feather - Ich weiß nicht mehr weiter. Partner trotz jahrelanger Therapie abhängig...

  • Hallo ihr...

    Ich möchte euch bitten, mir vielleicht einen Rat zu geben. Vielleicht hilft es auch einfach, mir meine Sorgen von der Seele zu schreiben.

    Ich bin seit ca. 2 Jahren mit meinem Freund zusammen. Bevor wir die Beziehung eingegangen sind, hat er mich über seine Sucht informiert und ich habe durch meine vorherige Beziehung zumindest inetwa gewusst, was es bedeutet wenn der Partner viel trinkt und gewissermaßen abhängig ist. Mein vorheriger Partner jedoch konnte es nie zugeben und war durch seine Familie in seinem Verhalten vollkommen gestützt, da sie alle gemeinsam ein Alkoholproblem haben und in einem Umfeld leben, in dem es selbstverständlich zu sein scheint sich jedes Wochenende die Kante zu geben.


    Mein jetziger Partner jedoch war als wir uns kennenlernten bereits seit mehreren Jahren in Therapie und sehr reflektiert, was seine Sucht anbelangt. Zu seiner Alkoholsucht kommen noch diverse andere psychische Erkrankungen hinzu.

    Aufgrund seiner reflektierten Art und Weise und auch seiner eigenen Urteilsfähigkeit habe ich bei ihm zunächst das Gefühl gehabt, er hat das ganze auf andere Art und Weise "im Griff". Das soll nicht bedeuten, dass ich daran gedacht habe, man könne mit dieser Sucht bis ans Ende unserer Tage leben, sondern eher habe ich mich von seiner Reflektiertheit so blenden lassen das ich dachte, er wäre fast so weit in der Therapie, dass er beinahe ein normales Leben führen könnte...

    Ich hoffe das klingt nicht allzu naiv. Ich habe mit verschiedenen Foren leider bisher eher negative Erfahrungen gemacht und möchte niemandem auf die Füße treten und ggf. hören müssen, was ich mir denn einzubilden vermag...

    Nun ist es wie gesagt so, dass er therapeutisch angebunden ist und eine Vielzahl stationärer Therapien und Entzüge hinter sich hat. Er macht also Therapie und arbeitet an sich. Zumindest wirkt es auf den ersten Blick so...

    Im vergangenen Jahr war er zusammengerechnet mehrere Monate vollstationär in der Klinik. Selbiges gilt für dieses Jahr.

    Das gibt mir immernoch Hoffnung. Dennoch ist mein Vertrauen zu ihm mittlerweile völlig erschüttert. Er hat durch diese schreckliche Sucht so viel gelogen. Er ist nach jedem stationären Aufenthalt unmittelbar zurück in den Konsum gefallen und auch wenn er dann für ein paar Tage trinkt und danach ggf. Ein Wochenende/ eine Woche abstinent ist, weil ich zu Besuch bin fängt er spätestens wieder an, wenn ich nach Hause fahre. Oft brauchte er erstmal einen bis 1,5 Tage um wieder klar zu kommen wenn ich dann zu Besuch kam.

    Wenn er nicht trinkt, ist er so ein wundervoller Mensch. Ein absolutes Geschenk. Er gibt mir unglaublich viel und hat mir geholfen so stark zu werden. Wenn er trinkt wird er so anders... oft zornig und wütend über völlig unnötige Dinge. Steigert sich enorm in Themen rein, die total unwichtig sind und ihn oft nicht einmal betreffen. Vor ein paar Monaten kam es infolge von wochenlangem Konsum und in Verbindung mit seinen anderen psychischen Erkrankungen dazu, dass er mich mit Sack und Pack mitten in der Nacht vor die Tür gesetzt hat... Das hat mein Vertrauen unglaublich gebrochen.

    Ich bin so kraftlos und weiß einfach nicht mehr, was ich glauben kann...

    Ich weiß, dass nur ein Bruchteil der Menschen mit Alkoholsucht wirklich schaffen können, völlige Abstinenz zu erreichen und zu erhalten. Ich weiß, dass es ein jahrelanger Weg ist, diese Sucht überhaupt auch nur ein bisschen in den Griff zu kriegen.

    Ich frage mich, ob es *das* ist... ist es schon das non plus ultra, dass er Therapie macht und über seine Sucht Bescheid weiß?

