Liesel - Mein Mann ist alkoholabhaengig

  • Guten Morgen,

    die Lösung des Problems, dass Deine Tochter nicht mehr 2 Tage in der Woche ihrem betrunkenen Vater allein ausgesetzt ist, würde aber doch ihr (und Dein) Grundproblem nicht lösen, dass sie so aufwächst und lebt! Ich glaube, Du siehst momentan gar nicht, was das anrichtet, weil Du damit beschäftigt bist, Dich mit dem Verhalten Deines Mannes zu beschäftigen, weil es so präsent ist.

    Deine Tochter wird sich vermutlich kaum beklagen, aber doch nur, weil sie es so kennt! Das ist für sie anscheinend normal geworden und genau das ist doch das Schlimme.

    Deine Seele als Ehepartnerin nimmt Schaden bei dem Zusammenleben.

    Glaubst Du, das ist bei der Seele Deiner Tochter anders?

    Sie lebt doch genau so mit ihm zusammen wie Du. Also wird sie auch mindestens genau so viel Kummer haben wie Du, auch ohne dass sie das sagt.

    Ist es nicht an der Zeit, sie zu schützen und die Energie dort rein zu setzen, anstatt in sein Verhalten?

    Wenn Dir der Gedanke an eine endgültige Trennung so schwer fällt, dann sieh es doch so: Er hat auch nach einer (räumlichen?) Trennung jederzeit die Möglichkeit mit dem Trinken aufzuhören.

    Aber erst einmal würde ich versuchen einen räumlichen Abstand zu bekommen, allein schon damit die Tochter diesen Zustand nicht mehr ertragen muss, denn der beschriebene Zustand ist wirklich schlimm finde ich.


    LG Cadda

  • Guten Morgen,

    eigentlich hat Cadda bereits alles gesagt.

    Aber auch ich möchte dich ermutigen an erster Stelle an deine Tochter zu denken.

    Ich weiß wie schwer es ist sich von einem Mann zu trennen, der „eigentlich“ toll ist, mit dem man alt werden wollte und der es schafft immer wieder für den kleinen Funken Hoffnung zu sorgen, dass man es doch gemeinsam hin bekommt. In guten wie in schlechten Zeiten.

    Jedoch geht es hier meiner Meinung nach nicht mehr um die Beziehung, die Liebe und die Hoffnung.

    Das aller wichtigste ist das Wohl deiner Tochter.

    Ja als Außenstehende kann man das leicht sagen, aber bitte denk ab sofort nur noch an sie und natürlich an dein eigenes Wohl.

    Sie ist abhängig von dir und noch zu jung um selber zu entscheiden wie es weiter geht.

    Es erst mal räumliche Trennung zu nennen wäre doch ein guter Kompromiss. Ob wann wo wie du ihn dann siehst und er deine Tochter sehen darf geschieht dann wenigstens zu deinen Bedingungen.

    Lieben Gruß

    Hope

  • Danke an Euch alle. Auch wenn ich noch nicht so weit bin, ihn regelrecht zu Hause rauszuschmeissen , reift der Gedanke in mir.

    Bin jedoch nicht sicher, wie meine Tochter das aufnimmt. Was mache ich, wenn sie sagt, sie möchte bei einer Trennung beim Papa leben? Ab einem gewissen Alter dürfen die Kinder ja mitentscheiden- muss ich ihn dann anzeigen, dass er Alkoholiker ist? Versuche nur alle Varianten auszuloten.

  • Wie empfindet denn deine Tochter sein Trinkverhalten? Spricht sie mit dir darüber?

    Für den Fall einer gerichtlichen Auseinandersetzung, aber auch beim Jugendamt(das könntest du ja vielleicht mal um Unterstützung ersuchen) müsstest du deine Argumente klar darlegen - aber vielleicht seid ihr Eltern euch ja ohnedies einig, dass eure Tochter bei dir wohnen soll?

  • Eine Trennung wurde ja noch nie thematisiert.

    Meine Tochter redet nicht über das Trinkverhalten meines Mannes.

    Er trinkt ja vor ihr auch wenig- hockt immer allein in seinem Arbeitszimmer und trinkt da. Er versteckt auch vor mir immer etwas die Mengen, aber ich durchschaue das.

    Meine Tochter, denke ich zumindest, kann das noch nicht ganz einordnen.

  • Meine Tochter, denke ich zumindest, kann das noch nicht ganz einordnen.

    Das denke ich schon, denn Du sagst, Dein Mann ist manchmal nicht mal mehr ansprechbar.

    Meine Söhne waren viel, viel kleiner und haben mitbekommen, dass „Mama immer so komisch war“. Auch dass mein damaliger Partner sich ständig in die Garage verzogen hat, weil „er da immer hingeht weil er Bier trinken will“ haben sie wahrgenommen.

