Mirimaus - Fühle mich überfordert

  • Hallo,

    Um mich vorzustellen, ich bin „Mirimaus“, Anfang 30 und lebe mit meinem Partner (Mitte 30) seit ca 1,5 Jahren zusammen. Wir sind seit ca 3,5 Jahre zusammen.

    Mein Partner hat ein Suchtproblem, welches sich zwischen Alkohol und Cannabiskonsum erstreckt.

    Für mich als Partner ist viralem der Umgang mit ihm und der ganzen Situation schwierig oder eher gesagt überfordernd.

    Als mir zum ersten Mal bewusst wurde, dass er ein Problem mit Alkohol hat, habe ich selbst sofort aufgehört zu trinken (bis auf ein zwei Momente, wo ich etwas probiert habe, aber nicht wirklich getrunken). Ich habe nie viel getrunken, aber ich konnte es nicht mehr mit mir vereinbaren vor oder mit meinem Partner zu trinken, wenn mir klar bewusst ist, dass er ein Problem hat. Dazu reihen sich noch andere Gründe, dazu später mehr.

    Er trinkt nicht täglich, bei ihm ist es phasenweise. Es kann sein, dass er es Tage oder manchmal sogar wochenlang schafft nichts zu trinken und dann ist er auch sehr stolz auf sich und versucht mehr auf sich zu achten, dann aber folgt meist immer eine Phase, wo er praktisch einen „Absturz“ hat und dann tagelang nur trinkt.

    Die eine Seite ist, dass ich mir um seine Gesundheit sorgen mache. Wenn er er intensive Trinkphase hat, sieht man ihm das auch an. Seine Haut wirkt fast mit bläulichen Unterton, er berichtet von körperlichen Unwohlsein etc auch sieht man dann denn typischen „Alkoholbauch“. Auf der anderen Seite ist er teilweise unkontrollierbar und begibt sich so in gefährliche Situationen. Er war schon zwei Mal in Schlägereien verwickelt, die hätten ganz leicht in seinem Tod enden können (wurde von mehreren auf dem Boden am Kopf verletzt u.a.) oder gerät selbst in Konflikt mit der Polizei.

    Erst vor einer Woche, als er abends weg war (und er hatte kein Handy dabei, weil es zu dem Zeitpunkt nicht funktioniert hat) und bis zum Morgen nicht zu Hause war, habe ich sogar noch früh morgens um 5 Uhr in der Umgebung mich umgeschaut, weil ich Angst hatte, das er wohl möglich gerade irgendwo verletzt alleine liegt ohne dass jemand für ihn da ist. Ich schlafe sowieso so gut wie nie, wenn er nachts unterwegs ist.

    Seit 2 Jahren ist auch zu beobachten, dass sich sein Verhalten, wenn er betrunken ist, immer mehr gegen mich richtet.. er fängt an mir Vorwürfe zu machen, gibt mir an vielen die Schuld , beleidigt mich und stößt mich weg. Wenige Male habe ich versucht ihn darauf anzusprechen, seine Antworten waren meist immer nur, er kann sich nicht erinnern, er weiß nicht, warum er das tut und damit ist dann das Gespräch vorbei, weil er nicht weiter darüber reden möchte. Manchmal folgt darauf zumindest dann wieder eine Phase der Abstinenz , die aber bis jetzt immer in einem Absturz mündeten und sich somit alles wiederholt.

    Mich laugt die ganze Sitiation sehr aus. Wenn er mich betrunken verbal angreift, mich ablehnt, mir das Gefühl gibt, ich bin der schlechstere, wertloseste Mensch der Welt, kann ich mich nicht einfach davon distanzieren und sagen „das sagt er nur, weil er betrunkene ist“. Vor allem nagt es an mir, wenn ich ihn in fast gleichen Situationen mit anderen sehe und er sich absolut zusammenreißen kann. Mir scheint, als könne er nur bei mir das nicht und ich weiß nicht warum. Er sagt, dass er das alles nicht so meint und es ihm leid tut , aber mir fällt es immer schwerer das hinzunehmen.

    Ich würde auch mittlerweile niemals in seiner Nähe auch trinken, weil ich zu sehr Angst hätte vor den Konsequenzen. Wenn ich nicht einen kühlen Kopf bewahren würde und mich der Situation entziehen könnte, wüsste ich nicht, was passieren würde.

