Siri - Ein EKA sein – neu und ungewohnt

  • Guten Morgen,


    ich möchte gerne einen Gedanken hier lassen ☺️


    Ich finde es ist ein unterschied, ob man provoziert oder einfach aufgrund seiner Gefühle und dem daraus resultierenden Handeln aneckt.

    Natürlich ist auch anecken nicht schön, aber man kann dabei so unheimlich viel über sich selber lernen UND wenn man diese Chance nutzt, dann entwickelt man sich weiter.

    Viele Beiträge haben höchstwahrscheinlich eher mit Gefühlen, die zu bestimmten Reaktionen führen (also anecken) und weniger mit Provokation zu tun. Wenn wir das im Hinterkopf behalten, ist der Umgang mit dem Inhalt ein bisschen leichter.

    Denn JEDER der hier ist, hat einen Grund hier zu sein. Und mit jedem macht es etwas, wenn er bestimmte Sachen liest.

    Auch die Moderatoren. Denn sie sind genauso Mitglied der SHG wie jeder andere von uns. Der einzige Unterschied ist. Sie haben nicht den Luxus, dieses Forum nur für sich zu nutzen. Bei allem was sie lesen nur auf sich schauen zu dürfen.

    Sie müssen eingreifen. Denn das ist ihr Job, den sie übrigens Tag für Tag unentgeltlich (ehrenamtlich) machen.

    Und genau wie wir „nur“ Mitglieder sind sie Menschen mit Baustellen, die mal getriggert werden können, sich mal nicht richtig ausdrücken und damit nicht perfekt transportieren was sie meinen, die sich mal im Ton vergreifen oder zur Ruhe auffordern müssen, obwohl sie vielleicht eigentlich viel lieber ewig lang mit diskutieren würden, weil es genau ihr Thema ist.

    Jeder von uns ist wie er ist und jeder von uns eckt mal an. Das ist nicht schön, darf aber passieren.

    Ich finde genau solche Situationen kann man nutzen, um sich weiter zu entwickeln, indem man bei sich bleibt und schaut, was es mit einem macht, ohne sich selber oder anderen Vorwürfe zu machen.

    Liebe Siri, sorry dass ich für diesen Gedanken deinen Faden nutze, aber er kam mir aufgrund dessen Verlauf.

    Und bitte siehe das null an Kritik dir gegenüber, denn das ist es nicht. Ich freue mich, wenn du merkst, dass du dich endlich traust für dich einzustehen. Und ich weiß aus eigener Erfahrung, dass dies am Anfang mit dem ein oder anderen anecken verbunden sein kann. Denn auch das möchte gelernt werden. Auch ich lerne es noch immer Tag für Tag.

    Und ich bin sicher, dass du einen guten Weg für dich finden wirst.

    Lieben Gruß
    Hope

  • Hallo siri

    erstmal bei sich bleiben, das ist ein alt bewährter Satz. Kannst du da was mit anfangen?

    Paar rhetorische Fragen dazu.

    Was beruft dich eigentlich ausgetauschte Post andere User, die erstmal nichts mit dir zu tun haben, dir eigen zu machen? Wieso hast du das Gefühl, da eingreifend werden zu müssen? Wieso ziehst du andere User namentlich mit in deinem Thread und bewertest sie? Willst du erhört werden? Was hat das selbst mit dir zu tun? Ist das nicht anmaßend und übergreifend?

    Nun kannst du meine Post auch aus zweierlei Sicht werten.

    Einmal als Moderator, da ich was dagegen habe, dass übereinander anstatt direkt miteinander gesprochen wird. Das zieht zu viel Unruhe hier rein und stört die eigene Selbsthilfe anderer. Oder als Hartmut, der als EKA sich nie erhört gefühlt hatte.

    Gruß Hartmut

    ------------------

    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Du schreibst, dass sich der Vorwurf für Dich wie ein - Freipfiff zur Hetzjagt von Seiten der Moderation - anfühlt, obwohl ich Dich nicht einmal persönlich gemeint oder erwähnt habe, stellst mich hier aber gleichzeitig zwei Mal innerhalb weniger Stunden öffentlich an den Pranger?

    Danke Dir für Deine Erklärungen, Cadda.

    Dass ich Dich an den Pranger stellen könnte, war mir tatsächlich gar nicht klar. Es tut mir leid, wenn Du Dir da Sorgen machen musstest. Tatsächlich kann ich mir aber nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass ich das eher für unwahrscheinlich halte.

    Warum? Im Forum gibt es eine Asymmetrie, was die Machtverteilung angeht und dass es da zur Hetzjagd auf die Moderatoren kommen könnte, halte ich für ausgeschlossen. Das ist auch gut und richtig so. Wäre es anders, würde ich von hier sofort fliehen. Fast alle im Forum sind sich dieser Asymmetrie bewusst und akzeptieren sie.

    In diesem Fall haben die Schutz-Mechanismen der Moderation sofort funktioniert, Hartmut und Linde haben sofort reagiert.

    Was ich für mich schön fand: die Foristen, die mich hier in meinem Faden bestärken, haben meinen Einspruch nicht als Aufforderung verstanden, sich auf meine Seite zu schlagen, sondern sehr differenziert geantwortet. Dafür bin ich ihnen sehr dankbar und es macht mich stolz.

