schattenkind - Vorstellung

  • Ich bin 55 und mein Vater hat ein Alkoholproblem. Wir leben 650 km voneinander entfernt und ich fühle mich mit jedem seiner Abstürze hilfloser, weiß nicht was ichtun kann und wie ich reagieren kann.

    Hier suche ich Austausch und Zuspruch

  • Hallo Schattenkind,

    das ist eine sehr schwierige Situation, in der Du steckst. Ich kann mir gut vorstellen, was Du durchmachst, denn ich bin in einer ähnlichen Situation mit einer bald 80ig-jährigen alkoholkranken Mutter. Auch wir leben viele hundert Kilometer voneinander entfernt.

    Es ist gut, dass Du uns gefunden hast und Austausch suchst. Mir hilft der Austausch hier sehr.

    Du wirst sicher bald offiziell von den Moderatoren begrüsst. Unterdessen schon einmal ein herzliches Willkommen von mir.

    Liebe Grüße

    Siri

  • Hallo schattenkind,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Leider ist es so, dass sich viele Geschichten der Angehörigen bei uns im Forum ähneln.

    Und es ist so, dass nur der Alkoholkranke die Sucht stoppen kann. Du kannst im Grunde nichts tun,
    nur dafür sorgen, dass es Dir besser geht.

    Der Austausch mit anderen Angehörigen ist hilfreich und wichtig, deshalb nachfolgend der Bewerbungslink für Dich:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema zu "Erste Schritte für EKA" (Erwachsene Kinder von Alkoholikern) verschieben.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Schattenkind,


    herzlich willkommen in unserer Onlineselbsthilfegruppe. Ich habe dich für die offenen Bereiche freigeschaltet, und verschiebe dein Thema dorthin zu den Angehörigen. Wenn du lieber zu den erwachsenen Kindern möchtest, dann sag bitte Bescheid.

    Du kannst jetzt in den offenen Bereichen schreiben, aber bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.

    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Danke dafür Morgenrot,

    Ich bleibe vielleicht erstmal hier, ich weis nicht ob ich zu denn erwachsenen Kindern gehöre, denn ich bin ja so richtig erst jetzt damit konfrontiert. Solange ich zu Hause bei meinen Eltern gewohnt habe war alles ok, glaube ich jedenfalls. Und vorher, also vor jetzt, hat meine Mutter sich kümmern können. Jedenfalls solange sie gesund war. Die letzten 18 Monate während ihrer Krankheit und bis sie gestorben ist war mein Vater sehr aufopferungsvoll für sie da. Ich glaube nicht dass es in dieser Zeit Abstürze oder Aussetzer gegeben hat.

    Also ich bin natürlich schon ein erwachsebes Kind, aber eben ohne Kindheitserfahrungen. Und ganz klar ist es nicht nur der Alkohol der mich sorgt, sondern auch das Zusammenspiel wenn der Mensch älter, also alt ist, und sowieso schon aus diesem Grund beeinträchtigt ist.

  • Guten Morgen Schattenkind,


    da Du zuletzt geschrieben hast, vielleicht doch lieber zu den "Kindern", verschiebe ich Dich dorthin. Letztendlich hast Du Dich sogar "SchattenKIND" genannt, das sagt ja auch Eingies aus, unbewusst vielleicht.


    Du kannst ja auch eh in den anderen Bereichen mitschreiben, es ändert sich ja nicht groß etwas. Ich schiebe Dich dann mal dort hin :)


    LG Cadda

  • Ich lese hier, bin bestürzt, finde mich wieder und fühle mich trotzdem noch immer schlecht und hoffe natürlich dass alles gut wird.

    Bei meinem Vater gibt es ja mehrere Baustellen: er ist Mitte 80, hatte schon einen gottseidank leichten Schlaganfall und natürlich auch deshalb ist er nicht mehr völlig fit. Er ist einsam seit meine Mutti tot ist und trauert auch noch deutlich, er fühlt sich nicht mehr gebraucht und jetzt auch noch der Alkohol, dem er ganz alleine widerstehen muss.

    Leider hat er nie völlig abstinent gelebt, ein Glas Sekt zum Anstoßen war immer üblich. Er hört da auch nicht auf andere und, jedenfalls nach meinem Kenntnisstand, ist das auch gut gegangen.