    Vor ca einer Woche hatten wir Aufgrund einer aufreibenden Situation (er hatte es geschafft fast 5 Wochen nichts zu trinken, hat Sport gemacht und war gut drauf - dann hatte er wieder etwas getrunken, wobei er sich da gut selbst kontrollieren konnte und in Maßen trank. Dann kam aber wieder ein Abend wo er schlechte Laune hatte und mich verbal attackierte und provozieren wollte) ein Gespräch, wo ich ihn offen gesagt habe, dass ich mittlerweile mental in der Situation bin, dass ich jeden Abend angespannt bin wenn er nach Hause kommt, weil ich nicht weiß, wie er drauf ist und ob er mich wieder anschreien wird. Teilweise tue ich so, als würde ich schlafen , weil ich Angst habe, dass er schlecht gelaunt ist. Er hat schon einiges in unserer Wohnung kaputt geschlagen und ich habe ihm ehrlich gesagt, dass ich Angst habe, dass er irgendwann sich mir gegenüber soweit nicht mehr zurückhält, denn erst selbst sagt immer er kann sich nicht erinnern und er kann sich nicht kontrollieren, also kann er keine Garantie geben, dass das nicht doch irgendwann passieren könnte… er war sichtlich aufgewühlt über diese Worte und meinte, er würde sich Hilfe suchen, da er es scheinbar alleine nicht hinbekommt, auch wenn er den Gedanken an einen Therapeuten absolut ablehnt.

    Die Tage darauf hat er eigentlich jeden Tag getrunken und gerade schweigen wir das Thema irgendwie tot, weil ich gerade keine Energie habe das noch mal anzusprechen.

    Und gestern habe ich erfahren, dass eine alte Kindheitsfreundin gestorben ist. Wie? Sie hat sich totgetrunken.

    Seit dieser Nachricht fühle ich mich wie gelähmt und weiß nicht, wie es weiter gehen soll.

    Ich möchte für ihn nicht, dass er so endet. Gleichzeitig glaube ich, es wird sich nichts ändern.

    Ich habe seit ein zwei Jahren negative Gedanken, wenn ich aufstehe und negative Hedanken, wenn ich ins Bett gehe. Ich bin müde und weiß nicht weiter.

  • Guten Abend Mirimaus,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Es ist gut, dass Du zu uns gefunden hast. Hier im Forum kannst Du unter "Erste Schritte für Angehörige"

    viele Geschichten lesen, die der Euren gleichen.

    Bedauerlicherweise wird sich nichts ändern, wenn der Alkoholiker nicht einsieht, dass er etwas gegen

    seine Sucht tun muss.

    Du kannst gar nichts gegen die Sucht tun. Das kann nur Dein Partner!

    Aber Du kannst dafür sorgen, dass es Dir besser geht. Leider wird sich die Lage, erfahrungsgemäß im

    Laufe der Zeit eher zuspitzen. Denn die Trinkmenge steigt im Laufe der Zeit immer mehr an.

    Hast Du schon über eine räumliche Trennung nachgedacht?

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo, Elly

    Danke erstmal für dein Willkommenheißen und die Antwort.

    Mir ist auch klar, dass ich es ihm, was seine Drogensucht betrifft, insofern nicht helfen kann, ihn zu zwingen es selbst zu wollen.

    Man kann Menschen eine helfende Hand reichen, aber man sie mit der Hand nicht komplett tragen, wenn sie sich selbst hängen lassen.

    .. ich hätte sogar eine Wohnung. Meine Schwester und ich haben zusammen eine Wohnung, bei der wir uns die Miete teilen. Das ist unsere Notfallwohnung, wenn bei einem von uns beiden was schief läuft …

    Ich habe mit dem Gedanken schon gespielt zu gehen - aber ich muss ehrlich sagen, dass ich zu dem Schritt noch nicht bereit bin. Es würde sich so anfühlen ihn alleine zu lassen und aufzugeben. Auch wenn ich weiß, dass es dabei nicht darum geht, sondern um mich und mein Wohlbefinden/Sicherheit. Aber ich weiß, das wäre das Ende der Beziehung.

