• Guten Morgen!

    Illusionen – ein Thema, was mir die letzten Tage wieder verstärkt durch den Kopf gegangen ist, weil sie mir in meinem Umfeld begegnen. Dabei fiel mir auf, dass sie zur Co-Abhängigkeit gehören wie Gummi zu Bärchen. Ich hatte viele Illusionen als ich noch mit meinem Ex zusammenlebte.

    Ich hatte die Illusion, dass alles gut wird, wenn er nur aufhörte zu trinken. Und nannte sie Hoffnung. Die Illusion, dass wir zusammen gehören und füreinander bestimmt sind, war nur meine Angst, alleine nicht zurecht zu kommen, aber ich für mich hieß sie Liebe. Ich wollte anders als alle anderen vor mir für ihn sein. Unsere Beziehung war etwas ganz besonderes, eine ganz besondere Illusion, wie sich herausstellte. Durch meine Liebe und Zuneigung würde er sicherlich nicht wieder trinken. Eine weitere Illusion, die sich als Kampf gegen Windmühlenflügel herausstellte, denn der Alkohol ist stärker als alle Liebe. Nachdem er nicht mehr trank, eine LZT gemacht hatte und regelmäßig zur Nachsorge ging, hoffte ich, dass wir irgendwann ein ganz „normales“ Miteinander leben können – eine weitere Illusion. Denn als er trocken war, wollte ich nicht sehen, dass wir im Grunde zu verschieden sind, um miteinander zu leben. Nähebedürfnis und das Bedürfnis nach Autonomie gehen nun mal sehr schlecht zusammen, aber ich hatte die Illusion, ihn davon überzeugen zu können, dass meine Art zu leben einfach die bessere sei – wenn ich ihm nur lang genug Zeit lassen würde, es zu erkennen. So, wie ich erst geduldig darauf wartete und hoffte, dass er aufhörte zu trinken, wartete und hoffte ich dann geduldig, dass er mich endlich so lieben und mit mir leben würde, wie ich es mir wünschte. Meine Bedürfnisse erfüllte und so sein würde, wie ich mir meinen Mann, Liebhaber, Gefährten vorstellte. Ich wollte seine reales Sein nicht sehen, sondern sah weiterhin das, was oder wie er sein könnte.

    Ich habe mich, so stelle ich in der Rückschau fest, in meiner Beziehung mit „meinem Alki“ einer Illusion nach der anderen hingegeben und mich lange Zeit beharrlich geweigert, die Realität wahrzunehmen. Jetzt habe ich immer noch Träume und Visionen, wie ich mich und mein Leben verändern kann. Aber ich selbst tue etwas dafür und erwarte nicht mehr, dass von außen kommt, was mich glücklich und zufrieden machen soll.

    Tagträume sind etwas wunderschön Entspannendes. Kleine Fluchtpunkte aus dem Alltag. Wenn sie sich jedoch zu Illusionen auswachsen, die uns die Realität nicht mehr richtig sehen lassen, dann machen sie uns krank. Und in der Co-Abhängigkeit leben wir eine Menge Illusionen. Wir haben Angst, alleine nicht klar zu kommen und verbleiben lieber in uns ausbeutenden Beziehung anstatt uns ganz real zu informieren, wie wir Unterstützung auf finanzieller oder emotionaler Ebene bekommen. Es ist illusorisch, zu glauben, dass beim nächsten Mann alles anders würde, wenn wir nur genug daran glauben. Wir müssen lernen, ganz real, für uns selber zu sorgen, denn nur dann kann aus der Illusion der großen Liebe auch eine gesunde Liebe entstehen. Das, was wir in der Co-Abhängigkeit leben, ist vielfach nur Illusion. So, wie ein Kind an Märchen glaubt, glauben wir daran und verschließen die Augen vor der Realität.