    Jetzt hat er einen Absturz gehabt, den ich mitbekommen habe, weil er eine Verabredung abgesagt hat. Er wollte uns besuchen und hat einen Tag vorher angerufen dass er nicht kommen wird, weil er körperlich nicht in der Lage ist. Und ich sitze hier und bin traurig. Aber was kann ich tun, nichts kann ich tun.

  • Guten Abend Schattenkind!

    Habt Ihr schon einmal darüber gesprochen, ob Dein Vater in ein betreutes Wohnen umziehen kann und will?

    Dort kann er Leistungen in Anspruch nehmen, die er braucht und hat außerdem Gesellschaft.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Hallo Schattenkind,

    ich kann sehr gut verstehen, dass Dich die Lektüre bestürzt und sehr mitnimmt. Aber es stimmt nicht ganz, dass Du nichts tun kannst. Nur ihn "trocken legen", wie die trockenen Alkoholiker hier schreiben, ohne dass das sein eigener Wille ist, das wird nicht klappen. Ihm Hilfe zusagen, wenn er sie braucht und darum bittet, das kannst Du ja durchaus machen.

    Im ersten Post hast Du von mehreren Abstürzen geschrieben, die Dich immer hilfloser werden lassen. Jetzt von einem Absturz, den Du mitbekommen hast.

    Kannst Du denn mit Deinem Vater offen über Deine Sorgen, die Du aufgrund seines Alkoholabusus hast, sprechen?

    Auch wenn meine Mutter das bis vor kurzem immer abgestritten hat, war es für mich wichtig, ihren Alkoholmissbrauch niemals unter den Teppich zu kehren. Ich habe mich auch nie auf ihre Beschwichtigungen eingelassen, dass es doch normal sei etwas zu trinken (ein Glässchen in Ehren etc.).

    Es ist gut möglich, dass Dein Vater aufgrund des Todes Deiner Mutter in die Sucht geraten ist. Aber auch dann ist es ja wichtig, dass das offen angesprochen werden kann, ohne Vorwürfe.

    Ich finde Ellys Vorschlag mit dem betreuten Wohnen sehr bedenkenswert. Solange es Deinem Vater noch einigermaßen gut geht, ist ein Umzug sicher besser zu bewältigen als später und die Möglichkeit Kontakte zu knüpfen wäre ja vielleicht ein Lichtblick für ihn.

    Bei meiner Mutter ist der gerontopsychiatrische Beratungsdienst eine sehr hilfreiche Anlaufstelle. Vielleicht gibt es so etwas ja auch bei Deinem Vater in der Nähe? Sie beraten auch Angehörige, was für mich in einer Krisensituation sehr hilfreich war. Zudem bietet der Dienst bei meiner Mutter Tagesstrukturen an (Tagescafé etc). Meine Mutter ist bereits nicht mehr in der Lage solch ein Angebot wahrzunehmen, dafür kommt aber nun regelmäßig jemand bei ihr vorbei für Gespräche. Auch so etwas könnte eine gute Unterstützung für Deinen Vater sein. Ebenso schauen sie dort, ob Besuche von Ehrenamtlichen eine Option wären, gegen die Einsamkeit.

    Das wichtigste ist aber erst einmal, dass Du auf Dich selbst achtest: Wie viel Kontakt und Austausch mit Deinem Vater Dir gut tun und was Du leisten kannst, ohne selbst in die Hilflosigkeit zu geraten. Gerade bei sehr empathischen Personen kann es leicht passieren, dass sie sich nicht genügend abgrenzen.

    LG Siri

  • Will er nicht

    Ein richtiges Seniorenheim ist zu teuer, er hätte gern ein Einzelzimmer. Und er macht einiges noch viel zu gern und zu selbstständig, z. B. kochen oder einkaufen, geht bei vielen Heimen nicht so gut

    Was ICH toll finden würde wäre so eine Wohnanlage, wo der Mensch so selbstständig sein kann wie er kann (und will) aber wo die anderen Sachen hinzukommen können, saubermachen, putzen und so. Und dawäre vielleich auch die Möglichkeit, sich mit andere zu verabreden, also kein fertiges Program sondern eigene Gestaltung.