    Wahrscheinlich wird es darauf hinauslaufen, wenn sich nicht plötzlich etwas markant ändert. Wahrscheinlich betrauere ich noch unsere Beziehung - das erste Jahr war unbeschreiblich toll und wir zwei hatten ein tiefes Verständnis und Vertrauen zueinander. Und dann wurde es mit dem Alkohol immer Iunkontrollierter und hat alles kaputt gemacht.

    Ich bin jemand, der die Worte „in guten wie in schlechten Zeiten“ sehr ernst nimmt. Ich glaube nicht daran, dass wenn es schwierig wird, man aufgeben sollte. Aber ich merke, wie ich an meine Grenzen komme…

    Ich will ihn nicht „aufgeben“ aber ich weiß nicht, wie lange ich das mitmachen kann.

  • Hallo Mirimaus,

    Mich laugt die ganze Sitiation sehr aus. Wenn er mich betrunken verbal angreift, mich ablehnt, mir das Gefühl gibt, ich bin der schlechstere, wertloseste Mensch der Welt, kann ich mich nicht einfach davon distanzieren und sagen „das sagt er nur, weil er betrunkene ist“. Vor allem nagt es an mir, wenn ich ihn in fast gleichen Situationen mit anderen sehe und er sich absolut zusammenreißen kann.

    herzlich willkommen hier im Forum auch von mir.

    Hier kannst Du viele interessante Beiträge lesen und triffst Menschen,

    mit ähnlichen Geschichten und Erfahrungen.

    Ich bin zwar auch noch nicht lange hier, aber allein schon das Lesen

    hat mir unendlich viel geholfen, meine Situation besser zu verstehen

    und auch die Tatsache, dass man nicht alleine damit ist.

    Habt ihr denn Kinder und bist Du berufstätig? Ich frage mich wie Du in

    so einer Situation überhaupt noch klar denken kannst.

    Mein Partner trinkt auch und ich fühle mich genauso wie Du.

    Ich bin am Ende meiner Kräfte, aber glaub mir, wir stehen wieder auf

    es gibt immer einen Weg!

    Lieben Gruß Indiana

  • Hallo, Indiana

    Ja, bin berufstätig und da solche Situationen meist nachts bzw. Früh morgens statt finden, gehe ich manchmal ohne Schlaf zur Arbeit. Glücklicherweise kann ich auf der Arbeit mein „Arbeits-Ich“ einschalten und mein „Privates-Ich“ draußen lassen, da ich auch mit Kunden arbeite.

    Das ist nicht gesund, aber so kann ich weiter funktionieren wenn ich muss.

    Ich hatte mir tatsächlich bevor ich meinen Post verfasst habe, schon mal ein zwei Geschichten hier durchgelesen und war selbst überrascht, wie ich mich in den anderen Berichten wiedergefunden habe und mich das tatsächlich irgendwie das erste Mal getröstet hat, dass ich nicht die einzige bin…. Auch wenn die Tatsache mehr als traurig ist… aber irgendwie ist es tröstend zu wissen, dass man nicht alleine mit der Situation ist.. das nimmt auch irgendwie ein bisschen die Scham weg..

    Wir haben keine Kinder - und ehrlich gesagt würde ich, so wie es momentan steht, dass auch niemals in Erwägung ziehen..

    Wie lange bist du schon mit deinem Partner zusammen und wie sieht die Situation mit seinem Alskoholkonsum aus?

    Liebe Grüße

  • Hallo Mirimaus,

    wir sind schon 10 Jahre zusammen, aber 8 Jahre waren wir in einer Fernbeziehung fast 500 km auseinander -

    und auch da gab es schon Alkoholprobleme, aber durch die Entfernung war das für mich noch erträglich,

    wobei im Nachhinein betrachtet, war das auch schon ziemlich heftig, aber ich konnte immer noch

    zurück in meine eigene Wohnung. Dann hat er seine Arbeit verloren und ist abgestürzt und quasi zu mir gezogen

    vor zwei Jahren, hat eine neue Arbeit gefunden und war fast zwei Jahre trocken, aber jetzt die letzte Zeit

    trinkt er wieder, allerdings heimlich und versteckt.

    In einer Wohnung zusammen halte ich das nicht mehr aus, dieses ständige Angst haben davor, wie kommt er

    nach Hause und was passiert dann. Habe dadurch eine richtige Angststörung mit Panikattacken entwickelt

    und war auch immer wieder zwischenzeitlich krank.