    Wie gesagt, so sehe ich es für mich in der Nachschau und es begegnet mir nach wie vor in meinem Umfeld. Und – es sind lediglich meine Gedanken zu gelebten Illusionen. Ich würde mich freuen, zu lesen, wie IHR darüber denkt.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Servus Ette,


    meinen größten Respekt vor so viel schonungsloser Ehrlichkeit Dir selbst gegenüber! Ich bin mir sicher, der Weg bis zu diesem Eingeständnis war schwer, lang und tränenreich, raubt er Dir doch die "Lebensgrundlage" oder "Daseinsberechtigung" als Co-Abhängige.

    Das Wissen um diese Illusionen ist eines, aber wie sieht es mit den Gefühlen aus, wenn das Wissen auf die Seele trifft?

    Ich für meinen Teil habe als Alkoholiker mit meiner Illusion vom "kontrollierten Trinken" oder vom "ich doch nicht" sehr zu kämpfen gehabt. Bis ich auch meiner Selle "gestattete", Alkoholiker zu sein. Als die Illusionen weg waren, weil ich sie als solche entlarvt hatte, war meine Seele leer.

    Aber auf eine angenehme Art leer: ich hatte endlich Platz für mein Leben, für den Anfang eines neuen Lebens.

    Ette, ich bin da recht sparsam damit: aber heute fühl' Dich mal geknuddelt - für Dich selbst und Deinen Weg! Ich lese bei Dir keinen Hass, keine Wut, keine Missgunst und keinen Neid. Durchaus zwar manchmal Melancholie, aber viel öfter: Ich lese bei Dir Stück für Stück mehr und mehr Zufriedenheit. Geh' Deinen Weg weiter, ich finde: er steht Dir gut!

    LG
    Spedi

  • Spedi, dass DU dies schreibst, hat für mich einen ganz besonderen Stellenwert. Ich danke dir!

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Liebe Ette,

    für Dich ist diese Erfahrung nun ein Teil Deiner Vergangenheit. Ich selbst weiß, dass erst mit einem gefühlten Abstand man viel klarer sehen und denken kann.

    Da bin ich leider noch nicht. Aber ich denke seit ung. einem Monat an Trennung von meinem geliebten "Alki" und wie ich es am besten hin bekomme. Ich gebe offen zu, ich habe am meisten Angst davor, dass ich wieder so leide wie nach der Trennung von meiner letzten Liebe (kein Alkoholiker). Das waren zwei schwierige Jahre. Ich hatte permanent Durchfall und habe nur noch funktioniert und hatte Alpträume. Ich möchte nie wieder so eine Zeit durchmachen – und auch wenn es sich dumm anhört, glaube ich wahrscheinlich, dass das Laufen im Hamsterrad und diese "Illusion" erträglicher ist als das Leiden danach. Das ist eigentlich meine größte Angst – ja schon Panik!!

    Alleine sein bin ich gewöhnt. Ich habe noch nie mit einem Mann zusammen gelebt und war finaziell noch nie abhängig. Doch emotional immer. Auch jetzt in meiner Fernbeziehung seit drei Jahren bin ich meistens alleine. Aber – emotional sehr stark gebunden. Ich "zehre" von den WE (alle 2–3 Wochen) und den fast täglichen Telefonaten. Es ist also weniger eine "gelebte" Beziehung – sondern… tja was ist es denn – ehrlich gesagt auch ein Warten und hoffen und es fällt mir ungemein schwer auszusprechen, das es auch wohl eine Illusion ist. Puhhh!

    Ja, ich habe die ganze Zeit gehofft, dass wir eigentlich schon längst zusammen wohen und leben. Er will angeblich auch, aber müsste noch besser verdienen, sagt er. Und so zieht sich das hin und hin…

    Aber selbt wenn er plötzlich genug verdient – ich kann doch nicht mit einem Alkoholiker leben. Das ist doch wie auf einer Bombe leben.

    Weißt Du, das Dumme ist, da ich ihn zu selten sehe und er in meiner Gegenwart immer nüchtern ist, ist das alles so fiktiv. Er trinkt allein zu Hause. Ich bin nie dabei und habe ich nie betrunken erlebt. Vielleicht wäre das heilsam.