    Ich selbst mag direkte Ansprache lieber als mich indirekt angesprochen zu fühlen. So kam das für mich aber bei Deiner Art der Moderation rüber. Indirekte Argumentationsformen und das Mittel der Suggestion haben meiner Meinung nach im Faden von Frau3003 zur Hetzjagd und zu einer erschreckenden Spirale der Entmenschlichung geführt. In diesem Faden habe ich das zu analysieren versucht, um zu verstehen, was da passiert ist.

    Ich habe dieses Muster beim Goldwaagen-Vorwurf wiederkehren sehen, mich angesprochen gefühlt und war tatsächlich alarmiert. Dieser Vorwurf und das genervt sein, dass ich alles auf die Goldwaage lege, wurde ja bereits im Forum mehrfach an mich gerichtet, da ist es naheliegend, dass das dann weiter um sich greift. Das ist der Grund dafür, dass ich gleich in die Verteidigung und leider auch zum Angriff übergegangen bin.

    Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich mich in dieser Weise verteidigt habe. Und ja, auch wenn es Dich verletzt hat und diese Verletzung ein Kollateralschaden meines unkorrekten Verhaltens ist, muss ich zugeben, dass ich sehr stolz bin, mich verteidigt zu haben. Meine Entschuldigung hat da für Dich wahrscheinlich einen eher faden Beiklang, zumindest mir würde es so gehen.

    Natürlich könnte ich nun auf mein Erlebtes aus der Vergangenheit zurückgreifen und sagen, dass ich in der Zeit als ich selbst gesoffen habe und vor allem aber in der Zeit, als ich co-abhängig war, ständig diejenige war, der oft das Wort im Mund umgedreht wurde oder absichtlich missverstanden wurde und es deshalb vielleicht ein Punkt ist, der bei mir persönlich eben tief sitzt und weshalb ich so reagiert habe, indem ich bat, nicht alles auf die Goldwaage zu legen.

    Ich finde sehr interessant hier einmal die "andere" Seite zu lesen. Denn es ist genau das Gegenstück zu dem, was ich in meiner Kindheit erlebt habe. Mir wurde immer vorgeworfen, alles viel zu genau zu nehmen, wo es doch gar nicht so gemeint gewesen sei. Auf diese Weise wurde ich zum Schweigen gebracht. Wenn es gar nicht mehr anders ging, wurde ich angeschrien, geschlagen und an den Haaren in mein Zimmer gezerrt. Es wurde so getan, als ob ich verrückt sei, und jetzt erst einmal wieder "zur Vernunft" kommen müsse. Ich bin sehr froh, dass ich das überlebt habe und weder verrückt noch substanzabhängig geworden bin.

    Es ist gut jetzt zu verstehen, dass das Gegenstück zu dem, was mir passiert ist, jemanden ja ebenso zum Schweigen bringt. Obwohl der Vorwurf genau gegenteilig gemacht wird, ist das Ergebnis das gleiche.

    Danke Dir sehr dafür Cadda, das ist für mich eine sehr wichtige Einsicht!

  • Was beruft dich eigentlich ausgetauschte Post andere User, die erstmal nichts mit dir zu tun haben, dir eigen zu machen?

    Hallo Hartmut,

    ich "eigne" mir nur die Posts "an", von denen ich meine, dass sie etwas mit mir zu tun haben, weshalb ich mir da auch zutraue, dazu etwas sagen zu dürfen. Ich sehe da gar nichts Schlimmes drin, es ist für mich der Sinn dieses Selbsthilfeforums.

    Und ja, ich mache das sicher oft noch in unpassender Weise, weil ich ein EKA bin und es viele Verstrickungen gibt, die zu dysfunktionalem Verhalten führen. Ich habe mich hier im Forum angemeldet, um Anregungen für mich selbst zu bekommen und zu lernen, mit anderen ins Gespräch zu kommen. Wichtig ist mir auch zu lernen, mich einzumischen, wo ich es interessant finde, und dann zu sehen wo ich auf Resonanz treffe und wo nicht.

    Gehör finden wollen, unbequem sein dürfen, nerven dürfen, auch mal übergriffig sein dürfen. Mir tut es gut, das alles hier nach und nach ausprobieren zu können.

    Dass ich ab und zu übergriffig bin, dessen werde ich mir zunehmends bewusst. Auch beim Versuch, jemandem einen Rat zu geben, ist mir so etwas bereits passiert. Ich sehe da kein allzu großes Problem (mehr), solange es im Rahmen bleibt, und hoffe einfach, dass ich darauf aufmerksam (gemacht) werde und mit der Zeit dazu lerne.

    Im Fall der Goldwaagen-Vorwürfe/Bitten geht es für mich um zwei konkrete Punkte: 1. als EKA: der tiefe Wunsch, genau bei diesem Thema endlich einmal Gehör zu finden und sich nicht so einfach zum Schweigen bringen zu lassen. 2. Den fraglichen Moderatoren Post sehe ich sehr kritisch, aus den von mir dargelegten Gründen. Punkt 1. behindert eine zielführende Kommunikation von Punkt 2.