    Lies mal bitte Deine Beiträge über den Zustand, den Du von zu Hause beschrieben hast. Wie kannst Du da denken, dass Deine Tochter das nicht wahr nimmt, nur weil sie nichts sagt?

    WENN Dein Mann wirklich äußern sollte, dass er Eure Tochter bei sich haben möchte oder Deine Tochter das (aus Mitleid?) „wollen“ sollte, reicht das Beschreiben doch schon beim Jugendamt. Das kann geprüft werden.

    Vielleicht solltest Du das Thema nicht zu Hause tot schweigen, sondern Deine Tochter mal fragen, was sie wahr nimmt. Unausgesprochene Dinge sind viel schwerer für Kinder zu ertragen, als Dinge zu benennen, damit sie ihre Empfindungen bestätigt bekommt. Sonst denkt sie doch, ihre Empfindungen sind falsch, wenn ihre Mutter so normal auf das Drama reagiert.

    Der richtige Weg wäre meiner Meinung nach die Tochter nicht mit ihren Wahrnehmungen die sie vielleicht nur nicht ausspricht allein zu lassen, durch Schweigen und Normalität vormachen.

    Wäre das eine Möglichkeit für Dich?

  • Ja, ich habe meine Tochter schon ein paar mal versucht anzusprechen. Dann sagt sie entweder „lass mich in Ruhe“ oder „lass Papa doch einfach“.

    Wenn ich geschrieben habe, er ist manchmal nicht ansprechbar, meine ich nicht, dass er nicht mehr reden kann, sondern er ist dann betrunken und sagt , er sei müde, müsse nachdenken oder sonst was und entzieht sich jedem Gespräch und legt sich einfach ins Bett.

    Habe ihm heute geschrieben, dass ich nach Möglichkeiten suchen werde, um für unsere Tochter ein normaleres Leben zu schaffen und ich dies angehe.

  • Warum solltest DU ein schlechtes Gewissen deshalb haben???

    Es gibt immer Gründe zu saufen für Alkoholiker. Steuernachzahlung, ein ernstes Gespräch mit der Ehefrau, erledigte Gartenarbeit, gutes Wetter, schlechtes Wetter, gute Stimmung, schlechte Stimmung.

    Ein Alkoholiker sucht sich Gründe, wie er sie benötigt, um zu saufen. Da hat Dein Gespräch nichts mit zu tun.

    Ich würde es eher so sehen: OBWOHL Du ihm klar und deutlich gesagt hast, dass es so nicht geht, hat er Dir als Antwort gegeben, dass er genau DAS macht. was Du bemängelt hast.

    Meiner Meinung nach gibt es keinen einzigen Grund, noch Hoffnung zu haben, das es besser wird. Alles vergebene Zeit für Dich und Deine Tochter.

  • Hallo zusammen

    Es wird für mich immer schwieriger. Meine Tochter ist das Wochenende bei einer Freundin. Ich habe das ganze Wochenende nicht mit meinem Mann geredet- er mit mir auch nicht. Wir haben schon etwas Platz im Haus, aber dennoch ist die Situation schwierig. Ich denke, es spitzt sich zu.

    Noch kann ich ihn nicht raus schmeißen, aber ich denke, ich bin auf dem Weg dazu.

  • Hallo Liesl

    Schön dass deine Tochter ein WE bei einer Freundin verbringen konnte.

    Noch kann ich ihn nicht raus schmeißen, aber ich denke, ich bin auf dem Weg dazu

    Viel Erfahrenere als ich haben dazu ja schon einiges geschrieben, deine Schilderung vom WE klingt danach, dass es dich sehr viel Kraft kostet.

    ich wünsche jedenfalls viel Energie für dich und deine Tochter

    Lg

  • nimm es mir bitte nicht übel, wenn meine Worte deutlich sind. Ich weiß genau, was du durchmachst und wie schwer es fällt den Schritt Trennung zu gehen und noch viel besser weiß ich wie furchtbar die erste Zeit nach der Trennung ist.

    Du hast genau zwei Möglichkeiten:

    1. Dich Trennen. Dann wird es dir vielleicht erstmal viel schlechter gehen als jetzt, bis zum kompletten Tiefpunkt und dann geht es aber irgendwann stetig bergauf bis du wieder ein freier, glücklicher Mensch bist. Therapien, Beratungsstellen etc können dir das erleichtern. Deine Tochter kann die letzten prägenden Jahre ihrer Kindheit in einer sicheren und harmonischen Umgebung verbringen.

    2. Du bleibst. Du wirst schleichend immer mehr vor die Hunde gehen, während er lustig weiter trinkt. Deine Tochter wächst weiter und zunehmend mit zwei nicht funktionierenden Elternteilen auf. Sie wächst mit einem gestörten Männerbild auf und vor allem spielst du mit ihrem Glück und Leben. Kinder, die mit einem trinkenden Elternteil aufwachsen, haben ein extremes Risiko selbst abhängig zu werden oder sich einen abhängigen Partner zu suchen.