    Was kann ich tun, um in meinem Entschluß, mich zu trennen noch sicherer zu werden?

    Würde mich über eine Antwort freuen
    Ettena

  • Liebe Ette,

    Illusionen, was ist das denn? Für mich ist das jetzt fehlender, gelassener Zufriedenheit hinterherlaufen.

    Endstadium: weglaufen, zumachen, tschüß - sogar bis zum Tod.

    Es ist keine Illusion mehr, wenn ich an anfängliche Streichelbrüller denke und heute einen gelassenen, ausgeglichenen Menschen lese. Alles ändert sich, auch Illusionen werden handfest. Ette, ich habe mir sehr viel von Dir abgelesen. In der Schule hätte ich dafür was auf die Finger bekommen, hier hat es mir in meinem Leben geholfen, danke.

    Mach weiter so und lieben Gruß kaltblut

    Sie standen dar und fragten sich warum und nur einer meinte: warum nicht.

  • @ currlinger:

    Unsere Gefühle sind keine Illusionen. Aber erst, wenn wir in der Lage sind, unsere Gefühle realistisch zu betrachten, kommen wir in die Lage, zu sehen, was ist. Viel zu oft basieren unsere Gefühle auf einem "was sein könnte". Dann sind sie Illusion. Hab ich für mich festgestellt.

    kaltblut :

    Klar mach ich weiter! Nicht jeden Tag gleich schnell oder gleich tief, aber kontinuierlich. Das weißt du. So, wie du auch weiter machst. Jeden Tag ein paar Meter durch die Wüste - bis wir ihn gefunden haben.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo zusammen.

    Heiligabend: Ich fahre mit dem Auto zu meinen Leuten. Kurz vor dem Ziel….

    Ein Auto liegt im Straßengraben, auf dem Dach liegend.

    Meine Gedanken….Sammeln die bei der Schrotthandlung, welche dort nebenan ist, jetzt auch Autos?
    ….das liegt hoffentlich schon länger da.

    Ich halte an….und dann begegne ich der Realität. Ein Auto ist von der Straße abgekommen. Die Frau ist noch im Wagen, leicht verletzt.

    Ich habe mich mit meiner Illusion, meiner Wahrnehmungsstörung, ertappt. Ich hoffte, dass eben nichts Schlimmes geschehen ist und redete mir die Situation schön.

    Ich überlege, ob dieses Verhalten besonders Co ist, oder ob nicht jeder andere auch nicht von dem Schlimmsten ausgehen würde.

    Es steckt bei mir sicher ein bisschen die Angst dahinter etwas sehen zu müssen, was ich gar nicht sehen will und allein handeln zu müssen, ohne zu wissen, wie richtig zu handeln ist.

    Ich denke auch, dass das Alleinsein, ein Angstfaktor bei mir als Co war. Ich habe die Trennung gar nicht als Lösungsweg gesehen, weil ich nicht allein sein wollte. Und zu gegeben, das auf sich allein gestellt sein, kostet mir auch jetzt noch in manchen Situationen eine gewisse Überwindung.

    Ich muss auch heute für mich eingestehen, dass ich für den Ratschlag sich zu trennen nicht zugänglich war. Wenn ich bedenke, ich habe mich bei Freunden über meine Beziehung ausgeheult, aber deren Worte nahm ich nicht auf. Wenn es um Trennung ging, war ich taub. Die Lösung musste anders aussehen.

    Etwas, was ich festgestellt habe: ich nehme diese Lebenstipps von Freunden jetzt ganz anders auf und denke darüber nach, was sie sagen. Ich muss ihnen sogar manchmal Recht geben.