    Caddas Erklärungen ihrer Sicht dieser Frage haben mir sehr weitergeholfen, zu verstehen, warum es immer wieder zu dieser Kollision kommt.

  • Hallo siri


    dann mal Klartext

    ich "eigne" mir nur die Posts "an

    nein, du eignest nicht an, du instrumentalisierst sie und ziehst auch andere unbeteiligte User mit in dein "Spiel". Das ist nicht ok und wird auch nicht geduldet.

    Gehör finden wollen, unbequem sein dürfen, nerven dürfen, auch mal übergriffig sein dürfen. Mir tut es gut, das alles hier nach und nach ausprobieren zu können.

    Einerseits ist es wichtig Gehör zu bekommen, andererseits ist es jedoch nicht gewollt andere User, als sein eigenes Übungsfeld zu missbrauchen.

    Den fraglichen Moderatoren Post sehe ich sehr kritisch, aus den von mir dargelegten Gründen.

    Sie ist so hinzunehmen, wie sie da steht. Weitere Diskussionen darüber bitte per PN. Wir haben hier ein Forum zu führen und diskutieren sicherlich nicht die Vorgehensweise, wie sich das Team zu verhalten hat. Das ist nicht Deins.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

  • Harter Tobak Hartmut. Ich nehme es mir zu Herzen, versuche besser darauf zu achten und baue darauf, aufmerksam gemacht zu werden, wo die Instrumentalisierung und der Missbrauch beginnen. Das ist für mich nicht leicht zu sehen!

  • Ein Leitsatz (an mich selbst gerichtet), der mir beim Nachdenken über meine Aktivitäten in diesem Forum in den letzten Tagen in den Sinn gekommen ist und der mich gerade sehr beschäftigt, lautet:

    Transparenz bzw. Offenheit nicht zur Bedingung für Vertrauen machen.

    Wenn ich darüber nachdenke, scheint mir die Verwechslung von Offenheit mit Vertrauenswürdigkeit problematisch zu sein. Diese unbewusste Verquickung und die daraus folgenden Erwartungen mir selbst und anderen gegenüber haben mich, wie mir in den letzten Tagen zunehmend klar geworden ist, oft in die Irre geführt. Zu große Offenheit kann zu Taktlosigkeit gegenüber anderen führen und verletzend sein. Andersherum gilt aber ja auch: so offen mir jemand auch gegenüber tritt, ist das an und für sich noch kein Grund ihm/ihr blind zu vertrauen.

    Mir ist schonungslose Ehrlichkeit mir selbst gegenüber sehr wichtig, nur so kann ich mir selbst vertrauen. Ich sehe das als Verpflichtung mir selbst gegenüber an. Dieser Pflicht versuche ich bestmöglich nachzukommen soweit mir das möglich ist (bei blinden Flecken bin ich ja auf das Feedback von anderen angewiesen). Aber ich denke nun, dass es falsch ist, hieraus abzuleiten, anderen gegenüber gnadenlos offen sein zu müssen. So ein Verhalten kann andere vor den Kopf stoßen, es kann sehr verletzend sein. In anderen Fällen kann es einem selbst schaden. Damit zusammen hängt auch, dass niemand einem anderen vorgeben kann, wie viel Offenheit er/sie an den Tag legen muss/soll. Das ist eh nicht kontrollierbar und Erwartungen dahingehend sehe ich jetzt sogar als völlig falsch an. Selbst wenn man das nicht will, können solche Erwartungen sehr leicht eine manipulative Wirkung entfalten. Als Massgabe für das eigene Vertrauen in andere halte ich es aber jetzt auch für unbrauchbar und zum Glück auch für unnötig. Das habe ich durch die Reaktionen hier letzte Woche erfahren dürfen. Wem man Vertrauen schenkt, wo man erstmal vorsichtig ist, wem man nicht vertraut etc., das alles muss nicht unbedingt durch das Mass an Offenheit bestimmt sein.

    Die Vertrauenssache funktioniert anders und jeder hat ja das Recht ganz allein und unabhängig von den Erwartungen und Vorstellungen anderer zu bestimmen, wem er sein Vertrauen schenkt und in welche Strukturen/Situationen er sein Vertrauen legt.

    Das bewusst erfahren zu haben, ist für mich sehr befreiend. Es befreit mich von einer großen Last und von einer für mich schwer zu fassenden Angst. Das klingt vielleicht jetzt alles sehr merkwürdig und ich weiß auch noch nicht so recht, warum das so ist.

  • ... hat mir immer klare Grenzen gesetzt und ein Überschreiten nie zugelassen.

    ....

    Und er vertraute mir von Anfang an...

    Ich habe mir hier etwas aus dem Faden von PetraPetra herübergezogen. Ich hoffe, es ist OK, das Zitat so extrem zu verkürzen. Es ist nur dieses wenige, was mir gerade sehr wichtig ist. Denn die von mir zitierten Elemente gelten ja irgendwie auch in der Umkehrung. Sie inspirieren und bestärken mich.

