Matts. Ein kleiner Schritt

  • Hallo,

    ich bin Matts (w), 50 J. und vermutlich alkoholabhängig...letzterer Zustand ist für mich nicht mehr aushaltbar, weshalb ich mir hier Unterstützung erhoffe.

    Meine Alkoholkarriere ist vllt ein bisschen anders verlaufen, als üblich. Getrunken wurde nicht so viel in der Familie, Alkohol spielte keine Rolle. Dazu kommt, dass ich in der Kindheit nicht auf meine Eltern als verlässlicher Fels zugreifen konnte und somit schon sehr sehr früh mein Leben selbst kontrollieren musste. Deshalb trank ich nicht, wie viele anderen Jugendliche, Alkohol, probierte mich nicht aus. Keinen Tropfen, nichts, keine anderen Drogen, null.

    Die Angst vor dem Kontrollverlust meines Lebens war so enorm, dass jegliche Drogen für mich tabu waren. Zudem schmeckte mir Alkohol auch überhaupt nicht.

    Mein restliches Leben bis heute war mehr als steinig/traumatisierend und ich habe immer wieder stabilisierende Therapien zwischendurch gemacht, aus denen ich gestärkt raus ging. Auch habe ich unglaublich positives im Leben erreicht/geschafft, worauf ich sehr stolz bin.

    Bis vor 2 Jahren war alles in Ordnung, ich ruhte in mir.

    Mitte 20 habe ich angefangen abends mal gerne gemütlich 1 Glas Wein zu trinken, mal wochenlang nichts, mich nie betrunken, habe den Alkohol schlecht vertragen in größeren Mengen und hatte deshalb einen kleinen unsichtbaren Schutz vor einer Abhängigkeit. UND: Niemals die Kontrolle verlieren bitte!

    Vor 2 Jahren rutschte ich in die Wechseljahre, es stellte sich das Empty-Nest-Syndrom ein, Stimmungsschwankungen, mein ADHS haute wieder um sich und ich geriet in eine Spirale, die ich nicht mehr kontrollieren konnte. Ich machte eine tiefenpsychologische Therapie, die mir zumindest innerlich sehr gut tat und mich immer noch gut reflektieren lässt.

    Meine innere Unruhe und die Stimmungsschwankungen bekam ich nur mit Alkohol auf ein aushaltbares Niveau. Seit 2 Jahren trinke ich nun jeden Abend fast eine ganze Flasche Wein (wird nicht mehr, aber auch nicht weniger) und ich merke wie ich diesen Zustand nach dem 2. Glas, wo die Zunge schwer wird und ich 2+2 nicht mehr gut zusammen ziehen kann nicht ertragen kann und mir dann noch den Rest der Flasche einflöße um den davorigen Zustand auszuhalten.

    Am nächsten Tag einen höllischen Kater.

    Ich möchte das nicht mehr diese Zustände. Ich möchte abends in Ruhe noch eine Runde mit dem Motorrad fahren, mit meinem Mann was spielen, spazieren gehen oder schwimmen...

    Die Scham ist natürlich da, meine Familie habe ich erklärt, dass ich ein Alkoholproblem habe und dieses aktiv in die Hand nehmen möchte. Dennoch mache ich oft noch heimlich Einkäufe, was mich selbst stört.

    Warum also das 1. Glas Wein? An diesem Punkt versuche ich mich selbst zu betrachten (von außen). Meist ist es die Unruhe, die muss weg. Ich könnte aber auch Joggen gehen, nur bin ich abends zu erschöpft vom Arbeitstag. Also Entspannungsübungen? Da kreischt mein ADHS und sagt "Nö!".

    Ich wünsche mir diesen 1. Schritt zu gehen, keinen Wein mehr zu trinken und weil Alkoholabhängigkeit eine Krankheit ist, weiß ich, dass ich es nie wieder darf. Diese Option ist für mich sogar eine Erleichterung und mein Ziel.

    Das erst einmal von mir :)

    Liebe Grüße

    Matts

  • Hallo Matts,

    willkommen im Forum. Die Einsicht, dass man Alkoholiker*in ist, ist der erste, wichtige Schritt. Super! Der nächste Schritt ist der Gang zum Arzt. Ein Kalter Entzug kann tödlich enden, daher solltest du dir unbedingt ärztliche Unterstützung holen. Der Entzug kann dann auch ambulant zu Hause erfolgen. Auch deine Unruhe können Entzugserscheinungen sein.

