Hallo liebes Forum,
Nachdem ich lange Zeit still mitgelesen habe, ist bei mir heute der Punkt gekommen, an dem es mir selber reicht.
Ich muss mich jemandem anvertrauen, sonst komme ich aus diesem Karussell nicht raus.
Ich bin 47, habe zwei Kinder (13/16) und bin in einer 6 jährigen Beziehung.
Anfangs haben mein Partner und ich uns nur am WE gesehen, wo ich die Feierabendbiere mit ihm zusammen sehr genossen und als legitim empfunden habe. Draußen, nie vor den Kindern.
Als unsere Beziehung öffentlicher wurde, wurde mir mal „gesteckt“ dass er wohl ein Alkoholproblem habe. Dies habe ich jedoch für mich, hinter meiner rosaroten Brille ignoriert oder nicht sehen wollen.
Wenn wir tagsüber unterwegs waren, hat er ja nicht getrunken.
Und bis dato bin ich mit dem Thema noch nicht in Berührung gekommen.
Mein Partner ist immer freundlich, humorvoll und liebevoll. Egal ob mit oder ohne Alkohol.
Er verändert sich nicht merklich. Wir können über alles reden, streiten uns eigentlich nie, finden Kompromisse und kommen mit Kritik des jeweils anderen klar. Es läuft bei uns…. (Oder lief,- bis….)
Irgendwann,- vor ca. 2 Jahren habe ich angefangen mir über meinen eigenen, wohl schon schädlichen Konsum Gedanken zu machen. Fing an zu recherchieren, über Alkohol, die Sucht die Auswirkungen usw. Für mich war klar, dass es so nicht weitergeht. Und klar wurde mir da auch, dass er sehr wohl ein Problem hat und die Information zu Beginn der Beziehung richtig waren…
Mehrere Gespräche dahingehend, dass ich mir Sorgen mache, dass es mir damit nicht gut geht usw. liefen immer gleich ab: Nein, er sieht es nicht so, er hat kein Problem. Er möchte sich nichts vorschreiben lassen und sein Leben genießen. Dies Gespräch führten wir,- oder soll ich sagen: Ich führte dieses Gespräch schon öfters mit ihm, denn großartig was dazu sagen tut er nicht. Am nächsten Tag ist alles wieder vergessen.
Ich weiß ja auch, dass alles Reden nichts hilft.
Er ist mittlerweile bei 9-10 Bier pro Tag angekommen,- allein, bei sich zuhause.
JA ich habe die Flaschen gezählt, da ich mir keinen anderen Rat mehr wusste, mir selbst nicht getraut habe, da wir nicht zusammen wohnen. Bei mir gibt es mittlerweile nur noch alkoholfreies und zeitweise kann er sich auch sehr gut dran halten. Sogar mal über ein Wochenende. Was mich dann halt immer zweifeln lässt. Von wegen: „Guck,- was Du Dir so einbildest.“
Aber nein,- ich bilde mir das nicht ein.
Warum ich jetzt hier schreibe?
Weil ich in einem Gedankenkarussell gefangen bin und da nicht mehr rauskomme.
Meine freien Tage verbringe ich damit mir über ihn, über die Zukunft, über Sucht usw. Gedanken zu machen und schaffe dabei nichts anderes.
Das erschreckt mich und ich möchte, nein ich WILL so nicht weitermachen. Wohl komme ich da nur wieder raus, wenn ich mich von diesem Mann trenne.
Tatsächlich habe ich mich auch schon mal von ihm getrennt.
Das habe ich aber (leider) nicht durchgehalten. Weil ich Hoffnung habe, dass er es doch noch einsieht. Jedoch hat er keinen Leidensdruck der ihn vielleicht zu einer Einsicht bewegen könnte.
Bei ihm läuft (noch?) alles; Arbeit, Haushalt…
Auch sein mittlerweile erwachsenes Kind hat anscheinend noch nie etwas zu ihm gesagt.
Grade bemerke ich beim Schreiben, dass wohl alle aus seinem früheren familiären Umfeld die Augen verschließen und schweigen. Das erschreckt mich grade…
Vielleicht weil er nie auffällig wird.
Die Frage ist, was kann ich noch tun?
Er will nicht mit Therapeuten reden. Er wird deswegen nicht zum Arzt gehen und wird sein Problem nicht einsehen, solange er keine Probleme HAT.
Also habe ich alles getan was in meiner Macht steht?
Man fühlt sich damit wirklich nicht gut…. Zu wissen, ihn verlassen zu müssen, weil er ein Problem hat mit dem er selber kein Problem hat, es aber mittlerweile zu meinem Problem geworden ist.