    Beruflich kann ich auch so wie du abschalten, muss funktionieren als Lehrerin, da habe ich meine Routine

    das gibt mir Ruhe und Kraft und auch finanzielle Unabhängigkeit. Und ich liebe meine Arbeit, um die ich

    sehr lange kämpfen musste, aber das ist eine andere Geschichte.

    Besinne dich auf Dich, deine Stärken, du musst diese Situation nicht aushalten, haben wir nicht etwas

    Besseres verdient? So, muss langsam los in die Schule - juchhei.

    Musst du jetzt dann auch in die Arbeit? Hast du wenigstens nette Kollegen und Kunden?

    Liebe Grüße bis später Indiana :wink:

  • Guten Morgen Mirimaus,

    tatsächlich ist es gut und hilfreich, wenn man sich mit Gleichgesinnten zum Thema austauscht.

    Hier ist der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Schreibe ganz kurz etwas dazu und dann wirst Du für den offenen Bereich freigeschaltet.

    Dein Thema wird anschließend zu den "Erste Schritte für Angehörige" in das Forum verschoben.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Mirimaus,

    herzlich willkommen bei uns.

    Ich habe dich für den offenen bereich freigeschaltet.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Einmal editiert, zuletzt von Mirimaus (4. Juli 2023 um 10:01)

  • Hallo Mirimaus,

    deine Situation hört sich sehr schwierig an.

    Für deine finanzielle Existenz ist es zwar gut, dass du in den Arbeitsmouds schalten und funktionieren kannst, für deine Gesundheit ist es allerdings alles andere als gut.

    Ob die Beziehung aufgrund einer räumlichen Trennung wirklich scheitert oder er evtl. wach und aktiv wird, wirst du erst rausfinden, wenn du es testest.

    Vielleicht ist es auch die Chance für euch.

    Und nur weil ihr getrennte Wohnungen habt, heißt es ja nicht dass du deinem in guten wie in schlechten Zeiten nicht treu bleibst.

    Du kannst ja trotzdem für ihn da sein, allerdings unter deinen Bedingungen.

    Gerade wenn er behauptet nichts mehr zu wissen, keine Garantie geben kann, dann solltest du dich schnellstmöglich schützen. Und das kannst du leider nur, wenn du dich ihm im betrunkenen Zustand entziehst.

    Wenn er nüchtern ist, könnt ihr euch ja treffen, was unternehmen. Und wenn er getrunken hat bleibst du einfach in deinem sicheren Umfeld und er darf nicht vorbei kommen.

    Wäre doch auch in seinem Interesse, dass er das Risiko dich unbeabsichtigt zu verletzten minimiert.

    Lieben Gruß

    Hope

  • Mich laugt die ganze Sitiation sehr aus. Wenn er mich betrunken verbal angreift, mich ablehnt, mir das Gefühl gibt, ich bin der schlechstere, wertloseste Mensch der Welt, kann ich mich nicht einfach davon distanzieren und sagen „das sagt er nur, weil er betrunkene ist“. Vor allem nagt es an mir, wenn ich ihn in fast gleichen Situationen mit anderen sehe und er sich absolut zusammenreißen kann. Mir scheint, als könne er nur bei mir das nicht und ich weiß nicht warum. Er sagt, dass er das alles nicht so meint und es ihm leid tut , aber mir fällt es immer schwerer das hinzunehmen.

    Ich würde auch mittlerweile niemals in seiner Nähe auch trinken, weil ich zu sehr Angst hätte vor den Konsequenzen. Wenn ich nicht einen kühlen Kopf bewahren würde und mich der Situation entziehen könnte, wüsste ich nicht, was passieren würde.

    Was würdest Du einer Freundin raten, die dir das über ihre Beziehung erzählen würde? Aus meiner Sicht solltest Du Dich ganz dringen mehr um Dich selber kümmern: Was sind Deine Werte, Ziele, Grenzen? Was brauchst Du, um dich sicher und kraftvoll ungeliebt/gewertschätzt zu fühlen? Warum hältst du an einer Beziehung fest, die dienlichst guttut? Warum nimmst du dich aktuell so zurück und machst dich klein? Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man beginnt, sich in einer Beziehung zu verlieren. Deshalb rate ich Dir, tritt sofort auf die Bremse - und arbeite an Deinem Selbstwertgefühl.