    Danach kommt dann die Trockenarbeit. Du hast ja schon einige Therapien gemacht, bist du derzeit in Behandlung? Dann kannst du das Thema dort ansprechen. Ansonsten gibt es Suchtberatungsstellen, reale Selbsthilfegruppen und natürlich dieses online-Forum.

    Mir hat zu Anfang geholfen, dass ich mir sage „heute trinke ich nicht“. Dann verliert das „nie wieder“ seinen Schrecken. Bei Suchtdruck gibt es viele Möglichkeiten, die du für dich ausprobieren kannst: Ein Glas Wasser trinken, Sport machen, putzen, spazieren gehen (ohne Geld dabei zu haben), mit Freunden telefonieren. Du kannst hier im Forum einige Artikel und Beiträge finden; auch zum Thema „Notfallkoffer“ und „Grundbausteine“. Die solltest du lesen.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Danke für deine aufmunternden Worte Seeblick!

    Der Notfallkoffer ist sehr schön, ähnliches hatte ich mir schon im Vorfeld zurück gelegt.

    Die ersten 36 Stunden ohne Alkohol sind bisher ok, keinerlei Entzugserscheinungen, weder vegetativ noch körperlich.

    Diesen Schritt zu gehen, treffe ich mit einer klaren Entscheidung, die hauptsächlich in den letzten Wochen im Kopf stattgefunden hat.

    Es kann und sollte nicht sein, dass Alkohol mein Leben derart beeinflusst, dass ich die Kontrolle verliere. Ich selbst entscheide, was ich mit meinem Körper mache, nicht C2H5OH.

    Ich versuche mich mit den Triggern auseinander zu setzen, "warum" ich den Alkohol wann wo wie "brauche", damit es mir "vermeintlich" besser geht. Da liegt jetzt mein Ziel.

    Alkohol ist wie ein ganz mieser Freund, er gaukelt mir was vor und hölt mich körperlich/mental aus wie ein Stein. Solche Freunde möchte ich nicht. Ich besitze das Recht das zu entscheiden und genau das ist sehr schön.

    Ich möchte durchs Leben gehen indem ich mich selbst ohne jeglichen Drogeneinfluss spüre und auch handel. Mit allen guten und schlechten Zeiten.

    Meine Therapien sind abgeschlossen und psychisch geht es mir gut...bis auf eben die Alkoholsucht, die mich so massiv gestört hat/stört.

    Ich schau wie es die nächsten Tage/Wochen geht und hoffe dass das Finden der Trigger mir mit der Zeit Sicherheit beim Trocken bleiben geben.

    Liebe Grüße

    Matts :)

  • Hallo Matts

    willkommen hier im Forum,

    Die ersten 36 Stunden ohne Alkohol sind bisher ok, keinerlei Entzugserscheinungen, weder vegetativ noch körperlich.

    Wirst du da von einem Arzt begleitet? Das ist ein ungeschriebenes "Muss" für jeden Alkoholiker der in den Entzug geht.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Guten Morgen,

    Tag 3 beginnt ohne Alkohol.

    Irgendwie ist bei mir durch das Weglassen des Weins mein Körpergefühl anders, als ich es gelesen oder gedacht hätte.

    Schwitzen null, Zittern null, Unruhe null.

    Stattdessen: Müde, tiefenentspannt, konzentriert.

    Ich genieße zum ersten Mal abends in Ruhe eine Serie zu schauen oder zu lesen.

    Wo ich sonst wie Speedyconzales den ganzen Tag wie im Hamsterrad umher gelaufen bin, muss ich mich jetzt echt aufraffen, mein heimisches Sofa zu verlassen, weil es so gemütlich und ruhig ist. Selbst Aktivitäten draußen sind entspannt und machen mir keine Mühe, bin nicht mehr so gestresst.

    Schlafen tue ich nicht fest, bin aber auch nicht unruhig, sondern kann einfach nicht schlafen.

    Löst Alkohol vllt selbst solche Unruhe aus?

    Mein Umfeld erklärt "Du bist ja wie eine Schlaftablette!" ^^

    Insgesamt ist mein Brett vorm Kopf aber weg und ich erfreue mich abends alles bewusst wahr zu nehmen und endlich auch mal Unternehmungen zu machen.

    Ein wenig fehlt mir abends das Glas Wein als Gewohnheit, aber dann läuten sofort die Alarmglocken "Nein!" und alleine diese Entscheidung löst den Trigger in Luft aus. Aber ein bisschen mehr Naschihunger habe ich abends. Das kann ich mir aber leisten, weil ich sehr dünn bin.

