Blumenwolke - Sorge um meinen Partner

  • Hallo miteinander,

    ich bin Blumenwolke, 47 Jahre alt und seit über 5 Jahren in einer Beziehung mit einem Mann (37). Wir waren lange sehr glücklich miteinander.

    Seit Frühjahr dieses Jahres habe ich allerdings die Vermutung, dass er ein Alkoholproblem haben könnte. Mir geht es damit gar nicht gut, weshalb es mir wichtig ist, mich mit anderen Menschen darüber auszutauschen.

    Liebe Grüße

    Blumenwolke

  • Guten Morgen Blumenwolke,

    das zu erkennen und sich hier Hilfe zu holen, indem Du sagst, dass Du Dich austauschen möchtest, ist schon mal ein sehr wichtiger und guter Schritt!

    Herzlich Willkommen hier :)

    Da Du direkt sagst, dass Du Dich gern austauschen würdest, sende ich Dir den Bewerbungslink. Einmal kurz anklicken und ausfüllen, damit wir Dich für den offenen Bereich freischalten können.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Erzähl doch mal ein bisschen mehr von Dir und Deinem Alltag, wenn Du magst.

    LG Cadda

  • Guten Morgen Cadda,

    ganz lieben Dank, meine Bewerbung ist raus :) .

    Hier die wichtigsten Daten zu uns Beiden:

    Ich: 47 Jahre alt, berufstätig in Vollzeit (Bürojob), keine Kinder, habe vor meiner Beziehung über 12 Jahre alleine in Mietwohnungen gelebt und selbständig meinen Haushalt geführt.

    Er: 37 Jahre alt, seit ca. 7 Jahren nicht berufstätig (hat von seinem verstorbenen Vater so viel Geld geerbt, dass er quasi ausgesorgt hat), keine Kinder, hat noch nie alleine gewohnt. Wir beide leben mittlerweile mit seiner Mutter zusammen in ihrem Haus.

    Während ich alkoholische Getränke in Maßen genießen kann, weil ich einfach selten das Verlangen danach habe, hat er meiner Einschätzung nach ein Problem damit. Er ist zwar nicht der Typ Mensch, der mehrmals in der Woche oder gar täglich betrunken ist. Aber wenn er er mal damit anfängt, kann er schwer damit aufhören. Mein Partner trinkt in Gesellschaft von Freunden und schafft es nicht, nach 2-4 Bier Schluss zu machen und nach Hause zu gehen. Es wird dann weitergemacht, bis er total betrunken ist und es bleibt dann auch nicht beim Bier.

    Er trinkt auch unter der Woche, wenn auch weniger und er betrinkt sich nicht. An einem Wochentag hat er seinen Stammtisch und wechselt sich mit einem Freund beim Fahren ab. Wenn er selbst fährt, trinkt er 2 Bier. Wenn sein Freund fährt, trinkt er 3-4 Bier und 1-2 Obstler. Außerdem hat er eine umfangreiche Whisky-Sammlung mit richtig teuren Whiskys, auf die er sehr stolz ist. An 5 Abenden in der Woche trinkt er jeweils ein Gläschen mit ca. 10-20 ml. Hier geht es wirklich um Genuss und nicht um Suff. Aber er nimmt seine Whiskys auch auf Partys mit, auf denen auch Bier und anderes konsumiert wird.

    Betrunken ist er so ca. 2x, manchmal auch 3x im Monat. Das kommt ganz darauf an, wie oft er am Wochenende feiern geht. Ich sollte dazu erwähnen, dass wir aus der Heavy Metal-Szene stammen und der Alkoholkonsum in unserem Freundeskreis allgemein ziemlich hoch ist. Außerdem ist mein Freund Fußball-Fan und geht so 1x monatlich ins Stadion, um seinen Lieblingsverein anzufeuern. Dort gibt es natürlich auch eine Gruppe von Männern, mit denen er sich zum Trinken verabredet.

    Mein Freund kann sehr unangenehm werden, wenn er zu viel getrunken hat... laut, zum Teil aggressiv und am nächsten Tag kann ich nichts mehr mit ihm anfangen, weil er den ganzen Tag nur im Bett liegt und es ihm schlecht geht. Ich würde so gerne wieder öfters sonntags spazieren gehen oder ins Restaurant oder was anderes "Ruhiges" machen an einem Sonntag, so wie in den ersten 4 Jahren unserer Beziehung :cry: .