    Diese Tatsache alleine sollte Grund genug sein, dich zu trennen.

  • Sie wächst mit einem gestörten Männerbild auf und vor allem spielst du mit ihrem Glück und Leben. Kinder, die mit einem trinkenden Elternteil aufwachsen, haben ein extremes Risiko selbst abhängig zu werden oder sich einen abhängigen Partner zu suchen.

    Genauso. Das finde ich so wichtig.

    Problem bei vielen menschen: das liegt noch weit in der zukunft. Genau wie beim alkoholiker, der noch keine körperlichen Schäden davon getragen hat. Solange kann "man" ja noch weiter saufen. Es passiert ja nur den anderen und es ist noch lange nicht soweit.

    Und in ein paar jahren ist dieser punkt dann erreicht und man fragt sich "warum habe ich nicht früher gehandelt?"

  • Ich habe nun zwei Monate hier gelesen und geschrieben- ich danke Euch für Euer Zuhören und Eure Ratschläge. Im Moment bin ich an einem Tiefpunkt- ich weiß nicht mehr weiter. Ich bin nicht sicher, ob es das Richtige für mich ist, obwohl es mir manchmal geholfen hat. Ich muss darüber nachdenken

  • Du bist an einem Tiefpunkt, Liesel.

    Und was oder wer ist der Auslöser? Sei ehrlich zu Dir selbst!

    Bestimmt nicht die vielen, gut gemeinten Kommentare hier.

    Es geht um Dich und Deine Tochter!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Kommt dein tiefpunkt vielleicht daher, dass du jetzt erkennst was es wirklich ist? Dass du die Augen vor der Wahrheit nicht mehr verschließen kannst und das mit großer Angst verbunden ist, auch in Aktion gehen zu müssen?

    Mein tiefpunkt damals war meine Rettung. Erst da konnte ich etwas an meinem Leben ändern.

  • Liebe Liesel, als ich im Alter deiner Tochter war habe ich mir wohl nichts sehnlicher gewünscht, als das die erreichten Tiefpunkte meiner Bezugspersonen diese endlich zum Handeln bewegen.

    Genau wie bei deiner Tochter, hat man mir von außen mein Elend nie angesehen. Ich war eine gute Schülerin, sehr selbständig, ja fast schon zu erwachsen für mein Alter. Im Leben hätte ich nicht darüber geredet, wie es in mir drinnen aussah und irgendwann hatte ich es dann so fest eingeschlossen, dass ich selbst erst wieder im erwachsenen Alter an meine Gefühle ran gekommen bin.

    Auch bei mir gab es die harmloseren Jahre und eine, aus damaliger Sicht, tief empfundene Liebe zu meinen Eltern.

    Und es gab die Jahre, besonders als Jugendliche und junge Erwachsene, in denen die Erlebnisse einschneidender und traumatisierend waren. Beängstigende Zusammenbrüche mit dem nächtlichen Besuch vom Notarzt. Totale Überforderung und Hilflosigkeit, weil mit meinem reiferen Gehirn auch immer mehr Einblick in die Situation kam. Über die Zeit hat sich das Gefühl der Liebe und Loyalität gewandelt und aus heutiger Sicht bewerte ich die damals noch harmlos erscheinenden Situationen genauso neu, wie meine damaligen Gefühle.

    Es ist nur wenig Liebe übrig geblieben. Statt dessen gibt es sehr viel Unverständnis und zeitweise sogar Verachtung und Hass, für alle, die nicht in der Lage waren mich als Kind vor diesen Erfahrungen zu beschützen. Für alle, die in meinen Augen zu schwach und feige waren, sich selbst zurück zu nehmen und angemessen für ihr Kind ein zu stehen.

    Meine Eltern haben meinen Respekt und meine Liebe ihnen gegenüber verloren. Sie haben ihr Kind für immer verloren, während sie um einander gekreist sind, anstatt den Blick auf das einzig unschuldige und hilflose Wesen in diesem kranken Konstrukt zu richten.

    Dir liebe Liesel wünsche ich aus ganzem Herzen, dass du den Mut aufbringst dein wunderbares Kind zu retten. Sie hat schon jetzt viel zu viel ertragen müssen und eure Beziehung steht auf wackeligen Beinen. Es werden noch mehr schlimme Dinge passieren, Dinge die kein junges Mädchen ertragen müssen sollte.

    Mach nicht den Fehler sie irgendwann ganz zu verlieren. Mach nicht den Fehler, bei der Zerstörung ihrer Seele tatenlos zu zu sehen. Sei lieber mutig und stark und deinem Kind eine gute Mutter!

    Hier im Forum begleiten wir dich auf deinem Weg, reichen dir eine Hand und stehen dir bei.

    Zugreifen und Handeln musst du allerdings ganz alleine, für dich und für dein Kind.

    Alles Liebe, Lea

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