    Aber 1. dieser Gedanke ist für ihn aktuel überhaup kein Thema "wenn ich mal richtig alt bin und tatsächlich Unterstützung brauche".... also wann?.....

    und 2. erstmal finden sowas, ich hab schon gegoogelt, rein zur Info, aber was passendes habe ich bisher nicht entdecken können

  • Was mich immer wieder erstaunt, ist, dass der Vorsorge-Gedanke in Teilen dieser Generation so gar kein Thema ist. Leider ist es ja nicht so, dass ein Fingerschnipp die Dinge herbeizaubert, die man sich wünscht, auch wenn man sie dann noch so sehr braucht.

  • Das ist sehr gut, dass das offene Gespräch möglich ist. Und auch der Optimismus Deines Vaters ist ja eigentlich eine sehr schöne Sache, ausserdem scheint er ja die Verantwortung für seine Abstürze zu übernehmen, wenn ich das richtig verstehe?

  • Die letzten 18 Monate während ihrer Krankheit und bis sie gestorben ist war mein Vater sehr aufopferungsvoll für sie da. Ich glaube nicht dass es in dieser Zeit Abstürze oder Aussetzer gegeben hat.

    Leider hat er nie völlig abstinent gelebt, ein Glas Sekt zum Anstoßen war immer üblich. Er hört da auch nicht auf andere und, jedenfalls nach meinem Kenntnisstand, ist das auch gut gegangen.

    Jetzt hat er einen Absturz gehabt, den ich mitbekommen habe, weil er eine Verabredung abgesagt hat. Er wollte uns besuchen und hat einen Tag vorher angerufen dass er nicht kommen wird, weil er körperlich nicht in der Lage ist. Und ich sitze hier und bin traurig. Aber was kann ich tun, nichts kann ich tun.

    Schattenkind, kann es sein, dass er, bedingt durch die Trauer nur ab und an mal zu viel trinkt?

    Wann hast Du ihn zuletzt gesehen?

    Wohnt in der Nähe Deines Vaters jemand, den Ihr gemeinsam kennt und mit dem Du Kontakt aufnehmen kannst?

    Oder ist es Dir möglich für eine oder zwei Wochen zu ihm zu fahren?

    Dann würdest Du klarer sehen und die Lage besser beurteilen können.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • @ Siri

    Prinzipiell hast du recht, aber ich finde den Optimismus zu viel. Das zeige ich aber nicht, weil ich ihn ja bestärken will und nicht herunterziehen. Und ja, er übernimmt die Verantwortung, aber was nutzt das, die Situation ändert sich dadurch ja nicht wirklich. Ich merke das mein Vertrauen nachlässt.

    Vorsorge ist ein Thema für sich, aber das war auch bei meiner Mutti so, da hilft nicht mal das positive Beispiel dass ich das selbst schon alles gemacht habe. Aber klar arbeite ich weiter daran.


    @ Elly

    Ja, mit der Trauer hat das auf jeden Fall zu tun. Und was bedeutet zu viel trinken? Alles was dazu führen kann, dass ein erneuter Absturz kommt, ist zuviel, für mich also alles. Anstoßen kann man auch alkoholfrei. Es ist nicht so, dass ICH keinen Alkohol trinke, aber natürlich kann und würde ich sehr gern darauf verzichten, wenn ich zu Besuch komme, auch ohne das stets zu thematisieren.

    Gesehen haben wir uns vor 5 Monaten, er will nicht dass ich mal so einen Tag vorbeikomme. Hab ich früher öfter gemacht, ganz früh hin und ganz spät zurück, da war dann ausreichend Zeit für meine Eltern und ich habs gut in meinen Alltag integrieren können.

    Vertrauenspersonen gibt's nicht, meine Eltern waren ja echt lange zusammen und haben viel alleine gemacht, haben beide keine Geschwister, ich auch nicht, und viele Freunde sind bereits gestorben oder aber umgezogen, also weiter weg, in die Nähe ihrer Kinder. Also mein Vater ist nun echt ganz alleine, ich versuche schon seit Jahren hier was zu ändern, hab immer mal wieder Vorschläge gemacht wegen umziehen, egal ob in meine Nähe oder in irgendeine Einrichtung oder der Besuch von Seniorentreffs. Da kam, auch von meiner Mutti, tatsächlich oft die Aussage, dass das ja noch viel zu früh ist. Aber ich gebe natürlich nicht auf.