    Liebe Grüße Apfel

  • Hallo Apfel,

    deine Worte kann ich sehr gut nachvollziehen. Ich habe damals in der Illusion gelebt, dass ich der Mensch bin, mit dem "mein Alki" trocken werden und bleiben kann. Dabei habe ich vollkommen ausgeblendet, dass mein Verharren im System mit meinen ganz eigenen Verlassensängsten zu tun hat. Diese Illusion wird ja auch ganz oft von außen bestätigt. "Du bist ja so geduldig!", "Dass du das alles mitmachst, du musst ihn sehr lieben...." und "...dass du dir das auflädst - Hut ab!" Solche Äußerungen ließen mich aufblühen, mich toll fühlen. Tja, Illusionen halt.....aus einem kleinen "Selbst" heraus.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Zitat von Apfel


    Ich überlege, ob dieses Verhalten besonders Co ist, oder ob nicht jeder andere auch nicht von dem Schlimmsten ausgehen würde.

    Ich glaube es ist eine Frage des Masses. Jeder Mensch hat Erwartungen und Hoffnungen. "Besonders Co" ist es wohl erst, wenn die Dosierung nicht mehr stimmt, die Erwartungen unrealistisch sind und notwendigerweise enttäuscht werden müssen, ein Hoffen so unrealistisch ist, dass es Illusion ist.

    Aber ich glaube daran, dass man das richtige Mass lernen kann. Oder ist das eine Illusion? Ist es realistisch zu glauben, dass ich in meinem Leben immer und immer wieder in Beziehungen mit Alkoholokern geraten werde?

  • Hallo zusammen,

    Hallo Ette,

    Zitat

    "Du bist ja so geduldig!", "Dass du das alles mitmachst, du musst ihn sehr lieben...." und "...dass du dir das auflädst - Hut ab!" Solche Äußerungen ließen mich aufblühen, mich toll fühlen. Tja, Illusionen halt.....aus einem kleinen "Selbst" heraus.

    Ja, diese Aussagen habe ich auch gern aufgegriffen. Die passten ja zu diesem Alk-Coalk-System und ließen mich als Aufopfernde toll fühlen. Ich das Opfer, er der Täter und die Rollen waren verteilt.
    Die Zusätze "Ich könnte das nicht, weil...", wurden von mir überhört. Ich hätte meine Rolle ändern müssen, ich hätte an mir etwas ändern müssen und nicht meinem Partner den schwarzen Peter zu schieben können. Wenn ich jetzt meine Gedanken so niederschreibe, Angst vom Alleinsein war da, aber ich war auch nicht in der Lage mir selbst die Verantwortung für mein eigenes Leben zu geben. Schuld an meinem verkorksten Leben war er.

    Wie schon geschrieben, ich lerne mittlerweile gern von den Lebensansichten anderer und deren Empfinden gegenüber manchen Situationen. Sicher auch, weil ich mir bewusst bin aus den Erfahrungen anderer mein Wohlbefinden verbessern zu können.

    Hallo Marjel,

    Ich glaube schon, dass ich die Kunst besitze schlimme Situationen schön zu reden.
    ;)

    Ich denke eher, dass es eine Illusion ist, zu behaupten mir passiert es nie wieder mich in einen Alk oder in den falschen Mann zu verlieben. Denn dann würde ich der Gefahr laufen, mich an etwas festzuklammern, dass mir unter Umständen nicht gut tut.

    Liebe Grüße Apfel

  • Guten Morgen,

    immer wieder, wenn ich hier lese, begegne ich den Illusionen. Der Illusion, etwas zu verändern, zum Beispiel. Dabei ist es oftmals nur ein Drehen. Ein Drehen in den immer gleichen Kreisen. Vorwürfe, Wut, Vergeltung, Rache..... lese ich zwischen den Zeilen und immer wieder die Hoffnung, dass alles gut wird. Es ist eine Illusion, dass alles gut werden kann, wenn nur darauf geguckt wird, was der trinkende Abhängige macht.

    Viele, die hier schreiben, geben sich der Illusion hin, dass wenn der Trinkende aufhört zu trinken, alles in Ordnung ist. Weit gefehlt! Aber dafür muss „frau“ auch einmal ihre eigenen Gedankenkreise verlassen und anderer Leute Gedanken lesen und reflektieren. Nicht sich kuschelig einrichten im „Jammertal“, sondern diese Grenzen überschreiten. Von der Illusion in die Realität gehen. Denn die Realität ist ganz anders, als sich Co´s das in der Regel selbstverleugnerisch vormachen.