  • Hallo nochmal :)

    ich habe Dich für den offenen Bereich freigeschaltet und Dein Thema direkt dorthin verschoben. Hier geht es nun für Dich weiter. Du kannst Dich jetzt überall austauschen, jedoch bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.

    Danke fürs Erzählen, so kann man sich besser ein Bild machen. Es ist echt schwierig in unserer Gesellschaft was das Trinken angeht, weil es in vielen Gegenden einfach so "normal" angesehen wird. Ich kenne das. Ich bin so auch aufgewachsen. Nicht in meiner Familie, aber im Freundeskreis. Deshalb werden viele vermutlich auch denken, dass es ok ist, was Dein Partner macht und er bekommt dadurch, dass Andere auch so leben vermutlich auch das Gefühl, dass es nicht bedenklich ist. Ich finde schon, das spielt jedoch keine Rolle, denn es kommt nur darauf an, was DU empfindest und Deine Wahrnehmungen werden richtig sein, vertraue darauf.

    Hast Du mal mit ihm darüber gesprochen? Du schreibst ja, dass er sich offensichtlich verändert hat, denn am Anfang Eurer Beziehung und das sogar über Jahre, lief es ja anders. Es scheint sich ja mehr zuzuspitzen. Sieht er das auch?

    Letztendlich ist allerdings wichtig zu schauen, was Du für Dich tun könntest, denn es ist grundsätzlich so, dass Du als Angehörige da nichts machen kannst. Das hört sich sicherlich hart an, weil viele sich hier melden, weil sie wissen möchten, wie sie helfen können, aber das funktioniert nicht. Es kann nur am eigenen Verhalten etwas verändert werden und an der eigenen Einstellung. An den Alkoholiker kommt man da leider nicht ran, das funktioniert nur, wenn selbst der Wunsch und die Einsicht da ist, mit dem Trinken aufzuhören.

    LG Cadda

  • Genau, das Trinken ist für viele Menschen ganz normal. Weil es eben nicht verboten ist und man sich durch den Konsum nicht strafbar macht.

    Alkoholismus kenne ich durchaus auch von meiner Familie, wenn auch nicht aus dem eigenen Elternhaus. Mein Freund hat früher deutlich mehr getrunken, als wir uns noch nicht kannten. Er war jedes Wochenende Freitag bis Sonntag unterwegs, kam nachts oft gar nicht nach Hause und wurde u. a. schon im total desaströsen Zustand von der Polizei auf der Straße gefunden. Er ist auch schon nach exzessiven Nächten im Krankenhaus und in der Ausnüchterungszelle gelandet. Unter der Woche beim Stammtisch war er früher auch nicht so "brav" wie heute, sondern hat oftmals gesoffen, bis die Kneipe nachts geschlossen hat.

    Das alles wusste ich nicht, als wir uns kennengelernt hatten. Er hat es mir erst erzählt, als wir schon eine ganze Weile zusammen waren. Kann ich schon verstehen, weil mich das vermutlich zu sehr abgeschreckt hätte und das Kennenlernen von meiner Seite früh beendet gewesen wäre. Mein Freund hat sich nie so richtig geliebt und angenommen gefühlt. Er hatte auch noch nie eine richtige Beziehung, bevor das mit uns anfing. Seiner Aussage nach hat er sich deshalb so gehen lassen.

    Seit wir zusammen sind, kamen diese Exzesse nicht mehr vor. Aber wenn er betrunken ist, muss ich immer daran denken und bekomme Angst, dass wieder so etwas passiert wie damals, als wir uns noch nicht kannten.

    Heute gehen wir mit Freunden in den Zoo, spielen danach eine Runde Minigolf und lassen den Abend gemütlich im Restaurant ausklingen. Das hört sich alles harmlos an. Aber unsere Freunde trinken nicht nur auf Partys, Konzerten, Festivals und in Kneipen. Selbst bei so harmlos klingenden Aktivitäten wie Zoobesuch, Kino oder Theater geht es nicht ohne Alkohol. Das macht mir Sorgen.

    Mein Freund hat überhaupt nicht das Gefühl, dass er die Kontrolle verlieren könnte. Weil es früher eben viel schlimmer war und einige seiner Freunde viel größere Probleme mit dem Alkohol haben.

