Jana, Mein Mann ist Alkoholiker

  • Ich habe ja immer wieder Protokolle geschrieben und Audios gemacht bei seinen Alkohol-Exzessen bzw davon, wie er sich dann mir gegenüber benommen hat. So in der Fülle hat sich das schon echt krass angehört/gelesen und ich hatte die ganze Nacht Alpträume.

    Zuerst wollte ich diese Exzesse aus unseren Whatsapp Nachrichten rausholen, aber da waren natürlich auch alle anderen da, dh auch die netten Nachrichten, die Liebeserklärungen etc. Das hab ich natürlich gar nicht gepackt und hat mich unendlich zum Heulen gebracht.

    Was für ein Sch...

    Euch allen einen schönen Sonntag ;)

  • Finde es interessant, ist mir gerade beim Lesen aufgefallen, dass so viele Threads einfach irgendwann abreißen, ohne dass man erfährt, wie es der betroffenen Person geht und wie die Sache für sie ausgegangen ist. Das ist sehr schade, weil man ja doch für die Person immer so sehr auf ein gutes Ende hofft. Oder verschwinden alle irgendwann im geschlossenen Bereich?

  • Nein, die Fluktuation im Forum ist leider groß. Manche tauschen sich hier über Jahre aus, andere hören irgendwann einfach auf zu schreiben.

    Die Gründe dafür bleiben unklar.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Verstehe! Bin dankbar, dass es das Forum gibt und dass ich mich so schnell hier eingetragen hab. Im Rückblick denke ich aber, ich wollte es vielleicht selber nicht wahrhaben, wie groß, das Problem ist und wer weiß wie es gekommen wäre, hätte ich mich vor 3 Jahren hier angemeldet als es anfing mit den Exzessen...

    Alles Liebe

    Jana

  • Hallo Jana,

    es hat alles seine Zeit. Mir hat unsere Tochter vor 12 Jahren gesagt, dass sie denkt, ihr Vater ist Alkoholiker. Ich war echt von den Socken. Es ging mir zwar nicht gut in meiner Beziehung, aber ich dachte, es müsste alles so sein. Hat sich alles schleichend entwickelt und er hatte ja seinen Job und hielt Haus und Hof in Schuss. Dass es keinen Kuss mehr gab, der nicht nach Alk schmeckte war ja normal. Aber nach dem Gespräch mit unserer Tochter hab ich angefangen, mich mit dem Thema zu beschäftigen. Natürlich hab ich nach Hilfe für ihn gesucht und feststellen müssen, dass das wohl vergebliche Liebesmüh ist und ich mich besser mal um mich kümmern sollte. Ich glaube, dass ist auch noch dein Problem (bei mir übrigens auch) der Fokus liegt noch viel zu oft auf ihm statt auf dir/mir. Ich glaube es ist sehr wichtig, den Selbstwert zu stärken und zu sich zu stehen.

    Wünsche dir noch einen gemütlichen Restsonntag.

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Liebe Lütte,

    ja, der Fokus liegt nach wie vor bei ihm, das stimmt. Denke viel zu viel an ihn und über ihn nach. Fürchterlich. Ich wiederhole mich zum x-ten Mal, aber ich hänge echt immer noch an diesen 18 Stunden, wo er mir zuerst im Suff erklärt, ich würde fremdgehen, dann geht mit den Worten (wie so oft), "ich gehe und komme nie wieder" und das dann am nächsten Tag bekräftigt, dass die Ehe vorbei sei, aber plötzlich hätten wir uns auseinandergelebt und seien zu verschieden. AHA. Ich checks einfach nicht!!! Woche davor waren wir noch auf einem angenehmen Städtetrip, ohne Alkohol, alles wunderbar, von Auseinanderleben hab ich nix gemerkt. Dass wir sehr verschieden sind stimmt, aber das war immer so und wir sind beide sehr freiheitsliebend, sodass wir das immer gut fanden. Am Tag vor dem Eklat noch Blumen und große Liebesschwüre. Ich bin vielleicht zu doof, aber ich check das einfach nicht.

    Die Vernunftseite sagt, super, dass er das von selbst gemacht hat, so sparst du es dir, selbst den Schritt zu gehen, mein armes kleines Herz jedoch weint und weint und weint...

    Also muss ich hoffen, dass er einfach noch eine zeitlang wegbleibt und mein Herz aufholen kann, sodass ich nicht Gefahr laufe mich einwickeln zu lassen. Weil meinem Kopf ist auch durchaus bewusst, dass sich da nix ändern wird...