    Die Illusion, dass ICH daran etwas ändern kann, die habe ich schon lange aufgegeben. Ich kann nur von meinen Erfahrungen schreiben. Davon, dass ich lange in der Illusion gelebt habe, dass „sein“ Trinken nur mit ihm zu hat. Meinen Teil am System habe ich schön ausgeblendet. Illusion eben.....

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,
    zu Deinen "Illusionen" kann ich nur sagen: "Danke für diese Zeilen"

    Ich bin tief beeindruckt, die Worte regen mich zum nachdenken an, lassen meine Wut im kleineren Licht stehen, und endschuldigen auch meine "schlechten" Gedanken.

    Liebe Grüße
    Söckchen

    „Geliebt zu werden kann eine Strafe sein. Nicht wissen, ob man geliebt wird, ist Folter.“

    Robert Lembke

  • Zitat

    Zur Zeit denke ich, es ist eine Illusion, anderen COs irgendwie helfen zu koennen, indem man sich hinsetzt und ihre Beitraege liest und ihnen schreibt.

    Mumpitz ! Im Ernst, ich nehme Dein Problem hier sehr ernst und bin Dir im Gegenzug unendlich dankbar dass Du mir unermüdlich den Kopf wieder gerade rückst :lol:

    Steter Tropfen höhlt den Stein.

    Liebe Grüße Emma

    In every heart, there ist room - A sanctuary safe and strong
    To heal the wounds of lovers past - Until a new one comes along

    (Billy Joel)

  • Hallo Markus,


    Zitat

    Zur Zeit denke ich, es ist eine Illusion, anderen COs irgendwie helfen zu koennen, indem man sich hinsetzt und ihre Beitraege liest und ihnen schreibt. Vornerum lese ich dann immer wieder sowas wie "Danke" und "Schoen, dass Du geschrieben hast" aber zwischen den Zeilen lese ich in letzter Zeit staendig Angriffe, dass man ihnen ihre Beziehung, ihr glueck und ihre Liebe madig machen oder wegnehmen will.


    Cos neigen dazu unehrlich mit sich selbst und rechthaberisch zu sein. Ich nehme es niemanden übel, wenn er sich nicht helfen lassen will oder besser gesagt helfen lassen kann. Co-Abhängigkeit ist eben eine Krankheit und ich glaube auch, dass bei jedem Co erst ein bestimmtes persönliches Maß erreicht sein muss, ehe er anfängt sich zu ändern.
    Jedem ist hier nicht zu helfen. Auch der Weg aus der Co-Abgängigkeit heraus ist ein langer Prozess, jeder braucht seine eigene Zeit. Mir hat es in der Anfangszeit nicht immer gefallen, was man mir schrieb. Ich fühlte mich sehr angegriffen. Ich musste erst lernen mich nicht selbst zu belügen und einzugestehen, dass etwas Wahres an dem ist, was man mir schrieb. Zum einen reagierte ich sicher patzig oder ich versuchte zu beweisen, dass dem, was behauptet wurde, nicht so ist.

    Zitat

    aber zwischen den Zeilen lese ich in letzter Zeit staendig Angriffe, dass man ihnen ihre Beziehung, ihr glueck und ihre Liebe madig machen oder wegnehmen will.

    Da fällt mir die Kosten-Nutzen-Analyse ein. Es kostet höchstens Nerven und bringt einen nicht weiter. ;)


    Hallo zusammen,

    bewiesen wird hier im Forum viel. Auch eine Illusion, alles beweisen zu müssen. Ein Gedanke, der mir die letzte Zeit durch den Kopf geht. Warum, muss Co beweisen, dass es ihm nach der Trennung gut geht? Warum muss er aufzählen, was er jetzt allein alles Tolles macht? Reicht es nicht aus, wenn man ehrlich zu sich selbst ist?