  • Der gestrige Tag war sehr schön und alkoholtechnisch echt harmlos, wenn man bedenkt, wie viel mein Freund und diverse andere bei uns im Freundeskreis sonst trinken. Das lag aber auch daran, dass manche aus der Gruppe von Montag auf gestern in einen Geburtstag reingefeiert hatten und von der Party noch ziemlich kaputt waren.

    Minigolf ist übrigens aus Zeitgründen ausgefallen. Es hat ewig gedauert, bis wir alle vor dem Zoo einen Parkplatz gefunden haben. Deshalb sind wir zwischen Zoo- und Restaurantbesuch in einen Biergarten gegangen. Wir sind diesmal nicht selbst gefahren, eine Freundin hat uns mitgenommen. D. h. mein Freund musste sich alkoholtechnisch nicht einschränken und hat es auch nicht getan. Er hat im Zoo, im Biergarten und beim Abendessen jeweils ein - also insgesamt drei - Bier getrunken. Das ist jetzt nicht superviel, aber ich frage mich, warum musste es jedes Mal ein Bier sein? Wieso kann er nicht auch mal ein alkoholfreies Getränk bestellen, wenn er nicht fahren muss?

    Ich habe nur im Zoo ein Bier getrunken (das hat er mir ausgegeben). Im Biergarten gab es für mich eine Tasse Milchkaffee und beim Essen Mineralwasser. Mich stört das, wenn Menschen selbst bei Unternehmungen, die nichts mit Party usw. zu tun haben, jedes Mal Alkohol trinken. Kann es sein, dass ich etwas zu empfindlich bin?

  • Hallo Blumenwolke,

    ich würde nicht sagen, dass du zu empfindlich bist. Das ist ja eine subjektive Wahrnehmung. Wenn es dich stört, dann stört es dich.

    Mir geht es da inzwischen ganz ähnlich. Ich habe mir "früher" nie viel Gedanken darüber gemacht und es hat mich auch nicht gestört. Also, mich stört es nicht generell, wenn Alkohol getrunken wird, man fragt sich halt zunehmend, ob es bei jeder Gelegenheit sein muss.

    Mit den gemachten Erfahrungen und einer weitergehenden Beschäftigung mit dem Thema Alkohol ändert sich da auch etwas die Sicht auf die Dinge.

    Viele Grüße

    Volka

  • Hallo Blumenwolke,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Wieso kann er nicht auch mal ein alkoholfreies Getränk bestellen, wenn er nicht fahren muss?

    Weil er sonst in den Entzug kommt. D,h. sein Körper braucht Alkohol, damit er keine Entzugserscheinungen bekommt.

    Bei mir fingen damals nach einer gewissen Zeit, wenn ich länger keinen Alkohol getrunken habe, die Finger an zu zittern.

    Und das hörte erst auf, bis ich wieder getrunken habe.

    Und als es ganz schlimm war, zum Ende meiner Sucht, half noch nicht einmal mehr der Konsum von "etwas" Alkohol,

    d.h. einem Bier. Da musste es dann schon mehr sein.

    Du kannst Dir dazu den Artikel "Kalter Entzug" durchlesen, das wird Dir einiges erklären.

    Das Forenteam
    14. Mai 2021 um 22:29

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Weil er sonst in den Entzug kommt. D,h. sein Körper braucht Alkohol, damit er keine Entzugserscheinungen bekommt.

    Bei mir fingen damals nach einer gewissen Zeit, wenn ich länger keinen Alkohol getrunken habe, die Finger an zu zittern.

    Und das hörte erst auf, bis ich wieder getrunken habe.

    Vielen Dank für deine Erklärung. Vor ein paar Monaten habe ich auf einem Konzert einen Bekannten von uns getroffen, der zitternde Finger hatte. Auf meine Frage, ob es ihm nicht gut ging, meinte er, dass er schon über einen halben Tag keinen Alkohol nicht mehr getrunken hatte (er musste Auto fahren). Das hat mich erschreckt.

    Mir macht das auch Angst, was du über meinen Freund geschrieben hast. Dass er jetzt schon Entzugserscheinungen haben soll, finde ich heftig.

    Was kann man als Partnerin in so einer Situation machen? Gibt es nur die beiden Möglichkeiten Akzeptanz oder Trennung, oder kommen auch noch andere Lösungen in Frage?