    Wenn ich selbst klare Grenzen setze und mir sicher sein kann, dass ich da ein Überschreiten nie zulassen werde, dann kann ich auch jemand anderem mein Vertrauen schenken ohne sozusagen bereits auf Vorrat Angst vor Missbrauch/Enttäuschung zu haben. Mein Vertrauen ist dann echtes Vertrauen ohne Vorbehalt. Nur dann bin ich wirklich offen für einen anderen Menschen. Tief im Innern weiss ich dann, dass ich dem anderen niemals hilflos ausgeliefert sein werde, falls es mit dem Vertrauenschenken einmal nicht so gut klappen sollte. Ich selbst bin es ja, die die eigenen Grenzen kennen, hüten, wahren und ggfs verteidigen muss. Das ist meine Verantwortung.

  • Huhu 😊 Tatsächlich sind ja eben diese Grenzen, die sicher und geborgen aufgewachsene Menschen oft ganz intuitiv setzen können, meistens ein riesen Thema für EKAs.

    Als Kind wurde ständig über Grenzen getrampelt, es wurde sich lustig gemacht, sie waren schlicht nicht erlaubt.

    Ich z.B. kenne und erkenne meine Grenzen inzwischen zwar meistens sehr gut, kann sie aber je nach gegenüber nur schwer einhalten. Oder ich weiche sie selbst ganz unbemerkt auf, verliere sie aus dem Blick, vergesse komplett das sie mal da waren.

    Das Wissen, um diese Dynamik ist ein Anfang, alles danach dann ständiges Training.

    Meine Gedanken dazu sind etwas holprig, aber vielleicht kannst du trotzdem etwas damit anfangen.

    Liebe Grüße, Lea

  • Hallo Lea,

    das Phänomen, dass dies je nach Gegenüber unterschiedlich gut funktioniert mit den eigenen Grenzen, das war mir gar nicht richtig bewusst. Aber genau so geht es mir auch.

    Hab vielen Dank für Deine Gedanken.

    Liebe Grüße Siri

  • Bei meiner Mutter gelingt es mir langsam besser, meine Grenzen nicht nur zu spüren, sondern auch ohne allzu großen emotionalen Aufwand zu wahren.

    Heute kam es nach langer Zeit wieder einmal zu einem Angriff von ihr. Sie gerät unter Druck, weil sie merkt, dass sie nicht mehr allein zurecht kommt. Sie stürzt leider vermehrt. Davon will sie ablenken, indem sie impertinent versucht, mich über mich und meine Arbeit auszufragen und in mein Innerstes zu dringen. Sie ist der festen Auffassung, dies stünde ihr zu, sie sei ja meine Mutter. Als ich bestimmt verneinte und ihre Versuche abgeblockt habe, kam das übliche Lamento, ich solle sie nicht so anschreien.

    Ich habe sie etwas amüsiert darauf hingewiesen, dass ich ja gar nicht schreien würde und sie eventuell das Telefon zu laut gestellt habe, worauf hin sie es leiser stellte und schreiend forderte, dass ich meine unerträglich schrille Stimme dämpfen solle. Ich meinte dann nur, dass sie mit meiner Stimme so wie sie eben ist vorlieb nehmen müsse. So wenig wie man sich seine Eltern aussuchen könne, könne man sich seine Kinder nach Gusto backen. Die sind eben wie sie sind.

    Das tut gut und nach einem Anflug von Genervtsein und Wut fühle ich mich aufgeräumt und ruhig. Es tut auch deshalb so gut, weil es mich daran erinnert, den gebotenen Abstand zu wahren und den Zeitaufwand, der mit meiner Vorsorge verbunden ist, besser im Blick zu behalten.

    Auch die Instrumentalisierungen, die bei Alkoholikern ja wohl typisch sind wie ich hier gelernt habe, wurden heute wieder einmal sehr deutlich. Meine Mutter schwankt zwischen Abwehr aller Hilfeangebote und unverschämten und unerfüllbaren Maximalforderungen hin und her. Früher hat es mich verletzt je nach Laune von ihr eingespannt zu werden. Es ist eine riesige Erleichterung zu merken, dass ich dies nicht auf mich beziehen muss, sondern einfach zur Kenntnis nehmen und an mir vorüberziehen lassen darf.

    Es gibt keinen Grund auf ihren Zug aufzuspringen.

  • Das tut gut und nach einem Anflug von Genervtsein und Wut fühle ich mich aufgeräumt und ruhig. Es tut auch deshalb so gut, weil es mich daran erinnert, den gebotenen Abstand zu wahren und den Zeitaufwand, der mit meiner Vorsorge verbunden ist, besser im Blick zu behalten.

    Guten Morgen Siri, es freut mich sowas von dir zu lesen. Der innere Abstand und wie aufgeräumt man gerade ist, dadurch wird ja bestimmt wie du selbst durch die ganze Situation durch kommst.

    Es scheint Veränderungen in dir zu geben und das finde ich total schön.

    Nicht auf zu springen, sich nicht mitreißen oder sogar überrollen zu lassen… so schwer und gleichzeitig so wichtig.

    Einen fröhlichen Gruß, Lea

  • Liebe Lea,

    ganz <3 Dank für Deine Nachricht.