    Er braucht nur seinen Entlasstermin aus der nächsten Klinik zu haben und schon rieche ich die nächste Fahne... oder kann seine veränderte Art zu sprechen am Telefon hören. Dann lügt er meistens und ich fühle mich ohnehin schlecht, dass ich ihn fragen muss. Und ja, ich finde es nötig ihn zu fragen. Denn totschweigen kann und will ich das Thema vor und mit ihm nicht. Es ist zu offensichtlich und lässt mich verzweifeln.

    Er macht doch Therapie und spricht immer so selbstreflektiert über die Sucht. Hilft vielen anderen Menschen, mit ihren Problemen klarzukommen und doch fällt er immer wieder in dieses Loch. Sofort nach jeder Entlassung.

    Ich traue mich nicht, offen mit anderen Menschen zu sprechen weil ich denke, ich könnte seine Würde damit verletzen... geht es jemandem von euch da ähnlich?

    Ich habe das Gefühl ich warte mit so vielen Dingen darauf, dass er mitziehen kann und er bleibt dort hängen wo er ist. Es stagniert einfach.

    Ich hab ihn so lieb... aber es ist so schwer und ich verzweifle daran.

    Danke fürs lesen.

  • Hallo feather,

    willkommen bei uns in der Selbsthilfegruppe!

    Leider ist es so, dass sich viele Geschichten der Angehörigen bei uns im Forum ähneln.

    Und es ist so, dass nur der Alkoholkranke die Sucht stoppen kann. Du kannst im Grunde nichts tun, nur dafür sorgen, dass es Dir besser geht.

    Du bist 2 Jahre mit dem Mann zusammen und er hat davon einen Großteil seiner Zeit stationär verbracht. Wie ich herauslese, hast Du Deine eigene Wohnung?

    Für den Austausch mit den anderen Teilnehmern in offenen Bereich klicke den folgenden Link an:

    https://alkoholiker-forum.de/bewerben/

    Anklicken und kurz etwas dazu schreiben.

    Wir werden Dich dann freischalten und Dein Thema zu "Erste Schritte für Angehörige" verschieben.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • guten Morgen feather,


    Herzlich willkommen in unserer Selbsthilfegruppe.

    Du bist jetzt für die offenen Bereiche freigeschaltet, und kannst überall schreiben, nur bitte in den ersten 4 Wochen nicht im Vorstellungsbereich.

    Nur die Therapien und das darüber reden haben noch niemanden trocken werden lassen. Es müssen Dinge umgesetzt werden, das Leben eines nassen Alkoholikers wird sich grundlegend ändern, wenn er trocken wird. Deshalb ist es wichtig, dass seinen Reden auch Taten folgen, alles andere ist nur Beruhigung für dich.


    lg Morgenrot

    Wer nicht hofft, wird nie dem Unverhofften begegnen. ( Julio Cortazar )

  • Ich weiß, dass es ein jahrelanger Weg ist, diese Sucht überhaupt auch nur ein bisschen in den Griff zu kriegen

    Bei mir war es das nicht.
    Ich habe mindestens 25 Jahre getrunken. Ich habe aufgehört und keinen Rückfall gehabt. Bald sind es drei Jahre.
    Es ist eine Kopfsache. Denn der körperliche Entzug ist ja innerhalb weniger Tage durch.

    Ich habe mir diese Textpassage ausgesucht, um darauf hinzuweisen, dass du sicher jetzt nicht jahrelang darauf warten sollst, dass sich etwas ändert.

    Denn so wie sich das jetzt liest, kann das noch Jahre dauern oder niemals eintreten.

    Tut mir leid, aber da solltest du nach vorne schauen.

    Schön dass du da bist.

    VG

    Alex

  • Ich denke laut nach. Was mir dabei gerade durch den Kopf geht...

    Das Problem ist nicht der Alkoholiker, sondern deine Co-Abhängigkeit. Warum sonst fühlst du dich immer wieder zu Freunden hingezogen, die saufen?

    Ist es wirklich so, dass dieser angeblich wunderbare Mensch, dir Kraft gibt, der dich nachts auf die Straße setzt? Ist das deine Wahrnehmung von diesem Menschen, oder suchst du nur die schönen Seiten raus? Dies könnte auch auf eine Co-Abhängigkeit hindeuten.