    Liebe Grüße Apfel

  • Guten Morgen,

    @Markus: Stimmt, ich denke, dass es auch eine Illusion ist, anderen Co´s helfen zu können. Du kannst deine Erfahrungen aufschreiben. Ob sie zur Hilfe werden, das bestimmt jeder Co für sich selbst.

    Hier schreiben immer wieder neue Leute. Dadurch kann für „alte Hasen“ schon einmal der Eindruck entstehen, in Don-Quichotte-Manier gebetsmühlenartig zu agieren. Aus genau diesem Grund schreibe ich manchmal tagelang gar nichts hier. Weil ich denke, dass ich mich dauernd wiederhole.

    Jeder der hier beginnt zu schreiben, gibt sich wohl der Illusion hin, dass seine Situation von „außen“, sprich den Schreibern des Forums, gebessert werden kann. Es reicht jedoch nicht, nur hier zu schreiben und zu lesen, was ihm geantwortet wird. Wer aus seiner Co-Abhängigkeit kommen möchte, wird irgendwann begreifen müssen, dass die Hilfe nur bedingt von außen kommt. Die Ursachen liegen in jedem Menschen selbst. Und so kann auch nur jeder Mensch für SICH etwas ändern. Das kann kein Forum, keine reale SHG und kein Therapeut.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

  • Hallo Ette,

    Zitat

    Die Ursachen liegen in jedem Menschen selbst. Und so kann auch nur jeder Mensch für SICH etwas ändern. Das kann kein Forum, keine reale SHG und kein Therapeut.

    richtig, ich kann mir hier nur Anregungen und neue Gedankengänge herausziehen. Aber bewegen und an mir arbeiten muss ich schon selber.

    Liebe Grüsse
    Elocin

  • Ich glaube, Ette, Deine kleine Zusammenfassung zum Thema 'Illusion' ist einer der besten Beiträge, die ich hier je gelesen habe. Zu oft kamen mir diese Gedanken auch, doch ich hätte sie nie so deutlich rüberlassen kommen können, so schön in Worte fassen können.

    Ob es nun eine Illusion ist, anderen Coabhängigen hier helfen zu können ist eigentlich für mich nicht so wichitg. Ich versthe dies als ein Forum, wo jeder freiwillig hergekommen ist , um sich Hilfe, Informationen, Austausch zu suchen. Wem es nichts bleibt weg. Wen es interssiert und wer sich damit auseinander setzen will, wer hier weiterkommt, der bleibt. Viele bleiben.

    Doch, ich denke schon, dass die Beiträge sehr viel auslösen. Sehr viel mehr vielleicht als man denkt. Das Thema wird immer wieder von neuen Perspektiven druchleuchtet, aus verschiedensten Sichtweisen gesehen, von unterschiedlichsten Menschen ausgedrückt. Ich finde das ist eine große Bereicherung. Jeder für sich muß dann seinen eigenen Weg daraus finden.
    Ich für meinen Teil habe schon eine ganze Menge aus diesem Forum gezogen. Ich habe viele gute Berichte gelesen, viele neue Informationen , Büchertipps, Wissenswertes erfahren.

    Auch ich bin kein Küßchen-hier-küßchen-da -Typ. Aber wers braucht- mich störts auch nicht, wenn andere sich ein paar Cyberküsse ergattern.

    Also ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass es eine Illusion ist, dass man anderen Menschen hier weiter helfen kann, oder einem selbst geholfen wird. Aber das muß jeder für sich entscheiden.

    Dass hier meterweise über Ost- und West-Hausfrauen diskutiert wird find e ich auch voll daneben. Aber wens nicht interessiert, der liest eben nicht weiter und schon bald versinkt dieser Thread irgendwo ganz tief unten.