    Das ist wohl auch eine Folge meines Aneckens hier, glaube ich zumindest.

    Das hat mir geholfen die Emotionen, die ich aufgrund des eigenen Verhaltens habe, besser von denen zu unterscheiden, die ich wegen meiner Mutter habe und die mich von Kindheit an überfallen. Früher habe ich das alles immer auf mich bezogen. Das erste Mal wurde mir dieser Unterschied bei den komischen Gefühlen bewusst, die mich gepackt hatten, als ich bei unserem Pflegeaufenthalt bei meiner Mutter im Sommer mit meinem Mann nach einem schönen Cafebesuch zu meiner Mutter zurückkehrte. Da hatte ich ein schlechtes Gewissen und Schuldgefühle, weil ich mich mit meinem Mann erholen konnte und Freude hatte, während sie zu Hause leidet. Dass mir das bewusst wurde, hat mir geholfen, mich davon abzugrenzen.

    Vor kurzem überfiel mich tiefe Scham als ich einen Brief ihrer Hausärztin in meinem Briefkasten entdeckt habe. Ich habe den Brief ungelesen wieder zurückgelegt, weil ich gerade weggehen wollte. Als ich auf die Strasse trat, wurde mir schlagartig klar, dass das merkwürdige lähmende Gefühl, das mich bei der Entdeckung des Briefes überfallen hatte und sich wie ein Im-Gefängnis-sein anfühlt, Scham für meine Mutter war und die Sorge, dass meine Mutter abgelehnt und links liegen gelassen werden könnte. Und genau in diesem Moment ist das Gefühl existentieller Unsicherheit und Bodenlosigkeit dann auch verflogen und ich konnte meine Dinge wie geplant verfolgen. Es waren wohl die mit der sozialen Ausgrenzung und Stigmatisierung zusammenhängenden Gefühle, mit denen ich in meiner Kindheit konfrontiert war, die sich da wieder gemeldet haben.

    Den meine Mutter betreffenden Brief Brief sein lassen und die Lektüre des Berichts der Ärztin auf den Abend verschieben, das war plötzlich ganz einfach. Es kam Freude in mir auf, dass ich meinen Alltag habe bzw. mir diesen gerade wieder zurückerobere. Ich war mir sicher und wusste nun auch auf der emotionalen Ebene, dass das Verhalten und die mangelnde Gesundheitsvorsorge meiner Mutter alles Dinge sind, für die ich keinerlei Verantwortung trage und die nichts, aber auch gar nichts, mit mir zu tun haben.

    Der Hintergrund ist, dass mir die Ärztin meiner Mutter in einem Telefongespräch wenige Tage zuvor bildlich ausgemalt hatte, was passiert, wenn man die Leute zwangsweise in ein Heim einweisen müsse, wie "die dann zappeln", so hatte sie sich ausgedrückt und dass das für keinen der Beteiligten schön sei. Ich fand das nicht in Ordnung, dass sie das so plastisch und auch abfällig beschrieben hat, denn ich kann ja nichts dafür, falls es so kommen sollte. Es liegt nicht in meiner Macht, dass es meine Mutter vor dem völligen Zusammenbruch in ein Pflegeheim schafft.

    Ich bin gerade dabei für sie ein geeignetes Heim zu suchen. Aber ob das bei den langen Wartezeiten sozusagen noch rechtzeitig kommt, kann ich ja nicht gewährleisten, zumal meine Mutter eigentlich nicht in ein Heim will, auch wenn es jetzt äußere Gründe dafür gibt, dass sie nicht mehr dauerhaft im Haus wohnen bleiben kann.

    Dass es vielleicht eher nicht klappt mit einem geregelten Umzug in ein geeignetes und gutes Heim und einem Einzelzimmer wird immer wahrscheinlicher. Heute Nacht um 4 h hat mich ein Anruf erreicht, meine Mutter sei in der Notaufnahme. Sie hat den Notrufknopf wegen Stürzen in letzter Zeit häufiger in Anspruch nehmen müssen und diesmal wollte sie auch ins Krankenhaus. Es sei aber wohl zum Glück nichts Ernstes, Schwindel mit psychogener Ursache, wurde mir gesagt, leider erfahre ich nicht mehr. Meine Mutter wurde bereits wieder entlassen.

    Ich denke, es könnten tatsächlich Symptome von Entzugserscheinungen sein. Meine Mutter klang am Telefon in letzter Zeit immer erstaunlich klar. Ich werde ihr sagen, wie gefährlich ein unbegleiteter Entzug ist. Nach eigener Aussage hat sie die Alkoholmenge stark reduziert. Sie will wohl einen klaren Kopf haben jetzt, wo Veränderungen unausweichlich werden. Das wäre ja einerseits gut, andereseits kann es aber eben auch gefährlich sein. Ich jedenfalls kann die perfekte Lösung und auch ihre gesundheitliche Sicherheit nicht garantieren. Ich hoffe einfach, dass meine Umsicht und eine kräftige Portion Glück zusammenwirken, so dass meine Mutter es gut schafft.