    Nein, er gibt dir keine Kraft. Er hält dich vielmehr in deinem Zwang, ihn retten zu müssen, fest. Ist das Liebe oder Fürsorge? Ich weiß es nicht. Er macht sein Ding, so wie er will und wie er kann, und lässt andere an seiner Sucht teilhaben.

    Tipp: Lass ihn links liegen und konzentriere dich ausschließlich auf dich selbst. Du kannst ihn nicht retten, und das wirst du sicherlich schon in vielen Foren gelesen haben, die sich mit Sucht beschäftigen.

    Es ist wie bei einem Alkoholiker – auch ein CO-Abhängiger will oft nicht wahrhaben, in der Sucht gefangen zu sein.

    Um es ganz deutlich zu machen: Wenn das alles so zutrifft, wie ich es lese, und er sich so verhält, dann hat er nicht die Absicht aufzuhören zu trinken; er wird dich höchstens noch mit in den Abgrund ziehen.

    Ich bin seit 17 Jahren trocken und aber kenne auch noch meine "Nassen" Seiten. Es war immer leicht, diejenigen, die aus Liebe helfen wollten, um den Finger zu wickeln.

    Zu hart geschrieben?

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Danke, Hartmut Und Alex_aufdemweg für eure Nachrichten.

    Es ist überhaupt nicht zu hart geschrieben. Und ich bin sehr dankbar für den Denkanstoß, weshalb ich mich immer wieder zu solchen Menschen hingezogen fühle... dem werde ich auf den Grund gehen.


    Ich finde seine Wortwahl oft merkwürdig... seine Aussage ist immer "Ich kann nicht versprechen, dass ich aufhöre zu trinken. Ich kann es nur versuchen. Der Wille ist aber da."

    Das mit dem Willen hört sich für mich wie ein notgedrungen rangehängter Satz an, den er sagt weil ich ihn gern hören würde.

    Das ich Co-Abhängig bin oder sein könnte kann ich nicht einmal abweisen... ich versuche alles vor anderen zu vertuschen und wenn er erst wieder angefangen hat, seine Wohnung zu zerlegen dann helfe ich trotzdem mit wo ich nur kann um alles wieder zu richten. Ich habe über die Zeit gelernt, dass es nicht hilfreich ist ihm beispielsweise beim Aufräumen zur Hand zu gehen... ich halte mich mittlerweile größtenteils heraus. Dennoch erwische ich mich immer wieder, wie ich dann doch einzelne Aufgaben übernehme und ihn unterstütze. Aber meiner Meinung nach ist das doch liebe und gehört einer Beziehung an? Oder belüge ich mich mit diesem guten Gewissen selbst und sollte ihn gänzlich in seiner Misere liegen lassen?

    Es fällt mir eben sehr schwer zu differenzieren, inwieweit ich mich davon distanzieren und "über ihn" als "den Süchtigen" sprechen kann... wie ich bereits geschrieben habe gibt es mir das Gefühl ich verletze damit seine Würde.

  • Hallo feather,

    in meinem Begrüßungstext habe ich es schon geschrieben. Du bist gerade 2 Jahre mit dem Mann zusammen und er war davon einen Großteil in Therapie. Scheinbar auch in stationärer Therapie.

    So gesehen hast Du mit ihm wenig Zeit verbracht und wenn, dann hat er nur eine Trinkpause eingelegt oder war wieder nass und hat u.a. seine Wohnung zerlegt.

    Einen wirklichen Willen bei ihm kann ich nicht erkennen, so wie Du das schilderst. Es macht den Anschein, dass er seine Alkoholsucht und seine Verantwortung darüber abgibt.

    Aber es ist sein Part, mit dem Saufen aufzuhören. Niemand anders kann das herbeiführen. Weder gute Worte noch Taten oder noch eine Therapie können da wirklich etwas ausrichten. Das sieht man auch an der Anzahl seiner Versuche, die immer wieder mit dem gleichen Ergebnis endeten. Er säuft weiter.

    Natürlich unterstützt man einen Partner, aber ist er das für Dich wirklich? Du unterstützt damit einen Mann, der nicht wirklich verstanden hat, dass es an ihm liegt. Niemand anders setzt ihm das Glas an den Mund, nur er selbst.

    Die Frage ist, wie lange willst Du das noch unterstützen? Und wie lange kannst Du das alles ertragen?