    Ich wünsche mir, dass ich das so halten kann, langfristig. Es ist, als müsste ich jeden Tag mich neu dafür entscheiden, keinen Alkohol mehr zu trinken. Ein wenig fühlt sich das wie vor 20 Jahren an, als ich "bewusst" von heute auf morgen mit einer klaren Entscheidung aufgehört habe zu rauchen und die ersten Jahre geprägt waren von etwas Angst, dass ich wieder anfange. Bis heute würde ich nicht mehr rauchen (Aus Vernunft) und hoffe es wird beim Alkohol auch so.

    Liebe Grüße

    Matts :)

  • Das mit dem Schlaf reguliert sich nach einiger Zeit, Matts.

    Viele glauben, Alkohol benutzt zu haben, weil man dadurch besser schlafen kann. Aber das stimmt nicht, man schläft anders.

    Das hat mit den REM-Schlafphasen zu tun; der natürliche Ablauf der Schlafphasen ist durch den Alkohol durcheinander geraten. Man schläft zwar vielleicht schneller ein & scheinbar auch fester, aber insgesamt ist alkoholischer Schlaf deutlich weniger erholsam.

    Wenn du nun nicht so recht vom Sofa kommst, liegt das mit ziemlicher Sicherheit daran, dass dein Körper etwas nachzuholen hat.

    Zudem hat jeder Mensch ein anderes Schlafbedürfnis, ich z.B. ein recht hohes.

    Da sollte man sich dann auch nicht moralisch fertig machen (lassen): Jeder hat sein Maß, gesellschaftlich erwartetes Schlafverhalten ist inakzeptabel.

    Die Mühen der Gebirge liegen hinter uns.
    Vor uns liegen die Mühen der Ebenen. (Bert Brecht) 8)

  • Hallo!

    Lass dich dennoch mal vom Arzt komplett durchchecken. Ein großes Blutbild incl. Schilddrüsenwerte gehören auch dazu. Die Müdigkeit kann auch andere Gründe haben, als das Weglassen des Alkohols. Ich schlafe eher weniger als zu früheren Saufzeiten.

    Wieg dich jedoch nicht in falscher Sicherheit. Die Entzugserscheinungen können immer noch auftreten und dich kräftig durchschütteln. Es läuft nicht bei jedem so glimpflich ab wie bei mir, der gar nichts hatte und dem es von Tag zu Tag besser ging.

    Gruß

    Carl F.

  • Beim Arzt war ich regelmäßig bevor ich aufgehört habe, meine Blutwerte plus Organe sind tippitoppi, Organe wie eine 20-jährige, Fitness ebenso.

    Bin allerdings mit anderen mehreren Behinderungen ausgestattet, weshalb Alkohol allgemein für mich schon in niedrigen Dosen ungesund sind.

    Gestern Abend hatte ich das erste Mal das Gefühl, den Drang nach Alkohol garnicht mehr gehabt zu haben. Die Vorstellung ich hätte was trinken "müssen", war schlecht. Keinen Apetit drauf und auch nichts vermisst.

    Die Müdigkeit verwandelt sich zunehmend mehr zur Entspanntheit und ich schaffe auch mehr am Abend.

    Bisher bin ich sehr stolz auf mich.

    @CF: Ja ich schlafe auch viel weniger, bin aber dennoch sehr ausgeschlafen. Jetzt kann ich um 23 Uhr ins Bett und locker um 7 Uhr aufstehen ohne Probleme.

    Ein Phänomen beschäftigt mich: Mich stresst mein Alltag mit den (bei uns wirklich ausgeprägten) Sorgen nicht mehr stark. Viele Dinge machen mir mental nichts aus, bzw. belasten nicht mehr. Das ist wahrhaftig interessant!

    Viele Grüße

    Matts :)

  • Hallo Matts,

    ich habe dich freigeschaltet und gleich in den richtigen Bereich verschoben. Hier gehts nun für dich weiter. :thumbup:

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Danke Hartmut :thumbup:

    Also Tag "sowieso" (Ich zähle die Tage nicht mehr ohne Alkohol), bzw. "Tag Sonntag" :) :

    Heute Nacht habe ich schön lange geschlafen. Ich genießte gestern Abend ein Buch und schaute mit meinem Mann eine spannende Serie.

    Ich stecke voller neuer Ideen und Planungen, bin immer noch seeeehhrr entspannt und ruhig, was ich wirklich nicht gedacht hätte. meinen Ruhepol in mir selbst habe ich wieder.

