Tobias92 - EKA, schwierige Kindheit

  • Hallo zusammen, ich stelle mich dann mal vor.

    Ich bin Ende 30 und habe einen alkoholkranken Vater. Von ca. meinem 6. bis zu meinem 15. Lebensjahr war mein Vater trocken, seitdem trinkt er jedoch fast durchgängig. Ich hatte keine ganz so leichte Kindheit, da der Alkohol meinen Vater immer ziemlich aggressiv gemacht hat und er immer wieder auf Streit aus war, nicht nur mit mir, sondern auch mit meiner Mutter (ohne körperliche Gewalt).
    Nach außen hin wurde das Thema immer totgeschwiegen, niemand sollte mitbekommen, dass mein Vater Alkoholiker ist (innerhalb der Familie wusste es natürlich jeder).
    Freunde zu sich einladen war so natürlich auch unmöglich.

    Da ich Einzelkind bin, hatte ich so, außer meine Mutter, niemanden, mit dem ich drüber sprechen konnte.

    Mit 20 bin ich dann Zuhause ausgezogen, ca 90 km entfernt von den Eltern, mittlerweile schon 11 Jahre in einer Beziehung.

    Meine Mutter und ich haben ein ziemlich inniges Verhältnis, wir schreiben uns auch täglich.

    Nur wegen ihr bin ich alle 3 Wochen ca. meine Eltern besuchen gefahren, jedoch immer mit Magenschmerzen, da ich wusste, da dort nicht nur meine Mutter, sondern auch mein Vater warten würde.
    Egal was ich mache, sei es beruflich oder privat, es war eigentlich immer alles falsch, alles wurde hingestellt, als wäre es nichts wert. Darüber hinaus hat er jedes Mal wenn ich da bin, versucht, mich einzuspannen, um kaufen zu gehen für ihn (der Supermarkt ist fußläufig 100 m entfernt...)

    Wenn er nicht trinkt, ist er eine ganz andere Person, aber mit dem Alkohol unerträglich.
    Über die Jahre habe ich gespürt, dass es wichtig ist, dieses Thema nicht totzuschweigen, und bin dann in meinem Freundeskreis auch offen mit dem Thema umgegangen, was total gut aufgenommen wurde.

    Als er Mitte letzten Jahres mit dem Trinken aufhörte, dachte ich, es würde sich alles zum Guten wenden, jedoch fing er im Januar diesen Jahres nochmal an. (mit der Begründung, meine Mutter müsste immer Recht und bei allem das letzte Wort haben und das würde ihn nerven)


    Da ich jedoch gemerkt habe, dass ich mehr Distanz benötige, habe ich ihm in einer SMS geschrieben, dass ich Abstand von ihm möchte, was er scheinbar akzeptiert, da er sich seitdem nicht mehr gemeldet hat (vorher hatte er immer angerufen, teilweise während meiner Arbeitszeit und meinte, dass ich sofort ran gehen müsse, wenn er anruft)

    Nun war ich 2 Monate nicht mehr dort zu Besuch und mich plagt meiner Mutter gegenüber das Schuldgefühl, als würde ich Sie mit dieser Situation alleine lassen. Sie weiß, dass Sie jederzeit bei uns willkommen ist und uns besuchen kann, jedoch weiß ich, dass Sie befürchtet, wenn Sie mich ohne ihn besucht bzw. ohne ihn Zeit mit mir verbringt, dass ihn das unglaublich wütend und noch cholerischer machen könnte.

    Da ich aber über Jahre hinweg gemerkt habe, dass mich die Besuche bei meinen Eltern alle 2,3 Wochen eher runterziehen und mich bedrücken als dass Sie mir gut tun, möchte ich nun erstmal diesen Weg weitergehen und auf Abstand bleiben.


  • Hallo Tobias und herzlich Willkommen hier.

    Es ist toll, dass du so gut reflektieren kannst, was dir gut tut und was nicht und entsprechend handelst. Ich wünsche dir, dass du dabei bleiben kannst.

    Der Austausch hier wird dir bestimmt gut tun.

    Wäre es denn eine Option, deine Mutter z.B. nicht zu Hause sondern außerhalb zu treffen. Ein schöner Tag beim Einkaufsbummel, einen Tag wandern gehen oder ähnliches.

  • Hallo Tobias92,


    herzlich willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Ich kann gut nachvollziehen, dass Dich die Situation belastet. Abstand ist in diesem Fall die beste Entscheidung, auch wenn es Dir in Hinblick auf Deine Mutter vielleicht schwer fällt. Du hast gemerkt, dass Dich der Kontakt zu Deinen Eltern (Deinem Vater) runterzieht - es ist gut, dass Du auf Dich achtest und Dich distanzierst. Es ist immer schwierig, wenn es um die Eltern geht, da ist oft eine noch höhere Hemmschwelle den Kontakt abzubrechen.

