Hallo zusammen, ich stelle mich dann mal vor.
Ich bin Ende 30 und habe einen alkoholkranken Vater. Von ca. meinem 6. bis zu meinem 15. Lebensjahr war mein Vater trocken, seitdem trinkt er jedoch fast durchgängig. Ich hatte keine ganz so leichte Kindheit, da der Alkohol meinen Vater immer ziemlich aggressiv gemacht hat und er immer wieder auf Streit aus war, nicht nur mit mir, sondern auch mit meiner Mutter (ohne körperliche Gewalt).
Nach außen hin wurde das Thema immer totgeschwiegen, niemand sollte mitbekommen, dass mein Vater Alkoholiker ist (innerhalb der Familie wusste es natürlich jeder).
Freunde zu sich einladen war so natürlich auch unmöglich.
Da ich Einzelkind bin, hatte ich so, außer meine Mutter, niemanden, mit dem ich drüber sprechen konnte.
Mit 20 bin ich dann Zuhause ausgezogen, ca 90 km entfernt von den Eltern, mittlerweile schon 11 Jahre in einer Beziehung.
Meine Mutter und ich haben ein ziemlich inniges Verhältnis, wir schreiben uns auch täglich.
Nur wegen ihr bin ich alle 3 Wochen ca. meine Eltern besuchen gefahren, jedoch immer mit Magenschmerzen, da ich wusste, da dort nicht nur meine Mutter, sondern auch mein Vater warten würde.
Egal was ich mache, sei es beruflich oder privat, es war eigentlich immer alles falsch, alles wurde hingestellt, als wäre es nichts wert. Darüber hinaus hat er jedes Mal wenn ich da bin, versucht, mich einzuspannen, um kaufen zu gehen für ihn (der Supermarkt ist fußläufig 100 m entfernt...)
Wenn er nicht trinkt, ist er eine ganz andere Person, aber mit dem Alkohol unerträglich.
Über die Jahre habe ich gespürt, dass es wichtig ist, dieses Thema nicht totzuschweigen, und bin dann in meinem Freundeskreis auch offen mit dem Thema umgegangen, was total gut aufgenommen wurde.
Als er Mitte letzten Jahres mit dem Trinken aufhörte, dachte ich, es würde sich alles zum Guten wenden, jedoch fing er im Januar diesen Jahres nochmal an. (mit der Begründung, meine Mutter müsste immer Recht und bei allem das letzte Wort haben und das würde ihn nerven)
Da ich jedoch gemerkt habe, dass ich mehr Distanz benötige, habe ich ihm in einer SMS geschrieben, dass ich Abstand von ihm möchte, was er scheinbar akzeptiert, da er sich seitdem nicht mehr gemeldet hat (vorher hatte er immer angerufen, teilweise während meiner Arbeitszeit und meinte, dass ich sofort ran gehen müsse, wenn er anruft)
Nun war ich 2 Monate nicht mehr dort zu Besuch und mich plagt meiner Mutter gegenüber das Schuldgefühl, als würde ich Sie mit dieser Situation alleine lassen. Sie weiß, dass Sie jederzeit bei uns willkommen ist und uns besuchen kann, jedoch weiß ich, dass Sie befürchtet, wenn Sie mich ohne ihn besucht bzw. ohne ihn Zeit mit mir verbringt, dass ihn das unglaublich wütend und noch cholerischer machen könnte.
Da ich aber über Jahre hinweg gemerkt habe, dass mich die Besuche bei meinen Eltern alle 2,3 Wochen eher runterziehen und mich bedrücken als dass Sie mir gut tun, möchte ich nun erstmal diesen Weg weitergehen und auf Abstand bleiben.