    Gestern habe ich in unseren Alkoholschrank (Ganz chic mit Spiegel und Glastablett zum Ausziehen! Aber nie benutzt :thumbup:) geschaut, dort stehen einige Hartalkoholflaschen, die ich entweder für Besuch oder zum Pralinen herstellen benutze (Oh ich mache herrlich leckere Pralinen, zukünftig aber ohne Alkohol.). Es hat mir nichts ausgemacht, keinen Drang, garnichts. Habe allerdings auch nie Hartalkohol getrunken, nur Wein.

    Selbst beim Einkaufen bin ich gestern vormittag bewusst am Weinregal vorbei gegangen (Typischer Griff/Gang vorher noch) und habe mir die Flaschen alle angeguckt, um zu wissen was es mit mir macht. Dann habe ich den Spieß plötzlich umgedreht und gedacht "ICH entscheide, was ich mit DIR mache Alkohol, nicht anders herum!" Und ich habe dem Regal innerlich den Mittelfinger gezeigt, habe noch die junge Frau mit ihrem Säugling auf dem Arm vor dem Hartalkohol bemitleidet und bin mit stolzer Brust und triumphierenden Gefühl zur Fleischtheke gegangen und habe mir einen leckeren Schweinebraten für meine Familie gekauft.

    Was mir auffällt, ist die unterschwellige Werbung "FÜR" Alkohol im Fernsehen. Zu jeder Szene, wo gegessen wird, steht immer Wein auf dem Tisch, sogar bei den Statisten. Bei Männergesprächen wird der Schauspieler mit einem Cognac-oder einem Whiskyglas versehen. Alkohol gehört zum Alltagsleben dazu, das wird den Menschen suggestiert. Ich habe das vorher noch garnicht so wahr genommen und ich finde es entsetzlich.

    Ebenfalls bei Instagram werden Posts meist mit einem Aperolspritz oder Wein in der Hand in einem coolen Szenelokal als erwähnenswert empfunden.

    Mit diesem Thema habe ich mich gestern beschäftigt. Wir brauchen keinen Alkohol, es wird Werbung für Gift gemacht und als Lifestyle verkauft. Schade!

    Mein Umfeld bemerkt meine positive Veränderung, löst aber ebenfalls keinen Druck bei mir aus.

    Ich mache "weiter so!" :!:

    Viele Grüße

    Matts

  • Hallo Matts,

    Wir brauchen keinen Alkohol, es wird Werbung für Gift gemacht und als Lifestyle verkauft

    stimmt, hast du gut erkannt.

    Für was brauchst du ihn dann nur eine Handbreit weg von dir im Barfach?

    Ich bin zwar keine Alkoholikerin, aber das halte ich für ein großes Risiko.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Hallo Matts,

    Vornweg, wir empfehlen ein alkoholfreies Umfeld und da steht die Wohnung / Haus an erster Stelle. Die Bude komplett alkoholfrei machen zudem das Umfeld. Sich auf ein alkoholfreies Leben vorbereiten und nicht nur die Sichtweise darauf zu verändern.


    dort stehen einige Hartalkoholflaschen, die ich entweder für Besuch oder zum Pralinen herstellen benutze

    Keiner muss Alkohol trinken. Entsorge es doch.

    Selbst beim Einkaufen bin ich gestern vormittag bewusst am Weinregal vorbei gegangen (Typischer Griff/Gang vorher noch) und habe mir die Flaschen alle angeguckt, um zu wissen was es mit mir macht. Dann habe ich den Spieß plötzlich umgedreht und gedacht "ICH entscheide, was ich mit DIR mache Alkohol, nicht anders herum!" U

    Nun das mag erstmal als Stärke empfunden werden aber Konfrontation hatte ich in den nassen Jahren genug und es ging immer in aller Regelmäßigkeit in die Hose .

    Zu deinem Satz

    "ICH entscheide, was ich mit DIR mache Alkohol, nicht anders herum!"

    Nein, das ist eben nicht so. Wenn so wäre, wäre ich ja nie süchtig geworden.

    Nur nicht trinken reicht nicht.

    Schaue Dir mal den Artikel an, zusammengestellt aus jahrelangen Erfahrungen von Langzeit trockenen

    Das Forenteam
    17. Mai 2021 um 16:40

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Hallo!

    Da hat Hartmut völlig recht.

    Dein Konfrontationsversuch, dass Du alles scheinbar so toll im Griff hast, kann sich zum Rohrkrepierer entwickeln. Mein Therapeut, ein sehr erfahrener Mann, pflegte zu sagen, so was geht ein paar Male gut, dann kommt es zum Rückfall.