  • Du kannst da gar nichts machen, Blumenwolke.

    Das kann nur Dein Partner, indem er erkennt, dass er alkoholsüchtig ist und mit dem

    Saufen aufhören will. Erst ab dem Zeitpunkt kann er aus der Suchtspirale aussteigen,

    wenn er es wirklich will.

    Die Frage ist, wie lange willst Du Dir den körperlichen und seelischen Verfall Deines

    Partners anschauen?

    Nur das kannst Du entscheiden.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Mein Partner ist der Meinung, dass er Alkohol nur in Maßen trinkt und kein Problem hat. Weil er eben nicht jede Woche und schon gar nicht mehrmals in der Woche betrunken ist.

    In den ersten beiden Jahren unserer Beziehung haben wir uns nur an den Wochenenden und während der Urlaubszeiten gesehen. Zwei Wochenenden im Monat war er bei mir, dann hat er gar nichts getrunken. Wenn ich übers Wochenende bei ihm war und wir samstags was mit Freunden gemacht haben, wurde schon getrunken, aber es hielt sich in Grenzen. Am Sonntag musste er mich immer zum Bahnhof fahren, weil ich damals kein Auto hatte und jedes Mal mit der Bahn zu ihm gefahren bin.

    An einem Wochenende im Monat haben wir uns nicht gesehen. Vor unserer Zeit war er bei jedem Heimspiel seines Lieblingsvereins im Stadion, später wollte er nur noch jedes zweite Spiel sehen. Aber dann hat er es richtig krachen lassen. Treffpunkt mit Fußball-Freunden gegen 13 Uhr in einer Kneipe, danach gemeinsam ins Stadion, anschließend 1-2 Bier mit den Leuten vor dem Stadion und zu guter Letzt noch Treffen mit anderen Leuten in einer Kneipe im Stadtzentrum. Nach Hause kam er dann immer erst in den frühen Morgenstunden oder am Vormittag des nächsten Tages. Wenn ich am Abend mit ihm telefonieren wollte, war er meistens noch zu k.o. für ein Gespräch.

    Irgendwann kam Corona. Die Bundesliga wurde erst ein Weilchen auf Eis gelegt, später gab es längere Zeit Geisterspiele ohne Zuschauer. Treffen mit Freunden waren erst gar nicht und später nur eingeschränkt möglich. In dieser Zeit trank mein Freund bis auf seine abendlichen Whiskys so gut wie keinen Alkohol und hatte absolut keine Probleme damit. Im Gegenteil, er kam bestens mit der Situation zurecht und betonte immer wieder, dass er die alten Zeiten kein Stück vermisste. Manche Aktivitäten mit Freunden sagte er gar nicht erst zu und blieb lieber zu Hause.

    Das Problem ist, dass mein Freund sehr an seinen Freunden hängt und leider nicht dazu in der Lage ist, sich mit ihnen zu treffen, ohne Alkohol zu trinken. Die meisten Freunde haben dasselbe Problem. Ich weiß, dass ich aktiv gar nichts dagegen machen kann. Trotzdem zieht es mich runter, weil ich das lange Zeit nicht gesehen habe bzw. weil es die letzten Jahre viel besser war :cry: .

  • Bei den Trinkmengen, de Du schilderst, d.h. die Du mitbekommst, ist das schon eine Menge an Alkohol, die

    er tagtäglich trinkt.

    Bestimmt bekommst Du einiges nicht mit. Bei mir wusste mein Mann nie, wie viel ich getrunken habe. D.h.

    selbst ich wusste das manchmal gar nicht.

    Verlass Dich auf Dein Bauchgefühl, Blumenwolke. Wenn Du den Alkoholkonsum nicht mehr ertragen

    kannst, dann überlege Dir, wie Du damit umgehst.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Darf ich dich etwas Persönliches fragen? Du bist jetzt seit fast 11 Jahren trocken, was natürlich eine großartige Leistung ist :thumbup: . Hat deine Ehe die schwierigen Zeiten ausgehalten, bist du noch mit deinem Mann zusammen?

