Vor fast genau zwei Jahren habe ich mich hier im Forum angemeldet. Ich bin damals als Angehörige gekommen und als Alkoholikerin geblieben.
Die guten Nachrichten zuerst: mir und den Kindern geht es sehr gut! Meinen Ex zu verlassen und auch alles was ich mir bis dahin aufgebaut hatte loszulassen, war mein Ticket in die Freiheit.
Allerdings bin ich davon überzeugt, dass eine Trennung vom suchtkranken Partner die eigenen Themen nicht löst. Nachdem ich hier ankam, habe ich begonnen auf mich zu schauen. Mich zu fragen: warum bin ich mit einem Alkoholiker zusammen? Warum kann ich mich nicht trennen?
Und ganz wichtig die Frage: was will ich? Was wünsche ich mir für mein Leben?
Wenn ich mich nicht bewege, bewegt sich nichts. Aus meinem alten Tagebuch habe ich ein paar wichtige Erkenntnisse rausgesucht:
Der CO hat eine ganz eigene riesige Baustelle! Sie macht mir ab und zu Angst aber irgendwann wird da schon mein Gerüst stehen, mit all den Werkzeugen die ich brauche um ein zufriedenes Selbstwertgefühl zu haben.
Ich habe mich wieder berappelt und sehe klarer. Es ist schwer zu beschreiben wie sich diese "Zustände" im Kopf anfühlen. Es ist wirklich schmerzhaft und kaum auszuhalten. Also dieses Gefühl zu haben, dass man auf etwas geprägt ist, was einem nicht gut tut. Es sehen zu können, verstehen zu können aber nicht fühlen zu können. Es ist dann wirklich wie beim Alkohol. Man weiß in dem Moment schon, dass man die Flasche ansetzt. Ich wollte dann auch gar nicht mehr ins Forum schauen oder schreiben. Dann kamen lauter Abwehrmechanismen und der Gedanke, dass ich mich mit alledem nicht mehr auseinandersetzen möchte. Weder mit seiner Sucht, noch mit meiner Abhängigkeit oder sonst was, was nicht mit mir stimmt. Aber eine Stimme in mir war lauter: ich will es schaffen, ich gebe jetzt nicht auf! Es hat ja niemand gesagt, dass es leicht wird. Aber was ist die Alternative? In einer Dauerschleife hängen zu bleiben? In MEINER Dauerschleife hängen zu bleiben. Nein! Ich bleibe dran.
Ich habe nicht aufgeben, ich habe es geschafft! Dazu habe ich jede Hilfe genommen, die ich kriegen konnte. Allen voran: dieses Forum hier! Dann noch die Suchtberatung für Angehörige und die Frauenberatungsstelle und ein Coaching für Mütter.
Als ich hier ankam war ich am Boden. Ich habe keinen Ausweg mehr gesehen, so tief hatte ich mich in die Abhängigkeit reinmanövriert. Einen Betrieb mit einem Haufen Schulden, ein Kleinkind ein Baby und einen Säufer an meiner Seite.
Aber ich wusste, entweder ich lasse los oder es geht weiter abwärts.
Ich eröffne dieses Tagebuch im öffentlichen Bereich, damit ich auch hier eine Adresse habe. Ich möchte allen Mut machen die Reise zu sich selbst zu beginnen. Nicht mehr um den Alkoholiker zu kreisen, sondern sich selbst in den Mittelpunkt zu stellen.