    Bild dir also bloß nichts auf deine Standfestigkeit ein. Je nach Stimmungslage wandert die Pulle demnächst in deinen Körper.

    Du scheinst dich selbst massiv zu überschätzen. Mit der Einstellung dauert es wahrscheinlich nicht mehr lange, bis Du wieder trinkst.

    Mein Rat: Lies dich mal gründlich hier und in Fachliteratur ein z.B. in das Werk "Alk von Borowiak" und "Lieber schlau als blau von Lindenmeyer".

    Gruß

    Carl Friedrich

  • Hallo Matts,

    schön zu hören, dass es dir gut geht.

    Aber sei nicht zu leichtfertig. Das Suchtgedächtnis kann sehr schnell zuschlagen. In dem Moment kann dir auch der harte Alkohol recht sein. Komm, nur ein Schlückchen. Das geht ja auch gleich in den Kopf... Also warum nicht alles entsorgen? Warum sich der Gefahr im Supermarkt stellen? Das ist in meinen Augen am Anfang ein zu großes Risko. Es kann auch gewaltig schief gehen.

    Sei lieber einmal mehr übervorsichtig.

    Die Euphorie am Anfang kenne ich auch. Das ist toll und bestärkt einen auf dem abstineneten Weg. Nur darf man eben nicht unachtsam werden.

    Viele Grüße

    Seeblick

  • Wie funktioniert das mit dem Zitieren? Ich muss da wohl noch üben.

    @Morgenroth: Danke für die Antwort, ich "brauche" den Alkohol im Schrank Gottseidank nicht.

    @ Hartmut: :thumbup: Du hast Recht, dass das Umfeld im Haus alkoholfrei sein muss und dass ich mich anders hier verhalte verdanke ich meiner klaren Entscheidung zu "Nein zum Alkohol!". Dazu müsste man meinen Charakter/mich kennen, um das nachvollziehen zu können. Aber das muss niemand und ich darf/möchte hier im öffentlichen Forum auch nicht zuviel von mir preisgeben, das ist eine sehr komplexe Geschichte.

    Danke für den Artikel, ich bin froh über jeden hilfreichen Gedanken von jedem Einzelnen hier. Und es schützt mich.

    @ Carl: Dass ich mich überschätze, mag vllt stimmig sein für Außenstehende und natürlich alleine "Nicht mehr zu trinken ALLEINE" reicht auch in meinen Augen definitiv nicht aus. Für mich gehört da sehr viel mehr dazu, wie das Erkennen von Triggern, von "Was mache ich wenn ein Drang entsteht?" und "Warum habe ich überhaupt 2 Jahre lang soviel getrunken und all die Jahre davor nicht?". Da fokussiere ich meinen Weg hin, weil ich spüre, dass er mir Kraft und Sicherheit gibt.

    Ich war 48 Jahre keine Alkoholikerin, hatte damit nichts bis kaum was am Hut und jetzt ist es passiert und mit dieser Krankheit setze ich mich auseinander. Dennoch muss/soll jeder seinen Weg aus der Krankheit so gehen, wie es ihm damit gut geht und dennoch das gleiche Ziel wie alle anderen trockenen Alkoholiker erreicht. Ich bin froh, dass mir meine Suchtberaterin in diesem Bezug da gute Unterstützung gibt MEINEN Weg zu finden. Sie hat erkannt, dass meine Lebensgeschichte und mein Alkoholismus etwas abweicht von der Mehrheit der Menschen und dementsprechend auch anders gestaltet werden muss um abstinent zu bleiben.

    Nicht jede Therapie ist für jeden gleich, das wäre fatal.

    Mir tut es sehr gut mich vor den Alkohol zu stellen und die Flaschen zu betrachten, nicht zuzugreifen.

    Ich habe den Zustand der Trunkenheit am Abend schon seit Monaten gehasst, er war mir eine Last und keineswegs für mich erleichternd nicht mehr meinen Stimmungsschwankungen davon zu laufen. Zudem habe ich so massive, für andere unvorstellbare Krisen/Erlebnisse im Leben gehabt, wo ich auch nicht einmal nur Alkohol gebraucht habe, sondern mit stabilisierender Therapie und klarem Verstand ran gegangen bin und letztendlich mir das Kraft und eine gesunde Psyche gegeben hat.