    Sorry für die x-te Wiederholung!!! Ich hab selbst das Gefühl in einer Dauerschleife zu hängen!!!

    Alles Liebe

    Jana

  • Hallo Jana,

    ich bin ja die, die gegangen ist. Ich habe es kurz nach Ostern angekündigt und bin dann Mitte Mai gegangen. Es fühlt sich für mich aber keinen Deut besser an. Ich habe ein schlechtes Gewissen, Zweifel und Ängste. Trotzdem weiß ich ganz tief in mir, dass es richtig so ist. Macht alles nicht besser. Ich lese dazu ganz viel und hab mich nach ner Therapie umgeschaut - gibt leider keine Plätze. Hab aber jemanden gefunden, der spirituell unterwegs ist und mir sehr gut auf meinem Weg zu mir helfen kann. Meine Freundinnen unterstützen mich sehr. Wichtig ist nur, dass ich gesagt habe, wie sie mir helfen können. Das hat an diesem Wochenende super geklappt.

    Die Wochenenden sind für mich auch sehr schwierig. Da muss ich mich erst rein finden, mir eine Struktur schaffen. Ich mache Dinge, die ich alleine gut und gerne mache eben ein bisschen intensiver. Dann vergeht auch so ein Wochenende. Es kommen auch wieder Wochenenden, auf die ich mich freue.

    LG Lütte

    "In dem Moment, wo Du eine Entscheidung triffst, formt sich dein Schicksal"

  • Ja, stimmt, so spare ich mir zumindest die Sache mit dem schlechten Gewissen. Keine Ahnung wie lange ich da noch mitgespielt hätte, vielleicht ewig. Scheine sehr leidensfähig, loyal und gleichzeitig ausdauernd zu sein. Prinzipiell gute Eigenschaften, aber in dem Fall wohl eher nicht ;)

    Mein Mann und ich sind sonntags meist wandern gegangen, das habe ich heute auch gemacht. Einziger Nachteil, ich muss den Rucksack selbst tragen und ich kann halt mit niemand reden. Dafür: niemand jammert, beschwert sich, muss Hasstiraden über irgendwen (meist Arbeit) loswerden und hat eingebildete Krankheiten - das wären dann wohl eher Vorteile... So gesehen...

    Schönen Abend :)

  • Hallo Jana.

    Keine Ahnung wie lange ich da noch mitgespielt hätte, vielleicht ewig. Scheine sehr leidensfähig, loyal und gleichzeitig ausdauernd zu sein. Prinzipiell gute Eigenschaften, aber in dem Fall wohl eher nicht ;)

    Genau da solltest Du ansetzen.

    Loyal, ausdauernd und leidensfähig. Findest Du wirklich, dass ausdauernd und leidensfähig gute Eigenschaften sind?

    Über die eigenen Grenzen gehen lassen, mich wie von Dir beschrieben behandeln lassen würde ich nicht loyal nennen. Hat es nicht eher etwas mit wertlos fühlen zu tun? Was wiederum nicht positiv ist?

    Wenn ich mir selbst etwas wert bin, lasse ich es nicht zu, dass man mich so behandelt.

    Deshalb solltest Du nicht überlegen,warum ER sich so verhält, sondern warum DU das geduldet hast.

    LG Cadda

  • Deshalb solltest Du nicht überlegen,warum ER sich so verhält, sondern warum DU das geduldet hast.

    Wow, danke Cadda! Ja, du hast recht!!!

    Loyal, ausdauernd und leidensfähig. Findest Du wirklich, dass ausdauernd und leidensfähig gute Eigenschaften sind?

    Meine Ausdauer und Leidensfähigkeit haben mir durchaus bei meiner Krebserkrankung geholfen, aber man sollte sich wohl von seinem Mann nicht so schlecht behandeln lassen wie vom Krebs!

    Da ist in meinem Kopf wohl was durcheinander gekommen - danke fürs Aufrütteln!

  • Gerade Dein letzter Satz. An dem Punkt knabbere ich auch. Aber das trifft den Nagel auf den Kopf

    Ich habe an dem Punkt auch lange geknabbert.

    Ich möchte auch daran erinnern, dass ich hier nicht überheblich schlau schnacken will, sondern mich selbst Jahre lang richtig schei…… behandeln lassen habe.

    Wie sich mein Ex verhalten hat, war kein bisschen besser, als in Euren Geschichten.