    Ich war erstaunlich ruhig als der heutige Anruf kam und es gelingt mir gut, mich abzugrenzen. Aufgrund der Verantwortung, die ich mit der Vorsorgevollmacht für meine Mutter übernommen habe, weiß ich, dass ein "stationäres Setting" (O-Ton ihrer Hausärztin) das beste und jetzt auch angezeigt wäre. Das versuche ich in bestmöglichem Einvernehmen mit meiner Mutter zu erreichen. Falls das trotz aller Bemühungen nicht gelingen sollte, weiß ich jedenfalls, dass ich mein Bestes gegeben habe.

    Nochmals vielen Dank, Lea.

    Liebe Grüße Siri

  • Hallo liebes Forum,

    wieder einmal eine Nachricht von mir. Bei mir läuft es emotional gerade sehr durchwachsen. Ich lese zur Zeit ein Buch über die Borderline-Problematik (Christine Ann Lawson, Borderline-Mütter und ihre Kinder) und finde in vielen Aspekten meine Mutter, ihre Beziehung zu ihren wechselnden Liebhabern und meine Beziehung zu ihr darin wieder. Meinen Vater allerdings kann ich weiterhin nicht greifen. Ich habe aus der Kindheit keinerlei Erinnerung an ihn, zumindest keine, die von der negativen Sicht meiner Mutter und meiner heftigen Reaktion hierauf unberührt wäre.

    Ich sehe nun auch, warum ich selbst solch eine Störung nicht entwickelt habe: Ich hatte von frühester Kindheit an immer wieder und über viele Jahre kontinuierlich Bezugspersonen, die mir zur Seite standen und mir gezeigt haben, dass ich so wie ich bin, nicht nur in Ordnung, sondern sogar liebenswert bin. Ich empfinde hierfür große Dankbarkeit. Ich bin den Menschen aus dem Umfeld meiner Mutter unendlich dankbar, die mich als Baby und Kleinkind über Jahre kontinuierlich liebevoll umsorgt und meiner Mutter abgenommen haben. Ich bin meiner geliebten Grundschullehrerin dankbar, die mir die Tür zur Welt des Wissens eröffnet hat, meinen Lehrern am Gymnasium und einem Nachbarspaar, die mein Selbstvertrauen gestärkt haben, und nicht zuletzt einer Freundin meiner Mutter, die für mich in der Pubertät und auch später als junge Erwachsene da war. Aber auch fremde Menschen waren wichtig, die mich in sehr kritischen Situationen vor extremen Gewaltausbrüchen meiner Mutter geschützt haben und bei denen ich in höchster Not Zuflucht und Gehör fand.

    Es ist dennoch sehr schwer, sich mit all dem auseinanderzusetzen. Pro Tag schaffe ich höchstens ein Kapitel. Es ist gut, das alles durchzuarbeiten. Wichtig ist auch, dass mir durch die Lektüre deutlich wird, dass meine Ängste bezüglich meiner Mutter alle begründet sind. Es hilft mir dabei, mich keinerlei Illusionen hinzugeben. Es wäre ein großer Fehler meiner Mutter zu vertrauen. Es ist schwer und mit Trauer verbunden, das in solcher Klarheit zu sehen und akzeptieren zu müssen.

    Froh bin ich jetzt zu Weihnachten nicht zu meiner Mutter zu fahren. Beim Pflegedienst stieß meine Entscheidung auf Unverständnis zumal meine Mutter ja zur Zeit extrem abbaut und jede Woche mindestens einmal stürzt und deshalb immer wieder ins Krankenhaus, zum Notfallarzt muss.

    Aber es übersteigt meine Kräfte, diese Reise jetzt auf mich zu nehmen.

    Ich habe alle Hände voll zu tun und brauche meine Kraft, um für mich selbst zu sorgen und langsam wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen.

    Heute war ich in einem Konzert. Es war wunderschön und hat mir Hoffnung gegeben. So schwer es mir fällt, solche Inseln der Freude für mich zu organisieren: Ich bleibe dran und mache hierfür jetzt feste Termine. Ich benötige eine Struktur, um mich aus dem emotionalen Strudel aus Mitgefühl und existentieller Sorge um meine Mutter, Angst und Panik, Wut und ja, oft auch Hoffnungslosigkeit, zu befreien.

    Zur Hoffnungslosigkeit trägt wohl auch bei, dass ich seit einigen Wochen und wohl noch lange selbst krank bin und starke Schmerzen auszuhalten habe. Ich kann deshalb nicht arbeiten und es ist meine Arbeit, die mir sonst immer großen Halt gibt. Sobald ich Ängste entwickle, werden diese Schmerzen stärker und dann gesellt sich die Migräne und extreme Übelkeit dazu. Die Migräne, davon bin ich nun überzeugt, hat mir als Kind das Leben gerettet. Das klingt merkwürdig, weil sie ja mit so viel Leid verbunden ist, aber sie hat mich vor der Gewalt und Ausbeutung durch meine Mutter "geschützt". Sie hat mir einen Raum gegeben, der nur mir gehört hat und in dem ich mich selbst gespürt habe, so schmerzhaft dieser auch war. Dieser Zusammenhang wurde mir bei den Besuchen bei meiner Mutter deutlich und auch jetzt, wenn wieder einmal ein Anruf mit den neuesten Entwicklungen kommt.