    Es geht hier um Dich und darum, wie es Dir besser gehen kann.

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Der Wille ist aber da

    Ja klar. Was ich nicht schon alles gewollt habe in meinem Leben.

    Tut mir leid, aber das sagt überhaupt nichts aus. Als Alkoholiker wollte ich auch immer weniger trinken. So funktioniert das aber nicht.

    Aber das betrifft ja jetzt ihn.


    Wichtiger ist, dass du jetzt erkennst, was du willst.

  • Lieber Alex_aufdemweg ... zu deinem Kommentar habe ich noch eine Frage. Vielleicht können auch andere Mitglieder mir ihre Einschätzung dazu da lassen.

    Besonders, weil du erzählt hast, du bist seit 25 Jahren trocken... - dazu meinen herzlichsten Glückwunsch!

    Mein Partner hat von Anfang an gemeint, ich solle mich mit Alkoholismus auseinandersetzen und muss wissen/ entscheiden, ob ich das "kann" ... also ob ich mit einem alkoholabhängigen Partner zusammen sein kann. Sozusagen damit ich weiß, worauf ich mich einlasse. Diese Formulierung hat er oft im Laufe der Beziehung wiederholt.

    Durch eure ganzen Rückmeldungen bin ich sehr ins Denken gekommen und nun stößt mir diese Aussage irgendwie sauer auf.

    Denn wenn ich mir das rückblickend durch den Kopf gehen lasse ist auch das für mich ein Zeichen, dass er nie den Willen aufgebracht hat, wirklich trocken zu werden. Sondern das er sich förmlich auf dieser Aussage ausruht.

    Wie ist deine/ eure Meinung dazu?

    Es grüßt, feather.

  • Oh oh. Da hast Du leider nicht richtig gelesen.

    Ich habe mindestens 25 Jahre getrunken

    Trocken werden es jetzt erst drei. Oder schon? Das ging so schnell. Da habe ich noch viel aufzuholen. Und das mache ich auch gerne.

    Damit wollte ich nur hervorheben, dass ich nach sehr langer "nasser" Zeit, dennoch ohne Rückfall aufgehört habe. Denn ich will nicht mehr trinken. Und auch nicht, wenn ich es "normal" könnte.

    Es hat mir sehr geschadet. Mich in einem schlechten Umfeld verharren lassen. Und Alkohol ist giftig und von der Natur sicherlich nicht zum Trinken vorgesehen.

    Das wusste ich schon vorher. Aber ich habe es ignoriert. Jetzt bin ich da raus und will nie mehr dahin zurück.

    Ich brauche da keinen großen Willen dazu. Bzw. ich muss nicht kämpfen. Ich will einfach von selbst nicht. Ich muss mich nicht zum "wollen" zwingen, wenn Du verstehst, was ich meine.

  • Oh oh. Da hast Du leider nicht richtig gelesen.

    Trocken werden es jetzt erst drei. Oder schon? Das ging so schnell. Da habe ich noch viel aufzuholen. Und das mache ich auch gerne.

    Oh, um Gottes Willen. Tut mir leid da habe ich nicht aufgepasst. Bitte entschuldige.

    Dennoch beglückwünsche ich dich für die 3 Jahre!

  • Denn wenn ich mir das rückblickend durch den Kopf gehen lasse ist auch das für mich ein Zeichen, dass er nie den Willen aufgebracht hat, wirklich trocken zu werden. Sondern das er sich förmlich auf dieser Aussage ausruht.

    Ich seh das wie Alex. Er ruht sich nicht drauf aus - er hat es dir von Anfang an gesagt. Du wusstest womöglich nicht wirklich, worauf du dich einlässt. Was wirst Du nun tun?

  • Mein Partner hat von Anfang an gemeint, ich solle mich mit Alkoholismus auseinandersetzen und muss wissen/ entscheiden, ob ich das "kann" ... also ob ich mit einem alkoholabhängigen Partner zusammen sein kann. Sozusagen damit ich weiß, worauf ich mich einlasse. Diese Formulierung hat er oft im Laufe der Beziehung wiederholt.

    Das war eine klare Ansage, feather!

    Er ist nicht wirklich gewillt, mit dem Saufen aufzuhören.

    Dazu wiederhole ich meine obige Frage:

    Die Frage ist, wie lange willst Du das noch unterstützen? Und wie lange kannst Du das alles ertragen?