    Länger zu ihm direkt fahren kann ich nicht, ich könnte und möchte ehrlicherweise auch nicht, in der Wohnung übernachten. Wir telefonieren jeden Tag miteinander.

  • Ich merke das mein Vertrauen nachlässt.

    Worauf bezogen meinst Du, dass Dein Vertrauen nachlässt, Schattenkind?

    Auf Dein Gefühl, dass er selbst auf sich aufpasst?

    Und was bedeutet zu viel trinken? Alles was dazu führen kann, dass ein erneuter Absturz kommt, ist zuviel, für mich also alles.

    Es sind Deine Gedanken und Dein Umgang mit dem Alkohol. Dein Vater ist erwachsen und Du hast es nicht in der Hand, wie viel er trinkt.

    Selbst wenn Du nebenan wohnen würdest, hast Du keinen Einfluss darauf, wie er sein Leben führt.

    Er zeigt außerdem eindeutig, dass er eine Einmischung Deinerseits nicht wünscht.

    Und Euer Verhältnis scheint nicht so nah zu sein, dass er Dich wirklich nah an sich heranlässt. Er sagt ja auch, dass Du ihn nicht besuchen sollst.

    Ihr seid im täglichen Kontakt per Telefon, das ist doch im Grunde sehr viel. Aber er will sein Leben so weiter leben.

    Das zu akzeptieren, das ist jetzt Deins!

    In gewisser Weise loslassen und es für Dich leichter werden zu lassen.

    LG Elly

    ---------------------------------------------------------------------------------------

    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Prinzipiell hast du recht, aber ich finde den Optimismus zu viel. Das zeige ich aber nicht, weil ich ihn ja bestärken will und nicht herunterziehen. Und ja, er übernimmt die Verantwortung, aber was nutzt das, die Situation ändert sich dadurch ja nicht wirklich. Ich merke das mein Vertrauen nachlässt.

    Hallo Schattenkind,

    ersteinmal möchte ich Dir mein herzliches Beileid zum Tod Deiner Mutter aussprechen. Entschuldige bitte diese Verspätung, auch Du hast ja den Verlust einer geliebten Person erlitten.

    Ich finde es gerade in so einem Fall, wo es um konkrete Sorgen über ein ganz bestimmtes Verhalten geht, problematisch, einem nahen Angehörigen die eigenen Gefühle/Gedanken/Befürchtungen/Wünsche vorzuenthalten, selbst wenn die dahinterstehende Absicht ehrenwert ist. Wenn Du den Optimismus Deines Vaters nicht teilst, warum hinterfragst Du dies dann nicht direkt im Gespräch mit ihm?

    Mit dem Hinweis, dass Du Dir große Sorgen machst, wo das hinführen soll und dass Du vor allem sehr traurig bist, dass unter den Alkoholabstürzen die bisherigen regelmäßigen gemeinsamen Treffen leiden, ist daran doch nichts Schlechtes. Dein Vater sieht dann, wie wichtig es Dir ist, ihn regelmäßig zu sehen und wie sehr die Abstürze Dich belasten. Wenn er sich so vergräbt und Dich zurückweist, macht das ja auch etwas mit Dir. Ich stelle es mir schwer vor, wenn mit dem Tod der eigenen Mutter gewissermassen auch der Verlust des Vaters verbunden ist, wenn dieser nun alle Nähe abwehrt.

    Ich frage mich, ob es womöglich helfen könnte, den Fokus erst einmal auf sich selbst zu lenken, die eigene Trauer um die Mutter, die eigenen Erwartungen, Gefühle und Wünsche in der Beziehung zum Vater jetzt wo die Mutter fehlt? Vielleicht wird dadurch auch die Kommunikation mit Deinem Vater einfacher.

    Viele liebe Grüße

    Siri

Unserer Selbsthilfegruppe beitreten!

Du hast noch kein Benutzerkonto auf unserer Seite? Registriere dich kostenlos und nimm an unserer Community teil!