    Ich bin sehr dankbar, all das hier niederschreiben zu können und zu wissen, dass es von Menschen gelesen wird, die es nachvollziehen können. Denn solche Erfahrungen machen einen ja auch einsam.

    LG Siri

    Einmal editiert, zuletzt von Siri (20. Dezember 2023 um 23:33)

  • Liebe Siri, ich picke mal nur zwei Textstellen von dir raus, auch wenn ich ganz ganz viel von deinen Worten nachfühlen kann.

    Wichtig ist auch, dass mir durch die Lektüre deutlich wird, dass meine Ängste bezüglich meiner Mutter alle begründet sind. Es hilft mir dabei, mich keinerlei Illusionen hinzugeben. Es wäre ein großer Fehler meiner Mutter zu vertrauen. Es ist schwer und mit Trauer verbunden, das in solcher Klarheit zu sehen und akzeptieren zu müssen

    Als mich ein Therapeut darauf stieß, er würde bei meiner Mutter Narzissmus vermuten, bin ich eine Weile in Fachliteratur regelrecht versunken. Da stand plötzlich alles schwarz auf weiß und wenn mein Gehirn versuchte mir irgendwas schön zu reden, dann haben mich diese sachlichen Worte aus den Büchern zurück in die Realität geholt. Eine Weile war es sehr wichtig für mich, endlich einen Namen oder einen Zugang zu haben. Inzwischen brauche ich den nicht mehr, denn es ist mir egal geworden, was letztlich zugrunde liegt und den Wahnsinn meiner verkorksten Kindheit ausgelöst hat.

    Glaub mir, ich fühle mit dir und besonders dein letzter Satz berührt ganz viel in mir selbst. Es ist ein Prozess und für mich vergleichbar mit der Trauer, um einen Verstorbenen.

    Denn die Illusionen die man sich selbst über seine Kindheit gemacht hatte, werden nach und nach endgültig zerstört und dann kommt die Trauer, um alles was einem gefehlt hat. Um die Mutter die nie da war und die man so schmerzlich vermisst hat und immer vermissen wird. Manchmal trauere ich heute noch um das Bild von einer richtigen Mutter.

    Heute ist da noch ein leiser Schmerz, aber der Trauerprozess hat mich auch von ganz vielen Schuldgefühlen befreit. Wenn ich nie eine Mutter hatte, dann bin ich auch keine Tochter und habe keinerlei Verpflichtungen der Frau gegenüber, die mich geboren. Der Frau gegenüber die mich nicht aufgezogen hat sondern neben der ich erstaunlicher Weise überlebt habe, aus eigener Kraft und einigermaßen heile, Und als ich diese Verpflichtungen los war, konnte ich mich nach und nach lösen. Alles was ich von da an zu geben hatte, war freiwillig geworden und irgendwann war das eben gar nichts mehr auch das ist völlig okay.

    Ich habe alle Hände voll zu tun und brauche meine Kraft, um für mich selbst zu sorgen und langsam wieder Boden unter den Füßen zu gewinnen.

    Es ist sehr stark von dir, was du alles für deine Mutter tust!

    Die Reaktion vom Pflegedienst finde ich übergriffig und unprofessionell und ich hoffe, sie erreicht dich nicht im inneren.

    Jede Entscheidung die du triffst ist legitim und egal was du fühlst, deine Gefühle und deine Reaktionen sind berechtig.

    Ich wünsche dir gute Besserung und weiterhin ganz viel Kraft und Mut für deinen weiteren Weg, danke, dass du uns daran teilhaben lässt.

    Lea

  • Liebe Lea,

    danke Dir sehr für Deine stärkenden Zeilen. Besonders dieser Satz macht mir Mut:

    Heute ist da noch ein leiser Schmerz, aber der Trauerprozess hat mich auch von ganz vielen Schuldgefühlen befreit.

    In Bezug auf meine Mutter plagen mich Schuldgefühle zum Glück nicht mehr. Den Übergriff des Pflegedienstes konnte ich gedanklich von mir weisen. Aber es tut dennoch sehr gut und hilft mir sehr, hierin von Dir bestärkt zu werden. Hab vielen Dank dafür! :)

    Wichtig ist für mich jetzt, mich nicht vom Mitgefühl für meine Mutter hinreissen zu lassen. Denn das birgt die Gefahr, dass ich mich selbst verliere und auch meiner Mutter hilft es nicht.

    Jetzt, wo sie die Kontrolle über sich zunehmend verliert, wird mir auch mithilfe des Buches von Lawson klar, wie sehr sie selbst gelitten haben muß in frühester Kindheit. Das Problem ist, dass ich ihr aber nicht helfen kann. Das liegt zum einen sicher in ihrer eigenen inneren Struktur begründet, zum andern bin ich aber auch die falsche Person, da zu sehr verstrickt und deshalb nicht neutral.