    Möchtest Du Dich hier austauschen?

    Dann klicke den Link an und bitte um Freischaltung.

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    VG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Hallo Tobias und herzlich Willkommen hier.

    Es ist toll, dass du so gut reflektieren kannst, was dir gut tut und was nicht und entsprechend handelst. Ich wünsche dir, dass du dabei bleiben kannst.

    Der Austausch hier wird dir bestimmt gut tun.

    Wäre es denn eine Option, deine Mutter z.B. nicht zu Hause sondern außerhalb zu treffen. Ein schöner Tag beim Einkaufsbummel, einen Tag wandern gehen oder ähnliches.

    Vielen Dank.
    Für mich wäre das definitiv eine Option, wie gesagt, meine Mutter und ich haben ein sehr gutes Verhältnis, es sind eher die Befürchtungen meiner Mutter hinsichtlich meines Vaters, die momentan dagegen sprechen. Sie befürchtet, dass Sie das dann in Form von Wutausbrüchen und Vorwürfen abbekommt, dass ich mich mit ihr alleine treffen möchte. Bislang war sie es ja auch gewohnt, dass ich alle 2,3 Wochen zu Besuch kam, aber wirklich unterhalten konnte man sich da nicht, da mein Vater permanent daneben sitzt und uns immer wieder unterbricht und uns stört.

  • Du bist jetzt für den offenen Forumsbereich freigeschaltet. Deinen Thread habe ich in den EKA-Bereich verschoben. Du kannst überall schreiben, nur bitte nicht die ersten 4 Wochen im Vorstellungsbereich.

    Ich wünsche Dir einen guten Austausch!

    VG Sue

    You will bloom if you take the time to water yourself 🌷

  • Vielen Dank Sue :)

    Twizzler wie du auch vorgeschlagen hast, habe ich meiner Mutter nochmal angeboten, dass wir uns gemeinsam in der Stadt treffen um Kaffee zu trinken, bisschen zu bummeln, spazieren zu gehen. Einfach normal unterhalten und zusammen lachen ohne Beaufsichtigung durch meinen betrunkenen Vater, der zu allem ein Kommentar abgeben muss.
    Als Antwort bekam ich, ich müsste sie verstehen, sie säße zwischen zwei Stühlen, wenn sie sich mit mir allein treffen würde, dann wäre die Hölle los und das würde sie nicht ertragen (Meine Mutter hatte einen Herzinfarkt vor einigen Jahren und dadurch nur noch die halbe Herzleistung).

    Ich kann sie ja verstehen, aber ich möchte ehrlich gesagt nicht meinen eingeschlagenen Weg des seit 2 Monaten ruhenden Kontakts zu meinem Vater beenden um meine Mutter zu besuchen (zwangsläufig dadurch ja wieder meinen Vater auch sehe), da ich mich ansonsten wieder gefühlt in den Teufelskreis hineinbegebe.

    Es ist ein hin und her zwischen "schlechtes Gewissen" und "du hast ihr angeboten dich zu sehen, mehr kannst du nicht tun"

  • Hallo und willkommen bei uns in der SHG, Tobias!

    Als Mutter von 2 erwachsenen Kindern will ich Dir meine Sicht schildern.

    Natürlich unternehmen mein Mann oder ich etwas getrennt voneinander mit den "Kindern". Das ist doch völlig normal. Uns als Eltern gibt es doch nicht nur im Doppelpack.

    Deine Mutter ist erwachsen und hätte schon vor langer Zeit klarmachen müssen, dass sie auch das Recht hat, etwas ohne ihn zu unternehmen. Irgendwie liest sich das nach absoluter Kontrolle Deines Vaters und sie fügt sich. Normal ist das in heutigen Zeiten nicht.

    Sie befürchtet, dass Sie das dann in Form von Wutausbrüchen und Vorwürfen abbekommt, dass ich mich mit ihr alleine treffen möchte.

    Wutausbrüche scheint er ja so oder so zu haben, wenn er alkoholisiert ist.

    Es liegt an Deiner Mutter, ob und in welcher Form sie sich das gefallen lässt, bzw. erträgt.

    Mir ist es immer wichtig, meine Kinder zu sehen.

    Wenn sie wirklich will, dann besteht doch auch die Möglichkeit, dass Du sie zum Kaffeetrinken, bummeln, etc. abholst. Das hast Du ja bereits angeboten.

    Und sie hat abgelehnt, was ich sehr schade finde. Deine Eltern haben doch jeder ein eigenes Leben und sind nicht zusammengewachsen, oder?

    Wenn sie das alles nicht will, dann weißt Du, dass Du kein schlechtes Gewissen haben musst. Es liegt dann an ihr allein!

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

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