Matts. Ein kleiner Schritt

  • Knapp eine trockene Woche ist rum. :thumbup:

    Die Euphorie, von der hier Viele erzählen, empfinde/empfand ich nicht so. Eher bin ich sehr konzentriert, erlebe den Alltag mit großer Vorsicht, aber sehr bewusst.

    Natürlich bin ich stolz und erleichtert, dass ich den Alkohol so per se nicht vermisse oder brauche. Hat mich zum Schluss ziemlich genervt.

    Alkoholiker dürfen ihrer vermeintlichen Sicherheit nicht trauen, wenn sie langfristig trocken bleiben wollen. Da schaue ich hin. Dennoch ist es nach wie vor eine bewusste Entscheidung NICHT mehr trinken zu wollen und das fühlt sich schön an.

    In die Alkohol-Regale schaue ich trotzdem, ja es ist eine gewisse Strategie, um Selbstsicherheit im Alltag zu erlangen. Das gelingt mir gut.

    Die Entspannung bleibt immer noch, das ist wirklich phänomenal. Bin nicht mehr so aufgekratzt.

    Vllt gehe ich hier andere Wege um ans Ziel zu kommen, ich vergleiche da viele Posts (Naja fast alle) von den anderen, die damit anders umgehen.

    Ich konzentriere mich dennoch darauf, MEINEN Weg mit Hilfe so zu gehen, dass ich langfristig abstinenz bleibe.

    Zum Thema Suchtverlagerung: Ich habe abends, wenn ich sonst Wein getrunken habe, jetzt immer einen Drang etwas Süsses zu lutschen, so nehme ich mir 1 Lolli und das schmeckt prima. Ist das schon Suchtverlagerung oder Notfallkoffer?

    Viele Grüße

    Matts :)

  • Hallo Matts,

    ich wäre froh, wenn es mir reichen würde, mich abends mit einem Lolli zu beschäftigen (drei ähnliche Sätze habe ich nun schon geschrieben und immer hört es sich.... sagen wir mal befremdlich an :-D, ich lasse es jetzt trotzdem so stehen).

    Bei mir liegen oft Chips, Schokolade, Haribo usw. DAS nenne ich Suchtverlagerung, leider. Aber einfach mal ein bisschen was naschen, das sollte doch kein Problem sein. Und ganz ehrlich? Bei mir bin ich mir inzwischen sogar sicher, dass es Suchtverlagerung ist. Es stört mich, JA! Aber es ist immer noch besser, als zu trinken...

    LG Cadda

  • Hallo Matts,

    Natürlich bin ich stolz und erleichtert, dass ich den Alkohol so per se nicht vermisse oder brauche. Hat mich zum Schluss ziemlich genervt.

    das ist zwar schön, aber leider kann die Krankheit ganz plötzlich und wie aus dem Nichts wieder zuschlagen. Auch den Gang zum Alkohol-Regal empfinde ich als sehr gefährlich. Dafür ist mir die Krankheit viel zu tückisch.

    Auch wenn so etwas im ersten Moment vielleicht nichts mit mir macht, kann es mich Tage später plötzlich triggern und dann weiss ich gar nicht woher es kommt.

    Mein Suchtgedächtnis schläft niemals. Ich werde immer Alkoholikerin bleiben und lasse es sein mich da zu prüfen oder herauszufordern.

    Viele Grüße

    Twizzler

  • Hallo Matts,

    Du schriebst:

    Zitat

    In die Alkohol-Regale schaue ich trotzdem, ja es ist eine gewisse Strategie, um Selbstsicherheit im Alltag zu erlangen. Das gelingt mir gut.

    Darf ich fragen, warum Du das tust und welche Strategie verfolgst Du damit?

    Und wie bekommt man damit Selbstsicherheit?

    Mir ist ja klar und bewusst, das wir dem Alk nicht immer völlig aus dem Weg gehen können, allein der nächste nötige Tankstopp

    bringt das ja schon mit sich, ebenso Supermarkteinkäufe, wo an der Kasse die Flachmänner stehen.

    Aber ich bin in meinen trockenen Jahren nie wieder vor einem Alkoholregal gestanden, was sollte ich auch da?

    Das würde bei mir auch schon unter "dem Alkohol entgegen gehen" fallen und das hatte ich nie mehr vor.