    Anhand eines Beispiels aus meiner eigenen Familie weiß ich, dass es schon möglich ist, trocken zu werden, zu bleiben und eine Ehe aufrechtzuerhalten. Ich bin 1976 geboren. Mein Onkel, damals schwer alkoholabhängig, hat wenige Wochen nach meiner Geburt mit dem Trinken aufgehört. Bis zu seinem Tod Ende 2012 ist er durchgehend ohne Ausnahme trocken geblieben. Ich habe meinen Onkel niemals beim Alkoholkonsum, geschweige denn betrunken gesehen. Und seine Frau ist auch bei ihm geblieben.

    Aber bei meinem Onkel war das viel schlimmer als bei meinem Partner. Ich denke, dass viele Alkoholiker erst über einen Entzug nachdenken, wenn sie wegen ihres Trinkverhaltens in ernsthafte Schwierigkeiten geraten.

    Übrigens ist mein jetziger Partner nicht der erste Mann mit einem überdurchschnittlich hohen Alkoholkonsum. Meine Ex-Partner haben auch viel getrunken. Nur waren diese Beziehungen nicht von allzu langer Dauer. Manchmal frage ich mich, ob ich an solche Männer gerate, weil ich selbst ein Suchtmensch bin (nur ist es bei mir nicht der Alkohol).

  • Mein Mann und ich sind noch immer zusammen. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie man so schön sagt.

    Und hier im Forum kann man nachlesen, dass die Alkoholsucht nur die wenigsten Partnerschaften überstehen.

    Es muss nicht an Dir liegen, dass Du an Männer gerätst, die viel Alkohol trinken. Leider ist es "normal", dass Männer

    eher dem Alkohol "zugeneigt" sind, als Frauen. Und es wird auch gesellschaftlich akzeptiert. Dabei kann man regelmäßig in den Nachrichten von alkoholisierten Menschen lesen, die völlig ausflippen und sich aggressiv, u.a. gegenüber ihren Partnern verhalten.

    Alkohol enthemmt und macht aggressiv. Die Zeitungen sind voll von diesen Meldungen, und auch die Polizei hat immer wieder damit zu tun.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Meine früheren Partnerschaften sind auch größtenteils an der Alkoholsucht zerbrochen. Meistens habe ich das schon relativ schnell bemerkt und mich nach wenigen Monaten getrennt. Oder der Mann war genervt von meinen Ansagen und hat die Beziehung beendet.

    In unserem Freundeskreis gibt es auch einige Frauen, die meiner Einschätzung nach Alkoholprobleme haben. Im Großen und Ganzen trinken aber die Männer schon mehr und öfter. Diese gesellschaftliche Akzeptanz kenne ich auch. Wir wohnen in Bayern, bei uns ist Bier sozusagen ein Grundnahrungsmittel und wird oftmals als "flüssiges Brot" bezeichnet. Außerdem leben wir auf dem Land. Bei uns ist es ganz normal, dass wenn man durch eine Ortschaft fährt und gute Freunde vom Auto in ihrem Garten sieht, man einen Zwischenstopp bei ihnen einlegt und mit ihnen 1-2 Bier trinkt.

    Ich kann mich in Alkoholiker/-innen durchaus hineinversetzen, weil ich wie gesagt auch ein Suchtmensch bin. Seit meiner frühen Kindheit bin ich abhängig von zuckerzugesetzten Lebensmitteln wie Schokolade, Kuchen und Eiscreme. Deshalb habe ich auch schon fast mein ganzes Leben mit Übergewicht zu kämpfen. Wenn ich negative Gefühle spüre und wütend, enttäuscht, frustriert oder traurig bin, esse ich an manchen Tagen einen Haufen Süßkram. Ich kann mir gut vorstellen, dass alkoholabhängige Menschen in schlechten Phasen denselben innerlichen Druck verspüren und deshalb zur Flasche greifen. Nur im Gegensatz zu alkoholabhängigen Menschen hat meine Ernährung keine Auswirkungen auf meinen Charakter.

    Die meisten Menschen mit Alkoholproblem, die mir bekannt sind, tendieren eher nicht zu einem aggressiven Verhalten. Mein Partner leider schon, er kann ganz schön laut werden und wegen Kleinigkeiten austicken.

  • Hallo Blumenwolke,

    was du über Ausflüge oder so schreibst, habe ich bei meinem ersten Mann auch so erlebt. Anstatt mal einen Kaffee oder eine Saftschorle oder so zu trinken, musste es immer Bier sein. Als es einmal kein Bier gab, in einem Café, hat er sich Prosecco bestellt.