    LG Elly

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    Mancher wird erst mutig, wenn er keinen anderen Ausweg mehr sieht.

    - Trocken seit 06.01.2013 -

  • Liebe Elly , liebe Lanananana

    Auch ein Dankeschön an euch für eure Nachrichten. Danke, dass ihr hier seid. Ich fühle mich physisch im Moment zwar sehr allein, weiß aber das hier viele Menschen unterwegs sind mit denen ich Sorgen, Ängste und Gefühle teile. Das tut gut zu wissen...


    Ich habe ihm gestern eine lange Nachricht geschrieben, da es leider schwer ist mit einem betrunkenen am Telefon zu kommunizieren und ich es im Moment nicht aushalten kann, ihn persönlich zu sehen. Zumal er ohnehin wieder mindestens 24 Stunden bräuchte, sich von seinem Zustand zu erholen... Wir wohnen ca. 1 Stunde voneinander entfernt.

    Auf meine Nachricht hat er sich bisher nicht gemeldet und ich habe ihm klar gemacht, dass er nun endlich etwas ändern muss. Ich war sehr klar und sehr direkt.

    Das ist für mich nicht leicht. Immer wieder überkommt mich schubweise die Angst, ich könnte zu fies gewesen sein. Aber ich beruhige mich damit, dass ich keineswegs beleidigend oder respektlos gewesen bin... nur ehrlich.

    Ich habe wie viele andere Angehörige vielleicht auch, riesengroße Angst, den Menschen der dort hinter der Sucht steckt zu verlieren. Denn diesen Menschen liebe ich.

    Es fühlt sich gerade alles sehr diffus an. Einerseits möchte ich daran festhalten... an ihm und eben dem Menschen, der er innen drin ist. Andererseits habe ich die Hoffnung zumindest anteilig aufgegeben und mein Innerstes macht zu. Außerdem weiß ich absolut nicht, wie und auf welcher Ebene ich ihm nun begegnen soll.

    Ich halte es einfach nicht aus, ihn jetzt zu sehen. Mir geht es die letzten Tage sehr schlecht.

    Fürs Wochenende distanziere ich mich erst einmal gänzlich und warte ab?... Auf was genau ich warte, weiß ich nicht. Vielleicht ein nüchterner Partner der mich anruft und versteht, dass er unsere Beziehung so nicht länger halten wird?

    Ich weiß es einfach nicht, was ich nun mache.

  • Mein Partner hat von Anfang an gemeint, ich solle mich mit Alkoholismus auseinandersetzen und muss wissen/ entscheiden, ob ich das "kann" ... also ob ich mit einem alkoholabhängigen Partner zusammen sein kann. Sozusagen damit ich weiß, worauf ich mich einlasse. Diese Formulierung hat er oft im Laufe der Beziehung wiederholt.

    Unabhängig davon, was er damit bezwecken wollte, hast du für dich die Antwort gefunden, sonst wärst du nicht hier. Du kannst es nicht, und genau da ist anzusetzen. Für dich und deine Zukunft.

    Es ist auch mühsam, wenn andere, ob trockene oder nasse Alkoholiker, da eine Einschätzung abgeben, das hält dich doch nur in einer Hoffnungs-Blase fest, die eh am Ende platzt.

    Dass die Blase platzt, liegt entweder an dir oder an ihm, weil einfach irgendwann die Luft raus ist. Dass es nicht besser wird, hat dir doch die Vergangenheit gezeigt.

    Was sollte sich also ändern? Dass er das Saufen aufgibt und dann ist alles in Ordnung? Frage dich doch mal, was du für dich tun kannst.

    Gruß Hartmut

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    Wer will, findet Wege. Wer nicht will, findet Gründe!

    Trocken seit 2007

  • Hoffe nicht zu sehr auf das Wunder, und vor allem nicht zu lange.

    Ich habe auch so unglaublich viel Liebe empfunden für meinen Ex-Freund und habe geglaubt gemeinsam schaffen wir es. Während mein Vater immer abgestritten hatte, ein Alkoholproblem zu haben, hatte mein Ex-Freund irgendwann zugegeben, dass er schon lange „ein kleines Alkoholproblem“ hat - aber unbedingt aufhören will. Und ich glaub zwischen durch hat er das auch immer mal wieder gewollt. dann aber auch wieder nicht, Im Grunde, hab ich gehofft er wird trocken … und er hätte sich oft gewünscht, dass wir gemütlich zusammen einen heben. Gesagt hat er das auch nur, wenn er über seine hohe Toleranz hinaus war … halbwegs nüchtern hat er auch immer beteuert, dass er aufhören will - und tausend Gründe gefunden, warum es gerade nicht geht oder geklappt hat.