    Empfindest Du es denn als eine Art Stärke, vor einem Wein-oder Schnapsregal zu stehen und nichts zu kaufen?

    Mir ist seit langem klar, das ich keinen Kampf gegen den Alkohol gewinnen kann, darum begebe ich mich auch nicht in die nächste Runde mit ihm.

    Meinetwegen können andere gerne vor den Alkregalen stehen und die ach so guten Tropfen begutachten und kaufen.

    Meine Welt ist das allerdings nicht mehr.

    Ich ziehe lieber Selbstsicherheit aus meinem bisher Erreichten in meinem trockenen Leben, und nicht dadurch, das ich beweisen muss, das ich vor einem Schnapsregal stehe und mir das üüüüberhaupt nix ausmacht.

    Mein Suchtgedächnis hat sich zwar seit Jahren nicht mehr gemeldet, aber es schläft auch nur.

    Ich lasse es auch gerne weiter vor sich hinschlummern... und werde es auch nicht mit riskanten Verhalten aufwecken.

    LG Sunshine

  • Hallo Sunshine,

    danke für diese Anregung :thumbup: .

    Eine "Strategie" oder "Stärke"als Solches kann ich mit der Situation"Alkohol in Regalen beobachten" nicht 100 % so benennen, aber bestimmt geht es für Aussenstehende in diese Richtung.

    Ich habe in meinem Kopf eine Art Mindmap, wo ich Personen, Situationen und Reaktionen hin und her schiebe, bis es für mich gut und sicher ist. Mich vor ein Regal mit Alkoholflaschen zu stellen, fügt das Bild auf meiner Mindmap wieder in die richtige Position:

    Alkohol schadet mir und meine Entscheidung ist es nicht mehr zu konsumieren. Diese Erinnerung und dieses Bild vor mir gibt mir eine Art Sicherheit "Ja, der Weg den du jetzt gehst ist der richtige!".

    Sich selbst oder anderen etwas beweisen, gehört nicht in mein Leben oder in meinen Kopf, das ergibt null Sinn für mich. Es geht mir persönlich darum, dass ich gut mit mir und meinem Körper umgehen möchte.

    @ Sunshine: Empfindest du es als Selbstbeweis vor einem Regal mit Alkohol zu stehen?

    Einen "Kampf" gegen die Alkoholkrankheit führe ich nicht. Warum soll ich "gegen" etwas kämpfen, was eine Krankheit ist? Ich vergleiche das wie Krebs, wieviele Menschen erklären "Ich habe gekämpft bis zum Schluss!". Was bedeutet das übersetzt? Ich war schwach, weil ich nicht gewonnen habe/gestorben bin? Das wäre sehr entmutigend und ist für mich sinnfrei.

    Ja ich möchte auch trocken bleiben und vllt werde ich auch irgendwann einmal einen Rückfall haben. Deshalb bin ich kein schlechter Mensch oder habe versagt. Nein, ich erkenne dann die Krankheit und weiss, dass das mit dazu gehört. Zumindest ist das auf meiner Mindmap so.

    Dass der Weg trocken zu bleiben, schwer ist, bezweifel ich nicht. Der Eine schafft es einfacher, weil er vllt ein stabiles Umfeld hat, der andere hat es schwerer, weil er alleine ist oder sich selbst nicht so helfen kann/vllt keine Krankheitseinsicht hat. Toleranz gegenüber anderen Betroffenenen, steht da für mich an erster Stelle und ich bin dankbar, dass ich eine Familie/Umfeld habe, die mir vieles dahin sichtlich erleichtert.

    Ein paar neue Trigger habe ich nach knapp 2 Wochen festgestellt und manchmal sind es nur die Kleinigkeiten, die einen Saufdruck auslösen. Das hat mich wirklich verwundert. Ich habe mir für abends jetzt wieder meine Malerei angeeignet. Das lenkt unglaublich ab und es fühlt sich gut an, weil ich entspannt ins Bett gehe.

    Die (vermehrte) Konzentration ist immer noch vorhanden und ich kann sie noch nicht ganz einordnen. Fast ein bisschen wie eine Art Sicherheitscode. Mal sehen....

    Viele Grüße

    Matts :)

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!