Im Supermarkt finde ich die kilometerlangen Alk-Regale gesellschaftlich fragwürdig, aber da laufe ich einfach dran vorbei. Supermärkte triggern mich nicht.

    Ich kaufe meine Zigaretten deshalb immer beim Bäcker. Aber jetzt kommt's: Da kann man auch Jackie-Cola und Wodka-Lemon aus der Dose kaufen.

    Kaum zu glauben, aber wahr: Diese Dosen gibt es sogar hier bei meiner örtlichen Poststelle! Ich lebe eben in einer Alkoholgesellschaft, damit muß ich klarkommen.

  • Ich lebe eben in einer Alkoholgesellschaft, damit muß ich klarkommen.

    Das ist so.

    Ich bin ja auch der Meinung, dass man dem Alkohol nicht ausweichen kann. Es gibt ihn überall. (Sogar in meinem Bananen-Vanilleeis-Milchshake, wenn die Banane reif genug war …. habe ich hier gelernt.)

    Wir können (und ich finde: Wir müssen) unsere Einstellung dazu so ändern, dass wir damit klar kommen, dass es überall Alkohol gibt …. und dass es immer jemanden neben uns geben wird, der den Alkohol auch kauft und auch trinkt. :roll:

    Viele Grüße

    Stern

    ⭐️

    Wenn du heute aufgibst, wirst du nie wissen, ob du es morgen geschafft hättest.

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