    Meine Mutter wehrt alle Hilfe ab bzw. akzeptiert sie nur, wenn sie den Eindruck hat, die Leute manipulieren und kontrollieren zu können. Mich bringt das auf die Palme, aber es hat auch etwas Gutes: Denn dann kann sie die Aufmerksamkeit genießen, auch die von den Ärzten, zu denen sie eigentlich keinesfalls gehen wollte. Sie ist da wie ein kleines Kind. Sie saugt die ärztliche Fürsorge auf wie ein Schwamm, nachdem sie denselben Arzt zuvor verdammt und als völlig inkompetent dargestellt hat und keinesfalls hinwollte. Ich merke bei den Telefonaten nach so einem Arztbesuch, wie sie auflebt und wie gut es ihr tut, dort nach einem Sturz versorgt worden zu sein. Ein Pflegeheim mit festen für sie vorhersehbaren Strukturen und einer Bezugspflegeperson, die ihr Mitgefühl entgegenbringt, nichts erwartet und sie annimmt, wie sie ist, wäre das beste für sie. Sie hätte es verdient am Ende ihres Lebens zu erfahren, dass sie einfach sein darf und nicht verurteilt wird. Es macht mich traurig, dass ich ihr dies nicht geben kann, auch wenn es keine Schuldgefühle mehr in mir hervorruft. Aber ich schaffe das einfach nicht, es berührt (noch?) zu viele Verletzungen in mir und die Aggressionen, die ich ihr gegenüber verspüre und die für mich richtig und hilfreich sind, hat sie nicht verdient. Die Distanz zu meiner Mutter ist für mich ein Selbstschutz, sie schützt aber auch meine Mutter.

    Sie selbst hat mir im Sommer bei einem Besuch einmal wie ein kleines Kind an den Kopf geworfen, dass sie selbst halt böse sei. Ich habe erschrocken reagiert, wie sie darauf komme und erklärt, dass mich ihr Verhalten geärgert habe, aber sie deshalb doch nicht für böse halte. Meine Mutter ist tief im Innern davon überzeugt, eine böse Person zu sein. Es ist unendlich traurig, das zu sehen. Es tut so weh, die eigene Mutter so zu sehen und zu verstehen, dass sie mich verdammt hat, weil sie verdammt und ausgeschlossen wurde und anders als ich wohl niemanden hatte, der sie aufgefangen hat. Meine Mutter ist immer voller Angst. Das sagt auch der Pflegedienst. Und wenn ich mich in ihre Nähe begebe, muss ich sehr aufpassen, dass diese Angst nicht auf mich übergreift. Die Kraft hierzu habe ich zur Zeit nicht.

    Liebe Grüße Siri

  • Hallo liebes Forum,

    ich mache gerade Urlaub und es ist ganz wunderbar: Sonne, Wind und Meer. 8) Meine Fitness, die wegen der extremen Schmerzen in den letzten Monaten ziemlich gelitten hat, wird immer besser. Die Schmerzen sind leider immer noch da.

    Heute kam eine Nachricht von einem Pflegeheim, das für meine Mutter einen Platz hätte. Einerseits bin ich sehr erleichtert, dass sie sie dort nehmen würden, andererseits weiß ich aus vorangegangenen Gesprächen mit meiner Mutter, dass sie dies wohl vehement ablehnen wird. Es kommt für sie "zu früh". Sie hat mich am Telefon in den letzten Wochen immer wieder regelrecht angefleht, nicht zu früh ausziehen zu müssen. Jetzt kommt aber noch dazu: Ich müsste meinen Urlaub abbrechen, um mit ihr das Heim zu besichtigen und dann innerhalb einer Woche den Umzug zu organisieren.

    Ich merke gerade, dass ich dazu nicht bereit bin. Ich brauche die Erholung und tendiere deshalb dazu, dieses Angebot nicht wahrzunehmen, auch wenn es ein hervorragendes Heim ist (es ist meine erste Wahl). Aber mir ist jetzt tastächlich das Risiko zu groß, dass meine Mutter zwar sehr gerne das Heim anschauen wird, doch dann eben nicht bereit ist dort auch einzuziehen. Das mag egoistisch sein, aber meine Kräfte sind auch aufgrund der zermürbenden Schmerzen gerade nicht sehr ausgeprägt. Es ist ein sehr schön gelegenes und sehr gut geführtes Haus, es wäre eine echte Chance für meine Mutter. Dagegen steht mein Urlaub (noch 8 Tage) und die zunehmende Erholung. Aber wenn meine Mutter negativ reagiert und dies nicht als Chance sieht, werde ich diese Chance für sie vorüberziehen lassen. Moralisch ist das wohl ziemlich fragwürdig: meine 8 Tage Erholung gegen das zukünftige Leben meiner Mutter. :/

    Wie seht ihr das?


    LG Siri

  • Könnte deine Mutter mit einer Pflegerin oder mit irgend wem anderen die Besichtigung machen 🤔

    Danke Dir Lea. Ich werde die Pflegerin fragen, ob das ginge, andere Kontakte hat meine Mutter leider nicht mehr. Ich denke, dass das aber nur Sinn macht, wenn meine Mutter einigermaßen positiv auf das Angebot reagiert. Der Pflegedienst ist sehr knapp mit den Kapazitäten und meine Mutter toleriert nur eine einzige Person dort.

    Mir graut ehrlich gesagt vor dem Anruf bei meiner Mutter heute Abend.

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