  • Hallo Miri,

    habe gerade eine Pause, danke für deine ausführliche Antwort.

    Meine Geschichte kannst du nachlesen unter meinem thread "Endlich darüber sprechen"

    Mein Rückzugsort ist mein Garten, dort kann ich mich erholen und kreativ arbeiten.

    Ist ein Naturgarten. Mit ganz vielen Bäumen und Tierchen. gestern kam eine kleine

    graue Nachbarskatze vorbei. Ich liebe Katzen, deshalb kommen sie immer zu mir.

    Und magst du Tiere auch so gern?

    Bis später Indiana

  • Hallo Mirimaus,

    willkommen im Forum.

    Deine Geschichte berührt mich sehr, denn in vielem konnte ich mich wiederfinden.

    Meine Ehe war lange Zeit total schön, bis so nach und nach alles immer schlimmer und schrecklich wurde. Ich habe wie du lange Zeit funktioniert, weil ich meinen Exmann nicht im Stich lassen wollte, weil ich wollte, dass es wieder so schön wird wie in den ersten Jahren, weil ich für unsere Kinder die Familie erhalten wollte...ich hatte so viel Verständnis für seine Probleme und konnte ihm deshalb so vieles verzeihen. Mich selbst habe ich dabei völlig vergessen. Mir war ab einen gewissen Zeitpunkt klar, dass er nicht nur trinkt, sondern mir gegenüber psychisch gewalttätig ist. Du beschreibst Dinge, die auch ich erlebt habe. Nicht alle Alkoholiker schreien ihre Partnerinnen an und beleidigen sie oder schlagen die Wohnung kaputt. Da geht es um mehr als nur den Alkohol. Ich wusste es und habe es trotzdem übergangen. Mir selbst ist es lange Zeit richtig schlecht gegangen. Ich habe Schlafstörungen entwickelt, war dauerangespannt, habe mich leer und kraftlos gefühlt, Lebensfreude null und ich habe nur noch funktioniert. Ich konnte keinen Ausweg sehen und meine Gedanken haben sich 24h täglich nur um ihn gedreht und wie ich ihn erreichen könnte. "In guten wie in schlechten Zeiten" war auch mein Credo...aber eben nur meines, denn sowas sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Hat es aber nicht.

    Was ich sehr beruhigend finde, ist deine Notfallwohnung! Ich weiß, dass es sich sehr leicht redet, wenn man gerade nicht in der Situation steckt. Ganz ehrlich - mir geht es beim Lesen deiner Geschichte heute so, dass ich mich frage, wie ich das so lange mitmachen konnte. Mit Abstand sehe ich so dermaßen viele übertretene Grenzen, dass es mich nur so gruselt. Ich weiß, dass es verdammt schwer ist sich zu lösen, noch dazu wenn so mieses Verhalten, nämlich Beleidigungen, Beschimpfungen und so viel Angst, eine Rolle spielen.

    Du kannst deinem Freund nicht helfen. Die einzige Hilfe, die helfen könnte, ist keine Hilfe!

    Aber du kannst dir selbst helfen!

    Ich habe noch während der Beziehung auch immer gedacht, ich könnte wenigstens noch irgendwas steuern, wenn ich bleibe und weiterkämpfe. Was für eine Selbstüberschätzung! Gar nichts konnte ich!

    Was müsste denn dein Freund noch tun, damit du bereit wärst in die Notfallwohnung zu gehen?

    Weißt du, ich glaube, es gibt irgendwann in einer Beziehung, wenn ganz schlimme Dinge vorgefallen sind, einen Point of no return. Ist der erst mal erreicht, dann kann er Entzüge und Therapien machen so viele, wie er will. Wenn aber in dir bereits etwas so schlimm zerbrochen ist, dann hilft das alles nichts mehr. Darum wäre jetzt der Weg in die Notfallwohnung vielleicht der klügere. Wenn du nämlich bereit bist, wirklich bereit, zu gehen, dann ist wahrscheinlich zu viel vorgefallen und der Point of no return erreicht.

    LG, Saphira

    P.S. Ich bin inzwischen geschieden und mehr als froh darüber...und ich schwöre dir - heute vor einem Jahr hätte ich mir unmöglich vorstellen können, dass ich das einmal sagen kann.

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