    Ich beschäftige mich nicht mehr damit, warum er so hässlich sein konnte. Denn er war nicht der Erste der ätzend zu mir war und er wäre auch nicht der Letzte geblieben, wenn ich nicht endlich an den Punkt gekommen wäre, zu begreifen, dass ICH das Problem bin/habe, nicht der jeweilige Partner….

  • Huhu,

    nein, es verschwinden nicht alle im geschützten Bereich. Wir haben leider im offenen Forum eine hohe Fluktuation, wie das in vielen Selbsthilfegruppen der Fall ist. Viele schreiben sich einfach mal alles von der Seele und das scheint ihnen zu reichen.

    Lieber Gruß, Linde

    You can't wait until life isn't hard anymore before you decide to be happy.

    - Nightbirde

  • Und wie hast du es geschafft, nicht mehr dran zu knabbern?

    Die Frage ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ich bin ja selbst auch trockene Alkoholikerin. Nach der räumlichen Trennung hörte ich auf zu trinken. Ich hatte furchtbaren Liebeskummer und obwohl ich mit klarem Kopf die Sache betrachtete, ging es mir schlecht ohne ihn.

    Je besser es mir jedoch ohne den Alkohol ging und je mehr Zeit getrennt voneinander verstrich, umso wohler fühlte ich mich. Doch ich habe immer überlegt, was mit mir nicht stimmt. Warum ich mir das gefallen ließ. Warum ich nicht gehen konnte. Nicht, weshalb er so war.

    Je mehr mein Selbstwert zurück kam, umso weniger konnte ich verstehen, weshalb ich mir das angetan habe. Ja! Warum ICH mir das angetan habe. Nicht warum ER mir das angetan hat.

    Bei mir hatte diese Selbstwert-Sache natürlich sehr viel mit meiner Sucht zu tun. Aber auch vorher hatte ich damit schon Probleme.

    Ich habe mich dank dieses Forums sehr viel reflektiert, mich mit meinen Anteilen beschäftigt.

    Ich weiß, dass ich mich heute nicht mehr schlecht behandeln lassen würde; egal ob von einem Abhängigen oder Nicht-Abhängigen. Aber das war ein Prozess. Das kam nicht von heute auf morgen.

  • Du hast viel erreicht, gratuliere :)

    Ich bin aktuell noch dabei, mir beide Fragen zu stellen - warum hat ER mir das angetan, aber schon auch die Frage, warum lass ICH mir sowas gefallen. Gesagt hab ich ja immer "ich lass mir das nicht mehr von dir gefallen", aber wenn er sich dann brav entschuldigt hat und mit Blumen gekommen ist, dann hab ich es mir offensichtlich doch wieder gefallen lassen.

    Noch ein Schritt weiter, wäre natürlich zu fragen, so wie du schreibst, warum TU ich mir das an, also die aktive Form statt der passiven, warum LASSE ich das mit mir machen.

    Deine Ansätze gefallen mir wirklich sehr gut, Cadda, danke!

    Ich habe beschlossen, dass ich insgesamt einen Monat um ihn trauern darf und dann muss gut sein. Mal schauen, ob man das so einfach terminieren kann, einen Versuch ists mal wert. Dh das Ende meiner Trauer wäre dann am 26.6. :S

  • Huhu Jana,

    ich glaube, es ist schwierig, sich einen Zeitpunkt vorher auszusuchen, ab welchem man nicht mehr traurig ist :S

    Ich denke, dass es ganz wichtig ist, nach vorne zu schauen. Sich Vergangenes nicht schön zu reden, sondern sich wirklich immer wieder die bittere Realität des Verhaltens vor Augen zu führen, damit sich nicht nur der Verstand, sondern auch das Gefühl daran gewöhnt bzw. ent-wöhnt.

    Bei mir war es so, dass es mir nach einiger Zeit wieder richtig gut ging und trotzdem hat mich manchmal noch ein trauriges Gefühl eingeholt. Das habe ich dann kurz zugelassen und wieder weiter geschickt. Was ich nicht zugelassen habe ist, an das vermeitlich Schöne zu denken. Ich habe mir wirklich immer wieder genau überlegt, was mir angetan wurde und weshalb es besser ist, dass ich "allein" bin.

    Liebeskummer dauert und den Spruch "Die Zeit heilt alle Wunden" konnte ich nicht mehr hören, weil er mich so angenervt hat.

    Aber: Es stimmt tatsächlich :) (vorausgesetzt man WILL nach vorne sehen und es schaffen).

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