    Und ja, auch jetzt habe ich Stimmugsschwankungen, die gilt es anders zu lösen als mit Alkohol! Dieser Gedanke spielt sich in meinem Kopf ab. Der Drang entsteht zurzeit nicht wenn es mir schlecht geht, es entsteht der Impuls "Nein, Alkohol ist Gift!" Und schwupps ist von der Logik her klar, dass nicht der Griff zur Flasche geht.

    Ob das Langfristig gut geht, weiß ich nicht und es anmaßend mir selbst gegenüber, mir nicht auch Schwäche zu zu gestehen.


    Mein Mann ist wie ich behindert und trinkt seit über 10 Jahren nichts mehr (wg. best. Medikamente darf er das nicht), das erleichtert sehr viel und wir können gut darüber sprechen. Auch der Rest der Familie trinkt nicht, ebenso ist meine soziale Integration inklusive meinem Job stabil, so habe ich kaum bis wenig Momente, wo ich der Gefahr ausgesetzt bin, Alkohol angeboten zu bekommen.

    Danke Carl für die Fachliteratur, je mehr "Wissen" um so sicherer fühle ich mich!

    Viele Grüße

    Matts :)

  • Mir tut es sehr gut mich vor den Alkohol zu stellen und die Flaschen zu betrachten, nicht zuzugreifen.

    Was sagt denn Deine Suchtberaterin zu deinem neuen "Hobby"?

    Ich fürchte, es wird nur eine Frage der Zeit und der passenden Stimmung sein, bist Du zugreifst, wo doch der Stoff so nahe ist. Du gehst aktiv auf ihn zu, das halte ich für gefährlich.

    So ein Forum dient auch dazu, Verhaltensweisen, die für Viele hochriskant sind, auch genau so zu benennen.

    Gruß

    C. Friedrich

  • Du hast Recht, dass das Umfeld im Haus alkoholfrei sein muss und dass ich mich anders hier verhalte verdanke ich meiner klaren Entscheidung zu "Nein zum Alkohol!". Dazu müsste man meinen Charakter/mich kennen, um das nachvollziehen zu können.

    Nein, ich muss dich nicht kennen. Nicht mal darüber zu diskutieren. Diese Selbstüberschätzungen sind mir seit Anbeginn meiner Forumstätigkeit und außerhalb, mit Austausch von Alkoholiker bekannt. Das ist nicht hilfreich.

    Hat auch nichts mit trocken werden oder den Weg, den wir hier vermitteln wollen, zu tun. Diese angeblichen individuelle Wege begründen auch die hohe Rückfallquote bis zu 98 %. Zumindest finden sich viele dort wieder.

    Ich würde mich mal fragen. Wenn ich mit einem Übermaß an Charakter und Willensstärke ausgestattet bin, warum bin ich dann Alkoholiker geworden? Würde es nicht im Umkehrschluss heißen, mich bewusst dahin gesoffen zu haben? Warum habe ich da die Konfrontation nicht standgehalten? Nur weil ich nun erkannt habe Alkoholiker zu sein ist das anders?

    Nun ist es auch nicht unüblich das neue trocken werdende Alkoholiker mit einem vorgefertigten Plan hier aufschlagen, obwohl ihre Erfahrungen nur aus der nassen Zeit stammen. Ist auch nicht weiter tragisch, jedoch frage ich mich welche Hilfe sie dann erwarten, wenn sie schon alles wissen?

    Viel rhetorische Fragen, ist auch nicht böse gemeint, einfach mal zum Nachdenken.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Warum bin ich dann Alkoholiker geworden trotz meiner Willensstärke? :!::thumbup:

    Das ist eine gute berechtigte Frage, hm...darüber muss ich nachdenken. DANKE für diesen Denkimpuls!

    Was sagt denn Deine Suchtberaterin zu deinem neuen "Hobby"?

    Mein Hobby ist Motorrad fahren, mit der Suchtberaterin bespreche ich Strategien, Notfallkoffer und Ursachen meiner Abhängigkeit.

    Viele Grüße

    Matts :)

  • Was sagt denn Deine Suchtberaterin zu deinem neuen "Hobby"?

    Mein Hobby ist Motorrad fahren, mit der Suchtberaterin bespreche ich Strategien, Notfallkoffer und Ursachen meiner Abhängigkeit.

    Deshalb hatte ich das Wort Hobby auch in Anführungszeichen gesetzt. Das eingehende Betrachten von Alkohol in Läden könntest Du mal unter dem Punkt Strategie ansprechen. :wink: Bin auf ihre Reaktion gespannt.

    Gruß

    C. Friedrich

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