    Wenn Du, Curlinger, aber darauf anspielen willst, dass es genauso eine Illusion sei hier Coabhängigen helfen zu können, so wie die Coabhängigen irrtümlicher glauben den alkoholsüchtigen helfen zu können, dann machst Du einen Denkfehler, meine ich. Die Coabhängigen sind hier selebr her gekommen, um sich Hilfe zu suchen. Die Abhängigen aber, die mit den Coabhängigen leben, wollen ja garnicht, dass ihnen geholfen wird. Ich denke, DAS ist der kleine aber entscheidende Unterschied.
    Es gibt ja auch nasse Alkoholiker, die hier im Forum ihre Unterstützung finden, und nur deshalb finden, weil sie es 'wollen'.

  • nochmal an Currlinger:
    Ich glaube , dass Du und Ette da von ganz verschiedenen Dingen redet.
    Ette beschreibt so schön die Illusion der Coabhängigen, wie sie an ihrem Partner haften durch diese Illusionen, die ihnen so viel Kraft gibt, dass sie es nciht schaffen sich zu trennen. In der Regel sind doch alle unzufrieden, unglücklich, abgenervt, gekränkt usw von ihren nassen Partner. Da ist doch die Frage berechtigt: Was hält mich eigentlich noch an diesem Menschen? Und da ist ide Antwort: Die Illusion, die Hoffnung, dass alles irgendwann mal wieder so wird wie früher, dass alles einmal besser wird als jetzt , dass der Partner sich ändert. Das ist ja wahrhaftig schon fast so, als seien die Coabhängigen auch ohne Alkohol schon ganz schön 'benebelt'. Die Coabhängigen 'erhoffen' sich den Kummer weg, die nassen Aloholiker 'saufen' sich die Probleme weg. Oder glauben dies zumindest.

    Aber Du, Markus schreibst von der Hoffnung, dass sich hier durch Ratschläge und Austausch etwas ändert. Das sind doch zwei paar Schuh. Ich glaube, das darf man nicht so einfach erwarten. Man kann niht einfach ein paar tolle Erfahrungen in einen Threwad schreiben und der Betroffene ändert sich dann. Das was wir heir tun sind alles Denkanstöße.
    Ich glaube auch, dass die was bewirken. Aber alles braucht seine Zeit. Genau wir Alkoholabhängigkeit nicht von heute auf morgen entsteht so entsteht C oabhängigkeit auch schleichend. Und ich vermute das es genau so einen Prozeß braucht, um sich davon wieder zu befreien. Wir sind ja keine Zauberer, die nur mit dem Finger schnippsen und aus dem Ei wird ein Hase. Wir sind alle Menschen , die eben etwas länger brauchen, um etwas zu verarbeiten. Aber diesesn Prozeß können wir gegenseitig anstoßen, in Gang setzen. So seh ich das jedenfalls und da bin ich guter Hoffnung. :)

  • Hallo Markus,

    nein, du hast keinen Rahmen gesprengt, weil ich keinen vorgegeben habe. Allerdings habe ich das Empfinden, dass du etwas "ver"sprengt bist im Moment. Und zwar zurück in deine Co-Abhängigkeit. Aber jetzt ist es nicht mehr deine Freundin, die du retten willst, sondern all die anderen Co´s hier. Denen kannst du genauso wenig helfen wie deiner abhängigen Freundin. Das müssen die alle für sich alleine entscheiden. WIR können nur aufschreiben, was wir wann wie empfunden und gelernt haben. Jeder muss für sich alleine lernen und sich verändern. WIR können NIEMANDEN ändern. Jeder muss den Weg für sich alleine gehen. Es kann hier jeder lesen und schreiben, sich für sich mitnehmen, was ihm gut tut und hilft und das hier lassen, mit dem er nichts anfangen kann.

    Manche verschwinden, ohne dass sich etwas verändert zu haben scheint. Vielleicht aber wirkt nach, was hier überall zu lesen ist. Manche lassen uns an ihrem Veränderungsprozess teilhaben. Aber auch dann ist es IHR Prozess, den sie selber in Gang setzen und vorwärtstreiben. Er ist weder von uns initiiert noch wird er von uns getragen.

    LG
    Ette

    Im Schmerz von gestern liegt die Kraft von heute.
    ("Handbuch des Kriegers des Lichts" v. P.Coelho)

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