    Und ich bin, wie immer, fast ausgeflippt. Es ging nie ohne und irgendwann hatte ich keine Lust mehr auf Ausflüge oder kaffeetrinken gehen.

    Dass du immer wieder an Suchtmenschen hängen bleibst, kann durchaus ein Muster sein.

    Denn Menschen können sich gegenseitig anziehen weil sie etwas an sich haben, was etwas auslöst, bestimmtes Verhalten oder so. Das ist dann vertraut und wirkt anziehend.

    Ich bin zum Beispiel immer eine Frau gewesen mit wenig Selbstwert. Ich habe sehr gerne geholfen, mich darüber wertvoller gefühlt. Ich dachte, ich müsse nehmen, was kommt, was anderes hätte ich eh nicht verdient. Und ich bin in einer großen Familie aufgewachsen in der Alkohol auf allen Feiern dazugehörte, es normal war, sich zu betrinken.

    Ich hatte immer Freunde, die Problemfälle waren. Bei denen ich gut helfen konnte, sie aufbauen konnte. Dadurch fühlte ich mich wichtig und geliebt. Sie waren eher " unter meinem Niveau", sag ich mal. Ohne das als Bewertung zu meinen. Also es waren Männer aus meiner sozialen Schicht aber ich war intelligenter. Somit fühlte ich mich sicherer. Trotzdem machte ich mich immer kleiner als sie.

    Bei meinem ersten Ehemann kam noch Alkohol dazu, für mich " normal" erstmal, ich kannte das ja aus meiner Familie.

    Ich hab das mal aufgeschrieben, grob umrissen, um deutlich zu machen, was ich meine. Meine Kindheitsprägungen, auch das Frauenbild meiner Zeit, hatten viel mit meiner Wahl zu tun.

    Mein zweiter Mann jetzt ist genau das Gegenteil. Wir sind auf einer Ebene, er ist völlig anders als die von damals. Denn ich habe meine Muster erkannt und tue was dagegen.

    Oha, und wiedermal hab ich ganz schön was geschrieben. Ich hoffe, du kannst was damit anfangen, wenn nicht, leg es ad acta.

    Liebe Grüße Aurora

    Willst du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten.


    chinesische Weisheit

  • Hmm, ich habe es durchaus schon geschafft, mich klar und deutlich von Männern zu distanzieren, wenn mir ihr Leben zu problembehaftet erschien. Meistens schon in der Kennenlernphase. Vor meiner jetzigen Beziehung war ich lange Single, was auch daran lag, dass ich so einige unpassende Männer schnell aussortiert habe.

    Vor meinem jetzigen Partner haben mich einige Personen im Vorfeld gewarnt. Es ging aber nicht um seinen Alkoholkonsum, sondern um seine Langzeitarbeitslosigkeit. Mich hat das ehrlich gesagt auch abgeschreckt, als ich davon hörte und ich habe mich damals einfach nicht mehr bei ihm gemeldet. Monate später sind wir uns dann wieder zufällig begegnet. Er hat sich wirklich sehr um mich bemüht und ich bin mir bis heute absolut sicher, dass er mich über alles liebt. Er lebt nicht auf meine Kosten und lässt sich nicht von mir aushalten, sonst hätte ich mich definitiv nicht auf ihn eingelassen.

    Mein Partner sagt gerne, dass es ihm bei den Treffen um die Leute geht und sie ihm viel bedeuten. Aber ich wolle ihm ständig einreden, dass er nur Gelegenheiten zum Trinken sucht. Das ist halt mein Eindruck, mein Empfinden. Ich treffe mich auch gerne mit Freunden, muss aber nicht zwangsläufig bei jedem Treffen Alkohol trinken.

  • Nochmal zurück zu gestern:

    Wir sind gestern zu viert im Auto gesessen. Eine Freundin ist gefahren, die Partnerin des besten Freundes meines Partners. Während der Fahrt erzählten die Männer die Geschichte von einem Zoobesuch aus der Vergangenheit, als ein Freund von ihnen sein eigenes Bier im Rucksack reingeschmuggelt hatte. Daraufhin sagte ich - auch um zu schauen, wie die Reaktion ausfiel - "Na ja, ein Zoobesuch ist jetzt nicht gerade eine Aktivität, bei der man unbedingt Alkohol trinken muss." Die andere Frau sagte: "Das stimmt, das sehe ich auch so." Und ihr Partner meinte: "Aber man kann."