    Auch ich habe lange Nachrichten geschrieben, weil ich dachte, dadurch klärt sich was. Dadurch erkennt er endlich den Wert unserer unendlich großen Liebe - und den Ernst der Lage.


    Ich mach’s kurz: Obwohl auch er eine LZT erfolgreich und mit guter Prognose während unserer Beziehung durchgezogen hat, war die Lust auf Alk immer wieder stärker. Er trinkt bis heute. Und ich bin so unendlich froh, dass ich aus dem Suchtsystem raus bin.

    Obwohl es mir unendlich leid tut, um das, was hätte sein können, um ihn, seine Gesundheit, mein Herz und vieles mehr … Am Ende kannst Du den Mensch der trinken will nicht trennen von dem, der womöglich dahinter steckt. Denn so lang er nass ist, kennst du diesen Menschen gar nicht.

    Mein Ex-Freund war der Mann meiner Träume, wenn er nur nicht getrunken hätte. Hat er aber - und im Grunde war er deshalb auch tatsächlich nur der Mann meiner „Träume“ - eine Projektionsfläche - ein „Es wäre so schön wenn …“ eine Phantasie.

    Einmal editiert, zuletzt von Lanananana (17. Oktober 2024 um 22:02)

  • Ich glaube ich habe eine Entscheidung getroffen. Es fühlt sich trotzdem sehr komisch an und ich bin innerlich sehr traurig und zerbrochen.

    Aber durch sein Verhalten in den letzten Tagen (wiederholtes Argumentieren, er könnte nichts ändern und völlig weltfremde, illusorisch fröhliche Nachrichten gepaart mit zig Liedern, die mich wahrscheinlich weich und emotional werden lassen sollen) wird mir immer klarer, dass ich ihn aus diesem Loch nicht ziehen kann. Das es immer schlimmer wird. Und vor allem das ich dazu keine Kraft mehr habe.

    Ich habe die letzten Tage und Woche mit schlimmen Konzentrationsstörungen zu kämpfen, mir fallen die leichtesten Worte nicht mehr ein und ich kann kaum gerade denken, geschweige denn einen Satz sprechen ohne ellenlange Pausen und verwirrtem Nachdenken über den richtigen Wortlaut. Schlaf- Und Essgewohnheiten leiden auch darunter. Ganz zu schweigen von der unglaublichen Anspannung im gesamten Körper.

    Nun ist die Sache aber: er hat mich nicht mehr angerufen. Nur ein einziges Mal über WhatsApp... was sehr ungewöhnlich ist und seinen Zustand deutlich macht. Er schickt eben nur in unregelmäßigen Abständen zusammenhangslose Nachrichten.

    Ich bin trotzdem ein zutiefst respektvoller Mensch. Zumindest möchte ich einer sein. Und halte absolut nichts vom "ghosten"... zumal ich für mich auch eine klare Linie ziehen will.

    Sollte ich nun zu ihm fahren, um mit ihm über die Trennung zu sprechen - in diesem Zustand? Mir ist vollkommen klar, dass er nach wie vor trinkt. Ich habe kein gutes Gefühl dabei, nun zu ihm zu fahren und Schluss zu machen wenn er in dieser Verfassung ist. Eine Nachricht zu schreiben fände ich anstandslos.

    Es gibt niemanden, den ich bitten könnte mich zu begleiten. Niemand, der das aushalten würde. Ein gemeinsamer Freund hat selbst schwere psychische Probleme und genug mit sich zu tun. Und im Umkehrschluss gibt es auch niemanden, der ihn genug kennt sodass ich mich weniger schuldig fühle, einen Fremden in die Situation einzuberufen und seinen Zustand zu offenbaren.

    Ich hatte ja bereits gesagt, ich halte nichts von ghosten... in gewisser Weise tue ich das ja im Moment trotzdem. Ich weiß einfach nicht wie ich nun diesen Schritt gehen kann.

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