    Für mich liest sich das wie die typische Reaktion eines Menschen, der jede mögliche Gelegenheit zum Trinken nutzen möchte. Wobei der Mann gestern echt wenig getrunken hat. Seine Freundin mag das nämlich auch nicht, wenn nahestehende Menschen zu viel Alkohol trinken und verlangt von ihm, dass er sich einschränkt. Die Beiden sind noch nicht sooo lange zusammen, bisher funktioniert es gut. Ich bin mal gespannt, ob der andere Mann irgendwann auch wieder mehr trinkt.

    Beim Essen bekam ich etwas mit über eine Frau, die auch zu unserem Freundeskreis gehört und gestern nicht anwesend war. Sie war übers Wochenende auf einer Familienfeier, die am Samstag stattgefunden hatte. Sie war bereits am Freitag angereist und total empört über die Tatsache, dass ihre Verwandten am Freitag niemandem Alkohol ausschenken wollten. Ihnen war es wichtig, dass alle Gäste bei der Feier am Samstag fit waren. Sie hat sich total darüber aufgeregt, so nach dem Motto, jetzt bin ich extra so viele Kilometer gefahren und bekomme dann keinen Alk.

    Um ehrlich zu sein, mache ich mir nicht nur Sorgen um meinen Partner, sondern auch um andere Menschen aus unserem Freundeskreis.

  • Hallo Blumenwolke,

    Du bist jetzt in einer " hab acht" Stellung und registrierst natürlich sehr viel in dieser Richtung.

    Das war ein schleichender Prozess bis dahin und hat natürlich auch mit Deinen vorangegangenen Erfahrungen zu tun.

    Darüber solltest Du Dir aber jetzt keine Gedanken mehr machen und auch nicht den Fehler bei Dir suchen.

    Jetzt geht es um Deinen "Ist" -Zustand und der ist unbefriedigend. Wie und Warum es dazu kam ist nicht mehr so wichtig. ( obwohl man darüber vermutlich tagelang philosophieren könnte, bringt aber nicht viel )

    Du musst jetzt wissen was Du willst und welche Kompromisse eingegangen werden können von Deiner Seite.

    Warte nicht darauf das er Deine Standpunkte versteht, das wird eher nicht passieren. Er sieht das Problem nicht oder anders.

    Du hast hier im Forum die Möglichkeit zu schreiben, zu sortieren und wichtiges von unwichtigem zu trennen. Wenn Du soweit bist, wird es auf ein ernsthaftes Gespräch mit von Dir klar ausformulierten Grenzen hinauslaufen.

    Irgendwann geht es dann tatsächlich um die Frage : "Was ist wichtiger? Der Alkohol oder Ich"

    Die Frage warum Du öfters an den selben Typus Männer gerätst ist jetzt auch nicht mehr hilfreich.

    Es beinhaltet soviel wie " Selbst schuld - Füg Dich Deinem Schicksal, ist nunmal so "

    Ein klares Nein dazu.

    Daran kannst du ggf. später mal arbeiten, in dieser aktuellen Situation stellt sich die Frage nicht mehr.

    Ich hoffe Du kannst hier etwas sortieren und dann richtige Entscheidungen für Deine Zukunft treffen.

    GlG WW

    m. , Bj. 67 :wink: , abstinent seit 2005

    Wir gehen unseren Weg, weil wir nur den Einen haben. Hätten wir mehrere zur Auswahl, wären wir total zerrissen und unglücklich. Einzig die Gestaltung unterliegt uns in gewissen natürlichen Grenzen.

  • Ich möchte mich nicht von diesem Mann trennen. Wir lieben uns. Mit ihm habe ich so schöne Zeiten erlebt wie mit keinem anderen Menschen in meinem Leben. Er ist immer für mich da, wenn ich ihn brauche. Heute hatte ich ein wenig Ärger auf der Arbeit. In der Mittagspause habe ich ihn angerufen, er hat mich ganz lieb getröstet.

    In diesem Jahr hat sich etwas in seinem Leben verändert. Etwas, das ihn belastet und ihn noch mehrere Jahre begleiten wird. Ich würde ihn sehr gerne unterstützen, weiß aber nicht so richtig, wie ich das machen soll.

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